2 'Flur ein Straßenjunge. sagte eine junge weißgekleidet« reiche Dome, aus dem Fenster ihrer Equi page schauend; weder ward sie erregt Mutstrom, der Beweis dafür lie ferte. daß der arme Junge durch einen Hufschlag des Pferdes der vornehmen Dame schwer verwundet war. Die und hielt vor dem Eingange der Kirche Maria Maggiore, wo bereits mehrere Damen mid Herren die Braut erwarte ten. Der Graf 8., financiell ruinirt, heiratheti, um fern verrostetes Wappen neu zu vergolden und fein« Ehre zu retten, I>i« Tochter des reichen Eom mercienraths I. Nach der Trauung kehrten das junge Ehepaar und die Gäste dieselbe Straße zurück, wo man noch die frischen Blutspuren des un glücklichen Straßenjungen sehen konnte. lies unglücklichen Knaben tief ergriffen. „Was haben Sie. Doctar?" fragt« rrn anderer Arzt, welcher eintrat und über den Anblick seines Eollegen betrof fen war, „der Fall scheint nicht hoff nungslos fein?" den Augen, ~»ie ähnelt er doch mei nem armen Sohn«! Dvctor, ich will ihn nach Haufe bringen; mein« arme Frau wird mir dankbar fein, sie hat nie wieder gelacht, seit der Tod un^ mir geschickt!" Viele Jahre sind seitdem vergangen. Ein blaffer Sonnenstrahl stahl sich durch das kleine Fenster eines Doch stübch«ns, in w«lch«m eine sterbend« Frau log. Am Bette kniete betend «in junges schönes Mädchen. Die beiden Frauen, die in dieser ärmlichen Stube wohnten, ivaren die Wittwe und Toch ter eines Grafen, der nach einem ver schwenderischen und wüsten Lekn im Elend gestorben war und diese beiden Frauen hinterlassen hatte, die sich durch ihrer Hände Arbeit kümmerlich er nährten. erhob sich, denn sie hört« die bekannten Schritte des trefflichen jungen Arztes, der der Beschützer der Mutter während ihrer Krankheit war. Es war nicht die Krank« all«in, di« den jungen Arzt in die Dachstube zog, sondern auch die Liebe, die er zu diesem braven, unglück lichen Mädchen vom «rsten Augenblick« an fühlt«. Di« Tocht«r nahm die Hand der Mutter und flüsterte ihr ei nige Worte in's Ohr. EinStöhnen rang sich aus der Brust des Kiiches; die Kraute schien es gehört zu haben, denn mit matt«r Stimme sagte sie? „Wir sind zu Endel Mir ist weh zu Muth! Ich bin ... müde... sehr... müde!" Sie schien daran zu denken, daß sie eine arme Waise im Elend zurücklassen müsse, dabei sah sie ihr unglückliche Tochter schmerzlich an, „Ah!" rief der Docwr, in den Blicken der Sterbenden lesend. „Verzweifeln Sie nicht, ich habe die Liebe dieses Her zens gewonnen!" und mit "diesen Wor ten schloß er das bebende Mädchen in fein« Arm«, führte sie der Kranken zu und sagt«: „Wollen Sie uns segnen?" Bei diesen Worten schien das Leben in d«r Kranken wiederzukehren, er staunt sah sie den jungen Doctor an und sprach: „Sie, reich, schön, angese hen, «vollen die Tochter eine? Wüst lings, eines Spielers Heirathen?" „Ja!" erwidert« der jung« Mann, di« Hand des Mädchens ergreifend „jetzt bin ich geachtet und lebe in glück lichen Verhältnissen, aber viele Jahr« zurück war ich weiter nichts als nur ein Straßenjunge." Die Sterbende erhebt sich mit aller Anstrengung und sieht ihm starr in's Gesicht. Sie erkennt ihn, den kleinen Straßenjungen mit Blut überströmt... Sie nimmt die Hand ihrer Tochter, legt sie in die Hand des jungen Doctors und murmelt un verständlich einige Wort«, macht das Z«ich«n d«s Kr«uz«s und sagt dann mit einer letzten Anstrengung: „Seid glücklich!" Der Doctor beugt sich iiber sie, küßt sie. und sie hört zum er sten und letzten Mal, wie er sie voll In nigkeit Mutter nennt... Wünsche. Was