Vervehmt. Criminal-Roman von M. E. Braddon, (3. Fortsetzung.) A:m, verließ Josef Wilmot den Laden Taschen mit Steinen angefüllt. Am Rande des Hafendammes kniete e: nie de: und band alle diese Steine in ei samsten A:beiten zu vollbringen. befe stigte er das Bündel mit den Steinen an das Packet, das e: aus dem Laden mitgenommen hatte und versenkte es rn's Wasser. Die Stelle, die er zu diesem Zweck gewählt hatte, wa: am äuße:sten Ende des Hafendammes, wo das Wasser am tiefsten war. Er war sehr vo:sichtig zu We:> ge gangen, imme: umherspähend und sich achtete. Und als das Packet unte:gegangen wa:, wa:tete e:, bis die K:eise auf de: Oberfläche des Wassers sich wiede: vsr „Svmit ist Peter Wenk sammt den Kleidern, die er trug, vom Erdboden verschwunden," sagte e: sich, de» Weg nach dem Do:fwi:thshaus einschla gend, wo e: den Nachmittag zuge dacht hatte. E: nahm do:t auch sein Nachtquartier und als e: am näch sten Mo:gen ku:z nach neun Uh: im Hafen e:schien, wa: de: Dampfe: „Lady" schon dem unbewaffneten Auge sichtbar. ß. Kapitel. Die alte F:au Austin, die Mutter des Kassi:e:s Leono: Austin, sah sich ih:em gewohnten stillen Leben du:ch die Ankunft ih:e: Enkelin, Elisabeth Lester, de:en Elte:n in Sydney ansäs sig wa:en, fast ganz ents:emdet, abe: die Kleine, ein seh: hübsches, gutmüthi ges und talentvolles Kind, gewann sehr bald de: Großmutter Herz. Leono: Austin, ein junge: Mann von d:eiundd:eißig Jah:en, wurde es schwerer, sich in die Thatsache zu fin den, daß er für seine Mutter nicht mehr de: Mittelpunkt des Haushalts wa:, um so meh:, als e: sich sü: die Nichte eine: Menge von Unannehmlich keiten zu unterziehen hatte. Unte: Ande:em wu:de ihm die Auf gabe übe:t:agen, sü: Lizzie eine Musik iehrerin zu beso:gen, die in ih:em Fach zwa: seh: tüchtig, dagegen in ih:en Fo:de:ungen äußerst bescheiden sein sollte. Leono: Austin studi:te die Anzeige spalten und sah sich eine: solchen Füll? von Angeboten gegenüber, daß er es sich seh: leicht dachte, den Wunsch sei ne: Mutte: zu bef:iedigen. E: sch:i-b sich die angegebenen Ad:essen auf und trai mit den Damen in Ve:bindunz. die sich gemeldet hatten, abe: fast kein« de: Pe:sonen, die e: auf diese Weise kennen leimte, sagt« ihm ode: seiner Mutte: zu. So wa: be:eits eine Woche seit dem Eint:effen Lizzies ve:gangen und die Kleine hatte noch imme: keine Musikleh:e:in. Eines Abends im Juli unwnahm Leono: einen Spazie:gang nach den westlichen Vo:o:ten de: Stadt und wa: unve:merkt bis nach Wandsworth ge langt, das so einsam und still vor ihm lag, wie eine der Sandflächen in Mit- Er wande:te weiter und weiter. Hier und da blinkte ihm ein Licht aus den Fenstern entgegen. Während er müßig die Auslage einer Papierhandlung be trachtete, entdeckte er einen Zettel, auf dem er las, daß eine Dame Klavierun terricht zu geben wünsche. Der junge Mann, der ziellos umherstteiste, be schloß, die Musikleh:e:in aufzusuchen, die in de: Godolphinsttaße wohnte. Das bezeichnete Haus wa: schnell ge sunden. E: hatte ein Vo:gä:tchen zu su:chsch:eiten. Unte: einem Gold:e genbaum saß in Bei dem Ge:äusch de: Sch:itte e:hob sie sich e::öthend von de: Bank, auf de: sie gesessen hatte. „Ich kam, um mich nach de: Dame zu e:kundigen, die Willens ist, Musit stunden zu geben," sagteLeono: Austin, „nu: fi!:chte ich eine ungelegene Stunde gewählt zu haben." De: junge Mann wußte kaum, wes halb e: sich entschuldigt hatte, denn es wa: ihm bei den ande:en Damen, die «: zu ebenso unangemessene: Tages zeit in de:selben Angelegenheit belästigt hatte, niemals eingefallen, eine: Ent schuldigung zu bedü:fen, abe: das schö ne bleiche Gesicht und die e:nsten b:aunen Augen, in die e: geblickt, hat ten ihm seine gewohnte Siche:heit ge raubt. Ziemlich unbeholfen und ve:legen stellte e: sich U:sula Wenk vo:, und «:klä:te ih:, sü: wen e: ih:en Unte:- richt wünsche. Die Unte::edung mit sem jungen Mädchen daue:te ungefäh: zehn Minuten. Wie be:ausch'. von de: Schönheit des holden Geschöpfs ver abschiedete e: sich. „Gefallen!" :ief die Mutte:. „Ur- glaube, auch Du wirst sie reizend fin den. Nur Eines wird Dir unange nehm sein, mein Sohn. Sie kann erst spät am Abend kommen, gerad« wenn Du zu Hause bist, und ich fürchte, das Spiel des Kindes wird Dich belä stigen. Aber Du wirst diese Stunde vielleicht zu einem Spaziergang be- « x > stin, die kleine Lizzie zu unterrichten, und niemals schien das Spiel seiner Nichte den Onkel zu belästigen. Wenn die Unterrichtsstunde vorüber war, nöthigte Frau Austin das junge det. Ein Blick, ein Lächeln, eine Bewe gung ihres anmuthigen Kopfes wa:en fü: ihn ve:ständliche und beredete Ant worten. Und doch wußte er so wenig von ihr. Sie vermied jede Anspielung auf ih:e Familie und ih:e vefangene Geschichte. Selten e:wähnte sie ih:es Vate:s. abe: wenn sie von ihm sp:ach, gedachte sie seine: mit de: g:ößten Seufze: begleitet. Sich von Leono: nach Hause beglei ten zu lassen, lehnte U:sula stets mi! 7. Kapitel. Josef Wilmot wa:tete dem An schein nach :echt geduldig auf die An kunft des Dampfe:s. Alle begegneten ihm mit g:oße: Achtung, und er konnte gehen und kommen, wie ihm beliebte, ohne durch Fragen belästigt zu wer den. Unter den Reisenden, die mit der „Lady" eintrafen, machte sich ein vor nehm aussehender Herr von ungefähr sechzig Jahren in einem dunklen Anzug besonders bemerkbar. Sein Anzug war fast ganz so wie der, den Josef Wilmot für sich gewählt hatte. Der Fremde war Alfred Dawson, hochgewachsen und breitschultrig, und mit einem hochmiithigen Lächeln in dem hübschen Gesicht. Bewegungslos wie eine Bildsäule stand Josef Wilmot in der Menge, die sich versammelt hatte, die Ankommen den zu begrüßen, und beobachtete den Mann, der ihn einst so schnöde verra then. „Nicht sehr verändert," murmelte er, „stolz, selbstsüchtig und grausam da mals, stolz, hochmüthig und grausam noch jetzt. Er ist älter und sein Haar ist grau geworden, aber er ist derselbe Mensch, der er vor sUnsunddr-ißig Jah:en wa:, das lese ich in seinem Gesicht." Als Alfted Dawson landete, nä he:te sich Wilmot dem Anglo-Jndie:. „He:: Alfted