2 Die Montenegrinerin. Ein eigenartiges, dem deutschen völ lig unbekanntes Milieu ist ei, das dai Wesen der Czernagoren ausmacht, es haftet ihm noch der Duft ursprüng licher Poesie, warmer Romantik an. Denn gerade der Montenegriner nimmt in der groß-slavischen Welt eine excep tionell« Stellung ein; man kann ihn ebenso wenig dem Großrussen unier vischen Volke, den Serben oder Ruthe nen etwa, gleichstellen. Der einzige Stamm, mit dem die montenegrinische Frau hier und da einige Berührungs punkte aufweist, wäre höchstens ihre „Hervetska Sestra", die kroatische Schwester, die der „Czernagorska Sestra" nachzueifern sich bestrebt. Vaterlandes zu Hausen, um von hier kühne Ausfälle in fremdes Gebiet zu machen; demgemäß sei auch die Stel- Dies ist aber ganz unrichtig! Wohl ist im Charakter des Montenegriners «in scharfer Zug für dasKühne, Muth volle und wild-Abenteuerliche ausge würde. Man darf vor allem das Eine nicht vergessen, daß der Montenegriner ein „Gorale", ein Bergbewohner, ist, schen Gründen in seinem Wesen liegt, die heimathlichen Berge zu lieben und sich zu ihnen hingezogen zu fühlen. Weiß er ja ganz gut, daß er nur die sen Bergen die Unabhängigkeit seines Landes verdankt; sie sind ein na türlicher Wall, der ihn von der Außen welt absperrt und den feindlichen Ein tet. der Montenegriner ist wie jeder „Gorale" freiheitsliebend; die Persönliche Ungebundenheit geht ihm über alles, «r muß sich frei bewegen können, die ganze Welt und die ist Sinne des Wortes muß ihm offen stehen. Das südslavische Tempera ment läßt sich nie und nimmer ver leugnen. Wohl übt dies seinen Einfluß auf die Stellung und das Leben der Frau treibendes 8011, das ein wahrhaft pa triarchalisches Leben führt. Das beste und entschieden auch sympathischste Bild des montenegrinischen Volksle bens bietet die montenegrinische Frau. he, lebhafte Beweglichkeit sie theilt und der sie auch äußerlich sehr start ähnelt. Der slavische Typus läßt sich aber in keinem Falle verleugnen, und er kommt den Bordergrund stellt. Dies ist stets solute Herrin, der in nichts widerspro chen wird. Dafür steht sie dem Außen leben vollkommen fern und nimmt kei ßer Augen läß! und sie selbst bei Besu balten. Sier wächst es unter den Äu gen der Mutter und der Freundinnen auf, hier entfaltet es sich zur Blüthe, hier wird es gehegt und gepflegt von ternliebe. Das Mädchen kennt keine anderen Sorgen, als sich immer nur zu schmücken. Es lernt aber auch die Wirthschaft führen, das Haus in Ord nung halten. Feld und Wiese bestellen. Sehr oft muß es sich auch mit dem Webstuhls beschäftigen, um selbst di- Mädchtn «ndlich verheirathen, so 'st ei Sorge des Vateri. den Bräutigam zu ttaden. Meistens wird dieser ab« schon diel früher bestimmt, da ei nicht» Seltenes bei den Montenegrinern ist, ihren Eltern bei irgend einem Feste zu sammenfinden. Bei solchen Gelegen heiten tanzen die Frauen und Mädchen Tanzen beider Geschlechter zugleich. Ohne Zweifel ist diese Absonderung noch auf türkischen Einfluß zurückzu allen Lagen des Lebens Stärkung »nd Trost. Sie ist deshalb eine fleißige Kirchenbesucheiin, auch fehlen in ihrem betet^ ihr noch natürlich «nd ungekünstelt. Die Radlerin. <??rei na«! Schwer'« „Alpenjäger"), von