anbetrifft das Wünschen, Bin ich Homöopath. „Erfüllung allen Wünschen!" Der Gratulant wohl schreibt: Ich wünsch', daß stets mir etwas Gute Freundinnen. Hausfrau (die zwei Freundinnen zum Besuch hat): „Ach, wenn doch die end lich gehen würde, ich habe der anderen über sie so viel zu sagen!" Letzter Versuch. Photo — Aneiferung. Neugeadelte Frau (zu ihrem Gatten): „Laß Dir das nicht gefallen, Otto, und loh Dei» blaues Blut rollen." Versuchung. Noch hat der eigentliche Gottesdienst nicht begonnen. Noch ist die Kirche fast menschenleer. Aber die Orgel spielt schon leise. Auf einer der Bänke, die ganz m der Rahe der Kanzel stehe», hockt eine junge Frau. Ihr schlichtes, fadenscheiniges Kleid, das sich eng um die kräftige Ge stalt schmiegt, verräth, daß Armuth ihr Loos ist, und die reichlich fließen den Thränen zeigen, daß trotz aller Wangenröthe ein tiefer Kummer ihr Herz erschüttert. Den Gatten hat man ihr genommen, den Vater ihrer Kiuder ins Zucht haus gebracht. Zu bitterer Noth hat sich die Schande gesellt. Ihr Gatte ist Mörder. Und während die betende Frau in rührender Herzenseinfalt wähnt, auf der Bank unter der Kanzel Gott und Gottes Wort am nächsten zu sein,schaut ihr Knabe hellen Auges um sich. Er Heim Christkind zu Besuch. „Gute Frau, dieser Platz ist vermie thet! Aber drüben hinter der Säule —> Die stille Beterin blickt auf. Grell sie an. Blandes Haar umrahmt ein ro thes, scharf gezeichnetes Gesicht. Hut und Mantel der Dame glitzern. „Stehen Sie doch auf, gute Frau!" Da erst versteht sie's! In namen loser Verwirrung fährt sie empör. Zit fremdes Eigenthum gelegt, einen Dieb- Auf der Bank hinter der Säule sinkt sie nieder. Da fällt der Blick der un den aller Kummer und alle Schande über sie gekommen sind, den wiederzuse hen ihr Herz bislang nicht über sich die Wangen streichelt. „Mir träumte von Vater!" flüstert der Kleine, indem er erwacht. „Der ihm gehen, Mutter!" Leidenschaftlich preßt sie den Knaben an sich. „Ja", haucht ihr Mund, „Gott ist bei Vater!" den Betten. Nur Mutter schafft noch mit nimmer müder Hand. Nach Mittag ist sie bei ihm gewesen. Sie hat ihn gesehen in der grauen sie beschworen: „Nicht um meinet-, um der Kinderwillen that ich's! Die Liebe Eure Noth in arbeitsloser Zeit ha wartet hat. Aber sie hält ihn fest, den tägliche Brot drückt schwer. Wie sie letzten Pfennig hat er sie ihr gegeben. Alles für die Kinder, nichts für sich Und wie morgens in der Kirch- Mutter!" „Was, Kind?" „Brot! Brot, Mutter!" DaS arme Weib ringt die Hände. Betteln gehen? Lieber sterben! Aber die „Arbeit! Gebt Arbeit!" Ihre Worte „Arbeit gute Frau?" meint. Und als sie sich besinnt, weiß sie auch, z» wem das Schicksal sie ge führt hat, will sie schon forteilen fliehen! Aber der starre Ausdruck in den Zü gen der reichen,vornehmen Frau ändert sich. Ein Lächeln des Wohlwollens die nämliche Frau, die mit ihrem Kna ben auf meinem Kirchstuhle saß! Zch dachte schon, Sie wollten betteln. Nun bitten Sie um Arbeit. DaS tft was Die Arme schöpft Muth. Der hänge sich tüchtig um ihren Haus- Bald hat die Fragestellerin alles, was sie zu wissen wünscht, erfahren. sch - t f-h I' und Brot! mal vor ihr gesaßt«, Meinung ver harrt sie. „Ihr Mann ist ein gefährlicher Mensch. Gut, er Ich ren Mann?" Die Frau des Verbrechers nickt und erzählt fliegenden Athems, wie schwer sein. „Mit mit den Kindern ver eint! Nein, nein! Mein Mann wird mit Ihnen reden! Wir interessiren uns doch für Sie! Das sollten Sie wissen! Mein Mann wird Ihrem Manne eine Stelle verschaffen, mcinet