2 DK Friedensteller. Sic wollen heirathen, junger Freund? H«da! hab«n Sie keine alte Tante? Ein« unverheirathete, alte Tante meine ich. Ich nehme an, Sie haben kein«, sonst müßt« ich Ihr«» Schritt als Tollkühnheit bezeichnen. Freilich, was weiß ein ahnungsloser Jüngling von den Schrecken, die solch «in gutmijthiges altes Tantchen über «ine junge Ehe zu bringen vermag! Man fürchtet nur die Schwiegermut ter. Pah! Ich sage Ihnen, alle di« schlechten Schwiegermutterwitze sind leer« Junggesellenphantasien, graue ständiger Schwiegersohn den Muth hernehmen, sich in solchen Witzen zu ergehen, wenn die Schwiegermütter wirklich so schrecklich wären, wie man si« schildert. Jede Schwiegermutter hat selber die Ehe durchgekostet und steht daher mitten in der Praxis: es läßt sich mit ihr reden, und sie ver langt wenigstens nicht das Unmög liche. Aber ich bitte Sie, eine alte Tante, die d«n Ehestand nur in d«r idealen Beleuchtung sieht, welche ihre mit den Jahren wachsende Mädchensehnsucht ihm verlieh, wie wollen Sie von ei ner solchen irgendwelches praktische Verständniß «rwarten? Eine Erbtante? wenden Sie «in. Natürlich! was denn? Eben «ine Erb tant« meinte ich ja: Das ist noch das vllerschlimmste an der Geschichte, wenn es eine Erbtante ist: machen Sie sich doch keine Hoffnung, Sie könnten sie jemals beerben. Ich bin viel zu zartfühlend, um Sie direkt aufs Ge wissen zu fragen, ob Sie «in derarti ges Möb«l in Ihrer Verwandtschast besitzen. Aber ich warne Sie: sollten Sie wirklich ein« ledige Erbtant« ha ben, so suchen Sie dieselbe wenigstens mit allen Mitteln dahin zu bringen, daß sie Ihnen k«in Hochzeitsgeschenk macht. Denn was wird sie Ihnen schenkn? Etwas das ihren Jdealbe grifsen einer glücklichen Ehe entspricht, «in wahres N«ssusg«wand flir die Ehegatten, oder um ganz aufrich tig zu sein, ich fürchte sehr, diese Ihre Tante könnte Ihnen Friedenstel ler sch«nken. Friedensteller! Nehmen Sie nur an, Friedensteller! Haben Sie schon so «twas gehört? Ah glaube gern, daß Ihnen das ein völlig unbekannter Be griff ist: möchte er «s stets für Sie «leiben! Aber damit Sie nicht blind lings in Ihr Verderben rennen, will ich Ihnen zur Warnung die Geschichte unserer Friedensteller erzählen. Ich hatte ein« gute, alte Tante, Schon ihr Name hatte etwas Ein schmeichelndes: Tante Eulalia das heißt ja „Die Wohlredende." Si« war unvermählt geblieben, aber wahrlich nicht aus Männerhaß es war eben ihr Schicksal! Hätte lie ihre großen Reichthümer schon früher besessen, so hätte ihr Aeußeres gewiß die Feier nicht abgeschreckt; aber sie lebte in be- Jch selbst besitz« ja ein stattliches Rittergut, und darf mich daher mit Recht zu der notleidenden Land groß und viermal so viel werth ist das benachbarte Gut, das Tante Eulalia «rbt«, dazu kam ein« bedeutende Sum me taaren Geldes, was mir stets ge fehlt hat. Da ich außer «wem entfernten Vet ter, der nicht in Betracht kam, und überdies ein unausstehlicher Mensch schaft zu schätzen. werthvoll.s Hochzeitsgefchenk von der schriststellerte aus Tod und Leben, und darauf war sie nicht wenig stolz. Freilich schrieb sie nur säst- und kraftlose Romane, de ren Helden ihren süßlichen Idealen entsprachen, aber gottlob nicht dem wirklichen Leben. Allein einer Erb tante