2 KerVstsonne. aber doch nkr eine Lumperei! So dachte Herr Melchior, als er seine Dachstube abschloß und langsam die Treppen Hin- Marl, die er, wie jeden Monat, als Gehaltserfparniß auf die Bau- und Sparbank getragen hatte, auf rund dreißigtausend Marl angewachsen war. Nichts Geschenktes, Ererbtes oder Er spieltes alles sauer erspart. Seit Jahren rechnete er auf diesen es wurde ihm wieder kalt umS Herz. Sein Bruder —ja der! Der hatte es auf gut Hunderttausend gebracht, als that ihm zu leid, und obendrein die Angst, der Bruder könnt' es nicht ganz ehrlich meinen; er gab nichts heraus, kleine Capital wo anders und wurde als Wirth im „Weißen Eck" reich und immer reicher, und wo er ihn fah^ für ihn als Junggesellen schon an, aber der Bruder hat Hunderttau send! Darum ging er so vergrämt die Treppen hinunter. Draußen schien die Sonne. So warm und köstlich lau war die Luft. Er athmet« auf, und selt sam: es wurde ihm anders, t that. Verwundert schaute er sich um. Es leuchtete alles um ihn her, das Pflaster, die Häuferwände und gar die Ladenscheiben in einem hellen milde» Glänze. Auch die Menschengesichter sah er daraus an, und er meinte, sie heruntersah, und er schämte sich zum erstenmal. Wie verschabt der braune Rock, und dazu graue Hosen, das paßte doch gar schlecht. Er knöpfte seinen Ueberzieher wieder zu. Da in dem Putzladen war ein Spiegel aufge stellt; er mußte einmal hineingucken. Er sah ein gar dürres, eingefallenes gelbliches Gesicht mit grau durchschosse nem, struppigem Bart. Doch ehe er sich noch über sein Aussehen weitere Ge beigehen mit Heller Stimme: Guten Tag, Herr Melchior! Er rückte seine Brille zurecht. Ah, Sie sind es, Fräulein. Warten Sie, ich gehe mit. Es war sonst nicht seine Art, mit den Angestellten des Geschäftes auf der Straße zu sprechen, und' ganz und gar nicht mit dem jungen schnatterhaften Volk der Ladenfräulein. Aber selt sam. heute hatte er Lust zum Plau dern. Fräulein Grethe, wie sie kurz weg im Geschäft genannt wurde, war ihm etwas bekannter als die andern. Bei dem Bilanzmachen wurde ihm Fräulein Grethe bei der Aufnahme des Lagers zur Hilfe überlassen, und da er es sehr genau nahm, sie dagegen gern iiberhurtig voranmachte, so waren sie schon öfter in kleine Zwistigkeiten gera then; auch kam es vor, »daß er die Schreibstubenthür aufmachte und sich das „Gekrähe" verbat, wenn Fräulein Grethe durch irgend einenSchnickfchnack nach ihrer Art ihre Kameradinnen hatte laut lachen machen. Mädchenlachen und Hähnekrähen waren ihm nämlich gleich Fräulein Grethe drehte sich ob seiner ward etwas verlegen und wußte nichts anderes zu sagen als: Nein, wie ist das schön heute! worauf sie etwas spitz meinte: Finden Sie das auch? Noch etwas verwunderter schaute sie ihn an, als er fragte, warum sie denn durch die Neugasse nach dem Geschäftiges Herr Melchior, das thun Sie selbst ja nie; das hier ist der kürzeste Weg, und Sie sind ja sonst so pünkt lich. Allerdings. Aber heute! Heute? Heute ist's gar so schön. Kommen Sie, wir machen den kleinen Umweg. Aus fünf Minuten kommts nicht an. Da schritt er auch fchon quer über die Straße der Anlage zu die sich im Bogen um die Altstadt zog. Wollte ste nicht unhöflich sein, so mußte sie mit ihm gehen. Wie schön die Rosen blühen! sagte er nach einer Weile und deutete aus -in Gebüsch, woraus es ihm roth entgegen leuchtete. Mit den Rosen ist es ziemlich vor