6 Die Pest in Indien. Wenn lange Zeit keine oder nur spärliche Nachrichten aus Indien über die furchtbare Krankheit, die der Eng gu uns gelangt sind, dann denken wir vielleicht, es wird wohl nicht mehr so schlimm sein. In Wirklichkeit ist es leider schlimmer denn je, wie die letzte» Nachrichten beweisen, die ganz erschre ckende Zahlen über Erkrankungen und Todesfälle bringen. Bombay mar schirt wie bisher an der Spitze der traurigen Liste; überhaupt war die westliche Hälfte Indiens von Anfang an mehr in Mitleidenschaft gezogen, als der Osten. Jetzt meldet aber Kal kutta auch 468 Todesfälle in einer Wo che, was ja gegen 1182 Fälle in Bom- Impfung eines Eingebore nen in Bombay. bay wenig erscheint. Wenn man jedoch in Betracht zieht, daß Kalkutta bishir nur vereinzelte Pestfälle aufwies, so ist die Thatsache besorgnißerregend, und es ist nicht ausgeschlossen, daß Kalkut ta sich mit der Zeit zu einem zweiten Hauptherd der Pest entwickelt. Als die Krankheit im August 189 S »uerst in vereinzelten Fällen in Bom bay, und zwar im Stadttheil Mandwi austrat, nahm man die Sache nicht weiter ernst, nannte die Seuche nur t>u>>»uii! k«?v«>r und sprach allgemein sein würde, die übrige Stadt vor Mandwi zu schützen. Das war aber nicht möglich, ohne den ganzen Handel und löschen. Außerdem wohnen in Mandwi die meisten bedeutenden ein- AußenansichtderPestbara ck e n. geborenen Kaufleute, die namentlich mit Getreide, Oelsorten, Myrabollanen und europäischen Stapelartikeln han deln. In Mandwi sind die größten Lagerräume, die jedoch in der Saison December bis Mai nicht dem Andrang der Waaren aus dem Innern des „ar- Säcken unter freiem Himmel. Sorg los wird der Segen des Feldes, na mentlich der Oelsaaten, dort ausge- Regen nur in der Reaenzeit fällt. Gewöhnlich erreicht die Pest ihren Höhepunkt im März: im Mai, dem heißesten Monat Indiens, hört sie fast jungen über die Aussichten für den nächsten Winter wieder. Anfang Juni, am zehnten, fängt es in ist 70 -- 8V Zoll. Während der Regenzeit hält sich die Pest auch Verbotene Wohnhäuser. dem darauf folgenden, sehr warmen o.iiii liuditilti»»" (unbrauchbar« menschliche Wohnung) bezeichnet, Dä cher abgedeckt, damit die Sonne Zu zersiört waren, wurden auf neuan,ji« legten Gesundheitslamps leichte Hüllen licrqestellt. aus geflochtenen Mattcn mit Palmenblätlern gedeckt. Ein In-altli «kklet-r sorgte in jeder einzel nen Abtheilung für Ordnung und Reinlichkeit. Man kann sich denken, dah die Obrigkeit keinen leichten Standpunkt hatte, das ungebildete Volk, das seit Jahrhunderten sozusa gen in seinem eigenen Schmutz lebte, Nchkeit, Licht und Luft dienlicher seten^ die Gewohnheit allein, auch gegen re ligiöse Gebräuche und Vorschriften mußte angekämpft werden, und daS Gebildete mit dem Ungebildeten, der Arbeiter mit dem Millionär Schulter an Schulter. Die größten Schwierig keiten machte es, die Leute zu veran lassen, ihre Kranken, die ja die ganze Familie mit Ansteckung bedrohten, ins Hospital zu bringen. Als die Sterblichkeitsziffer wuchs, sah man sich gezwungen, Hospitäler und Baracken zu bauen. Mit dem ge wöhnlichen praktischen Sinn ging der Engländer ans Werk und baute nach dem Prinzip: Licht, Luft und Rein> lichkeit. Die hübschen kleinen Baracken im Vungalowstil, die man auf einem unserer Bilder sieht, erscheinen beinah wie Sommerwohnungen. Auch das Innere ist bequem und praktisch einge richtet. Die freundlichen Gestalten der Schwestern, die sauberen Dienstbo ten und die überall herrschende Ord- Das Innere eines Pest - Hospitals. enerweckenden Eindruck. Natürlich sind