Der /als KMzky. Kriminalroman von Friedrich ThitM. <lB. Fortsetzung.) .Allerdings nicht war vielleicht der Bote unzuverlässig?" „Ich habe es selbst aufgegeben." „Das ist sonderbar —" „Ich kann nur annehmen, daß cer betreffende Telegraphenbeamte an dem einigermaßen geheimnißvollin Inhalt Anstoß genommen und die Be förderung des Telegramms unterlassen Hai." „Wohl möglich nun, die Haupt sache ist, daß Sie trotz alledem noch rechtzeitig vor uns stehen bitte, wollen Si« uns Ihren Bericht erstat ten?" Doctor Kainz, dessen blasse, einge fallene Wangen die hinter ihm liegen weitere Einleitung seinen Bericht: Ich trat, erzählte er, am 3. October meine Reise an. Ich glaubte Zeit zu haben und reiste gemächlich, um un terwegs eiwas Russisch zu lernen —, «m 8. October betrat ich den Boden der Hauptstadt des ungeheuren Reu ßenlandes. Während der Fahrt hatte ich Tag und Nacht russische Vokabeln eingepaukt, so daß ich mich zu meinem weiß, vielleicht ist es Michaela selbst schüttelte der Russe bedenklich den Kopf. „Wenn ich Ihnen sonst so- Petersburg anbetrifft mit Rath So etwa verlief und endete meine Unterredung mit dem jedenfalls mit Fug äußerst vorsichtigen Kaufmann, dern Tag auf dem Gang zur Mutter Michaelas begleitete. Mein Freund hatte mir die Adresse gegeben, die sie ihm als die ihrer Mut ter mitgetheilt. In der That wohnte hier und zwar in recht ärmlichen Ver hältnissen eine alte Frau Namens Ra winska, deren Züge, so sehr auch Kum mer und Sorgen darin gehaust, die Verwandtschaft mit Frau Hartwig gleich, die sel>« für die Mut lin." „Von Michaela? Erinnert sie sich „Und sie hat Ihnen nichts geschickt? Die alte Frau stutzte. Wieder streifte zu denken, daß sie mir, dem Fremden gegenüber, die nöthige Vorsicht ver säumt. lorene Kind, und fürchtete sie, demsel ben zu schaden? Ach dachte so. Ein sehend, daß ich hier nichts weiter er- Aehnlichkeit erkannte, der Sohn der Stube trat. teie. .Was wollen Sie?" nahm er mich ziemlich «iirrisch an. , , Ich gab ihm dieselbe Auskunft wie Mutter. lhnen für „Was hat sie gesandt?" „Nun, Geld und Geldeswerth ihr Gatte —" „Den Teufel hat sie gesandt!" brauste der Jüngling rllckhaltslos auf. Ren folgendes: Frau Rawinska war in der That die Wittwe eines ehemals wohlhabenden Kaufmanns, der dem Leben aus Anlaß seines mistereien. Nach des Vaters Tod trat sie in ein Geschäft als Verkäuferin ein, wurde indessen wegen ihres anmaßen den Betragens bald entlassen. Zu Zeiten wm ein förmlicher Größenwahn ders geartete jüngere Schwester un terstützten die Mutter, als sie kaum das verdienstfähige Alter erreicht hat ten. ihre Flucht bewerkstelligt das Bei machte nicht sehr diplomatisch sein, aber welchen W«g sollte ich sonst ein schlagen? Möglich allerdings, daß die Besitz» inzwischen gewechselt hatten, möglich aber auch, die Schenke befand sich noch in derselben Hand. Möglich" ferner, daß der Wirth nicht ganz in gutem Glauben war und meine Fragen ab sichtlich falsch erledigen würde, möglich aber auch, daß er, ohne Arg, mir nach , bestem Wissen Auskunft gav. In bei den Fällen dünkte ich mich Psycholog genug, «us seinem Mienenspiel das Richtige zu errathen. So war ich wohl in der vierten Knei pe angelangt, als der erstaunte Blick der schmierigen Wirthin der Mann schien nicht zu Hause zu sein meine Aufmerksamkeit fesselte. Der Name Michaela Rawinska klang offenbar ihrem Ohr nicht fremd. Ihre Erwiderung, nein, sie kenne keine Person dieses Namens, konnte diese sofort in mir gefestigte