JimW Me. Roman von Käthe Vau Btticr. (S. Fortsetzung.) „Nein, nein, gnädiges Fräulein, so brauchen Sie mich nicht anzublicken. Ich meinte es ganz ernst, als ich vom Studium der Frauen sprach. Für mich ist das Weib wirklich, im besten Sinne aufgefaßt, der compliclrteste und inte ressantere Theil des Menschengeschlech tes. Alles feiner, zarter und edler ge den dunkleren Schattirungen auch dunkler und giftiger, alles geheimniß voller, wechselnder, tiefer und vielge- Es ist fast selbstverständlich, daß der auch Ihre bestimmten Voreingenom menheiten, vielleicht auch Ihre sachli chen Erfahrungen. Es war nur un vorsichtig, daß ich meine Meinung so offen aussprach. Es ist auch sonst nicht meine Art, aber Sie machen so nisvollen sympathisch Frau, daß ich im Augenblick vergaß, wie fremd wir einander noch sind, und steht sich wirklich mit ihm gut, auch im Scherz, was viel sagen will. Als ich ihm vertraute, wie tief enttäuscht ich ist eine Perle. Zwar ein alter Haus- Das bestätigte Trudel seufzend. und Monsieur, der Hausherr! d. 20. Nachmittags. Ich glaube nicht, daß Ich heute dir ganz intime Berührung käme! Sie lachte dazu wie ein Spitzbube, und ich bekam ein langes Gesicht. Sandbäder in dieser Form hatten wenig Verloben des für mich. Aber ihr Mann beru higte mich; daran sollte ich nur nicht ines, zuverlässiges Thier, auf der könn te «In Wickelkind ungefährdet spazieren reiten. Nun, da ich über dieses Stadium dock, etwas hinaus bin. meinte ich es er?> recht wagen zu können; nur die Begleitung des Leutnants verbat ich mir. Er ist nämlich seit gestern wie ausgetauscht, ein kraftstrotzenderJüng lw , mit einem Herzen, oas sich dem meiner Seite hin auf, aber eS hielt sich noch etwas verschämt und verhüllt, terdriickt. Aber über Nkicht scheint die Knospe sich zur stolzen Blüthe «ntsaltet zu haben, er macht mir offenkundig den Handfläche zum Olymp wollte. über: „Nur ganz ruhig, gnädiges Fräulein, die Zügel lose und leicht hal ten, Lotte weiß vorläufig besser als nach, was ich vormache wenn Sie sie ruhig gehen lassen. Für heut« sollen Sie sich nur den Sitz und die Belve^ zwei kleinen Lederstreifen, die ich nicht schüttelte die Lotte den Kopf, bog ihn tief nach unten, warf ihn wieder spie tödtlich« Aufregung. „Pfui, Lotte!" sagte Herr von Reetz mit sanftem Tadel. „Sie dürfen das von Lotte gar nicht um Erlaubniß ge- Wenn Lotte nichts Böseres that, als fuder uns unrettbar verschlungen. „Das ging schon ganz gut," lobte mein Führer wieder. „Nur immer ru hig und ganz furchtlos. Pfui, Lotte," denn Lotte schlug mit dem Kopf wieder Peitsche ab." Ich sollte etwas abschütteln, ich, die selbst jeden Augenblick erwartete, abge die Eitelkeit der Menschen, daß sie lie sriedigung durch ein sanftes, liebevol les Kopfschütteln. Mein Herz schwoll in Stolz und Seligkeit, ich hatte etwas was Erhabenes, so vom Rücken deS Pferdes auf die Welt unter seinen Fü« fühlte. des Reitens. den 21. Morgens. Mutter Erde das zu > Es lohnt heute nicht, an der Zaun- lücke zu der schläft Töne, die beute in weiter Runde zu Hü des Wirthschaftshofes mit all ihren verschiedenen Stimmen selbst bis zur herüberkommt, ein etwas wunderlicher Heiliger sein soll. Herr von Reetz, der Kirchenvorstand Zagen. Miele schnaubte Wuth. Am Nach- Sande der Mark. Wundervoll sind die Wiesen mitten im Walde. Ach, und die Störche! Ich sah ja noch niemals so viel Störche ne wunderte, benutzte Miele die Gelegen heit, mir spöttisch zuzurufen: „Das ist wohl die Gleichart der Form, die Sie die Welt, steif^ und neben Mieles stattlicher Gestatt bin!ch mir, nebenbei gesagt, auch nicht unan genehm ist; aber immerhin läßt man das nicht gerne in solchem Ton hervor heben. Ich antwortete denn auch sehr schnell und schlagfertig: „Ja, Sie mö gen recht haben, die modernen Damen für uns »och hübschere Ebenbilder." „Wie meinen Sie das? Wollen