Kille lltM Im. i. Crawley Foyle, der Parlament?« Abgeordnete von Buckton, bewohnt« ein stattliches HauS aus dem Eaton Square, einem der sashionabelsten Stadttheile Londons. Er verstand zu leben; mit Hilfe der Gastronomie lenkte er die Menschheit. Nach feiner Meinung ,varen gute Diners jene Triebkraft, die die soziale Maschin« des 19 Jahrhunderts im Gange er hält. Sowohl als Parlamentsmit glied wie als Geschäftsmann baute er aus seinen französischen Koch, und sei ne geschäftlichen Beziehungen waren sehr complizirter Natur, denn er be theiligte sich an den verschiedensten fi nanziellen Unternehmungen, war Lei ter mehrere Aktiengesellschaften und Hatte angeblich auch in einigen Privat firmen größer« Summen stecken. Ja, Crawley Foyl« war «in strebsa mer. vielbeschäftigter Mensch, ein un ruhiger Geist, alles an ihm war groß di« Gestalt, die Stimme, die Un ternehmungslust und di« Pose. Er verstand es, seinen lieben Mitmenschen zu imponiren, theils durch sein« Le bensweise. theils durch sein« Ueberre dungsgabe. Kurz und gut, er war ein leicht erregbares, leidenschaftliches, mit lebhafter Phanlasi« begabtes, mit dehnbaren, Gewissen behaftetes Ge schöpf. ein« Art Mensch geworden«« Wirbelwind. Er ging stets mit vor nehmer Eleganz gekleidet. Er trug nie Diamanten, bekmidete aber seinen Kunstsinn und feinen Geschmack durch die Wahl antiter Juwelen, auf die er nicht wenig stolz war. Sein Bureau befand sich in der Mi r»ori«Sstraße; sein« Firma Mutete: bekannt war er als „Schiffskrämer". Er, der Abgeordnete von Buckton, be theiligt« sich mit Vorliebe an solchen Geschäften, die für die leiblichen Be dürfnisse seiner Mitinenschen berechnet waren, und war bereit, eine noch so große Bevölkerung an welchem End« der Welt immer mit Lebensmitteln all«r Art zu versorgen. Da er sehr verschwenderisch lebt« und sich keinen Genuß versagte, hielt man ihn allge mein für enorm reich. In Wirklichkeit schwamm er flott in einem Meer von Schulden dahin. „Schulden sind der Drehpunkt des Handels," pflegte er in seiner Eigen schaft als Staatsmann zu sagen. Als Privatmensch und Kaufmann sprach er nur von „Verpflichtungen". Das «twas Angenehmes, Zuvorkommendes. Er befleißigte sich überhaupt einer sehr diplomaifchen, gewählten Aus- speisen, er liebt alten Madeira; ver gessen Sie das nicht, Bidewell." Bidewell, «in eingeschrumpftes. hinein gestreng«,, Herrn und Gebie „Thut nichts, Alter. Die sind für es wünschte, den ganzen Keller plün dern. Cope's Wünsch« müssen fortan auf den Wink «rfiillt werden, verstehen Sie mich, Bidew«ll?" Bidewill Erstand sehr wohl und wußte, daß er den schäbigen, unange nehmen alten Herrn mit besonderer Aufmerksamkeit zu bedienen hatt«. Weshalb d«r Sonderling mit der großen Narbe auf dir rechten Schläfe so bevorzugt werden soll te. war dem alten Diener ein Räthsel, das zu lösen er sich aber nicht bemühte. Er wußte, daß Cope ein Compagnon seines Gebieters und sehr reich war? das genügt« ihm. Josua Cope war in der That sehr reich; «r verstand es, auf verschiedene Weise Geld zu machen, und jede war abscheulich. So zum Beispiel versah «r die Firma Schrieber u. Co. mit was dieselb« ihren Kunden lieferte. Auch besaß er in der Nähe von Haie sowen ein« große Nagelsabrik. Das Elend der halb verhungerten Nagel „Wo ist Ihr Herr?" „Bei den Dam«n." .Zeigen Sie mir mein Zimmer," suchte, stets dasselbe Zimmer, Bide „Können