Ueberzeu gung nicht mehr zerstören. Um sie doch noch zum Sprechen zu bringen, stellte ich mich als einen Freund der Dame vor und ließ durch blicken, ich komme in ihrem eigenen und zwar einem ganz besonderen Auf trag. Die Alte spannte zwar, schüttelte aber mit erheucheltem Gleichmuth den Kopf. „Ich verstehe nicht —" Ich versuchte mehrmals, ihr meine Worte verständlich zu machen. Kaw:- lin hatte ich diesmal absichtlich nicht mit mir genommen, weil ich fürchtete, die Gegenwart eines Zeugen möchte Mißtrauen erwecken. Ich hatte mir jedoch mit Hilfe des Oberkellners und meines alle möglichen Gespräche vor sehenden „beredten Russen" die noth wendigen Redensarten so gut «instu dirt und obendrein so sorgfältig aufge schrieben, daß ich in dieser Hinsicht kei nerlei Anstand zu haben dachte, und war auch an den vorigen Orten recht hübsch fortgekommen, obwohl die in Theil Dialekt sprachen. ich sogar den „beredten Russen" requirirt und ihr die Ausdrücke, die ich meinte, mit dem Finger bezeichnet hatte, konnre sie doch nicht mehr die Ausrede des Nichtverstehens aufrecht erhalten, sie er klärte indessen, kein« Michaela Ra „Die Dame hat mir aber doch Ihr Lokal genau bezeichnet, wissen Sie nicht mehr, dieselbe, die vor etwa elf terzimmer ein« Zusammenkunft hatte? Beide reisten dann gemeinschaftlich ab." „Thut mir leid, bei uns verkehren so viele Personen, daß ich mir die ein besten Willen nicht alle kann." Darauf verließ sie kurz abgebrochen das Zimmer. Wieder befand ich mich am Ende meiner Weisheit! Ich hätte geschwo ren aus die Richtigkeit meiner Vermu schließcii solle, als plötzlich Al^te Ich hatte erst nur „heute Abend" Nach einer Weile setzte sie t/' s hlt ß «"st t ts^/'ch in der Mitte des Ganges ein großer I Schrank. Immer ging der Wirth Finsterniß umgab der Schurke hatte das Nicht ausgeblasen. Im gleichen Moment, und ehe ich mir die Situation gedachte man, mich gar völlig ver schwinden zu lassen? Blitzartig ging mir die Erkenntniß der Wahrheit auf. jenes Gembalsky, wenn er nicht gar selbst den Streich geführt. Der Schurke hatte von meiner Reife Kennt dem schmerzte es mich, mein« Mission nicht zu Ende führen zu können. Ver geblich suchte ich, als es Heller gewor gen Wand« deuteten «ine Art Kellerge jaß an, eine Vermuthung, die sich spä ter als richtig herausstellte. mand nach mir fragte. Wollte man mich verhungern lassen? Fast schien es so. Schon öffnete ich den Mund, um nach Hilfe zu schreien, doch über legte ich mir rechtzeitig, die Spitzbuben würden mich, wenn sich davon irgend ein Effekt für mich erwarten ließ«, ge knebelt haben, und schwieg still. Das Zwielicht in dem Raum unterlag offen ihrem Verschwinden von der Dunkel heit ablösen lassen. Ich konnt« die Zeit daher nur nach Gutdünken ab- Schritte vernommen, der Ankömmling hatt« also bereits an der Thür gestan den und mich wahrscheinlich beobach tet. Ich bemühte mich, den Eintretenden zu sehen eine hohe, dunkle Gestalt tauchte in meinem Gesichtskreis auf ich erkannte den Mann sofort: es war Doctor Gembalsky. Sein erster Blick verkündete mir den Todfeind. Entschlossenheit, Haß, wilde Freude, all diese Eigenschaften und Empfindungen zugleich Vergnügen, mit Doctor Kainz, nicht wahr?" Ich würdigte den Elenden keiner Antwort. „Ich bedaure unendlich," sprach er lassen, in der ich mich selbst befinde, Herr Doctor. Möglich, daß ich Ihnen aus Grund meiner ausgezeichneten Be dräng so wohl entsprechenden Erho d'isischen Qualitäten mit Recht be