seio!" H Die Frau des Geächteten lächelt. Sie schüttelt den Kopf. Aber die andere redet lange. Allmählich stellen sich Zweifel ein. Wie, wenn die kluge Frau, die es zweifelsohne ehrlich mit ihr und den Kindern meint, schärfer sieht als sie? Wie, wenn ihr Mann zum zweiten Male zum Verbrecher Frau zu erliegen. Doch als sie dann heimgekehrt, in wildem Schmerze alle Vorsicht beiseite läßt und ihre Lieb linge fragt: „Wollt Ihr bei der reichen Dame wohnen und alle Tage was Zukunft! der Stadt hat es wagen wollen, dem „gefährlichen M-nfch-n" Arbeit zu ge ben, Aber durch die Vermittlung des Anstaltsdirektors ist es dem arbeits willigen Manne gelungen, für sich und verheißen hat. Und er ~!gt blickt der große, stattliche Mann, de'sen frische Wangen durch nichts gangenheit verrathen, auf jene, die er liebt. Aus seinen Zügen leuchtet selt-! samer Glanz. Sein Helles Auge blitzt.! Sein Mund will reden, doch er kann's nicht. Endlich umfaßt er fein Weib. „Wä zweislung und Tod hätt' 's mich ge- i trieben! Und Dich ?" Angstvoll schaut die Gefragte zu ihm ' auf. während er mit zitternder Hand mer nicht gewagt, ihn vor seinem Weibe zu entfalten, ihr kund zu thun, was die fettgedruckten Buchstaben be sagen: „Der Consul August Eberhard! Berg ist infolge betrügerischen Bänke- rotte verhaftet worden. Seine Ehe- Geistesstörung versucht, sich da» Lt- maligen Zuchthäuslers auf die gefühl losen Zeilen der Druckschrift. Ein hei ßer Thränenstrom macht ihrem über« <Lieöesgaöe. Leute Alles bezauberte sie. „Ach, sprich mir jetzt nicht von Ber lin!" gähnte das Mädchen. „Dieses Häuserir.eer dieses Hasten und Lär bleiben?" Fenster. >» sch llt „Was?" riefen ihre Eltern entsetzt. „Dein Schatz? Was soll denn diefcr kecke Ausdruck auf Deinen Lippen? tin?^' Schelmen. „Geh, komm außi!" sagte er. „I treib's Vieh auf'n Berg aufi wenn Du mitgehst, zeig' i Dir Eichtatzeln und Kukuzer grad' g'nug!" „Aber Du wirst doch nicht!" rief Frau Sauden. „GeU", sagte sie, „der gefällt Euch? eine durchaus selbstlose! Gleich komm Frau Sanden schlug die Hände zu saniinen. Ihr Mann lachte. e. ete s» te be lichsten Dinge gehört und erlebt!" „Aber daß unsere Mizzi sich ernstlich in einen Hirtenjungen verschaut und Frau Hüteraspirantin wird, das er lebst Du «icht!" tröstete er mit guter Laune. „Da hab 'nur keine Sorge! Scherz muß sein, Kinder müssen spie len, und sie ist ja noch ein Kind!" Nach ein paar Stunden tam das Mädchen seelenvergnügt wieder. „Seht da", sagte sie triumphirend, „die seltensten Berggeivächse hat er mir mit gemsenartiger Keckheit vom Gesteiv heruntergeholt das Schönste sucht er auf den Fluren." „Nun hör' aber wirklich auf!" rief Frau Sanden erbost. „Was müßten Deine Freundinnen von Dir denken, wenn Du hier mit einem albernen Ju ngen herumschäkerst!" „Oho!" antwortete Mizzi und ihre Augen blitzten. „Er ist nicht so albern!" „UebrigenS", setzte sie geheimnißvoll hinzu, „er hat mir heute etwas ver „Versprochen? Er Dir! Das geht zu weit!" sagte Frau Sanden und sprang auf. „Hörst Du, Alfred, jetzt rufe ganz energisch Deine Autori junge Männer Geschenke machen läßt, das geht zu weit!" Herr Sanden legte die Zeitung weg. „In der That, Mizzi", sagte er, „Deine Mutter hat recht! Geschenke den!" hin setzte!" eiferte die Mutter, „Pfui, scheu hat ganz anderen Ski,!" Beide Eltern fachen sich bedeutsam an „Ui!" rief er und schnalzte mit der Peitsche. „Das wird wohl was B'son deres sein! Das triegst's ganze Jahr halblauten Worte offenbar mißverstan den hatte. „Du Iriegst nix Du bist mir z' alt