KcmW -Me. Roman von Käthe van Becker. (2. Fortsetzung.) Komisch, Tagcbuchschreiben, so direct persönlich es doch eigentlich ist, hat, wie ich merke, wiederum etwas di rect Unpersönliches; immer wie für ein Publikum berechnet. Man bleibt im ewigen Erklären aller Dinge, die durch das eigene Wissen schon vollkommen erklärt sind. Aber freilich, ein Tage buch führt man auch nicht für die Ge genwart, sondern für die Zukunft, als ErinnernngSstiitze. Künftighin wird man das Publkkum sein, für das man jetzt berechnet, wird man die Erklärun gen brauchen, die jetzt überflüssig sind. Ja, so wird es wohl sein, es sind vor ausgeholte Memoiren. lind nun z —u—zu, mach's Buch zu, wie wir als Kinder sagten, die erlaubte Zeit zum Kaffeetrinlen ist da! 4.17. Nachmittag. Es gibt Ahnungen, ganz entschieden, es gibt welche, wenn ich es auch bis jetzt geleugnet habe, aber nun sehe ich es ein. Konnte es etwas Anderes als eine Ahnung hiesiger Verhältnisse sein, was mir die Idee eines Tagebuches in die Seele legte? Denn was finge ich hier ohne die angenehme und nutzbrin gende Thätigkeit dieser Schriftsteller« mit meiner einsamen, überflüssigen Zeit an? Ich müßte noch früher be reuen und Reißaus nehmen, als Tant chen es schon kassandradüster prophezeit hat. Nach Tisch sagte Trude zu mir, mit dem seelenvollsten Ausblick ihrer hüb- wahr, Ilse, Du machst eS ebenso wie wir Alle, Du besiehst Dich von innen? Bis halb vier Uhr ist bittet innerlich immer um Entschuldi gung, daß sie überhaupt da ist. Ent schieden Hai sie Zeit ihres Lebens eine Art Coulisscnrolle gespielt, hin- und hergeschoben, wie man sie gerade brau- Wollen^"^"^' Gott seiDank, dieseArtFrauen ist im Aussterben begriffen. Unsere Zeit aber sonst tadellos gewachsen. Auch das Gesicht ist wohlgebtldet, nur leider grauer, unreiner Teint, der durch einen nicht ganz der Fall wäre, dadurch zu ehren, daß ich stets so hübsch aussähe wie möglich. Ton festgestellt. bedacht sind, merkt man gleich. Wir Grodenbergs," ohne daß sie „von" Grodenberg sagte, schwebten doch un gesagt mindestens sechs „vons" um den Namen, „sind ein einfaches Geschlecht. Unsere Frauen verschmähten stets die Auswüchse der Mode. In der ganzen Familie hat zum Beispiel nie eine ein zige ihr Haar gebrannt. Jede trägt es, wie die Natur es ihr gab, schlicht und glatt." Damit strich sie herausfordernd über ihr wirklich sehr schönes, starkes Haar, das so unkkidsam wie möglich glatt gleich den Gedanken erregt hatte, wie viel besser dieses Mädchen aussehen würde, wenn die eckige, breite Stirne Äh war auch sogleich bereit, diese Ansicht höflich auszusprechen, aber Tante Miranda kam mit ihrer schat tenhaften kleinen Stimme dazwischen, indem sie sich bemühte, das, was ich hatte sagen wollen, wirklich zu sagen, und zwar so sehr in ihrer breit ausge sprochenen Manier, daß für eine Vier telstunde lang überhaupt jedes Ge spräch zwischen Anderen abgeschnitten 'l' 't l' d d kraftvolle Persönlichkeit, schickte sich eben an, Tante Mirandas Bemerkun gen zu ignoriren und mir einen neuen, liebenswürdigen Hieb zu versetzen, als Heini mit seinem Fräulein vom Mor muthige und liebevolle Unterhaltung, zu der Trudel versteckt vor sich hinge lächelt hatte, im schönsten Moment un terbrach. Heini ist ein noch nicht dreijähriges, blondes Prachtstück von kräftigem Kör perbau, strahlender