KIW llllWtM. Roman von Arthur Zapp. (4. Fortsetzung.) Am Morgen des 21. Juli hörte die sprengten zu demjenigen der wenigen Häuser des Ortes, in dem der Divi sionscommandeur sein Quartier auf geschlagen hatte. Wenige Minuten später hielt General Blenker, von den B"efehle?^''"'"^°'"'"°"^""" Kurz darauf wurde im Lager Gene ralmarsch geblasen, als die deutsche Division mit lautem Hurrah, mit Sang und Klang aufbrach. Durch die Miß gunst des commandirenden Generals McDowell, der die Deutschen nicht mochte, war die Division Blenker in die Reserve gestellt worden, damit sie an Feuer waren eben entzündet und die Mannschaften wollten Kaffeewasser beisetzen, als der Ruf: An die Ge wehre! Vorwärts! ertönte. Wieder begann der Marsch. Der Kanonen donner aber war diesmal ungleich stär mer näher. Schon konnte man deut lich das Knattern der Gewehrsalven unterscheiden. Unter den Soldaten wird es still und stiller. Der^Ernst In banger Erwartung, düster blickt jeder vor sich hin. Auch Harry Brad ley fühlt, wie heftig ihm das Herz klopft und wie schwer der Athem sich aus der bedrückten Brust emporringt. Kurze, hastige Gedanken fliegen nach der Heimath, zu Vater und Schwester, zü Margaret Leiphold, dem geliebten Mädchen, und ein unwillkjjrliches Le gen Soldaten. Jetzt sausen die ersten Granaten über die sich instinktiv bückenden Kopse hinweg. Ein Stutzen kommt in die Truppen, ein heftiges Drängen und Schieben. Capitän Leiphold, der, den Säbel in der Faust, am rechten Flügel seiner Compagnie schreitet, dreht sich lächelnden Antlitzes zu seinen Soldaten um. Ruhig Blut, Jungens! sagt er in nichts. Wenn sie uns bange machen wollen, müssen sie erst besser zielen lernen. Während Harry Bradley in die freundlichen blauen Augen seines Ca- Vitäns blickt, straht es ihm warm und belebend in's Herz hinein und unwill kürlich reckt er sich straff und stolz in die Höhe, während ihm das Blut heiß in die blaßgewordenen Wangen schießt. Darf er sich vor Grete's Vater schwach Platz!'' Henning seinen Nun, Harry, wie ist Ihnen zu Muthe? fragt der Deutsche und sieht blickendes Gesicht. Bravo! raunt ihm Henning zu. Bravo, Harry! Wenn Ihre Schwester Carrie Sie so sehen könnte! Schwester auf sich ruhen. Und er stilles Gelübde Wirt/in seiner Seele laut: Carrie, du sollst mit mir zufrie den fein. - s -h« t d rechts! unglücklichen Ausgang der Schlacht verkünden. Die deutschen Ossiciere tmrschten mit den Zähnen und stoßen her. Jnfanteriemassen drangen sich da zwischen, Ambulanzen mit stöhnenden verwundeten vollzepackt, schwanken verwirrenden Menschenknäuel schlafen die Kartätschen des Feindes ein und reißen häßliche Lücken. kopflos Fliehenden droht die noch ge ordneten Glieder der deutschen Regi menter mit sich fort zu reißen. Schon Regiment, vom panischen Schrecken ei nrissen. Da sprengt Oberst von Galis an sie heran und treibt sie mit der flachen Kinge in ihr Glied zurück. Dann reißt er seinen Revolver aus dem Pistolenhalfter und droht mit seiner lauten, durchdringenden den Haufen, wie einen tollen Hund! Es hätte dieser Drohung nicht ein mal bedurft. Die Soldaten selbst empfinden die schmachvolle Lage und sehen ist. General Wenker befiehlt spornen die Südlichen zu neuem An griff an. Aber die deutschen Regimen ter weichen nicht. Bis zum hereinbre chenden Abend halten sie ihre Stellung. Vor ihnen liegt das Feld voller Todter und Verwunderter; hinter ihmn unbeschädigten neuen Geschützen ab, die erst die erste Schlacht gesehen haben, und jagen davon, die Kanonen dem Feinde überlassend. Erst um neun Uhr Abends gibt Blenker den Befehl zum Abmarsch. Er deutsche Soldatenehre gerettet, er hat verhütet, daß das Schicksal des Feld- Linien ziehen sich die Deutschen zurück, als Nachhut den Rückzug der Unions armee deckend und die Flucht zum Ste hen bringend. Nur einmal gerathen die Reihen in's Wanken. Einige Schwadronen feindlicher Cavallerie der so sehr gefürchteten südlichen schwarzen Reiter, verwegene Kerle, die mit ihren Pferden verwachsen