2 Z)cr kleine Spion. Er war ein echtes Pariser Kind, kränklich und blaß, das 10, vielleicht auch IS Jahre alt sein mochte; genau konnte man es gar nicht erkennen. Seine Mutter war todt; sein Vater, ein alter Marinesoldat, bewachte eine Parkanlage in der Nähe des Temple. Kinder, Bonnen, alte Damen, das ganze Paris, das überhaupt dorthin wußte auch, daß sich unter ihm ein gutmüthiges, fast mütterliche! Lächeln verbarg und daß man, wenn man es brauchte: „Wie geht es Ihrem Jun gen?" Denn er liebte seinen Knaben über Alles, der Vater Stenne. Er war so glücklich, wenn der Kleine des Abends zu ihm kam und sie dann gemeinschaft lich die Alleen auf- und abschritten. ! Bei jeder Bank mußten sie stehen blei- um die regelmäßigen Besucher zu unglücklicher Weise Alles. Der Park hörlicher Aufsicht verpflichtete Vater Bataillone seines Viertels, wenn sie Musik der 96er nicht viel taugte, wäh- und war beim Heimmarsch unter den Nachzüglern. Seine» Korb am Arm mischte er sich Eines Tages, als er ein Geldstück „Bist wohl neidisch, was? Na, wenn Du willst, sag' ich Dir, wo man sie be mann mit rother Nase und gutmüthi gem Gesicht und sagte mit zitternder Stimme: „Lassen Sie uns Passiren, lieber Herr .... Unsere Mutter ist krank, der Papa ist todt. Ich will mit meinem kleinen Bruder versuchen, auf dem Felde ein paar Kartoffeln zu sam meln." Er weinte, Stenne, ganz beschämt, senkte den Kops. Der Posten besah sie einen Moment und warf dann einen flüchtigen Blick über die verlassene und Verschneite Straße. „Macht schnell!" rief er, sich abwen dend, den Kindern zu; und sie gingen »veiter. Der Große lachte. Verwirrt, wie in einem Traume, sah der kleine Stenne die in Kasernen um gewandelten Hüttenwerke, die verlasse nen mit feuchten Lumpen gepolsterten Barrikaden und die durchlöcherten ho hen Schornsteine, die den Nebel durch bohrten und bis in den Himmel zu steigen schienen. Von Zeit zu Zeit eine .Schildwache, Osficiere im Käppi, die, der Große noch so schön erzählen, man wollte sie nicht passiren lassen. Aber während er noch jammerte, schritt aus Jungens, heult nicht mehr! Ihr werden schon zu Euren Kartoffeln kommen; aber vorher kommt mal her ein und wärmt Euch ein wenig ... Er ist wahrhaftig schon halb erfroren, die ser Schlingel da!" Ach, es war nicht die Kälte, es war die Furcht, die Schande, die den klei nen Stenne erzittern ließ ... In der Wache saßen einige Soldaten bei einem schwachen dürftigen Feuer, an dessen Flamme sie auf den Spitzen ihrer Ba jonette Zwiebacks austhauten. Sie ! rückten zusammen, um den Kindern Platz zu m»«'>en und gaben ihnen ein wenig Kaffee. Während sie noch tran ken, trat ein Officier in die Thür, rief den Sergeanten herbei, flüsterte ihm etwas zu und entfernte sich dann hastig. „Jungens," sagte er, als «r strahlend wieder eintrat, „heute Nacht wird'S was geben, wir haben das Losungs wort der Preußen Ich glaube, heute holen wir uns Bourget wieder!^ Er entfesselte einen Sturm freudiger Ausrufe. Man tanzte, gemeinen Trubel gelang es den Kin dern, sich unbemerkt zu entfernen. Nachdem sie den Damm überschrit ten hatten, sahen sie nur noch eine lange, weiße, vonSchießscharten durch löcherte Mauer vor sich. Gegen dies« wandten sie sich, bei jedem Schritt ste hen bleibend, und zum Scheine Kartof feln aufzulesen. > „Kehren wir um, gehen wir nicht dorthin,' sagte der kleine Stenne im merzu. Aber der andere zuckte mit den Ach seln und schritte immer weiter. Plötz lich hörten sie das Knacken eines ge spannten Gewehrhahnes .... „Duck Dich!" rief der Große und warf sich selbst zu Boden. Dann pfiff er, ein anderer Pfiff