2 Tauwind. Eingehüllt in vielstimmiges Rau schen und Brausen liegt der Ort He «kenberg auf feiner Bergluppe mit schwarz-weißen Fachwerkhäusern und durch die Luft und prasseln auf di» Wetterseite der Häuser. Sie verwan deln di« Schne«d«cke, die gestern noch als mattglänzend«r Zuckerüberguß Berg und Thal bedeckte, in nassen, eiskalten Brei. Wasser sprudelt und quirlt in schmutzigfarbigen Bächlem iiber die festgetretene Eisschicht der Wege, in den Wagenspuren, in jedem Abdruck genagelter Bauernschuhe. In allen Mulden sammelt sich die Brüh« und umspult di« hier aufgewehten Schneemassen wie Seifenlauge die Haufen unreiner Wäsche im Zuber. Won hier springen Wildwasser und Bächlein über die Lenden der Berg luppe thalwärts, wo mit erdfarbigen Aluthen zwischen fahlen, blankgeleck ten Wiesenbreiten der Bach donnert und den gewaltigen Grundton liefert zu dem aus Windesbrausen und Was serrauschen gebildeten Riesenaccord. Im Wirthshause zu Heckenberg, ans dessen spitzigem, vornübergeneigtem Dache ein« verrostete Wetterfahne auf kreischend um ihre Achse taumelt, sind alle Fenster des Oberstockes erleuchtet. Gestalten huschen paarweise an den dunstverhangemn Scheib«n vorbei, die ssiedel schrillt in die wind- und regen iibersluthete Gasse. Durch di« geöff nete Hausthür dringt mit dem matt auf Pfützen glänzenden Lichtschein das Geräusch scharrender Füße und juch zender Stimmen hinunter. Man ist heute lustig in Heckenberg. Es ist der Sängerball im Gange. Unten in der Wirthsstube sitzen die Alten, die inac» tiven Sänger, di« in Gesang und Tanz „ichtS Nenn«nsw«rthes mehr leisten können, heute aber trotzdem versuchen, vierstimmig ihre alten Lieder in den Tabaksixbel hinein zu singen. Sie sind di» Beteranen d«s Gesangvereins und bilden eine Alt vergnügten Wacht comandos für die Festlichkeit oben, de »en ungestörten Fortgang das Zittern der Stubendecke und das unaufhörlich« Schrillen von Geige und Elarinette be weisen. Der Treppenaufgang vom Hausflur zum Saale ist versperrt von halbwüchsigen Mädchen in billigem Sonntagsstaat. Sie sind mit ihren sechszehn, siebzehn Jahren noch zu jung und unansehnlich, um die Blicke der Ortsjungen und schleifengezierten Sänger auf sich zu lenken. Mit gro- H«n, begehrlichen Augen und klopfen den Herzen, die glattgekämmten Köpfe eng aneinander gepreßt, lugen sie von der Saalthiir aus in das Wirbeln deS Konzsaales, wo die großen, heirats fähigen Mädchen mit ihren heimlichen od«r öffentlichen Schätzen im Drei diertelact walzen. Am meisten be wundern sie den Lehrer des Ortes, der dort städtisch fein, das Dirigentenab »eichen am Rock, unter den Paaren städtische Mädchen, daS er fast bestän dig im Arme hält. Der Lehrer ist ein etwas schmächtiger Mann von Mittel größe mit einem schier kindlich-frohen Gesicht im Rahmen des schmalen, dunkeln Bollbartes; seine Tänzerin ist «in üppiges, schwarzhaariges Mädchen mit fast herausfordernd funkelnden Augen, eine Schönheit, die in ihrem eleganten, hellen Ballkleide wie eine Königin erscheint unter den mehr oder minder geschmacklos aufgeputzten Landmadchen. Sie lacht und plaudert beständig während der Tänze und Pausen, d«r Ausdruck eines gewissen Triumphgefühls liegt dabei um die frischen, vollen Lippen. Der Lehrer strahlt vor Vergnügen, er vergißt