Sie rasiren, Bidewell?" „Ja, Herr Cope." Diener, obgleich er sich sagen mußte, daß Copes Kinn des Rasirmessers dringend bedürfe, so seltsam, daß er sich für verpflichtet hielt, eS seinem Herrn zu melden, da er es mit dem 28er Madeira in Verbindung brachte. „Bitte sich «inen Augenblick zu ge dulden, Herr Cope, bis ich heißes Wasser bringe," sagte er mit einem „Aber nur rasch, Alter, ich hab« Eil«!" Ein häßlich«? Lächeln umspielt« sei danken das Zimmer durchmaß, nach dem Bidewell die Thür hinter sich ge schlossen. Dieser eilte schnurstracks in den S alon, wo Foyle mit den Damen des Hauses gerade den Thee einnahm, und flüstert« seinem Herrn ins Ohr, daß Cop« von ihm rasirt zu werden wün sche. „In des Teufels Namen, so thu' doch, was er verlangt," fuhr der Ab geordnet« auf. „Rasire ihn sofort." „Nicht doch, Wilhelm!" bat Frau Foyle, «in« sanft« Dame von 46 Jah ren, und ließ vor Schreck beinahe ihre Tasse fallen. „Nicht? Ja, weshalb denn nicht, meine Lieb«? Cope ist heute unser Gast und will vonßidewell rasirt sein. Laß ihn doch von ihm rasirt werden. Rasiren Sie ihn sofort, sag' ich! Hören Sie?" fuhr er den zitternden Diener an. Ohne ein Wort zu erwidern, lief Bidew«ll davon, und Frau Foyl« «r -klärte, daß sie gegen das Rasiren des Gastes nicht das geringste einzuwen den habe, daß aber die strengen Aus drücke ihres Gemahls ihre Nerven ir ritirten. Die feinfühlige, zarte Frau mußte mit Mühe die Thränen unter drücken, als Foyle auch sie heftig an fahren wollte. „Papa, ich bitte Dich, sei doch nicht albern," nahm jetzt Jfabella dasWort, die den Thee ber«it«te und empört die Scene mit angesehen hatte. Papa verschluckte seinen Zorn und schwieg. Jsabella Foyle war ein merkwürdi ges Prodult dieses so ungleichen, ins Ehejoch gespannten Paares. Sie schien ein in jeder Beziehung Physisch wie moralisch verfeinertes Ebenbild ihres Vaters zu sein. Seine unsteten grauen Augen hatten sich bei ihr in seelenvoll« violett« v«rwandelt, sein sinnlicher Mund war bei ihr nur an gedeutet und ein schivermllthiger, ed ler Zug lag darauf. Nußbraunes, üppiges, krauses Haar umrahmt« ihr feines und doch ausdrucksvolles Ge sicht. Ihr zartes, dabei aber doch stol zes Köpfchen faß auf einer junonischen Gestalt, von der eine eigenthümlich« Ruhe und Würde ausging. Jsabella verstand es meisterhaft, ihre Gefühle zu beherrschen. Gegen ihre leidende Mutter war sie st«ts nachsichtig und zärtlich, aber ihren Vater wußte sie im Schach zu halten; sie war klug ge nug, diesen Poseur zu durchschauen. Bidewell war zu Cope geeilt und bearbeitet« ihn. oder besser gesagt,Cope bearbeitete Bidewell. denn er hatte ihm die Zunge gelöst, so daß er wie ein echter Barbi«r aus der Schule „Sagen Sie mir, lieber Freund, gab's in der letzten Zeit viele Gesell schaften hier im Hause?" „Nicht sehr viel«." Damen fast gar nicht." „Kommt Herr Thresher oft?" „Er war Montag hier und wird zu"sein, grinste Cop«. „Das wolle Goit verhüten," gab Bidewell treuherzig zur Antwort. auch ein glänzendes, aber kostspieliges, denn der Kochliinstler besaß die Ge wohnheit, all« Speisen, die seinem Ge schmack nicht entsprachen, erbarmungs los den Flammen zu überantworten. Zwei Dutzend Krammetsvögel und eine Pastete mußten an jenem Tage Die Gesellschaft bestand aus zehn Personen, die um den runden Speise tisch saßen, der festlich gedeckt und be leuchtet war. Der Abgeordnet« Mark