Dawson, wenn ich nicht i::e?" s:agte e:, den Hut abneh „Ja, mein Name ist Alfted Daw „Jch bin von dem Bankhause in de: St. Gundolph St:aße abgeschickt wor den." entgegnete Joses Wilmot, „und habe einen B:ief von He::n Rode:ich Balde: an Sie abzugeben. Sie ab zuholen, und Ihnen meine Dienste zu: Ve:fügung zu stellen, bin ich hie:." „Sie sind Keine: de: Buchhalter des Bankhauses?" „Nein. Her: Dawson." „Das dachte ich mi:. Sie sehen nicht aus, wie ein Buchhalte:; abe: we: sind „Ich komme in Be:t:etung eine: ande:en Pe:son, die unte:wegs plötzlich e:k:anlte. doch jetzt davon zu sp:echen ist keine Zeit. Mich Ihnen nützlich zu machen ist der mir ertheilte Auftrag. Soll ich mich nach Ihrem Gepäck um sehen?" „Ja, das wird mir angenehm sein. „Haben Sie einen Diener mit, Herr Dawson?" „Nein, mein Diener erkrankte, und ich mußte ihn in Malta zurücklassen." „O, das ist ein Unglück!" rief Josef Wilmot, aus dessen Augen es wie ein Blitz aufleuchtete. „Ja, es war sehr ä:ge:lich. Mein ganzes Gepäck ist nach dem Po:tland- Pa:k ad:essi:t. Haben Sie die Güte, dafü: zu so:gen,daß es auf dem schnell sten Wege do:thin geschickt wi:d. In meiner Kajüte finden Sie noch 'inen Hzndkosse: und eine g:oße Sch:eibscha. tulle. Diese Gegenstände will ich bei mi: behalten." „Ich werde Allts nach JH:emWun,ch beso:gen." „Besten Dank. In welchem Gasthos sind Sie abgestiegen?" „Ich bin e:st heute F:üh angekom men und habe »och gar leinen Gasthof aufgesucht. Die „Lady" wurde erst mo:gen e:wa:tet." „Ich gehe nach dem „Delphin" und werde mich freuen, wenn Sie mir dort hin folgen, sobald Sie nach dem Gepäck gesehen haben. Wenn es irgend mög lich ist, will ich noch heute nach London fahren." Alfred Dawson entfernte sich mit dem Bewußtsein eines Mannes, der von seinen eigenen Verdiensten eine sehr hohe Meinung hat. Die Sünde, die er in der Jugend begangen hatte, drückte sein Gewissen nicht. Wenn er der allen Geschichte überhaupt gedachte, geschah es nur, um sich zu erinnern, daß er von seinem Vater und seinem Onkel schlecht behandelt worden war. Und der Unglückliche, der ihm geholfen hatte, der begabte junge Mensch, der sein Werkzeug gewesen, war so voll ständig von ihm vergessen, als ob er nie gelebt hätte. Alfred Dawson wurde im „Delphin" eines der besten Zimmer angewiesen. Er warf sich müde in einen Sessel und nahm eine Zeitung zur Hand, legte sie Uhr aus der Westentasche. An der Uhr war ein goldenes Medaillon befe stigt. Alfred Dawson öffnete dieses Medaillon, das das Bild eines schönen Mädchens mit lockigem goldenem Haar hielt. blauen Augen ent „Meine arme kleine Laura!" mur melte er. „Ich möchte wissen, ob sie sich freuen wird, mich zu sehen. Sie war erst zwei Jahre alt, als sie Indien verließ, und kann sich meiner natürlich nicht mehr erinnern." Er steckte die mit dem Medail- Rockes. sch 5 gegenwärtigen." Der Brief war sehr lang und Alfr:d Dawson las ihn noch, als Josef Wil „Haben Sie Alles besorgt?" fragte er. „Ja, Herr Dawson, ich habe Ihr Josef Wilmot hatte den Hut nicht