all« Mensch«» und Ding« um sich h«r; «r sieht nur seine Täyzerin, die jetzt wieder neben ihm sitzt. Wie er s>e übermüthig lachend, einen ihrer her wirft. Das ist helle Liebe, die da zwi . sen ist. Fräulein Bertram trotz des schlechten Wirthstochter. Im verflossenen Som mer hat «r sie kennen gelernt, als sie es damals trotzdem nicht gekommen, dazu hat es ihm doch an Muth gefehlt. Aber heute wird er ihr feine Neigung nien, durch ihr ganzes Benehmen ihrer Gegenliebe versichert. Das Geständnis; brennt ihm auf d«r Zunge, während Mädchens ruhen. Dieses aber springt plötzlich auf und verabschiedet sich eilig von ihm. Die bat voir der Tbür her gewinkt. Ich muß auf einig« Augen blicke hinunter, sagt sie. Sie schreitet zur Thür und wirst ihm von dort aus Eine Welle sitzt mit glückst»ahlen dem, träumerischem Gesicht der Lehrer leidets ihn nicht länger oben. Er muß hinunter, zu sehen, wo die Angebetet« bleibt. Im Hausflur begegnet er ihr schon. Lachend rennt sie mit der Wirthstochter von der Straß« herein. Wir sind draußen verunglückt, ruft sie, beinahe wären wir im Straßengruben ertrunken und müssen uns etwa! um ziehen. Abermals trifft ihn der feu chen im Zimmer der Wirthsleut«. Ei nen Augenblick denkt der Lehrer daran, wieder hinaufzusteigen zu seinen Ver einsgenossen, aber auf dem halben Wege wendet er sich wieder um. Er kann nicht öben allein sitzen. Eine sinnlose, selig« Ungeduld lebt in ihm. So wartet er an der offenen Haus thür, wo ihm der Windstoß über die heiße Stirn fährt, wo der Thauwind braust und die fernen Gewässer don nern. Aus dem Zimmer schallen- die Stimmen der beiden Mädchen. Sie lachen und sprechen so laut, daß ihn die Thür treten läßt. Hat er sich endlich erklärt, kichert die Wirthstochter. Noch nicht, sagte die schöne Fremde unmuthig. Aber heut« Abend muß er heraus mit der Spra che. Ist das «in Mensch, so schüchtern, so unbeholfen! Die Ungeduld könnte man bekommen, wenn er nichts Bes seres weiß, als einen zärtlich.ansehen und allerlei Gleichgültiges reden vom Dorf, der schonen Gegend, der kichert die Wirthstochter. Es wäre Zeit, meint die andere. Lieber Gott, man muß schon froh sein, rer macht. Pouffirt wird man mehr als zuviel in der Stadt, aber Heirathen will keiner ein Mädchen ohne Vermö gen. Aber er ist ein gutmüthiges Huhn. Sind wir soweit, dann muß er sich Stadt melden, dort verdient so ein Lehrer mehr und nur dort kann man sich amüsiren. Er denkt vielleicht, ich hätte Lust, hier in dem Nest zu ch« über Blumen und allerlei Gethier zu führen. Ich danke. Längstens in einem Jahre gehts dann fort, und du besuchst uns, wie abgemacht. Dann wollen wir mal tollen. So, bind« mir die Schleife noch ins Haar, vor der muß er rapituliren. Eine Lachsalve beendet das Gespräch. Wie angewurzelt steht mit blassem, verzerrtem Gesicht der Lehrer noch ei nen Augenblick im Hausflur. Schritte schallen auf der Treppe. Ein Schwärm fröhlicher Burschen und Mädchen pol ier! abwärts zur Bierquelle. Eilig flieht er hinaus ins Freie, er kann kei drückt er sich an die Hauswand, in stinctmäßig unter dem Dachvorsprung Schutz suchend gegen das Unwetter. Das Wasser sprüht hernieder, um die Ecken flattern, vom Sturm getrieben, die Güsse der Dachrinnen; der Wind heult wie ein toller Hund hinter den Borfprüngen. Stumpfsinnig