M M KMzßii. von Friedrich Thicae. (19. Fortsetzung.) „Er ha? aber bereits angefangen, und die Entsch«idung steht nahe bevor. Sie müssen morgen früh sofort abrei sen, wenn Sie noch rechtzeitig eintref fen wollen. Ich verfolgte seinen Ver laus im Petersburger Journal, welches ausführlich über die Verhandlungen berichtet." „So ist es besser, wir reisen heute noch ab," sagte ich entschlossen. „Bester Herr Doctor," warf der Polizeibeamte «in, „Sie überschätzen Ihre Kräfte. Die Folgen der ausge standenen Angst, der erduldeten Unbill, werden jetzt erst über Sie kommen. Gönnen Sie sich einen Tag wenigstens Erholung, ehe Sie sich der neuen An strengung aussetzen." „O, ich siihl« mich kräftig genug." „Momentan, ja, wer weiß aber, wie es morgen um Sie steht. Wir haben nicht drei Wochen lang alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Ihrer habhaft zu werden, um Sie schließlich noch als Kranken nach Deutschland zurückzu- Polizei sei an Ihrem Verschwinden direkt oder indirekt betheiligt. Nir gends war eine Spur von Ihnen zu entdecken, und ohne Frau Francini —" „Wie haben Sie meinen Aufenthalt erkundet? Wie ist es Ihnen möglich gewesen, mich zu retten?" wandte ich sprechen^ das Russische sehr schlecht,^ch heirathet. Ich bin die Frau Gem ialskys, mein Herr; Gembalslys oder Wardoffs, dessen wahrer Name Fran cini lautet. Wafsiloss ist mein Baters — Sophia Wassiloff sind —" loffs, der Gattin des räthselhasten hörte Geschichte." mag Ihnen Sophia ei nen Akten hatte ich in dein schriftlichen Bericht des Doctor Kainz die Schilde rung gelesen, welche seinerzeit die Wir men zutreffend. Ein Gesicht, so scharf geschnitten wie eine Kamee, klein und mager, aber ungezügelten Leidenschaften beherrschte Seele verbirgt so hält Sophia Waf silow nunmehr persönlich ihren Einzug in diese Geschichte. „Sie pafft wie ein Stadtsoldat," berichtete die Pensions zeugen, wo die edle Dame nicht nur dem vorzüglichen „Forster" Hartwigs ohne merkbare Wirkung auf ihr Gehirn alle Ehre anthat, sondern auch beinahe «ine ganze Schachtel mit stark aroma tischen russischen Cigaretten wohlgefäl lig in Dampf auflöste. Die Zahl ihrer Jahre schätzte ich um zwei oder drei höher als Michaelas; infolge ihrer tlewen Figur und ihrer Beweglichkeit lächelnder Miene stand sie vor dem Gerichtstisch. Neben ihr der Dolmet scher, der ihr dir Fragen des Vorsitz«n- F ' geborene Wassilosf?" Wardorff ist also ihr Gatte?" "An wahrer Name ist Francini?" heirathet?" „Seit sechs Jahren." „Haben Sie Kinder?" „Wir halten ein Kind, das aber gc- Bande der Liebe und Ehe an einen Mann gefesselt, der in unserer Ver handlung eine wichtige Rolle spielt und Das Gesetz legt mir die Verpflichtung auf, Ihnen zu sagen, daß «in« Ehefrau sagen zu machen nöthig hat. Wollen Sie trotzdem bei Ihrem Entschluß, Ihr Zeugniß abzugeben, beharren?" nicht verstehen Sic wohl. Si« wollen also?" „Ja, mein Herr." „Wenn ich Sie rechet verstehe, ist einigermaßen sonderbar. Haben Sie besondere Beweggründe, Ihren Mann zu hassen?" Di» Augen der jungen Frau began nen zu glühen. „Ich hasse ihn, ja, ich hasse ihn!" zischte sie mit unwillkürlich geballter Faust. „Sie sind eifersüchtig?" „N'm ja ich bin es! Der Elende hat mich betrogen, mit einem Dutzend handelte aus Gewinnsucht aber Michaela Rawinska liebt er wirklich —er ist mir untreu um ihretwillen! Ich hasse sie und ihn!" Ich warf «inen besorgten Blick aus den Banquier Hartwig. Ich sah ihn pressen. „Wenn man Jemand haßt," fuhr von Schreiber fort, „so nimmt man es in der Regel mit der Wahrheit nicht allzu genau. Man sagt ihm Böses nach, um ihm zu schaden. Si« stehen hier vor Gericht, Frau Francini, und müssen jedes Wort aus die Goldwage legen. Wenn Sie Frau Hartwig oder Ihren Mann gegen die Wahrheit bezichtigen, so