Willst du nicht das Strümpflein knü pfen? Strumpflein ist schon durchgewetzt. Laß die Nadeln lustig schlüpfen, Daß der Strumpf nicht ganz zerfetzt! „Laß die Strümpfe, laß die Nadeln, Mutter, Mutter, laß mich radeln!" Willst du nicht die Wäsche waschen? Daß dich Niemand tadeln kann! „Laß die Männer, laß sie tadeln, Mutter, Mutter, laß mich radeln!" Willst du nicht die Knödel schöpfen? Dich am Hackbrett nicht erfreu'n? Willst du nicht Gewürze streu'n? „Laß die Töpfe, laß die Ladeln, Mutter, Mutter, laß mich radeln!" Und die Jungfrau stieg zu Rade, An des Gäßleins engem Ort. Bor ihr her mit Blitzesschnelle Flieht ein ängstlicher Geselle. Auf der Treppe nackte Rippen Klettert er mit leichtem Schwung! Durch des Rinnsteins enge Klippen Trägt ihn der gewagte Sprung. Einen Graben schaut er hier, Drin die Knaben Kneippkur treiben, Kähne segeln aus Papier. Vor ihm des Morastes Schimmer, Hinter ihm das Frauenzimmer! Mit des Jammers stummen Blicken Fleht er um ein mild' Geschick; Fleht umsonst, denn auf dem Rücken Fühlt er schon den Pneumatik. Kam es über ihn geflogen. Und die Jungfrau fühlt's beklommen: Alles ist so furchtbar naß Und sie sieht den Schutzmann kommen, Hört ihn schreien und wird blaß: „Unfug wird hier nicht gelitten, Darf ich um den Namen bitten?" Japanische Frisuren. Die Kunst des Frisirens steht in Ja pan auf einer sehr hohen Stufe, was unsere Damen nicht weiter wundern wird, wenn sie hören, daß man an der Art des Kopfputzes dort den Rang und das Alter der Trägerinnen ertennen kann. Das Alter eines Babys wird gemcnt des Haares zu einem kleinen Knötchen hinten im Nacken oder einem Kränzchen oben auf dem Kopse oder einer Haarlocke vorne auf der Stirn angegeben, während der übrige Theil des Hauptes glatt abrasirt erscheint. Mädchen von acht bis neun Jahren tra gen es zur Schleife am Hinterkopf ge wunden und schlingen um diese ein Stück rothen Krepp, die vordere Haar partie wird entfernt, nur an jeder Seite des Gesichtes baumeln ein paar lange Locken herunter. Die heirathsfähigen Jungfrauen nehmen das Haar hoch aus dem Kopf zusammen, sie srisiren es enlweder in der Gestalt eines Schmet terlings oder Fächers und schmücken dann den Aufbau mit Gold- und Sil berschnur oder glänzenden Kugeln. Eine Wittwe, die nach einem zweiten Gatten späht, wickelt ihre Locken um eine große Schildpatthaarnadel, die sie sich horizontal am Hinterkopf aufsteckt, eine trauernde Gattin aber, die dem Verblichenen treu zu bleiben gedenkt, schneidet sich ihr ganzes Haar, ihren größten Stolz, kurz ab und trägt es, ohne Scheitel, glatt nach hinten ge kämmt. —G efährliche Situation. Student (der Abends einen Spitzbuben unter seinem Bette liegend findet): „Aber Mensch, wie können Sie sich so leichtsinnig in Gefahr begeben... ich bin erst gestern mit dem Bett durchs«, brochen!?" - Sein Schwiegervater. das Radeln lernen?" Mit dieser das Zimmer seines Freundes, des „Mensch, bist Du toll geworden. Du und radeln! Das lernst Du ja nie, Du kannst nicht turnen, nicht warum?" „Ich muß." sagte Ernst und ließ sich ächzend auf einen Stuhl fallen, „frage „Hast Du «inen Anzug?" „Ja, von Neumann ck John bezo gen." „Gut, das ist schon etwas. Uebri zur Hauptsache, wie