zu sein scheinen, die wilden Gesichter von der Sonne des Südens tief gebräunt, sprengen mit gellenden Rufen auf die weichende Jn cken erfaßt wird und sich in Unordnung auflösen will. Aber noch rechtzeitig commandirt Oberst von Galis: Kehrt! Fällt das Gewehr! Reihen zugleich Salvenfeuer in Ver wirrung bringt. Die schwarzen Rei ter stutzen und eine Anzahl von ihnen wendet die Pferde. Diesen Moment benutzt das De Kalb - Regiment, um den Rückmarsch geordnet fortzusetzen. Nur Capitän Leiphold bewahrt noch auf einen Befehl des Oberst von Galis die Fornt gegen den Feind, um weitere Angriffe abzuhalten. Und richtig, eine Schwadron der südlichen Kavalle risten hat sich rasch gesammelt und sprengt von neuem zum Angriff an. Formirt das Carrb, commandirt Capitän Leiphold. Und während die ersten beiden Glieder ihre Bajonette den Feinden entgegenstrecken, ladet die hinterste Reihe ihre Gewehre. Indeß sind die schwarzen Reiter ganz nahe an das Carr6 herangekommen. Sie schießen ihre Revolver ab. Harry Bradley, der im hintersten Gliede steht, das noch mit dem Laden beschäftigt ist, hört einen durchdringenden Schrei hin ter sich. Für einen kurzen Moment blickt er zurück. Ein heißer Schmerz durchfährt ihn. Heftig zuckt er zu sammen und erbleicht. Es ist Capi tän Leiphold, der, am Halse getroffen, umgesunken ist und nun röchelnd am Boden liegt. Feuer! ertönt Lieutenant Hennings Stimme. Gut gezielt haben die deutschen Schützen. Die vorderste Reihe der schwarzen Reiter wälzt sich am Boden, zu Tode getroffen, von den eigenen Pferden erdrückt. Die anderen machen Kehrt und stieben in wilder Flucht auseinander. Das Carr6 zieht sich auseinander und in guter Ordnung folgt die Com pagnie dem Regiment. Harry Brad ley aber bleibt; er ist in seine Kniee ge sunken, er beugt sich zu Grete's Vater herab, über dessen bleichem Antlitz be reits die Schatten des Todes zu schwe ben scheinen. Die Schlagader ist ge troffen. Hülfe unmöglich. Jetzt schlägt der Capitän die Augen auf und sieht das Gesicht des jungen Soldaten über sich gebeugt. Unendliches Leiden drückt sich in den verzerrten Mienen aus. Seine Lippen bewegen sich fli^ aus der wunden Kehle hervor. Harry Bradley liest ihm die Worte von den Lippen. Arme Frau! Mein armes Kind! hat der Sterbende geröchelt. Der junge Soldat ist tief erschüttert. Ein heißes Mitgefühl steigt in ihm auf gung des Kopfes wahrgenommen, flü sterte er weiter in das Ohr des Ster benden: Ich nehme die Sorge für die Frieden, Capitän! Ihre Frau und Ahr Kind werden nicht verlassen sein. Ich liebe Ihre Tochter Margaret und ich schwöre Ihnen bei allem, was mir heilig ist, lehre ich auZ diesem Kriege zurück, so mache ich Margaret zu mei ner Frau, wenn sie mich mag. Haben Sie mich verstanden, Capitän? Ein glückliches Lächeln breitet einen letzten verllärenden Schimmer über das bleiche Antlitz. Und nun ein tie fes Athemholen, ein krampfhaftes Zucken und Strecken ... Plötzlich fühlt sich Harry Bradley mit kräftigem Ruck zur Seite gerissen. In demselben Augenblick ertönt ein Schuß. Harry Bradley blickt erschreckt aus. Ein südlicher Reiter hat sich unter sei nem Pferde hervorgearbeitet und knieend auf ihn angeschlagen. Die Kugel pfeift dicht an seinem Ohr vor über. Neben ihm steht Jemand, der zum wuchtigen Schlage aus holt und dem schwarzen Reiter mit wohlgezieltem Säbelhieb den Schädel spaltet. Vorwärts, Harry! tönt es in das Ohr des Aufspringenden. Zugleich fühlt er sich am Arm gepackt. gekommen ist, um ihn vor dem Schick sal Capitän Leipholds zu bewahren. In wenigen Minuten ist die Compag nung langt deutsche Division am Morgen des 23. in Washington an. 7. betten. fiel ihnen am Eingang des Ortes ein elegantes Zelt auf, das während ihrer Abwesenheit aufgeschlagen worden ! war. An dem Zelt war eine Firma angebracht: „Drs. Browen >8: Alexan der, Regierungs-Einbalsamirer." Und auch dei/längsten Transport überstän den. Für ihre Mühewaltung berech neten die speculativen Herren nur cier. Daß die Idee