starrt er in den Aufruhr, nichts als sein krampf haft zuckendes Herz lebt in ihm. Dann werden' langsam, flackernd wie das Licht der THUrlatern«, wieder seineGe danken rege. Eine unendliche Melan cholie durchzieht sein Haupt. Allein, wieder allein! summls ihm schmerzhaft durchs Hirn. Er ist immer allein ge wesen, der kleine Lehrer, so lange er denken kann, hat er sich vereinsamt ge fühlt, erschreckt von der Außenwelt in seinem überempfindlichen Gemüth; heimisch war er nur im weiten Raum seiner Phantasie. Aufgewachsen in en gen, städtischen Verhältnissen, rauh angefaßt vom Leben, das ihm nur Mühsal und zerbrochene Ideal« bot, anstoßend mit seiner Geisteseigenart an die Bildungsschablone seines Stan des, hat er sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen und nach den Stu dienjahren das Landen in dem stillen Berufshafen von Holenberg als Wohl that empfunden. Er ist ein unglückll ch«s Gewächs dieser selbstischen Zeit, ein zur Vereinsamung bestimmter lichkeit wird vollständig trennen kön nen. Allein wird er bleiben in seinem Gemüthsleben und mit seinen Begrif fen von Glück. Und der Sturmwind, der herrisch durchs Land stiegt, bestä tigt ihm, daß nur S«lbstsucht und Brutalität die Welt und daß Er rafft sich schließlich auf in sei nem feuchten Versteck. Er muß hin ausgehen zu seinen Sängern, muß der spannt hätt«, seine Verachtung aus drücken. Aber dazu fehlt es ihm ja wi«der an Muth. Rathlos steht er in der Thüröffnung wie ein Ausgestoße ner. Die Fiedel kreischt in das Heu len des Windes, die Baßgeige brummt, die Decke zittert unter den Füßen der Tänzer. Aus der Wirthsstube schollt keit blickt er auf die dunklenßerghänge jenseit des Thales. Das schillernde Märchenkleid des Schnees ist von ih nen gerissen und in seinem Herzen dt« Liebe ist todt; düster und trostlos wie sein Gemüth schaut die arme Win tererde aus weißen Fetzen hervor. Ein junges, etwa sechzehnjähriges Mädchen will sich mit scheuem Gruß an ihm vorbeidrucken, ein Mädchen mit blondem Scheitel und sanften Äu gen im weichen, rundlichen Gesicht, Ah, Marie, sagt er, aufmerksam geworden, hen? 3 s 3 ist Zeit, auch höre ich, daß der Mühl graben beginnt, unten über die Straße zu fluthen. Er könnte mir schließlich den Weg versperren. ! Ich begleite dich bis dorthin, sagt er entschlossen, froh «inen Grund für fei ne Entfernung zu finden. Aber, Herr Lehrer, meint sie errö th«nd, was wird Ihr« Braut sagen, was sollen die Leute denken? Meine Braut! Er lachte auf. Ich ja, daß wir immer gute Freunde wa ren. Nicht wahr, Marie? Stumm schreit«» sie nebeneinander über die mit Pfützen bedeckte Dorfstra ße. Der Regen hat aufgehört, und der Mond wirft zeitweise, aus txn jagen den Wolken hervortretend, ein mattes Licht in die Tümpel des Schneewassers. Ein scheuer, fragender Blick aus den Augen des Mädchens streift zuweilen das erregte Gesicht deS Mann«s. Ma rie ist stets d«S Lehrers Liebling gewe sen. Ihr sanftes Wesen, ihr Emg«hen auf seine Wünsche und Eig«nh«iten und eine ungewöhnliche Begabung ha ben sie ihm aus der Menge der Dorf kinder näher als andere Schüler ge rückt. Si« ist das einzige Kind fein«r NachbarSkeute, des prächtigen Ehepaa res drunten in der Mühle. Manchen Abend hat er in ihrem Hause zuge bracht, mit d«n Eltern