KcimW Me- Lioman von Käthe Vau Bcelcr. 8..... den 15. Juli. Die Koffer sind gepackt, die ganze Wohnung in Kampfer, Naphtalin, Insektenpulver und Zeitungspapier ge hüllt. Letztere Neuheit ist von Tantchen als unfehlbarer Mottenschutz empfoh len und wirlt in ihrer Ausführung rührend komisch. Jeder Fauteuil, je des Sofa, überhaupt jeder Gegenstand, der eine entfernte Verwandtschaft mit Polsterung oder Wolle aufweist, hat 'ein knisterndes Zeitungskleidchen er halten, in dem er steif, ehrbar und un hätten w': die Vandalen gewirth'fchaf tet. „Polen," sagt sie. Das ist in ihrer Auffassung noch schlimmer als alles verwindet sich, selbst der Verlust „Aber, Ilse, Kind! Morgen sollst schlafender Zeit und schreibst! Ist das Schriftstellern sein? Will mein Talent .Natürlich, wenn man keine ernst hafte Beschäftigung hat, verfällt man auf allerlei Dummheiten. Wenn Du zu Du auf der Welt bist, hättest Du ei diges weißes Papier mit den vom Teu fel erfundenen Hieroglyphen zu be flecken!" Die gute Tante! Sie schreibt so un gerne, und sie verhnrathet so gerne und muß nun mit mir zuszmmenleven, die so gerne schreibt und so ungerne sich verheirathen will! Sache noch Zeit, will überlegt und soll sich sehr nach meinem Geschmack schicken. Ein Mädchen wie ich, unav- weiß Gott darin ist si nur, daß sie nicht mit dabei ist, um diese zu fördern. Vielleicht hätte ich Trudels Einla schuhen/ so lange sich Jemand findet, Aber das Alles gehört wohl so recht eigentlich nicht in ein dem Besuch auf dein Lande gewidmetes Tagebuch hin ein. Von Rechts wegen hätte ich in dieses erst hineinspringen dürfen, wenn Stalldüfte, Aehrenraufchen, Rinderge brüll und ähnliche ländlich-schändliche Naturtöne mich umwehen. Aber ich glaube, der .Moralische", den ich vorahnend schon heute über diese Idee des Landaufenthaltes em pfinde, hat mir die Feder noch vor der Zeit in die Hand gedrückt, um mir selbst, schwarz auf weiß, eine Rechtfer tigung für mein wagehalsiges Unter nehmen auszustellen. Wirklich, wenn man das Ding von allen Seiten betrachtet, ist es gar nicht so thöricht und seltsam, daß ich von des Rheines grünen Ufern hinpilgere zur sandigen Mark, wo die Kiefern spärlich sprossen und die Rinder blö lend ziehen. Den Rhein bekommt man auch mal satt, ebenso wie die Modebä der, die Hochlands-, Nordkap-, Ri viera- und andere Modetouren. terchen jeden Sommer eine mehrmo natliche Erholungsreise mit 'mir ge macht! dann, nach seinem Tode, bin ich mit Tantchen fast drei Jahre lang an dauernd auf Reisen gewesen. Es gibt kaum ein Fleckchen ansehenSwercher Erde, wo ich nicht schon einmal war. Da bekommt man schließlich von den Naturschönheiten, selbst in der pracht vollsten Ausführung, genug. Ich dachte wirklich, als wir uns im vorigen Herbst endlich wieder fest nie derließen und das augenblicklich zei tungumgürtete, sonst so hübsche, be hagliche Heim einrichteten, daß ich nun fertig Wäre und mich nie mehr von da heim rühren würde. Aber man soll schlauerweise niemals an den Bestand irgend eines Gefühles glauben! Es kommt immer anders! Noch im Frühling, als Trubel zum ersten Mal in ihrem Briefe die Be suchssaite anschlug, war mein Ohr volllommen taub dafür. Als aber der Sommer mit seinen glühenden Tagen in's Land zog, überlam mich zwischen Staub und Sonnenbrand plötzlich die unumstößliche Erkenntniß, daß ich für den Sommer in der Stadt ein für alle mal verdorben fei, und daß hier eine Aenderung eintreten müsse. Nur wußte ich nicht, wie und wohin? Mir graute ordentlich vor Bergen, Seen, Hotels und Reisebekanntschaf ten. Ich war davon müde, so müde, daß ich nichts mehr sehen und hören weUhen Gefühle plumpste heute vor acht Tagen, ja, gerade acht Tage sind es jetzt Trudels dringender zweiter Einladungsbrief, und augen blicklich stand es bei mir fest, daß der Ausweg gesunden sei, den