antwortete ihm. Sie krochen über den Schnee langsam näher. Vor der Mauer, wie aus der Erde gewachsen, erschien ein schnurrbärtiger, behelmter Kopf. Der Große sprang in den Lau sgraben, an die Seite der Preußen. „Das ist mein Bruder," sagte er, auf Stenne deutend. Er war so klein, dieser Stenne, daß der Preuße, als er ihn ansah, lachen mußte und ihn in seinen Armen über die Bresche trug. Auf der anderen Seite, hinter ge waltigen Erdausschüttungen und Bar rikaden aus gefällten Baumstämmen waren eine Menge schwarzer Löcher im Schnee, und aus allen diesen Löchern Soldaten, die Karten spielten und an einem großen lustigen Feuer Suppe be reiteten. Das duftete nur so nach Kohl und Speck. Und dagegen das Biwak der Franktireurs! Zu ebner Erde befanden sich die Osficiere. Man nen zu trinken und nöthigte sie zum Erzählen. Alle diese Osficiere hatten ein etwas hochmiithiges Ansehen, aber der Große erheiterte sie durchVorstadt „Nicht, Du .. Du .... Ich will es nicht!" > Thür. „Geht hinaus!" stolz wie ein Doge und klapperte mit seinem Gelde. Stenne folgte ihm mit gesenktem Kopf. Als er an dem Preu ßen vorbeikam, dessen Blicke ihn so ge peinigt hatten, hörte er eine traurige Da kamen ihm die Thränen in die Augen. Wieder, auf freiem Felde, fin gen sie an zu laufen und beeilten sich, zurückzukehren. Ihren Sack hatten sie voll Kartoffeln, die ihnen die Preußen gegeben hatten. Mit diesen kamen sie denn auch ohne Hinderniß an den Lau fgen die Truppen heran und sammelten sich hinter den Mauern. Der alte Ser geant war auch dabei. Er ordnete seine Leute mit einem ganz glücklichen Ge sicht. Als die Kinder vorbeigingen, er kannte er sie und lächelte ihnen freund lichst zu. Ach, wie dies Lächeln dem kleinen Stenne weh that! Einen Moment war „Wenn Du klatschst, werden wir Beide erschossen!" und die Furcht hielt ihn zurück. In der Nähe der Stadl traten sie in ren, nicht?' Gegen 8 Uhr Abends hörte man Ka „Das ist Aubervilliers ... Es geht gegen Bourget," sagte der Alte, der alle seine Forts kannte. Der Kleine er schiitzend, zii Bett. Aber er schlief Der Preis für all das Blut lag da un ter, der das Fenster öffnete. Unten, auf dem Platz wurde Rappel geschla gen. Ein Bataillon der Mobilgarden sammelte sich zum Aufbruch. Entschie den, das war eine wichtige Schlacht. „Was ist Dir deirn?" fragte der eben es sprang aus seinem Bett und >varf sich dem Vater zu Füßen. Bei dieser Bewegung fielen die Goldstücke klir „Was ist das? Wds hast Du?" sagte der Alte zitternd. nem Athem, daß er zu den Preußen ge gangen sei und was er dort gemacht hätte. Nach und nach wurde es ihm Stenne hörte ihm zu, mit einem fürch terlichen Gesicht. Als der Kleine geen det hatte, bedeckte er sein Gesicht mit „Vater, Vater ..." rief das Kind. „Ist das alles?" fragte er. Der Kleine bejahte stumm. Da hakte der Alte sein Gewehr los, nahm seine Patronentasche und steckte das Geld ein. „Es ist gut, ich will es ihnen zurück bringen." dergesehen. Hh Das genügt. Dichter: „Was hast Du denn mit dem Kerl angefan gen, den Du Nachts unter Deinem Be<te gefunden?"