schlüssiger Haltung im Zimmer hin Aber Alfred Dawson achtete nicht darauf. Die Zeitung in der Hand, mern. Josef Wilmot blieb plötzlich an dem Tische stehen, in dessen Nähe Dawson fragten mich wer ich bin H-rr men." „Sie irren sich, Herr Dawson, ich sagte das nicht, ich sagte Ihnen im Ge gentheil, ich käme als Vertreter eine: anderen Pe:son, die abgeschickt wo:den „Das ist ziemlich dasselbe. Sie scheinen ein sehr angenehmer Mensch und werden sich mir ohne Zweifel ganz so nützlich zu machen wissen, wie der, den Sie vertreten. Es war sehr lie benswü:dig von Herrn Valder, mir Jemand entgegenzuschicken." Der Anglo-Jndier lehnte seinen Kopf in das Kiss?n des Sessels zurück und betrachtete seinen Begleiter mit halbgeschlossenen Augen. Josef Wilmot nahm seinen Hut ab. „Ich glaube nicht, daß Sie mich ge nau angesehen haben, Herr Dawson," sagte er. „Ob ich genau angesehen habe? Was soll das bedeuten, mein Lieber?" „Sehen Sie mir voll in's Gesicht, Herr Dawson, und sagen Sie mir, ob nichts darin Sie an die Vergangenheit Alfred Dawson zuckte zusammen. Er riß die Augen jetzt weit auf und starrte in das Gesicht ihm gegenüber. Es war so hübsch und sah beinahe so vornehm aus, wie das seinige. „Bin ich Ihnen schon früher ein mal begegnet?" forschte e:. „In In dien?" „Nein, Herr Dawson, nicht in In dien, das wissen Sie so gut wie ich. Gehen Sie weiter zurück, zurück bis zu der Zeit, ehe Sie Europa verließen, um nach Indien zu übersiedeln." „Nun —, und —" „Erinnern Sie sich, beim Derbyren nen sehr viel Geld verloren zu haben, und in so verzweifelter Gemüthsstim mung gewesen zu sein, daß Sie Ihren Revolver aus dem Schreibtisch nahmen und sich zu erschießen drohten? Erin nern Sie sich, in Ihrer Verzweiflung sich an einen in Dienst stehenden jun gen Mann gewendet zu haben, der Sie wie einen Bruder liebte, obgleich er im Rang weit unter Ihnen stand und der Sohn einer armen Wittwe war? Er innern Sie sich, den Knaben, der eins ! besondere Fertigkeit besaß, jede beliebi ge Handschtist nachzuahmen, der aber fein Talent bis zu jener Stunde nie ! zu einem strafbaren Zweck mißbraucht hatte, mit Bitten bestürmt zu haben, lhnen bei einem Unternehmen behilf lich zu sein, durch das Ihre Gläubiger beruhigt werden sollten, bis Sie das nöthige Geld erlangt hätten, sie zu be zahlen? Erinnern Sie sich alles des sen? Ja, ich sehe, daß Sie es thun, die Antwort ist in Ihrem Gesicht geschrie- Wilmots!" Er schlug sich mit der Hand auf die Brust, und richtete seine Augen fest auf des Bankiers Gesicht, Augen, in denen eine rachsüchtige Wuth glühte. holte Wilmot, dessen Gesichtsausd:uck Sie sind nalll:lich der Ansicht, daß ich ben, die für mich eine Kette des Elends waren, können Sie das geb:ochene He:z eine: Mutte: heilen, die an mei ken?" Als:ed Dawson wa: ein Mann von Welt, :uhig und leidenschaftslos, und wünschte das Leben von seine: an genehmsten Seite zu nehmen. E: war selbstsüchtig und herzlos, aber dem Millionär wurde sehr Vieles nachgese hen. „Mein lieber Wilmot," sagte e:, du:ch die Heftigkeit