Gesundheit und ei tung? die unsere Bekanntschaft vor läufig gegenseitig etwas passiv macht. Er musterte mich mit schwachem In teresse, erfüllte die allernothwen das sich mir avwendende JUnz lingsherz in ihre Netze zu ziehen. „Warte nur," dachte ich grimmig, „das sollst Du bei dem Lieutenant bü ßen. Alle Jünglingsherzen lasse ich Dir nicht so kampflos wie dieses!" Denn, ehrlich gestanden, aus kleinen sichtSausdruck dabei gestanden hatte. Wie sie sich jetzt zu ihrem Zögling hin abbog und ihn mit einer plötzlichen, lei- WaS das Mädchen mithat? Es ist nes Ding, das so einsam und liebelos in der Welt steht und selbst so warm lieben kann, wie ihre Bewegung Heini Ich verstehe das nicht. Aber ich gen. De: Vormittag ging damit hin, daß Hältnisse gestatten. Sehr ausgiebig ist das nicht. Ich fürchte, meine Toilette ist für einen Landaufenthalt nicht ganz richtig berechnet. Ich habe sie gewählt wie stets, wenn wir in die SoniMersri sche zogen, sehr leicht, sehr duftig, viel leicht auch sehr elegant. Ich weiß das nicht so recht. Aber freilich, nur für Puten und Kälber habe ich sie nicht ausgesucht, dazu fehlten mir die Sach- und Ortskenntnisse. Um halb ein Uhr wird gegessen. Trudel jagte eine Viertelstunde vorher als Base Miele. milie von Grodenberg verachteten Lo ckenhärchen zurecht. Mehr Toilette lonnte ich in der kurzen Zeil nicht ma chen, sonst hätte ich es schon gethan, um Miele zu ärgern. Als ich unten in die große Halle trat, stutzte ich einen Moment, da standen zwei Herren. Ja, wenigstens einer von ihnen war ein Herr, der andere, von dem wußte ich gleich, daß er wohl ein Jnspector sein würde, trotzdem meine Ideen über Inspektoren sehr schleier haft sind und jedes Anhaltepunktes entbehren. Aber so ein männliches We sen mit wettergebränter Haut, schlecht geschnittenen Haaren, derbem Glieder bau und hohen Stiefeln konnte doch eigentlich unter diesen Verhältnissen nichts Anderes als ein Wirthschafts nes Vastand? Freilich, ich sah es mit meinem gewöhnlichen, schnellen Blick, er hatte auch wettergebräunte Haut und hohe Stiefel, aber sonst, auch die Hand, einfach Alles tadellos! liegenden Zimmer Herr von Reetz ein getreten, Wie er sich so kurz nach den Herren hin verbeugte, wußte ich nun beide WirthfchaftSbeamte sein müß ten. Und da sagte er auch schon: „Er lauben Sie, gnädiges Fräulein, daß ich Ihnen meine Beamten vorstelle, Herr Wcrminghoff, Herr Zacherau." Wieder die tadellose Verbeugung Ungezogenheit und Taktlosigkeit vor, ihn so vollständig als Luft und Sta tist zu behandeln. Gewiß war er auch als hätte ich das' mal gehört. Aber gleichviel, solch' ein Aeußeres täuscht über alles fort. ster Stehenden hinstreifen. Kein Herr der ersten Gesellschaft konnte repräsentiren. Eine vollendete —' Wirklich ich bin keine blinde Ve vielleicht ist auch dieser Kopf nicht ein mal direkt schön, aber so edel, so voll kommen die Physiognomie des denken- Tantchen sagt immer, ick wäre zu feinfühlig und zu rücksichtsvoll. Ich glaube, sie hat recht. In diesem Falle wenigstens unbedingt; denn eigentlich stehende und ordnungsmäßige Ver hältnisse als peinigend zu empfinden. Aber ich kann nicht anders, immer. Blick, Blaue, stahlharte Augen bezeg- hatte kein für die mich Blick. Ueberhaupt, das hier ist doch Miele, hm, Mieke's Blicke Trudel selbst mit dem Plan der trö- und dazu hatte sie