MWz iillil Auch. Mar Prmlicrioa. (6. Fortsetzung. regelmäßig das Abendbrot gebracht. Es bestand aus heißem Thee und schwarzem, hartem Brot, vor dem sie Pfand. Abei?heute aß si« es mit Ge nuß und schlief dann fosort nach der Mahlzeit ein. Der Traum führte sie in ein Land voll Wald und Wiesen, Sonnenschein erwärmt, und in Hain«, die durch den Gesang von Vögeln be lebt wurden. Dort ging sie spazieren, immer an dem Arm des Geliebten. Sie hörte längst vergessene Stimmen, die Stimmen todter Freunde und das wiederbelebten Muthes. Aber kaum hatte er eine lurz« Zeit gedauert, als das laute Knarren der äußeren Thür, die sich in ihre Angeln drehte, das Mädchen plötzlich erweckte. Sie öff nete die Augen und sah den Sergean- ÄLand, gleichsam als ob sie dort Schutz suchen wolle, sie, die schwache Frau, die vor der furchtbaren Hand zurück schreckte, welche sie ergreifen wollte. „Was ist denn los?" rief sie, wäh rend si« ihre Augen, die noch ganz den hellen Strahlen der Laterne schützte. „Warum sind Sie hier? „Auf Befehl des Gouverneurs sol len wir Sie nach Fort Katharina bringen, Fräulein," Marianne schlug die Hände zusam men, Si« wagte laum zu glaube^, durfte wieder die Sonne sehen! „Sie wollen mich jetzt schon dorthin bring«n?" fragte sie, indem sie ver gebens versuchte, die Erregung zu ver bergen, die sie ergriffen hatte. „Jetzt gleich," sagte der Sergeant kurz, „das heißt, nur, wenn Fräulein ihr Abendessen schon eingenommen " O! Als wenn man damit warten wollt«!" Ihre Hänbe waren schon eifrig da bei, das Cape umzulegen und t». kleine Pelzlappe auf ihre zerzausten Locken zu setzen. Als sie fertig war, betrachteten die Männer sie mit Be wunderung; jedoch sie ließ ihnen dazu nicht viel Zeit, sondern rief: „Ich bin fertig, vollständig fertig. G«ht es wirtlich nach Fort Katharina, Herr Sergeant?" Der Sergeant zuckt« die Achseln. „Glauben Sie denn, daß wir hier sind, um mit Ihnen zu scherzen, Fräu lein? Lesen Sie doch das Papier, es ist vom Gouverneur eigenhändig ge schrieben." „Ich kann heute Abend nichts lesen," sagte sie, die Laiern« bei Seite schiebend, „meineAugen sind durch das Licht geblendet. Ich kann an diesem Ort auch nicht mehr athmen, es ist höchst« Zeit, daß Sie mich wegholen." „Ich bin mit dieser Veränderung keineswegs einverstanden, Fräulein, aber ich bin der Diener, und habe nur zu gehorchen." Er macht« Kehrt und verließ die Zelle, begleitet von dem jungen Mäd chen, das an seiner Seite, schwatzend wie ein Kind, dahinging. Kein Ge danke d«r Klugh«it hätte in diesem Augenblick ihre Zunge zum Schweigen gebracht. Die furchtbare Last der Gefangenschast fiel von ihren Schul tern, als sie die Z«ll« verließ und die Treppe hinaufstieg, die zum Quai führte. Die mächtigen, granitenen Wälle erschreckten sie nicht länger, d«nn sie konnte durch den weißen Abend nebel den graublauen Himmel über sich sehen, und die Sterne blickten aus sie herab, dieselben Sterne, die jetzt auch über England strahlten, und die sie nun jeden Abend von ihrem F«nst«r in Fort Katharina aus beobachten würde. Die FreuN über die Freiheit ergriff sie vollständig, li«ß ihr H«rz schneller schlagen und erregte in ihr ein Gefühl der Zuneigung zu allen Men schen. Sie hätte die Hand d«s Ser geanten küssen mögen, die sie zum Schiff führte. Sie sprach mit ihm unaufhörlich, während sie den Corri dor und den Hof des Forts durchfchrit die eifenbefchlagene Thür öffnete und auf den Quai hinausschritt, der auf der Nordseite von Fort Alexander lag. Es war ein wundervoll«! Abend: der Wind wehte sanft und das Meer schlug leichte Wellen. Obgleich