rühmten Sibirien verhelfe." Gembalsky. „Außerdem weiß ich, wo Si« abgestiegen sind, und werde nicht Ihnen die Sachen nicht ausliefern." „Man wird «s auf Grund eines Zet tels von Ihrer Hand, den ich mir er lauben werde, nach den in Ihrem Ta- schenbuch das ich gestern Abend so frei war, an mich zu nehmen vorge schriebenen Handschriftsproben künst lerisch treu herzustellen und mit dem ebenfalls in Ihrem Taschenbuch ent haltenen kleinen Kautschukstempel zu beglaubigen. Vertrauen Sie, verehr ter Herr, in dieser Hinsicht ganz meiner bewährten Erfahrung. Und nun guten Tag und angenehmen Aufenthalt!" Er verschwand. In ohnmächtigem Zorn knirscht« ich mit den Zähnen. Die kecke Offenheit des Burschen ver hieß nichts Gutes. Er würd« nicht seine Person so offen in d«n Vorder grund gestellt haben, wenn sein Ent schluß, sich meiner zu entledigen, nicht gefaßt war. Was kam es diesem Manne ein Menschenleben an? die Pläne des Betrügers keine Gefahr mehr in sich schließe, ein hohes Lösegeld aus mir herauspressen, nicht sür aus pflichtete, nichts gegen den Verbrecher und seine Helfershelfer zu unterneh men! Und wahrlich, ich hätte den Eid geschworen und gehalten, denn weise auf fünfzehn oder zwanzig Jähr chen rechnen kann, läßt man sich davon widerwärtige Mensch, dessen Verrath mich hierher gebracht. Mürrisch setzte er einige Lebensmittel und einen Krug das schien es auch zu sein, denn meine Versuche, irgendwo Mittel zur Flucht zu entdecken, erwiesen sich als vergeb lich. Ringsum nichts als feste Stein- Wände, unter mir ebenfalls harte Fenster ging nach einem Nebenkeller und war stark vergittert. Fast kam es mir vor, als diente der Raum, d«n d-ni scheußlichen Loche verlebtes Kalte, Langeweile, Ekel spielten mir so ge hörig mit, dabei trug ich immer diesel ben Kleider auf dem Leibe, und erhielt nur von Zeit zu Zeit mit Mühe Wasser zur Säuberung. Den Herrn „von meinem Wohlbefinden", wie er höhnisch sagte, zu überzeugen. Ich versuchte, sowohl ihn als meinen Wär- Worte aus dem Munde de» Hafen wirths: „Wenn der Herr Baron nun nicht bald wiederkommt, so" die Fortsetzung erstarb in «in«m Geflüster Di« Andeutung spannte mein« Seele auf die Folter. Mit dem Baron meinte er zweifellos Doctor Gem balsky. Der Abenteurer war abgereist und kehrte wider Erwarten nicht zu rück. Was aber würde man thun, wenn er nun nicht bald zurückkehre? Ich fürchtete es auszudenken. Meh rere Male dachte ich daran, mich hi>>ter mein Gefängniß betrat, mit dem Stuhl zu Boden zu schlagen, aber mein In neres sträubte sich gegen eine so gräß loren. '1 s ch Eines Abends sprach mein Wärter nicht wie gewöhnlich in meinem Kerker vor, auch am nächsten Morgen erschien er nicht. Was bedeutete das? Eine grenzenlose Unruhe bemächtigte sich meiner. Wollte man mich verhun gern lassen? Besorgt erwartete ich den Abend ich blieb wieder allein. rück. Verzweifelt rüttelte ich an der Thür des Aewölbes, an dem Gitter des Bett mit dem festen Entschlusses am „Wie darf ich meinen Befreier nen^ sek!e er lächelnd. „Das Verdienst Ihrer Befreiung gebührt jedoch nicht «Ja." „Und wer ist die Dame?" „Frau Sophia Francini." „Nein." „Nun denn, Sophia Wassiloff." haben Sie wohl jeder Nahrung mt „Jeder." ken hatten mich aller meiner Baarfchast selbst, den sich Gembalsky auf Grund hielt, Ersatz zu holen. Jetzt hals mir Dame zurück, in welcher ich Sophia Wassiloff, die geheimnißvolle Unbe kannte auS Petersburg, mit Worten Überquellenden Dante» begrüßte. , (Fortsetzung folgt.) Für die Küch?. Englische Rhabarber suppe. Fünf bis sechs junge fri sche Rhabarb«rstcngel werden geschält, in Stücke geschnitten und in einem bis anderthalb Quart kräftiger Rinds- oder Kalbsbrühe gekocht, indem man eine mäßig große Zwiebel und einige geröstete Weißbrodscheiben, sowie etwas Pfeffer und Salz hinzufügt. Man schäumt die Brühe ab und läßt si« lange leise kochen, bis di« Rhabar berstücke völlig weich sind, worauf man die Supp« durch ein Sieb streicht un!