2 Der «Dlamantmacher. Geschäftliche Angelegenheiten hatten mich bis 9 Uhr Abends in Chancery Lc.ne zurückgehalten. Dann ließ mich «in Anflug von Kopfschmerz zu Unter haltung und weiterer Arbeit nicht mehr aufgelegt sein. So viel die hohen Küxpen der schmalen Berkehrsstraßen angenehmer Abend zu sein, und ich be schloß, einen Spaziergang am Themse- Embankmcnt zu machen, um meinen Augen Erholung zu gönnen und mei nen Kopf beim Betrachten der verschie denfarbigen Lichter auf dem Fluß ab zukühlen. Ohne Zweifel ist der Auf enthalt an diesem Platz zur Nachtzeit der angenehmste; eine wohlthuende Dunkelheit verbirgt den Schmutz des Wassers, und die Lichter dieser Ueber gongszeit, roth, grellgelb, gasgelb und rlektrischweiß, zeichnen sich in schatti xen Umrissen aller möglichsten Farben- töne vom Grau bis zum dunkelsten Violett ab. Durch die Bögen der Wa terloo-Bridge zeigen hunderte vonLich tern die Rundung des Embankments an, und über seinem Schutzgeländer ragen, mattgrau vom Sternenlicht sich abhebend, die Westminsterthiirme em por. Nur der schwarze Fluß unter bricht dann und wanr: plätschernd die Stille und stört damit das ruhige Bild der auf seiner Fläche sich spiegelnden Lichter. „Eine warme Nacht", sagte eine Stimme neben mir. Ich wandte den Kopf und sah das Profil eines Man länder lehnte. Es war ein feines, nicht unschönes, wenn auch bedrücktes und blasses Antlitz. Der Rockkragen war sammengesieckk. Ich fühlte, daß ich «in Bett für die Nacht sammt Früh stück zu bezahlen hatte, wenn ich Ant wort gab. «r mir etwas zu erzählen haben, was des Geldes werth war, oder war es der gewöhnliche Unfähige unfähig sogar, seine eigene Geschichte zu erzäh len? Aber der Grad der Intelligenz, den seine Stirn und seine Augen ver riethen, und ein gewisses Zittern der Unterlippe beeinflußten mich. „Nein", sagte er, noch über das Was ser blickend; „hier ist es jetzt gerade.. . „Es ist sehr gut", fuhr er nach einer Pause fort, „daß man so eine ruhige da wüßte ich nicht, was man thun würde, wenn es nicht so friedliche Eck chen gäbe." Er sprach mit langen ob es sich der Mühe lohnt. Ich möchte den." und sah aus. als ob er eine Woche in einem Müllkasten gelebt hätte. Und dabei sprach <r zu mir von den ausrei- Geschäsls. Ich lachte fast laut auf. „Wen!i hohe Ziele »nd hohe Stel mich nicht verstehen." „Es ist zweifellos sehr absurd. Sie nicht glaubt", sagte er ungeduldig, und plötzlich seinen fadenscheinigen Rock aufknöpfend, zog er ein leinenes um den Hals trug, und brachte einen braunen Kiesel daraus zum Vor schein. „Es soll mich wundern, ob Sie so klug sind, daß Sie wissen, was das ist." sah, daß er die Form eines regulären Oktaeders hatte, mit den gekrümmten Flächen, die den edelsten Mineralien eigenthümlich sind. Ich zog mein Ta- Jch blickte mit steigendem Interesse „Ich sagte Ihnen doch, daß ich ihn wieder!" Er steckte ihn hastig fort und knöpfte sein Jacket wieder zu. „Für hundert Pfund will ich ihn Ihnen verkaufen", flüsterte er plötzlich, gleich harten Substanz Corundum mit der zufälligen Ähnlichkeit in der Form mit einem Diamanten. Oder wenn es verkaufen versuchte. Doch ich bin kein wohlhabender Mann, hundert Pfund würden eine sichtbare Lücke in meinem fragte ich. „Ich habe ihn selbst gemacht." Ich hatte schon etwas vom Moissau gehört, aber ich wußte, daß seine künst lichen Diamanten sehr klein waren, und schüttelte den Kopf. „Sie scheinen etwas von dieser Sa seusM des Diamantenmachens zu arbeiten, als ich siebzehn Jahre alt war, und jetzt bin ich zweiundreißig. Es schien mir, als ob es alle Gedanken und alle