die Sonne schon untergeangen war, er strahlte d«r nxstliche Himmel noch in purpurnem Roth. Kronstadt selbst erschien, ähnlich einem Silhouetten bilde, wie ein Eiland von Felsen und Berggipfeln in einer Atmosphäre l«icht sich bewegenden Nebels. Große Schiffe, Dampfwolten aus den mäch tigsten Schornsteinen ausstoßend, glit ten geräuschlos hinter dem dichten Ne, belvorhang im Osten vorbei; Laternen leuchteten von allen Forts, hier weiß und hell scheinend, dort roth und trübe; eigenartige Strahlen spielten auf der wogenden See, goldig er glänzte das Wasser da, wo die Kriegs schiffe das Licht ihrer elektrischen Der frische Wind, der ihre Lock«n noch mehr zerzauste, ermüdeten war ihr sehr befremdend und ganz unfaßbar. Sie sah eine Dampfyacht am Quai liegen, deren Spannen ächz ten. wenn die Brandung das Boot ge gen di« granitenen Wälle trieb. Ma riannes Augen blickten nach Westen. Dort lag das geliebte England! Sie hätte die Arme ausstrecken mögen nach der untergehenden Sonne und Gott z"retten, in das sie ihre Thorheit ge- Her? Sergeant. Ist dies das Boot?" Der S«rgeant beachtete ihre Frage nicht. Er beugte sich eben herab und sprach mit einem Mann, d«r im Bug des Schisses stand und den Paletot eines Artillerieoffiziers trug. Trotz dem di« Sonne noch nicht ganz unter gegangen war, so war es unten am Quai doch schon so dunk«l, daß Ma rianne keines der Gesichter um sie her erkennen konnte. Die flackernden Strahlen der Laternen tanzten auf dem weißen Deck der Dacht umher, aber sie beleuchteten nicht das Antlitz des Mannes, der dieselbe zu befehligen schien. „Soll ich an Bord gehen?" fragte sie einen neben ihr Stehenden. „Wa rum haben Sie mich denn hierh«r ge bracht, wenn Sie nicht fertig sind?" bringen soll." Jetzt lachte sie nervös auf und betete zu Gott, daß die Ueberraschung sie nicht verrathen möge. Einige Minu ten lang wagte sie nicht, auf das kleine Schiff oder aus die große Gestalt zu uinviuZUlh-joU mi itzzl ,iq 'uipiig stand. Aber als sie wieder ihrer selbst sicher und die wildeir Gedanken, die vor ihren Augen die Bilder der Lichter und der Sterne, der Schiffe und der Männer zu verwischen, und si« lehnte sich schwer auf den Arm des Soldaten an ihrer Seite. „Warum lassen Si« mich warten? Ich bin schwach und friere!" rief sie trotzig. „Ich kann hier nicht länger stehen bleiben." nicht länger zu warten." Marianne ließ sich, ohne Widerstand zu leisten, in das Boot heben. Ab«r kaum hatte ihr Fuß das Deck erreicht, als eine starke Hand die ihrige ergriff. Es war Pauls Hand, die sich heiß und brennend anfühlte wi« di« Hand eines Fiebernden. „Los!" rief er dem Maschinisten mit einer Stimm« zu, die weit über die Dacht verließ den Quai. Es war das Werk ein«s Augen blicks, aber so geschickt ausgeführt und geant, starr vor Staunen, zuerst wort „Halt! Halt!" rief er endlich. „Die anderen müssen doch auch mit, Herr „Ich brauche sie nicht! Glauben „Aber der Befehl des Herrn Gene- Mariannes Platz. „Wir werden schon wissen, was wir d«m General zu antworten haben. Wünsche wohl zu schlafen, Sergeant!" Er rief dem Maschinisten wieder etwas zu, und das lleine Schiff durch eilte pfeilschnell die Wogen. Hoch auf schäumte das Wasser am Bug und be in dem Nebel, und in den immer dunk leren Westen, in's baltische Meer hin aus trug die Dacht ihre Passagier«. Aber Paul hielt noch immer seinen Blick unverwandt auf die große Cita delle gerichtet, von der er sich mehr und mehr entfernte, und betrachtete sie wie „Mein Gott!" sagte «r dumpf. „Es ist für immer!" Und dann wandte er sich zu d«m Mildchen, wie um sie