2 Die Unmoderne. Ist's gestattet, auf dief«r Bank von Stein ein W«ilch«n n«ben Ihnen zu sitzen?" „Bitte." „Aber nicht zu nahe, wie? Nun, ist die Distanz jetzt vorschriftsmäßig?" .Ja." .Jnteressirt Sie daS Buch da sehr?" .Gar nicht." „Na.dann gestatten Sie wohl?" Er bückt sich, hebt ein flaches Stein chen auf, das er als Lesezeichen zwi schen die Blätter legt, und nimmt ihr das Buch aus der Hand. „So. Nun sagen Sie mir, mein , Fräulein, warum sind Sie eigentlich immer so scheu und zurückhaltend mir „Bin ich dai?" .Nein." Ergibt kein« Antwort sondern heraus mit mir. Ich bin ja kein« »Parti«". „Nein? Nicht? Wirklich nicht?" Ihr Gesicht strahlt förmlich, plötzlich „Was ist herrlich?" d«n!" wieso vorher nicht?" „Na, das ist's ja eb«n. Ich habe ge dacht, Sie sind vielleicht doch eine Par misch." „So. Und Sie sind d«r Ansicht, „So, jetzt wollen Sie, daß ich Ihnen da mir nichts dir nichts meine ganze Seele auspacke." .Hab:n Sie denn eine?" „Und sogar eine sehr sensitiv« und mit ganz besonders feinen Fühlhör nern versehen«. Sehen Sie, man ist also ein heirathssähiges Mädchen, d. h. «in Mädch«n, das verheirathet w«r d«n soll und muß. Jeder unverheira thet« Mann wird also von diesem Standpunkt« aus b«tracht«t. Ich hab« bem«rkt, daß di« meisten Mädchen einem Herrn, den sie für «in« „Parti«" halten, mit ganz b«sond«r«r Freund lichkeit entgegenkommen und besonders mit einer sehr gut gespi«lt«n Unbefan genheit." „Und Sie können das nicht?" „Nein. Im Gegentheil! Ich werd« tann ganz stockskif und zurückhaltend, so daß der Betreffend« glauben muß, ick hätte d«n Ding«n dieser Erde ab geschworen, will Nonn« werd«n od«r Astronom!« studiren. Haben Sie das tonnen mich nicht leiden. Na, und vielleicht ist'S auch so." „Aber im Gegentheil! Das ist ja «ben das Komisch«, daß ich um so stei ser werd«, j« besser mir der Betref fend«, den ich für eine Partie halte, g«. „Ah! Ein leibhaftiges Compli „Bitte. J«tzt kann ich Ihnen das ja sogt, woher dies« m«rkwürdig« St«is heit und ükxrtritbene Zurückhaltung «in«r eventuellen Parti« gegenüber „DaS ist doch sehr einfach. Ich daß er denkt, daß ich denke, daß er verstehen Sie?" Aeußerst klar. Also machen." 2 S .Nein. Durchaus nicht. Sehen Sl«, daS wär« mir schr«cklich! Ich sehe, daß «i heut in der Welt so zugeht, ad«r in der Beziehung bin und bleibe ich .Aber sllr's He!rath«n sind' St«, doch." „Nicht unbedingt; nicht k tout prlzr.' Nur wenn der Siecht« kommt." . Ich g«be Ihnen einen gut«» SlaH: beirathen Sie nie!" . ! ist d«r Tod der Li«b«." .Beweis!" Er blickt um sich, ob niemand in der Nähe ist. der das gehört hat. „Also die Vernunftsehe?" bin?" „Um Gottes willen! Nein. Sie „Ach wo! Aber sagen Sie mal, Fräulein Lilli, wieso sind Sie denn auf die Jd« g«kommen, mich als .Partie" aufzufassen? Ich bin koch so alt, daß ich beinahe Ihr Vater sein „Drittens?" „Nein." „Aber so sagen Sir mir'S doch. Ich bin ja doch keine Partie!" „Bestimmt nicht?" „Beim ZeuS!" darf ich Ihnen einmal di« „Nein." wieder als Partie behandeln." „Um GotteS willen! Si« spra chen also vorhin von einer vernünftigen Ehe. Was verstehen Sie darunter?" „Eine Ehe, in der di« Ehe d«r Zweck d«r Ehe ist." darf." „Nun. daS ist doch sehr «infach. Man soll sich hnrathen. um für's Le ben einen treuen Gefährten zu haben, darf." „Ach, da haben Sie recht!" Und Sonnenschein nach Kegen. .April, April, der weiß nicht, waS ivill," -- so schmettert die helle Gesell'. Heut' strahlt chen blühen, und es ist