geplaudert, mit dem Kind« gescherzt und gespielt. Aber sie ist kein Kind mehr heute. Noch nie ist es ihm so sehr wie jetzt aufgefallen, wundert mustert er ihre kräftige und doch schlanke Figur, entdeckt er den knospenden Liebreiz ihres Körpers, die noch so kindlich weichcn Gesichts züge. Di« Ueberschwemmung der Straße ist noch nicht schlimm. Mit raschem Sprung ist Mari« jenseit des quer über den Weg rinnenden BächleinS. D«r Lehrer reicht ihr die Hand hin über. Gute Nacht, Marie, sagt er. Grüße die Eltern. In den nächsten Tagen werde ich wieder bei euch vor- Wirklich! ruft sie. Sie jubelt das Wort heraus. Ein Blick voll naiver, unbewußter Koketterie trifft Ihn aus ihren glänzenden Augen. Langsam steigt der Lehrer aufwärts dem' Schulhause zu. Ihm ist, als habe Mari«s Abschiedsblick In seinem Ge müth ein kleines, Helles Lichtlein an durch das Thal, der Sturm braust iiber die Berge, mit Macht weicht der Schnee dem Thauwind. Nack! noch und Mondlicht. Aber d!« FrühlingSsonn« wird sie bald bescheinen und neues Le ben Glück und Lieben werden alleror ten aufsprießen. MtlMwanderungcn. OdysseuS überlistet den tückischen Cyklopen, indem er ihm ein Trinkge säß mit Wein reicht, daS er dreimal füllt. Um sich erkenntlich zu zeigen, fragt ihn Polyphein nach seinem Na men. OdysseuS antwortet: Niemand ist mein Name, denn nie mand nennen mich alle; Vater und Mutter daheim und sonst auch alle Gefährten. Der Riese ist überlistet, in seinem thörichten und gtausamen Sinne ant- Niemand eß ich zuletzt nach allen sei nen Gefährten, Doch die andern zuvor, das sci die gastliche Gabe. Als er dann geblendet ist und in sei nem gräßlichen Schmerz schreit, daß es di« klüstereich« Insel durchdröhnt, kommen di« andern Cyklopen herbei und fragen ihn, warum er so schrecklich schreie und ob ihn einer der Sterbli chen mit List oder Gewalt iödten wolle. Er aber antwortet: „Niemand hat mich mit Arglist tödten wollen und nicht mit Gewalt." Da lassen ihn die andern Cyklopen allein, indem sie ihm zurufen: „Hat niemand Gewalt an dir verübt ein« schwere Krankheit vom großen Z«us kann man nicht abweh ren, ab«r bete du zu deinem Bater, dem Herrscher Poseidon". Dieses ur alte Räthsel, das von den alten Grie chen unter die besondere Art des Gri belustigt .Ein lappisches Märchen, daS die Züge der Polyphemsage merk würdig treu bewahrt, erzählt von ei nem Lappen, der mit drei Gefährten in die Grotte eines Riesen gelangt. Der Riese läßt sich beschwatzen, daß sein« Augen schlech!er geworden sind, aber durch eine Salbe wieder besser würden, und fragt den Lappen nach seinem Nannn, damit er ihn nicht statt eines andern ausfresst. Der Lappe sagt, «r heiß« Garniemand, schmilzt fünf Pfund Blei und gießt sie dem Riesen in die Augen. Ein Nachbar, den er anruft, stagt, wer ihm dies Leid angethan habe und erhält zur Antwort: „Garniemand hat es ge than"! Ein französisches Märchen er zählt: Ein« Fe« kam täglich in eine Hütte und herzte daS neugeborene Kind der Bewohnerin. Die Mutter? war eifersüchtig darauf und erzählte «S ihrem Manne, der die Fee zu ver treiben versprach. Eines Tages, als dieF«e wiederkam,fand sie den Mann an Stelle der Frau imZimmer und fragte ihn, w«r er sei. „Ich heiße Niemand" antwortete der Mann. Als die Fee am Abend durch den Kamin entschwin