2 Auf dem Leuchthurm. Die Dämmerung kam und legte, fast unwahrnehmbar noch, einen ganz leich ten, silbernen Schleier über alles. Di« Farben wurden matt, gebrochen, ver» . schwömmen. Der Himmel nahm de» milchigen, halbdurchsichtigen Ton eine? Opals an, und wie verloren stand da rin die Mondsichel, bleich und ohne Leuchtkraft. Ringsum alles still, sin nend, wie nachdenkend über den Tag, der vergangen war und nie wiederkam. Auch das Meer war ruhiger geworden und schob nur leise, leise dir breitflä chigen, müden Wellen den Strand hin auf und sog sie ebenso wieder ein. Weiterhin am Us«r lag dos Strand dörschen, aber es regte sich nichts darin, denn eS wirr Sonntag, und vi« Bewoh ner saßen in der Kirche, t«e mit ihrem dicken, runden Thurm und den kleinen Fenstern in den alten, festen Stein mauern sasi wie «in kleines Kastell aussah. Hier hinaus aber, zu dem Leucht jhurm, der nur durch einen ganz schmalen Pfad mit dem Land verbun den war. drang weder der volle, dröh nende Wohllaut der Orgel, noch der Gesang der Gemeinde. Der alt« Leuchtthurmwächter stieg mühsam die enge Wendeltreppe hinauf. Nach kaum zwanzig Stufen maßt« er immer einhalten und mit keuchender Brust Athem schöpfen. Das war b«- war, so war es gut. Ja, droben war es gut. Dort war es still. Der rings von dicken Glaswänden umgebene Raum, in dessen Mitte der Leuchtapparat angebracht war, bot allerdings nicht viel mehr Platz, als' für eine» kleinen Tisch. einen Stuhl und eine Etagere, aus der einige Bü cher lagen, erforderlich ist. Hier saß der Alte jeden Nachmittag und wartete, bis es dimk«l wurde. Von unten herauf sprach das Meer, schmeichelnd, zärtlich, klagend oder dro hend. Es vereinigt« alle Empsindun die Sonne deckte einen unendlich feinen, flimmernden Lichtschleier über sie, und wenn eine der lautlos dahinschweben langen Flügel in den glänzenden Spiegel tauchte, so erzitterte dieser leise in traumhaftem Schauer. doppelt hoch auf und stürzt sich wie in sinnloser Wuth über die Klippen. Wenn aber der Sturm gestillt ist zu können, daß er denen, die da drau ßen der Willkür des Wasser! preisgege ben waren, den Weg nxise, tröste, ja nicht allein alle die jugendlichen Er wartungen und Hoffnungen getäuscht, sondern Sa.'te ihn und das Ivar da? Wunde hinterlassen, die immer wieder aufbrach und aus der jene schreckhaften Träume aufstiegen, die ihn nicht schla fen ließen. Wie oft war «S ihm, wenn er sich zur Nacht auf dem Bett hin und her wälzt«, als riefe ihn eine Stimme, "ine s» wohlbekannte Stimme, angst- voll und flehend, wi« die einet Ertrin kend««, so daß er aufstand und an den gen den Himmel erhob, undurchdring lich und räthselhast finster, unzugäng lich jeder Frag« und Bitte. Warum hatte eS ihm das Einzige noch genommen, daS ihm nach einem Wogen hervordrangen, ein klagender Gesang der Versunkenen all der Jahr hundert«, der mit jedem Jahr, mit je- Chor. Lehre brachte? Daß er all die beweg lichen Bitten in den Briefen des Soh nes, der es in diesem Beruf nicht aus halten konnte, unbeachtet ließ? Eines TageS hatte der Junge, bestaubt und abgerissen, wieder an dieThür geklopft. Er war einfach davongelaufen und hatte den weiten Weg zu Fuß gemacht, ohne ein Stück Geld, im Freien oder ger. uinkleiden. Dann schickte er, ihn in S fuhr mit ihm nach der Stadt zurück. Nach sechs Wochen