Alles, Alles wunderschön! Das schönste vom gan zen herrlichen Apriltag aber ist, daß „sie" heute mit .ihm" und einer gan zen fröhlichen Gesellschaft eine Rad partie machen wird, und daß bei der .ihm" gefallen in dem Kostüm. Er hat so viel Geschmack! Ach, wie ist die Welt so schön im April! Und ganz kleine Annaliese. So was fühlt man ganz deutlich. Schon vom letzten Ball heimwärts hat «r solch» Anspielungen gemacht, aber da hatte Papa etwas dazwischen gebrummt, und dann hatte .er" den Faden nicht wiedergefunden. Doch heute, Schulter an Schulter, auf sausendem Rad da kann Niemand stören, und warum wär' er auch so versessen auf die Tour, wenn er nicht ja, warum? Ach, er ist so lieb und klug! Schon sein Schnurrbart, dieser flotte, hübsche, rothblond«! Und die blauen Augen, die so feurig blitzen, wenn er mit ihr spricht. Ja, er ist der liebste, beste, prächtigste Mensch auf der ganzen weiten Erde! Lotte Mink witz behauptet zwar, er wäre ein ge fährlicher Don Juan und HerztnSbre- cher. sie wisse es von ihrem Vetter, der mit ihm studirt hatte. Aber das ist elende Verleumdung, purer Neid! —- Ab«r nun flink, flink, Ann«li«se, sonst verspätest Du Dich am Ende über all aus den Kops gedrückt, die Handschuhe Übergestreift, dann steht Anneliese vor der Mutter, die mit prüfendem Blick ihr hübsches Töchterlein mustert. „Ist gut, nun spute Dich, Kleine, der Herr Assessor wartet schon unten Anne liese läuft ans Fenster und winkt dem fröhlich die Mütze Schwingenden zu und amüsir' Dich gut und nimm Dich in Acht, daß Dir nichts zustößt. Ja, ja, wir armen Mütter von heule, wir müssen wohl oder übel unsere Böglein allein ausfliegen lassen, denn mitradeln das kann kein Mensch verlangen! Nun geh' nur und „All heil!" Dann schaut die Räthin dem jun gen Paar nach, wie es so fröhlich da vonradelt. Am Versammlungsort trifft sich die junge Gesellschaft, und paarweis radelt man nach lebhaften legenen Wirthshaus zu. ,O, du won nige, sonnige Welt!" So möchte An neliese immer hinausjubeln, aber sie zwingt sich zu einer ihren Jahren an gemessenen Würde. Man ist doch kein Wirth gehörigen Leierorgel. O weh, dabei löst sich Annelieses Frisur, und sie läuft hurtig ins Haus, um sie zu die Aussicht auf die Straße. Anne liese steht eine Weile am Fenster in träumerischem Sinnen, tief aufath mend nach all der Lust, froh, ein« kurze Weile allein zu sein mit ihren lieben Gedanken. „Er" ist heute ein — was ist das? Eine Radlerin saust kaum zu denken. Also hatte Lotte Minkwitz doch recht. Er ist ein Don Juan, und sie ist ein dummes, kleines ist! O, lieber Gott, welche Qual, welche entsetzliche Qual! Und wie Alle sie mit spöttischen Blicken mustern wer- Sie wird sofort durch die Hinterthür das Wirthshaus verlassen, ihr Rad aus dem Schuppen holen, es ein kleines da, wahrhaftig, Schneeflocken, große lockere Schneeflocken! „April, April, der weiß nicht, was er wiM" O ja, er weiß. Er hat Mitleid mit der Qual der armen, kleinen, dummen Anne liese, er hat die Sonne verjagt, deren Strahl ihr nur weh thun würde! Schnee und Eis und Sturm und Re gen —so muß es sein. Wie könnte die goldene Sonne lachen, jetzt, wo die süße Hoffnung auf Glück und Liebe für immer geschwunden ist? Arme, kleine Anneliese! Wie schwer man weiter kommt bei dem Wetter! Und wie grausig es ist, so allein auf der Straße mitten im Wald, doch vor wärts, so schnell als möglich! Am Mutterherzen sich ausweinen, das muß eine Wohlthat sein! Immer toller wird der