sämmtliche Angestellte der Hospitäler, vom Arzt bis zum »>vi?gpei', mit Heil serum geimpft. Unsere Abbildung zeigt, wie ein Hindu sich impfen läßt. Zuerst war die Bevölkerung gar nicht zu bewegen, sich impfen zu lassen; aber heute haben sich dieAnfchauungen schon geändert. Es wird flott geimpft, un entgeltlich natürlich, und in jedem Impfstellen. TaS Kneipp-Ttnrmal in Wöris hofeu. Einer der populärsten Heilkundigen der letzten Jahre war sicher der vielge- Mann, der durch den Eindruck seiner Persönlichkeit sowohl wie durch die ihn verspottete, weil er mit den ein fachsten und natürlichsten Mitteln ge gen Krankheiten zu Felde zog, die jeg licher Medizin bisher Widerstand ge leistet hatten. Die „Kneippkuren" wer den aber heute längst auch schon von verordnet, sie gründen sich auf den Ausspruch des alten griechischen Heil kundigen, der erklärte, daß Wasser im mer das Beste sei, und auf manche Erfahrungen der dazwischen liegenden de Menschheit in WöriShofen, der Kleiner Unterschied. lch will es Ihnen gestehen „Ah!.. . Und ich unheimlich verhei rathet!" «ine feu<yif...,.ia,e «ayntroff- Jn festlicher, und überaus originel ler Weise wurde Ende Mai ein Theil der im Bau begriffenen Moselklein bahn Trier-Bullay, die Strecke Lei wen-Neumagen - Niederemmel - Pies port, eröffnet, nachdem die erst« Theil strecke Trier-Leiwen bereits zwei Mo nate früher in Betrieb gesetzt war. Die Bahn soll alle diejenigen Orte erschlie ßen, die bislang nur der Weincom missionär oder der für ursprüngliche Radler aussuchte. All' die lieblichen und stolzen Namen der Weinkarte vom Trittenheimer bis zum GeierS kunft Stationen der neuen Moselbahn werden. Bisher hatten die schönen Weinorte im Schlummer, abseits des Verkehrs gelegen. DaS für die besagte Gelegenheit ver faßte Festlied gab mit den Worten: Dornröschenschlaf hielt allzulang Des Weinlands Herz m Banden, Nun ist manch stolzem Rebenhang Ein neues Heil erstanden, so recht der allgemeinen Stimmung Ausdruck. Den Festzug hatten die Damen des Neumagener EasinoS aus geschmückt. Tannenguirlanden zierten sarben unterbrachen das dunkle Grün der Kränze, und die Lokomotive ver schwand fast in dem satten Gelb blü henden Ginsters. Bunt zusammenge setzt war die Theilnehmerschast, die in Neumagen den Festzug zu fröhlicher Fahrt und noch fröhlicherem Früh schoppen bestieg, hatten doch die Wein gutsbesitzer und Winzer der neu zu be fahrenden Strecke die edelsten Tropfen auS ihren kühlen Kellern gestiftet. Ueber den weiteren Verlauf der Festfahrt berichtet der Correspondent eines rheinischen VlatteS: „Unter den Klängen der Kapelle deS Trierischen Feldartillerie - Regiments, den Hurrahrufen der Neumagener Schuljugend und dem Krachen der Böller setzte sich der Zug nach Nieder emmel in Bewegung. Ein herzhaft Zechen begann, langsam entrollte sich die Schönheit des Moselthales. Hut ab, der Dhroner Hofberg kommt, und feierlich grühen einige Herren von der Platform des Aussichtswagens den edelsten Tropfen der Mosel gedeiht. Donnernd rollt der Zug über die Ei senbrücke, die den zur Mosel rauschen den Dhronbach überquert. Da blitzt es links im Piesporter Rebenhang, donnernd verkünden Böllerschüsse, die das Echo des Thales wecken, daß nun mehr auch Piesport-Niederemmel an dem Schienenstrange liegen, der den Verkehr bedeutet. Odu mein Piesport! Wie oft schritt ich die ausgetretenen Sandstein stufen zu dem schlichten und doch so trefflichen Gasthause Hain empor, in dessen Stube sogar das im Trierer Be zirk etwas seltene Bild Bismarcks grü ßend herniederschaut. Bald landen wir in Niederemmel? landen