den will, wirst er ihr glühende Koh len an Ine Füße. sie infolge d^ Zuweilen tritt an Stelle des verfängli- eine einsame Hütte und kocht sich dort etwas von seiner Jagdbeute. Plötzlich tritt «in Trollw«ib herein und fragt „wie heißest du?" Ich heiße „Selbst" antwortet der Mann, gießt aber in demselben Augenblick einen Löffel voll siedenden Wassers der Hexe ins Ge sicht. DA fing sie jämmerlich an zu schreien und rief: „Selbst mich ver brannte, Selbst mich verbrannte." DaS hören die andern Trollweiber vom nächste Berge und rufen ihr zu: „Hast du selbst dich verbrannt, so muß du selbst dafür leiden!" Ein Märchen aus Esthland, dessen Kenntniß wir Wilhelm Grimm ver danken, erzählt: Ein Riegenkerl, d. h. ein Knecht, der über Sch«un« und Ge treide die Aufsicht führt, faß einmal und goß Knöpfe. Da kam der Teufel gegangen, grüßte und fragte „was machst du da?" „Ich Bieße Augen." „Augen? kannst du mir auch n«u« gie ßen?" „y ja, doch jetzt sind mir w«i ter keine zur Hand." Den andern Tag kam der Teufel, um sich die Augen gie ßen zu lassen. Der Riegenkerl sagte: „Willst du große oder kleine?" „Recht cken festbinden lassen. Als er festge men hast du?" „Jssi ist mein Name." „Das ist -in guter Name, keinen bessern kenn ich." Das Blei ist gegossen, der Teufel sperrt die Augen fragten: „Wer that dir daS?" Der Teufel antwortet«: Jssi Teggi (Selbst thatS)." Da lachten die Leute unv sprachen: „Selbst gethan, selbst habe!" D«r Teufel starb an seinen neuen Au- Vorarlberg trifft ein Holzhauer bei seiner Arbeit im Walde einen Wald geist. Als ihm d«r struppige Ge selle mit seinem Geschwätze lästig wird, gibt er IhiN arglistig auf die Frage, wie er heiße, zur Antwort, sein Name fei „selbst". Aber Waldgeist hört slxt und Keil in den Klotzt getrieben ./.ir. «dyneu r«ißt ver Mann Axr un» Keil heraus, so daß der Waldgeist mit seiner Hand in der Spalte sticken bleibt, und eilt davon. Als d-r Ge prellte schrecklich schreit und sein Ge noss« herzukommt und fragt, wer ihm Schmerze: „S«lbst tho". Da lachte der andere und sagt: „Selbst tho, selbst lho" und gehl seines Weges. In einem hessischen Märchen ver dingt sich ein HandimrkSbursche bei ei nem Könige als Stiefelputzer. Als er nach seinem Namen gefragt wird, sagt er zum König, er heiße „Vorgestern", zur Prinzessin „Hiiikelbrühe", zur Kö nigin „Gestern", zu den andern Bc diest List glücklich über die Grenze. Noch heute erfreut sich das Volk an Räthseln, die auf demselben Scherz be ruhen. Ein solches lautet: Ein Predi ger ging aus und wollte drei Arbeiter dingen; zwei sollten dreschen und einer Häckerling schneiden. Als er nun nach Hause kam, sagte er vergnügt zu seiner Frau: „Morgen kann't Döschen und Hackelsniden denn nu losgan." „Na hast du Lüd fünde?" fragte die Frau. ..Ja", sagte er, „il und du schöllt dö schen un nllms schall Hackels snide". DaS sagte der Pastor in vollem Ernst, wi« ist das zu verstehen? Die beiden Drescher hießen Jk und Du, und der dritte Arbeiter hieß Nllms. Ein anderes bekanntes deutsches Räthsel sraat: Niemand und Keiner Die bauten ein HauS. Wer blieb im HauS? Die Lösung ist „und". Nach der Lebensbeschreibung Ale xanders des Grafen legte der König indischen Weisen Räthselfragen vor, die sie um den Preis ihres Lebens lö sen mußten. Der Erste erhielt