bei, sagte sie, das sind Georginen. Ach so, er putzte seine Brille und nahm sich vor, eine andere zu kaufen, die besser zum Gebrauch auf der Stra ße geeignet sei. . Das Laubdach der Platanen über ihnen war schon gelichtet. Wo die Sonne durchschien, da war eS. als seie» sam schwebte Blatt um Blatt herab. doch immer etwas Kühles an sich. seines Einfalls. Der Herbst sei aber insofern schlimm für sie, als sie dann immer Heimweh bekomme, wegen der Weinlese! Dann thue es ihr freilich leid, daß dir Mutter in die Stadt ge zogen sei. Aber an einem der nächsten Mutter aufs Land. Nahe vor der Niederhollbach. Hoffentlich gibt's Most " ' e Ei, so gehen wir doch gleich hm, Sie lachte. Heute ist Montag, Herr Melchior! Eben drum! An die dreißig Jahre habe ich keinen Tag freiwillig ver ist mein Geburtstag! Wirklich!? Sie reichte ihm die Hand und machte eine» lustigen Knicks. Er hielt ihre Hand ein wenig fest; sie blieben stehen, und er schaute über die Brille in ihr von der Sonne hell be leuchtetes Gesicht. Nein,wie die Sonne warm macht! saate er und knöpfte den Ueberzieher auf bis auf den untersten Knopf. Wir gehen also nach Niederhollbach! Sie lachte. Ja, wenn es nur darauf ankäme, ob ich Lust habe, ein wenig über Land zu laufen o Sie soll ten sich wundern! Aber da schlägt es schon! Lassen Sie schlagen, was es will! Ich lade Sie ein und werde es schon verantworten. Aber ja! Und so ging es eine Weile weiter, währenddessen sie bis an den Ausgang der Anlage gelangten, an die Land straße, wo der Wegweiser stand: Nach Niederhollbach 4,5 Kilometer. Endlich versprach sie, ihn ein Stück chen zu begleiten; und sie gingen weiter und in den hellen, warmen, lockenden schön das heute ist! Mit einem Male sprang sie lustig den Rain herab aus den Wiesenpfad. Ei kommen Sie doch, hier gehen wir Er ward verlegen ob dieser Einla dung, faßte -Her Muth, setzte den Stock vor sich hin, und ehe er es noch lich hinab, doch zitterten ihm die Beine stark. Nun schritt sie ihm fröhlich vor an. Sehen Sie, da drüben sind schon die Weinberge. Wahrhaftig, sie sind in der Lese! Sie läßt ihr Taschentuch flattern und ruft übermüthig mit aller Kraft hinüber: Juhu! Juhu! Gleich Kopftücher aus dem Grün, und ei» Bursche schwenkt die Mütze: Heijo! Heijo! Und da regt sich der Wider hall drüben im Walde: Ei ho! Ei jo! Sie klatschte in die Hände vor Ver gnügen; ihm aber dünkte alles so wun derlich, so er wußte selbst nicht wie. Wenn sie nur nicht so laufen wollte, gige, Fenster im Geschäft, wo er fein Pult hatte, und nahm sich vor, schon morgen ein ordentliches Fensterkissen zu verlangen. Auch der Ofen taugte nicht. Ueberhaupt. .. Da ist er! ruft sie laut. Vor ihnen glänzt hell im Sonnenlicht der Mühl teich auf. Sie erklärt, es sei herrlich, in dem Nachen überzufahren. Und als ertheilt, löst sie flink die Kette und springt keck in das Boot. Das Fahr zeug scheint ihm sehr bedenklich, doch Einwendungen. Rasch, rasch! Und sie reicht dem Zaghaften die Hand, um ihm beim Einsteigen zu helfen. grasigen Ufer die aufgeschreckten Frö sche ins Wasser. Dann wird es still, nur der Ruderschlag tönt. Die Sonne ?ehnt sie sich zurück und zieht die Ruder kräftig durchs Wasser. DasKleid spannt Leben. . . Behagen seine Beine aus. Sie horchte auf. Richtig, in der SHeune knarrte die Kelter. Ein eigenthümlicher süß würziger Duft! Zwei Männer drücken sie vergnügt, und als die