— Freund: „Ich hab' vorgele en und ihn dann laufen las — Ein echter Bergfex. Va einen Pfennig Mi!gift?" Berg kraxler: „Aber sie ist schon einmal im Zlrsulein Freier. Wenn man vielerlei Menschen, Le bensverhältnisse und Schicksale kennen gelernt hat und nicht mit verbundenen Augen durchs Leben geht, begegnet man zahlreichen Unbegreiflichkeiten. Man ist mit weiblichen Wesen in Be rührung gekommen, von denen man sich im Stillen gesagt hat: „Warum hat die nicht geheirathet? Sie ist lie benswürdig, hübsch, von einnehmender Art, warmherzig und wäre gewiß eine gute Frau geworden, eine Gattin, die ihrem Mann das Leben geschmückt hätte, eine zärtliche und verständige Mutter u. s. w." Und wenn man dann Gelegenheit findet, der Frage nachzu gehen und weiterzuforfchen, bekommt man von den Aufrichtigen die Ant wort: „Weil der Richtige nicht gekom men ist," oder wohl gar: „Weil Kei- So wird man wenn es einem nicht schon früher eingefallen wäre zu der Frage gedrängt: Sollen die heranwachsenden Mädchen, die zur Ehe reifen und die Heirathslustigen aller Jahrgänge wirklich in alle Ewigkeil darauf angewiesen sein, den Zufall ab zuwarten, der „den Nichtigen" oder überhaupt einen Bewerber herbei führt? Wie wär's, wenn die Damen in die ser wichtigen Angelegenheit ein wenig aus ihrer Reserve heraustreten würden, wenn sie selber unter den Söhnen des Landes Umschau hielten, wenn si- ihr Herz sprechen ließen, bevor es gefragt wird. Es ist ja so sehr ihre Sache, eine Lebensfrage, ein Ziel, für das sie wohl ohne Ausnahme bestimmt und erzogen werden. Wie wär's, wenn es dahin käme, daß die Damen freien, anstatt müßig abzuwarten, bis sie von ihrem zukünftigen „Herrn und Gebieter" vorläufig in der bestechenden Verklei dung eines unterwürfigen Sklaven, — aus dem Elternhaus geholt werden? — Ich weiß, der Vorschlag ist so ab surd. daß man ihn gar nicht auszu sprechen wagt. Eine Frau hat mich dazu ermuthigt. Sie heißt Fernands Lanles - Uhlemann, ist Philologin und hat soeben in einem Wiener Verlag eine Broschüre herausgegeben: „Die Stellung und Erziehung der Frau zur Ehe". Ich bin angenehm überrascht, in dem Capitel über die Ehelosigkeit Aus führungen zu finden, die ich unter Bei behaltung der Stil- und Grammatik- Eigenthümlichkeiten hier citire: . . Nach unserer heutigen Sitte, und einer herrschenden Sitte entzieht sich die Frau sehr schwer, ist sie doch dadurch mancher Verkennung und Jso lirung ausgesetzt, die der Mann nicht kennt, ist es der Frau verboten, zu freien, sich selbst ihren Gatten zu wäh len. Die Frau muß warten, bis der Mann kommt. Vielleicht die schönsten Jahre ihres Lebens wartet das Mäd chen auf ihn, und kommt kein Freiers mann, da gehört sie zu denjenigen Frauen, die von der Gesellschaft acht los bei Seite geworfen werden, die, wenn kein Beruf ihr Dasein ausfüllt, elend an Geist und Körper verkümmern und vielleicht gar als das „alte Jung fer" dem Gefpötte der Welt preisgege ben ist. Heute, wo die Frau mehr oder minder nur als ein Geschlechtswe sen ihren vollen Werth in der Gesell schaft besitzt, heute, wo die Frau in Folge ihres kargen Wissens, ihrer wirthschaftlichen Abhängigkeit, ihres Unvermögens, auf eigenen Füßen zu stehen, den Mann als ihren Ernähre: und Erhalter betrachten muß, heute ist die Ehelosigkeit für die Masse der Frauen eine wenig beneidens- und be gehrenswerthe Stellung. Da die Ehe an sich infolge dessen für die Frau von wichtigerer Bedeutung ist, als sür den Mann, so sollte ihr auch billigerweise die Gesellschaft und die Sitte dasßecht einräumen, dem Manne nach ihrer Wahl einen Antrag zu machen, wodurch sicher ein großer Procentsatz der heuti gen Ehrlosen der Ehe zugeführt wür den, denn erfahrungsmäßig gelangt mancher Mann ausSchüchternheit nicht zur Ehe, andererseits bleibt mancher arme, vornehm denkende Mann ledig, weil er sich nicht getraut, einem ihm passenden, mit Glucksgütern gesegneten Mädchen einen Antrag zu machen, aus Furcht, sie werde denken, es triebe ihn nur ihr Reichthum zu ihr." . . . Und weiter sagte die Verfasserin: „Wohl versteht es die Frau, durch manche harmlose Zeichen dem Manne zu beweisen, daß sie ihn gern