2 An der Jalle. Es schlug Mitternacht, als ich mein Brecheisen, einen Bund Dietriche, eine solcher Stunde nicht in Gesellschaft ren. Da solch kostbare Sachen sich schlecht bei mir ausgenommen hätten, war es nach längeren Zickzackwegen erreichte ich endlich mein Ziel. Vorsichtshalber betrat ich die Villa von der Rückseite. Neusilber anstatt des echten Metalls. bl"ck^l liehen Wirthe. selbst, als säße eine ganze Gesellschaft auf einen ruhigen, gütig aussehenden. einem Lehnsessel saß. Er trug einen langen, grauen Schlafrock und eben solche Filzpantoffel: unter seinem schwarzen Hauskäppchen stahlen sich weiße Locken hervor. Sein Gesicht drückte große Milde aus, und schwei gend und geduldig schien er darauf zu warten, daß ich die Unterhaltung anfinge. Er gefiel mir, was mir aber nicht gefiel, war ein nickelplattirter Revol ver, dcn «r nachlässig in der rechten Hand hielt. Zch »ersieh: mich auf solche Sachen, und slh fand dies Aus thewigungsmittel denn ich glaubte, das Gespräch beffi» führen zu können, wenn wir auf gleichem Fuße leit daran verhinderte. „Bitte, verhalten Sie sich ruhig, ganz ruhig, sonst —" Er sprach den Satz nicht zu Ende, "sondern bewegte nur die rechten Fin ger. Ich wollte seine Warnung in den Wind schlagen und mich auf alle Fälle des Eisens bemächtigen, doch er mußte meine Absicht errathen haben. Blitz schnell fuhr die Hand mit dem Revol „Jhrcr Mütze wird es wohl nichts schaden, wenn sie etwas Ventilation bekommt," spottete er gutmüthig und zielte. Bum, ging die Waffe los, und die Kugel fuhr durch meine Kappe, dicht an meinem Kopf vorüber. Wie vom Blitz getroffen zuckte ich zusam „,Sie sind doch hoffentlich nicht ver wundet?" fragte der Alte sanft. „Ich wollte Ihre Haut nicht streifen." „Viel hätte nicht gefehlt", brummte ich. „Vielleicht verhalten Sie ssch jetzt etwas stiller und sind geneigter, mir zuzuhören. Also zu unserem Ge schäft", fuhr er lebhaft fort, „wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie ein Dieb." „Ich bekannte mich zu Dieser Pro fession und flocht' dabei ein, daß ich es mir bei gewissen Arbeit«», wie zum Beispiel der letzten, stets zur Regel machte, vor Tagesanbruch nach Hause zu gehen." Dies kann ich mir lebhaft denken, erwiderte er, „dieses Mal werden Sie sich indessen mit einer Ausnahme be gnügen müssen. Sie sind nicht der Erste Ihrer Profession", mit deut licher Betonung des letzten Wortes „der mich mit einem, Besuche beehrt hat. In den letzten zwölf Monaten hatte ich eine oder zwei ganz ähn liche Unterredungen. Sie haben sich ja selbst überzeugt," dabei deutete er auf das Liqueurgestell, „daß die Wir kung eine vortreffliche ist, viel besser als' Alarmklingeln oder etwas Aehn liches." „Schlafmittel drin?" „Ja". Ich betrachtete ihn mit wachsender Unruhe. Wenn ich die Wahrheit geste hen soll, so wurde mir recht unbehag lich zu Mehr als emnml hatte lungen, glücklich daraus zu entkommen. .Heute schienen sich die Dinge aber an ders zu verhalten, ich durfte mich nicht bewegen, sonst schoß der alte Kerl auf „Also", fuhr er mit seinem leichten, nachlässigen Ton fort, „bringen wir Klarheit in die Sache. Wenn ich ei nen Polizisten herbeirufe und Sie der richterlichen Barmherzigkeit überliefe re, werden Sie, aller Wahrscheinlich keit nach, ein paar Jahre brummen müssen. Jetzt wählen Sie, was ziehen Sie vor, ein paar Jahre Zuchthaus oder Ihre Freiheit nach Verlauf einer Stunde?" Verständnißlos sah ich ihn an. Um den Preis meines Lebens hätte ich nicht errathen können, was er im Schilde führte. Sehnlichst wünschte ich mich fort von dieser Stelle, ich hätte wahrhaftig lieber