Peach, ein Radikaler „schlimmster Sorte", führte di« Frau des Hauses zu Tisch. Da sein Vater ein Conser- Frau Foyle saß Oberst Pate, den es garnicht verdroß, daß der auf halben Sold gesetzte Hauptmann Joybell sei ner Tischnachbarin, der stark ge fthenkte. Ihr Gatt«, «in blonder, blei schichte hatte, d» ihm in derGeschästs tausend Pfund erspart, damit den Rechtsanspruch auf «in stark verschul detes Besitzthum in d«r Grafschaft eine Mineralquelle entdeckt«, von de ren Existenz die B«sitz«r k«in« Ahnung g«habt hatten. Lupin machte für das nung. David Thresher, der zwischen Jsa bella und Herrn Lupin saß, war ein schlanker, mattblonder, kräftiger jun ger Mensch von vornehmem, ruhigem W«fen und energischem Charakter. Jsabella b«m«rkt«, daß er sich an die sem Abend zurückhaltend das Pärchen mit boshaftem Interesse. Die Schönheit Jsabella's regte ihn seltsam aus; sie sah in ihr«r rubinro then Gesellschaftstoilette wie eine aus heit aus. Nach Mädchenart heuchelte sie an jenem Abend gute Laune, um gen, trieb mit ihren Scherzen H-rrn Peach in die Enge und befreite so ihr« Mutter bon der Pflicht, den langwei ligen Menschen zu unterhalten. Si« verstand es, ein« allgemeine Unterhal tung im Gang zu erhalten. Der Hausherr erging sich in endlosen poli- Joybell mit Andacht folgte. Ten ar- Großkapitalisten an einem Tisch zu sitzen. Er war ein angeheiratheter Verwandter Threshers, und dieser großartiger Pläne hatte, vom Halse zu schaffen. In Foyle erblickte Joy bell den Mann, der ihm dazu verhel fen tonnt«, sie auszuführen. Zwischen Suppe und Braten hatte er Cope von seinen Wünschen und grandios, daß sie ihn, nach seiner An sicht, zum reichsten Mann der Well ner Stunde Myriaden der köstlichsten Fische ins Netz kriegen ohne Mühe und Gefahr. Außerdem verfügte er sich von Jsabella in der Bibliothek, stimmt hat?" fühlte sich durch seine Zurückhaltung verletzt. „Es ist da» Geheimniß ein«s ante- Etunde mich nicht sehend gemacht hätte. Was wäre das für «ine Eh« Das Geheimniß, welches ich nicht wis sen darf, sollte nicht zwischen Ihnen und mir stehen." Da er noch immer nicht antwortete, verließ sie ohn« Gruß das G«mach. 2. Xus gute Cigarren. Er verschaffte sich die duftendsten und feinsten Sor ten, die für Geld zu bekommen waren, in großen Quantitäten. Er sucht« aus dem In- und Ausland di« b«st«n auS und verkaufte d«n Rest an Händler. Seiner jeweiligen Stimmung und Laune entsprechend, wählte er sein«n Tag«sb«darf aus seinem großen La ger, das ihm viel Mühe kostete. Er eigenen, und nichts vermochte ihn so in üble Laune zu versetzen, wie der Geruch schlechten Krautes, aber nichts ihn so gut zu stimm«n wi« d«r Dust eines feinen. Foyles Rauchzimmer gefiel ihm. Es war nicht zu groß, di« Lederfauteuils waren behaglich und weich, die Luft rein und die übrigen bewohnten Gemächer in der Nähe. „Ich habe Ihnen «in« Cigarre mit gebracht. Foyle. Sie ist zwar nicht nach mein«m Geschmack, aber Ihnen wird sie schmecken." Und er reichte dem Hausherrn mit selbstgefälliger Miene seine schäbig« Tasche hin. Alles an diesem Menschen sah schäbig und ver dächtig ouS. Die beiden Herren zündeten ihr« Cigarren an und machten sich's in den Lehnstühlen bequem. »Jetzt g«b«n Sie mir nähere Da ten." begann Cope das Gespräch, nach dem er sich vorher in eine Rauchwolke gehüllt. „Es ist das ein« sehr peinlich« Ge< schichte, lieber Cope, sehr peinlich