2 Eine Reformeri». «01l Dagobert v°» G-itzardl.Armqnlor. Ein schon lange nicht m«hr jugend« iiches Dämchen, tlein, zierlich, altfrän« tisch, mit scharf geschnittenem, etwas verhutzelkm Gesicht. Schwarzes Woll kleid von veraltetem Schnitt, schwarze Glanzlederhandschul)« tadellosen Sitzes und in uns«r«r Zejt der federgeschmück ten Hutungeh«u«r «ine winzig kleine, fast lomijch wirkende Toque aus schwarzem Spitz«nstosf auf dem schon l«icht angesilberten, glatt angetämm tcn Haarscheitel. Zwei breit«, schwar ze, seiden« Bindebänder, unter dem spitzen Kinn verknüpft, halten diese vltmodisch« Toque fest, und das von tausend Fältchen durchlräuselt« G«- s>chtch«n, das unter der Toque hervor schaut, ist so streng, so stolz, so selbst- Wiedas Antlitz Mari« Antoi net, um dem vor ihr stehenden Schaff ner den Fahrschein zu b«zahlen. Sie sucht nach ihrem Geldtäschchen, das del duftend, lommt zum Vorschein. Dann ein kleines geschlissenes Glas fläschchen mit «iner dunklen Flüssig keit .... ist es Tinte od«r Baldrian tinctur? Das Dämchen allein weiß «s. Dann «rscheint ein Schlüsselbund, «ine Apoth«l«nschachtel, «in F«u«rzeug, «in Leihbibliothetband (sehr fettig und »>napp«titlich), «ine Düte mit gebrann ten Kaffe«bohn«n (der streng« Duft verräth es), ein Ausgab«buch, «in Stück zusammengerollter Stramin zu irgend «iner Stickerei. Das Geldtäschchen ist noch immer nicht zum „Darf ich um das G«ld für den Fahrschein bitten?" „Mein Gott!" erwidert sie spitz, fast b«l«idigt, „Sie sehen doch, daß ich es suche." ,/Ab«r, mein« Dame, ich habe wirk „Das ist stark!" zischte sie durch das Fast mitleidig zuckt es um die Lip- FahrMte zu. Das Dämchen such? »veiter und , „Endlich! Hier ist «s!" weibliche Geschlecht in Wahrheit das Schaffner zu: „Hier ist mein Geld. Bitt«, Wechsel» Sie." Der Schaffner »sandte sich dem lagen: »Lessen Sit nur! Das ist für Ihr Warten." Aber nem! Beschämt „Das >v«iß Gott!" flüstert« «in t«t halte. Aufenthalt." hatte. beeile? Die Fahrgäst« sind doch nicht Da hatte er es! troleur ärgerlich an. Sie li«ß ihn nicht sonder» fi«l ihm in's Wort: Das Ei des Columbus! Sie hatte wirklich Recht. D«r Controleur konnte so in der That ohn« Bersäumniß seine Pflicht erfüllen. Er kam auch höflich der Weisung nach und das Dämchen begab sich nun auf's Neue und mit aller Seelenruhe auf die Such« nach ihrer Rocktasche. Der Wagen hi«lt, und ich sprang ab, da ich mein Ziel «rreicht hatt«. zu: „Haben Sie so «twas schon «riebt? Wissen Sie, wer die Dame ist? Si« macht in Resormlleid-Bestrebungen und ist ein« der eifrigsten Kämpserin chen Geschlechtes. Di« Dame sollte erst vorn anzubringen hat? der kürzest« W«g zwischen zwei Punkten ist allemal die gerade Linie." sung." . H 6 6 —lm Eifer. Besitzer einer Me den Aerineln?" Die Macht der Gewohn heit. Süffel schickt sich klettern. „Donnerw«tt«r," ruft er plötzlich, sich b«sinn«nd, „was mach« ich d«nn jetzt ich bin h«ut« ja nüch tern!" Das Ange des Todten. brach der lalle Schweiß auf meiner setzlichen Bilde ist auf der Platte, wäh inein eigenes Aug« ln der Mitte des Augapfels zeigten sich die Umrisse einiger allerdings sehr ver- und undeutlich, daß ich keins derselben «rtennen konnte. Die einzige Erklä rung dieses Phänomens schien mir die, während ich vor der Camera dacht haben müßte, deren Gesichter sich ! in meinem Auge ausprägten. dies Problem nachgrübelnd, stand ich da, als es plötzlich klingelte. Mein Diener war nicht zu Hause, ich öffnete selbst. Vor mir stand ein hochgewach sener Herr von ungefähr 