Vsrvehmt. «nmlnal-Roman von M. E. Bruddon. (7. Fortsetzung.) Diener, ihm Papier, Tinte und Feder ,zu bringen, dann aber setzte er sich an «inen Seitentisch, um folgende Zeilen Lu schreiben." so würde er sich genöthigt sehen, die Hilfe der Polizei gegen diese Verfol gungen in Anspruch zu nehmen. Die gen Weise zu belästigend" Der Bankier schrieb eine Anweisung aus fünfzig Pfund, faltete sie dein Briese bei und trug dem Diener auf, den Brief dem im Vorfaal wartenden An der Schwelle des Speisezim mers blieb Dawson stehen, um zu lau schen. Er hörte den Diener mit Ur sula Wilmot sprechen, dann horchte er, wie sie den Briefumschlag aufriß. Mit einem Ausdruck der Angst in dein bleichen Gesicht wartete er aus das Weitere. „Ich würde eher Hungers sterben," rief Ursula jetzt, „als von seiner Hand Brod nehmen. Sagen Sie das Ihrem Herrn und berichte» Sie ihm auch, was ich mit seinem großmüthigen Geschenk gethan habe." Die Anweisung zerreißend, warf sie die Papierschnitzel zu Boden und ver ließ das Haus. Der Millionär bedeckte sein Gesicht mit den Händen, seufzte tief, richtete sich aber bald wieder auf. zuckt» heftig die Achseln und begab sich in seine Ge mächer. Auf dem Schreibtische in seinem Arbeitszimmer brannte bereits die Lampe, auch sein Schlafzimmer war hell erleuchtet. Alle seine Koffer wa ren von dem Diener geöffnet, der noch vor dem letzten und größten kniete, als der Bankier eintrat. „Sind keine anderen Zimmer für mich frei?" fragte Dawson sich um sehend. „Diese sind alle so entsetzlich düster." „Hier nebenan ist noch ein etwas kleineres Schlafzimmer, das ich für den gnädigen Herrn zurechtmachen könnte, erwiderte der Diener. „Gut, ich bin damit zufrieden. Ich werde noch lange zu thun haben, und wahrscheinlich sehr spät zu Bett gehen. Ihrer Dienste bedarf ich heute nicht mehr. Bestellen Sie dem gnädigen Fräulein, daß ich morgen im Laufe des Vormittags nach Mangoldshöh' aufbrechen werde. Meine Tochter möchte sich reisefertig halten." „Sehr wohl, gnädiger Herr!" „Sie können gehen. Vergessen Sie nicht, daß ich heute nicht mehr gestört ger Herr?" „Nein." Der Diener zog sich zurück; Daw son folgte bis zur Thür und drehte den Schlüssel im Schloß um, dann kniete er vor einem der Koffer nieder, nahm jeden der Gegenstände, die er enthielt, heraus, und warf die meisten in einem Haufen auf den Boden. Ein Gleiches that er mit dem Inhalt ver änderen Koffer, nur die Papiere trug «r auf den Schreibtisch, und stapelte sie dort auf. Di-se Arbeit nahm längere Zeit in Anspruch, und es war bereits Mitter nacht, als er sich vor dem Schreibtisch niederließ und die Papiere zu ordnen begann. Auch diese Aufgabe erfor derte eme lange Zeit. Der Morgen Notizbuch, wie er es in Winchester ge than hatte. Der helle Sonnenschein strömte durch die Fenster und Wagen auf Wagen rasselte durch die Straßen, als der Bankier fertig war, und er alle die Papiere wieder sorgfältig geordnet in einem der Koffer untergebracht Hatte. Kleidungsstücke, Wäsche und andere Gegenstände ließ er ruhig am Boden liegen, wie er sie hingeworfen hatte. Maroquinkästchen, in dem eine Photo graphie befestigt war. Er riß das Bild heraus, zerstampfte es mit den Absätzen seines Stiesels bis zur Un kenntlichkeit, zündete eine Kerze an und verbrannte es, bis nichts mehr da- Das leere Kästchen steckte er in die Tasche. Es