war der Knabe Dort verließ er ihn mit schweren Dro hungen für den Fall, daß er auch da nicht aushalte. hörte nichts Gutes von ihm. Der Junge wurde liederlich und nachlässig, auf briefliche Ermahnungen antwortete will!" mehr von ihm gehört, außer daß er in Hamburg zur See gegangen sein sollte. Wo war er jetzt? Und lebte er über haupt noch? Bielleicht lag er längst da unten in der Tiefe und schlief, traumlos und sehnsuchtilos. Aber würde als quälende Erinnerung, mit stummen Vorwürfen und Anklagen auf den Lippen. Gewalt nicht vermocht hatte? Doch er hatte ja daS Beste seines Kindes gl wollt! Ja, aber besaß er überhaupt das Recht, selbst wenn er der Vater war, ihm das, was er für das Beste hielt, aufzuzwingen? Bielleicht wäre Der Site hatte die ?lugen geschlos kauin noch zu athmen wagte, um sie nicht zu stören. Und diese Stille war zugleich Licht, ein mildes,schattenloses „Was ist das?" dachte der Alte. „Die Was ist das für «in Licht?" Er rührte sick aber nicht von seinem denn er fürchtete, daß das fried volle Entzücken, das ihn durchströmte, dann aufhören würde. Der Himmel war klar und strah lend, iuid dem Alten schien es, als weite er sich vor seinem Blick mehr und mehr, als müsse aus diesem räthselhaf ten, tiefe» Blau etwas hervorbrechen wie eine unfaßbare Freude, ein Glück, das nicht mit Namen zu nennen »ar, eine llberschloenzliche Antwort auf alle feine Fragen, aus alles, was er ge wünscht und gehofft und gelitten. Am äußersten Horizont schwamm ein einziges weißes Wölkchen, es blähte sich und näherte sich mehr und mehr, und nun sah er, daß eS dasSegel eines Schiffes war. das aan» still und leicht t der Alte. „ES geht doch kein Lüftchen, „Ist daS nicht Jens," dachte der Wärter. „Er hat ja einen Bart, und sche, aber es ist Jens." Ja, und was war denn daS? Ist eS nicht, als ob daS Meer zu singen an- Orgel? Wie denn? Und diese hohen Wind fährt durch sie hindurch und weckt diese seltsamen Töne. Das ist doch wunderlich. Und was für ein Geschrei ist da unten? Als ob Hunderte von Men- Jetzt ist das Schiff gleich am Ufer. nicht mehr? Nein, sieh doch, jetzt lä ches Lächeln. Nun, das thut nichts. psangen Jens, und sie rufen ihm zu. Leuten, das ist gut, das ist gut. DaS nen? Ja und was ist das? Hinter Jens taucht etwas hervor aus dem Und Jens ahnt nichts. Was will „Jens! Jens!" klingt es klagend über die Klippen und den feuchten Sand. Welle auf Welle, vom Sturm 'mporgehoben und wieder niederge- Wünschen. Werden sie Rettung bringen? Was war geschehen? Man sah in der Kirche mit dem beruhigenden Ge- Natur. Der Himniel, durch die theilweise far- ! bigen Fenster Hier und da nur sichtbar. zeigte ein fahles, dunkles Gelb. Ein« brütende Stille, gleich «wer Gewitter- Ein Windstoß. Die Fenster klirrten WaS war das? Ein Schuß! losen Kamps mit ihm. Wieder ein Schuß. Noch einer. Das kommt vom Meer her. „Ein Schiff! Ein Schiff in Ge- St d E' Landspitze steht. WaS ist daS mit dem Alten da Schiff verloren? Vermag das rettende Es wird stiller. Der Sturm legt treibt an. Halt! Ist das ein Mensch, das Dunkle dort? Bootshaken her! Man zieht es heran. Eine Wasser- Aber dort, dort! Das Seil strafft Hilfe er nicht alle da draußen auf dem Ge wissen? Zieht, zieht! Ein Mensch, ja! Um Gott fest! Jctzt ist es am Strands Es ist ein sehen?" Bei der Aurmustt. Die Kurmusik