Der lMne Wg. Roman von Hann? von Zobelkitz. l. Hans war soeben aufgewacht. Durch die geblümten Kattungardinen am halboffenen Fenster leuchtete die helle Morgensonne in das Zimmer, dies liebe altfränkische Fremdenzimmer mit der einen schrägen Wand. Hinter der lag die Obstkammer; es duftete, wie immer, nach gedörrten Aepfeln und Birnen. Hans schloß die Augen wie der halb und rekelte sich in dem breiten Bett. Das war so ziemlich die behag lichste Stunde zu Hause, diese Früh stunde. ehe die alte Alwine die Treppe herausschlurkte auf ihren Strohpanti nen und anpochte: „Junge gnä'ge Herr, die gnä'ge Frau un 's gnä'ge Frölen sin schon lang beim Kaffee!" Nachher kamen doch die unvermeidli chen langen Gespräche und Auseinan dersetzungen. Aber diese dreißig Mi nuten köstlich! So mit halboffenen Augen zu träumen, dabei die achtund vierzig Lauben auf der wunderbaren Tapete aus Olims Zeiten mechanisch zu zählen, den Duft des Dörrobstes in der Nase, den Kopf ganz tief in Mut terns weiche Kopfkissen eingebuddelt zu schön das! Da kamen so ganz von selbst all die alten lieben Geschicken den Onkel Fritz in Pigritia umtaufte, von der greisen Kinderfrau Beate, di« schon drei Generationen der Hagelitze abgewartet hatte, vom demo kratischen Hauslehrer und seinen Zän kereien mit Großpapa, über die so manche Algebrastunde in ihr Nichts Ja so! Richtig! Bei einem Haar zu vergessen, daß man heut nicht Al leinherrscher in Pompeji ist! Drüben lag ja der Spatz im Bette. Ob der wohl noch dachste? Hoffentlich! Hans drehte sich so vorsichtig um, als erfordere es eine gehörige Kraftan strengung, und lugte nach der anderen Zimmerseit« hinüber. Da begegnete er auch schon zwei weit offenen blauen Augen. „Morgen, Spatz!" „Wie ein Murmelthier." „Nun war's wieder ein paar Minu ten still. Bis dann der andere lachte und fragte: „Säg mal. Hans, warum heißt eigentlich in des Deubels Namen dies Zimmer Pompeji?" Vater, Gott hab' ihn selig, Anno 18L» 1820 Tante Beer beerbte, suhlte er wie- Zopflinien an großartig, was? Na, nachdem die ganze, liebe Nachbarschaft sie genugsam bewundert hatte, kamen absonderlichen Name» geben muß, so taufte sie dies „Pompeji". Das darf Dich nicht wundern. Wir haben in Vielberg auch 'ne „Vleikammer", weil das Zimmer im Sommer sehr heiß ist, und ein „Handtuch", weil das Zimmer sehr schmal ist; das Frühstückszimnier heißt die „Futterkiste", und ein Zim mer unten, in dem 'ne alte verstaubte esquilinische Venus inGips steht, heißt der „Vatikan". Uff nun wollen wir doch lieber aufstehen, Spatz was?" Der andere war schon auf und in den Unterkleidern. Ein langer, hage rer Mensch der Spitzname Spatz mochte daher kommen. Er hatte das Fenster vollends geöffnet und bog sich weit hinaus, wie um mit großen Zügen die frische Morgenluft einzuathmen. Als er sich endlich umwandte, stano Hans Hagelitz am Waschtisch und ließ Ströme von Masse, über den blonden Es war nur ein Waschtisch im Zim mer. So warten. Er nicht so beachtet, wie wunderhübsch euer Vielberg liegt. Der Blick hier über den Garten auf die Wiesen, den nachher von allen Mitgliedern unsere? edlen Geschlechts über die Hutschnur angepriesen wird. Es ist das auch eine Eigenthümlichkeit unseres Hauses. Et was muß der Mensch doch lobpreisen, „Du bist närrisch, Hans!" meinte Gallweg. „Ich weiß wirtlich nicht, wen» ich Dich so sprechen höre, warum mitgenommen „Reinige nur gefälligst erst Dein Ge fieder, geliebter Spatz