gegenüber mußte man doch jeg lich« Rücksicht nehmen, und wie hätten wir der „berühmten" Schriftstellerin Eulalia Anemone, wie sie sich aninu thig nannte, mehr imponiren können, als durch eingehende Kenntniß der, Schicksal« ihrer Helden und Heldin-» nen? Somit machten wir uns helden-i müthig mit ihren sämmtlichen Werken- Daß sie berühmt wa:. . stand . ihr außer Zweifel, war sie doch von einer Zeitschrift sogar zu einer Selbstbio graphie angeregt worden. In dieser Selbstgefälligkeit, die der ihrer mei sten Kolleginnen dir Wage hielt, den „Kuß der Muse", d«n sie seit ihrer frühesten Jugend auf ihrer Stirn« ge- > fühlt hatte, und der ihrem ganzen Wesen eine ideale Eigenart aufgeprägt habe und dergleichen Blödsinn mehr. Das alles füge ich bei, um Ihnen zn «rklären, wie Tant« Eulalia zu ih rem Hochzeitsgefchenk und zu ihrer Red« kam. Es ist nämlich immer noch Hoffnung vorhanden, wenn Sie eine Erbtante haben, die «twa nicht schrift st«llern sollte, daß dieselbe ein weni ger verhängnißvolles Geschenk für Sie auswählen könnte. Wir wollten uns «ben zum Hoch zeitSmahl« niederlassen, als Tante Eu lalia an ihr Glas klingelte. Denken Sie sich den Schrecken! Die Gäste gegen, Wirt? vor dem ersten Löffel Suppe bereits die erste Red« gehalten. Na, so was, ich danke! Mit bangen Gesichtern blieb alles stehen und nun begann die berühmt« Schriftstellerin doch lassen, daß sie eine ungewöhnlich« Gewandtheit besaß, dies« Li«be in den verlockendsten auszumalen. wahrhaftig die Suppe darüber verga ßen. Nicht so ich: während Tantes begei stertem Getratsche bemerkte ich mit Be^ meiner jungen Frau ihrem Platze keine Teller standen. War das Versehen oder Absicht? Ich war nicht gesonnen, von ' mal irgendwo gelesen habe, ein jun ges Ehepaar hab« sich gegenseitig am Hochzeitstage das Versprechen gegeben, demselben T«ll«r gegessen. Mir kam die Geschichte sehr sonder bar und schwer zu glauben vor. Wer äßen, schenke sie uns zur Hochzeit zwei Friedensteller, als bestände Mah nung, den ehelich«« Frieden zu halten^ Streit im Keime «rstickt«, und sie selbst wolle als Friedensengel diese Ein tracht fleißig contrvlliren und hüten. Der „Friedenseng«!" war gut! Ich mußt« bei dieser Stelle Tante Eulalia daraufhin betrachten, und konnte kaum sicht, diese Gestatt als Friedensen nen! Großartig! Mit lebhaftem Dank, wenn auch mit schlimmen Vorahnungen, nahmen nothwendiger erklärte. Ansichtskarten ,u schreiben, während ich behauptete, wir sollten die Natur genießen. Ge nossen wir aber die Natur, so konnte «s ihr einfallen, eine Pinie für eine Cypresse zu erklären, und dabei blieb sie. Das gab natürlich Streit. Später folgte die Versöhnung, wobei zwar^e die Vertheidigung derselben aufgab, um wieder die reine Freundlichkeit und Liebe leuchten zu lassen: kurzem es war herrlich! Als wir nun aber von der Hoch-» zeitsreise heimkehrten, da standen' > die Friedensteller. Wie ein stiller' Vorwurf standen sie vor uns: wir ge- keinerlei Streit gehabt hätten; merlte aber Tante Eulalia, daß wir jetzt schon enterben, weil unsere Ehe ihren Idka^ Wir beschlossen daher, die Zeit un serer Hochzeitsreise als eine überhaupt ganz eigenartige Zeit, wo wir über dies die Teller nicht gebraucht hatten, nicht gelten zu lassen, und erst jetzt