Energie eines Mannes für zehn oder zwanzig Jahre in Anspruch nehmen würde, aber wenn das auch der Fall verbrannten Oeles werth. Vorausge setzt, daß einer endlich den richtigen Trick gefunden hätte, ehe das Geheim niß offenbar wäre, und Diamanten so gewöhnlich wie Kohle würden, könnte man Millionen damit erwerben Millionen!" Er machte eine Pause und sah auf, ob ich auch Interesse bezeige. Seine Augen funkelten hungrig. dem Ziele so nahe bin und hier^" „Ich besaß so ungefähr tausend Pfund, als ich einundzwanzig J-chre alt war, und dies, dachte ich, wieder wurde für meine Untersuchungen aus reichen. Ein oder zwei Jahre verwandte ich auf das Studium, hauptsächlich in Berlin, und dann setzte ich auf eigene Rechnung fort. Das Unangenehme da ran war die Heimlichkeit. Sie verste hen; wenn ich mich über das, was ich that, jemals ausgelassen hätte, würde es durch meine Zuversicht auch ander: Menschen angespornt haben, und ich behaupte keineswegs, ein so großes Genie zu sein, daß ich bei einem even tuell«, auf die Entdeckung Und Sie begreifen, daß es wichtig für mich war, wenn ich ernstlich vorhatte, ein Vermögen dadurch zu gewinnen, daß dann niemand wissen durfte, es wäre ein künstlicher Prozeß, mit Hilf' dessen ich im Stande war, Centner von Diamanten herzustellen. So mußte ich allein arbeiten. Zuerst hatte ich ein kleines Laboratorium, aber als meine Geldquellen zu versiegen anfin gen, mußte ich meine Experimente nach einem verkommenen, kahlen Raum in Kentish Town verlegen, wo ich zuletzt auf einer Strohmatratze auf dem Fuß boden zwischen all meinen Apparaten schlief. Mein Geld flog nur so weg, und ich mißgönnte mir alles, ausge nommen für wissenschaftliche Zwecke. Ich versuchte, durch Unterrichten etwas zu verdienen, aber ich bin kein guter Lehrer und habe weder akademischen Rang noch gute Vorbildung, ausge nommen in det Chemie, und ich fand, daß ich viel Zeit und Arbeit für bitter wenig Geld aufwenden mußte. Aber ich kam meiner Erfindung näher und näher. Vor drei Jahren löste ich das Problem der Composition der Schmel zungsmethode und eine gewisse Koh lenzusammensetzung in einem verschlos senen Kanonenrohr durch Zusllllen von Wasser, festenVerschluß und Erhitzung näher." Er machte eine Pause. „Ziemlich riskant", sagte ich. „Ja. Es explodirte und zerschme!» folgend, einen starken Druck auf die ge schmolzene Mischung, aus welcher die Dinge zur Kristallisirung kommen soll ten, auszuüben, stieß ich auf die „Laboratoire des Poudres et SalpS tres". Er ließ Dynamit in einem fest verschlossenen Stahlcylinder, der zu Spaziergang." diese trockene Manier zu lächeln. „Dachten Sie nicht, daß das Hau? davon in die Lust gehen könnte? rin?" „Es geschah im Interesse der Wis senschaft", sagte er entschuldigend. „Eine Hökerfamilie wohnte unter mir, als Assistent eines Mannes, der Kar bettelte ich. O, was war das für eine Woche! Eines Tages wollte das Feuer ausgehen, und ich hatte schon tagelang Eitelkeit! Wie die Fischläden dufte- sich meine Thür, und mein Nachbar, der Bettelbrieffchreiber, kam herein. Er gewöhnlich betrunken. „Anar gerade, als ob er ein Gentleman wäre, sagte er. Da begriff ich Plötzlich, daß ich mich in einer Patsche befand. Ent ging ich auf meinen Nachbar los, packte ihn am Kragen und fchüttelte.ihn «t- mit einem ihrer Commis, daß er schnell eine''. Polizisten herbeiholen solle, und dann sage ich, daß ich nicht warten Obdach. Sie sind der erste Mensch, Ihr Gesicht gefällt mir und die Noth Er sah mir in die Augen. „Es würde eine Tollheit von mir fein," sagte ich, „unter diesen Umstän sagte er spitzig. „Sie