mit seinem Arm zu schützen. Allmählich begannen d» während die See ihm den Schaum in's G«sicht spritzte, wartete er auf den Schall der Kanonen, welche seine Flucht melden und der Stadt verkün den würden, daß er ein Verräth« sei 12. Die Citadelle erwacht. Marianne saß in dem dunklen Sa» hatte Die Dacht suhr immer noch die südliche Küste der Insel entlang, und immer noch blickten die Kanonen dro hend vou den Wallen auf si« herab. Bis jetzt verstand Marianne nichts von drin Vorhaben des Geliebten oder Seite der Insel liegt. Bei ihrer Be fin glaubte sie an d«n Stößen, durch die das ganze Fahrzeug erschüttert wurde, an dem Klirren des Glases an den Schiffsplanken di« große Fahr geschwindigl«it des Schiffes zu erlen nen. Sie meinte, man Passire jetzt der Westküste Kronstadts. Das fahren und sir dann an der Nordküst« entlang zu ihrem neuen Gefängniß bringen. Die goldenen Stunden der ihr schließen. Aber klar erfaßt« Ma- und sie war schon müde, darüber sich weitere Gedanken zu machen, als Paul plötzlich in die Kabin« trat, di« Wan gen von der Seeluft geröthet und den Wachsmantel mit Wassertröpfchen be deckt. die wie Salzkristalle sich darauf ausnahmen. Er beantwortete ihre wie sie die Antwort wünschte. „Hier im Salon ist ja weder geheizt noch die Lampe angesteckt! So wirst Du auf der „Esmeralda" empfangen!" sagte er scherzend. „Nun, es soll gleich besser werden!" „Paul!" rief sie. „Um GotteSwil alles? Wo bin ich? Wohin führst Du mich?" Er küßte sie zärtlich auf di« Stirn. Er wartete ihre Antwort nicht erst ab, sondern führte sie hinauf auf das Txck. Der Wind blies dort so stark und rief, sie könne gar nichts erkennen. Er geleitet« sie nun in die Nähe d«s Hauptmastes, und von dort sah sie, gedeckt durch die Segel desselben, über das wog«nde Meer und erblickte ein großes, weißes Licht, das wie eine Feuerkugel über der Nordlüst« der Insel hing, den Leuchtthurm von Tollboken. Die Dacht war aber nicht um die Landspitze herumgefahren, son dern sie suchte geraden Wegs das offene Me«r zu erreichen. Marianne wagte nicht, noch weiter über ihre Wahrnehmung nachzudenken. „Nun?" fragte Paul, „glaubst Du mir jetzt? Dort hinten liegt Toll bolen, Du siehst es zum letzten Mal!" Ein Zittern durchlief ihren Körper bei seinen Worten. „Zum letzten Mal und Du?" „Um mich kümmere Dich nicht. Ich bin Kronstadts müde und auch meiner Freunde dort, ich werde ja neue in England finden. Außerdem thue ich meinem Lande einen Dienst, ivenn ich die Obhut über eine Persönlichleit iib«rnehm«, die ihm feindlich gesinnt gewesen ist. Sage mir, Marianne, Du bist doch jetzt nicht mehr Ruß lands Feind?" Er zog sie an sich und bedeckte ihren Mund mit Küssen. Aber das Mäd chen verhielt sich schweigend. Sie Du schlafen. Es ist Zeit, den Salon Erlaubniß, mich von Fort Katharina fortzuführen?" „Gewiß, wie könnt«st Du sonst hier sein?" F 'h ' Paul lachte. Ein zweiter Schuß, der von den ! Wällen Tollbokens ertönte, ließ das Lächeln aus seinen Lippen erstarren, griffen hatte. Sie las ihm das Ge< htimniß von den Zügen, sie wußt« nun, daß er sein lieben um den Preis ihrer Liebe auf's Spiel gesetzt hatte. „PaiU," sagte sich leidenschast alles. O, daß Gott mir vergeben möge, daß ich Dich dazu gebracht habe!" „Wo Du lebst, Mariann?, muß auch ich leben, Deine Heimath ist meine Heimath! Es konnte nicht anders sein. Ohne Dich giebt es für mich kein Leben die Sonne scheint nicht Freud' und Leid zusammenhalten bis zum Ende, so Gott will." „Ich bin dessen nicht würdig," ant wortete si« unter Thränen. „O, Gott weiß es, ich bin dessen nicht würdig!" „Du