machen Sie sich eines Meineids schuldig und werden mit Zuchthaus bestraft. Begreifen Sie, was ich Ihnen sgge?" Die junge Frau schüttelte energisch den Kopf. „Ich weiß, ich weiß, mein Herr," rief si« ungeduldig. „Ich lüge nicht, brauche nicht zu lügen. Alles ist „Ich glaube Ihnen." erwiderte der Vorsitzende ernst, „und di«s« Herren wohl auch. Dessenungeachtet ist es unter solchen Umständen zweifelhaft, ob wir allzuviel Gewicht auf Ihr« Aussag«» legen dürfen, wenn Sie keine Zeugniß." Doctor Böhring sprang auf mit ei nem Zug neuer Hoffnung im verstör ten Gesicht. gung dieser Dame!" rief er mit lauter Stimme. „Sie giebt selbst Haß und Eifersucht als Motiv ihres Handelns an, ihr Zeugniß ist iverthlos." Besorgt schaute ich nach Docto? Kainz hin, der hastig von seinem Stuhl aufstand und sich dem Gerichtstisch dem Herrn Präsidenten die Briefe, dir Sie mir seinerzeit gezeigt haben." lun-r der Dame zu hören und dann an der Hand der Briefe ihre Glaubwür digkeit zu prüfen," erklärte der Direk gestörten Zusammenhang wieder. Marko Francini, fälschlich Gein balsky oder Baron Wardoff, war acht nen Polen, und der Knabe, der einen offenen Kopf besaß, hatte bei dem Stiefvater schlechte Tage. Mit zwölf Jahren lief er davon, um sich einem wandernden Taschenspieler anzuschlie-' Ben, der den intelligenten Jungen be> land, Deutschland, Oesterreich, Ita lien, Frankreich, Spanien und Eng- land. Ueberau hielt er Augen und Ohren offen, und da er auch später einige dieser Länder wiederholt und auf längere Zeit besuchte, sprach er ihre Sprach« mehr oder minder geläufig, Paris als Magnetifeur bewundern zu lassen. Seine alle Grenze überschrei tende Genußsucht führte ihn früh schon aus direkte Abwege; wo ein ehrlicher Erwerb nicht möglich war, mußten s«ine Kunststücke aushelfen. Er gefiel sich darin, in fafhionablen Zirkeln als wobei er die gläubigen Schafe im Spiel zum Dank für ihre Vertrauens seligkeit gehörig rupfte. Bald legte er sich den Grad eines Dociors, bald den Vermögens als seltener Künste, wie des doppelten Gesichts, der Suggestions kraft, der Geistersehern und aller mög kannte keinen anderen Einfluß als sei nen Willen. Beide lebten auch ganz glücklich, bis Michaela Rawinska ihren Weg krevzte. sinn wenig angenehme Stellung aufgab und als „Gesellschafterin Sophias" in die Häuslichkeit des „Marquis Be notti" Von Nizza rieben Wassiloff hielt ihre Schilderung der Gesellschaft mitnahm. Er selbst wußte Acquisition erzählte, äußerte Gem balsky lachend: „Mit dem Kerl wäre vielleicht etwas zu machen ein Ban den Verehrer zu ermuthigen; mit ihrem seinen psychologischen Instinkt errieth die schlau« Intrigantin auf der Stelle, wie der deutsche Idealist behan delt werden müsse. Sie war bei aller Lauterkeit und Unautastbarleit selbst, ist bekanntlich nicht leicht überzeugt! sich als Retterin des Deutschen auf spielen. Sie selbst warnte ihn vorher politisches Thema. Ihr Genosse stand ergehen zu lassen. Natürlich war alles «itel Spiegelfechterei. Wardoff war es nicht eingefallen, den Deutschen bindung stehenden Subalternbeamten d«r Petersburger Polizei, bei Kawe lin, sollte die Wahrscheinlichkeit der schäftssreund sofort von dem Vorfall in Kenntniß setzen würde, erschien selbstverständlich. Denselben Zweck verfolgte das Billet und die mysteriöse ruhe, selbst des gefälschten Passes hätte bloßer Schein; sie feierte sogar allent halben Triumphe in der Gesellschaft. Leider gönnte ihr die ewige Geldver legenheit ihres Mitverschworenen keine lange Ruhe. Der edle Ritter wollte auch die nicht genügten, so verleitete er sie dazu, ihren Mann in der geschilderten W«ise zu bestehlen. Um für den Fall der Entdeckung gesichert zu sein, erheuchelte Michaela in der Abendgesellschaft den hypnotischen Zustand; zur