hat und dadurch dem Manne ihre Geneigtheit, ihn zu Heirathen, kundzugeben. Aber Frivolität, gar Unanständigkeit aus gelegt, und der Mann zieht sich zurück, wenn er um den Besitz nicht mehr zu Mädchen dem Manne offen ihre Gunst und ihren Wunsch, zu Heirathen, geste hen dürfte. Andererseits verstehen die Männer diese erwähnten kleinenKunst griffe ebenso gut zu handhaben, so daß ich sicher bin, daß eine kluge Frau sich niemals d» Unannehmlichkeit die Hände über dem Kopf züsammen- Product einer durch viele, viele Jahr hunderte vererbten Tradition und Er ziehung sind, den meinerseits gewiß in uneigennützigster Weise unterstützten Vorschlag, der sich mir schon lange Zu ziehung als Muster dienen soll, „wird betreffs ihrer Heirathsneigungen gar nicht gefragt, denn sie erwartet das Ur theil ihrer Eltern, da mädchenhasteße scheidenheit ihr die Selbstwahl eines Gallen verbietet!" In Smiths „Wör terbuch der christlichen Alterthümer" lesen wir, daß „ein irländischer Kir chenrath, in der Zeit des heiligen Pa trik um das Jahr 450, se erNch erklärte, daß der Vater den Willen seiner Toch ter zu befragn hat, daß jedoch die Toc hter zu thun hat, was ihr Vater be schließt, da der Mann der Gebieter des Weibes ist." Diese Beschränkung des persönlichen Willens, die man für wohlgesittete, weibliche Zurückhaltung ausgiebt, hat ihren Ursprung in der tiefen Erniedri gung des Weibes zur Zeit, als man dasselbe alz „das Thor zur Hölle" dar stellte und als die Mutter aller mensch lichen Uebel! Noch im 17. Jahrhun teren Clauen als Packesel, in den höhe ren als ein Zierrath. Die Beispiele wären hundertfältig zu vermehren, man denke an den unwürdigen Mäd chenkauf und Mäpchenraub bei ver schiedenen Völkerschaften, Sitten, die sich bei Nationen höherer Cultur strenggenommen, wenn auch in verfei nerter Form, noch jetzt erkennen lassen. Die Frau genießt noch heute vor dem Gesetz und vor der Gesellschaft be grenzte Rechte, und vor allem sie hat nicht die Freiheit, einen Gatten zu wählen. Die Heiralhssähigen empfin den dieseßeschränkung, besonders wenn sie mit dem Denken nicht ihre Zeit ver lieren, wahrscheinlich nur undeutlich. Es ist ganz in der Ordnung, so wie es ist, und die Leserin wird vielleicht sa gen: „Ja, um alles in der Welt, ich kann doch nicht vor einen Mann hin treten mit dem Geständniß: „Herr Assessor, Sie haben einen unauslöschli chen Eindruck auf mich gemacht; ich würde mich glücklich schätzen«.an ihrer Seite durchs Leben zu gehen. Bitte, werden Sie der Meine!" Also ein Assessor ist überhaupt schon da; er ist auch vielleicht erst Referendar. Leut nant, Bankbuchhalter, Mater. Beamter oder sonst was. Keinesfalls kann es zu dieser Erklärung kommen, denn der Himmel würde einstürzen. Man läßt ihn also zappeln und genießt das Schauspiel, daß er sich in übereifriger Servilität bis zur Erniedrigung er schöpft, oder daß er, des Kampfes vor zeitig müde, das Schwert streckt, wenn er die Sprödigkeit mißversteht oder sich nicht geschickt genug für den Kampf fühlt. Man weiß auf Grund unwiderleg barer statistischer Ziffern, daß die Ehe losigkeit in Zunahme begriffen ist, daß die Männer in dieser Beziehung zag hafter werden. Die socialen und wirth schaftlichen Gründe hierfür sind oft genug erörtert worden. Es ist darum wohl auch kein Verlaß darauf, daß sich die heirathsfähigen Männer mit einer sehr standhaften Ausdauer in den Kampf des Werbens begeben; es müßte sich denn um eine sogenannte gute Partie handeln, um eine sehr gute noch dazu. Das ist dann etwas Ande res. Die Heirathsconcurrenz unter den Frauen ist eine bedrohliche. Um wieder die