mit einem pol ternden Schutzmann als mit diesem eigenthümlichen, leutseligen, alten Herrn verhandelt. „Treiben Sie nicht Scherz mit mir?" fragte ich ihn ungläubig. Uhr aus der Tasche, „jetzt fehlen noch zehn Minuten zu vier, um fünf sind Sie frei unter einer Bedingung." „Und die ist?" „Folgen Sie mir." Mit diesen Worten erhob er sich. Augenscheinlich ohne die geringste Be sorgnis wandte er mir den Rücken und schritt aus die Thüre zu. Ich folgte ihm hastig. Jetzt, dachte ich, war meine Zeit gekommen. Wenn ich ihn von hinten überfiel, war es mir ein Leichtes, ihm den Revolver zu ent reißen. hen." lch muß gestehen, daß ich vollstän dig eingeschüchtert >md nicht Erscheinung so ausgezeichnet zu schlie ßen verstand. Bei de: Thüre blieb j er stehen und ließ mich zuerst hinaus. 5 voranzugehen. Ich that es mit wach sender Besorgniß. Was würde nun j kommen? Nach dem sonderbaren Be nehmen des alten Kauzes zu schlie j Ben, mußte es etwas Ueberraschende» sein. Ich hatte mich auch nicht getäuscht. Bis auf den heutigen Tag habe ich die Im ersten Stock blieb mein Beglei ter vor einer Thür stehen und winkte mir einzutreten. Nicht sobald hatte ich es gethan, als ich auch schon be stürzt zurückfuhr, und trotz des feind lichen Geschosses wäre ich davonge stllrzt, wenn nicht sofort mein Gefährte hinter mir 1»n Schlüssel im Schloß umgedreht hätte. Im Kamm brannte ein hellesFeuer, and die Atmosphäre des Gemaches ren so dünn und blutlos, daß ich mir einbildete, durch sie hindurchsehen zu können. Es trug eine Art wollener Bcr Gott, welch ein Gesicht! Gelb wie dern machte. „Aha", krächzte es, und die Worte schienen aus seinem Halse heraufzu „Jch lhre „Rauben? Was denn?" Si! Wahlen Jetzt saß ich in der Klemme. Aus verschiedenen Gründen war es mir Wie er es eigentlich bewerkstelligte, Lanzette hineinfuhr. Mein Blut flie ! Ich machte eine abwehrende Bewe- »ung und schlich hinaus. Wie ich nach Erste, was ich that, als ich mich in mei nen vier Wänden in Sicherheit wußte, war, daß ich in den Spiegel schaute, ob mein Haar noch braun sei. Seit dieser Zeit habe ich dem We sten nie wieder einen professionellen Besuch gemacht. Man weiß nicht, wel che unangenehmen Ueberraschungen ei nen dort erwarten können. Die Wittwe. A. d! W. 1. Sehr geehrter Herr! Meinen innigsten Dank für Ihr freundliches Beileidsschreiben. Ich lebe ganz und sür immer nur meiner Trauer. Die Außenwelt hat für mich zu existiren aufgehört, und meine Pflicht zwingt mich ebenso wie mein innerstes Bedürfniß, mich ganz von ihr abzuschließen und mich nur noch der Erinnerung an ihn, der nicht mehr ist, zu weihen. Das Trauerlleid und der Wittwenschleier sollen fortan meine Schmerze stören. Trotzdem danke ich Ihnen, daß Sie meiner gedacht haben, und bitte Sie. sich dessen aufrichtig ver sichert zu halten. Sehr ergebenst Baronin von Roßbach. Berlin, den 5. Mai 18S7. 2. Berehrter Herr von Bergen! Ihr erneuter Versuch, bei mir vorge lassen zu werden, ist mir ebenso schmei chelhaft wie rührend. Fragen Sie aber Ihren Verstand und Ihr Herz, und Sie werden die Gründe meiner Zurückgezo genheit verstehen. Ich will mich nicht zum Richter über Andere auswerfen. „Richtet nicht, auf daß Ihr nicht gerich tet werdet!" so spricht das Evangelium aber ich kann nicht ohne innerste Empörung jene leichtfertigen Wittwen mit ansehen, welche nur daran denken, sich zu zerstreuen, statt ihre Stunden in ernster Sammlung zu verbringen. Ich will ihnen nicht ähnlich sein. Hier und da nur verlasse ich mein Haus, um Blumen auf das Grab zu tragen, wo meine Liebe für «wig schläft. Dank trotzdem für Ihre freundlichen Absich ten. Ich nehme Ihren Besuch als ge schehen an. Ihre ergebene Baronin E. von Roßbach. Berlin, den 10. Juni 1897. 