intonirte den Marsch ans SuppeS „Leichte Kavallerie". Drei Damen, die an einem Tische im Freien zig Jahren mit der Nöthe der Gesund heit auf den Wangen und schlicht zu rückgestrichenem, leicht angegrautem teurin einer Frauenzeitung, die zu de» Fragen der Zeit sehr entschieden Stel lung nimmt. Seit zehn Jahren spre die anderen thun, ohne viel dar über zu grübeln. So auch ich. .Ich hen ließ. Was hatte ich verbrochen? Was hatte ich gethan, um eine Mißach tung zu verdienen, die die Lösung der hätte! Aber war ich nur ge wesen, ein todtes Bild ohne Herz uns Seele, ein leeres Dekorationsstück fürs Haus? Die Empörung stieg mir der art in die Kehle, daß ich das einzige Mal in meinem Leben kein Wort hervorstoßen konnte. Sprachlos wand te ich dem Manne, den ich so sehr llber liches Selbstgefühl war auf's Tiefste verletzt. Ich liH ihm sagen, er möge sich eine Putzdocke ins Haus nehmen, die im Spielwaarenladen zu taufen gründlich zu ändern." Die Kurkapelle, die schon eine Weile gefeiert, begann den schönen Choral zu spielen: „O Haupt voll Blut und Wunden!" regt durch das Unrecht, das ihr wider fahren. Ihr Gegenüber, die Dame minder Brillantbroche, «ine Frau m!t chen darf. Ab«r was Ihr« Geschichte Ihre Auffassung: Ich glaube, die hat mit der Stellung d«r Geschlechter z>i sehr wohl verstehe. Ihr Verehrer lieb sich ja an manches in der Ehe aber glauben Sie mir, verehrte Frau, alt ich meinen Gatten, den ich in den Sa wahres Mode - Gigerl sah, das erste Mal im Schlafrock und Pantoffeln er blickte, habe ich geweint und war d:.i ganzen Tag »erstimmt. Die Ehe bringt ja noch manche solcher Berstimmungen, vorzeitig ein nun, da begreife ich, daß Manchem bange wird, daß er bei dem ersten bitteren Vorgeschmack lieber auf die ganze Pastete verzichtrt. Das ist eine Empfindung, die bei dem W-i -b« viel häufiger vorkommt als beim Mann. Hätte ich meinen Gatten frü her in Schlafrock und Pantoffeln gese hen, ich würde ihn vielleicht nie gehei- mit dunklen Augen und dunklem Haar. „Was dann?" wiederholte sie, als die beiden anderen Damen schwie gen. „Dann müßte sich die Ehe wg:- scherweise unglücklich gestalten und in die betheiligten Parteien ein Kompro miß schlössen, daß sie den Entschlug faßten, einen.Theil ihrer Grundsätze des lieben Friedens willen preiszuge ben. Ich will Ihnen etwas sagen, »er- Jdealehe, und ich wünsche nichts fehn licher, als daß sie die Ehe der Zukunft werde. Aber bis dahin, bis sich der gewaltige Umschwung in den Meinun gen. Auffassungen und Grundsätzen vollzogen hat, bleibt uns nichts übrig, als uns mit solchen Compromissen weikrzuhelsen. Mein Leben ist förm lich eine Illustration dieser Thatsa- wie eine Re.he froher F. „Sommernachtstraum", die aus dem Zelt der Kurkapelle herüberklangen?" „So zärtlich mir aber mein Gatte zensbrechcr in der Gesellschaft wiedir wciterzuspielen. Ich litt einige Jahre sehr unter seiner Vorliebe für die klei zu toben aufhören. Eines Tagetz ver ließ ich nach einer heftigen Scene mit meinem Töchterchen das HauS des un nen Eltern zurück. Zehn Jahre verflossen so, und ich hattr reichlich Gelegenheit, mich als te ich keine andere Beschäftigung, als die Frauenfrage zu verfolgen. Lebhaft fesselte mich alles, was damit zusam theile für die Frau bereit halten, selbst ten traf das gesellschaftliche Verdikt, der die