sein« Beziehungen zu Jsabella " stotterte Foyl« mit gutgespieltem Ku mmer. „Lassen Sie das Mädchen aus den, Spiel! Geschäft ist Geschäft. Was hat Thr«sh«r gesagt?" „Daß wir ein unehrliches Geschäft betreiben, und daß er aus der Firma auszutreten wünscht." „Sonst nichts?" „Nicht ein Wort." „Hat er nicht mit anzeigen ge drobt?" „Nein." „Der Dummkopf!" brummte Cop«, versant in tiefes Nachdenken und platzte dann mit der Frage heraus: „Wie viel Kapital hat er drin stecken?" „52,<XX> Pfund Sterling." mir eben rathen." ,D«r liebe Cope wünscht zu wissen, was Si« zu thun gedenlen, Foyle." „Ich?" ri«s das Obtrhaupt der Fir ma Schrieber u. Co. „Ich kann gar nichts thun, rein gar nichts. Sie ken nen meine politisch« Stellung und all die zahllosen Pflichten, di« si« mir auf erlegt." Cop« hüllte sich in «ine noch dichtere Rauchwolke und schwieg. Foyle war tete g«duldia: sein herrschsüchtiges, selbstbewußtes Wesen war wie wegge blasen, er stand vor einer Krisis, vor Ehrenhaftigkeit, Moral und Mensch geweiht sein müsse, und die Lieferan ien also schlechterdings als ihre Mör der zu betrachten seien. Er »ersuchte klärt. lehnte sich i>s seinem Stuhl zurück und fragt«: „Haben Sie eine besondere Vorliebe sür Thresher?" „Nicht die geringste," rief Foyl« aus. „Hm, dann läßt sich weiter reden." „Mir scheint, die Geschichte steht so: Herr Thresher will uns los werden." begann er nach einer längeren Pause pfindfame Nase in alles steckt und im mer an der Art unseres Gewinnes z» mäkeln findet. Er muß entfernt wer den, ehe er Unheil anrichtet! Wir müssen ihn loswerden, und zioar „Vortrefflich!" rief Foyle. „Und zwar vollständig," fügte Cope „Mit Stumpf und Stiel." Crawley in der Familie hieß er in Wirklichkeit Wilhelm dachte an Jfabella und erbleichte. Cope fuhr lassen. Aber es ist höchste Zeit, daß Sie es thun, denn sonst werden Ihnen die Thatsachen so grell in'S Gesicht scheinen, daß Ihnen darüber Hören und Sehen vergehen dürfte. Wenn Sie jetzt Ihre Rechnung mit der Welt abschließen wollten, würden Sie sin- fünfundzwanzig bezahlen könnten. Kurz und bündig, Sie sind ein Bett ler, Foyle." Der Abgeordnete von Buckton er schauerte. Ich werden Ihnen sagen, wie Sie sich ich? Wollen Sie meinen Rath be folgen ehrlichkeit zeiht?" „Selbstverständlich nicht!" „Ich habe mir heute Abend Fräu bin zu der Schlußfolgerung gekommen, daß sie Ihre Trumpfkarle ist. Sie Crawley sprang entrüstet auf, und seine Arm« fuchteilen in der Luft her um wie die Flügel einer Windmühle, während er in melodramatischem Tone sich Foyle ein wenig ausgetobt und feinen Gefühlen Luft gemacht hatte, blieb er mitten im Zimmer ganz au ßer Athem stehen und starrt« Cope an. Dieser nahm den Faden desGefprächS wieder auf: „Ich war darauf gefaßt, daß Sie in Wuth g«rath«n würden. Ich wie es unrecht von Ihnen ist, den Thatsa chen nicht int Gesicht zu sehen. Jede Ehe in jedem Hause dieses vornehmen Stadttheils ist eine Frage von Kauf und Verkauf für Geld und Geldes werth nichts anderes. Man ver meidet es nur, das Ding beim rechten Namen zu nennen, das ändert aber nichts an d«r Thatsache. Sie wollten Ihre Tochter an Threfhir verkaufen und hätten dabei ein schlechtes Ge schäft gemacht; ich werde Ihnen sagen, was Sie thun sollen, um «in gutes zu Threfhers Antheil übernähmen?" „Das soll der Mann thun, der Ihre mand finden sollte, würde ich selbst Ihre Tochter Heirathen." Was