steht es mit dem Rad? Du weißt doch, was solch ein Ding kostet?" „Natürlich, das Geld wird geborgt." „Geborgt!! Und das sagst Du so leichtsinnig, Du Ernst Hahn, der noch nie einen Pfennig Schulden ge macht hat. Menschenkind, Du bist ver liebt, so leichtsinnig wird Deine Art nur, wenn sie in Amors Fesseln liegt. Gestehe!" Schuldbewußt senkte Ernst Hahn die Augen. „Wer ist's, heraus damit! Mir mußt Du beichten, sonst helfe ich Dir nicht, so wahr ich Ludwig Gerber heiße." Stockend begann nun Ernst Hahn, ein junger Mann von etwa 30 Jahren, zu beichten und so erfuhr sein Freund, daß er sich bis über die Ohren verliebt habe in die Nichte seines Hauswirthes, «in k«ckes, reizendes Mädchen von IS Jahren, Nam«ns Wanda Bartholdy. welches zum Besuch bei ihrem Onkel sei. „Ich verfolge si« auf Schritt und Tritt und ich hab« auch bemerkt, daß ich ihr nicht gleichgültig bin." „An was für Anzeichen? Das er zähl« mir genau; ich habe Erfahrung in solchen Dingen." thun sie alle, die lieben Weibchen." „Wenn ich ihre Hand drücke, so fühle ich leisen Gegendruck." „Und dann " „Weiter, weiter, verschweigen darfst Du nichts." „Sie liest meine Gedichte", kam es verschämt von Ernst«ns Lippen, „und sie findet sie sehr schön." Freund Ludwig lachte laut hinaus: „Na, das ist ja Geschmacksache, aber dieses Indizium fällt schwer in die Du noch nicht zu radeln." „Nein," erwiderte Ernst kläglich, „aber sie radelt und wie! Ich sage Dir, rend ich mit langem Gesicht nachsehe. Dann ist auch so «in verfluchter Vetter da, der sie stets begleitet. Ludwig, wenn Du mein Freund bist, so hilfst „Zuerst noch eine Frage. Hat sie Mammon? Sonst lasse ich meine Hände davon, ich werde Dich doch nicht in Dein Unglück radeln." „Darüber kannst Du ohne Sorgen sein, ich iveiß aus bester Quelle, daß ihre Mutter, die Wittwe ist, ein sehr ges sicher. Die Stunden begannen, und da Liebe zu allem gelehrig macht, so konnte es Hahn wirtlich nach acht Tagen wagen, sich seiner Angebeteten aus zu zeigen. Hauptsache war, er sah in sei nem Anzug so sesch und keck aus, daß Niemand ahnen tonnte, wie ängstlich ihm sein Herz bei dem Wagniß klopfte. So nahm er seines als Hahn ihn bei seinem Hauswirth Meier einführte, der den stattlichen, jungen Mann freundlich aufnahm und Freund, die Sonn« ihrer Huld scheinen zu lassen. Bald darasf traf Wandas Mutt«r auch jvm Besuch «in, ein rundlich«!, freundliches Weibchen, der die Lebens lust aus den lustigen braunen Augen funkelt«. Bon Thränen um d«n li«b«n Seligen war nichts mehr darin zu lesen. Sie hätte für die älter« Schivester der eigenen Tochter gelten können. Eifrig wurde nun «ine Tour für den Nachmittag von den jungen Herren vorgeschlagen und angenommen. Um vier Uhr harrten die Freund« am ver abredeten Rendez-vous, aber sie trau ten ihren Augen kaum, als Wanda, anstatt an der Seite des Vetters, mit ihrer dicken Mama angeradelt kam, beide in blau und iveiß, wie zwei Schwestern, aber die «ine schlank wie «in« Gaz«ll«, di« ander« blühend in rund«r Fülle. Ach die langen Gesichter der Freunde, von denen der eine nur noch ächzen konnte: „Die Schwiegermut ter !" Während Ludwig ihm zuraunte: „Die mußt Du aus Dich nehmen, mit der mußt Du Dich gut halten," waren