alles weiter» auf einer kolossalen Säule ruhenden Tisch in der Mitte des Zinimers getre ten sich aii seinem Reise seine Nägel zu feilen, zu pulveri/und zu polireu. Dazwischen sprach er weiter: terthänigst gebeten habe, mich zu be gleiten? Nun ich könnte ja schön thun und sagen: der gute Spatz, das gelehrte Haus, der Schriftgelehrt« und Schriftsteller, hat sich da oben, unter dem Schädeldach, 'n bisse! überarbei tet, ich wollte den bravsten Leutnant Seiner Majestät gern mal 'n bissel feinfeine Landluft riechen lassen. Ich könnte auch bekannter Egoist, der ich bin behaupten, ich hatte mich durch Herrn Herbert Freiherrn von Gallweg über die Langeweile desLand aufenthaltes hinwegzutäuschen beab sichtigt oder meiner Mutter oder mei nem Schwesterlein, die's weiß Gott ge brauchen könnte, in ihm einen plaisir lichen Unterhalter zuführen wollen. Denn in dem gebenedeiten Rufe, das zu sein, steht bewußter Spatz ja." Hans sah so aufmerksani den Schnurren nie angekommen ist, noch allerlei mehr. Aber, liebster Spatz, wozu soll ich eigentlich Dir selbst ge genüber lügen? Offen gestanden: ich brauch' Dich als Nerven- und RUck gratstärker, als 'ne Art moralischen Geradehalters. Verstehst Du? Falls es nämlich kriseln 5011te.... und es wird kriseln, sag' ich Dir, Schätzlein." „Du hättest klüger gethan, Dir für solchen Zweck einen anderen Urlaubs kameraden auszusuchen, HanS. Ich bin sicher nicht der rechte Man» disür." zu einem illustren Vorbild aufgesehen, seit ich Officier bin. Hab' ich nicht alleweil das Mäulchen gehalten, wenn Du mich gerissen haft? Habe ich je ge gen den Stachel gelöckt? Hab' ich mich nicht immer geduckt, wenn Du mir von strenger Pflicht, von spartanischer Ein fachheit, von der löblichen Tugend der Nun lachte der andere doch. „Aber in den Wind geschlagen hast Du's auch, Hans Kasimir!" Hagelitz legte die Nagelfeile beiseite, betrachtete ein aufmerksam vollen Knoten um den hohen Kragen zu schlingen. Er hielt, wenn er Civil trug, auf eine persönlich« Note bei die sem Kunstwerk. „Das ist eine sehr harte Beschuldi gung, Spatz!" sagte er endlich. „Ich hab' es mir sogar stets hinter die eigens dazu geschaffenen Ohren geschrieben, was Du mir gepredigt hast. Aber wer Stils, mein guter Vater war's nerem Maßstab weißt Du, kleiner wohl nur deshalb, weil's Baargeld auf jenen, „die Berge" genannten Hö henzug. Papa pflegte da seine jähr liche Badereise herauszuschlagen, das Wunsch. Nur da rechts hat er Gerade über dem Saum der Schonung siehst Du etwas wie eine Thurmspitze aufglitzern. Nun gut da wohnt also unser „Fürscht"." „Woldegg? Das ist Glaring?" da wohnt in der That Fürst Peter zu Woldegg - Altenhrunn, Graf vi-n Ernsthazeiu" I Sie sahen sich einen Augenblick fest in die Augen. Gallweg ernst, fragend, Du vielleicht sogar an dem Thurm eine slatterndeFahne sehen. Unser „Fürscht" „Und Ellinor.... Ihre Durch laucht, wollte ich sagen?" „Wird sich jedenfalls auch der gli tzernden Thurmspitze erfreuen wollen, die in diesem Frühjahr neu vergoldet wurde. Ob das Edelmetall dafür di rekt oder indirekt aus ihren eigenen Minen stammte, weiß ich nicht. Ist ja auch gleichgiltig." Hans riß sich zusammen. „Ist gut, alte Alwine! Morgen, Du treues Thierchen! Wir kommen gleich!" r: ' schnell Toilette, fast wortlos. Erst sind. In jeder." Der Frühstückstisch war auf der breiten Veranda gedeckt. Sehr schlicht Nur die alte Großmutter, die quer vor saß, löffelte schon an