Statistik zu Hilfe zu rufen, es giebt in Europa 3 255 Millionen mehr Frauen als Männer. Es liegt auf der Hand, daß unter diesen Umständen das Zuwarten sehr häufig zu einem negati ven Resultat führen muß; die Thatsa chen beweisen es. Ja, da müßte man sich doch rühren, meine Damen! Nun soll keineswegs der Sitte das Wort ge sprochen werden, daß ein vollständiger Rollentausch stattfinden möge, und daß die Damen um den Mann ihrer Wahl schlechtweg anhalten sollten. Aber es ist wieder zweifellos und nach dem Ge ständniß vieler Männer erwiesen, daß eine große Zahl von Heirathsfähigen, die eine Ehe eingehen könnten, dazu nicht rechtzeitig den Weg finden. Un entschlossenheit, Schüchternheit, ja so gar eine gewisse Ungeschicklichkeit im Umgang mit jungen Damen, Eigen schaften, die sich in der Ehe sogar als Vorzüge bewähren könnten, veranlas sen viele zum Aufschub dieses Planes, und allmälig gewöhnen sie sich an das Junggesellenthum. Haben sie gar ein mal einen Korb bekommen, so werfen sie die Flinte für alle Zeit ins Korn, denn ein solche Erfahrung verletzt auch das robustere Männergemüth. Berus und Existenzkampf nehmen viele voll ständig in Anspruch, verwehren ihnen Gelegenheit und Zeit für das edle Waidwerk des Werben«, und mancher scheut sich, wie die Verfasserin der ci kirten Broschüre zutreffend bemerkt, feinen Antrag bei einer reichen Erbin anzubringen, weil er nicht für einen Mitgiftjäger gehalten werden will. So wie die Dinge jetzt liegen, wartet das Mädchen, bis der „Herrlichste von allen", der oft gar nicht mal so herrlich ist, erscheint und sich um sie bewirbt. In vielen Fällen wird die Begehrte unter dem elterlichen Einfluß ihr Ja wort geben. Ist es der, den sie lieben möcht,', auf den ihre freie Wahl gefal len wäre? Kennt sie am Ende nicht ei nen Anderen, den sie schon früher im Stillen liebenswerther gefunden hat einen Ah»!lngslosen, der vielleicht auch mit beiden Händen nach ihr gegriffen hätte? Ist es der weiblichen Würde so viel angemessener, sich eine Neigung, wenn es sich überhaupt darum und nicht um andere Interessen handelt, sozusagen, aufdrängen zu lassen und sich in vielen Fällen überhaupt erst zu einer Gegenliebe zu erziehen? Freilich, wenn die Ehe nur ein Capitel in dem romantischen Zauberspiel der Liebe be deutet, ist die Auflehnung des hyper trophirten weiblichen Zartgefühls ge gen ein freimüthigeres Entgegenkom men begreiflich. Aber was nach der Hochzeit mit dem ganzen Festesjubel, denGlückwunfchtelegrammen und Toa sten und der glücklichen Hochzeitsreise kommt, ist ja mehr und etwas Ernst hafteres. Und für diese? ungleich län- Gere Nachspiel sollte daS Weib doch ei» ncn Partner nach seinem Geschmack wählen dürfen. Sie wird mit der Feinheit der weiblichen Empfindung wahrscheinlich das Richtige treffen, und Irrthümer und Mißgriffe, die in un seren modernen Ehen so zahlreich sind, würden voraussichtlich verringert wer den. Man hört so viel von den Kämpfen um die Frauenrechte, die um die Gleic hstellung der Frau entbrennen; nur in diesem einen Punkte scheint oas Weib seine Unterordnung nicht deutlich zu fühlen. Wenn es das erlangt, was es in dem Kampf um die Frauenrechte er strebt, nennen wir es die Gleichstellung mit dem Manne, die Zulassung zu männlichen Berufsarten u. s. w., so wird das weibliche Zartgefühl hundert fach und in viel derberer Weise verletzt werden, als es geschehen könnte, wenn es in der natürlichsten und wichtigsten Angelegenheit die von mißverstandener „weiblicher Würde" dictirte Passivität aufgeben würde. Jemanden „aus freien Stücken lieben und erwählen zu dürfen, das ist auch