Crawley in diesem kritischen tigsten Miene'von der Welt: Ihre Lage ist «ine verzweifelte. Ler nen Vorschlag. Ich gehe zu Bett." den Muth gebabt, seine Pflicht zu er den, Bruch, der zwischen Isabel!» und Fingerzeig Gottes, der Jsabella für Ruhe haben." Die Sorgenfalte. die stets auf ihrer Stirn lagerte, glättet« sich und machte einem heiterenGesichtS ausdruck Platz. „Ja," bestätigte Jsabella, „wir wer lästigt werden, Mütterchen." Wie nicht vergleichen, nicht Der Eine empfindet sie heftiger als der Ander«. Wird eine starke Natur von nunft, das Gefühl, der Verstand, si« nem Rath zugänglich, sie sucht die Einsamkeit. So auch Jsabella. Da das Ideal, das sie sich in ihren Muße stürzt. Woran sollte sie in Zukunft glauben, da auch David sich als Tnig gestalt erwiesen? Frühzeitig hatte sie die Entdeckung gemacht, daß die Ehe die Mutt«r furchtbar unter den Lau nen des herrschsüchtigen, egoistischen, ruhelosen Vaters litt, dessen gantet Ehe ihrer Eltern eine in ihrem Kreis« typische sei, wie die ewige schmerzlich« Resignation ihrer Mutter für das Le ben d«r Mehrheit der Frauen typisch war. Daß si« in den meisten ihr be kannten Haushaltungen ein« ruhig« Oberfläche fand, die nur durch das Lächeln und die vollendete Höflichkeit leicht bewegt wurde, bestätigte si« nur in ihrer Theorie, denn sie wußte, daß die „Welt" bei ihnen selbst auch nichts der glatten" Oberfläche! Die Liebe, die ihr David Thresher entgegen brachte. erschien ihr wi« eine himmli sch« Offenbarung; sie eröffnete ihr eine glücklich« Zukunft, und nun diese Enttäuschung, die sie fast wie ein To desstreich traf! In ihrem ersten lei denschaftlichen Schmerz suchte sie Trost in ihrem Entschluß, fortan all« ihre Liebe und Zärtlichkeit ihrer un glücklichen Mutter zu weihen. Es war nur natürlich, daß sie sich vom Schicksal stiefmütterlich behandelt fand und diesem grollte. Sie hatte noch nicht einsehen gelernt, daß die Summe der Leiden selbst bei den elen zeichnet sind, aber nicht weil die Schmerzen vorherrschend sind, son dern weil sie uns plötzlich, unerwartet treffen wie ein Blitz aus heiterem Hi mmel. Es liegt in der Natur des Ver baren Farbenmischungen, di« unser Auge allerorten im Weltall erfreuen, vergleichen. Die arm« Jsabella langte in einer wahrhaft menschenfeindlichen Stim mung in Brighton an. wo ihr Vater das Parterre eines großen Hauses von einer Miß Wiscomb gemiethet hatte. Dieses alte Fräulein lebte von einem kleinen Einkommen und großen Er wartungen. Es bewohnte den ersten Stock, um vor Feuchtigkeit geschützt zu sein ;di« Doppelfenster waren im mer geschlossen auS Angst vor Zug luft, denn Fräulein Wiscomb wünsch te, wie Cope, daS groß« Vermögen d«r Londoner Speicher - Tontin«n - Ge nossenschaft zu erb«n. Ihr Salon war mit altmodischen, hochlehnigen Mö beln aus dem vorigen Jahrhundert eingerichtet. Sie lag den größten Theil des Tages auf einem Divan, der vor dem Fenster stand. Auf dem kleinen Tischchen zu ihrer Rechten be ein Riechfläfchchen, zwei Paar Augen gläser, «ine Bibel, ein Uhrenständer sammt «in«r altmodischen Uhr und di« letzte Nummer der „Times", diese Gegenstände placirte Martha, die alte Dienerin, allmorgendlich dorthin, nachdem sie ihre Herrin aus dem Schlafzimmer in den Salon auf ihr Plätzchen geleitet, wobei ihr ihre Nichte Mary behilflich sein mußte. Martha zählt« stlbst b«reiti über achtzig Jahre und war «in gebr«chlich«s