auch di« Damen schon herangekommen und fort ging di« fröhliche Fahrt, wenn auch anders, als ursprünglich geplant war. Bald gewannen di« vorzüglichen Fahrer Ludwig und Wanda die Tste, schneller und immer schneller rasten sie davon auf der freien Bahn. War das ein« Lust! Rad an Rad, Aug« iti Aug« flog «r mit dem schönen Mädchen dahin. Wi« ihre Wangen glühten und di« Brust sich hob, die blonden Löckchen flatterten im Winde und die rosigen Lippen waren leicht geöffnet, als müß ten sie laut hinausjubeln vor Lebens lust und Uebermuth. Da verlor Ludwig Gerber s«in Herz, vergessen waren di« Träum« der gol denen Freiheit, vergessen all' sein Den ken und in ihrer Hand allein lag sein künftiges Glück, feine Liebe. . Langsam und bedächtig radelnd sein« ruhig« Begleitung, da das rasche Tempo nicht ihr Gtschmack s«i, worauf Ludwig sich vernehmlich räuspert«, Wanda verschmitzt lächelt« und Ernst Hahn ti«s «rröthete. Dann v«reinte alle ein fröhliches Mahl. sung seiner Herzensfrage auch «in ge wichtige Wörtchen mitzureden habe, aber das entschädigte ihn doch durch einen Blick des Einverständnisses auf. der wie der Blitz jähes Licht auf das Spiel der beiden Ivarf. Gewißheit wollte «r haben, Gewiß heit um j«d«n Preis und als Ludwig Kräft« an und eilte ihnen nach, trotz der kläglich«» Bitt«n der Schwieger mutter in «PS, di« sich vergeblich be- Wind auf der glatten, einsamen Land straße. Jetzt mußt« er die Flüchtigen bald erblicken, hinter jener Biegung dann zog er die Errötbende in seine Arme und sagte zu ihr: „Theure Therese, unsere nächsten Freunde müs sen unser Glück zuerst erfahren. Hier bring« ich meine liebe Braut." drückt« Ludwig scheinbar gerührt sei nen Freund an das Herz, ihm zuflü sternd: „Mensch, bist Du von Sinnen, Du nimmst di« Schwi«germutt«r?" „Ja und zugleich das Portemon das Rad, welches ihm zu derselben ver bolfen hatte, straft« «r künftig mit Ver achtung. Japanische Aamen. Nungen der Civilisation dieser Län der. Auch die Frauenwelt Ostasiens be ginnt uns näher zu treten und unser« Phantasie zu beschäftigen. Die niedere Frauenwelt Japans ist uns ja selbst aus den parodirenden Scenen der „Geisha" ein wenig vertrauter gewor den: Desto fremder steht uns noch im mer das Leben der Frauen in den hö heren Classen Japans, die Damenwelt des ostasiatischen Adels gegenüber. Und wie Kenner des Orients versichern, ist selbst in dem unserer Civilisation leicht zugänglichen Japan in diesem Punkte keine Aussicht auf Aenderung der Verhältnisse vorhanden: Die ja panische Damenwelt wird die Unbe rührtheit ihrer nationalen Cultur noch für lange Zeit wahren. Die Frau ist ja bekanntlich viel conservativer als der Mann. „Das einfachste und complicirteste Geschöpf zu gleicher Zeit", nennt eine Kennerin der ostasiatischen Verhält nksse die japanische Dame. Ihr ganzes Wesen, ihr Denken und Fühlen ist dem unseren fremd, ja unverständlich und völlig entgegengesetzt. Gegen Auslän der zeigt die japanische Dame wohl äußerlich die höflichsten, liebenswür digsten Formen; aber nie läßt si« es zu wirklich intimen Beziehungen kommen, auch nicht im Verkehr mit ihren wei ßen Schwestern. Etwas Undesinirba res, Fremdes, Kühles, eine trennende Schranke bleibt stets