war sechs Uhr. als er sich ange kleidet aus das Bett warf, und in einen schweren Schlummer v«rsank. Wenige Stunden später reiste er in Begleitung seiner Tochter, seiner Stieftochter Mhra von Clavering und des Rechtsanwaltes Arthur Lowell nach Warwickshire ab. / 18. Kapitel. Deckungen gemacht und alle Anstren gunden der Polizei, des Mörders hab haft zu werden, blieben erfolglos. Sine Aroße Belohnung für die Ergrei- fung des Mörders war von der Regie- Die einzige Spur, von der die Poli zei hoffte, sie werde ihr als Leitfaden zur Auffindung des Mörders dienen können, war die Beute, die er der Leiche abgenommen hatte, der Inhalt der Brieftasche und die Kleidungsstücke des Opfers, aber auch diese Hoffnung er wies sich als trügerisch. Bei jedem Psandleiher in Winchester und in jeder kreises wurde nachgesucht, aber ohne jedes Ergebniß. Nirgends fand man Kleidungsstücke, die denen glichen, die an dem Verstorbenen gesehen worden waren. Die Polizei sing an, die An gelegenheit als aussichtslos zu betrach durchdringlich und nach und nach hör ten die Leute auf, von dem Mord zu sprechen. Andere Mordthaten wurden begangen, nicht minder roh und em pörend als der Mord in Winchester, und die Welt, die sich selten lange da mit aufhält, die Todten zu beklagen, dachte bald an ganz andere Dinge. Josef Wilmot war vergessen. Ein Monat verging sehr ruhig und friedlich in Mangoldshöh'. Alfred Dawson nahm eine hervorragende Stellung in der Grafschaft ein, die prächtigen Säle des Schlosses waren von einem Lichtmeer durchfluthet, Wa gen fuhren durch die großen Parkthore Aufwartung zu machen. Er ermuthigte die Besuche seiner Nachbarn nicht be sonders, doch ließ er sich die Festlich keiten gefallen, die seine Tochter als nothwendig erklärte und war seinen Gästen ein liebenswürdiger, wenn auch etwas steifer und förmlicher Wirth, im Vergleich mit der gefälligen Leich tigkeit und Anmuth seiner vornehmen Freunde. Inzwischen führte Ursula Wenk ihr gewohntes Leben und dachte trauervoll ihres Vaters, den sie trotz seiner vielen Fehler immer geliebt, mit dem sie, des ihm widerfahrenen Unrechts und feiner nigste Mitleid gehabt hatte. Ursula war in ihren Kummer nicht ganz verlassen. Es gab einen Men schen. der ihre Sorge theilte und ihr helfen zu können wünschte, Leonor Au stin, der Kassirer aus der St. Gun dolphstraße, der dem schönen Mädchen in schwärmerischer Liebe zugethan war und sich dieses s» plötzlich erwachten Gefühls beinahe schämte. „Vielleicht ist es nur das Geheimniß, das über ihrem Leben zu schweben scheint, was mir so großes Jntresse einflößt," beruhigte er sich. Nie hatte Leonor Austin befürchtet, daß sich hinter diefemGeheimniß etwas verberge, das ihr zur Unehre gereichen könnte. Ihr Gesicht schien von dem Licht heiliger und reiner Gedanken wie verklärt und Niemand würde ihr je etwas Unrechtes zugetraut haben. Seit ihren vergeblichen Versuchen, Dawson zu sprechen, hatte ihr Leben wieder seinen gewohnten Gang genom men, und sie erfüllte ihre täglichen Pflichten so ruhig, daß nur ihre tiefe Traurigkeit und der unerschütterliche Ernst ihres Wesens errathen ließen, es habe sie ein schwerer Kummer getrof fen. Leonor Austin hatte sie zu genau beobachtet, um sie nicht besser zu verste hen, als sie von allen Anderen verstan den wurde. Er hatte bemerkt, daß sie Trauerkleider