ich so lange vergebens gesucht hatte. Alles kannte ich, nur noch nicht das Landleben. Wa- Kindheits-, Pensions- und Jugender innerungen aufzufrischen. Sie war mir immer die liebste von all' meinen jetzt in ihrer Würbe als Gattin, Mut- habe! haft mit sich selbst zu beschäftigen, kurz, Alles zu thun, was ein Tagebuchführen bedingt. Ja, Tantchen, so ist es, das mußte feststellen! die Einleitung durfte zum regelrechten Aufbau der Sache nicht fehlen. Und deshalb, meine Theure, ich höre schon wieder Deinen Recog einmal den Kummer und das Staunen erleben, mich zwischen zeitungrauschen den Geistern und zur nächtlichen Stunde auf die Postille gebückt zu Gewiß, nun g:he ich schlafen. Meine Strafpredigt und die schreckliche Pro phezeiung, daß ich morgen entschieden den Abgang des Zuges verschlafe, habe ich regelrecht erhalten, nun mache ich Schluß. Und wenn ich dieses interes sant werden sollende Buch, den stum men Vertrauten meiner feinsten See nicht auf Rasen, mit Veilchen, sondern in märkischem Sande, mit Kiefern und Kartoffeln bekränzt. d. 17. Juli. Stimmt, stimmt auffallend! Zwar nicht momentan, denn wenn ich den Blick aus den Fenstern meines reizen den Thurmstübchens schweifen lasse, so die köstlichsten Parkanlagen, springende Fontänen, mächtige Eichen und Bu chen, weite grüne Rasenflächen und duftige Blumenbeete, tuut cmiiiut.- clx-ü nou». Man hat mich auf das beste Fleckchen gesetzt, um mir den Sinn zu verblenden. Aber es gelingt nicht. Ich weiß, da draußen, jenseits des Eorridors, liegt die Kehrseite der Medaille, und bei der die Um-^ dl bh Pt t so. Stolz schastshos, wie den ihren, beläme ich selten in der Umgegend zu sehen. Hm, sie mag recht haben, recht, selbst mit nen Illusionen vor dem Hause breiten durfte, nichts als stolze, schleppentra gende Pfauen, junge Küchelchen, junge und Hunde. Oder, wenn es anders sein sollte, ein dickwalliges, altes Rit terschloß mit Zinnen und Burggraben, steinumragten Schloßhof wiehernde Rosse und eine kläffende Meute. Das liest man sich so aus den Ro sen Landauer. Alles hat vornehmes, wohlhabendes Gepräge. Meine Wirthe standen, als der Zug einlief, schon war- barfchaft, das sie meinetwegen früher verlassen halten. Nun war ich erst rechts beschämt und Sehr empfehlend für die hiesigen ge sellschaftlichen Verhältnisse klang das gerade nicht, aber ich nahm es mehr für Höflichkeitsphrase als für Wahrheit. Einzelne Illusionen muß ich mir doch bildete Mensch in bestimmten Gesell- ist ja abgeschmackt! Grau kann man auch noch als Großmutter tragen! macht, Frauen in Trudels Alter wer den unter die Würdenträgerinnen ge rechnet, dem Anschein nach. Sehr hübsch! Vielleicht zählen sie mich auch schon zu den alten Jungfern! Dann bätte es immerhin seine eigenartigen Reize, hierher gelommen zu sein! Im Wesen ist Trudel ganz die alte geblieben, freilich auch ein bischen an gelänbelt und anpomeranzt, der Hori zont enger gezogen, sehr mit Rücksich ten begrenzt, puh! Aber wir verstehen uns noch famos. Zimmer brachte, war ganz im alten Stil unserer Mädchentage, ich habe schon Einblicke gethan! Aber davon später. Hübsch der Reihe nach mit den Studien, Erlebnis drei und Heinis, des Stammhalters, Fräulein, ein zierliches, junges Ding mit brennend rothen Haaren, durch sichtig zartem Gesichtchen und ganz dunleln Brauen und Wimpern als Umrahmung sür ein Paar grünlich schillernde, große Augen, die mich bei der Vorstellung mit einem Blick trafen, Was lag nur in diesem Blick? Was leine Rolle, die Kleine. Stumm wie ein Fisch sab sie an ihrem Platze, aß sehr zierlich, wie überhaupt der Duft rade in der Jugend sich als Mittel sönlichleit fühlt. hier. Und Trudel hat noch andere Ziel« für mich ich wette! O, ich habe es schon durchschaut, wenngleich sie vor läufig noch sehr diplomatisch auftritt. Ich lache heimlich! O, meine kluge Trude sie schildert. Da ist zuerst lich, aber sonst unschädlich. Strickt viel, liest Bulwer und Carlen, ist hoch adliL und im Ekumll. Tante ihres ManneS und nur vor übergehender Besuch. mußte, daß ein Mädchen von der Art dieser Miele, wie Trudel sie schilderte, nicht hübsch, nicht liebenswürdig, nicht Also ich sagte: „Verheirathe sie ein Mittel gegen AlleS! „Will ich auch, Ilse, ich halte es auch Miele überliefert habe. Ich schüttelte .