die Frage, ob die Zahl der Lebenden oder die der Todten größer sei. Er ant wortete, „die der Lebenden, denn die Todten sind nicht mehr vorhanden." Merkwürdig genug kehrt Frage und Antwort wörtlich im deutschen Räth selbuch von Simrock wieder: „Sind mehr Lebende oder Todte?" Antwort: „Lebende, denn die Todten sind nicht mehr." Nach Diogenes von Laerte antwortet der weise Thales auf die Frage, „Welches ist das schädlichst« zahmen der Schmeichler". Auch dies« Räthselfrage findet sich im deutschen Räthselbuch von Simrock fast wörtlich wieder) „Welchts ist das schädlichste Thier? Unter den wilden ein Tyrann, unter den zahmen ein Fuchsschwän zer!" Plutarch erwähnt aus einem al ten epischen Gedicht, „Die Hochzeit des Knyx", ein Räthsel, dessen ursprüng liche Form wir nicht mehr kennen, vom Feuer und vom Holz: Das Feuer ver zehrt daS Holz, aus welchem «s flammt, das ihm Vater und ist. Diesem Räthsel liegt die Vorstellung zu Grunde, daß das Feuer seine Eltern, nämlich das Holz oder die Hölzer, mit denen man das Feuer anfachte, verzehrt. So heißt es von Agni in der alten indischen Poesie, „eben geboren, verzehrt der Sohn die veiden Eltern." Aehnlich lautet ein Räthsel vom Feuer, das seine Mutter ver»ehrt, in zwei lateinischen Versen Mutterchen nährt mich im Leben, doch lebend vtrzehr ich die Mutter. Stirbt di« Mutter, zugleich sterbe ich tbinso bin. In einem Räths«! der griechijchen Anthologie wird der Rauch das Kind genannt, dessen Vater das Feu«r ist. D«rfelbenAuffassung begegnen wir bei zahlreichen Räthseln anderer Völker. So fragt ein altes schwedisches Räth sel: Der Sohn stand an oer Thür, als der Vater geboren wurde. In Pomerellen sagt man: Eh noch der Bater ward geboren, hat der Sohn schon die Welt begangen; bei den Let ten: Der Vater ist noch nicht geboren, der Sohn ist schon auf dem Dach; bei den Finnen: D«r Vater ist noch nicht geboren und schon sind die Söhne (die Funken) im Krieg; ebenso bei den Al banern: Der Vater ist noch nicht ge boren und der Sohn zieht in den Krieg. Der Dichter Theognis, um 54«) bis St» vor Christo, dichtete ein Räthsel aus die Muschel: Heimwärts ruft mich bereits der ge storbene Meeresbewohner, Leblos ist er, nicht todt, redet mit le bendem Mund. Der gestorbene Meeresbewohner ist eine Muschel mit gewundenem Gehäu se, deren man sich in alter Zeit als Trompete bediente. Der lebendige Schall der Muschel ruft den Dichter in feine Behausung. In einem lettisch«» Räthsel wird merkwürdig ähnlich nach dem Bocks- Vermochte ich keine Stimme von mir zu geben; Als mein Leben zu Ende war. Begann meine Stimme zu tönen. nikt zu denken, wir können uns viel mehr mit der oft erprobten Wahrneh mung genügen lassen, daß die gleiche Beschaffenheit der Natur und des menschlichen Geistes zuweilen ähnlich« Gebilde entstehen läßt.. .Fichtst von Litbetti Till. Die Quadrille Wal: zu Ende. Di« Musik auf der Empore schwieg. Die Paare drängten nach dem Spe isesaal. Der spiegelglänzende TanZ saal war im Augenblick leer. Schwelle."" „Wohin darf ich Sie führen, mein« gnädigste Frau?" Sic sah sich um dann wi«s sie nach dem kleinen Gartensaal, der ein paar Stufen tiefer lag. Es war «in kühler, 'w«ißer Raum mit rothlackirten Sesseln auf japanischer Matt«. In den Ecken standen rothe und weiße Azaleen