trug und ihr seine Theil nahme über den erlittenen Verlust aus gedrückt, und sie erzählte ihm nur, eine ihr sehr theure Person sei ihr plötzlich durch den Tod entrissen worden. Er sühlte sich nicht berechtigt, sie mit wei teren Frazen zu belästigen. An einem kalten Septemberabend, an dem Ursula in Clagham nicht er wartet wurde, wanderte er über die Gemeindewiesen nach Wandsworth. Ursula hatte sehr wenig Erholungs stunden und ein Abend wie dieser ge währte ihr den schwermllthigen Genuß, ungestört über ihren verstorbenen Vater und die seltsame Geschichte sei nes Todes nachdenken zu können. Den Ellenbogen auf das niedrige Gitterthor ihres Gärtchens gestützt, sah sie auf den Fluß hinunter, der am Ende des Gäß chens sichtbar war. Sie war so sehr in ihre trüben Gedanken vertieft, daß sie die sich von der anderen Seite nähern den Schritte nicht hört«, und erst aus blickte, als eine Männerstimme sie an redete. . „Guten Abend, Fräulein Wenk. Fürchten Sie nicht, sich zu erkälten? Hier in der Nähe des Flusses ist es im mer feucht." Es war Leonors Stimme. Ein nachdenkliches Lächeln stahl sich über Ursulas Züge. Es that ihr wohl, diese theilnehmenden Worte zu hören. Seit ihres Vaters Tod war ihr die Welt so verödet und eine so beklem mende Traurigkeit hatte sich ihrer be mächtigt, daß sie sast menschenscheu ge- Vis jetzt hatt« sie noch mit Nieman dem über ihren Kummer gesprochen und in der Nachbarschaft war sie noch immer als Ursula Wenk bekannt. Die Leute hatten von ihr erfahren, daß sie den Vater verloren hatte, doch die Art feine» Todes war unerwähnt geblieben, und sie hatte die Last ihres schauer lichen Geheimnisses allein tragen müs sen. Leonors warmempsundene An rede erweckte deshalb eine ungewohnte Bewegung in ihrer Brust. „Nieine Mutter war sehr besorgt um Sie," fuhr Leonor fort. „Sie hat seit vier bis sllnf Wochen «ine ausfallende Veränderung an Ihnen bemerkt, die auch mir nicht entgangen ist. Wir können unmöglich gleichgiltig bleiben, wenn wir Sie leiden sehen. Ich sürchte, daß «in schwerer Kummer Sie bedrückt, und Sie ahnen nicht, wie viel ich darum geben würde, Ihnen eine Stütze in Ihrem Schmerz s«in zü dür sen. Sie schienen von der Nachricht über den in Winchester begangenen Mord tief ergriffen, und mir ist, als hätte Ihre Traurigkeit an dem Abend begonnen, als meine Mutter Ihnen von jenem grausigen Morde erzählte. Ich dachte mir deshalb, daß Sie in irgend einer Weise mit dem Schicksal des Er mordeten in Berbindung stehen, und daß Sie, wenn Sie etwa die Verhält nisse des Unglücklichen kannten, im Stande wären, den Verfolgern des ruchlosen Mörders auf die Spur zu helfen. Von diesem Gedanken gelei tet, beschloß ich, heute zu Ihnen zu zu kommen und Sie zu fragen, ob Sie Ursula konnte Anfangs nur unter Schluchzen und Thräien antworten, „Ja, Sie haben recht vermuthet," verwandt. Ich will Ihnen Alles er zählen, doch nicht hier. Die Leute im Haufe sind neugierig, und ich wünsche nicht, gehört zu werden." Ihr Tuch fester um die Schult«rn ziehend, forderte sie Leonor auf, mit ihr den Garten zu verlassen, und schlug den um diese Stunde sehr einsamen Weg nach dem Flusse ein. Im Gehen erzählte sie ihm in kurzen Worten die Geschichte ihres Lebens. „Josef Wilmot war mein Vater," begann sie, bemüht, ihre Aufregung zu bekämpfen. „Vielleicht war «r nicht, was die