trachten. Tante Eulalia kam, und sah uns friedlich aus ihren Friedenstel auftauchte, sagte meist eines von uns: „Halt! denke an die Friedensteller!" und verstimmt kämpften wir die Lust, unsere Meinung zu äußern, nie zen Tag und immer nur an Porzellan teller denken! Ja, wenn es noch silber ne oder golden« Teller gewesen wären! Aber Porzellan! Und selbst wenn man daran denkt, und die Teller vor Augen hat, ist es doch rein unmöglich, immer einer Mei nung zu sein. Liebe fordert doch vor allem ein offenes Aussehen. In der That fingen die Teller an, uns zu är gern und nervös zu machen, ja st« drohten uns einander zu entfremden, weil sie uns zwangen, uns im wechsel seitigen Verkehr oft anders zu geben, als wir eben waren, und es gerne ge than hätten. Uebrigens konnte es auch, wie ge sagt, in einzelnen Fällen nicht aus bleiben, daß die Friedensteller ihre Wirkung einfach nicht ausübten; denn die augenblickliche Erregung spottet oft aller nüchternen Ueberlegung. So konnte ich zum Beispiel beim Mittagessen die meiner Ansicht nach harmlose Bemerkung machen: „Liebst«, heute ist Dir die Mehlspeise nicht so vorzüglich gelungen, wie fönst." .Was?" rief Sophie aus, „gerade heu te ist sie mir ganz besonders gerathen! —«Aber Schatz, ich meinte ja nur. .." W«nn Dir m«ine Kochkunst nicht ge nügt, kanst Du im Wirthshaus essen." „Da ist doch keine Red« davon, daß mir-Deine Kochkunst nicht genügt, „In der That?! Das ist also ein then nennst." „So sagte ich nicht!" „So sagtest Du! Aber natürlich, wenn Du einen genügend geärgert wissenloser, ungerechter"!^. . „So phie, Sophie, die Friedensteller!" „Natürlich, ich soll wieder an die Frie straft Streit anfängst." „Ich habe doch nicht angefangen." „Nun, das ist noch schöner! Also ich hab« angefangen." Ich habe gesagt, die Mehlspeise sei ange serables Essen." „Aber Schatz, Du übertreibst!" „Ich wiederhole ja wir diesen kl«inen Zwischenfall ange sichts der raschen und gründlichen Au slöschung nicht gelten zu lassen, wie da mals die Wortwechsel der Hochzeits reise, und wir aßen nach wie vor mit annähernd gutem Gewissen aus den Friedenstellern, und Tante Eulalia, der Fliedensengel, fand stets alles in schönster Harmonie bei uns. Aber sol täglich«n Leben des Ehestandes unzäh ligemale vor, und schließlich mußte eine Katastrophe kommen. lan, zerbrechliches Porzellan! Eines Tages fand sich wieder ein Anlaß zu «inem kleinen Meinungs „Wer ist dies« Laura?" phie. „Wolfgangs Braut," erwiderte ich. „Das sehe ich selber! Aber ich meine, in welchen Beziehungen steht sie zu Dir?" „Zu mir?! In gar keinen! Ich ken ne sie gar nicht." zeiget „Aber ich bitte Dich, Wolfgans schickt mir doch die Anzeige, «r, mein Eouvert istanDich zwar ist die Handschrift off«nbar die einer Dame." „Aber Schatz! wie oft kommt das vor! Machtest Du Dir selber nicht ein Vergnügen daraus, unsere Verlo sernt kannte, eine Schriftprobe von Dir." „Diese schlaue Ausflucht hilft Dir nichts: ich bin hinter Deine Schlich« gekommen! erst letzthin fand ich in Deinen alten Schulheften ein glühen des Liebesgedicht, „Phantasie an Lau „Aber Beste, das ist doch von Schil ? ler." ' »Von Schiller? Köstlich, wahrhaft köstlich! Der gute Schiller muß doch an allem schuld sein! Du traust mir also zu, daß ich Dir