in dichter Masse. Ein vor nehmer Raum in seiner wtißen Kühle. Sie war heiß und athemlos. Jetzt nahm sie Platz. Sie legte den Fächer auf ihren Schooß und begann die Handschuhe abzustreifen. Es war Niemand im Zimmer als sie beid«. „Nun «ndlich was soll das al les?" sagte er erstaunt und sah ihr zu, wie sie sich mühsam zur Ruhe zwang. „Ich komme ahnungslos hierher freue mich, Dich nach langer Zeit wie derzusehen, und nun dieser Empfang die ganze Art wie Du mich behan delst. Zum Teufel ich bin doch kein Schuljunge. Was ist denn gesch«- h«n? W-rs willst Du mir sagen?" „Geschehen ist nichts," sagt« sie und sah an ihm vorüber. „Nun dann versiehe ich nicht, was Du Irpllst." Es war still zwischen ihnen. Dann sagte si« leise: „Warum hast Du mir nicht ge schrieben?" „Ich? Aber Ilka ich. Das wußtest Du doch, daß ich schreibfaul bin. —So 'n steifer Brief ist mir gräßlich. Das hatt' ich Dir aber übrigens gleich gesagt, daß ich —" „Warum hastDu mir nicht geschrie ben, Willm?" sagte die Frau. Nun lachte er. „Aber Ilka Ist das alles? Mnn man in B«rl!n ist, fehlt einem erstens die Zeit dazu —" „Die Zeit?" sagte si« und lachte auch. Sie warf den Handschuh auf den Tisch. „Gott Ilka!" Er machte «ine ungeduldige Bewegung. „Du kennst doch meine Begabung zur Briefschrei berei und dann dachte ich auch Ben Werth darauf legtest. Mein Ur „Du schreibst nicht gern?" sagte sie. „Warum schriebst Du mir vorher so s chsh h „lch will es Dir sagen, Willm. ES Wenn ich einmal fertig bin mit Dir, M ich es Dir geschenkt habe. Was ich zu „Was? Was soll das, Ilka?" Ich habe Dir Brief um Brief gr- Bitt«rkeit. — nichts. stand: „Gnädigster Frau ergebenster So und so!" Di« Kart«! Gelacht hätte ich am liebsten, w«nn ich gekonnt hätte. Die Anrede—die Unterschrift: standen so würden wir ferner ste gelöscht!" > „Ilka!" sagte er auß«r sich. „Nichts Halbes! So wollte ich! Ich gebe alles! Ich verlange alles! Ich aber will kein« H«imlichk«iten und keine Vorsicht. Ich bin zu Ende mit mir mit al lem! Ich liebe Dich nicht mehr Willm. Das ist es, was ich Dir heute sagen wollte!" feucht. „Das ist einfach lächerlich!" sagte er laut. „Uebertrieben! Um eines schuldig gebliebenen Briefes willen! Das ist doch 'weiß Gott kein Grund — ander« Frauen würden das auch einsehen aber Du —" „Andere Frauen? Du kannst von einer Frau nicht auf «ine andere schlie- Und jetzt begehrst Du mich wieder. Ich aber iveiß eines: Das H«ut« wolltJhr! Und das Morgen? Das tragen wir!" Sie blickte ihn lange an. Sie sllhl- Aengstige Dich nicht. Ich bin vorsich tig. So wie Du es haben willst! Ich nxrde Dir die Quadrillen gegenüber „Jch nicht! Ich sag« ab!" Er Walzer ... „Aber das sage ich: wegen des schuldig gebliebenen Briefes gibst Du mir den Abschied nicht da steckt ein „Ein an —derer?" „Jawohl! Es fragt sich nur, wer der Glückliche " „O Du!!" sagte sie laut und em pört. Das Ampellicht warf einen fahlen Schein über ihr Gesicht, aus d«m di« Em leises Sporenkl.rren „Aber gnädigste Frau —" Sie „Unser Walzer ich suchte Si« vergeblich —". Der schlanke Ulan kam die Stufen herab. Er sah sie Ulan. sammen die Stufen herauf zum Saal. ES war ihm, als vb sie gestrauchelt sei. Vor ihren Augen verschwammen die bleichen Lichter mit den gleißenden Spiegelo zusammen. In ein Meer oök N«b«l getaucht