Vervshntt« <!riminal-Roman von M- E. Braddon. (S. Fortsetzung.) „Chlodwig Wilmot erkrankte unter wegs. wie sein Bruder mir erzählte.. Josef ließ den armen alten Mann ir- und seltsamerweise vergaß ich. ihn danach zu fragen. Der arme Mensch unterhielt mich auf dem Mischen Southampton und Winchester mit Erinnerungen aus der Vergangen heit, so daß wir der Gegenwart kaum gedachten." „Der alte Wilmot muß sehr krank sein." rief Balder, „sonst wäre er un fehlbar nach St. Gundolph zurückge kehrt, um mir von dem Vorgefallenen don zurückzukehren." Balder, ein sehr gutmüthiger Mensch, war sehr betrübt bei dem Ge danken an die Verlassenheit des armen Alten, der allein unter Fremden krank gend den Bankier. Um 3 Uhr begann das Todtenschau «cricht. Die Zeugen, die vernommen Tom Mackenzie und Philipp Murtock, welche die Leiche in dem Flüßchen nahe den beiden Fremden gesprochen und später Alfred Dawson das Münster ge zeigt hatte, der Wirth zum Goldenen Adler und der Kellner, der die beiden Reisenden empfangen und die Befehle des Bankiers für das Abendessen ent gegengenommen hatte, und endlich Al fred Dawson selbst. In dem Verhandlungszimmer hat ten sich sehr viele Zuhörer eingefunden, ron Stefan Arden. Arthur Lowell, Roderich Balder und der Anglo - Jn fcrnt. tischen lag. Arthur Lowell schloß sich Das Gesicht des Todten war entstellt Gesichts. lung im Interesse des Bankiers auf merksam folgte, richtete verschiedene Fragen an die Zeugen. Alfred Daw , fon war der Erste, der an die Reihe kam. Er gab einen sohr klaren und verständlichen Bericht von Allem, was von dem Augenblick seiner Landung an Landungsstelle," erzählte er, „und theilte mir mit, daß er als Vertreter eines Anderen komme. Anfangs er- Jndien ging, in meinen Diensten ge standen , war am 16. dieses Monats in London mit seinem ältern Bruder war bleich", aber die sestzusammenge driickten Lippen, d-r selbstbewußte Blick seiner Augen und die stolze aus seines Geistes. „Der Mensch muß aus Eisen ge macht sein," dachte Arthur Lowell. ..Entweder er ist ein sehr großerMann, oder ein sehr verderbter. Ich fürchte mich beinahe, zu fragen, wofür ich mich „Wo hatte Josef Wilmot seinenßru- welcher Stelle Sie sich von dem Ver storbenen trennten?" „Nein. Bedenken Sie gefälligst, daß ich seit meinen Knabenjahren nicht in dieser Gegend gewesen bin. Mein alter Schulkamerad Michael v. Tal boys heirathete und ließ sich in Schloß Farren während meiner Abwesenheit ich meine Reise nach London fortsetzen tonnte. Ich kam deshalb nach Win chester, um meinen Freund zu besuchen, und war sehr enttäuscht, zu hören, daß er todt sei. Bei meinem lebhaften In teresse für den Verstorbenen, wünschte ich seiner Wittwe meine Aufwartung zu machen, und ging mit Josef Wilmot über den Münsterplatz nach St. Croß. Der Kirchendiener sah uns und sprach mit uns. „Ja, ich erinnere mich dessen sehr ge nau," bestätigte der Küster, der sich un „Um welche Zeit verließen Sie Ih ren Gasthof?" „Ich ging Arm inArm mit Josef Begleiter mich abholen sollte." „Er sollte nach dem Münster zurück kehren?" „Ja." „Aber weshalb nicht gleich nach dem Goldenen Adler?" Arthur Lowells Gesicht zeigte einen seltsamen Ausdruck. Wenn der Ban verwundert an, als wären sie über seine Anmaßung erschrocken, die Versiche rung eines Mannes, wie Alfred Daw son einer Kritik unterziehen. Der Ango-Jndier lächelte. Er stand in gleichgiltiger Haltung, mit seiner goldenen Uhrkette spielend, von dem heißen Augustsonnenschein überfluthet, dem Kronanwalt, den Geschworenen und dem forschenden Blick Arthur Lowells gegenüber, ohne mit den Wim pern zu zucken. „Ja," dachte Arthur