Wirthin Glä ser bringt, springt sie selbst an die Kel ter und läßt sie volllaufen. Nicht wahr, das schmeckt? Jetzt aber Nüsse, Frau Wirthin, und frisches Weißbrot. Dann ist der „Blaue-Mon tagsschmaus" fertig. Alles ist da. Bald schiebt sie ihm «In ganzes Häufchen der weißen Kerne zu. So seltsam ist ihm zu Muth. Niederhollbach! Da hätte er sonst keine zehn Minuten dafür hergegeben, und jetzt sitzt er da am Montag Nach mittag, mit Fräulein Grethe. Sie er zählt von der Heimath, wie sie fischen Reben aufgebunden werden, von der Mutter ihrem steifen Arm, dann vom Geschäft, und wie sie ihn alle Dr einen gar wunderlichen Kauz gehalten, und er sei doch ganz gemüthlich heute wenigstens. Ja, heute. Er nickt träumerisch vor sich hin. Ach so, Ihr Geburtstag. Sie stoßen an, doch der Most ist ihm bald etwas zu süß, und er läßt auf ihr Zureden einen Schoppen „Alten" kom men. Er weiß nicht recht, wie Wein schmeckt, aber er lobt den dünn-säuer trinkt in großen Zügen. Ach, Fräulein Grethe, wie das heute schön ist. Es ist ihm so seltsam warm und weich ums Herz. Er greift mit einem Male nach ihrer Hand und fragt: Fräulein Grethe, was wäre denn im Augenblick so recht Ihr Herzens wunsch? Sie schaut einen Augenblick ernst haft vor sich hin und sagt dann ruhig: Daß Gott mir meine Mutter noch recht lange läßt. Er blickt in sein Glas. Was weiß er von seiner Mutter? Seine ganze harte Jugend fühlt er in dem Augenblick nach, und dann kommt es wie Zorn über ihn. Hatte er denn nichts, dessen er sich freuen konnte? Er greift nach ihrer Hand. Ach, Fräulein Grethe, mir ist gar so wun derlich. Mein Geburtstag ist heute nicht wissen Sie, ich meinte nur so vergleichsweise. Und nun kommt stoßweise heraus, was ihn innerlich bewegt, die Erinne rung an sein Darben und Entsagen, halb vollßitterniß und halb voll Stolz, wie er gespart von dem Tage, wo er als junger Schreibgehilfe seine ersten zehn Gulden in die Hand gedrückt be kam; er meints noch heute zu fühlen, wie ers endlich zum Buchhalter brachte und nun jeden Monat hundert Mark und manchmal noch mehr auf die Bank that zwanzig Jahre lang. Sie hört ihm neugierig zu, und er fühlt sich sehr Jawohl, das Zuckerstückchen zum Kaffee habe ich mir nicht gegönnt. O, man lernt sich zwingen. Da hatte ich mir einmal ein Stübchen am Garten vom „Hessischen Hos" gemiethet, wissen Sie, wo Sonntags immer die Batail- Musik hör ich wohl gern, aber eben der Musik wegen zog ich aus. Denn sehen Sie, ich hatte mich ertappt, wie ich läs sig da saß und auf das lustige Getöne lauschte, aber das verträgt die Arbeit nicht; Sonntags trag ich nämlich des Nebenverdienstes halber privatim für ein Dutzend kleiner Geschäftsleute die Bücher nach oder schreibe Adressen. Ja wohl, ich zog auS. Das soll mir einer nachmachen! Nicht ein einziges Mal bin ich vor die Stadt gekommen. Da für bracht ich aber ein Vermögen zu sammen, jawohl, ein Vermögen! Was sagen Sie dazu, Fräulein Grethe? Sie sieht ihn ernst an. Das ist alles sehr schön, Herr Melchior, aber mein Gott, Sie haben ja gar nicht gelebt! Dann steckt ja Ihr ganzes Leben in Ihrem Gelde. Verwirrt schaut er sie einen Augen blick an, Was sie da so leicht sagt, fällt ihm wie ein Stein auf das Herz, und es schreit mit einem Mal auf in ihm: Was hast du mit deinem Leben gemacht, du Narr? Wie träumend sieht er um sich mit nervös nickendem Kopf. Er thut ihr leid. Ich Habs nicht bös