Materie des Hypnotisinus sollte sie. falls ihr Gatte auf ihre Spur kam, ihre Zuflucht neh men. Die Frau Commissionsräthin der sie Geschmack fand, so voreilig zu gefährden, sie erschöpfte sich bei Ge- ihrer Zusammenkünfte mit ein Spielball in seiner Hand. In der Regel händigt« sie ihm di« gestohlenen Summen in der Norddeutschen Weiß- und Absichten. Im Falle einer Ent- Refultat alle Erwartungen übertraf, steigerten sich die Ansprüche des Betrü gers und seiner Helsershelserin. Mi- stellen. Der dritte Theil seines Ver- Verstand besitzt, von selbst abzuschie blinden Habsucht Francinis weit eher, als Michaela gefürchtet. Nun galt es zu Wenn es ihr gklang, während er hier von Freunden und Wächtern umgeben war. Vielleicht konnte man ihn auch, wenn er so aus schließlich dem Einfluß Michaelas zur Universalerbin zu ernennen und seine Kinder mit dem Pflichttheil ab zufinden. So viel bestätigte Sophia Wassiloff ohne weiteres, daß Banquier Hartwig Deutschland nicht wiederge sehen hätte. Ihr eigenes Erscheinen in Berlin und die darauffolgende Krankheit Hartwigs durchkreuzten die edeln Absichten des schurkischen Paa res. Hier unterbrach Doctor Böhring die Sprecherin mit einer sehr berechtigten Frage: „Woher," inquirirte er sie, „wissen Sie denn alle diese Einzelheiten, da Sie doch in Rußland und nicht hier waren, während das alles geschah?^' Aus dem Munde meines aussöhnte und der sich nachher des Vorfalls als eines Meisterstreichs gegen mich rühmte. Weil ich beabsichtigte, indeß ich mich fromm stellte, ihn zu verderben, reizte ich ihn durch allerlei Zwischenfragen und Einwürfe, mir alles zu enthüllen. Wenn ich aber noch Zweifel gehegt, so wurden sie durch Michaelas Briefe beseitigt, wie Sie dann sehen werden." „Erzählen Sie weiter," drängte der Vorsitzende, denn jeder von uns harrte beinahe athemlos der Enthüllung eines Verbrechens, wie es nichtswürdiger kaum je an Gerichtsstelle verhandelt worden war. Flammende Entrüstung erfüllte unsere Herzen, nur der arm« Hartwig saß bleich und geb«ugt, er er kannte d«n tiefen Abgrund, an dem er gestanden. Obwohl auf Schlimmeres gefaßt, übertraf die Wahrheit seine gräßlichsten Befürchtungen. Von An fang an hatte man ein schales Possen spiel mit ihm getrieben, sein Leben war schon verwirkt, als er noch überglück lich in den Armen des schönen Weibes schwelgte. Ich um ihn, denn len Besitz seiner früheren Rüstigkeit, aber zu meiner Freude hielt er sich tapfer; die Verachtung half ihm den Schmerz überwinden. Sophia fuhr fort: „Was mich bewog, nach Berlin zu reisen, wünschen Sie zu wissen: ganz einfach die fortdauernde Abw«s«nh-it meines Mannes. Angeblich, um ihr bei der Durchsührung des gemeinsamen Planes Hilfe zu leisten, folgte er ihr nach Deutschland. Ich blieb inPeters- Br?ef^auf Brief schrieb ich an ihn. er möge entweder zurückkommen oder mich zu sich bescheiden oder mir wenigstens ein« größere Summe zur Verfügung stellen. Nichts von alledem geschah. Ich wußte wohl, weshalb er in Berlin blieb, er konnte sich von Michaela nicht trennen. „Nun wohl," dachte ich, „so will ich ihnen ihr Spiel versalzen. Sie lebt als vornehme Dame herrlich und in Freuden, ich weiß kaum, wie eine armselige Existenz zu fristen." Im stillen hegte ich auch den Wunsch, durch mein Eingreif«» zwischen beiden Zwist zu entfachen und die Nebenbuhlerin wo möglich zu beseitigen. So borgte ich mir ein« tleineSumme und reiste Heim sion abstieg und sosort an Herrn Hart wig schrieb. Leider zeigte der H«rr mein Schreiben seiner Frau, welche natürlich nichts Eiligeres zu thun hatte, als meinen Mann von meiner Ankunft und Adresse zu benachrichti- 'ch Z ' h t Uhr Nachmittags bestellt ? Welche Er tag einziehen?" „Ich beabsichtigte, mich über die Le bensweise meines Gatten zu