Welt einen guten Vater nennt, aber ich weiß, daß er mich liebte, wie ich ihn. Meine Mutter war die Toch ter eines Schiffskapitäns der könig lichen Marine. Sie hatte meinen Va ter in dem Hause ihrer Musitlehrerin kennen gelernt, und da sie eine Waise war, und sie die Liebe Peter Wenks, wie mein Vater sich damals nannte, er widerte, kam es sehr bald zu einer Heirath zwischen ihnen. Leider starb meine arme Mutter schon kaum zwei Jahre nach meiner Geburt. Mein Vater grämte sich leidenschaftlich über den Verlust der heißgeliebten Frau. Von da an führte er ein Wanderleben. Manchmal ging es uns eine kurze Zeit recht gut. Mein Vater fand irgendwo Beschäftigung und arbeitete mit Fleiß und Eifer und wir verkehrten mit acht baren Leuten, aber bald, ach, nur gar zu bald, wurde ihm diese neue Möglich keit, ein redliches Leben zu führen, wie der genommen. Die Herrn, bei denen er bedienstet war, hörten etwas, ein Geflüster, ein leicht hingeworfenes Wort, aber das genügte. Er war kein Mensch, dem man vertrauen durfte, ob wohl er sich recht gut bewährt hatte. Es blieb immerhin ein Wagniß, ihn zu beschäftigen. Nie traf mein Vater eine edelherzige Person, die sich seiner angenommen, dem Verstoßenen hilf reich die Hand geboten hätte. Würde er einen solchen Wohlthäter gefunden haben, so wäre Alles anders gewor den." Dann erzählte Ursula den Inhalt ihrer Unterredung zwischen ihr und ihrem Vater und was er ihr über Al fred Dawson mitgetheilt hatte, und zeigte ihm den Brief, den Chlodwig Wilmot seinem Bruder in das Zucht haus geschrieben, wo der vom Schicksal Verfolgte seine Strafe zu verbüßen hatte. Sie berichtete Leonor Austin ferner, wie ängstlich der Bankier so wohl in Winchester, wie am Portland- Platz ihr ausgewichen war, und wie er versucht hatte, ihr Schweigen durch Geld zu erkaufen. „Seit jenem Abend," fuhr sie fort, „sind mir zwei Zusendungen im Be trage von je hundert Psund zugegan gen. Ich schickte beide an Alfred Daw- Leonor hörte mit ernster Miene zu. Alles das schien aus die Schuld Daw „Jch danke Ihnen für Ihr Ver trauen, Fräulein Wilmot," sagte er endlich. „Sie werde,! mich immer be reit finden, Ihnen zu dienen. Wenn Sie meiner Mutter morgen Abend das Vergnügen machen wollen, den Thee bei ihr zu nehmen, werde ich zu Hause sein, um Alles mit Ihnen zu bespre chen. Meine Mutter ist eine kluge Frau und ich weiß, daß sie große Vorliebe für Sie hat. Möchten Sie nicht auch ihr Vertrauen schenken?" „Von ganzem Herzen." „Sie werden eine ausrichtige Freun din in ihr finden." Sie waren jetzt vor dem Gartenthor angelangt. Leonor reichte Ursula die Hand. „Gute Nacht, Fräulein Wilmot." „Gute Nacht." Ursula öffnete die Thüre und ging in den Garten, Leonor trat langsam „Armes verlassenes Kmd," seufzte Er dachte an das, was er über Al fred Dawson gehört hatte. Sehr viele Umstände deuteten auf die Schuld des Bankiers und auch in Leonor erwachte der Verdacht gegen den Millionär, wie er in Ursula Wilmot und Arthur Lowell erwacht war, auch er glaubte, in dem Bankier den Mörder Josef Wilmots sehen zu müssen. 