gemeint, Herr Melchior. Der sanfte Ton thut ihm wohl, sein Gesicht belebt sich wieder, und wie er ihre hellen Augen so milde auf sich ge richtet sieht, fährt eS ihm heiß durch den Kopf. Sein ganzes Leben setzte er um in Geld. Glück gegen Geld! Ei, wars nicht noch Zeit, es wieder auszu wechseln: Geld gegen Glück? lind da da sitzt es ja vor ihm, das Glück mit rothen Backen Ach, Fräulein Grethe! Seine Augen glänzen; die dürren Hände streckt er mit ausgespreizten Fingern wie ein Hungernder über den Tisch. Sie haben recht, Fräulein Grethe, aber das ist hinter mir; heute bin ich am Ziel, heute sang ich mein Leben an, heute! Mit zitterndem Tone stößt er das heraus und greift nach ihrer Hand. Doch sie zieht scheu die Arme an sich. Er erhebt sich halb und beugt sich über den Tisch. Leben will ich, Fräulein Grethe. Kikeriki! Er fährt heftig zusam men. Ein Hahn war auf die Bretter wand hinter ihm geflogen und kräht aus vollem Halse. Es geht ihm durch Mark und Bein. Sie muß lachen über über sich selbst. Auf einen Zug trmkt Das Blu/s?eigt ihm zu Kopf. Seine Gedanken verwirren sich. Was will er eigentlich? O, er will ihr sagen, was Glückt . " ich fort. Und sie eilt zur Wirthin ins Haus, Stumm schaut er ihr nach. Da kommt sie wieder. Ein Glück, in zehn Minu ten geht ein Zug nach der Stadt. Aber es heißt springen. Er will aufstehen. Nein, sagt sie ganz ängstlich; er dürfe sich nicht stören lassen. Später geht für ihn ein Zug. Sie rafft Handschuhe und Sonnenschirm auf, reicht ihm mit springt davon. Unentschlossen geht er ihr einige Schritte nach, aber die Wir thin meint freundlich am Hofthor: Bleiben Sie nur, das ist nichts für alte Beine. Er schaut ihr wehmüthig nach. Er weiß: sie floh vor ihm; er sah ja den bleichen Schreck auf ihrem Ge sM .. Schatten; nur an einer schmalen Stelle, wo die Längsseite der Häuser unter brochen ist, liegt noch ein Streifen Sonnenschein, und dort dreht sie sich einmal rasch um und winkt. Ihre ganze Gestalt leuchtet einen Augenblick auf da biegt sie seitwärts ein. Er sieht sie nicht mehr. Langsam wendet er sich um. Dort gingen sie vorhin im Sonnenschein. Nun liegt der Mühlteich ganz im Dun kel, wie eine schwarze Platte. Das letzte rothe Dämmerlicht schwindet von der Straße. Kühl weht es ihn an, und fröstelnd wischt er sich das Altweiber sommergespinst vom Aermel. . . Alumen. Blumen und Blüthen! Welch' ge> Mannigfaltigkeit der Farben. Welche zu stillen Betrachtungen! kleines ren Seidenwimpern mir zwinkernd entgegen. So klein und winzig das Gänse rechtes Rad mit Achse und Sp«ichen. fleckte Blätter vom kahlen Boden sich «m dichten Laubwerk, die von jenen abseits stehen. muß in ihrem Aeußeren, men di« Stiefmütterchen und Hya »inthen, di« Butterblumen, Wasser- und Alpenrosen, all' jene Farbenschat tirungen, di« «in« cok«tt« Halbtrau«r dedeuten, da kommen Malven, Flieder und V«ilch«n. Entfaltit sich spättr dasßljimenprisma in vollstem Glänze, dann erscheinen im Juni und Juli ren und saftigeren Farben; dann ragt und guckt di« Klatfchros« üb«r die höchsten Halm« hinweg, dann ent duntlen Purpur und d«m Mattgold d«r Chrysanthemum-Arten. Nur zu weilen schimmert, als ob an «inem Während der Strenge der Jahreszeit herrscht wiederum Weiß, ähnlich, wie bei steigender Hitze das Weiß von di« gewissermaßen die von herben, scharfen Essenzen strotzen den Behälter jener Pflanzen zu sein scheinen. daß die