des einstigen F:eundes in keine: Weise aus de: Fas sung geb:acht, „Alles das ist sentimen tales Geschwätz. Natürlich kann ich Ihnen die Befangenheit nicht zurück geben. Die Befangenheit gehörte Ihnen und Sie hätten sie nach Belie ben gestalten können. Wenn Sie auf Abwege ge:iethen, haben Sie kein Recht, Andere dafü: ve:antwo:tlich zu machen. Bitte, fp:echen Sie nicht von geb:ochenen He:zen und vernichtetem Lebensglück, das ist Unsinn. Ich be baue:?, Sie damals in eine unangeneh me Patsche geb:acht zu haben und bin be:eit, Sie sü: die alte Geschichte in an gemessene: Weise zu entschädigen. Tie Ve:gangenheit kann ich Ihnen, wie ge sagt, nicht zurückgeben, abe: ich !aun Ihnen das geben, wosü: die meisten Menschen be:eit sind, Befangenheit, Gegenwa:t und Zukunft einzutauschen: ich kann Ihnen Geld geben." „Wie viel?" fragte Wilmot mit halb unte:d:ückter Heftigkeit. „Hm!" murmelte der Anglo-Jndie:, an seinem g:auen Schnu::ba:t zu pfend. „Was würde Ihnen ungefähr genügen?" „Das zu bestimmen überlasse ich Ihnen." „Gut, ich denke, Sie werden zufrie den sein, wenn ich Ihnen für Lebens zeit eine Jahresrente von fünfzigPfund sichere." „Fünfzig Pfund jäh:lich," wieder holte Josef Wilmo:t, de: seine Errc gung vollständig niede:gelämpft hatte und seh: gelassen sp:ach. „Fünfzig Pfund jährlich ein Pfund die Woche." ..Ja." „Ich nehme Ih: Ane:bieten an. Ein Pfund die Woche. Davon we:de ich leben können, wie schwe:a:beite»de Leute leben, ich we:de wenigstens mein tägliches B:od sü: mich und meine Tochter haben. Meine Tochte: ist ein seh: schönes Mädchen, ungefäh: in demselben Alte: wie Jh:e Tochte:. Sie wi:d natü:lich mein Einkommen mit mi: theilen und ebenso viele Ursache haben, Jh:e G:oßmuth zu segnen, wie ich " „Die Sache ist also abgemacht? „Ja, Sie haben he::liche Güte: in Warwickshire und Yorkshire, ein Haus im Po:tl<lnd-Platz. und eine Million Geldes, abe: natü:lich sind Ihnen alle diese Dinge nothwendig. Ich werde, Dank Ihrer Großmuth und als Ent schädigung sü: alle e:littene Schmach, sü: alles Elend und alle Entbeh:ung?n, die ich seit fünfundd:eißig Jah:en zu e:t:agen habe, fü: den Rest meines Le bens auf wöchentlich ein Pfund zählen dü:fen. Tausend Dank, He:: Daw son. Sie sind noch de:selbe. de: Sie wa:en, als ich, ein une:fah:ene: Kna be, ve:eh:ungsvoll zu Ihnen empo:sah. Ja. ich nehme Ih: g:oßinUthig-s Ane:bieten fü: mich und meine Tochte: an." . . E: lachte laut, abe: es wa: ein selt sames Lachen, doch Alf:ed Dawson stand zu hoch übe: dem ehemaligen F:eund, um sich über die Art seiner Heiterkeit Gedanken zu machen. Geschichten fertig sind." sagte er. „ha ben Sie vielleicht die Güte, das Essen für mich zu bestellen." 