Lowell wieder, des reichen Mannes Gesicht fort und fort beobachtend, „seine Nerven müssen von Eisen sein." 12. K a p i t e l. Frage: „Weshalb sagten Sie dem Verstor benen, «r solle Sie im Münster aussu chen, Herr Dawson." „Nur, weil es mir in jenem Augen blick so beliebte," erwiderte der Anglo- Jndier kühl. „Ich hatte Lust, mir das Münster anzusehen und glaubte, Josef Wilmot würde zeitig genug zu rückfein, an der Umschau theilzuneh men." „Aber der Weg nach Schloß Mar ren und zurück mußte doch eine ge raume Zeit in Anspruch nehmen." „Ich kannte die Entfernung nicht, und sagte Wilmot nur, ich würde mir die Kathedrale ansehen, und dort aus ihn warten, er möchte sich beci en." „Das war Alles, was zwischen JIMN vorging. „Und Sie warteten im Münster aus Ihren Begleiter?" „Ja, bis zu der Stunde, für welche ich unser Abendessen im „Goldenen Adler" bestellt hatte." „Ich bin gezwungen, Ihnen noch eine Frage vorzulegen, Herr Dawson." „Bitte sehr; ich beantworte Ihnen gern jede Frage." „Standen Sie mit dem Verstorbenen auf gutem Fuße?" „Ich hatte ihn gern und betrachtete ihn als Freund. „Ja, zur Zeit seines Todes; aber vor dieser Zeit —?" Der Bankier lächelte. „Ich bin sünsunddreißig Jahre in Indien gewesen." „Ganz recht. Aber hatten Sie vor Ihrer Uebersiedelung nach Indien nicht einen ernsten Streit mit dem Verstor benen. hatte es zwischen Ihnen und ihm nicht ein Zerwürsniß gegeben?" Dawfon's Gesicht färbte sich plötzlich mit glühendem Roth und seine Brauen zogen sich finster zusammen, als ob seine erprobte Selbstbeherrschung ge gen so unangenehme Erinnerungen doch nicht Stand zu halten vermöchte. „Nein," erwiderte er mit großer Entschiedenheit, „ich hatte niemals ei nen Streit mit ihm." „Gab es auch keinerlei Veranlassung zu einem Streit?" „Ich verstehe Ihre Frage nicht, ich sagte Ihnen bereits, daß ich niemals einen Streit mit ihm hatte." „Das mag sein; aber es bestand vielleicht eine verborgene Feindschaft zwischen Ihnen und ihm. stärker als Lebte ein solches Gefühl in Ihrer lch" 'l lf ' dl'ch diesem Blick senkten. Es war klar, daß er die Geschichte der gefälschten Wechsel kannte. des Ermordeten wußte. .Ja," erwiderte der Anglo-Jndier, »Josef Wilmot hegte einen Groll gegen mich, ehe ich nach Calcutta absegelte, aber wir verständigten und einigten „Sie bewilligten ihm eine Rente?" „Ja, keine sehr große, nur fünfzig Pfund jährlich, aber er war ganz zu frieden damit." „Er hatte also Ansprüche an Sie?" „O nein, er hatte keine wie immer geartete Forderung an mich geltend zu Millionär kaum angenehm sein. Die Geschworenen sympathisirten mit ihm. „Wenn der Verstorbene keine An sprüche an Sie hatte, weshalb setzten Sie ihm ein Jahrgeld aus?" forschte der Kronanwalt. „Um alter Zeiten willen. Wir wa ren in der Jugend befreundet gewesen „Nicht leicht, aber ich könnte sie auf „Wieviel Zeit verstrich, seit Sie das Münster mit dem Berstorbenen verlie kehrten?" »Nicht mehr?" D:r.Bankier tehrte auf seinen Platz zurück. weiße Hand zitterte, als sie mit dem Medaillon an der Uhrkette spielte. Der Küster war der nächste Zeuge, ihn?" Der Bankier, der gerade vor sich hinsah, schien den Blick des Küsters nicht zu bemerke!