glaub«, Schiller habe in Deine Schuldeste hineinaesu- „Immer besser! Schiller hat das sentimentale Liebeslieder, nein! Dazu war er nicht fähig! Uebrigens, wozu hättest Du es abgeschrieben?" „Nun, die Verse gefielen mir." „So, so, di« Verse! Ich will Dir's sagen; die Laura gefiel Dir, di« Lau- Strafpredigt über mein angebliches Don-Juan-Leben, daß ich schließlich auch in Harnisch g«ri«th. „Was, ich ent trauten Gatten hätte bieten lassen; sie erfaßte den anderen Teller und warf ihn mir nicht vor, sondern auf di« Füße, und zwar mit solcher Eleganz, daß ich nicht bloß aufstöhnte, son dern auch der T«ller trotz des verhält nißmäßig weicheren Auffallens zer brach. Kaum war jedoch die gräßlich« That geschehen, so kamen wir zum Bewußtsein ihrer ganzen Tragweite. Einen Moment stand wir wie er starrt; dann schlug Sophie die Hiind« vors Gesicht und rief entsetzt aus: „Was wird Tante Eulalia sagen?" „Ach was! Die Tante Eulalia! Was kiimmer« ich mich um die alte sentimentale Närrin: sie ist ein« ver rückte Romanschreiberin, weiter nichts, und ist mit rhr«n dummen Friedensteller« schuld an dem ganzen Aerger." „Aber sie ist doch di« Erbtant«." „Erbtante?! o nein! von heut an ge wiß nicht mehr", tönte es mit bitterm Hohn von der Thüre her. „Damit ist's,aus und zwar für immer. Da also liegen die Trümmer d«r schönen Fried«nsteller! Und da steht die heuch lerische Schlangenbrut, die mir so lan ge ungestraft ihr Spinnengift in di« po«tisch«n Ad«rn meiner Augen streute. Aber die Sonne brachte dieses Gewebe an den Tag! So lebet denn wie Hund und Katz«, euer Friedcnsengel verduf tet wie die Scherben dieses echten Por zellans." Und damit verduftete sie in der That, die Scherben aber verdufte ten nicht. „Ach! wären sie doch wenigstens von Silber oder Gold gewesen!" seufzte ich; „dann wär«n sie noch ganz und ich hätte mich nicht zu meinen verhäng nisvollen Aeußerungen hinreißen las- Ein Gutes hatte übrigens die Sa che: mit dem Verduften des „Friedens engels" und dem Zerbrechen der „Friedensteller" schien plötzlich aller Unfriede aus dem Hause gewichen. Wir hatten ja immer glücklich gelebt; aber es war, als sei «in Reiz zuniZank vorhanden, so lange die Teller noch da waren, wie ja Verbot und Hinlxrniß eben zur Sünde verlocken. Nun wur den die Friedensteller nicht mehr ge nannt; aber es war, als umschweb« uns der Geist ihrer Scherben und er sticke jeden kleinlichen Streit im Keime. Das vermehrt« Glück und d«r stille Frieden in unserer Ehe ist gewiß mehr werth als die reiche Erbschaft, die uns entging. Muß ich mich auch unendlich plagen, so ist doch ein arbeitsames Le- Tante Eulalias Rache war aber wirklich rasfinirt: Vett«r Emil wurde ihr Universalerbe, «in Mensch, den ich von jeher nicht ausstehen konnte! Als sehen. Aber da sehen Sie hinaus: auf Friedensteller. Sie müssen selber sa gen, die Bedachung jener beiden^Va- Porzellantellern, daß die Absicht tlar wäre auch ohne di« Inschrift, di« über den Pforten dieser chinesischen Porzel lalithürme steht und welche lautet: stiftenden Friedensteller." Meine Kinder sin> Emils Erben, daran kann er infolge der Familieng^ den muß, sie Ihnen alles mögliche schenke, nur keine Friedensteller!" Immer im Beruf. „Du frieden?" Theat«rdir«ctor: „Ja/denn sie ist ein