„Ach, Ilse, so schlimm ist das doch Ich kenne das, also verlor ich auch hier kein Wort des Widerspruches, sondern that, als wenn ich glaubte, dete Miele wirklich als Frau des see lenguten Jungen mit dem großen will? Wenn Miele ihm nicht gefällt?" nichts ? Und wen» er sich nun in mich verliebt?" Trude war von dem Einwurf durch denn mit Miele?" „Siehst Du, Kind," lächelte Trude, die anderthalb als ich, sprllngen verstehst. Darauf rechne ich gerade, daß er sich in Dich verliebt. Wenn Ihn dann der ganze Jammer ei ner unglücklichen Liebe Plagt, wird ihm Miele in den Weg geschoben, muß Miele sein verletztes Selbstgefühl hei rUckgestoßen wurde." Ich saß geradezu erstarrt da. Wel che LebenSllugheit! Eigentlich auch ist! Aber schwache Punkte in der Mo- Frauen sehr weitgesteckte Gewissens grenzen. wchte übe m"th 112 Ach Nein, Liebchen, so etwas gibt es nicht. Ich kenne Dich doch. Für Dich gehört ein Mann von Stellung, ein gereifter, interessanter Mann, mit Besitz und klappt —" wußte, ich stehe als zweite Kandidatin aus Trudels Heirathsliste, und der Be treffende, in den ich mich aus Länge- Wirth machst! Es thöricht,^mir „Jlft, Dich von Verlieben reden zu hören, ist einfach zum Todtschießen! Bist Du denn jemals in Deinem Leben verliebt gewesen, hastDu wirklich schon einmal gespürt, daß Du ein Herz ßte ich nun freilich vernei Ich glaube es zwar selbst mcht. Ich uns vorsingen" Aber als jetzt Trudel mit solch' tödtlicher, ver letzender Sicherheit behauptete, dafür wäre es nun auch schon zu spät bei mir, ich wäre am geeignetsten zu einer wohl^ kratzig. Einfach in's alte Register geschoben, unter die uninteressanten Frauen, die niemals eine große Leidenschaft kann ten, nein, das ließ ich mir nicht ge fallen, und nun erllärte ich wüthend, daß Trude nur all' ihre Mielepläne mit dem Lieutenant aufgeben solle, ich sei gewillt, diesmal mein Herz ernst haft zu entdecken und meines vorgerück ten Alters große Leidenschaft dem Lieutenant entgegenflammen zu lassen. Zuletzt lachten wir beide wie in unse ren lustigsten Backfischzeiten, und wenn uns nicht Dvre, das mir zugewiesene Stuben- und Kammermädchen, mit der Anzeige, daß mein Bad bereit stehe, auseinander getrieben hätte, säßen wir wohl noch bis zu dieser frühen und köstlichen Morgenstunde plaudernd bei sammen. So sitze ich nun hier allein und habe die einsame Zeit zum Tagebuchführen üenutzt. Trude hat mich nämlich ge stern mit heißer Beredtsamkeit beschwo ren, nicht vor achteinhalb Uhr am Kaf feetifch zu erscheinen, da sie als unver besserliche Langschläferin es nicht zu Stande bringe, der ersten und vor nehmsten Pflicht der Landfrau, dem Frühaufstehen, nachzukommen, son dern nie vor d« angegebenen Zeit hin aber doch einen schlechten Eindruck ma chen, wenn ich, das Stadtfräulein, sui darin beschäme. Nun bin ich zwar von Geburt ui?d Erziehung Frühaufsteherin und hab« mich gerade gefreut, das hier auf dem (Fortsetzung folgt.) Sein letzter Gedankt. übergefallen bist?" Maurer: digt wird. „Papa, was ist eigentlich eine Mastvieh-Ausstellung?" »Das. mein Kind, jit eine Schönheits - currenz für Kühe und Schwei»»!' Für die Küche. Kohlrabi-Gemüse. 