ist wohl das beste Wort, denn wir schwimmen auf dem Meere des Frohsinns. Auf dem Bahnsteig zeigt sich die fröhliche Fcilftaffgestalt des moselauf und -ab weitbekannten Weincommissionärs Michel Hain. Ein Hurrah begrüßt ihn, und als bemerkt wird, daß seine Schwägerin ihm einen stattlichen Strohkorb sorglich zur Hand gibt, stürzen sich sofort einige weingrüne Kenner auf ihn, und „treulich geführt" wird er mit seiner holden Last in ein kleines Abtheil gebracht, wo sich unter seinem Vorsitz eine „Piesporter Ecke" bildet. Der gestrenge und doch so fidele Bürgermeister von Neumagen, der gewandte Sanitätsrath, der joviale lichter, im Nebenamt Zählcandidat de« nationalen Parteien für Bernkastel- Wittlich, und der zechfrohe Notar der pustend eine Flasche nach der an - dern aufzieht. Aus den Nebenräumen wird zwar ab und zu ein Sturm auf. den Piesporter Korb versucht, aber er folgreich abgeschlagen. In Leiwen hält der Strommeister eine poetisch« Ansprache, weiter geht es moselauf- Beim-10. Meilenstein der alten Rö merstraße, dem alten Detzem, fährt der Zug zurück. Wiederum ertönen Böllerschüsse, al» die Theilnehmer in Neumagen den Zug verlassen und un ter Vorantritt der Musik im Festzug zum Kaiserhof ziehen, wo das Casino sein Heim aufgeschlagen hat. Es be ginnt das Festessen. Von feiten der Moselbahn sind erschienen: Berkehrs inspektor Richter, BetricbSinspcktor Bachem sowie die Ingenieure Müller und Hagemeister. Apotheker Müller begrüßt die Ehrengäste und bringt in markigen das Kaiserhoch aus. Die herrlichen des Moselliedes erklingen durch den Saal. Noch lange währt die fröhliche Tafelrunde. Aus den Liedern und den Reden aber sprich» die unverhohlene Freude des biedern Moselvolkes über das neue Verkehrs mittel. Der Landschaft Reiz, einst abgegrenzt Und vom Berkehr geschieden. Dem müden Städter neu kredenzt Erholung, Glück und Frieden, Wir die im Weinland welcher Art Auch immer strebend schaffen, Wir nutzen jetzt die Gegenwart Mit des Verkehres Waffen. Mögen diese Wünsche aus dem Festliede von Georg Barthel Roth in Mehr als ein Drittel der verbeiratheten Frauen in Preußen müssen Tag für Tag in die Fabrik Stoßseufzer. ttifft!" Doppelsinnig. Da bei der Premiere eines kürzlich ausgefiihr ßen Theils des Publikums störend wirkte, sah sich die Theaterdirektion ge nöthigt, dem Theaterzettel die Klausel beizufügen: „Um stillesßeileid wird ge beten!" Wohlgemeint. »U u „Um Gotleswillen, gnä' Fräul'n, hören S' auf zu singen. . . ich glaub', ein Herr ist da, der um Ihre Hand an halten will!" —^vVlfTlsalse^sVÜ- bt. heit. „Ist denn der Schauspieler Brüller so beliebt, dah man im Publi kum fortwährend „Hierbleiben" und „Wiederkommen" ruft?" „I bewah re, das sind nur seine vielen Gläubiger, Auch ein Vortheil. „Na, alter Spezi, seit wir uns nim mer gesehen haben, hast Du eine ganz anständige Platte gekriegt!" „Das.hat auch einen Vortheil: wenn ich mir jetzt die Haare schneiden laß', brauch' ich meinen Hut nimmer 'runter zu thun!" JmHeirathsbureau. „Auf Ihre Empfehlung der Dame hin habe ich mich gestern mit ihr verlobt, nachträglich sind mir aber doch man cherlei Bedenken aufgestiegen." „Nun, wenn sie Ihnen nicht convenirt, ist ja bei uns Umtausch jederzeit gestattet." aus!" Die Fürsprache. .Marsch hinaus!" „Gott, was for e temp'ramentvoller Mann. . . Der red't sogar niit dt Füb'>" Warnung. „Minna, heut' Mittag kommt mein Bräutigam zu Tisch da werde ich selbst das verkochen!" Wie gewohnt. Nani: „Ach lieber Papa, wann be komme ich endlich das Automobil, das Du mir schon lange versprochen hast? Ich möchte