Mütterchen, dessen Kopf vor Schwäche immer wa ckelte, während man der Herrin ansah, daß si« einst eine imponirende Schön heit gewesen sein mußte. Trotz ihrer siebzig Jahr« hielt si« sich noch auf recht. ein gewinnendes Lächeln ver klärte ihre Züge, sie war stets guter Laune, neigte sogar zur Heiterkeit und kleidete sich einfach, aber geschmackvoll bis auf den eigenthümlich beschaffenen Kopfputz, der auf jeder Seite des Ge sichtes zwei dunkelbraune Schmacht locken begrenzte. Ihre schmalen, wei ßen Hände waren immer von schwarz seidenen Handschuhen bedeckt und trug sie stets einen kostbaren weißen Spi tzenshwal, der vorne von einer altmo dischen Brosche zusammengehalten Originell war das persönliche Ver hältniß zwischen Herrin und Diene rin. Martha behütete die alte Dame mit Argusaugen. Allmorgendlich wie bald die alt« Dame auf ihrem Divan lag, begann Marthas spezieller Dienst. „Ich hoffe, daß Sie sich heute ganz wohl fühlen, Fräulein?" fragte sie mit ängstlich forschendem Blick. „Vollständig wohl, liebe Martha, ich danke Dir für Dein« Nachfrage," (Fortsetzung fole>) Fiir die Kkch». Englisch« Nierensupp«. Mehrere frische Rindernieren schneidet man in dünne Sch«ib«n, bestreut si« mit Salz und Pfeffer und mit Mehl. überfüllt sie mit so viel siedendemWas man die Sch«ib«n, mit «twas Brühe überfüllt, in die Suppenschüssel, stellt si« heiß und gibt di« übrig« Brühe Eßlöffel Mehl (auf drei Quarts Sup dicklicher Supp«. kräftigt di« Suppe mit Liebig's Fleischextrakt, würzt sie mit 1 Eßlöffel Champignon - Ketchup Stund« stehen. Indeß rührt man 5 Pfund Butter schaumig, fugt 2 ganz« Eier und 2 Eigelb hinzu, verrührt si« Salz und so vi«l Mehl als nöthig ist Erbs«n, Pflaumenmus und ander«!» Obstspeisen anrichtet. Gänsesülze oder Weiß fa u« r. Die zu Weißsauer bestimm- Pfefser, Salz, Lorbierblatt und Thy mian, Beifuß, Majoran, Salbei, nach Belieben mit 2 Citronenscheiben zu würzen. Man läßt die Gänsestück« i» schnitten werden. Nachdem sie in Por tas Gelee fest werden. Beim Gebrauch werden die kleinen Formen umgestürzt. Mohrrüben mit Essig. 6 Personen. Zubereitungszeit 2 Stun läßt di« Rüben gehörig weich kochen. Unterdess«n hat man 1 od«r 2 Löffel Mehl mit «twas bestem Essig klarge rührt, gibt diese, sowie «in «igroß«? Stück Butt«r und ein« Messerspitze weißen Pfeffer in das Gemüse, läßt «S und würzt «s mit etwas Fleischextrakt. Besonders passend zu Bratwürstchin od«r Boul«tt«n. G«su l z t« Kalbsl e b e r. Eine ten 8 bis 10 weiße Pfefferkörner, 3 theilte Kalbsleber gelegt. Die Leber kommen weich gedämpft, dann mit Salz bestreut, sammt dem Speck, dem Gewürz etc. und einigen Schnitten saftigem gekochtem Schinken od«r zar tem Rauchfleisch mit 3 bis 4 hart«,« Eidottern im Mörs«r kleingestoßen oder dreimal fein haschirt' d«r hier- Nacht kühl gestellt. Die nun fest ge- Kalb 112 lei sch rolle n. 2 bis 2z Pfund fein gehacktes mageres Kalb» fleisch wird mit dni Eiern, Pfeffer und Solz g«mischt und längliche Rol» schiebt diese in den Ösen und läßt den Drittel bis j Quart Fleischbrühe dazu sten. Noch j Stund« ist das Gericht Mißverstanden. Apothe ker: Sie wünschen? „Ein Zugpfla ster!" Apotheker: Wollen Sie einS hinter die Ohren? „Sie Flegel, geben Sie Acht, daß ich Ihnen nicht selbst Boshaft Ä.: „Ich habe vre» neue Anzüge!" B.: »Da haben Sie wobl drei Schneid«?!' 3
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