einen so gespann ten, angstvollen Zug im Gesicht, daß ich neben meinen anderen Bedrängnis- Blickl""' hochmuthigem Das sind doch wunderliche Verhält nisse! Durch die halbe civilisirte Welt sind drei davon kriegsgeriistet gegen Aber das spannt die Lebensgeister! Bertheidigungs- und Eroberungslust beleben. Etwas muß der Mensch als Ziveck seiner Tage ansehen! Mein idea d. 18. Juli. Morgen. Reetz: „Jetzt lasse ich den Wagen an- Jhnen das recht?" Ich war entzückt. Spazierenfahren iutschircn ist für mich einer der größ ten Genüsse des Lebens, und als es nun daß Miele Vor der Steinierrasse hielt ein leich ter Jagdwagen, dessen beide Rücksitze Tante Miranda und ich einnahmen, der selbst kutschirte' aus den Bock llei- Gewalt fort. Ich hupfte Wort so mißbrauchen kann! Rechts und links nichts als Wiesen, Kartof felfelder und Getreide. In blauer „ihre" Schweine vorgestellt wurden, Tante Miranda zirpte still verklärt zu den scheußlichen, kleinen Ferkeln hinüber: „Die süßen Thierchen! Sind sie nicht reizend? Alles Kleine und Junge ist lieblich, ob Mensch oder Thier!" von Mensch und Thier lehnte ich mich empört auf. Ich will selbst in der Kindheit niedlicher appetitlicher schenfreundlich gesinnt. Sie überbo ten sich im Aufzählen kleiner Ferkel tugenden und Reize, so daß ich endlich den Kampf für die Vorzüge desMen denken. daß Bilder etwas anderes sind als die Wirklichkeit. Diese fonnen goldflimmernden Staubwolken verlo- Jch lächelte höflich erfreut, als Herr gen. h« h „Das ist Wintergerste, hier steht Land." die Pferderücken hin, und im Schwün ge flogen wir vorwärts. Ja, wirklich, wir flogen, denn ohne jede Rücksicht Mir blieb vor d«r Athem in der Kehle stecken. Wir wur den hier gerädert, uns wurden alle fiihlsduselei? . , Sie Mitleid? Aber was sagen Sie kissen? Ehe ich antworten konnte, lachte Trudel wie ein Kobold los. „Ach, Heinz, die ist das noch nicht gewöhnt, len gekränkt. Wir lachten alle, auch Tante Mi randa ganz dünn und zart wie ein rettenden Heim zufuhren. Ali ich an der Steinterrasse aus dem Wagen herauskrabbelte, konnte ich kaum meine Glieder bewegen, sondern schlich zu Trudel's diabolischem Ver gnügen wie ein geschundener Raub schwert wie ein Elfchen, neben mir her hiipste und somit das beste Zeugniß dafür ablegte, daß die Wurzeln wirk lich bedauernswerther waren als ihr« eingetroffen. Ich hatte mich glückli cherweise von den Schrecken der Spa zierfahrt so weit erholt, daß ich ihm ungebeugt und in unbeschädigtem Liebreiz entgegentreten konnte. Aber, wiederum eine Enttäuschung verwirrenden Zaubergewalt einer Lie be auf den ersten Blick auf ihn. Er behandelte uns fünf Damen mit lie etwaS verschwindend, aber unter nor malen Bedingungen ganz angenehmes Mittelmaß, sowohl körperlich, wie an scheinend auch geistig. Vorläufig liegt ihm seine Rekonvaleszenz sehr an: Herfen, Er spricht von Milchtrinlen, ist ihm ungleich wichtiger als die un normal« Thätigkeit d«s H«rz«ns, und sosehr ich auch im Allgemeinen mit finde. (Fortsetzung folgt.) Schmerzensschrei. Pan- Für die Küche. Erdbeer-Schnee. 