Lustspiel mit schönem Kas senersolg." Boshaft. Fräulein: „Auf Aberzlaube i« der Kinderstube. K»lturl»stor>!chr Eliu'- Wohl zu keiner anderen Zeit sind di« Verfehlungen gegen die Gesundheit des Menschen von so schiverwiegender Art, wie in d«n Tagen frühester Kindheit, di unser Körper noch für alle Endriicke s? überaus empfänglich und seine Wi derstandsfähigkeit die denkbar ge ringste ist. Und doch wird gerade in der Kindheit am meisten gegen Körper und Seele gesündigt durch den schier un ausrottbaren Aberglauben der Eltern hinsichtlich dessen, was dem Kinde srommt oder schadet. Wenn Ploß, der als Arzt und Ethnologe gleichbedeutend ist, wirklich recht hat mit seinem Wort: „Die Völker, die sich noch immer solcher Mittel mit Vertrauen bedienen, stehen in pathologischer und therapeutischer Hinsicht auf derselben Culturstufe wie die Urvölker mit ihrer primitivsten Heilkunde", so wäre das gerade für uns recht betrübend. D«mi in der deutschen Kinderstube ist der Aber glaube daheim wi« in kaum einer ande ren. Das wird uns «ine Betrachtung der hergebrachten Bräuche bei der Pflege und Erziehung des deutschen Kindes zeigen. Schon unmittelbar nach der Geburt ist das Kind in gewissem Sinne seines Glückes Schmied. Denn nichts ist für sein künftiges Schicksal von wesentli ch«rer Bedeutung als der Umstand, daß es mit «iner sogenannten „Glücks haube" oder „Wasserhaube" auf dem Kopf geboren wird. Wer di«s« seine Glückshaube als Amulett getrocknet in «inem B«utelchen bei sich trägt, wird als Bursch bei den Mädchen sein Glück machen, wird sich (in Hessen) bei der Stellung zum Militärdienst sreilosen und ist vor Allem g«gen das Ertrinken gefeit. Diese letzte Anschauung theilt mit uns nain«ntlich auch das stamm verwandte Volk der Briten, und in englischen Zeitungen w«rden von Ste leuten noch heute Glückshauben öffent lich zu hohem Preise gesucht und ange boten! Wer «rinnert sich nicht d«r köst lichen Glückshauben - Lotterie, die Di fchildert? „Soviel ich mich erinnern kann," «rzählt der H«ld des Romans, „gewann die Haube «ine alte Dame mit einem Handkörbchen, die das festgesetzt« Geld in lauter Dreierstiicken sehr zö gernd hervorholte. Ein« Thatsache, der man sich in jener Gegend noch Kinder, die mit «iner bläulich«n Ader auf der Stirn das Licht oder (wie will) das Dunkel der Welt Mädchen muß buttern, ein Brauch, der blos reitet. Sehr zu achten ist darauf, daß das Sagt z. B. Jemand: „Ach, ist das ein sie« bald vorbei, selbst wenn es bei je ner Aeußerung gar nicht zugegen war. Durch sauren oder salzigen Stirn schweiß verräth sich (in Franken und Thüringen), daß das Kind beschrieen das, wenn eine alte Frau, ohne Je mand zu grüßen, drei Kohlen desMor gens in denßrunnen wirft: sinken diese unter, so ist ein Unglück geschehe,,. Glücklicherweise gibt's aber auch Mit tel dagegen. Es genügt, bei solcher Aeußerung dreimal unter den Tisch zu klopfen und dreimal auszuspeien. Nock besser ist es. das Kind mit dem Wasser der Kohlengrube zu beiprengen und dabei zu sprechen: Bistu ein Weib, Fall's auf Deinen Leib. Bistu eine Maid, Fall's auf Deine Haid (Haupt). Bistu ein Knecht, Geschieht Di: eben recht. Am zweckmäßigste«» sind, wenn man so sagen darf, prophylaktische Mittel. Ein blauwollenes Bändchen