wirst mein Weib werden, und damit wirst Du mich tausendfach be lohnen." Ein grinsendes Gesicht, das in dem Rahmen der Thür erschien, di« nach dem Maschinenraum führte, trennte die Liebenden. Es war Neuben, der Maschinist. „Nun?" wandte sich Paul an ihn, „wünschen Sie was von mir?" „Di« Maschine macht jetzt zwanzig Knoten, Herr Hauptmann." „Sie muß noch mehr leisten. Spa ren Sie nichts, wir müssen vorwärts. Schon wieder ein Schuß! Das ist die Kanone vom Menschikoffthurm, die die Garnison alarmirt. Es wird nicht lange dauern, so tverden wir di« Lich ter ihrer Schiffe sehen." Das grinsende Gesicht verschwand, und bald stieg dicker Qualm aus dem Schornstein der „Esmeralda" «mpor, während daS schlank« Schiff mit noch größerer Gefchwindigieit die schäu menden Wogen durchschnitt. Dunkel lag das Meer da, nur der Flammen strahl, der bisweilen aus dem Schlot der Dacht aufstieg, oder das Feuer, welches sichtbar wurde, wenn der Ma schinist di« Kesselthür öffnete, beleuch tete es hin und wieder. Das ganze Fahrzeug erzitterte, und die Maschine arbeitet« ächzend bei der erhöhten Schnelligkeit; aber keiner Bord Personen wußte sehr wohl, daß dies« Fahrt für sie ein Frei deute. Dort hinten, im Westen, lag Freiheit und Belohnung, dort aber wo die Kanonen durch die Nacht donner ten, drohten die Gefängnisse Ruß lands und ihre Schrecken. Jetzt dauerte die Fahrt ber«its eine Stunde. Der Kurs der „Esmeralda" war eine Zeitlang gerade nach Westen, und jetzt, also eine Stunde nach der Ab fahrt, konnten weder die Lichter an der finnischen Küste noch an der von Jn germanland von Bord deutlich erkannt werden. Der Strudel war von Anfang an so stark gewesen, daß die Jacht sich fast sofort nach der Ab fahrt mitten in der wogenden See be fand. auf dem Wege, den Schiffe ein schlugen. die entweder nach Rußland fuhren oder Helsingfors erreichen woll ten. Da der Mond von Wollen ver deckt war. so herrschte tiefe Dunlel heit auf dem Meer, und die Schiffs rümpfe, die eben noch neben der „Esmeralda" aufgetaucht waren, ver schwanden sofort wieder. Sturm wollen begannen sich im Süden dro hend zusammenzuziehen, die Nacht brachte bittere Kält« und es herrscht« ein unangenehmer scharfer Wind, der den Liuten auf der „Esmeralda" wie ein« P«itfche in's Gesicht schlug. „Wir wollen hinuntergehen." sagte Paul, der auf Deck geblieben war, wie durch die Borahnung einer heranna henden Gefahr dort festgehalten. „Ich habe seit Mittag nichts genossen," fuhr er fort, „und ich möchte Dich nicht gern allein hier auf Deck lassen." „Mein Platz ist stets an Deiner S«it«, Paul." . „Dann soll meine Seite im Salon sein, und Du sollst mir dort mein Essen reichen. Es wird Zeit genug sein, an die furchtbaren Gefahren, die uns drohen, zu denken, wenn wir die Lichter der russischen Schiff- bemer ken." , , „Du glaubst, sie werden uns versol» „Liegt dafür nicht sehr groß- Wahr scheinlichkeit vor?" „W«rd«n sie -inen Kreuzer senden? „Unzweifelhaft; aber wir werden uns darum nicht kümmern, denn es hiebt kein Schiff in Rußland, welches die „Esmeralda" an Schnelligkeit er reicht, so lang« sie noch Kohlen in ihren Bunkern hat. Du wirst Dich gewiß gut amüsiren, wenn die Jagd be ginnt." d S l 'n und er drehte die elektrischen Lampen auf. Dann füllte er ein Glas mit Glühwein und gab es Marianne. „Du mußt zunächst etwas trinken, sagte er. „ich möchte wieder Farbe in Deinen hübschen Wangen sehen." „Paul," sagte si- -rnst, „wie soll ich Dir danken? Wie soll ich Dir sagen, was ich empfind«?" . „Du dankst mir dadurch, daß Du den Wein trinkst und ordentlich ißt. Du sollst