19. K a p i t e l. Arthur Lowell war in Man goldshöh'. Alfred Dawson empfing ihn immer sehr liebenswürdig und der junge Anwalt hatte nicht die Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Stunde um Stundie verlebte er in Lauras der sein- Gegen sein versprochen hatte, ein liebevoller Bruder, nichts mehr. Er war ihr theuer durch die gemeinsamen Erinne rungen aus der Kindheit und sie war ihm dankbar für die Beweise seiner Freundschaft. zu sehen, vergaß er sogar die quälenden Zweifel gegen ihren Vater. Vielleicht würde «r sie nicht vergessen haben, bauen lassen, so daß er sich unmittel- Dcr Stalldiener schlief in der Nähe und Pferd und Diener standen Tag kiers. Der Anglo-Jndier war ein stolzer und nicht eben geselliger Mann. Als die benachbarten Gutsbesitzer ihn be er litt. beliebt. Tag für Tag lebte er in ein samer Abgeschlossenheit. Anfangs hatte feine Tochter versucht, in diese ben zu sehen, kannte keine trllbenStun den. Ihr war die Welt ein Paradies. N:: hatte sie erfahren, was Kummer und Sorge sei. Wohl hatte sie Kummer zu lindern. Für Laura Dawson war die Welt von ungetrübter Schönheit, denn das Leben hatte ihr seine dunklen Geheim nisse noch nicht enthüllt. Nur einmal war ein tiefer Schmerz in ihre Seele geliebten Großvater geraubt hatte. Aber der edle Greis war im hohen Alter zur ewigen Ruhe eingegangen und sein Hinscheiden konnte sie nicht überraschen. Die bittere Enttäuschung, die sie nach der Heimkehr ihres Vaters erfah ren hatte, war ihr erster wirklicher Kummer. Mit liebender Sehnsucht hatte sie dieses Wiedersehen erwartet und gehofft, dem Vater sein zu können, was sie dem Großvater gewesen war, eine liebende Gefährtin, ein fürsorg licher Engel. Aber ihr Vater wies ihre Zuneigung zurück. Er hatte ihre Gegenwart von Ansang an gemieden und jetzt war sie zuweichen. „Unter allen Möglichkeiten, an die ich je gedacht habe", klagte sie Arthur Lowell, mir diese nie in den Sinn jungen Anwalt den kaum eingeschläfer ten Verdacht von Neuem, Alfred Daw son könn« der Ermordung seines einsti gen Dieners schuldig sein. „Es vergehen oft viele Tage, an denen ich meinen Vater nicht sehe," fuhr Laura in fchwermüthigem Ton- fort, „und wenn ich dann all' meinen Muth zusammennehme und zu ihm gehe, em pfängt er mich mit kühler Höflichkeit, aber seine nervöse Ruhelosigkeit ver räth mir unverkennbar, daß meine Ge genwart ihm unwillkommen ist." Arthur Lowell war in diesem Fall «in sehr schlechter Tröster, denn von der ersten Stunde an hatte er vergebens versucht, Alfred Dawson zu lieben, und seit jener seltsamen Scene in dem H>iuse des Bankiers am Portlandplatz ihn in dem Verdacht gehabt, ein ent setzliches ftigen Meuchel -20. K a p i t«l. Schloß Wolfenfils war kaum zwei Stunden von Mangoldshöh' und nur «ine Stunde von der Stadt Shornkliff entfernt. Das Schloß war seit Jahr hunderten im Besitz der Familie Wol kenfels. Alles in dem mächtigen Ge bäude trug den Stempel hohen Alters, zu den kleinsten Zierrathcn in d«r Bor halle. Es gab kaum einen Gegenstand im Schloß, an den sich nicht eine histo- Ehre des Hauses Wolkenfels knüpfte. Und dieses durch sagenhafte Ueber lieferungen und historische Thatsachen geweihte Schloß war jetzt Eigenthum des jungen Freiherrn Herwarty v. meist lächelnden Augen und einer statt lichen Gestalt begnadet hatte, und der außerdem ein tüchtiger Schütze, ein nennt. Er interessirte sich mehr für Jagd und Wettrennen, als für die neuesten politischen Broschüren und die flache Natur. Wenn er aus dem Erkerfenster seines Wohnzimmers auf das schöne Land blickte, das, so weit sein Auge reichte, ihm gehörte, fand