> über geröstete Semmelwürfel anrichtet. Gebackener Spargel. Schö ner, ziemlich starker Spargel wird ge hörig geputzt, wobei man alles Holzige unten wegschneid«!: dann läßt man ihn in siedendem Wasser einige Male auflochen, kühlt ihn in frischem Was- Tuche gut ab. bindet ihn in kleine Bündel von drei bis vier Stück zusam men, wendet ihn in geschlagenem Ei. dann in Mehl und bäckt ihn in heißem Schmalz schön braun. Auch kann man eintauchen, den man aus etwas Weiß wein, zwei Löff«ln Olivenöl, etwas nöthigen feinen Mehl legt diese aus die Wurstscheiben und giebt ein warmes Gemüse für den Mit tagstisch, oder grünen Salat für den Haut ab. Nun «rmischt man gestoße nen Pfeffer, etwas Nelken und Neuge würz mit Salz und wälzt darin ge schnittenen Speck. Mit diesem Speck spickt man die Zunge reichlich in schö schale und S«mmelbröseln bestreut. Kalt« g« fül l t e Eie r. Fri- Wasser abgekühlt, geschält, der Ei hacktem Aspik, mit Kaviar od«r feinem Fleischsalat, aus den halben Dottern rührt man mit Essig und Oel ein« getrag«n werden. Cotelettes aus Blumen kohl. Ein Kopf weichgekochter Blumenkohl wird feingewiegt, in einer Schüssel mit Butter, etwas Mthl. Ci lettes geformt, gebraten und mitEitro »«iisauce serviert. Statt Mehl kann man auch gestoßene altbackene Semmel Cot«l«ttes von Weiß fein gewiegt, gestoßener Kümmel. But ter. Mehl und Ei dazugethan, in Mehl geformt und gebacken? «ine klein« Zu nöthig« Salz daran, machen diese Co telettes, die man nicht in Panirmehl zu wenden braucht, sehr schmackhaft. Saur « r Schw «insschle gel. Man wascht den Schlegel, reibt ihn gut mit Salz ein und legt ihn einige Tage in Essig, dem man Wurzelwerk, gelb« Rübe, Zwiebel- und Citronenscheiben, Lorbeerblatt, zwei Nelken und mehrere Pfefferkörner bei fügt. Alsdann wird Schmalz heiß gemacht, der Braten, den man noch mit Kümmel bestreut, nebst allen Zuthaten und einem Schöpflöffel Beize zuge setzt und, indem man in die Schwarte der Länge nach noch einige Schnitte gemacht hat, auf beiden Seiten in der Bratröhre unter öft«rem Begießen schön goldbraun gebraten. Sollte die Tunke eingekocht fein, gießt man etwas Fleischbrühe od«r Wasser nach und bratet ihn vollends weich. Auch kann man den Schlegel, ohne ihn einzubei zcn, mit obizen Zuthaten und halb Essig und Wasser oder FleWbrüh gleich auf das Feuer setzen und in der Bratröhre braten. Wird mit Wir sing, Spinat ode? grünem Salat und gebratenen Kartoffeln zu Tisch gege- Eierkuchen-Speis«. Eine gut mit Butter ausgestrichene Form wird mit in Milch getauchtem Wein angedämpfte Sultaninnen dick darauf gestreut und diese mit einem reich gezuckerten Eierkuchenteig über gössen. Hierauf folgt wieder eine Lag« Zwiebäckchen. Sultaninen, Eierkuchen t«ig, und so fort, bis die Form H voll und mit Zwieback gedeckt ist. Die Speis« wird in mäßig h«ißem Ofen etwa eine halbe Stunde gebacken, zum Anrichten mit Zucker bestreut und mit einer W«inschaumsau« zu Tisch g«» bracht. 3
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