ihrer Rpggen mehlsuppe, ihrer gewohnten Mbrgen mahlzeit von Kindsbeinen an. Sie hafte in ihrer Art bereits Toilette ge macht, wie immer, wenn Hans auf Ur laub war. Ein schwarzseidenes Kleid, das ihre Gestalt wie ein Sack unifloß, ein schwarzseidenes Häubchen auf dem schwarzen, etwas in's Fuchsige spielen den falschen Scheitel, von dem an bei herabhingen. Das sehr volle und doch sehr seine Greisingesicht geschminkt; sehr ungeschickt, denn sie war zu kurz sichtig, um wie ehedem die Hasenpsoie theilte. Rechts neben ihr saß in hausmütter licher Würde Frau von Hagelitz; links Als Herbert Gallweg aus der gro ßen düsteren Diele auf die helle Ve randa hinaustrat, fiel fein Auge zuerst durch den Sinn. Hans hatte oft genug davon erzählt. Sie war als Kind verunglückt, von einem Erntewa gen überfahren worden. So jung kaum vierundzwanzig Jahre mochte sie zählen so hübsch, und ein hölzernes ntn Augen, daß er sofort erkannte: sie ist keine Unglückliche. Wie ähnlich die Geschwister einander doch waren und wie ungleich! Den Löwenantheil der Unterhaltung trugen Mutter und Sohn. und echt. Gallweg fand es ganz selbstver ständlich, daß sich das Gespräch zu nächst fast ausschließlich um Hans und dessen Interessen drehte! er würde es über. Ueberall dasselbe Bild mühsam verschleierten Verfalls! Ei gentlich fing er schon an den verwitter ten, wohl seit Jahrzehnten nicht ausge besserten Treppenstufen zur Veranda Rasenflächen stark ausgedörrt, als habe es an Arbeitskräften gefehlt; der Wirthschaftshof öde, die langgestreckte Scheune jenseits stark baufällig; der Zaun zwischen Garten und Hof voll bedenklicher Lücken, das Thor in den Angeln hängend. dessen Stelle hier schaltete, eine schwache Mutter! Plötzlich schlug der Name Woldegz an sein Ohr. Die Großmutter sprach telt in das Gespräch zwischen Mutter und Sohn hinein: „Der Peter Wol- Millionärin? Hast Du sie in Berlin gesehen, Hans? Sie sind ja wohl im Winter ausgegangen? Bei Hofe so gar... ." Herbert sah, wie das Blut in Han sens Gesicht kam und ging. Aber dann gleichmüthigemTon: „Gewiß,Omama. Ich hatte den Vorzug, der Fürstin vor gestellt zu werden." fuhr er fort: „Sie ist sehr hübsch, viele Unrecht vermuthe, daß die lieben Klatschmäuler der Nachbarschaft alles mögliche über sie in Umlauf gesetzt ha- Minna?! Wären es deutsche Millio nen, Du hättest vielleicht recht. Aber englische oder amerikanische das ist Lengenfeld, Peters Mutter. Sie sind Die Woldeggs sind doch selbst aus Greisengesicht, und um die Lippen spielte ein schalkhafter Zug. Während sie mit ihren beringten Fingern eine Semniel zerbröckelte für die vielen „Mesalliance! Als ob es das nicht im mer gegeben hätte! Es kommt doch IL. Jahrhundert Ehre Bankiers! Jni 17. und 18. Jahrhun her; vorgestern idaren's die Sinas, ge stern die Rothschildtöchter, heut find's die amerikanischen Millionärinnen fätze. Es ist, gottlob, auch gar nicht Dein Ernst!" Es war fast das erste Mal, daß Gallweg, von den ersten Begrüßungs worten abgesehen, Malwine sprechen hörte. Sie hatte die volle sympathi sche Stimme des Bruders, nur etwas fröhlich auf. „Gewiß ist's mein Ernst. Ich kann die Welt aber nicht so feier lich ansehen, wie Du Kiek-in-die-Welt. Denn ich kenne sie besser. Ihr Jungen von heute nehmt überhaupt alles und jedes zu seriös. Lebt mehr dem Tage, Ueber das seine Gesicht des Mäd möglich sehen, doch sie fühlte, daß sie weh gethan hatte. So griff sie sogleich nach