er, die Welt sei doch im Ganzen ein recht angenehmer Ort, in tzem es sich sehr gut leben ließe. Er richtete sich im Schloß ein sehr hübsches Maleratelier ein, und konnte, ein Lied pfeifend. Stunden lang vor seiner Staffelei stehen und Jagdscenen oder arabische Reiter, wie er ihnen einst auf der Sandebene jenseits Kairos begeg net war, oder italienische Vauernmäd chen mit flottem Pinselstrich malen. Der junge Baron war eine heitere sorglose Natur, tanzte und sang gern und hatte sich viel in der Welt umher getummelt. Die Armen auf seinem Gut vergötterten ihn. Er war reich und gab von seinem Reichthum könig lich, er war glücklich und ließ gern Je den an seinem Glücke theilnehmen. Die Menschen liebten ihn und er verdiente ihre Liebt und war ihrer Achtung werth. Plötzlich und unerwartet erblühte die Liebe in dem Herzen des Freiherrn, die ganze Poesie seiner Natur, al? seine besten Gefühle vereinigten sich zu einer heißen Leidenschaft. Herwarth v. Wolkenfels und Laura Dawson sahen sich zuerst in der Gesellschaft, die der Millionär zur Feier feiner Heimkehr aus Indien gab. Auf einem Balle und bei anderen Festlichkeiten begegne ten sie einander wieder, bald hier, bald dort. Wo Laura erschien, fand sich auch der Baron ein. Er dachte nur noch an die schöne Tochter des Millio närs, er träumte nur noch von ihr und täglich war er jetzt in der Umgegend von Mangoldshöh' zu treffen. Ein Reitweg führte durch den Park nach dem kleinen Dorfe Lixdors, das ur plötzlich einen unwiderstehlichen Zau ber auf den Freiherrn auszuüben schien. Der kürzeste Weg von Schloß Wol kenfels nach Lixdorf war die Land straße, der Baron aber zog es vor, den Reitweg durch den Park von Man goldhöh' zu benützen, diesen herrlichen Park, wo der junge Edelmann fast die Gewißheit hatte, Laura Dawson in Begleitung ihrer Stiefschwester Myra v. Clavering zu begegnen. Auch Frau Madden weilte stets in der Nähe, den noch geschah es, daß Laura und der Baron in diesen sonnigen Herbsttagen unter dem Laubdache der Ulmen, bei dem Geflüster leise zitternder Farren allein mit einander lustwandelten. Wenn Herwarth v. Wollenfels aus seinem Wege nach Lixdors die Damen im Park traf, stieg er stets ab und be gleitete sie. das Pferd am Zügel füh rend. Manchmal fand er die Schwe stern, auf ihren Feldstllhlen am Fuße eines Baumes sitzend, mit Zeichnen be schäftig«. Bei diesen Gelegenheiten band er sein Pferd an, nahm feinen Platz hinter Laura und unterrichtete sie in der Perspektive, denn Mhra, die viel besser zeichnete als die jüngere Schwester, bedurfte seiner Unterwei sung weniger. Nach und nach wurden bestimmte Stunden für diese künstlerischen «>u dien festgesetzt und der Baron gab seine Ausflüge nach Lixdorf ganz auf und begnügte sich damit, im Park von Mangoldshöh' abzusteigen. Er er klärte Laura für eine sehr gelehrige Schülerin und das junge Mädchen gab sich alle Mühe, des Lehrers Beifall zu finden. Aber September und Oktober sind Herbstmonate. Es wurde für den Unterricht im Park zu kühl und die Stunden mußten ausgesetzt werden. Elisabeth Madden hatte während der letzten Wochen der Hoffnungßaum Zsrau war es nicht entgangen, daß er das schöne Mädchen leidenschaftlich liebte. Weshalb zögerte er also mit Erstmals die Kälte den Aufenthalt ausschieben dürfe, sich Lauras Hand zu sichern. Für ihren Bater hatte er