^ Pause. „Weshalb nicht?" Mann. sollen uns sagen, was Sie bestimmt Wissen." „Bestimmt kann ich es nicht behaup „Eine Stunde oder darüber?" Arthur Lowell hatte sein Notizbuch aus der Tasche genommen und die Aussagen des Küsters stenographirt. Der alte Mann beschrieb, wie er den wichtigsten Zeugen waren dij beiden irischen Arbeiter Tom Mackenzie und Philipp Murtock, die die Leiche des Ermordeten gesunden hatten. Tom Mackenzie wurde aus dem Zimmer geschickt, während Murtock hergehenden Abend von einem Ernte fest auf einem Gute in der Nähe von St. Eroß heimkehrten. Tom war am um sich in seinem Hnt einen Trunk Wassers zu schöpfen, war aber erschro cken zurückgefahren, als er im Mond licht das Gesicht des Todten aus dem Wasser hervorblicken sah. Die beiden Arbeiter hatten die Leiche aus dem Wasser gezogen und Philipp Murtock bei ihr Wache gehalten, während Tom scln ausgezogen worden und die obere Hälfte des Körpers war ganz nackt. Es lag eine empörende Rohheit in die ser Thatsache. Der Mörder schien sich die Kleider des Opfers angeeignet und das Verbrechen aus gemeiner Habgier, nicht aus Rache begangen zu haben. Arthur Lowell athmete freier auf. Bis zu diesem Augenblick hatte er, von Zweifeln durchwühlt, Folterqualen ausgestanden. Ein dunkler Verdacht hatte in seiner Brust gearbeitet. Er hatte gefürchtet, der Anzlo - Jndier habe seinen alten Mener ermordet, um die Kleider abzuziehen. Die Beraubung des Todten zeigte den Mord in einem neuen Licht. Die Lowell suhlte sich glücklich, Alfred den Kleidern des Todten und seinem sonstigen Besitz nichts aufgefunden. Die Aussage des Arztes war sehr kurz. Der Verstorbene schien schon seit mehreren Stunden todt gewesen zu Tanne" brachte. Nach den Hautab schürfungen und verschiedenen Zeichen an der Kehle im Nackeii, und an würgt hatte. Die Aussagen des Kellners und des Wirthes zum „Goldenen Adler" gaben gleiter gewartet und sich geweigert hatte, das bestellte Mahl vor »etin Uhr auftragen zu lassen. der Obmann den Wahrspruch. Er Alfred Dawson, Arthur Lowell und Gasthof. Es war sieben Uhr, als sie sich zum Abendessen niedersetzten. Es war kein heiteres Mahl. Das Ge müth der drei Herren >var sehr bedrückt. auf sie. Der junge Rechtsanwalt hatte mit Erstaunen bemerkt, dag der Bankier „Sie werden wahrscheinlich noch heute Ihrer Fräulein Tochter schrei ben," sagte der Anwalt endlich. „Ich ganzen Tag sehr um Sie geängstigt haben. Ihre Depesche an Herrn Bal der hat sie außerordentlich beunruhigt." meine Tochter noch heute zu sehen." „So verlassen Sie Winchester diesen Abend?" „Ja, mit dem nächsten Eilzug." Arthur Lowell sah den Bankier er „Sie scheinen überrascht?" „Ich dachte, Sie würden bleiben, bis —" „Bis was?" fragte der Anglo-Jn dier. „Die Verhandlung ist beendigt. Für die Beerdigung meines armen Freundes werde ich die nöthigen An weisungen geben und eine ausreichende Summe zurücklassen. Ich sprach schon heute Nachmittag mit dem Kronanwalt über die Sache. Was kann ich noch „Nichts," Arthur Lowell Schritte zur Auffindung des Mörders gethan sein werden." Es widerstrebte ihm, dem Gedanken Ausdruck zu geben, daß einige Leute Dawson selbst beargwöhnen könnten Schauplatz des Mordes zu verweilen, bis jeder Verdacht durch die Verhaf tung des wirtlichen Mörders beseitigt sein werde. Der Bankier schüttelte den Kopf.' „Ich bezweifle sehr, daß man den Schuldigen entdecken wird." sagte er. „Und was sollte ihn verhindert haben, zu entfliehen?" „Vielleicht die Feigheit und Unent fchlossenheit, die den meisten Verbre chern nach vollbrachter That eigen ist. Die geraubten Sachen, die er wahr dere unbedachten Schritte, die er in seiner Beschränktheit unternehme» mag." * „Ich hoffe, die Polizei wird den Elenden nicht entkommen lassen," sagte Balder, sein Glas mit Rothwein fül lend. „Von dem Opfer des Verbre chens, jenem Wilmot, habe ich nie etwas Gutes gehört. Nachdem Sie England verlassen hatten, gerieth er vollständig auf Abwege." „Ja. Er wurde Falschmünzer, in der Anfertigung von falschen Bank schicklichkeit besessen haben und das Ende vom Liede war die