8. Kapitel. Josef Wilmot gehorchte und bestellte ein vortreffliches Mahl. Dawson ließ sich herab, von der erhabenen Höhe sei ner eigenen Größe niederzusteigen und den alten Kameraden einzuladen, mit ihm gemeinsam zu speisen. Aber wäh rend der Anglo-Jndier den aufgetra genen Speisen alle Ehre anthat, aß -er arme Ausgcstoßene und Verfolgte nur sehr wenig, auch den Wein berührte er kaum, sprach auch nur, wenn Alfred Nachdem der Bankier feinen Appeüt befriedigt hatte, trat er an das Fen ster und blickte mehrere Minuten auf die Straße hinaus; Wilmot war, in Gedanken versunken, am Tisch sitzen geblieben. De: Bankier, de: vor füus .,Trinken Sie Jh:en Wein, Wil- Spekulant, de: übe: die Wandlungen auf dem Geldmarkt brütet. Ich ver ten." De: Ausgestoßene lächelte. „Habe ich nicht G:und, seh: heile: auszusehen?" sagte e:. „Mein Gott, innerungen, und das ist ein Unglück sü: mich. Wenn ich das Un:echt hätte ve:gessen können, das Sie mi: vo: 25 Jahren zufügten, wä:e ich ein and::e: Mensch gewo:den, abe: ich konnte es nicht. Jeden Tag, jede Stunde erin nerte ich mich dieses Un:echts und das Wilmot Wilmot hatte das Alles^ae sprechen mußte, nicht weil e: wünschte, Alfred Dawson zu k:änken. E: hatie den Anglo-Jndier nicht angesehen, sei ne Stellung nicht geändert, den Kopf gesenkt und die Augen auf den Boden gerichtet, die Worte mit dumpfe: Stim me he:vo:gestoßen. Dawson Iva: wiede: an das Fenste: zu:ückgekehrt, jetzt abe: d:ehte e: sich mit zorniger Ungeduld nach Josef er. „Wenn die Fi:ma in de: St. Gundolphstraße Sie hierher schickte, mich gleich nach meiner Ankunft zu är gern und zu beleidigen, so haben die Herren eine recht sonderbare Art, dem Chef ihre Hochachtung zu bekunden und sich eines Fehlers schuldig gemacht, den sie früher oder später bereuen wer den. Kommen Sie abe: aus eigenem Ant:ieb, um mich zu erschrecken ode: Geld von mir zu erpressen, so begehen Sie einen noch größeren Fehler. Wenn Sie irgrend welcheVortheile du:ch mich erwarten. müssen Sie sich bemühen, mi: ein angenehme: Gefäh:te zu sein. Ich bin ein :eiche: Mann und weiß, wie ich Die zu belohnen habe, die mi: gefallen, abe: ich will von keinem Men schen gequält und belästigt we:den, am alle:wenigsten von Ihnen. Können Sie sich entschließen, mi: nützlich zu sein, so bleiben Sie, wo nicht, so ent fernen Sie sich, wenn Sie sich nicht de: Demüthigung aussetzen wollen, von dem Kellner hinausgewo:scn zu wer den." Am Ende diese: Rede DawsonZ blickte Josef Wilmot zum e:sten Male aus. E: wa: seh: bleich, um feine Lippen waren seltsam ha:ie Linien und in seinen Augen ein neues Licht be merkbar. „Ich bin ein Narr," sagte er ruhig, „einEinfaltspinsel, wenn ich denke, jene alte Geschichte könnte Ihr Herz rühren, Herr Dawson. Ich will Sie nicht wieder ärgern, das glauben Sie mir. Ich habe iii den letzten Jah:en kein seh: nüchte:nes Leben gefühtt und meine Ne:ven sind nicht meh: so sta:k, wie sie es einst wa:en, abe: Sie we:den sich nicht wieder zu beklagen haben und mich bereit finden, Ihnen in jeder Weise nützlich zu sein." „So beso:gen Sie mi: einen Fahr plan und unte::ichten wi: uns übe: die abgehenden Züge. Ich möchte nicht den ganzen Tag in Southampton zubnn gen." Josef Wilmot d:ückte auf den Knopf des elelt:ischen Teleg:aphen und be stellte denFah:plan, in dessen Studium de: Bankie: sich ve:tiefte. „Vo: Abends um zehn.UH: geht kein Schnellzug