3. Lieber Herr von Bergen! Sie bestehen durchaus darauf, daß ich Sie empfange! Ich vermag Ihnen nicht mit Worten zu sagen, wie wohl Ihre Theilnahme meinem Herzen thut. Aber ich flehe Sie an schonen Sie eine Frau, die sich nur nach Ruhe und Einsamkeit sehnt. Die Zeit irdischer Vergnügungen, die ich genoß —so lange er noch war, sie ist mit ihpi dahin für immer. Sie würden bei mir nur traurige Eindrücke gewinnen. Freuen Sie sich des Lebens, so lange es Ihnen lacht, und vergiften Sie sich Ihre schöne Jugend nicht, indem Sie die Ge sellschaft einer Untröstlichen suchen, welche die Sonne Ihres Daseins nur verdunkeln könnte. Ich würde es für einen unverzeihlichen Egoismus halten, wollte ich Andere mit in mein Unglück ziehen. Ihre herzlich ergebene Baronin Elisabeth v. Roßbach. Berlin, den 3. Juli 1897. 4 Verehrter Freund! Die Gründe, di« Sie anführen, sind, ich gestehe es offen, sehr überzeugend, und vor Ihrer hohen geistigen Ueberle genheit müssen alle meine Einwände weichen. Also gut, es sei! Kommen Sie! Die göttliche Vorsehung will es vielleicht so; aber bedenken Sie, baß Sie bei mir kein« Fröhlichkeit, kein Vergnügen finden werden und nur ernste Gespräch« zwischen uns möglich sind. Es ist vielleicht sehr eigennützig von mir, daß ich «inwillige, Si« zu em- Freundschastlichst Elisabeth v. Roßbach. Berlin, den 6. August 1897. 6. Sie hatten Recht. Ihr Besuch hat träufelt, kommen Sie oft wieder, Sie thun ein Werk der Bermherzigkeit. Ich habe nur solche Angst, daß Ihnen nie verzeihen, wenn ich Ihnen zur Last siele. Wenn Sie aber in Ihrer Güte men sind. Ihre Berlin, den 1. September 1897. 6. Mein Liebster, bester Freund! auf immer an meine Dreißig ketten? Wie ist es möglich, daß so viel Güte, so viel Mitleid in dem Herzen eines Man ich Ihr Opfer annehmen? Darf ich, die ich schon im welkenden Herbste d«Z Le» Ihre Elisabeth. Berlin, den I<Z. October 1897. 7. sein, einen willfährigen Pfarrer zu Ich bin toll, schlecht, ruchlos sogar. Berlin, den 20. November „Wie ungeschickt!" Aber ein tiefes Weh beschleicht das junge Mädchen. Von Jduna Müller, den, ist der tägliche Angstgedanle ihres Daseins. Was erwartet sie denn zu Hause? hübsche Arbeiterin nieder. „Was ich sagte, geschieht! Gehen Sie nur an Ihre Arbeit!" Mit gesenltem Haupt verläßt die Als Regina Behr die Ladenthür „Sie sind entlassen! Zur Abrech- Dumpfes Entsetzen packt die Ar- Worte Reginas Herz. Willenlos folgt Mitleid auf der Welt? Soll sie es end- Kleine?" „Führt Mitleid zur Schande?" Gel- Der Schutzmann schüttelt erstaunt „Der Wind pfiff über den Fluß!" Bei Jduna Müller ward die kleine Arbeiterin nicht wiedergesehen Zigeuners Erdenwallen. von Conrad Albcrti. Ohne Heim, ohne Ideal, ohne Vater land irren sie umher über die ganze Erde, alle Länder durchstreifend und doch in keinem sich völlig behaglich füh lend, höchstens zu vorübergehendem Aufenthalt sich niederlassend. Ziellos und zwecklos ist ihr Dasein, sie wissen nicht, wofür sie leben, die echten, mo- Gastrecht zu sichern, ja sich ihnen völlig anzupassen und gleichzitstellen. Nur die Zigeuner sind die Enterbten der zuwachsen, im nüchternen und fleißigen Europa, in dem alles durch Ueberein kunft und Ordnung gebunden ist, die Zügellosigkeit und Bequemlichkeit ihrer verlorenen asiatischen Urheimath be- Zigeuner beobachtet. Unterschiede be stehen fast nur in der Kleidung und in dem Grade d«s Glücks, mit der ihre Arbeitsscheu sich mit den wirthschaft lichen Bedingungen dieses oder jenes Landes abfindet. Je