Sonnenbahn, der gerade oder schrägere Fallwinkel ihrer Strahlen das Aeußere, sowie di« Entfaltung von Blumen und Blüth«» b«einflussen. Aber wtlcher Reiz unwillkürlichen Sichverseniens liegt darin, den Ueber gängen und dem Zusammenhang nach zuspüren zwischen dem reinen, noch ganz ursprünglichen Frühlingsgrün auf Rasen und Bäumen und der er sten Herbe der jungen Frucht, zwischen dem vom Rost geäderten Purpur der fallenden Blätter und dun reifen Saft und Wohlgeschmack der ganz ausge- Pfirsiche und der Zeit, wo stigen Spannung vor dem Gewitter, die plötzlich «in schriller Amselruf durchtönt, wir in jedem unserer Ner ven eine elektrische Berührung, ja ein« Art von Lähmung verspüren, ist es nicht dann als ob das Band, die Ver kettung zwischen Ding«n und Wesen, zwischen B«lebten und Unbelebten zer risse und Alles, was uns bekümmert und empört, einen Zusammenhang ge wänne mit den Krisen in der Natur? Alles beeinflußt uns, Alles tritt mit Forderungen an uns heran, der erste schüchterne Versuch des Frühlings, die kalte, nur leuchtendeSonne, der scharf«, pf«if«nd« Wind, der über di« noch fest«, unt«r unseren Tritten wiederhallende Landstraße und die noch kahlen Hai den und Felder dahinjagt, wie der durchsichtige, crystallklare Junimorgen, sowie die staubdurchdrungen«, dunstbe ladene Lust d«s Hochfommtrs. Von ganz besonderer Empfindlichkit jedoch ist unser inneres und äußeres Beha gen für jene Täuschungen, jene ver frühten Boten der verschiedenen Jah reszeiten, so wie es zuweilen geschieht, daß wir am Tage nach einem Julige witter den Herbst in uns einathmen mit seinen Nebeln und mahnenden Kälteschauern, oder auch, daß wir mit ten in einem Januarthauwetter im weichen Straßenkoth, von der schon BaHnhof-Sttzzen. Grau und neblig der Morgen. Dün ner Reif liegt auf den Bäumen und ringsum Ruhe Todesstille. Wie ausgestorbe? liegt das kleine Stations haus ha. General", wie ihm feine alten Kriegskameraden, der „Herr Baron", wie ihn die Leute von der Umgegend nennen. Durch den Nebel hindurch sieht er den Zug sich nahen. Er zuckt zusam men. .. „Sei stark, alter Mann," murmelt er. . . Wie in einem Anfall von Schwäche stützt er sich auf feinen Stock ... dann aber richtet er sich straff em- Zwei Offiziere eilen auf ihn zu. . . Stumm schütteln sie ihm die Hände... In ihrer Mitte schreitet er dem letzten Wagen des Zuges zu. Einen Sarg heben sie heraus. Und der drinnen liegt, ist sein einziger Sohn.. . gefallen im Duell. Warum? Der alte Herr weiß es, und die zwei neben ihm wissen's auch. . . Aber die Welt soll's nicht wissen. Auf dem Wappenschild seines Geschlechtes soll kein Flecken fein. . . vor ihren Au gen. Sie haben ihn allein gelassen in dem Wartezimmer des Bahnhofs. Nach Minuten tritt er heraus hart und fest sind seine Züge. Hinter ihm bringen sie die Bahre.. . Durch den Herbstnebel hindurch schreitet langsam der kleine Zug. . . Den letzten seines Stammes bringen sie zurück in's alte Herrenhaus. . . ei nen todten Mann. „Gefallen im Duell." scheinen? Ich hab' schon oft gelacht um nicht Einbegabter Mensch wird gehalten, weil der Neid ihnen sagt, daß er es sein könnte und weil sie selbst es Vorzüge wegen lieben könnten, meiden wir, weil er sich zu viel darauf ein bildet. Kräuter -Eier. Man kocht Eier ganz hart und legt sie in kaltes Wasser, damit sie sich gut schälen. Dann schneidet man sie in Hälften und «mgeteNr»« Welt. von Al°i« Ulrcich. IS. Juli 2000. Woche an kochen! Ach, es ist schrecklich! Kochen war nie mein Lieblingsgegen stand. 