10 —12 junge Kohlrabi werden geschält, in messerrückendicke Scheibchen, das zarte Kraut nudelartig geschnitten und Bei des getrennt in Salzwasser abgekocht, dann abgegossen und mit frischem Wasser überspült. Hierauf wird aus eigroß Butter oder gutem Fett mit 2 Kochlöffelchen Mehl eine helle Ein brenne gemacht, dies mit Wurzelbrühe oder Wasser, dem nöthigen Salz und einer Prise weißem Pfeffer und Mus katnuß zu dünner Sauce gerührt, auf gekocht und erst das Grllne, vann die Kohlrabi dareingegeben. Nach 10 Mi nuten Auskochen kräftigt man das Ge müse mit einem Theelöffel Extract oder Fleischbrühe und trägt es auf. Geschmortes Rindfleisch mit Kartoffeln. 2 Pfund übrig gebliebenes Rindfleisch, ganz gleich, ob gekocht oder gebraten, wird in Würfel geschnitten, wobei alle Seh nen und Knorpel entfernt werden müssen; ebenso schneidet man 2—Z Pfund gekochte Kartoffeln in Würfel und stellt Beides beiseite. Nun zer läßt man 2>/(, —Z Unzen Fett oder Butter in der Kasserolle, giebt I—2 große grobgehackte Zwiebeln hinein und läßt sie »nter beständigem Rüh ren gar, aber nicht braun werden. Dann fügt man zuerst das Fleisch dazu, läßt es durchdünsten, dann die Kartoffeln und das nöthige Salz und schmor! Alles gehörig durch. Kurz vor dem Anrichten giebt man etwas übriz gebliebene Bralensauce oder Fleisch brühe darunter (das Gericht darf we der zu trocken noch zu suppig sein), ab, würzt mit Theelöffel Re i st ort e. Pfund Reis wird aus Butterteig eine ungefähr 1 Zoll hohe Unterlage, legt gleichmäßig die erlaltete ReiSmasse auf. macht auS je nach Bedarf ?—-6 Pfund schönes aus diese Art saftiger bleibt, und reibt es mit Salz und Pfeffer ein. Dann belegt man den Boden eines tiefen beerblatt und einem Stückchen Brod rinde. gießt halb Roth- oder Weißwem und halb Fleischbrühe oder Wasser darüber, daß das Fleisch damit bedeckt ist. deckt es fest zu und läßt ts 6 man es zwei- bis dreimal umwendet, aber nach jedem Mal wieder rasch zu deckt.. Wenn es ganz mürbe ist, nimmt man es aus der Brühe, verdickt die selbe, welche kurz und kräftig fein muß, mit etwas lichtbrauner Butter mehlschwitze, entfettet sie. seiht sie durch und richtet die Hälfte über das zierlich aufgeschnittene Fleisch an. die übrige Brühe giebt man nebenbei in einer Sauciere und servirt Schmor kartosselchen, Maccaroni oder dergl. dazu. „Austern in der Jacke." Nachdem der Saft abgelassen ist, wird jede Auster in eine Scheibe Speck ge wickelt, die ein „Speiler" (HolzstäS chen) zusammenhält. Man brät di« Austern dann in einer Pfanne, bis d« Speck sich bräunt und kräuselt. Zu allen Austernspeiseir muß min reichlich Salz verwenden, die Austern ziehen das Salz sehr ein. Pfeffer er höht auch den Geschmack der Au stern. übrig gebliebenen Gemüsen, besonders sie öfters nach großen Gesellschaften sich finden, kann man eine köstliche Suppe bereiten. Man gibt einen Stich Butter in einen Topf, schmort eine Zwiebel darin, thut sämmtliche Gemüse zusammen hinein, läßt es ei nen Augenblick anlaufen und füllt dann mit kochendem Wasser auf. Ist genügend Gemüse vorhanden, daß es eine sämige Suppe wird, so kocht man die Suppe nur mit etwas in Wasser angerührtem Mehl aus! ist dö?s nicht der Fall, so kocht man eine entspre chende Portion Kartoffeln ein Sieb, gibt etwas Liebig Fleisch »xtrakt hinzu, rührt in der Suppen terrine ein Eidotter mit etwas Sahne glatt und richtet die Suppe darüb:r Schottische Eier. Harte Eier schneidet man der Länge nach durch, entfernt das Eigelb und füllt sie mit einem feinen Gemüsesalat. Hierauf legt man je zwei gefüllte Eier- HLlften auf ein kkiueS L-chüsselchen mit gehacktem Eigelb und gewiegter Petersilie. -Indirekt-Schuld. Rich ter: „Sie wollen von dem Automobili sten eine neue Hose haben, dabei belun den aber zwei Zeugen, daß er Sie nicht überfahren, überhaupt gar nickt mit Ihnen in Berührung aelommen Kläger: „Ganz recht! ich bin aber, als ich ihn von weitem kommen sah. auf einen Baum geklettert, und dabei ist sie zerrissen." 3
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