Verurtheilung zu mehrjährigem Zuchthaus." „Das Alles wußte ich nicht." „Erzählte er es Ihnen nicht?" mir davon Mittheilung machen Kurz vor zehn Uhr fuhren die drei Herren nach dem Bahnhof. Balder begab sich an den Schalter, um die fon und Arthur Lowell gingen Arm in Arm aus dem Bahnsteig auf und ab. Mi die Glocke zum Abgang des Zu ges geläutet wurde, kam ein Mann auf den Bahnsteig, der sich hastigen Schra tes dem Bankier näherte und, den Hut abnehmend, sich vor ihm verneigte. „Ich bedauere, Sie zurückhalten zu müssen," sagte er, „aber ich habe den Befehl, Ihre Abreise von Winchester zu „Von dem Richter, Herrn Baron Stefan Arden. Ich bin l.?auf'..izt, Sie ihm sofort vorzuführen." „Auf welche Anschuldigung hin?" rief Arthur Lowell. „Auf Grund des Verdachtes, an der Ermordung Joseph Wilmots betheiligt zu sein." Der Millionär richtete sich stolz in die Höhe blickt« den Polizeibeam- Winchester festhalten." des obersten Richters. Balder bot Bürgschaft in jeder Höhe an, aber der Anglo-Jndier b:deutete gen. „Ich danke Ihnen, Herr Balder," rief er, „aber ich will meine Freiheit erwürgt zu haben, rief Dawson bit So wurde Alfred Dawson, der Chef des »weltberühmten Banlhciuses, am 13. K a p i t e l. ner Verhaftung wurde Alfred Dawson dem Richter, Baron Stefan Arden vorgeführt. Die vorgeladenen Zeugen Arthur Lowell war erschienen, um im Interesse des Bankiers der Ver- Die leere Brieftasche, die wenige Schritte von der Leiche aufgefunden wurde, wie der Strick, mit dem der Er führt haben konnte, denn sie mußte das Werk eines Augenblicks gewesen sein, in welchem der erste Schrei der Ueber ,war der Kirchendiener und die Verhaf tung des Bankiers die Folge gewisser Bemerkungen des Alten. In seiner Unterhaltung mit Leuten auf der Verhandlung nicht gedacht hatte, der plötzlichen Ohnmacht des Bankiers. „Der arme Herr," sagte er, „ich habe noch niemals eine so plötzliche Ver wandlung gesehen. In militärisll,er Haltung, den Kops stolz erhoben, ging er neben mir her und in der nächsten Minute taumelte er wie ein Betrunke ner und er würde gefallen sein, wenn nicht eine Bank zur Hand gewesen wäre. Wie ein Klotz plumpste er nie der und schwere Schweißtropfen be deckten seine Stirn. Er war so bleich, Sls ob er einenGeist gesehen hätte, aber bald lächelte er wieder und meinte, die Hitze hätte ihn überwältigt." „Merkwürdig, daß ein Mensch, der eben erst aus Indien zurückkam," sagte einer der Umstehenden, „sich über die Hitze eines Tages wie der gestrige, be klagte." Der Kirchendiener mußte imWesenl lichen diese Aussage wiederholen. Ein Knabe bekundete »och, den Verstorbe nen und Alfred Dawson in der Nähe der Stelle getroffen zu haben, wo spä ter die Leiche gesunden wurde. Wäldchen gewesen waren, aber nicht ei ner von ihnen hatte Josef Wilmot ge sehen, noch einen Hilferuf noch einen Angstschrei gehört. Auch Balder wurde vernommen und vereidigt. Er bekundete, daß Alfred Dawson als Chef des weltberühmten Bankhauses eine hohe gesellschastliche Stellung einnehme und sehr reich sei. Damit schloß das Verhör und der den Verwahrung einlegte. Alfred Dawson lehnte von Neuem das Anerbieten einer Bürgschaft ab und erklärte wieder, lieber in Haft zu bleiben, als mit dem Mackel eines Ver dachtes in die Welt zurückzukehren. Er war von den Gefängnißbeamten er sie zu empfangen wünschte. Die öffentliche Meinung in Winche ster sprach sich zu Gunsten des Bankiers aus, der eben erst aus Indien heimge kehrt, sich darnach sehnte, sein einziges Kind zu umarmen, aber unbegreis wortet wurde. Arthur Lowell ließ nichts unver sucht, den Vater Laura's von jedem Polizei, auch die leiseste