mehr die Natur der Bewohner des Landes selbst eine gewisse Ähnlichkeit mit der auf- Deutschland sind sie ewig wandernde, gehetzte Gäste, stets nur auf der Durc hfahrt, in beständigem Kampfe mit der Gendarmerie. Aehnlich im heutigen Frankreich. In Südungarn fühlen sie nicht entfernen kann. In Granada, in den Felsen- und Schmutzhöhlen des Albaicin, ist der Zigeuner vor allem Bettler und tanzen der Sänger, aber darin unterscheidet er sich nicht vom Einheimischen, denn ganz Granada lebt vom Bettel. In Sevilla betreibt er das einträgliche Gewerbe des Fleischers. Triana, die alte Trajansvorstadt jenseit des Gua bewohnt: niedere, schmutzige, recht un poetische Hütten. Von blendender Wirkung aber ist in der großen Cigar renfabrik von Sevilla der Saal der Gitanas, ein großer, von maurischen Säulengängen durchschnittener Raum, darinnen Hunderte von Zigeunermäd chen, die meisten bildhübsch, schwarz haarig, mit funkelnden Augen, jede eine jede eine Rose im Haar und eine mit einem Kinde neben sich. Da ist ein Geschrei, ein Drängen, wenn der Fremde hereintritt, ein Betteln um ein paar Kupfermünzen „für das Kleine!" In Ungarn sind sie die Musiker der Ungar liebt die Kunst der Töne leidenschaftlich, aber er ist selbst gänz lich unmusikalisch. Der echte Magyare verachtet den Zigeuner, aber er kann gefüllte Brieftasche zu. In Serbien Mitteln den Verkehr-über die Straße, tragen Bestellungen aus, holen vom Markte ein. Welch herrlich Erschei beobachtet? Braun und hager, mit brennenden Augen, mit wahren Ca meenprosilen, in der aufrechten Hal- Jn haben sie ihre Nie derlassungen in den alten byzantini schen Mauern ausgeschlagen, weit drau ßen, am Thore von Edirne in der mit dem sie sich nennen, „Rom",gemein. Eitlen? Viel ist über die Zigeuner ge schrieben, viel gefabelt worden; sie haben nichts von der edlen Romantik, die ihnen die Dichter geben, sie sind nicht so schlimm, wie das Volk sie zu beurtheilen pflegt. Sie sind unfähig, sich zu verändern, sich zu heben. Man hat auch nie gehört, daß ein Zigeuner etwas Tüchtiges geworden wäre, etwas Besonderes geleistet hätte nicht ein mal als Musiker, so viel sich hervorra gende Gönner, wie der Erzherzog Josef in Ungarn, auch Mühe mit ihrer Er ziehung gaben. Zum systematischen Erlernen einer Kunst oder Wissenschaft sind sie nicht zu bringen. Sie machen ihnen unmöglich. Sie sind keine Räuber, keine Wege lagerer, aber sie sind die geborenen Spitzbuben. Der Begriff des Eigen thums fehlt ihnen vollkommen. Sich ein müheloses Dasein sichern auf Ko sten Anderer ist ihr Hauptwunsch. Sie sind geborene Akrobaten, kein Gitter ist sür sie zu spitz, keine Mauer zu hoch. Sie schleichen sich in ein Zimmer und rauben es aus, sie nehmen Uhr und Börse vom Nachttisch, ohne daß der daneben Schlummernde das Mindeste merkt, sie schleichen wie auf Geistersoh len, und nur ihr zurückbleibender, ei genthümlicher, mauseartiger Geruch verräth ihre Spur. Durch die kleinste Spalte im Zaun oder Gitter weiß der Zigeuner zu schlüpfen, und ist er ein mal im Hause, so bindet er alle Thüren fest zu, um nicht überrascht zu werden. Er stiehlt oft mit dem osjenen Meger im Munde, wird er aber überrascht, fo vertheidigt er sich nicht, sondern rennt davon. Schmutz und Aberglaube sind seine charakteristischesten Eigenschaften, Hühner, Gänse, Pserde, Juwelen sind die Hauptgegenstände seiner Begehr lichkeit. Da geht er mit der äußersten Schlauheit zu Werke. Meist stiehlt er derselben Gegend einPserdemarkt statt findet. Auf dem hofft dann der Be fohlene sein Eigenthum wiederzusehen und unterläßt die fortige Verfolgung der Zigeuner aber