Ehe verletzt hatte, sondern mich, mein Mann willig die Erziehung mei ner kleinen Tochter überließ, was ja sein besonderes Vertrauen zu nie wir auch manche Opfer in der Ehe bringen müsse. Und ich zitterte vor dem Au genblick, da sich zu meiner Hilflosigkeit Sie sich verletzt?" fragte der Fremde. Adele?" verzeihen. Und denkcn Sie! Et scheint, der be dete. Wir sind jetzt sehr glücklich mit ausllbrii, dann bleibt sie auch gesichert. Ich lasse meinem Manne immer ein aewisse Freiheit, und im Sommer ver- Mannes, und das Verfahren sei all?n meinen Mitschwestern als wohlbe währt empfohlen! ..." spielte Adolf Müllers liätte verbeißen können. HastD uD ! retwas eingebrockt, strecken Dir hundert Schadenfrohe ei nen Löffel hin. Krankenbesuche. mittelbar und ein bis zwei Stunden nach dem Mittagessen. Als die beste Stunde deS Krankenbesuchs dürfte die Zeit von 4 bis 6 Uhr Nachmittags an zusehen sein und als zulässig die Stun den von 10 bis 11 oder 12 und von 3 bis K Uhr. Ebenso wichtig wie die Tageszeit ist di« Dauer des Besuchs und die Häufigkeit seiner Wieder holung. Je mehr Besucher sich einfin den. desto kürzer und seltener soll selbstverständlich der Besuch des einzel nen eingerichtet werden. Im Allgemet ber zu kurz« Besuche als zu lange, lie ber zu seltene als zu häufige. DaS erste G«fetz für das Verhalten bel einem Krankenbesuche ist natürlich die Berm«idung j«d«S G«sprächS und W«- sens, das Unruhe in'S Krankenzimmer zu tragen ge«ign«t wäre. Vieles We sentliche dabei wird ja ohne weitere» Besuchs so ungezwungen wie möglich sein. Schwerer sind feste Verhal lst. Bo? Allem sollte der Besuch nicht nur ein Deckmantel für ein schweres in neres Angstgefühl ist. Der Kranke wird immer gern bereit sein, «in« solche „Mask« der Angst" abzuwerfen, so bald er merkt, daß er beim Besucher anders behandelt werden ein will«nsstarl«r Optimist. Bi«l erörtert wird die Frage, ob und inwieweit fachen ist wohl zu billigen, oder zu em pfehlen, wenn «S für daS GemüthSle ben eines Krank«» vortheilhaft «r- Kranke durch einen Argwohn oder gar einen Beweis der Täuschung alles Ver trauen verlieren müßte. Noch nach theiliger als g«g«nüb«r «in«m B«sucher würde daS selbstverständlich gegenüber dem Arzt sein. Bei schweren Krank heiten ist ein« Verschleierung der That sachen in den meisten Fällen angezeigt, jedoch kann unter Umständen die Unge wißheit für denKranken quälender set» alt selbst di« voll« Wahrheit. Et« edler Mensch. Professor Dr. Schöngeists Töchter lein, die feit einem halben Jahre di« höhere Töchterschule besucht, geht an einem warmen, schönen Frühlings nachmittag mit ihrer Mama außer der Stadt spazieren. Aus dtm Munde Papas hat sie schon so viele Citate und Aussprüche von Dichtern gehört, dah sich die schönen Worte in dem kleinen Köpfchen gar nicht so ganz zurecht fin den, und die etwas nervöse Frau Ma ma oft ihre liebe Plage hat, dem wiß begierigen Kinde stets das Verlangte zu erklären. Eben will Klein - Els chen wieder mit einer Frage sich an die Mutter wenden, als sie beide auf ein-r kleinen Rasenanhöhe einen Betrunkc nen liegen sehen, der, das Gesicht dem Erdboden zugewendet, mit ausgebrei teten Armen im warmen Soonnen schein Siesta hält und lustig darauf Elschen, mtt der^Be^ dem Pulsfchläg der Natur?"
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