aber die Jung' gel', Du!" Und er lachte mit beiden blendenden „Entjetzliche Menschen das!" stöhnte So kam der Sonntag. Die Mutter alle Äugenblicke von einem Frösteln überrieselt saß halb reit, nicht!" Plötzlich jauchzte sie laut auf. rief sie, schlug ein nicht gerade übermäßig fau- Das Mädchen hatte sich tief darüber herabgebeugt, fuhr aber jetzt enttäuscht „Was ist das?" stammelte sie. auf dem Gesicht ihres Vaters las, griff risch, „das Knödel schmeckt nicht „Was?" sagte der Hüterbub', starr vor Staunen und Entrüstung. „Mei ner Frau Ahndl ihr Geburtstags- Specktnödel schmeckt Dir nct? Du wärst mir der richtige Schatz! Nachher 'kriegt! V'hüt' di' Gott, Du g'scheerte Moll'n!" Mizzi stand wie übergössen da. „Na, was?" lachte ihr Vater. „Dein wieder mal n b.schen Berlin gefällig, 1704 bis 1758" ersehen. Dort h^ßt Zu Wittenberg ist den 28. Juni ein Gärtner Namens Jacob Kahlens ver- Tinte und Streusand, Feder und Fe der-Messer aufzufressen, wie solches von 3 vereideten Zeugen, die es selbst verdienen, über einen Dudelsack her, fraß ihn auf, und die eS gesehen haben, sprangen aus Furcht, daß ihnen ein Er fühlt sich. Baronin: ratio«?" , i Züngerinnen des Wars. ihm deshalb die bürgerlichen Rechte zu entziehen, sind schließlich ganze Gene rationen durch mangelnde Kriege nie zu constatircn, daß es nicht die abso lute Unfähigkeit und Mangel an Tap ferkeit sind, welche die Frauen von der Theilnahme an Kriegen abhalten. Die „Fronde" hat kürzlich die Na men einer ganzen Anzahl von Franzö sinnen, die sich in unserem Jahrhundert militärische Lorbern errungen haben, veröffentlicht. Leider reicht das zur Zeit existirende Ordensbuch der Ehren legion, welchem die Angaben entnom men sind, nur bis auf das Jahr 1852 zurück. Namhaft« und zuverlässige Schriftsteller, wie Labarre du Parc, Alfred Tranchant, Jean Allesson und Welder, haben zwar der Nachwelt die ersten Hälfte unseres Jahrhunderts er rangen, überliefert, aber selbstverständ lich kann deren Zahl nicht aufVollstän digkeit Anspruch machen. Sie beläuft sich nur auf sieben, doch es sind Löwin nen. Virginie Ghesquiere ließ sich an Stelle ihres kränklichen Bruders, für den sie sich ausgab, in das 27. Linien regiment einreihen. Als sie mit den fchen Schlacht schwer verwundet; der Sieg verblieb den Franzosen. Als man beim Appell nach der Schlacht constatirte. daß der Oberst fehle, rief der „hübsche Sergeant", wie Virginie dert. Corporal. 1793 Sergeant, 1797 cirt.'am 2V. Juni 1808 pensionirt und Sie mach" 1793. 1794 die Schlachten in Belgien, 1795 in Hol land, 1796, 1797 und 180« in Ita lien. 1804 an der Seelüfte, 1806 in Deutschland, 18<XZ in Preußen und 1807 in Polen mit. In der Schlacht lich wurde sie noch bei Jena verwun det. Als Napoleon ihr das Kreuz setze Ihnen eine Pension von 900 Frcs. aus und ernenne Sie zum Ritter der ren, das Sie so ehrenvoll verdient ha ben." Und zu seinen Ossicieren ge wandt suhr er fort: „Meine Herren, verbeugen Sie sich vor dieser muthigen Frau, sie ist eine der Ruhmestitel des Kaiserreichs." Marketenderinnen, die sich durch hohe Tapferleit das Kreuz der Ehrenlegion errungen haben; die Erstere, indem sie, tonnte, mehrere Feinde niederschoß und denßefehlshaber rettete, die Zwei te. indem sie alle Schlachten in Algier österreichisch« Soldaten, die sich der Wie sie aber Bater, Gatten und Brü- Grade, bis sie 1822 die Epauleten er hielt. 