Malwinen's Hand, streichelte sie zärtlich: „Du gutes, liebes Kind, Du! Du kleine Jdealistin!" Aber dann blitzte es gleich wieder in ihren Augen auf: „Und Sie, Herr von Gallweg? habe eben immer nur das Allerbeste und Allerschönste —, muß ich wohl an nehmen, daß Sie über mich alte leicht sinnige Frau auch böse den Kopf schüt teln." , „Gnädigste Frau, ich kann nur Ihr Er sagte es nicht ohne eine leichte Ver legenheit. „Sieh! Sieh! Ein Diplomat! So gar einer von der alten Schule, die immer eine hübsche Ausflucht bereit gestanden, als die rücksichtsloseren Her ren, die der vielberühmten Bismarck- Schule entsprossen sind. Aber ich lasse Sie so nicht los. Sie kennen doch Pe ter Woldegg gewiß auch?" „Oberflächlich, gnädigste Frau." Mesalliance?" „Ihre Durchlaucht, die Frau Für stin, ist so schön, daß ich —" „.... doch nicht am Ende an eine tische Ausfluchts - Phrase war, sind mer eiskalte Mädchen. Geld, viel Geld macht stets kalt! Da kann, und nun zumal bei Peter Woldegg, von Liebe gewiß keine Rede sein." Da ließ er plötzlich dasWachsstreich holz fallen und sprang aus. er. Und, wie nach kurzem, schnellem Ueberlegen: „Wiwi, wollen wir ihr nicht entgegengehen?" Gallweg sah zuerst uur, wie Mal wine sofort aufstand, sich ganz leicht mit der Hand auf die Tischkante stützend, und wie sie, ohne den Arm des Bruders anzunehmen, die Verandastu fen hinabstieg. Man merkte kaum, daß sie ein künstliches Bein hatte; nur ein klein wenig hinkte sie oder zog vielmehr Kops unbedeckt trotz der hellen Sonne, deren Schein, als sie aus dem Schat ten heraustrat, um die volle blau „Nun halten Sie aber Ihr Herz fest, Herr von Gallweg," sagte die Groß mutter. „Die Schönheit von Vielberg kommt. Oder richtiger, eine wirkliche Schönheit." „Aber, Mamachen, das ist doch wohl übertrieben," warf Frau von Hagelitz ein. „Durchaus nicht, lieb' Kind. Ich denke immer, wenn ich die Tina seh': wie kommt diese römische Principessa in unser märkisches Pfarrhaus? Es bleibt schon ein wunderliches Zufalls spiel: unser alter Heckstein, seine blonde Maria Gott hab' sie selig diese südliche Schönheit mit den Feuer augen. Die hat die Tina nämlich Gallweg!" Er lächelte. „Unbesorgt, gnädigste Frau —" Aber als die drei unten, den breiten Einfahrtsweg entlang schlendernd, nun näher kamen, war er doch über rascht. Der Vergleich der alten Dame traf wirklich zu. Dies märkische Pfarrers kind mit der hohen, zarten, schlanken und doch ebenmäßig gerundeten Ge stalt, dem feinen und doch scharfge schnittenen Profil, den rothen schwel lenden Lippen, der schöngeschwungenen Nase, den großen Augen und den star ken Brauen glich in der That den Ge stalten, die er in Rom gesehen hatte, damals, als er seine erste, in heimli chen Schmerzens- und Wonnestunden geschriebene Novelle glücklich verkauft hatte.... glich diesen Principessen, wie sie, lässig in den Wagen zurückge lehnt, auf dem Monte Pincio, in der pessen von der weißen und von der schwarzen Partei, der Gefolgschaft des Quirinal oder des Vatikan, sie hatten benlust oder Schminke! Aber dies junge Mädchen hier hatte eine Gesichts farbe —ja wie denn? Fast ein ganz lichter Bronzeton war's, ein köstliches Helles Gelb, unter dem das Blut rosig herausschimmerte. War er nicht am Nemisee einmal einem ähnlichen Antlitz heran. Gallweg hatte sich „Theuerste Tina! Erlauben Sie: Hier der weltberühmte Spatz, Herbert im Regiment Garde - Grenadiere, zur Zeit Ueberstudirter im