mir mal sagen, wie Dir di« „Esmeralda" und ihr Koch gefällt. Es ist näizlich mein zweites Selbst, dies lleine Schiff, wir sind schon viele Jahre hindurch Freunde und heute soll sich unser« Freundschaft noch fester lnüpfen." , Der Steward, ein wohlbeleibter, ge müthlich aussehender Mann, der mehr als zwanzig Häfen bereits besucht und dort sich -in«n Ruf erworben hatte wegen seiner Geschicklichkeit, weibliche Arbeiten zu verrichten, eilte jetzt in den Salon und setzte eine dampfende Platte auf den Tisch. „Das ist englisches Fleisch, von mei ner Hand zubereitet, Fräulein," sagt« er, „ich glaubte, Si« würden sich dar über freuen." Sie dankt« ihm liebenswürdig. Mühle! „Jawohl, ich bin aus London, Fräulein. Ich wurde in d«r Nähe von Westminsterablti geboren, und werde hoffentlich England bald wie dersehen. Es ist doch ein furchtbares Russin aus, die ich aber durchaus nicht Paul brach in ein schallendes Ge lächter aus. „Sapristi". sagte er, „Sie sind ja ein netter Bursche, wenn Sie sich dann sür «in russisches Schiff „Ein russisches Schiff? Nein, H«rr Hauptmann, Reuben hat mir sein Wort gegeben, daß es ein engli sches Schiff ist. Ich diene keinem Fremden, das habe ich Reuben aus drücklich erklärt." Nach diesen Worten zog sich der Koch zurück. Sein Geschwätz hatte Marianne und Paul sür einen lurzen Augenblick den Ernst der Stunde ver gessen gemacht. Sie suhlten sich jetzt etwas sicherer und behaglicher, wozu die warme und erleuchtete Kabine viel beitrug. Sie begannen mit neuem Vertrauen Zulunftspläne zu schmie den und sich auszumalen, was sie thun würden, wenn sie den englischen Bo den erreicht hätten. Der Wein that auch seine Wirkung, und so erschien es Paul bald, daß sein« Belohnung grö ßer wäre als das Opfer, das er ge bracht. Sie plauderten und berie then eifrig zusammen und vergaßen die Gesahr, die si« umgab. So brach ten sie zwei Stunden hin. Paul blieb in dem Salon, weil er fürchtete, wenn er auf Deck ging, das zu sehen, was er nicht g«rn sah: die Lichter der Kreu zer, die aus Kronstadt oder Helsing fors ausgesandt waren, um die „Es meralda" zu verfolg«». Er vertraute volllommen seinem Diener Reuben und wußt«, daß man ihn rufen würde, wenn Gefahr im Anzüge war. Außer dem glaubte «r aber, daß. wenigstens aus Kronstadt her, nicht viel zu fürch ten wäre, weil kein dort stationirtes Schiff der „Esmeralda" an Schnellig leit gleichkam, noch dazu, wo sie einen solchen Vorsprung hatte. Wirllich« Gefahr konnten erst die Schiffe aus Helsingfors oder Reval bringen, denen der Telegraph mittheilen würde, daß «in« Dampfyacht aus Kronstradt ent flohen sei, diesen Schiffen mußte di« „Esmeralda" beim Verlassen des fin nischen Golfes auszuweichen suchen war das «ine schwere Aufgabe, und nur Pauls Tollkühnheit allein ließ ihm eine glückliche Lösung derselben vorwerfen, da sie ihn zu ihrem Mit- das nicht!" rief sie. „Ich spät sein." „Es ist jetzt schon zu spät," sagte er, bitter lächelnd.^ Sich.'" Paul erhob sich ben?" „Jawohl, Herr Hauptmann, etwas in Betreff der Kohlen." „Ich komme sogleich," und sich zu Marianne wendend, bemerkt« er: „Du mußt jetzt schlafen, morgen werden wir -im Baltischen Meer sein und ge gen Sonnenaufgang Stockholm errei chen. Dann kannst Du an England denken." Liebkosend schmiegte sie sich an ihn. Immer noch hallte das Wort, das er gesprochen, seine Freunde würden ihn einen Verräth« nennen, in ihren Ohren wieder. Sie dachte noch daran, als er si« schon längst verlassen, und sie vertrieben ihr den Schlaf. Daß Paul nisse von solchem Werth entführen wollt«. .Gott schütze meine li«be