1851 bekam sie das Kreuz der Ehrenlegion. Der hellste Stern dieses Siebenge stirns ist aber für uns Anneßiget ode>> Schwester Martha, wie sie genannt wurde. Sie schlug leine Wunden, son dern heilte sie,dabei schonte sie sich selbst nicht, indem sie sich beständig der Ge j fahr lBO5 schon rettete sie und zwei Kinder aus einem brennen den Hause; 1807 zog sie, ebenfalls un ter eigener Lebensgefahr, einen Greis, die seit 1851 die militärische Medaille Krankenschwester, die andere, Mme. Mario Witte, ist Organisatorin der ! Ambulanzen, zwei sind Telegraphen directricen. die übrigen 23 sind Marle- und schönere Mission ist, als sie zu ! schlagen. Ein- Liste der iiicbc. Friedrich Wilhelm, der letzte Kur fürst von Hessen, war ein großer Jäger vor dem Herrn und einer der launen haftesten, unberechenbarsten Fürsten. Weil er ein wunderlicher Herr war, verfingen freilich bei ihm oftmals auch die wunderlichsten Mittel, jemand zu einem gewünschten Ziele zu verhelfen. Eines solchen bediente sich denn auch mit Glück Fräulein R., die Tochter ei nes Hosbeamten in Kassel und die Ver lobte eines jungenGcistlichcn. der Pfar rer in einem Dorfe t?n Reinhardswald war, um ihren Bräutigam in eine va cante Pfarrstelle in der Residenz zu bringen, di- der Kurfürst allein zu be setzen hatte. Der hohe Herr, der in seiner Residenz viel ohne jede Beglei- Kind, a!so wohl auch Fräulein R. Er wußte auch um ihre Verlobung, kannte auch den Pastor M. im Reinhardswald, ihren Bräutigam, Fräulein R. nahm die Gelegenheit wahr, dem Fürsten auf einer seiner Promenaden in unverfänglicher Weise sich in den Weg zu stellen, in der Er wartung, daß er sie anreden werde und sie dann ihr Mittel in Anwendung bringen könne. Sie täuschte sich nicht. Der Kurfürst blieb stehen und redete sie mit den Worten an: „Morgen, Mamsell R ! Bald hei rathen, wie ich höre. Bräutigam Pa stor M. im Reinhardswald. Prächti ger Wald das! Wird Ihnen schon ge fallen da." „Ach ja, gewiß, Kurfürstliche Ho heit. Ich freue mich auch sehr auf den herrlichen Wald. Und all das schöne Wildpret da! In der Jagdzeit werde ich jede Woche ein paarmal meinen Hirsch- oder Rehbraten in der Pfanne haben. Zwischendurch dann einmal ei nen Frischlingsrücken oder einen Kopf „Hoho!" unterbrach der Kurfürst siirnrunzelnd und die Brauen finster zusammenziehend die junge Dame, „hoho! und woher will man denn die Braten nehmen, Mamsell R.. wenn ge horsamst danach fragen darf?" „O, Kurfürstliche Hoheit! Wer im Rohr- sitzt, schneidet sich Pfeifen, das ist weltbelannt. Wer im Neinhards wald sitzt " „Knappst Hirsche weg! Vortrefslich das! Den Herrn Bräutigam im Rein hardswald doch als Wilderer gehörig vnmal bei den Ohren nehmen, Mam sell R.. ganz gehörig!" „Als Wilderer? Meinen Bräuti gam? Haben Ew. Kurfürstl. Hoheit Jäger ihn schon beim Wildern er wischt?" „ „Leider nicht. Mamsell. Jager faule, dumme Kerls. Bräutigum sehr schlauer Fuchs. Mamsell. Aber schon das Handwerl ihm legen, Mamsell, ihm schon legen." Der Kurfürst lehrte sogleich ins Schloß zurück und ließ stehenden Fu ßes den Consistorial-Präsidenten tom- .Pfarre an St. B. Pastor M^Rein vorlegen. Ueber den anderen Sonn tag eingeführt. Infamer Kerl das, aber verflucht schlauer Fuchs. Jetzt hier im Pfarrhause Mäuse jagen. Handwerl schon legen." De, geistliche Oberhirt, genugsam an die seltsamen Schrullen und Wun dcrlichleiten seines fürstlichen Her« ge wöhnt, tam dem Befehle unverzüglich nach, legte die Vocation vor, die der Worten: „Jetzt im Pfarrhause DMise jagen!" unterschrieb. So wurde Pa stor M., den der Kurfürst natürlich für einen passionirten Jäger hielt, obgleich
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