unterrich ten. Damals hegte ich überhaupt nicht die Absicht, ihn mit zu denunziren, ich gedachte Michaela als die allein Schul dige hinzustellen. Mein Unternehmen scheiterte, ich wurde auf Betreiben mei nes Mannes verhaftet und aus den Schub gebracht." „Können Sie uns sagen, durch welche Angaben es Francini gelungen ist, Ihre Sistirung zu bewerkstelli gen?" fragte der Vorsitzende. „ZawoHl. Er hat M ja später sei- „er Macht und seiner List gegen mich gerühmt. Er halte dem russischen Ge sandten vorgespiegelt, ich sei Miimsse rin wichtiger politischer Geheimnisse, und es liege dringender Verdacht vor, „Was geschah bei Ihrer Ankunft in Rußland mit Ihnen?" Petersburg wieder beziehen, wurde aber unter scharfe Polizeiaussichl ge Stelle ein Entschluß gefaßt werden. Die Krankheit des Herrn Hartwig zeigte von selbst den einzuschlagenden Weg. Wenn der Unglückliche starb, so und daß sie sich als Morphinistin vor aller Welt bloßstellte, was machte das gewesen." »Ist Ihnen bekannt, ob Ihr Mann während des Prozesses in Berlin war?" „Nein." sehen?" „In Petersburg?" "S>"sind uns noch d e n"he U ertheilen?" mancherlei zu bekunden, was ich sonst nicht erfahren hätte. Der Elende! Er hatte auch nicht nöthig, mir etwas zu vielmehr er wollte es thun sein zärt liches Wesen flößte mir aber schon seit einigen Tagen Verdacht ein, ich war lieferten Beweise die ganze Nichtswür digkeit des Elenden offenbarte." (Schluß solgt.j Aür die Küche. Wiener Hirnsuppe. Ein Kalbshirn wird in Salzwasser gar fein gehackter Petersilie, Muskat. Wasserbade. Ist die Masse fertig, so stürzt man dieselbe und schneidet hüb sche Stückchen daraus, legt diese in eine kräftige, klare Fleischbrühe und gibt die Schiissel zugedeckt zu Tisch. OchsenherzmitWildpret geschmack. Das Herz wird sorgsam von allein Fett befreit, tüchtig geklopft, dann in einen tiefen Topf gelegt und mit heißem Essig überschüttet. Hier muß es 6—B Tage verbleiben und täglich gewendet werden. Nach dieser Zeit wird es schön gespickt, gesalzen und gepfeffert und in einen hohen Schmortiegel mit reichlich zerlassener Butter gelegt. Geschnittene Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, einige Nelken und Wachholderbeeren, Ci'tronenschale giebt man dazu und läßt das Herz gut zu gedeckt 2 Stunde dämpfen, wo in die Sauce' etwas saueren Rahm ein. Leberpastete. Ein beliebiges Quantum Kalsleber wird in Milch geweicht, nach einigen Stunden sauber abgehäutelt, gut gespickt, dann auf Zwiebel, Pfeffer, Butter und Wein weiss gedünstet. Die mit dem Safte pafsirte Leber wird mit feingeschnittenen Limonenschalen abge rührt, in eine in Eis gekühlte, mit Wasser befeuchtete Form gedrückt, ge stürzt und mit Aspic garnirt. Sehr gut ist es. die Farce im Model mit dünnen unterlegen.^ Kalbs k o p f. Der Kalbskovf wird mit Wasser, Salz, Rüben, Lauch, Sellerie, Peterli aufs Feuer gesetzt und etwa ein einhalb bis zwei Stun den gekocht; ivenn sich das Fleisch von den Knochen lösen läßt, dann nimmt Nun die Sauce: 2 bis 3 Eßlöffel voll Fleisches austritt. Man legt ihn mit jetzt erst Salz, Pfeffer, ein Lorbeer blatt, 1 Zwiebel, einige Wachholderbee dann fügt man noch zwei Eßlöffel Essig und ein« Tass« dicken sauren Rahm nebst znxi bis drei Eßlöffel Fleischbrühe hinzu. Diese sehr gut gerührte Mayonnaise wird über die Hering« gegossen und eine Stunde stehen gelassen. Man verziert die Platte mit Kapern, Pfeffergurken und Perlzwiebeln. K a l b s 112 ii ß e <>n Man kocht die Kalbsfüße mit Wurzelwerl weich, kann aber auch solche KalbssUßi Butter braun, rührt Mehl darin klar, diese Einbrenne mit Bouillon und reichlich Morcheln oder Champignons gut durchkochen und zieht die Sauce mit eingen in kalter Brüht verquirlten 3
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