wollen der Po lizei Bescheid sagen. In die Falle gehe ich nicht." geld meines guten Willens. „Denken Sie besser darüber und kommen Sie!" sagte ich. Er schüttelte zweifelnd den Kopf. „lch werde Ihnen diese halbe Krone der. ten —keine Checks an eine gewisse Adresse zu senden. Ich überlegte mir die Sache und that, was ich für das ften. Er hinterließ mir keine Bestel lung. Das war das Letzte von ihm, so weit meine Geschichte geht. Ich sin- Berlorener Tieg.' ' Anzeige las sie es. Einer der Glanzpunkte d«s Tages sollte das Wettspringen über die hohe " Barriere werden, und unter denen, die sich für diesen Wettbewerb gemeldet Hatten, war Franz von Hagen. Er cherischen Sport nicht leiden konnte. Warum that er es dann? Jhrethalb?n Nein, das sollte er nicht. Glaubte er etwa, daß sie mehr als nöthig furchtsam wäre, und wollte er es ihr nur darum nicht vorhersagen? Bewahre, sie war gar nicht furchtsam. Vor ihrer Verlo , bung war sie auch tollkühn gewesen, iib«r Gräben und Hecken geritten, daß die Funken stoben und der Sand spritzte. Aber wenn man Jemand Neb . hat, der einen wieder liebt, dann'bricht man sich doch nicht so tollkühn d«n Hals! Denn daß «r sich d«n Hals dabei brechen würde, das war in ihrer zärt> lich besorgten Seele schon ganz sicher geworden. Nein, dann war ihr die ganz« Lust dann mochte sie Am Vormittag des großen Tages lag sie auf der Chaiselongue und starrte über einen schlechten Roman in die Lust, als sie Franzens Spor«n im Vorzim mer hörte. Sie stand auf und ging ihm entgegen, ein wenig erregt. Und dann begann sie ihre Rede, die sie sich schon, ach, seit drei Stunden zurecht gelegt hatte: „Wie kannst du so leicht dein Leben auf's Spiel setzen, um eines Nichts wil len, nur zum Vergnügen! Gerade als ob nicht Leute da wären, denen vor Angst dabei das H«rz springen würde. Nein, das darfst du nicht thun. (Sie war schon den Thränen nahe.) Wenn du gut bist, dann quälst du mich nicht so grausam. Nicht wahr, du läßt das dumme Springen sein?" Er war ganz erstaunt. „Was ist denn da weiter bei? Die Sache ist ganz ungefährlich. Victor ist ein famoses Pferd. Ich habe noch ni: einen so guten Springer gesehen. Der geht ohne Zucken über die Barriere, glatt wie ein Pfeil. Und jetzt bin ich täglich im Stall gesprungen, weit hö her, als ich es heute Nachmittag thun werde." „Ach nein, Franz, du läßt es heute Nachmittag bleiben. Und von alledem hast du mir gar nie etwas gesagt. O, Franz!" „Aber Kind, ich verstehe dich gar nicht. Das ist doch etwas so Nichtiges, Aber er ist ein guter Junge. Wie er sieht, daß es in ihren Augen blank wird, gibt er nach. „Du kleines, furchtsames Mäuschen! Wenn du «s denn gar nicht haben willst —" „Nein, ich will «s nicht!" „Dann werde ich es wohl nicht dür- t> d sst 'cht" „Nun. Kamerad, darf man schon den Helden deS TagcZ beglückwünschen? Wollen doch —" Bekannten. „Ich springe nicht mit!" „Was der Teufel! Sie springen nicht? Aber sie stehen doch im Pro gramm!" „Ja, ich werde aber wohl nicht theil nehmen dürfen." „Wieso denn nicht?" Er erzählte ihnen die Geschichte mit d«r kleinen Agath«. Sie lächeln, aber sie sagen nichts. Wenn Franz dieses Lächeln gesehen hätte, das heißt, gese hen hat er «s wohl, aber wenn er es verstanden hätte, so hätte er «mpört sein müssen. gniigt, als sie am frühen Nachmittag in ihrer Log« auf dem Rennplatz« saß, in dem bunten Meer von luxuriösen Kleidern, schwarzen Röcken und Uni formen. Es war sehr warm, die Sonne blitzte überall auf blanken Knöpfen und Geschirren. Franz fühlte sich sehr wohl in der schattigen Loge, in dem Duste von Agathens Spitzen