ist indessen mit der Beute über alle Berge. Jeder Zi geuner besitzt eine Wurfangel, in deren Gebrauch er Meister ist mit ihr holt er durch geöffnete Fenster von außen Decken, Geschirr u. dergl. aus dem Zimmer und schleift es nach. Stech apfelsamen, der vor Verfolgung schü tzen soll, läßt er am Thatort zurück. Ob die Zigeuner Kinder stehlen? Es ist nicht ganz klar nachgewiesen. Nach ihrem Aberglauben bringen rothhaa rige Kinder Glück, es sind „Kinder der Sonne." Sie, als eine Art mas geuner versuchen, im übrigen ist er selbst meist so kinderreich, daß er kaum nach fremden Geschöpfen noch Verlan gen tragen wird. Dankbarkeit kennt der Zigeuner nicht. Ein österreichischer Bauer nahm ein elendes Zigeunerweib barmherzig auf, ließ sie in seinem Hause entbinden, pflegte sie, versorgte sie mit Wäsche zum Dank dafür brach ihre Bande, nachdem das Weib geschieden war, bei ihm ein und nahm alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Während ihrer Krankheit hatte das Weib alles Gesellschaft, in dem alle Mittel gelten. Seine religiösen Begriffe sind höchst roh. Er macht kaum einen UnterMed zwischen Gott und Teufel, selbst wenn er christlich getauft ist. Ein Englän der übersetzte das Evangelium in die Zigeunersprache: Die Zigeuner steckten es als Talisman zu sich, wenn sie steh len gingen. Nur vor den Todten haben sie Angst, bei ihnen schwören sie, und sie sollen selbst nicht mehr lügen, wenn man sie ihre Aussagen „bei den Todten" machen läßt. Ihre furchtbarste Waffe aber ist ein geheimes Gift, „I>i'v" genannt, ein braunes Pulver, angeblich aus den Sporen eines Pilzes zubereitet. Es wird in lauwarmer Flüssigkeit gege ben: die Sporen entwickeln sich im Husten, Tod. In der Leich: stirbt auch der Pilz ab, zerfällt und ist 14 Tage bar. Unter einander leben sie beinahe ohne Gesetz und Recht. Scham, weib liche Ehrbarkeit, Heiligkeit der Ehe sind vergeht/ wird fürchterlich bestrast, ge scheibe. Allerdings ist auch die Heil kraft ganz unerhört, die ihr Körper be sitzt. „Beim Zigeuner kann man zu sehen, wie seine Verletzungen zuheilen", sagte ein berühmter Chirurg. Für die Welt, für die Behörden haben sie bürgerliche Namen aber unter ihnen existiren diese nicht, da sind ihre Namen wie die der Indianer von Eigenschaften begleitet: „der Kahle", „der Lahme", „das scharfe Messer" u. f. w., die sie für das Leben behalten. Einige, ganz wenige Berfuche sind geglückt, den Zigeuner anzusiedeln und zur Arbeit zu erziehen: In Wittgen stein in Westphalen soll sich eine kleine Kolonie befinden, die sich zur allgemei nen Zufriedenheit hält. Im allgemei nen bilden sie im modernen Leben eine Art Anti - Gesellschaft, die jeder sozia len und persönlichen Entwickelung un fähig ist, deren Grundsatz die Zügel losigkeit ist. Es sind die wahren, die eigentlichen Anarchisten Der Mritl»i»gS»ichter. Ich hätte ein Bändchen Gedichte Bis zum Frühling sonst fertig gestellt. Doch wenn der Lenz erscheinet Und wenn der Himmel blaut, !mmer aus der Welt geschafft. Aus die einfachst« W«ise von der Welt wurde sie von einem ungarischen Theater director gelöst. In der Biharer Ge meinde Jllye bereitete dies-«? Theater director, Zoltan Berestyeh, ein Sensa tionS - Ereigniß vor, das durch folgen den Theaterzettel gebührend angekün digt wurde: Jllyer Ungarisches Thea ter. Nach Gottes heiligem Willen im Jahre 1899 nach Chr. Geb. am 22. Ja- Romeo und Julia. Sensationelle, nxltberiihmte Tragödie in 6 Auszügen mit Gesang, Tanz und bengalischer Beleuchtung von Wilhelm Shakespeare. D«r Autor wirb der Aufführung an wohnen!
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