kein« besondere Vorliebe, aber dieser allein hatte darüber Zu entscheiden, ob ihm das unschätzbare Gut gehören sollte, das er zu gewinnen strebte—die schöne Königin seines Herzens. „Er ist ihr Vater," sagte er sich, „und um ihretwillen muß ich meine Abneigung gegen ihn überwinden." Und eines Morgens ließ er sich bei dem Bankier melden und bat ihn um die Hand seiner Tochter. Der Millionär gab, ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, seine Einwilligung zu diesem Bunde, unter der Voraussetzung natürlich, daß auch Laura damit einverstanden sei. Er habe nie beabsichtigt, die Wahl seiner Tochter zu beeinflussen, versicherte er. Alfred Dawson seufzte schwer, doch war man dieses Seufzen an ihm ge ein fUnfunddreißigjähriger Aufenthalt in Indien zugezogen hatte. .Ich wünsche L°ura zu verheirathen Mangoldshöh' verließ, war sie seine Braut und er der glückseligste Bräuti gam aus Erden. willig zu. Woche des November stattfinden," sagte er. „Ich bin des Aufenthaltes auf dem Lande müde und möchte gern eine hcn." ch - Die Ausstattung Lauras wurde in London und Paris bestellt und der Hochzeitstag festgesetzt. 21. Kapitel. Zum ersten Male in ihrem Leben erfuhr Ursula Wilmot, was es heißt, Freunde zu haben, die sich für ihr Wohl interefsirten und aufrichtig dar dern. Leonor Austin, der Kassirer des Banthauses Dawson, liebte die beschei dene junge Musiklehreriu, zuerst hatte er sie wegen ihrer Verlassenheit bemit leidet und aus diesem Mitleid mit dem schönen Mädchen entwickelte sich sehr bald eine schwärmerische Liebe. Seine rücksichtsvolle Ergebenheit, feine ehrerbietige Zärtlichkeit waren dem vereinsamten Mädchen süß und neu. unter diesen Verhältnissen hatte er nicht zu befürchten, daß feine Liebe hoffnungslos sein werde. Er beeilte sich sich nicht mit seiner Erklärung, denn er hatte in seiner Mutter eine mächtige Verbündete. Diese hatte des Sohnes Geheimniß sehr bald entdeckt, denn er war nicht bemüht, seine Gefühle vor ihr zu ver bergen, die seit seinen Kinderjahren immer feine Vertraute gewesen. Die Mutter gestand ihm, daß sie es vorge zogen hätte, wenn seine Wahl auf ein reicheres Mädchen gefallen wäre, aber als sie in das enttäuschte Gesicht des Sohnes sah, erklärte sie ihm, wenn Ursula so gut wäre, wie sie schön sei, und sie Leonor so liebte, wie er es ver diene, wolle sie nichts weiter verlangen. Zum Glück ahnte Frau Austin nichts von dem Vorleben Josef Wil- adressirten Brief, sonst ben. Meine Mutter liebt Sie sehr, zärtlicher." Dieser Wunsch ging in Erfüllung, denn die gutmüthige Wittwe schloß sich bescheidenen Bedürfnisse brauchtet Jeden Sonntag war sie bei Frau Austin zu Tisch geladen. Die behag liche Eleganz des Haushalts, die anre gende Unterhaltung mit der hochgebil deten Wittwe und ihrem Sohn, waren für Ursula ebenso neue wie entzuaende Genüsse. Hier herrschte nur Einig keit und Frieden, hier gab es keine Alles überschattenden Befürchtungen, keine grauenvollen halberrathenen Ge heimnisse, die immer am Herzen nag ten. Aber in all' diesem Behagen ver gaß Ursula den Bankier Alfred Daw son nicht. Sie hatte leinen Augenblick aufgehört, ihn für den Mörder ihres Vaters zu halten. Ruhig und sanft in ihrem äußeren Betragen, begrub sie ihr Geheimniß in der eigenen Brust. Leonor Austin hatte sie nach bestem Wissen und Gewissen mit seinem Rath reicht. Was