und der gelben Rosen. sie den guten Franz in Gefahr kommen ließe. ihr keine Zeit zu irgend einem Gedan nenschirm. Was wollte sie? Dachte sie, er könnte sie bemerken und zurücktre ten? Das wußte sie wohl selbst nicht. Er konnte sie ja nicht unter der großen Zu spät, das Pferd kam daher und sprang über sechs Balken. Plötzlich, in der Luft, machte der Reiter eine ruck artig« Bewegung. Hatte er den Zügel verloren? Man wußte es nicht. Im selben Moment schrieen einige der Um- Das Pferd hatte den obersten Balken und ritt zum Anlauf. Agath« war inzwischen in hestigst.'r Erregung. Als sie Franz stürzen sah, lief sie hinunter. Sie hatte nur «in Port über den Treulosen, der das ihr gegebene Versprech«n in den Wind schlug, üb«r den Herzlosen, der ihre den Heuchler, der ihr vorhin so lustig zugelächelt hatte, als er neben ihr saß, der aber sklavisch einen Götzen anbetete. Daß er nun noch einmal springen wollte, ließ sie kalt. Ob er nun siegt« oder fiel er hatte sie verrathen. Nun nach Hause. Man willfahrte ihr sofort, denn sie sah ganz krank aus. Als sie dem Ausgange der Bahn zueilte, hörte Publikums. riere glatt genommen und sich damit den ersten Preis verdient. Auch d«r Schwede hatte den Sprung noch einmal verdutzt, als ihm Agathe nach einigen Wochen und anderen Mißverständnissen den Ring zurückgab. „810 ß weil ich ihr den Gefallen nicht gethan habe! Aber Victor war doch solch' famoseZ Pferd!" rier: „Sie genießen Fleisch?" Gast (ein Beefsteak verzehrend): „Aber nur von ' Pflanzenfressenden Thieren!" > > Frauenerwerb in England. Mehr als 50 Jahre ist es her, seit Charlotte Braut«; in „Shisley" ihre Heldin, Rose ließ: Jahre 1849, in dem das Buch erschien, dem Ideal Charlotte Brauks genä hert? Und gilt es heute noch als Ideal geht in ihren interessanten Unter suchungen auf die Art der Beschäfti gung ein und hebt hervor, daß sich ein großer Unterschied zwischen männli cher und weiblicher Arbeit geltend mache. „Der Mann verlangt im all gemeinen" Miß Collet spricht von England „weiter nichts, als daß seine Arbeit ehrenhaft und einträglich ist. Sie braucht nicht interessant oder erhebend oder heroisch zu sein. Die meisten Frauen aber wünschen einen Beruf zu haben, dem sie sich mit Herz und Seele ergeben können. Die Frauen am meisten die ihre Arbeit um der Arbeit selbst willen ge wählt haben." Weise in Wechselwirkung zii den Ein nahmen stehen? Man hört oft als Be gründung für die geringere Entloh- Frau Haben. Miß Collet ist jedenfalls wenig auszukommen, als eine Tugend zu betrachten. Ihre Anspruchslosigkeit stellt sich vielmehr geradezu als ein Genusses zu berauben, so versallen Berufsarbeit oft in den Fehler des Ue bereifers. Nur sehr kurze Zeit kommt sonders in der Ausdehnung der Ar beitszeit kundgibt, der Arbeit zu stat ten. sie die En dung und das frühzeitige Aufbrau chen seiner Kräfte die Zerstörung des kostbarsten Gutes, das er besitzt. Frau Mode hat es für gut befun den, den Blusen unserer Damen durch Warum's da mehr kost'? Weil mir der G'hils' mit ,n Anschau'n so viel Zeil vertand'lt!" Kinder der Zeit. Fritz« che»: „Mama, Hans hat Olga einen Lebkuchen gegeben, den er der Schw«. ster meines besten Freundes, der Ella, versprochen Hatte. Ich bin darüber sehr unglücklich, wir werden uns beide prügeln. Kannst Du das nicht viel» leickt in Deinem Roman gebrauchen?" graph. „Haben Sie vor Ihrer Hin richtung noch einen Wunsch?" „Da» Die gut« Freundin. „Wird die Rosa sich ärgern, wenn sie den unfrankirten Brief annimmt und darin meine Verlobungsanzeige fin det!"
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