21. Juli 2000. Jahr« alt!" 23. Juli 2000. kocht! man schon verlangen, daß er ordentlich kocht." Und Papa sagt«: „Ja, ja, Karl, di« Mama hat recht. Wenn Du nicht ordentlich kochen kannst, wirst Du 2. August 2000. nach Hause. Noch in Balltoilette. Mein erstes Kränzchen ach, es war entzückend, «infach großartig! Di« jun gen Damen umschwärmten mich. Jede sagte mir eine Artigkeit. Ab«r beson ders eine Fräul«in Doctor Elsa! Oh ich werd« gar nicht einschlafen könn«n. Im Gedräng« der Garderobe flüsterte sie mir zu: „Ach, Herr Karl sehen heute entzückend aus!" Und dann fragte si« mich, wo sie mich treffen könnte. Ich erröthete bis über m«in«n Schnurrbart den alle Damen rei zend fanden und sagte: „Wenn ich morgen Musikalien «intausch«n g«h« um halb sechs Uhr Ecke des Theresien platzes " ' 3. August 2000. Musikalien eingetauscht. Elsa ge troffen, famos unterhalten. 12. August 2000. richtung. Elsa schreibt mir jeden zwei ten Tag. Wir mußten schon mehrere Male di« Postämter wechseln, weil es sonst ausfallen möchte, wenn man so oft auf «in«m Postamt Briefe erhebt. Mama weiß noch nichts. 16. August 2000. Der wichtigste Tag meines Lebens. Elsa machte mir eine reizende Erklä rung. Ewige Li«b« und Treue geschwo ren. Ich bin so glücklich. 20. August 2000. Heute Alles Mama gestanden. Mama war zuerst ein Bischen böse, meinte aber dann, Elsa wäre eine ganz gute Partie. Ihr« Praxis mach« es ihr leicht möglich, einen Mann zu erhalten. Auch Tante Fri«da war von der Mittheilung entzückt. „Du kannst froh sein," sagte sie zu mir, „daß Du so rasch eine so hübsch« Braut, in solch' glänzender Stellung gefunden hast. Es gibt nichts Schrecklicheres für einen jungen Mann als sitzen zu bleiben!" 26. August 2000. Elsa hat sich heut- meinen Eltern vorgestellt. Allerseits gute Laun«. Für 1. S«pt«mber öffentliche Verlobung verabredet. Elsa äußert« sich: „Karl kocht ausgezeichnet!" In Wirklichkeit habe ich gar nicht gekocht, sondern Papa. 1. September 2000. Die Verlobung verlief glänz«nd. M«ine Freund« beneideten mich Alle. Elsa hat mir eine reizend« Krawatten nadel präsentirt. D«r klein«, dicke Theodor sandte einen Tigel Haarpomad«. Einfach unv«rschämt von dem M«nsch«n. Anfangs October wird di« Hochzeit stattfind«n. 16. September 2000. Es ist Alles aus. Verlobung zu rückgegangen. Die Mädchen von heut zutage sind schrecklich. Elsa bean fpruchte «ine bedeutend« Mitgift, da si« noch Verbindlichkeiten aus der Stu dentinnenzei'hätte. Wer würde aber auch geglaubt haben, daß ein so reizen des Mädchen Schuld«» hat! Ach, ich bin unt«r meinen Freunden schrecklich blamiri! Wie gut hatten es doch die jungen Männer des neunzehn ten Jahrhunderts! Ehrlich. A.: „Aber lieber V.: „Ja, sehen Sie! Wir Rechtsconfu wir gehen sehr scharf aneinander vor bei, ohne uns nur im Geringsten zu schaden - nur was dazwischen kommt, wird geschnitten!" Betrachtung. „Armuth schändet nicht, heißt es, aber es ist doch hat." Wortbestand dieser Art gehört, die Be zeichnung einer Gebäude - Anlage als „Hof '. Theils nach dem Besitzer oder dem Begründer, theils nach der Stra ße, wo die Anlage, sich befindet, gehö ren der neueren Zeit die Bezeichnungen „Mariushof", ~'Jalobshof", .In» drcashof", „Alexanderhof", und ver fchiedene andere an. Während einige ältere