ab." sagte e:, „und mit ei nem Bummelzug zu sah:en, habe ich keine Lust. Was können wi: inzwischen anfangen?" Schweigend blätte:te e: einige Au genblicke in seinem Reisehandbuch. ' „Wie weit ist es nach Wincheste:?" f:agte e: endlich. „Eine Stunde ungefäh:." „Gut, dann we:de ich Ihnen sagen, was ich thun will. Ich habe in de: Nähe von Wincheste: einen F:eund, ei nen f:ühe:en Schulkame:aden, de: in Hampshire ein schönes Gut und bei St. C:oß ein Haus besitzt. Bestellen Sie einen Wagen und wi: fah:en nach Winchester. Ich besuche meinen alten Freund Michael Talboys, wir speisen dann im „Goldenen Adler" und fahren mit dem Schnellzuge, der um Viertel «lf von Winchester abgeht, nach Lon don." Eine halbe Stunde später verließen die beiden Männer Southampton in offenem Wagen, das Gepäck des Ban kiers und Josef Wilmots Reisetasche mitnehmend. Es war drei Uhr, als der Wagen vor dem ..Delphin" hielt, es fehlten fünf Minuten zu vier, als de: Banlie: und sein Begleite: den Wäh:end de: Fah:t wa: Alfred Der Witz und die Welikenntniß sei- Uhr das beste Abendessen, das beschafft in Arm den Gasthof. einzuziehen. Michael Talboys war schon seit zehn Jahren todt, aber seine Wittwe, eine „Möchten Sie sich nicht die Kathe nach St. Croß machen, um uns einen tüchtigen Appetit zum Abendessen zu holen," schlug Dawson vor, und a» gend ein Mensch hierher, sich an dem Rauschen des Baches, dem Duft de: wilden 81-.'men und dem melodischen Zwitschern der Vögel zu erfreuen. Die beiden Männer gingen Arm in Arm in den Wald. Der Eine von ihnen sprach, der Andere, seine Cigarre der überhängenden Baumzweige nahm sie auf und entzog sie den Blicken der Welt. 9. Kapitel. Der alte Kirchendiener humpelte noch beiden Fremden, dir mit ihm gesprochen hatten, zurücklehrte. Er rauchte eine Cigarre und schwang einen leichten Knabe war, bin ich hier gewesen, aber seit fünsunddreißig Jahren lebt- ich in Indien, wo ich nur heidnische Tempel sah." Der alte Mann schloß eine niedrige Thüre auf, die in einen der Seiten flügel führte. Den Hut in der Hand, sah Alfred Dawson sich in der Kathe „Sie gingen also nicht nach Farren, gnädiger Herr?" fragte der Kirchendie „Nein, ich schickte meinen Privatse krelär auf das Schloß, sich zu erkundi gen, ob die alte Dame zu Hause ist. Wenn Frau Talboys noch dort ist, werde übernachten uns sagte ihm, er solle mich hier abhole». Auf der Hälfte des Weges zwischen der Stadt und St. Croß trennten wir und erhobenen Hauptes neben dem Kirchendiener her, sich Alles aufmerk sam betrachtend. Während der alte Mann die Thür zu einer der Kapellen öffnete, taumelte Alfred Dawson plötz lich wie ein Betrunkener und sank dann halbohnmächtig auf eine der hölzer nen Bänke in der Nähe der Kapellen thür. Der Kirchendiener drehte sich um, nach ihm zu sehen. „Beunruhigen Sie sich nicht," lä chelte der Bankier, sich die Stirn mit einem parfümirten seidenen Taschen tuch trocknend, „meine indischen Ge wohnheiten gestatten mir solche An strengungen nicht. Der Spaziergang in der heißen