Spur zu ver selbft die Aufgabe" den kranken Chlod wig Wilmot aufzufinden, der vielleicht im Stande sein würde, über die Ver gangenheit und den Verkehr des Ver storbenen werthvolle Auskunft ?u geben. Der junge Anwalt hielt auf jeder Station. In Basing erfuhr er, daß ein alter Mann, der mit seinem Bru nig« Stunden, nachdem sein Bruder ihn verlassen hatte, gestorben, < hne die Sprache wiedergefunden zu haben. Der Tod hatte die Lippen dieses Zeugen geschlossen. Gegen Alfred Dawson lag nichts vor als die Thatsache, daß er die letzte Person gewesen war, die man in Br aus die Zeit, während welcher er von der Kathedrale abwesend gewesen war. 14. K a p i t e l. Während dieser Vorgänge in Win chester hatte Ursula in Angst und hatte ihr versprochen, am Abend des 16. August gegen 1t) Uhr nach Haufe Leben führe? fein eigener Mund hatte ihr die grausame Wahrheit enthüllt. Aber trotz seiner beklagenswerthen Verirrungen hatte sie ihn geliebt und Sicherheit, und sie erwartete seine Heimkehr jede Stunde. Aber über ihren Sorgen und Befürchtungen durste sie ihre Arbeit nicht vernachlässi gen, durfte sie, während sie ihre Schü lerinnen unterrichtete, in Blick und Miene ihre Kümmerniß nicht verra then. Nur eine Person bemerkte, daß Ur sula Wenk noch ernster war, als ge- Sie hörte ihm freundlich zu, wenn er über Bücher und Musik mit ihr plau derte. aber ihre Züge hellten sich nicht auf, und oft hörte er sie seufzen, wäh rend sie mit seiner kleinen Nichte am Klavier saß. „Sie scheinen Kummer zu habey, Fräulein," sagte er ihr eines Tages. „Bitte, halten Sie mich nicht für zu dringlich oder anmaßend, aber mir >st so. als ob Etwas Ihr Gemüth de- Kopf. „Ich irre mich also, Fräulein?" „Ja, ich bin nur etwas beunruhigt über meinen Vater, der schon seit bei nahe zwei Wochen von Hause fort ist, aber das ist nichts Seltenes, doch ich bin iinmer so kindisch, mich um ihn zu hört." Am Abend des 27. August gab Ur sula der kleinen Lizzie ihren Klavier unterricht und als sie damit fertig war, plauderte sie wie gewöhnlich mit Frau Austin, die der jungen Musik lehrerin eine aufrichtige Freundin ge worden war. lichen Mord gehört, der so großes Aus sehen macht. Fräulein Wenk?" „Nein, gnädige Frau, ich lese nur selten die Zeitung." „Ja. aber alle Welt spricht von die ser grauenvollen Geschichte, weil der millionenreiche Bankier Dawson in die Angelegenheit verwickelt ist." „Dawson!" wiederholte Ursula mit weit aufgerissenen Augen. „Ja, Kind, der reiche Bankier. Ich interessire mich für diese Angelegenheit so sehr, weil mein Sohn in dem Daw son'schen Bankhaus angestellt ist. Es scheint, daß ein ehemaliger S-kretär des Herrn Dawson in Winchester er mordet wurde und anfangs hatte man den Bankier selbst in Verdacht, das Verbrechen begangen zu haben. Herr Dawson wurde sogar verhaftet. Ein Verhör hat bereits stattgefunden und für heute ist wieder eine Vernehmung anberaumt, deren Ergebniß wir erst morgen erfahren werden." Mit todtesbleichem Gesicht hörte Ursula diesen Mittheilungen ihrer Gönnerin zu. „Und wer ist der Ermordete? fragte sie. „Josef Wilmot. Josef Wilmot!" wiederholte Ursula langsam. Sie hatte immer ihren Vater unter dem Namen Peter Wenk gekannt, aber was war wahrscheinlicher, als daß Wilmot sein wirklicher Name war?" „Ich werde Ihnen das Zeitungs blatt mitgeben. Sie finden die ganze Geschichte in allen ihren Einzelheiten darin." sagte Frau Austin, das Blatt zusammenfaltend und ihr iiberrei (Fortfetzung folgt.) Aus der Schule. Lehrer: „Wer kann mir ein Wort sagen, das mit „o" endigt?" Fritz: „Casino!" Lehrer: „Gut!... Aber wie kommst Du gerade auf Casino?" Fritz: „Weil f' mrin' Vater gestern dort 'nausg'worfen haben!" Jür die LüHe. Zwiebelsuppe. Man schneidel einige Zwiebeln in kleine Würfel, dün stet diese in reichlich Butter gelb, rühr! dann einen bis zwei Löffel Mehl hin zu, läßt dies hellgelb schwitzen und ver- kocht es mit etwas Wasser. Nach unt nach füllt man so viel Wasser aus, so- Stunde langsam lochen, wodurch de, Geschmack sehr erhöht wird. Zuletzt wird die Suppe mit einem oder zwei Gedämpfter Hecht. Man Butter hellgelb, füllt mit der Fisch- und fügt den etwa noch nöthigen Ci tronensaft, sowie eine Messerspitze Lie big's Fleisch - Extract hinzu. auch zwei Eßlöffel von ihrem in der Büchse befindlichen Safte und zwei Eßlöffel voll süße Sahne hinzugeben. Diese Mischung gibt man in 2 Unzen Butter, welche man steigend gemacht eine flockige noch nicht feste Masse bil det. Man reicht fein zUviegtenSchnitt lauch und geriebenen Parmesantäse für Magenkranke eine leichte, rasch zu bereitete Beispeise zu den Gemüsen. Lamm auf Wildpretart. Das zugerichtete Lamm wird enthäu das Fleisch einige Stunden mariniren läßt. In einem Bratgeschirr mit Wurzelwerk, Gewürz, Butter und Salz bratet man das Lamm im Ofen an, gießt etwas von der Marinade daran, ebenso einige Lössel sauren Rahm und Fleischbrühe und gibt durch öfteres Begießen demßraten eine schöne Farbe. Nach einer Stunde etwa ist der Braten fertig; man tranchirt ihn in schöne Stücke, legt ihn in seiner ursprüngli chen Form auf die Platte und gießt von der mit etwas saurem Rahm ausgekoch ten Sauce über das Fleisch, während man die übrige Sauce extra gibt. Hackbraten mit E i e r s ch e i ben. Ein Pfund Schweinefleisch, ein Pfund Ochsenfleisch und ein Pfund Kalbfleisch wird mit einer Zwiebel durch die Fleischmaschine getrieben, tüchtig mit Salz, Pftffer und breiten Messer die Hälfte des Fleisches ab, belegt die untere Hälfte der Breite nach mit in Viertel geschnittenen hart gekochten Eiern und legt die obere darauf, die Ränder der beiden Hälften gut zusammen zu drücken, da der Bra ten sonst aufspringt. Kalt und warm servirt, sieht der aufgeschnittene Hack braten mit den Eierscheiben sehr hübsch aus und schmeckt besonders zu Enoi vienfalat sehr gut. Weiße Kalbsbratenspeise. Kalbsbratenreste sowie hartgekochte ge schälte Eier werden in Scheiben ge schnitten und eingemachte Essiggurken würflig zertheilt. Man richtet Braten und Eierscheiben schichtweise in Kranz form an. bestreut jede Schicht mit Gurkenwiirfeln und Perlzwiebeln. Man verquirlt dicke saure Sahne mit etwas Essig, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker, gießt sie über das Gericht und bestreut die Oberfläche entweder mit gehacktem Schnittlauch oder Kresse. Kohl p»d ding. Ein Weiß der genommen, auch die starten Rippen aus den Blättern entfernt. Man macht zugleich eine Fleischfarce aus drei Vier tel Pfund derbem Schweinefleisch und ebensoviel Rindfleisch, mengt dieselbe mit gewiegter Zwiebel, Salz und Pfef fer und wenn man will, einem ganzen form dick mit Butter. In diese bringt man. mit Kohl anfangend vnd alles fest eindrückend, immer eine Lage mit Kümmel gewürzten Weißkohles und eine Lage Farce, bis die Form bis zu zwei Finger breit vom Rande voll ist und Weißkohl den Schluß macht. Man gibt Butterflöckchen oben darauf und schraubt die Form zu. Zwei Stunden muß dies Gericht gelocht werden, dann stürzt man es und bringt es mit einer Für ein halbes Pfund Fleisch dünste Schweinefett (oder Speck) hellbraun, xebe eine gute Messerspitze voll Pa prika dazu, rühre schnell um. thue fünf Eßlöffel Wasser hinzu, leg« alsdann 3
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