in's Bett allemal den üblen Wirkungen d«s bö sen Blickes und B«schreiens vor. Sehr vortheilhaft ist es auch, in die Wiege gem Embonpoint gelangen. Sehr wichtig ist das erste Bad. Ba det man es am Mittwoch und das Kind muß sterben. Ist «s aber bei Potsdam los. Vor der Geburt des Kindes für die Wiege sorgen, heißt es sicherem Tode lia Oldenbura) überliefern. Auch das lischaukein der le«r«n Wi«g« Hot in w. den gleichen Erfolg. In Mecklen burg und auf Rügen raubt es ihm aber nur den Schlaf. In der Mark muß das Kind sterben, wenn im ersten Jahre das Stroh der W»ge ausgeschüttelt Würmchen „die Ruh« genommen". Ein probates Mittel gegen solche Schlaflo sigkeit ist (im Vogtland), daß man den des Zimmers zusammenkehrt und d«n Kehricht unter das Kopfkissen des Kindesthut! ges Buch ließe sich darüber schreiben. Vor Allem thut es noth, zu wissen, daß Krankheit einfach das Werk eines bösen Dämons ist und dagec,cn hilft am besten das Besprechen, wie es am heilkräftigst«» von Schüf«rn, Schmieden, Scharfrichtern und Sonn die Beschwörung unbeschrieen bleiben. Diese Formeln sind uralt, und ihr heid nisch - mythologischer Ursprung, wie d«nn in all diesen abergläubischen Ge bräuchen ein gut Stück heidnisch-deut scher Mythologie steckt, verräth sich ge wöhnlich beim ersten Wort. Ein der artiger Zauberspruch, in dem Katze und Hund eine Rolle spielen, lautet: Der Dida und der Doda Und der schwarze Hund Machen's Wehweh wieder gesund. Kinder, die an Abzehrung leiden, del rohes Garn gesteckt und etwas „Erbsilber" «in. Die geneigte Leserin weiß gewiß nicht, was dies für es durch Abschaben von altem, in der Familie vererbtem Silbergeräth. Diese kostbar« Arzenei darf ab«r nicht auf d«r Messerspitze eingegeben werden, sonst Kirche und hauche dab«i jedesmal durchs Schlüsselloch. Auch das Durch heben durch «inen Brunnenspalt soll den jungen Frosch über den geöffneten Mund, worauf aller Kranlheitsstofs in ven Frosch üb«rgeht. harmlos« Nuß entpuppt. In Thürin abgebissene (!) Maulwurfspfote, in Schwaben ein ebenso erhaltener Mau sekovk besser. Uebriaens ivielt dieMauZ beim Zahnwechsel eine bedeutsame Rolle. In ganz Deutschland werfen die Kinder dem Mäuschen den Zahn hin, wobei sie sprechen: Zahn, Gieb mir einen stahl«is«rnen dann. Soll die Maus sich aber hilfreich er weisen, so muß der Zahn über den Kopf weg hinter den Ofen geworfen werden. der bayerischen Pfalz hilft gegen jenes, das bekanntlich selbst Giitter vergebenZ txrflickt ihm sonst umveigerlich den Verstand. —"Bitt« r: „Wie haben Sie es denn nur angefangen, so schnell durch das Gedränge zu kommen? Ich mußte die Eigarre geraucht, di« Sie mir ge littn geschenkt haben." Mit der rauhen Jahreszeit mehrt sich auch wi«d«r bei Damen die Klage über roth« Nasen und manche gefall süchtige Schönt wird jetzt zu einer wahren Plage für ihren Arzt, d«r na türlich nicht in der Lage ist, mit der erwünscht«» Schnelligkeit Schäden auszugleichen, welch« eine langjährige Unvernunft veranlaßt hat. Denn «in« solche ist di« ursprünglich orientalisch« keusche Sitte des Schleiers bei uns ge worden, und wenn unsere Frauen durch das vollkommen zwecklose Tra gen eines Schleiers die Gesichtshaut verweichlicht haben, mögen sie sich auch nicht wund«rn, wenn bei täüerem, win digem