Bezeichnunzen dieser Art ver schwunden sind, wie „Neandershof", „Rother Hof". „Kleiner Jüdenhof" (der „Große Jüdenhof" besteht in voll standig erneu-rt-r Gestalt weiter) ist aus ganz alter Zeit nur noch einer vorhanden. „Raules Hof." Der ver schwundene „Neandershof" bezeichnete die erste Anlage der Neanderstraße. die von der Köpnickerstraße über den Besitz des Lack - Fabrikanten Neander zum Wasser durchgeführt wurde, während „Rother Hof" das „Leib- Rentenhaus" in der Dorotheenstraße 20 hieß, wo sich Wittwen aus den hö heren Ständen gegen eine billige Ein zahlung auf Leibrente geben konnten. Die interessanteste Geschichte aber bie tet der winklige, mit mehreren Gebäu den besetzte Durchgang von der Alten Leipzigerstraße zur Adlerstraße, „Raules Hof" genannt, nach dem Be gründer der preußischen Marine Ben jamin Raule, der zur Zeit des Großen Kurfürsten hier wohnte. In diesem schlichten, alterthümlichen Bau mit der schiefen Mansarde unter dem Dach und den kleinen, quadratischen, häßli chen Fenstern, mit der altmodischen Freitreppe, ist die brandenburgifch preußische, also die deutsche, stolze Ma rine gegründet worden. Benjamin Raule, ein Holländer, trat im Jahre 1675 in kurbrandenburgifche Dienste, blokirte mit der von ihm gestellten Flotte, d. h. zwei Fregatten und zwei Barkschiffen mit zusammen 50 Ge schützen und 550 Mann Besatzung, die damals schwedischen Städte Stralsund und Greifswald mit Erfolg. Ende 1676 liefen bereits unter kurbranden burgifcher Flagge zehn Schiffe, voran drei Fregatten, „Berlin" mit 15, „Kö nig von Spanien" mit 18 und „Kur prinz" mit 24 Geschützen. Raule trat auch mit Vorschlägen zu kolonialen Gründungen hervor: das vom Großen Kurfürsten an der westafrikanischen Küste angelegte vortreffliche Fort Frie drichsburg wurde jedoch vom ersten preußischen König um ein Spottgeld an die Holländer verkauft. Raule ließ sich auch, wie es scheint, in ziemlich un saubere Privat-Geschäfte ein und kam nach dem Tode des Großen Kurfürsten auf die Festung nach Spandau. Die Flotte wurde 1713 aufgelöst. „Raules Hof" fiel an den Kurfürsten zurück und gelangte dann später zur Zeit Frie drichs des Großen an den bekannten Doktor Kurella, den Erfinder des von allen Berlinern Kindern gefürchteten „Berliner Brustpulvers." An diese (neben dem älteste Stätte Stätte an beiden Enden der von der Hestdtstraße durch Gastwirthschaften fortleben. Der neueren Zeit als Stra fche Grundstück durchgeführt, ferner 1862 vom Rentier S. Siegmund als des Begriffes „Hof" festzustellen. Wäh „Hoses" hinaus, sich der Verkehr er streckt, daß aus der Kern - Anlage mit Heranziehung der benachbarten Ge lände und kleineren Straßen eine grö ßere Straße an die Stelle tritt. Drit tens. und das ist das neueste, wird eine große neue BaugrUndung, vermuthlich Bauverhältnissen an die heute noch be stehenden Hose in Meßstädten. wie Leipzig, wo es den „Auerbach's Hof" (mit Auerbach's Keller), „Barthelshof" und Andere gibt, wie Frankfurt an der Oder, wo „Baswitzhof", „Pfitzners hof", die Namen großer Speditions- Berkauf. Aus der Schule. „Karl, tyrann"." „Mit Zittern und Beben —lm Wahltampf. Chefre dakteur: „Haben Sie den Artikel über reits geschrieben? Also lesen Sie!" Leitartikler (liest): „Der größte Schur teur: „Schärfer, lieber Freund, schär fer! Das sind lcruler nichtssagende Phrasen!"
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