2 Quarii Erdbeeren streicht man durch ein Haar sieb, vermischt sie mit >-!. Pfund gesto ßenem Zucker und dem festgeschlagenen Schnee von 2'/5> Quarts Rahm, schich sers. Speck klö Be. Pfund Speck gebrannt und durcheinander gemischt. Dann quirle man Pint Milch mit 4 ganzen Eiern und schüttet sie über Pint Mehl darunter, rührt alles lochendes Salzwasser und läßt sie langsam 16 bis 20 Minuten sieden. Man giebt sie zu Schinken, Rauch st ln. Zwei gute Suppenhühner hat gestellt. Das Fleisch der Hühner löst Eine braune Madeira - Sauce mit Trüffelschnitzeln schmeckt sehr gut da zu. Saudtorte. 1 Pfund Butter, ner Citrone, das zu steifem Schnee ge schlagene Eiweiß, 1 Pfund feines, llar geriebenes Kartoffelmehl und zuletzt Pfund feiner geriebener Zucker. Die ganze Masse rührt man eine Stunde und gibt zuletzt noch einen Theelöffel guten Rum daran. In die mit Butter und Semmelmehl ausgestrichene Form füllt man die Masse ein und läßt sie langsam 1 Stunde backen. Nierenschnitten. Ein Vier telpfund Speck wird in Würfel ge schnitten und nebst einer kleinen, fein geschnittenen Zwiebel ausgebrate»; dann fügt man 2 —3 Nieren in Scheib chen geschnitten hinzu, bestreut sie reich lich mit Salz und läßt sie unter öfte rem Umrühren eine Weile braten; der sich an den Wänden des Topfes bil dende braune Satz muß öfter mit dem Messer abgekratzt und mit heißem Wasser besser noch Fleisch- oder Schin tenbriihe über die Nierenstücke ge gossen werden. Eine halbe Tasse voll saure Sahne, oder ebenso gut Milch mit ein paar Tropfen Essig, gibt der Sauce, die reichlich sein muß, noch be sonderen Wohlgeschmack. Um sie sä mig zu machen, reibt man zwei Zwie bäcke, vermischt die Krumen mit zwei Theelöffeln voll Mehl und quirlt dies in die kochende Sauce, die noch mit ge riebenem Muskat und Pfeffer oder Pa prika ziemlich scharf gewürzt wird. Dänischer Fischpudding. 1 Pfund Fisch (Hecht, Barsch oder Flunder) wird geschabt, von Grälen und Haut befreit und sehr fein gewiegt. Dann werden 2 Unzen Butter zu Schnee gerührt, ein Eßlöffel voll Mehl, etwas Salz und zwei Eier dazu ge than und mit dem Fisch vermischt, auch kommt etwas gute Milch dazu. Nachdem Alles gut gemengt ist, wird es in die stark mit Butter ausgestri chene Form gethan und muß 2 Stun den kochen. Kopf und Gräten des Fi sches kocht man mit wenig Salz, Zwie bel, Pfeffer, etwas Fleifchextract unk» so viel Wasser, wie man Sauce haben will, ab. Sahnenkartoffeln. Eine Scheibe rohen Schinken schneidet man in Würfel, ebenso eine Zwiebel und schwitzt beides in Butter, ohne daß eZ sich färbt, giebt einige Löffel Mehl da zu, läßt dieses einige Minuten mit durchschwitzen und füllt es mit Sahne aus, daß eine dickt Sauce entsteht, die man mit Salz, Pfeffer und Muskat kochen läßt. Jetzt schält man kleine Kartoffeln recht rund, kocht sie inSalz wasser weich, gießt sie ab und gibt die Sahnensauce durch ein seines Sied über die Kartoffeln und läßt sie einig: Male darin überkochen. Kastanien-Brod. 6 Unze, , fein gestoßener Zucker wird in 26 Ei dottern gut abgerührt, 6 Unzen ge kochte und passirte Kastanien, andert halb Unzen blanchirte und sein gesto ßene Mandeln nach und nach hin>...ge than und zuletzt der Schnee vo:, Z Ej. weißen leicht eingerührt. Man bäckt die Masse recht langsam in einer belie bigen Horm. Angewandte Reden k ar t. Fremder: .Wie geht's dem Hof schauspieler Reisewitz?" Einheimi scher: .Der hat sich zu den Bätern ver sammelt!" Fremder: .Seit wann ist er denn todt?" Einheimischer: ".Er lebt ncch ganz fröhlich, nur spielt er jetzt Bäter statt Liebhaber!" 3
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