Wetter, besonders bei kaltem Regen und Schn«e, die den Schleier Lippen springt, und die Nase als un erfreuliches Thermometer sich röthet. Aber auch direkt ernste Erlranlungen kann ein Schleier veranlassen, und so manch« schwere Gesichtsrose ist allein darauf zurückzuführen gewlsen, daß Ganz thöricht ist es schließlich, wenn Mull wählt. Durch diese Veeinträch lung begriffenen Mädchen, die sich auf eine solch« Weis« l«icht das Schielen oder wenigstens den sogenannten „fal worden ist. Blasse, welke Gesichter, oft nur von d«m gewohnheitsmäßige« Gebrauch «ines Schleiers her, den des halb unsere Damen möglichst bald in ihrem eigenen Interesse aus der Liste ihrer Toil«tt«artikel streichen sollten. Tauschheirath««. Unter d«r seßhaften Bauernbevölke rung Westfalens und eines Theils von Hannover sind Tauschheirathen von al ten Zeiten her noch heut« in Brauch. „In d« Tufchke feiern" diese Parol« hat auf dem platten Lande noch immer ihren Reiz und die Ehestister wissen es sich zur ganz besonderen Ehre anzu rechnen, derartige H«irathen zu Stande zu bringen. Ohne Vermittelung tre» ten sie auch selten in die Erscheinung. Meistens sind es Verwandt« und Nach barn, w«lch« die Tauschheirath zu We ge zu bringen suchen. Sind aus einem Hose zwei heirathssähige Schwestern, oder zwei Vrüd«r, oder Bruder und Schwester, die ungefähr in demselben Lebensalter stehen, vorhanden und fin det sich aus «inem anderen Hofe ein hierzu passendes Geschwisterpaar, so wird versucht, dies« vi«r Person«« zu zwei Ehen zu vereinigen. Ganz selten kommen auch Tauschheirathen zu drei Paaren vor. Gewöhnlich wird die Tauschheirath fo abgewickelt, daß di« jüngsten der Geschwister im Elternhau se verbleiben, während die älter«« auf den anderen Hof ziehen. So kommt es dann oft vor, daß das jüngere Mäd chen den älteren Mann, oder der jünge re Mann da» ältere Mädchen heirathet. Nicht selten hat sich eines der Paare in Liebe gefunden. Das ander« ich^ßt der Tauschheirath Geltung zu ver schaffen und die offenkundigen Vor theile derselben zu genießen, eine Ver nunftehe, die oft harmonischer verläuft, als die Liebesheirath der Geschwister. Sind die finanziellen Verhältnisse auf den beiden in Betracht kommenden Hö fen annähernd gleich, gestaltet sich die geschäftliche Seite der Tauschh«irath sehr einfach. Es werden dann nur zwei gleiche Aussteuern bestellt, wäh rend im Uebrigen Land- oder Kapi» talsübertragungen nicht stattfinden. Gewöhnlich finden die Tauschheirathen an ein und demselben Tag« statt. Zu samm«n g«hen die beiden Paare zum Standesbeamten, treten zusammen vor den Altar, und auf einem der Höse wird gemeinsam die Doppelhochzeit ge feiert. So ordnet oft «in «inziger Tag für sämmtliche Kinder zweier Familien daS -Schicksal der Zukunft durch einen feierlichen Akt. Schusterjunge: „Det is heut n JlückStag." Freund: „Wieso d«nn?" Schusterjunge (rauchend): „Vor hin Gardecavalleriedivisionscomman deurhavanstummel jefunden." Alle Achtung. Jung« Frau (zu ihrem „Siehst Du, Unvermeidlich. »In der M«i«r'schen Ehe geht «s auch recht stür misch zu!" „Kein Wunder, die ha ben sich auf dem Wetterhorn kennen ge lernt." Modernisirte s.S p r i ch- Jainleff?" „Weil ich hab' durchge-
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