Sturm, und es ist nicht mehr weiter zu kommen. Und nun fängt es auch noch an zu graupeln, die eisigen, spitzen Kiesel fliegen ihr ins Gesicht. Sie muß ab steigen und, dem Wind entgegen, ein« Weile rasten, neue Luft gewinnen zu Ath«m kommen! Neuer Schrecken! Dort naht Jemand, ein Radler mein Gott es ist ja nicht möglich „er" und allein Anneliese will fliehen, aber sie ist nicht im Stande, sich zu rühren. In hilfloser Angst wendet sie sich weg, versucht sie, das Rad zu besteigen. Da ist er schon bei ihr. „Anneliese, Fräulein Anne lise, was machen Sie für Geschich ten? Sie verschwinden, kein Mensch weiß etwas von Ihnen. Da entdecke ich, daß Ihr Rad fehlt, und da wird mir Alles klar. Sie haben gesehen, daß ich —" „Ja. ich Hab's gesehen, und nun la chen Sie mich nur aus und erzählen Sie's allen Leuten, daß ich geflüchtet bin vor Ihrer Braut! —" Ein Thränenstrom steigt der Klei nen aus den schönen dunklen Augen. Und der Barbar, der Assessor, lacht dazu. .Bor meiner Schwester, die seit zwei Tagen, ohne daß ich's wußte, auf einem Nachbargute als Gast ist und die mich überraschen wollte. Sie war nicht wenig erfreut, mich schon unterwegs zu treffen, und ich hätte ihr so gern mein Bräutchen vorge stellt " »O o und ick —" Anneliese ist dunkelroth geworden, und der Lei denszug um ihren hübschen Mund ist verschwunden, und aus den eben noch so traurigen Augen bricht ein froher Strahl .0, ich war so dumm!" Und dann nennt er sie seine liebe Braut, und gerade als er den ersten Kuß auf ihren Mund drückt, da bricht der erste Sonnenschein durch den Wol kenschleier, und als sie noch eine kleine Weile auf- und abspaziert sind, eng umschlungen, sich unendlich wichtige Dinge zuflüsternd, da ist mit einmal wieder Heller, blauer Himmel, und der eine sonnige, wonnige Welt! Vorüber ist der Aprilschauer, und fröhlich trällert Anneliese: „April, Avril, der weißt nicht, was er will." Die Spitzen einer Kaiserin. Zehn Jahre mögen es sein, da saß der Marquis de St. Poll am offenen Fenster seiner Wohnung in New York und stieß mit ungeschicktem Finger die Nadel durch den Stoff seines alten, abgetragenen Rockes. Weit unten in der Straße spielte eine alte, kreischende Orgel den damals beliebtesten Gassenhauer der Weltstadt, McGinty. Kinderstimmen sangen dieselbe Melodie und ein paar Dutzend kleiner Füße schlürften auf dem Pfla ster. Sie hatten eineq Straßenball im provisirt. Der Marquis lehnte sich hinaus, um zuzusehen. .Sie tanzen, Liebste," sagte er über die Schulter zurück. „Ja, die Jugend ist lustig," seufzte er und setzte sich wieder. Ein schwaches Lä cheln flog über das Gesicht der Mar hoben sich wachsgelb ab von dem schwarzen Kleid; die Augen blieben geschlossen. „Bist Du sehr müde, Herz?" fragte der alte Mann, init ängstlich gespann tem Blick, und zog den groben Faden mit einem Ruck durch das Tuch. Oh, weiß Du, es ist die Frühlings luft, Anatole." dunkelten Augen. „Es ist der Hunger," dachte er. Eine kleine Pause; die alte Uhr tickte; und der Orgelmann drehte me- Anatole?" fragte sie. „Nur eine, diese furchtbare Hitze ist zu arg für reiche Leute." Er sprach mit unbewußter Ironie, während er aus die geflickte Stelle schaute. „Ich muß fort jetzt, was denkst Du Treppe saß und schlief. „Mein Gott, Ein trostloser Ausdruck kam in sein Gesicht Die Luft war schwer und heiß; da? Pflaster dampfte noch von einem rasch vorübergegangenen Regen „Mr. d« Poll," schrie ein dünnes winkte. „Sie haben die Mutler heute