schienen die tanzenden Paare. „Was hatten Sie denn vorhin gnädigst« Frau?" Da fand si« sich wieder. „Vorhin? O nichts!" „Aber Sie Sie waren so seltsam '— Si« —" „Nichts," sagt« ruhig di« Frau und legte ihre Hand auf feinen Arm. Ein kaltes Zittern lief langsam ihren Kör per entlang. Es schüttelte si«. „Nichts." Und ihre Seele blutete vor Scham. —Gestä n dn i s se. Mutter: Aiy was! Häßlich hin oder her« nimm ihn nur, den JofefSäbelstein! Glaubst Du ich hab seinerzeit genommen den Täte wegen seiner Schönheit?! Vater: Und ich die Main«?! —W ünsche. „Ich wünschte, ich könnte einen Haufen Geld mach«n!" Kopfnxh?" Sie: „Ja." Er: »Leiden Sie viel an Kopfschmerzen?" Sie: .Ja, immer, w«nn ich sie hab«." Ter Tiamant. Harun al-Raschid saß auf feinem Throne in der !ItalhSoersammlung, ger. Nur Mesrur, rer Schwertmei ster, fehlt«. Eben wollte der Chalis nach ihm fragen, als der Bermißte mit schien, die zwei Gefangen« mit sich schleppten. Mesrur küßte die Erde vor d«m Herrscher und begann: lung auf das Juwel, das mindestens 10»,<XX> Dinare werth war, und auf die ärmlich gekleideten Gefangenen. aber sagte: „Ich heiß« Mohammed Ali und bin Kaufmann. Bon indischen Kaufleu ten, verruchten Feueranbetern, habe vorher all' mein Hab und Gut zuGeld gemacht hatte. Nach Bagdad wander te ich, um ihn Dir, o König der Zeit, zum Kaufe anzubieten; denn Niemand außer Dir ist würdig, ihn zu besitzen. Unterwegs gesellte sich dieser Mann— d«r Bart seines Baters sei verflucht— er mir heute Früh, da ich noch schlief, das Kleinod zu entwenden. Ich er wachte aber und rang mit ihm, bis die Mameluken Deines Sklaven Mesrur Der Andere jedoch rief dazwischen: „Glaube ihm nicht, o Schirmherr des Glaubens, «r lügt, dieser Enkel ei ner Hündin gerade umgekehrt ver hält es sich. Mich hat er beraubt und ich flehe zu Dir um Gerechtigkeit. Er barme Dich Deines Knechtes Abdal lah!" Der Ehalif w!nkteß«ld«n zu schwei gen, stützte den Kopf in die Hand und dachte nach; Alle aber waren begierig zu hören, welche Entscheidung er tref fen würde. — Plötzlich richtet« sich Ha run auf und rief mit Donnerstimme: „Beide seid Ihr Betrüger und ich soll te Euch den Kopf vor die Füße legen lassen. Aber ich will Gnade üben um Gottes d«s Barmherzigen Willen^ Erschreckt riefen die Zwei: „Es gibt keine Macht und kein« Kraft außer bei Gott d«m Hohen und Erhabenen!" Worte in's Ohr. sagten: „Wir hören und gehorch«:,, und en.scrnien D«r Chalis fuhr darauf fort, R«cht gangen war; da»» wandte er sich zu dem Divan und sagte: „Was, Ihr Gläubigen, schmerzt mehr, der wirkli- Erste, o Herr!" „Nach Deinem Befehl, o Fürst, zurück und da ist er!" Harun lächelte und sagte: „So seht Ihr nun den Schuldigen und den Un- führt« Mesrur hinaus und schlug ihm d«n Kopf ab. Manglaubt's ihm. Ähr bube (der den Krug zerbrochen hat'/. „Kaput wär' er! W«nn ich nur Die Hauptsache. A. (zu einem Gast, der Gänsebraten ißt): Wir bekommen jetzt ein Gesetz zum Schutz der Singvögel. Gast: So, dann bin ich nur froh, daß die Gänse nicht singen. ... JmwildenAsrika. »an nibalenhäuptling: .Was, schon wieder Europäergoulasch? Ich habe doch be fohlen, der Gefangene soll gebraten werden!" Koch: „Das ist nicht möglich, Majestät: seit die Europäer, die hier-
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