zu gerne diesen Sport be- Papa (durch große Erbschaft reich gewordener Schneidermeister): „Na, so laß' Dir halt in Gottsnamen eins anmessen!" Verfehlterßeruf. der^ihr eben erklärt, daß er nicht tan ze): „Was, Sie tanzen nicht, Herr Oberleutnant? Warum sind Sie denn dann Officier geworden?" DiefchwersteArbeit. Anwalt: „. jetzt ben?" ter?" Neues Maß. alten?" „Nein! Machen Se ihn zwei bis drei Coupon-Breiten länger!" Die verkannteMandoline. Herr: ich nehme das Zimmer für die Sommermonate. Meine treue Mandoline bringe ich auch mit;sie wird doch nicht geniren?" ja dann müßten S' halt doch zwei Betten haben." Beim Heirathsvermittler. Verschuldeter Graf: „Geben Sie mir 'mal eine Liste mitgiftreicher Damen dann werde ich mir eine ausrech nen!" Die Hypothekarverslbnk dung des deutschen Bodens beträgt sicher Ll> Milliarden Mark. Ueber! rampfk. „... .Fräulein, ich bete Sie an!" „Das ist gar nichts!... Ihr Nebenbuhler hat sich gestern mit mir ver lobt!" „Gut, dann Heirath' ich Sie!" Höchste Bosheit. „Ich bitt' ben ist ja die Bosheit selbst — jetzNernt ni»chen." Der witzig« Silber stein. „Sarah, plag' mer nicht im mer mit e Reformkleid. .. warum bist de nicht lieber für e Reformgesicht?" Schwere Aufgabe. Bureauchef (der einen Beamten wiederholt beim Zeitungslesen über rascht: „Jetzt sagen Sie mir einmal, wie muß man es denn anstellen, wenn man bei der Arbeit erwischen will?" Schrecklich. Barbier: „Diese Nacht hatte ich einen entsetzlichen Traum? Sie wissen doch, daß ich leicht schwindlig werde, und denken Sie sich, ich sollte den „Mann im Monde" rasi ren." Auf Umwegen. „LiebeS Frauchen, dieses Jahr Dir Du willst..." „Ach wie reizend!" Denn ich werde Dir überhaupt nichts Fatale Antwort. Lebemaim lhnen bis in den Tod!" Dame: .Na, halbtodt sind Sie ja schon!" DaS Schwierig sie. Par veniisgattin (zu 'hrer Freundin): „Merkwürdig, wie rasch mein Mann sich die vornehmen Manieren angeeig net hat, seit wir die Erbschaft gemacht haben— nur an die Schnupftüchel kann er sich noch nicht recht gewöh- Vorsicht. ... Ha für was hallen Sie mich denn eigentlich?" ,Na na! So kriegen S' mich nichtd'ran zu einer Jnjurienklaze!' BeimHeirathsv«rmitt le r. „. . .Sie reslektiren also nicht auf Schönheit und Kapital, sondern in erster Linie auf entsprechende Häus lichkeit?" „Versteh'» Sit mer nicht falsch! Ae paar Häuser soll se ha ben!" ' —Talentvoll. Du, unser Jüngster muß werden e' Kassirer. G'- rad' fragt er mich: „Vater, wohin geht mer durch, wenn mer wieder von Arne« > Kathederbliithe. „.. .Cä ! Sar wäre gewiß mit leichterem Herzen I über den Rubikon gegangen, wenn er vorher meine Rechtfertigung diese» > Schrittes hätte lesen können!" Vermuthung. Arzt (bei der Confultation): „Auch muß ich Ih nen das Reden und Kochen verbieten, ! gnädige Frau!" Geheimräthin: „Sie sind wohl ein Freund meines Mannes, Herr Doktor?" Bescheiden. Junge Frau (zur Besucherin): „Wir sind nur ganz einfach eingerichtet: zwei Zimmer und eine Küche! Aber wenn eS Dich interes- sirt, können wir ja «inen Rundganz durch die Wohnung machen." EinrücksichtSloserGat te. „Siehst Du. Else, bist Du doch die lange Fahrt rückwärts gefah ren!" „Aber Edgar, es ist recht rück sichtslos von Dir, daß Du mich jetzt erst darauf aufmerksam machst! Du weißt doch, daß ich das Rückwärtsfah ren absolut nicht vertragen kann!" Raffinlrt, „Ich werde e! meiner Gattin freistellen, ob sie eine Badereise nach Norderney, nach Selgv land, nach Ostende oder St. Moriti sicher bis zum Ende der B'.descuson zu keinem Entschluß!"
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