zwischen ihnen. Dabei sind ihre Umgangsformen die denkbar vornehmsten, höflichsten und ilegantesten. Die Japanerin ist im allgemeinen kleiner und zarter als di« Amerikanerin Sie ist in der Jugend oft sehr hübsch, auch von unserem Standpunkt, altert aber rasch, und ihre Züge verfallen dann. Ihr Teint ist blaß; aber sie legen sllc Puder und Schminke so dick wie möglich auf, und ein« scharfe Linie am Kunst und Natur. Das japanische Schönheitsideal verlangt ein langes, ovales Antlitz, regelmäßige Züge, man delförmig«, ein wenig schräge Augen, eine hohe schmale Stirn und reiches, weiches schwarzes Haar. Körperliche Uebungen kennt die Japanerin nicht, — der Fremde wundert sich stets, was sie mit ihrer Zeit ansängt; denn häusliche Arbeit giebt es kaum in einem japani schen H«im. Nicht einmal regelmäßige Mahlzeiten. Man ißt, wenn man ge rade Hunger hat, und läßt das Nö thige aus einem Laden in der Nachbar schaft holen, der alles bietet, da die Ansprüche an die Küche in Japan die denkbar geringsten sind. -Die Speise kammer enthält fast nie etwas Anderes als ein wenig Reis, Kuchen und ein paar Früchte. Der Fischhändler geht von Haus zu Haus mit seinem Korbe, schneidet von dem lebendigen Thiere soviel ab, wie verlangt wird, wiegt es der Käuferin zu und wirft den Rest wieder in seine Butte. Die volksthllmlichste Heroine Ja pans, deren Name dort von jeder Frau eine Art gelber Lucretia. Die Ge schichte spielt im Jahre 1646. Ein Edelmann, der eine junge Frau hatte, wurde zum Mikado berufen und läßt die hübsche Gattin allein zurück. Einer ihrer früheren Bewerber, den sie, zu rückgewiesen, hörte davon und benutzte die Gelegenheit, das Wesen, das er noch immer heiß liebte, zu entführen. Aber die Geraubte war ebenso klug wie schön und bevor noch ein Unglück geschah, ge lang es ihr, aus dem Hause des Räu bers wieder zu entfliehen. Dennoch hielt sie sich für entehrt für ewige Zeit. Als ihr Gatte von Hofe zurückkehrte, veranstaltete sie ihm zu Ehren ein gro ßes Bewillkommungsfest, zu dem die ganze Verwandtschaft eingeladen wur de. Bei Tisch das Mahl fand auf dem Dach des Palastes statt —erzählte sie, was ihr begegnet war und was noch niemand erfahren hatte, und bat ihren Gatten, sie als eine Entehrte zu todten. Der Gatte umarmte und küßte sie entsetzt und erklärte zärtlich, er liebe sie auch nach dieser Enthüllung genau so heiß wie vorher. Aber ihr feines Ehrgefühl war nicht befriedigt —»sie wandte sich an alle Anwesenden der Reihe nach, und als jeder Einzelne er klärte, daß sie nicht der leiseste Vor wurf treffe, zog sie selbst einen Dolch hervor und tödtete sich. Der Entführer wurde ergriffen und als Adliger zum Harakiri verurtheitt. Eigenartig sind die Sitten der Brautwerbung und Hochzeit in den hö heren Ständen Japans. Der Liebende befestigt einen Blüthenzweig am Thor des väterlichen Hauses seiner Erkorenen. Wird dieser abgenom men, so ist seine Werbung erhört — bleibt er unbeachtet, so gilt sein Antrag als abgelehnt. Eine seine Form voll Schildkröte stehend, als Zeichen der glücklichen Eh«. Di« Braut trägt über bei ihrem Tode verbrannt wird. Die erste Pfiicht der Japanerin ist Gehor sam: Als Mädchen gegen die Eltern, als Frau gegen den