dritten Eötus der Kriegsakademie zukünftiger Moltke, Fulda, Sudermann mein Freund! Das heißt, er behauptet es zu sein mit der leichten Herablas sung des großen Mannes einem un würdigen Altersgenossen gegenüber!" Hans gefiel sich wieder einmal in nicht ganz sicher fühlte, irgend etwas verschleiern, verheimlichen, hinaus schieben wollte. Das junge Mädchen wie alt mochte sie sein? Es konnten achtzehn, es konnten fünfundzwanzig Jahre sei» schien nicht darauf zu achten. Sie küßte den Damen die Hand und reichte ganz unbefangen dem Officier ihre Rechte. Dann schob sie sich auch schon einen Stuhl zurecht, nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, daß Malwine bequem saß, mit dem kleinen niedrigen Hockerchen, auf den sie den rechten Fuß hinstrecken tonnte. der wohlwollenden Patronin. „Ich danke, gnädige Frau. Er liest seinen geliebten Goethe und schilt über den bösen Heiden. Das ist immer ein gutes Zeichen. Die warmen Tage thun ihm ja überhaupt gut. Uebrigens komme ich in seinem Auftrag. Papa läßt fragen — ," sie sagte es mit einer etwas neckischen, graziösen Kopsnei- Abend in der Laube ein Gericht Krebse zu essen. Der Ewald vom Schlichtsee hat sich nämlich seiner Pflicht erin nert —" Sie zuckte die Achseln. „Wie die märkischen Krebse jetzt sind, Hans. Wenn Vater recht hat, und er wird wie die Hummern. Das ist vorbei." „Die Welt geht eben rückwärts, Tina. Was bei den Krebsen ja freilich klein: ich sage feierlichst für unZ alle zu." Die schnelle Antwort von Hans schien ihr nicht ganz zu genügen. Sie nickte ihm zwar wie dankend zu, holte sich aber dann, mit einem fragenden Blick ihrer großen Augen, noch die be sondere Zusage der beiden älteren Da men. Die Großmutter gab sie, indem sie ihr zärtlich ein wenig in ihren Arm kniff: „Daß Du sie aber auch ordent lich kochst, Tinchen. Springlebendig in kaltem Wasser angesetzt Ein Schrei der Entrüstung, halb ernst gemeint, halb scherzhaft, erhob sich. Die Greisin lachte: „Das wollte ich ja bloß hören, ihr junges 8011. Human, wie ihr alle seid den Thie ren gegenüber! Als ich so alt war wie ihr, that's selbst die frömmste Haus frau nicht anders. Zog auch dem Aal bei lebendigem Leibe die Haut ab —" „Hör' auf, Großmutti!" bat Mal wme und hielt sich beide Hände vor die „Gleich, Kindl! Nämlich, ich wollte nur sagen, daß die Welt nicht rück wärts geht, sondern wirklich besser wird. Man muß nur eine genügend lange Zeit leben, um das rückblickend erkennen zu können. Die Welt ist überhaupt gar lein solch' Jammerthal, wie sie euch mein alter Freund Heckstein Tinas Vater, Herr von Gallweg alle drei Monate einmal von Berufs wegen zu schildern pflegt. Die Welt ist sogar sehr schön, wenn man sich ihre: zu freuen versteht —" „Und dazu das nöthige Kleingeld hat," ergänzte Hans lachend. „Natürlich, mein Junge. Das muß man haben man muß es aber auch auszugeben wissen. Na, ich denke, die Hagelitze haben wenigstens dafür im mer die nöthige Anlage gehabt." Sie erhob sich, indem sie sich schwer mit bei den Händen auf den Tisch stützte: „Die Gallwegs auch?" „Tanz armer Schwertadel, gnädige Frau. Selbst wenn Wille und Anlage da gewesen sein sollten, meinen Vor fahren fehlte das Kleingeld, wie Hans so schön sagte. Aber vergnügt sollen sie trotzdem gewesen sein, keine K-Ps hänger wenigstens." Die alte Dame hatte ihren Stock mit der mächtigen Elfenbeinkrücke in die Rechte genommen und stapfte lang sam um den Tisch herum. Neben