Sie den 21. N a ch m i t t a g. ganzen Tag. Wir hatten alle Sonntagstoilette gemacht. Ich ganz weiß, Mieke fand vorausgegriffen. Aber sie machte sich gut und stattlich. Die kleine Feuerlilie hatte ein weiß und grün gestreiftes Kattunkleidchen an, mit blaßgriinen Bändern um Hals und Taille, und sah darin wie ein Schneeglöckchen aus bezaubernd! Selbst Herr von Reetz streifte sie mit bewunderndem Blick, und der Leutnant bekam ganz große Augen. Vielleicht springt er nun nach dieser Seite ab. Das wäre zwar nicht programmäßig, aber menschlich, und ihm nach der eben abgelegten Probe der Wandelbarkeit schon zuzutrauen. Trudel hatte mir schon gestern ver traut, daß sie die Kirchenluft nicht ver tragen könne. Eine Eigenthümlichkeit, die ich schon von früher her an ihr ken ne. Sie hatte deshalb beschlossen, an Fräuleins Statt bei ihrem Jungen zu Als der Pfarrer, ein sehr modern aussehender Herr im weißen Staub mantel und weißen Strohhut, in den Hof einfuhr und die Kirchenglocken zu klingen begannen, machten wir uns zum Gange bereit. Herr von Reetz in nicht ganz christ lich - kirchlicher Stimmung, denn der Blick, mit dem er mir den weißgeklei deten Pfarrer wies, war nichts weni ger als liebevoll. richtigen Gottesdienststimmung? Ich glaube, in keinem Herzen stand der Ge danke an die Heiligkeit der Sonntags seier obenan. Vielleicht in Tante Mi randas. Sie hatte solch einen stillen Zug von Kindersrieden in ihrem klei nen faltigen Gesicht, als sie neben dem Neffen durch den Garten der Kirche zu schritt. Hinter die beiden hatte ich das ge plante Brautpaar bugsirt, trotz des Leutnants stark hervortretenden Pro testes. Er mußte wohl oder übel ne ben Miele hergehen, da ich mit ge schickter Wendung den Arm der kleinen Feuerlilie ergriffen und mich damit außerhalb Wettbewerb gestellt hatte. Die Kleine zuckte zusammen, als ich sie so mit Beschlag belegte. Ich glaube, es war ihr sehr unangenehm, aber ich nahm keine Notiz davon, daß in ihrer Haltung nichts als Abwehr und, ja, und wieder Feindseligkeit lag. Wie wir über den Kirchhof schritten, um dessen blühende Gräber Schmetter linge gaukelten und Bienen summten, sagte ich leise zu ihr: „Kennen Sie den alien Spruch: Und «he Du trittst ins Gotteshaus, lehr' Böses aus dem Her zen heraus. Mach mit den Brüdern Frieden, daß er auch Dir bcschieden"? Sie zuckte wieder zusammen, Helles Roth lief über ihr Gesicht, und ein schneller, angstvoller Blick hob sich zu mir empor. „Ja," murmelte sie hastig, „ja, ich will auch, aber mein Herz ist ein eigen williges und bösartiges Ding." Und dabei hingen schimmernde Thränen in ihren dunklen Wimpern. Eben schritten wir durch die Kir chenthüre. Ich drückte noch einmal ih ren Arm, ehe ich ihn losließ. Haare und Auge bleichen, ehe die Her zen sanft und stille werden. Und wer weiß, ob selbst dann solch Himmels wunber sich an ihnen vollzieht? blank gepukten Frau Sonne den gar Wir saßen im Herrschaftsstuhl, et in stille, weltentrückte Andacht ver sinken. zuckte die kleine Feuerlilie neben irdisch durch ihr eigenwilliges, bösar/i -ges Herz geschauert hatte. Gerade uns gegenüber traten die beiden Jnfpekto- Er senkte den Kopf zum stummen Gebet. Di« Sonne flimmerte lieblo- send mit goldenem Strahl Über sein aschblondes Haar, ja, er war fe^hr Kantor gab den Ton an und die Ge meinde fiel ein: „Wer nur den lieben Gott läßt walten." Mein Lieblings mit geschlossenen Augen in den Stuhl zurück. Wie herrlich neben mir klang es aus der Kehle der kleinen tet hatte. Wie Glockenklang und Vo- Ja, sie gehören wohl zusammen, gleiches Geschick und gleiche Art bindet sie, und die Liebe, die in ihrem Herzen Ich habe nicht gehört, was der Pfa rrer da oben auf der Kanzel sprach. Es Mir war, als stünde ich einsam und allein in der Welt, ein Stiefkind des Schicksals, eine Darbende an Glück. ten Weibes! Man spottet