Gatten, alsWittwe (zweite Ehcn finden selten statt) gegen Aie Dritte. Sie stand am Fenster und sah in die stürmische Nacht hinaus; sorgenvoll war ihr Blick, ihre Zähne gruben sich fest in die Unterlippe, als wollten sie jeden Laut zurückhalten, die kleine aber durchaus nicht wohlgepflegte Hand strich nervös über die tiefe Falte, die ihre Stirn durchzog. Diese tiefe Falte! D«s Alter hatte sie nicht gegraben, aber vielleicht Kum mer oder Entbehrung? „Guten Abend, Tantchen! Hu, welch' schauriges Wetter, es ist «in Glück, wieder daheim zu sein!" Mit diesen Worten hatte ein junges Mädchen die Thür geöffnet, schüttelte Die Frau neigte stumm den Kops zum Gruße, es schien, als trübte sich ihr Blick noch mehr, als vertiefte sich die scharfe Falte. Konnte dieses schöne, maienfrische Geschöpf die Veranlassung sein? Die eben noch so frostige, unheimliche Stube war plötzlich traulich und wohnlich ge worden, seitdem das junge Mädchen darin aus und nieder ging, selbst die Lampe schien Heller zu brennen und das bis dahin so traurig zusammenge kauerte Vöglein hüpfte fröhlich im Kä fig umher und schmetterte sein Liedchen so kräftig, daß die kleine Kehle zu zer- Teller, Messer klapperten. Anna das junge Mädchen, deckte den Tisch zum Abendbrot und mit den Worten: „Nun kann der Onkel kommen," stellte sie die Lampe auf den gedeckten Tisch. Diese Worte ließen die stille Frau am Fenster zusammenfahren, sie drehte sich schnell um: „Du sehnst Dich wohl nach dem Onkel?" „Gewiß, Tantchen!" „Du liebst ihn wohl sehr?' „Wie komisch Du fragst, Tantchen. Gewiß, ist er nicht unendlich gut zu mir?" „Ja, er ist gut zu Dir!" kam es bit ter von den Lippen der Zungen Frau. War sie noch jung? Der Lichtschein der Lampe fiel auf ihr Gesicht, auf ein feines, bleiches, vor der Zeit gealtertes Gesicht, aus dem schöne blaue Augen Erstaunt betrachtete sie Anna, als ob die Klingel. „Der Onkel!" rief das junge Mäd- Frau vor sich hin und trat tiefauffcuf zend an den Tisch, um zu sehen, ob nichts fehle. Draußen hörte man scher schlanke Männergestalt, erschien als bald auf der Schwelle. „Lisbeth!" Er ergriff ihre Hände: „Guten Abend, Schatz! oh, wie hart Deine Hände sind." „Meine Hände sind weich wie Sammet, sagte jüngst der kleine Fritz „Machst Du mir daraus einen Vor wurf?" „Aber Lisbeth?!" Liebevoll um schlang er sie und küßte sie, sie ließ es ruhig geschehen, ohne die Liebkosung „Kann ich auftragen, Onkelchen?" „Noch nicht, mein Kind, Freund Köhler kommt zum Abendbrot." Es klingelte. Frau Lisbeth faß still und ließ, da Als nach beendeter Mahlzeit die „Verändert? Wie so?" treuer Kamerad, mein redlicher Mitar beiter. Ich liebe sie aus tiefster Seele, wie sie aussieht, habe ich nicht beachtet, doch muß sie schön sein, da eine schöne Seele in ihr wohnt." Erregt hatte Werner gesprochen, und ebenso erregt hatte Köhler sein« Hand ergriffen und ausgerufen: „Gott sei Dank! daß Du Deine Frau liebst!" „Zweifeltest Du daran?" „Ich nicht, aber vielleicht Deine Frau." „Lisbeth? Lächerlich! „Doch sie ich werde Dir einen guten Rath geben: schicke Anna fort!" „Anna, weshalb?" „Weshalb? Ich habe da unlängst Dir erzählen?" „In einem Walde lebte ein alter Einstedler, er wollte von den Menschen