gegen Dawson zeugte, genügte nicht, ihn zu verurtheilen. Der Kassirer hatte sich mit einigen Beamten in der Geheimpolizei in Verbindung und sagten ihm, in dem, was er ihnen mitgetheilt, sei nichts, womit sie den Bankier einer Schuld überführen könn ten. Leonor Austin gestand Ursula, daß er ihr von keinem Nutzen mehr sein könne. Der Todte müsse ungerächt in seinem Grabe ruhen? es sei wenig Hoffnung, daß jenes schauerliche Ge heimniß seines Schicksals jemals zu ergründen sein werde. Aber Ursula verzichtete nicht dar auf. Sie wartete nur. (Fortsetzung folgt.) Jür die Küche. Gedämpft« Frosch schen ke!. Die Froschschenkel werden g«-, waschen, mit Butter, fein gehacktes lt Zwiebeln, Petersili«, etwas W und gedämpft. Hierauf Gläschen Weißwein und etwasFleisch brühe Übergossen und 10 Minuten Mischung von 4 Eigelb, 2 Eßlöffel sü- Prinzeß-Kartoffeln. Man kocht zwei Quart Kartoffel in der Würfel. Einbrenne: 3t Unzen Butter,... k 2—3 Löffel Mehl, mis der gehackt^W^ Stunden in ein Wasserbad. Ist einige Male durchgeschnitten. Man schwitzt das Gemüse in Butter, bis es fast trocken ist, und thut dann etwas Kartoffel-Gulasch. Man'» Hähnchen auf Ar t. Man schneidet ein zartes chen in 4 bis 6 Theile, salzt und sert diese und läßt sie S Minuten-li^W Tiegel ein großes Stück Butter, läßt Mehl an die Sauce, gießt sie mit Fleischsuppe auf, gibt Muskat, eine Ci- Pap ri k a-F ische. Zu Paprika einer Kasserolle oder einem Tiegel wird ein gutes Stück Butter heiß ge macht, eine Hand voll feinwürfelig ge schnittene Zwiebel daran leicht geröstet, worauf man die Fifchstücke hineinlegt, ein Sträußchen grüne Petersilie und eine Messerspitze Paprika hinzugibt, die Kasserol' zudeckt und die Fischstücke 10«M bis 12 Minuten dünstet, worauf sie umwendet, noch einige Zeit dämpft, H mit Citronensaft beträufelt und in der Sauce servirt. Man kann in die Sauce auch etwas guten sauren Rahm geben. Schweizer Reis. Ein Pfund Reis wird dreimal abgebrüht, mit Milch. Zucker und der Schale einer Ci trone gar gekocht. Man läßt den Reis, der ganz steif und dick eingekocht sein muß, erkalten, gibt fünf bis sechs Blatt ausgelöste, weiße Gelatine und ein Pint Schlagsahne darunter. Nun kocht man ein halbes Pint Weißwein mit Citrone und einer halben Unze ro ther Gelatine klar und läßt es abküh len. In eine Form füllt man finger hoch die rothe Weingallerte, läßt sie er starren, gibt die Hälfte Reis hinein, läßt diesen ebenfalls steif werden, dann wieder Weingallerte und zuletzt die zweite Hälfte Rei?. Man stellt die Form kalt, stürzt dieselbe und gibt Va nilletunke dazu. Hirnpudding als feine Suppeneinlage. Ein sauber geputztes Hirn wird abgebrüht, durch ein Sieb gestrichen und mit 3j Unzen Butter aus dem Feuer abgebrüht. Man gibt fünf Eigelb dazu, feingewiegte Zwiebel, gehackte Petersilie, Muskat, Salz, Pfeffer und drei in Milch einge weichte, fest ausgedrückte und durch ein ' » Sieb gestrichene Semeln, zuletzt den ' Schnee der Eier. Eine Form wird gut mit Butter ausgestrichen, die Masse hineingefüllt und eine Stunde im Was- i ser gekocht. Gestürzt, in Stücke ge schnitten und zur Suppe in klare Brühe gegeben, paßt dieselbe gut für festliche Gemischter Sal a t. Roth« und ein wenigZucker sein gerührt, daoi, Oel und dicke saure Sahne hiazug«» fügt. 3
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