30 Jahren, mit einem regelmäßig geschnittenen, intelligenten Gesicht und starkem, gut gepflegten Schnurrbart. Sein Haar war grau, fein Mund groß und auf Entschlossenheit deutend, unter den starten buschigen Brauen blitzten ein Paar kühner stahlblauer Augen. Ein , flüchtig«! Blick in dies Gesicht lehrte mich, daß ich einen Mann von hohe! Intelligenz und schaif ausgeprägtem Geist vor mir hatte. Ich ließ ihn eintreten. „Habe ich di« Ehre, Herin Doctor Kettenberg zu sprechen?" ftagte er. in luhigem, gleichmäßigem Tone spre chend, während ich doch fühlte, daß er mich währendwieser Zeit sozusagen mit den Augen seciite. „Mein Name ist Ronnebeck." Er nahm seine Visitenkartentasch« Heiaus und übeireichte mir «ine Karte. Ich nahm dieselbe und las. Dann sah ich meinen Besucher scharf an. Was mochte «r von mir wollen? Als Patient kam er sicherlich nicht zu mir. das glaubt« ich bestimmt zu wissen. „Ach, Herr Ronnebeck, Sie kommen von der Criminalpolizei!" rief ich «r -mir führt?" „Ich möchte Sie um Beantwortung einiger Fragen ersuchen, die sich aus den verstorbenen Herrn Victor Kayser bezieh«» Mitinhaber des bekannten Bankhauses Kayser und Spr«ng«r. Sie waren doch mit ihm bekannt?" „Was? Der verstorbene Victor Kayser?" wiederholte ich erstaunt. „Ab«r, mein Herr, Sie sch«inen sich in «in«m großen Irrthum zu befinden. Ich habe ihn gestern Abend halb zehn Uhr noch gesprochen und bis an die Ecke len, das geht schneller. Victor meinen Adern zu Eis. Mein Gesicht hätten." ! Immer derfelb« ruhig«, gleichziltig« > Ton. auf>welche W«ise wurde Kayser ermor det?" „Erschossen! Man fand ihn mit zw«i Kugeln in der Brust, die beide in die Lunge gedrungen waren, unter dem hellen Schein einer Straßen laterne. Weder seine goldene Uhr, noch seine Kette, noch das Geld fehlen. Ein Raubmord ist also von vornherein ausgeschlvssen. Der Beweggrund zu der That ist uns bis jetzt ein Geheim niß." „Schrecklich! Entsetzlich!" murmelte ich vor mich hin. „Darf ich mir die „Bitte sehr." lch wandte mich um und verließ das " ich mich in mein Arbeitszimmer, wo ich meine chemischen Experimente anzustel len Pflegte. Als ich di« Thür öffnete, drang inir ein hell«r Lichtschein, ent gegen. Ich stutzte. Ah, wahrschein lich hatte ich v«rgessen, meinen neuen . Wandschirm zeigte sich noch immer das Bild meines Auges. Die Wirkung beim Anblick desselben war eine selt- Als W das Glas abstellte und die Muskel zuckte. Nach Verlauf dieser Z«it steckte ich Einige Augenblicke w«t«te ich, bis das Licht llar und ruhig leuchtet«. Dann schob ich die Platte Alles war vor mir hatte, begriff ich die entsetzliche Bedeutung des Resultats, das ich er zielt. Auf dem Schisi» hob sich ein Auge'ab —»in furchtbar starrendes Auge das Auge eines Todten. Und es übte eine so überwältigende, unheimliche Wirkung auf mich aus, daß ich Anfangs di« wunderbar getreue Wiedergabe des Bildes gar nicht be merkte. In d«r Mitte des Auges befand sich ein Gesicht. Ich trat dicht h«ran, um täuschte. war lein Zweifel das Gesicht war da. Während ich es näh«r betrachtet«, glaubt« ich zu träumen. Ich fürchtete, den Verstand verloren zu haben, denn ich erkannte diese Gesichtszüge ganz deutlich. Un willkürlich kam mir der Name über die Lippen. „Sprenger!" murmette ich entsetzt. Schirm heraus und käme auf mich zu. Schnell das Licht ausdrehend, stürzte ich aus dem Zimmer, di« Thür hinter mir zuschlagend und verschließend. schlug gerade 6, als ich das Privat comptoir des Bankhauses Kayser ck Sprenger betrat. Herr Sprenger, der mir zum Gruß die Hand entgegen. „Ah, Doctor Kettenberg!" sagte er. „Freut mich. Sie zu sehen. Sie haben jedenfalls von dem furchtbar«» Unglück schon gehört, das uniere Firma betroffen hat? Bitte, n«hmen Si« Platz!" Ich setzte mich und sah ihm forschend in's Gesicht. Er war n«rvös und un ruhig. 