ein Frauenrecht! Nun schüttelt auch die Federn ab, Ihr Winterschläser all'! Hört ihr nicht schon den Berg herab D«s Frühlings Peitschenknall? Nicht wie «in Dieb in dunkler Nacht, Nein, brausend wi« ein Held Kommt er und stürmt als wie zur Schlacht Durch das erschrockene Feld. Doch, kommt er auch ein wenig wild Und ungestüm in's Land, Sein Herz ist gut, sein Blick ist mild Und fürstlich seine Hand. Rings theilt er Glück und Gaben aus, Und alles läuft ihm zu. Und du. mein Herz, bleib' nicht zu Haus, Gesegnet wirst auch du. Ungesunde Areundschaslen. Wenn die Freundschaft in einem Le ben eine wirklich« Macht geworden ist, dann hört man häufig von verständ nißlosen Gemüthern spöttisch von „un gesunder" Freundschaft reden. Gewiß gibt es ungesunde FreundsckMen, aber die, welche das Schlagwort so bequem bei der Hand haben, sind sich oft am wenigsten klar, daß das Unge sunde seiner Freundschaft nicht in dem Grade der Liebe, sondern nur in der Art derselben besteht. Das Bertrauen, das sympathische Verständniß für ein ander ist allen Freundschaften gemein sam, aber die Aeußerungen dieser Freundesliebe sind verschieden. Bei ruhigen Personen werden si« sich in den Grenzen halten, die dem landläu figen Begriffe der Freundschaft ent sprechen, während impulsive Naturen einen ganz anderen Ausdruck sür das selbe Gefühl finden. Zärtlichkeit, so gar etwas Leidenschaftlichkeit ist «wer gesunden Freundschaft erlaubt. Wes halb sollte die Freude über die edle Anregung, die aus einem Freund schaftsverhältniß fließt, sich nicht so äußern dürfen? Man hält Liebenden so manche Thorheit zu gut«! sollte man d«r Freundesliebe in diesem Punkt« so verständnißlos gegenüber stehen? Hier liegt aber zugleich die Klippe. Es darf nicht bei dem äußeren Gefallen an ein ander bleiben, es darf nicht allein das Liebebedürfniß befriedigt werden durch gegenseitiges Verzärteln; die Freun desliebe darf nie blind sein. Das Wohlgefallen an einander ist die sinn liche Seite der Freundschaft, das gei stige Geben und Empfangen aber die sittlich« Seit«. Beruht «in Ver hältniß nur auf der sinnlich«» S«it«, so ist «s inhaltlos« Schwärmerei. Eine solch« Freundschaft verweichlicht durch die künstliche Atmosphäre von Bewun derung und Schmeicheln; sie nährt die Selbstliebe, statt das sittliche Leben zu stärken. Di« Betheiligten werden nicht, liebensiverther, nicht gewissen hafter, sondern empfindlicher gegen je des mahnende, strafende Wort und zie hen sich vor jeder Berührung des All tagslebens in ihre urtheilslose Freund schaft zurück. Eiivem solchen Verhält niß darf man mit Recht den Vorwurf des Ungesunden, Schädlichen machen. Ebenso ungesund sind die Freund schaften, bei denen der eine Theil ganz Unterordnung ist, während der ander« den Ausschlag gibt, sogar in Ansichten und Anschauungen. Eine wahre Freundschaft erweitert den Jdeenkreis und macht die Anschauungen vielseiti ger. Dieser Segen g«ht natürlich ver lor»», wenn der eine nur mit den Au gen des anderen sieht. Ein solches Verhältniß ist für beide sittlich fchiidi- Das zeigt sich bei Menschen, die stets von einer Anzahl urtheilsloserFreunde umgeben sind. Dieser Schwärm ver ändert sich stets; die gesunderen Ele mente, die sich auf sich selbst besinnen, scheiden aus und werden durch minder werthigere ersetzt; «in sicheres Zeichen, das auch das herrschend« Element die ses Kreises nicht ungeschädigt aus sol chem Verhältniß hervorgeht. Man hat Liebe als Einheit von Wohlgefallen und Wohlwollen desinirt. Diese Defi nition gibt den rechten Maßstab zu. . Unbewußte Selbstlri» ti k. „Der Meier ist doch ein entsetz licher