Nachmittagssonne war zu viel für mich, oder vielleicht auch der Wein, den ich in Southampton getrun ken habe." Länger als eine Stunde verweilt: der Bankier in der Kirche. Er wünschte Alles zu sehen und ließ sich Alles erklä ren, von Denkmal zu Denkmal gehend und bemüht, verblichene Inschriften auf längst vergessenen Gräbern zu ent ziffern, und die prächtigen Altäre be (Fortsetzung folgt.) Das Einfache zu würdigen ist für viele Menschen am complizirtesten. Jür die Küche. Kalb sb ri «Lltinsup^«. Semmel - Croutons gelegt. Franzöfischer Eierku chen. Man zerläßt 2 Unzen Butter in einer Kasserolle, bis dieselbe zu stei gen beginnt, dann nimmt man di« Kasserolle vom Feuer, rührt einen Kochlöffel voll feines Weizenmehl völ lig glatt darin, gießt ein Pint lochende Milch zu dem Brei und rührt ununter brochen die Masse durcheinander, ohne sie wieder zum Feuer zu bringen, bis ein ganz steifer Brei entstanden ist, der sich der Kasserolle ab schlagenen Schnee der 7 Eiweiße dazu, streicht die Eierkuchenpfanne mit But ter aus, thut von der Mass« lichtbraun und bestreut ihn nach Be lieben mit Zucker und Zimmt. Von den angegebenen Zuthaten erhält man ungefähr acht Kuchen. Französischer Fis ch-S t ew. Man kocht den Fisch, dämpft in einer kleinen Kasserolle «ine gewiegte Zwie löffel Mehl, schlägt es tüchtig und ter, die mit der Nierenbrühe aufgefüllt wird. Nachdem Salz, Pfeffer und Essig nach Geschmack zugefügt worden, einem schwachen Mag«n zutr g Rothkohl mit Kastanien. Man hoble die Rothkohltöpfe, nachdem dämpfe sie in Butter mit fein geschnit tenen Zwiebeln, gebe etwas Weinessig nebst zwei mürben, geschälten und in Scheiben geschnittenen Aepfeln dazu und dämpfe das Ganze weich. Dann richte man den Rothkohl in Kranzform an und lege in die Mitte gedämpfte Kastanien. Kaiserschmarn. Sechs Eß löffel voll Mehl werden mit einem hal ben Pint Milch und drei Eiern, sowie ziemlich Schmalz heiß gemacht, giebt man den Teig hinein, läßt ihn anzie hen und bäckt ihn, indem man ihn in zwischen mit der Schaufel in beliebige Stücke zerstößt und umwendet. Er wird zugedeckt und goldgelb gebacken,' bestreut mit Hucker und mit Compott ,u Tisch gegeben. Creole Cr«am. Sechs Eig«lb iverden mit «ine: halben Tass« feinge stoßenem Zuck«: vermischt und glatt gerührt. Dann girßt man «in Pint gut« rahmhaltig« Milch hinzu, setzt die Mischung über das Feuer, rühre darin, bis sie sehr heiß ist, aber nicht durch kocht. ein ZNtrtel Pfund Ci g«le«. Löse 2 Eßlöffel voll Gelatin« mit «twas Wass«: auf und v«:mische dies mit «in Pint Schlagrahm. G«b« übe: di« E:db««:cn und sitze die Schal« in's Eis. Wenn es fe:tig ist zum Ser vilen, tauch« «in Tuch in heißes^Was damit sich die Masse leicht löst und stü:z« sie. Sagospeise. Man kocht ein Pfund Sago mit Wasse:, Zucke: und Citronenschale auf, bis die Körner an gießt man so vi«l Fruchtsaft hinzu, bi» «s «in dicker Br«i ist, den man in eint Farm schüttet und kalt werden läßt. Gestürzt reicht man eine kalte Vanille» 3
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