'd t 'ch 'ch hb« v Welt ist egoistisch und wird es bleiben! Aber ich will Jhn«n den Gefallen thun und sie begleiten, Herr Doctor." als Sie!" tele ich meinen Besucher auf das schärfste. Das aus der Rückseite der Laterne strömende Licht siel voll auf ich, daß seine Züge aschfahl und ver zerrt wurden. Jetzt starrte das schreck liche Auge deutlich aus dem Schirm heraus Sprenger schlug die Hände vor das Gesicht, um es nicht sehen zu müssen. „Was ist das?" stammelte er mit „Aber warum starrt es einen so fürchterlich an?" fuhr er fort, wieder auf das Bild sehend. „Weil es von einem Todten ausge nommen wurde." S hl. °'".O Gott!" ächzte«r. „Es ist sein Auge! Und dort dort was ist das? Das ist ia mein Gesicht! Barmherziger Gott! Nehmen Sie es Iveg nehmen Sie es w«g," schrie er Ich stellte das Licht der Laterne ab Bild lügt also nicht?" der in großen Tropfen au>f seiner Stirn stand. „Ich habe mit dem Gelde so heißt es so soll es sein! Las stand, ein Mann in der Bolllrast des ! tiefes Mitleid erfüllte mein« Brust.^ .. schwöre es Ihnen bei allem, was mir das Liebste aus di«s«r Welt was mir Kind, schultert. »Ich ich danke Ihnen —" schluchzleer. „Leben Sie wohl!" von Zeit zu Zeit aus einem mit schr«ck lichen Bildern erfüllten Halbschlummer auszufahren. Endlich erhob ich mich. Augen. j Ja, da stand es der Mann hatt« sein Wort gehalten. größter Ungeduld auf Ronnebeck. Endlich kam «r. Sein Gesicht war etwas empfunden. Ich hab« schon manchen schrecklichen Anblick gehabt, d«r Welt. Und das Gesicht in der Mitte «S ist gräßlich gräßlich!" Ich stellte das Licht ab, und Ronne- Jn einer tiefdunkeln Nacht gingen die Musikanten Blashuhn, Tuterl und Paulchen von einer Landlirchweih nach Hause. Unterwegs kamen sie aus eine Chaussee, ivelche anscheinend mit Obst bäumen bepflanzt war. Me Drei hat ten einen fürchterlichen Durst und Hunger, da sie in dieser Beziehung von den tanzlustigen Bauern stark vernach lässigt worden waren. Blashuhn und Tuterl kletterten gleich an den ersten besten Bäumen in die Höhe und griffen beherzt in die dichtbehangenen Zweige, die zum Glück voller saftiger Zwetschen waren, an welchen sie ihren Durst ge nügend stillten. Unterdessen stand der kleine Paulchen, welcher nicht klettern konnte, weil er ungeheuer dick war, unter einem Baume und seufzte etwas von einem Königreich, welches er dem jenigen geben wollte, der ihn in die Zweige jenes von ihm scheinbar mit in niger Liebe umklammerten Baumes be fördern würde. Blashuhn und Tu terl fühlten endlich ein menschliches Rühren mit ihrem darbenden College», stiegen von ihren olympischen Sitzen herunter und schoben Paukchen mit großer Kraftanstrengung auf das Bäumchen, wo er sich zwischen zwei ga belförmige Aeste setzte, in die er sich so fest hineinklemmte, daß er unmöglich herunterfallen konnte. Unterdessen waren Blashuhn und Tuterl wieder chren Diebsgelllsten nachgegangen und welche sich durch ihre wohlschmeckenden großen Früchte als Aepselbäume legiti mirt hatten. Da ertönt« plötzlich von trachtet hatte: „O ihr verflixten Kerle, Das ist ja eine Erle." > Wohl jeder M«nsch, der mit Stat in der Wahl der Mittel. Im Ueb«r-
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