Säufer. In jedem von den acht ich den Menschen im WrthshauZl' Selbs». Unverzagt in all den Stürmen, Die das Leben allen bringt, Steht ein rechter Mann und dringt Vorwärts, ob sich Steine thürmen. Aber auf sich selbst beschränken Darf ihn freuen nicht noch kränken, 's cachtatzl. Bei'm Hinterwimmerslmmern hab'n f' g'rad' Dampfnudln 'gess'n zum Mittag da hat a' Handwertsbursch' g'klopst und g'sagt: ~J' bitt' gar schö' um an' Zehrpfennig!" Da hat eahm d' Bäu'rin an' Zehrpfennig geb'n und a' Dampfnudl, und der Handwerks bursch' hat g'sagt: „Vergelt's Gott tausendmal!" Und im 'nausgeh' hat „Im Garten aus'm groß'n Nuxbaam is an Oachkatzl!" Da war'n s' glei' vom Tisch aufg'rumpelt. „Laßt's des Oachkatzl Oachkatzl sei'", hat der Hin terwimmer g'sagt, „Oes derwischt's ja der Thür' drauß' g'wen zum Oach katzlsanga. D'raus is der Mittertnecht d' Gabel wegg'schmiss'n und san aa' 'naus. Und s Deandl und d' Mitter dirn und d' Oberdirn, de san Alli der hat 'brummt nach an Zettl is er aber do' aa' 'naus. Da san s' Alli um an' groß'n Nußbaam 'rumg'standen s' aa' g'rad' Mittag g'macht und hab'n a' G'selcht's 'gessen mit an' Sauer traut. Da hat d' Mitterdirn zum Fenster 'naus g'schaut und hat g'sagt: „Was gibt's denn bei'm Hinterwim mer? Da steh'n s' Alli mitananda im Garten um den großen Nußbaam 'nllber g'schrian und hab'n g'sragt und da hat's g'hoaßen: „Ja, auf dem gro ßen Nußbaam, da is an Oachkatzl!" Da san Alli vom Oberwimmer zum Hinterwimmer 'nllber g'lasa und hab'n si' zum groß'n Nußbaam hi'g'- stellt und hab'n g'schaut, ob sie 'sOach ' katzl net seg'n. Aus oamal hat der Hinterwimmersimmernwasterl g'sagt (des is der Vua g'wen vom Hmter wimmersimMrn): „I'siech' 's Oach katzl!" Es is aber dees 's Oachkatzl net g'wen, sondern g'rad' a' braun's Nußbaamblattl an an' ober'n Ast. Aba glei' hat der Oberwimmersimmerl g'sagt (des is der Bua g'wen .vom Oberwimmer): „I' siech' 's Oachkatzl aa'!" Er hat aber net amal des braune Nußbaamblattl g'segn, und doch hat er g'schrian: »I' siech' 's „Oachkatzl." Und nacha hat 's Hinter g'sagt, daß sie 's Oachtatzl segn. Und aus oamal hab'n's de Mannsleut' aa' g'segn. D'rauf hab'n f' g'fchwind zum Lehrer aufi g'schickt: „Der Lehrer soll glei' kemma mit sein' Zimmer stutzen; denn im Garten auf dem gro ßen Nußbaam war' an Oachkatzl!" Da is der Lehrer mit 'm Zimmer stutzen kemma und hat g'sagt: „Wo iS denn 's Oachkatzl?" Nacha hat der Hinterwimmersimmeiwasterl g'sagt: „Aus 'm obern Ast der braune Fleck der is's Oachtatzl!" Da hat der Leh rer 'nausg'schaut und an Zimmer stutzen o'g'legt und 'zielt und g'schos sen. Da is dees braune Nußbaam blattl richti' 'runta g'sall'n. Da hat der Lehrer an Kopf g'fchüttelt und g'sagt: „Ja, dees is ja gar toa' Oach katzl dees is ja g'rad a' Nußbaam blattl!" Nacha hab'n s' alli mitan anda an Kops g'schüttelt und g'sagt: „Ja, decs is a' Nußbaamblattl!" Da is der Lehrer wieder hoam'ganga mit sein' Zimmerstutzen; und de An der'n san aa'wieder Wia g'wen, und an Bauern sei' silberne Uhr Und wia de Leut' vom Oberwim merwastl in 's HauS kemma san, da is Wia s' aber außi g'lasa san und g'schaut hab'n, da is koa Handwerks bursch aa' nimmer dag'wen, sondern iS „Glück". Sicherung mit der Gesellschaft ein und bricht das Bein. Der Bruch ist complizirt, heilt langsam, bleibendes Mark zu. ch l ' Gericht zahlt die Gesellschaft schließlich will er sein von neuem. Doch der Agent streckt die Hände weit von sich und schreit: „Geh'n Se, Herr Hersch, geh n Se, mit Sie schließ' ich nix mehr ab ii Contrakt Sie ha ben uns zu viel Blick!"
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