Mor gens fortgeführt," sprudelte sie her aus. „nun hab' ich sie Alle zu versor gen. Aber ich geh' doch hin und seh' nach Mrs. de Poll, ganz wie sonst. Sie können sich auf mich verlassen. Sie brachten sie fort in dem schwarzen Ge fängnißwagen, Mr. de Poll. Vier Männer haben sie hallen müssen!" setzte das Kind stolz und wichtig hinzu. „Armes Ding, armes kleines Mäd chen," nickte der alte Mann mit einem Schauder. „Danke Dir, Suzette, Du brauchst heute keine Medizin zu geben, hörst Du?" der die schmale, zierlich« Gestalt in der Fifth Avenu« gehen sah, hätte nur ge ahnt, daß er in einem von Bill Wal lers Logirhäusern in der B-Straße wohnte. nach Hause kam, sah er etwas Selt sames. Sein« Frau saß, wie immer, in dem großen Stuhl, aber ihr altes, schäbiges Kleid verschwand fast unter dem zarten Gewebe prachtvoller Spi „Sapristi!" enifuhr e» dem Grei». Sie lachte. Er sank schwer in den nächsten Stuhl. .Die Spitzen sind wunder schön. Soll ich sie jetzt wieder weg thun?" fragte er. Schützend legte sie die Hände dar über. .Nein, Liebster, laß sie mir noch ein wenig, und dann wollen wir für einen Moment vergessen, daß wir Der Marquis stöhnte auf. .Wi» fett, und: „denk Dir. eS schmeckt wie Katzenfleisch!" suchte sie zu scherzen. „Willst Du jetzt die Spitzen weg thun, Anatole? Ich mag sie nicht mehr sehen. Sie machen mir Heim weh. O, Anatole, Paris! Und denk' Air. wir führen 'im Wahen die Champs hinunter!" Mit großen glänzenden Augen schaute sie in's Weite. „Und dann, Anatole, weißt Du, wie die Lichter durch di« süßduftende Däm merung leuchten. Und wir würden iti ein Restaurant gehen, ein feines, gutes Ragout von Kalbsmilchen essen und Oh, Anatole. es ist schrecklich, alt zu sein." Ihr Kopf sank auf sein« Schulter, sie weinten Beide. Irgendwo spielte Jemand „McGinty" auf einer Zieh hirmonika; die Luft ringsum war voll von Kohlgeruch. Langsam stand der Marquis auf und legte die Spitzen beinahe zärtlich in den Kasten zurück, zwischen die alten Kampherballen, die nicht mehr rochen. Mein Gott, auch Kampher kostet Geld. Eine kleine Madonna stand über dem Bett auf einem Wandbrettchen. Die beiden alten, heimathlosen Men schen knieten davor nieder, wi« sie es thaten einen Abend wie den anderen. Aler sie kamen nur bis zur Hälfte ihres Gebetes. Die schmalen Finger der Marquise legten sich auf ihres'ManneS Arm. „Ich bin so müde, Liebster," flüsterte „sie wird mich verstehen, Und di« gypserne Madonna mit der goldenen Krone und d«m sternenbe säten Mantel lächelte weiter in der Dunkelheit. Die Marquise träinte von ihrer Ju gend und der Marquis starrt« mit weit offenen Augen vor sich hin in's Fin stere, in die Zukunft. Mrs. Morris Devereux saß vor dem hohen Spiegelglas und war soeben im In diesem wichtigen Geschäft unter brach sie der Diener, d«r .Mr. d« Pol" meldete. Ueber ihr Gesicht huschte es wie Un .nd nicht wiederkommen. Wahrschein lich wünscht er noch mehr Stunden zu xeben, der arme Alte." James stand noch immer an der Thüre. „Verzeihung, Madame," er widerte er stockend, „aber mir scheint, lteii Herrn." Mrs. Devereux «rhob sich soso«. „Gut, ich komme. Emily, meinen Mantel!" Mrs. Devereux' Gesicht klärte sich Spitzen," interessirte sie sich. Er zerriß den Strick, der das Packet zusammenhielt, mit nervös zuckenden Geschmack die Spitztn üb«r den dunk len Sammt eines Sessels. „Oh!" war Alles, waS die Dame Ausflug d«S alten Stolzes. „Oh!" klang eS wieder von MrS. Devereux' Lippen. „Natürlich, ich