Gall weg blieb sie noch einen Augenblick ste hen, tupfte ihm leise mit dem Stock auf die Schulter: „Es giebt auch solche!" sagte sie. „Aber sie sind sehr rar. Nicht weil sie wirthschaftlich sind davon halte ich gar nicht so arg viel, ich alte unwirthschastliche Person —, aber weil sie zufrieden sind. Das ist eine köst liche Gabe." Gallweg war höflich aufgestanden. Die Greisin schob ihre Krücke unter den Arm, nahm ihre langstielige Lorg nette vor die Augen: „Ich hab' Sie eigentlich noch gar nicht recht genau sehen können. Seien Sie nicht böse, Ich muß doch suchen, ob ich den Zu friedenheitszug bei Ihnen finde." Nun ließ sie die Lorgnette fallen und drohte scheint, Sie schlagen aus der Väter Art. Ich finde da etwas in Ihrem Gesicht, das mit Zufriedenheit nicht recht zusammenpaßt: den Ehrgeizzug nämlich!" troffen!" Auf dem hageren Gesicht Gallweg'Z ging in's Haus. Noch eine ganzeWeile hörte man das feste Aussetzen ihres Stockes. Auch Frau von Hagclitz hatte sich er hoben. In der Hand den Schlüssel korb, stand auch sie einen Moment ne- Prachtvoll! Was? Ein Drittel Si bylle, ein Drittel Marquise, ein Drittel —Mecklenburgerin! Sie ist nämlich bitte!" „Mich mußt Du entschuldigen. Ich habe um elf Uhr meine Kleinen —" des Menschen Wille ist sein Himmel reich. Aber Sie, Tina? Wissen Sie Art der Ablehnung. Es zuckte so selt- Lippen. (Fortsetzung folgt.) kragen, ein Amerikaner, ist kürzlich, über SO Jahre alt, gestorben. Für die Küche. Speckklöße. Man schneidet Pfund Speck in feine, würflige Stück chen und läßt sie gelb braten. Unter dessen schneidet man sechs altgebackene Semmeln in feine Schnittchen und übergießt diese mit dem Schmalz und Milch mit 3 Eiern, gießt es ebenfalls über die Schnitten, giebt Salz, Pfef fer, Schnittlauch und I—21 —2 Handvoll Mehl darunter, verrührt das Ganze ten.^ , Reisspeise mit Kirschen. Man blanchirt ein halbes Pfund Reis Eßlöffel Mehl über, giebt geschnittenes Wurzelwerk, Pfeffer, und Ge- Theelöffel Fleischextrakt, schärft sie Fleisch mit geschmorten Kartöfselchen rothem Wein. Man brüht man ihn mit 1 Quart rothem Wein, einem halben Pfund Zucker, worauf eine Citrone abgerieben, nebst einer ausquellen. Den Zimmet nimmt man heraus, gießt die Masse in eine porzel lanene Assiette, läßt sie erkalten, löst Assiette, daß man sie leicht stürzen kann, und giebt sie aiks die Anrichte» schüssel. Hierzu servirt man ge schmorte Kirschen oder Rahmschnee. Kalbsschnitzel mit Rahm. (Pester Rezept.) Man klopft schöne. nen Eßlöffel voll Rahm mit etwas mischt.) Zuletzt wird etwas Rind- Geschmorte Hainmelkeu le. Man setzt die Keule nicht zu frisch und gut geklopft, mit Wasser und Weißbier, welches nicht bitter sein darf, aufs Feuer, schäumt sie gut ab und giebt 5 Nelken, 12 Pfefferkörner fel voll Mehl, giebt Butter darunter verhüten. Dann schöpft man da! Fett von der Brühe und rührt diese durch ein Sieb, füllt die abgefettete Brühe über den Braten, giebt Citro nenscheiben ohne Kerne, eingemach?« Gurken, welche man der Länge nach mehrere Male durchschneidet, oder frische Gurken mit einer Obertasse voll Essig und eine Handvoll Perlzwii» beln an die Sauce, läßt di« Keul« Macht der Gewohnheit. haben Sie daraus etwas zu bemerken? Der Angeklagte schweigt einen Augen blick; plötzlich erhebt sich ein als Zeuge anwesender Auktionator: Also fünf Monate zum Ersten.... Zweiten ...» und ?um Dritten. 3
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