nichts wissen, wahrscheinlich hatten sie ihm zuviel Gutes erwiesen; desto mehr liebte er die Thiere, namentlich den Bögeln wendete er sein ganzes Herz zu. Auf seinem Dache hatten sich «in Kra henmännchen und -Weibchen das Nest gebaut und lebten in friedlicher Ehe. Unser alter Einsiedler versorgte sie reichlich mit Speise und Trank und konnte sie nicht genug loben ob ihrer herrlichen Eintracht. Eines Tages fand er vor seiner Thür eine kleine halbverhungerte Krähe todtmüde liegen, er hob sie sorgsam auf, trug sie in das Krähennest und bat umAusnahme für das junge Thier« chen. Das Ehepaar nahm es denn auch freundlich auf, bald war es wieder munter und schrie lustig darauf los, es machte Ausflüge und das Krähen männchen begleitete es und man hörte schon von weitem das Scherzen der heimkehrenden Vögel. Je lustiger das Männchen und die kleine Krähe wurden, desto stiller und trauriger wurde das Weibchen und als die beiden eines Tages fröhlich fortgeflogen waren, fanden sie bei ihrer Rückkehr das Weibchen todt. Der Einsiedler meinte trauernd: „Gerade wie bei den Menschen, die Ei fersucht tödtet!" „Nun, und was hat dies mit Lisbeth, mit Anna zu thun?" „Ich glaube —" „Was glaubst Du?" „Daß Deine Frau eifersüchtig auf Anna ist?" „Auf Anna? lächerlich warum?" „Warum? Du großes Kind! Weil Anna schön und jung und sie es nicht mehr ist, weil Du mit Anna scherzest und lachst. Dies täglich zu sehen, ist eine verblühende Frau, und wäre sie die beste, nicht im Stande, auf di» Dauer zu ertragen. Deine Frau lei det. Und selbst für Dich ist eine Tren nung rathsam, er liegt Gefahr in die sem täglichen Verkehr mit einem schö nen, thaufrifchen Geschöpf." „Ist Anna schön?" „Mensch, das hast Du gar nicht ge sehen?" „Nein, ich sehe nur Lisbeths liebes Gesicht, aber Du magst Recht haben, Lisbeth ist verändert, sie ist ernst und traurig und müßte doch jetzt, wo es uns gut geht, wo die traurigen Tage hinter uns liegen, heiter und glücklich sein. Ich werde Anna zu meiner ein samen Schwester senden, die Gegen wart des jungen Mädchens wird ihr ein Sonnenstrahl sein." „Thue das, mein Frcund, und nichts störe Euer ferneres Glück; Ihr seid Noch in später Abendstunde saßen Werner und Lisbeth aus dem Sofa Hand in Hand. Wie schnell hatte die Frau glück strahlend lächeln gelernt, ein rosiger Schimmer lag auf ihren Wangen und verjüngte sie. Die tiefe Falte auf der Stirn war zw-v noch da, diese Falte, die er so liebte, weil gemeinschaftliches Sorgen und Entbehren sie gegraben hatte. Neckend entzog sie ihm ihre Hände: "Laß doch, sie sind so hart, so abge arbeitet —" „Für mich," unterbrach er sie, und küßte sie immer und immer wieder und dabei sahen sie einander in die Augen mit treuer, echter, hingebender, alles um sich vergessender Liebe! Ja, das war die Liebe, die alles ver zeiht und alles vergißt, nur nicht Splitter. Wer Alles mikroskopisch will er gründen, Der wird gar bald nichts mehr ge nießlich finden. Ein Wort zur rechten Zeit ist eine That. Die natürliche Strafe für das Nichtsthun ist die Langeweile. DasAlter brüstet sich immer mcnziehen. V«rfchnappt. Zwei Ba- Ahnen Mahnbriefe au! de« 14. Jahr hundert zeigen!"
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