kaufe sie." Erregt fuhr sie mit d«n Fing«rfpitz«n üb«r das zart« Gewebe. es ist ein Familienstück!" Der Marquis räuspert« sich: „Ich will ehrlich s«in, Madam«. Es gibt Stunden im menschlichen Leben, wo müssen." Er sprach französisch;der Diener sollte ihn nicht verstehen. „Traurige Verhältnisse zwingen tes Haupt hinzugeben, aber wird mir leichter, wenn ich si« in Ihren Händen weiß. Bon d«r berühmten Sammlung MrS. Devereux' spricht Jedermann. Di« Spitzen einer Kai serin werden in guter Gesellschaft sein." lächeln. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar. Monsieur de Pol, für diese Gelegenheit, und jetzt der Preis?" Langsam stieg «in« dunkle Blutwell»- dem alten Edelmann in'» Gesicht.' „Madame, glauben Sie, hundert Dol lars sind zu viel? ES sind zehn ter." „Die Spitzen sind dreihundert werth. Wenn Sie «inen Augenblick plötzlichen Eingebung folg« ad, „ich werde Ihnen das Geld sogleich holen, es erspart Ihnen den Weg zur Bank." Fünf Minstuten später lagen drei hundert Dollarbantnoten wohlver wahrt auf Monsieur de Pols Brust, eingeknöpft unter seinem alten Rock. Sein weißrS Haupt n«igte sich tief auf MrS. D«v«reux' Hand.' „Ich dankt !>hn«n, Madame." sagte er und küßte ihre Finger. Als sie die langen Handschuhe anzog, glänzte da etwas. ES war kein Diamant, es war eine Thräne. » » » Mr. und Mrs. Devereux halten am nächsten Abend ein Diner bei sich. Die Hausfrau sah wundervoll aus in ei nem schwarzen Kleid, ganz von Spi tzen überrieselt. „Ich kaufte sie vzn dem allen Franzosen, mit dem wir Alle lasen im letzten Winter. Erinnerst Du Dich. Molly?" Mrs. Peter Bispham musterte sie mit neidisch«» Blick. „Würdest Du sie für irgend etwas wieder hergeben?" Mrs. Divereux stellte daS halbge „Fiir nichts auf der Welt!" sagte sie fest. Da beugte sich JameS, der Ver trauensmann, an das Ohr der Herrin, und flüsterte: .Madam«, Monsieur de Pol ist wieder da. Et bittet Sie zu kommen, um Gotteswillen." Mit einer hastigen Entschuldigung ging sie hinaus. Im Salon stand der alte Mann. „Madame," rief er ihr entgegen, „ich muß sie wieder haben! Es tödtet sie." Thränen erstickten „Ich verstehe Sie nicht recht. Wen? Was tödtet sie?" Verwirrt schaute er Mrs. Devereux an. „Die Spitzen. Meine Frau." Mit zitternden Händen hielt er ihr eine Rolle Banknoten hin. „Sie ist so krank und wir sind so arm, oh, so arm. Sie sehnte sich nach einem Ragout von KalbSmilchen, sie braucht Wein und Medizin, und Ich hatte keine Schüler mehr. Da stahl ich die Spitzen auS ibremSchrant und verkaufte sie Ihnen. Ich hab« zwanzig Dollars davon aus gegeben, und nun weint sie um die Spitzen, und ich kann sie nicht beruhi gen. Madame, ich will arbeiten, ich werde Ihnen daS Fehlende ersetzen. Sie ist so alt. wir sind Beide so alt." Eine Stunde später trat MrS. Devereux wieder in ihren hellstrahlen den Salon. Slraßenkleid. Ihr schönes Gesicht war bleich, auf ihren Lidern lag ein verrätherifches Roth. „Ich bitte um Entschuldigung," sagte sie sehr herzlich. „Ich wurde vlötzlich abberufen, es blieb keine Zeit Ihr Mann lachte. „Ich hoffe. Aber wo warst Du?" „Das ist ein Geheimniß. Sieht man, daß ich geweint habe?" „Warum?" fragte MrS. Bispham neugierig, „hatte er sie gestohlen?" „Nein. Aber sie gehen nächst« Woche zurück nach Paris." Blutige Pädagogik. In jener Zeit, da man noch, ohne in Ohnmacht zu sallen, M«nschenblut fließen sehen konnte, bestand in Frei burg in der Schmelz ein Brauch, der fremden wird.. Die alten strengen Lehrmeister hatten ihn ersonnen. Sie sagten sich: Wir müssen den Knaben, die wir erziehen, mit aller Kraft das Böse aus dem Leibe jagen. Wie ge schieht das am besten? Wir zeigen ih nen, wie es denen geht, in denen der schlimme Geist Oberhand genommen hat: wir führen sie zu den Hinrichtun gen. Und so geschah's. 1752 den 4. März sind die Zöglinge des College Saint - Michel in Freiburg um öj Uhr aus der Schul« entlassen worden, um einen Dieb hängen zu sehen. 