und lächelt Als sie zum Schlüsse fangen: „Ach, Menschen Leben! Wie ein Nebel bald die bei der Fülle des Stoffes sehr nahe Farbe des Neides und der Eifersucht auch zu ihrer boshaften Gemüthsart paßte. mit dem er oie Rose begleitete! (Forlsetzung folgt.) Für die Küche. Reissuppe mit Ob Der auch dazu. Zwiebel als Gemüse. In der gemüsearmen Zeit ist ein Zwiebel» gemllse eine wohlschmeckende und feine Beilage. Man schält die Zwiebeln ab je seiner das Gericht werden soll. die Sauce glänzend wird. Ochsenzunge im Rahm sauce. Wenn die Zunge sauber ge waschen ist, wird sie mit Wasser, Salz. Dann wird sie geschält und in Scheiben geschnitten. Unterdessen läßt man ein Stück Butter zugehen, giebt eine gerie bene Zwiebel und drei Kochlöffel Mehl dazu und röstet dies hellgelb. Nun giebt man soviel Zungenbrühe an daZ geröstete Mehl, als zu einer Sauce nö thig, dann drei Eßlöffel sauren Rahm, pern. Wenn die Sauce gehörig auf« gekocht hat und glatt gerührt ist, legt man die Zunge hinein und läßt sie big's Fleischextrakt gewürzt. Kalbslendenbraten. Ein feines Lendenstück wird ausgesucht, der Knochen herausgenommen, und die Höhlung mit einer Füllung versehen, ebenso wird diese unter den feiten Theil gelegt. Man giebt dem Braten eine gute Form, indem man das Fett herumlegt und mit Bindfaden umwi ckelt. Er wird ziemlich langsam zum Braien gebracht und gleich mit Butter begossen. Mit besonderer Aufmerk samkeit muß man das Gießen besor gen und das Verbrennen des Fettes verhüten. Je nach der Größe des Fleischstiickes muß es von drei bis vier Stunden braten. Kalbfleisch sollte, wie all«s andere Fleisch, in kaltem Wasser gut abgewaschen und dann mit einem reinen Tuche ganz trocken abgerieben werden. Das übrig gebliebene Bra tenfleisch kann mit Tomatoes und ei nigen Zwiebeln gedämpft werden. Beim Braten von Kalbfleisch kommt es viel darauf an, daß es nicht gleich zuerst in einen zu heißen Ofen gestellt wird. Es ist wUnschenswerth, den Bra ten mit eingefettetem Papier zu bede cken. Die Sauce macht man mit etwaZ Braunmehl sämig. Die Aufbewahrung der Butter geschieht am besten in einer Porzellan-, Steingut- oder Tcmschüs 'sel, worin man sie täglich mehrmals mit frischem, womöglichst kaltem Was ser übergießt. Das sogenannte But terschmalz (ausgekochte Butter) wahrt man in Töpfen auf, die jedoch nur mit einem porösen Stoff geschlos sen sein dürfen, damit die Luft unge hinderten Zutritt hat; geeignet ist durchlochtes -Papier oder reine Lein wandstücke, die am besten nach jedes maligem Oeffnen erneut werden. DasAbbrühen der Kork« wird viel besser ausgefübrt, wenn man dieselben in ein kleines Söckchen oder in ein kleines Netz bringt und dasselbe genügend beschwert, so daß nach dem Einbringen der Korke in das Wass.'r dieselben auch völlig untertauchen und somit allseitig vom Wasser umspütt zurathen, das Abbrühen der Korke >u umgehen und dieselben etwa an Stell: dessen mit Wasserdampf auszukäm pfen. Durch das Abbrühen der Korke erhalten dieselben nicht nur die rich tige Elasticität und Weichheit, sondern sie werden zugleich auch ausgelaugt, d h. es werden aus den Korkwarien ln diesen befindliche unangenehm rie chende und schmeckende Stoffe entfernt. Um den Wein in der Flasche dann n"ch se! eventuellem längeren Lagern sicher vor dem Lufteindringen zu schütz«?, empfiehlt es sich sehr.unmittelbar nach dem die Korke aufgefetzt sind, sie an ihrer Oberfläche gut abzutrocknen und sofort mit einem guten Flaschenlack z>» überziehen. Ein Philosoph. A.:„D» bist ja immer so höflich zu Deinem Schuhmacher, wenn Du ihm begeg nest." B.: „Ja, ich verdanle dem Manne auch manche glückliche Minute In meinem Leben." A.: „Wieso denn?" B.: „Nun, jeden Abend, wenn ich die Stiefel, die er mir gemacht, ausziehe, fühle ich mich unendlich glücklich." 3
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