Mari anne," waren die einzigen Worte^die IZ. In NachtundWind aufd«in Meer«. Die Dacht hielt immer noch Kurs nach Westen. Die Lampen in ihren Kabinen waren ausgelöscht, sie führte Wasser, nur das Ausgreifen de, len auf fielen. Das Boot fuhr nordwärts des Lichtlreises, seine John," sagte Paul düster, „aber «S wird nicht für lange sein. J«tzt ist «r sogar verschwunden." , M t „Das ist der „P«ter Veliky." sagte keit." „Er zeigt si- j-tzt schon. John. Wenn Du tanzen willst, so ist di« Mu sik jetzt da." hing einen Äugenblick gleich einem Lustballon über dem Txck d«s „Peter Veliky." Da hörte Paul plötzlich eine sah auch das Lkcht, Paul." hatte. (Fortsetzung folgt.) Die „Wunsch- M Hab'S ja immer gesagt, ich bin eine un» verstanden« Frau!" Fiir die Küche. Cannelons von Erbiet» ren. Man rührt einen glatten Mür beteig aus 1 Pfund Mehl, j Pfund Zucker, j Pfund Buter, 4 Eiern, rollt länglich viereckige Streifen davon, be legt jeden Streifen mit Erdbeeren, rollt ihn fest zu. daß nichts herauslau fen lann, und bäckt die Cannelons in heißer Butter oder Schmalz, bestreut sie mit Zucker und servirt sie warni oder kalt. Russisches Ragout. Man Rindfleisch iii kleine Würfel und brät sie mit Fett oder Butt«r durch. Hier auf macht man in einem Tiegel eine dunkelbraune Mehlschwitze aus einem Eßlöffel Mehl und der nöthigen But ter, und verlängert dieselbe nach Be dürfniß mit Fleischbrühe und Salz. Ist die Sauce gut durchgekocht, so gibt das Ragout mit kleinen eingemachten Zwiebeln, sauren Gurlenfcheibchen und Seinmelklößchen. Englische Tomaten - Sup» pe. Zwei Zwiebeln, zwei Mohrrüben, «in Stück Sellerie werden in Streifen Viert«! Pfund magerem rohem Schin len und 2 Unzen Butter über gelindem Feuer eine halbe Stunde gedünstet; dazu gießt man 2 2z Quart gute Fleischbrühe, fügt 7 8 reife Toma ten hinzu, läßt dies alles zusammen die Suppe durch ein Sieb, würzt sie mit Salz und wenig Pfeffer und rich tet si« über in Butter gerösteten Sem melscheib«n an. JuiigeHühnermitgriinen Erbsen. Jung« Hühner, die man sauber jieputzt ha!, werden in Stücke getheilt und in emer Kasserolle gege bn, der man sie, mit ein^wru^ >was Petersilie und einem Stückchen! Zucker oünsten laßt. Dae Gefäß mutz gut zugedeckt sein. Nach circa 1 — Stund«, wenn die Hühner weich sind, begossen.^ Kalbsbrust mit Basi l !» scheiden, sowie auch in Butter braun gebrat«n«s Mehl hinzu, rührt alles gut durch und läßt das Kalbfleisch in Nudel - Eierkuchen. Von Cardamomfuppe. Man nimmt halb Wein, halb Wasser, thut so viel geriebene Semmel hinein, daß es dicklich wird, läßt es eine Halde Stunde miteinander alsdann guter, kalter Milch, stellt sie auf» oder Maraschino (doch schmeckt er auch sehr gut ohne Würze) und reicht Obst saft dazu. Croquets von Kalbsbra ten. Man schneidet Kalbsbraten und Kalbsmilch in fein« Würfel, schwitzt etwas Mehl in Butter, nach Verhältniß der Masse, thut dann saure Sahne hinzu, läßt unter fortwähren dtinNühren auflochen, legirt die Masse mit einigen Eidottern, fügt etwas Ei tronenfaft bei, in Ermangelung Essig und Wein, thut sodann das Fleisch hinein. Ist dies« Masse kalt, Hinter den Coulissen. Häßlich« Schauspielers (zu ihrem Partner hinter den Coulissen): „WaS machen Sie schon wi«der sür ein Ge sich,?" Schauspieler: „Ach, wenn ich Gesichter machen tonnte, Sie kriegten Deutlich. Graf: .Fräulein Mizi, Sie sind wirllich so spröde wie Glas. Sie lassen sich auch nicht ein Bischen die Cour schneiden." Bal» leteuse: .Si« sollt«n doch wiff«n, datz man Glas mit Diamanten schneidet!" 3
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