1760 die gleiche Begünstigung. Besonders günstig war das Jahr 1781, das der war das Jahr der Revolution von Chenaux. Am M. Juni um Uhr schlotternde Leichnam« abschreckend auf die freiburgifche Jugend zu wirken, „in effigie" am Galgen hängense drucksvollen Hinrichtung, die am 4. December 1784 stattfand. Zwei junge Mädchen waren zuM Tode verurtheilt worden. Die eine wurde auch wirklich geköpft. Die zweite stand schon auf dem Blutgerüst, als sich aus der Zu- Jüngling erhob und ihr di« Ehe an trug. Nach alter Satzung wird der - Verbrecher, über dem der Stab bereits gebrochen ist, durch ein solches Aner bieten dem Leben zurückgegeben. So stieg d«nn di« Befreit« fröhlich vom Blutgerüst« herunter. Aber die Freude war von kurzer Dauer. Der Jüng ling bereute seinen Schritt sehr bald; schon nach drei Tagen stellte er die Er korene dem Henker wieder zu. rüst betreten. Verlockend. Gendarm (»u dem sich heftig widersetzenden Rout mörder, den er verhaften soll): Ell, machen Sie kein«» Unswn und gchti» Sit ruhig mit, (geheimnißvoll) » gibt heute ein« delikate ErbSsupp« untt" --1 „Zerbrochene Töpfe". „In jedem Haus« giebt'S zerbrochene/ Töpfe!" ein altes Sprichwort, daS uns als Trost gespendet wird, wir uns über irgend eine Unannelnif/- lichkeit allzu sehr aufregen und sorge«. .In jeder Küche giebt es zerbrochene Töpfe, und daher ist es thöricht von Dir, Dich allein für einen Märtyrer der Tücke des Geschicks zu halten," saHt uns das Sprichwort. Nun giebt es allerdings kaum etwas, das zu erregen pfle^t^, nichtige Veranlassung bewirkt da. sollte, als der Mann, ist bei der Jnten können wir lautlos dulden; mit thrä nenlosen Augen am Bett Mes todt franken Lieben ntit gesaßtcr SchicksalSschläge, wenn der Mann oft schon längst jeden Widerstand aufgege ben hat. ter sagt. - Die Köchi/i hat den Braten verbrennen lassen! Air sind außer uns. können uns gar/ nicht fassen vor Zorn und Entrüstung. Freilich, ein verbrannter Braten' im Haushalt ist gewiß nicht angenetm und trägt der Hausfrau eine Msnge Verdrießlichkei ten ein; aber all ' unser Schellen und Zürnen macht di« Sache nicht um ein Jota besser, sondern nur noch schlim mer. Es erregt die ganze Familie m>l uns und macht erst recht aus den Scha den aufmerksam, der vielleicht kaum bemerkt worden wäre, wenn wir ihn und etwaS fester Wille, die nichtigen Leiden des Lebens mit Ruhe und Gleichmuth zu behandeln, und unend erspart. Wir sollen den Widerwärtig keiten des Dasein Trotz bieten. Das heißt aber nicht, unsere. Kraft im In GroßmutterS Tagebuch Steht ein holdes Märchen: „Schlich hinaus zur Abendzeit Saßen unter'm Heckenbusch, Traulich süß zu kosen; Als sie plötzlich aufgeschaut, Wie solch Wunder, zweifelst du, Nie die Welt gesehen! Militärisches. Unteroffi cier (zum Rekruten): „Na. Du paßt auch zum Militär wie der Igel zum Badeschwamm!" Ausnahm«. Onk«l (zum Neffen, der Student ist): .Fritz, daß Neffe: .Oho, ich schlafe doch auch!"
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