keine schlechte war, bewies der Zuspruch, den die Doctoren bereits jetzt hatten. Beide Herren wa ren in voller Thätigkeit. Die Einbal samirung geschah vermittelst einer Flüssigkeit, deren Zusammensetzung förderung in die Heimath übergeben. Herr Bradley hätte gern die irdi schen Ueberreste Capitän Leipholds den geschickten Händen der Regierungs- Harry Bradley ließ seiner ersten kur zen Nachricht «iilen längeren Brief an Margaret Leiphold folgen, in dem er ausführlich beschrieb, unter welchen Umständen der tapfere Capitän sein Leben einbüßte. Auch das Geständ niß, das er dem Sterbenden in's Ohr geflüstert, wiederholte er und er knüpfte daran die Frage, ob Grete ihm helfen wolle, das Gelöbniß, das er den gemacht, auch dereinst zur Erfül- Margaret Leiphold ließ nicht lange auf ihre Antwort warten. ! .Mein lieber Herr Harry!", so schrieb sie. „Ich weiß nicht, soll ich ! Oft mitten in meinem Schmerz um Papa jubelt mein Herz plötzlich freudig auf und es wird mir so warm, so wohl, standen und ihm seine letzten Augen blicke leicht machten. Wie lieb war das doch von Ihnen! Auf meine» Knieen möchte ich Ihnen dafür danken aus Bewunderung und Dankbarkeit. Wie schwach und erbärmlich bin ich im Vergleich zu Ihnen! Ich binb.ar nicht werth, daß Sie mich lieben. Was soll ich nur thun, um Ihre Liebe zu verdie nen? Sagen Sie es mir, lieber Harry, sagen Sie es mir! Wenn ich nur wüßte, wie ich sein muß, um Ihrer werth zu werden, ich würde ja an mir arbeiten Tag und Nacht. Freilich, daß Sie mich lieben, lieber Harry, weiß ich ja längst, wenn Sie es mir auch mit Worten nie gesagt haben. Aber ich habe es doch gemerkt an Ihren Blicken, Ihrem Erröthen, dem Ton Ihrer Stimme, an allem. Und ich war immer im stillen so glücklich dar über, und nun, nun werde ich ja das allerglücklichste Geschöpf in der ganzen Welt, wenn nicht der Krieg wäre, der häßliche, hassenswerrhe Krieg. Mußten Sie denn wirklich mitgehen, Harry? Nun zittert mein Herz täg lich, stündlich um Sie, und trotz alles Glückes kann ich doch so recht froh nicht werden. Ihre Schwester Carrie —o, wie lieb ist sie! sagt freilich, daß Sie nicht anders gekonnt hätten, daß Sit nicht hätten zu Hause bleiben dür fen. O, wie bewundere ich Ihre Schwester Carrie und wie beneide ich Sie um Ihren Muth und Ihren ... Ich dürfe nicht weinen um Sie, sagt Carrie, sondern ich sollte stolz darauf sein, einen Bräutigam unter den Va terlandsvertheidigern zu besitzen, wie sie stolz wäre, einen Bruder in der Armee zu haben. Aber, lieber Harry, ich bin ein so furchtsames, so schwa ches, kindisches Geschöpf, daß ich ganz und gar keinen Stolz empfinde, son dern nur Furcht und Angst, eine unbe schreibliche Angst. O, liebster, bester, einziger Harry, ich bitte Sie, auf mei nen Knieen bitte ich Sie, geben Sie doch recht, recht acht auf sich! Man sein, ohne daß so furchtbar tapfer zu sein braucht. Und wenn es wieder einmal zur Schlacht kommt, denken Sie ein klein wenig an mich un^an auch Sie nein, ich kann es nicht nie derschreiben das entsetzliche, schreckliche Wort. Aber überleben könnte ich es nicht sicherlich nicht. Ich habe ja nun Niemanden mehr als mein Mutt schr, so sehr — ich kann es ja nicht sagen, wie sehr. Haben Sie es denn nie bemerkt? Freilich, ich habe mich ja immer verstellt und wollte es Sie nicht merken lassen. Aber nun hört Verstellung und alles auf, nun sollen Sie es wissen, daß alle meine Gedanken bei Ihnen sind, bei Ihnen, und daß ich nur den einen Wunsch habe, Sie möch ten zu mir zurückkehren recht bald, recht bald. Ich will Sie auch so glücklich machen, lieber Harry, so glücklich. Mit so viel gutem Willen, mit so viel heißer Liebe im Herzen muß das mir ja doch gelingen. Ihre Schwester Carrie brachte mir einen Ring, in Ihrem Na men, Harry, einen wunderschönen kost baren Ring. In der Mitte ein Onyx, der so köstlich in den verschiedenen Far ben schillert, und rings herum kleine blitzende Diamanten. Das soll mein Verlobungsring sein, und er soll mich, so oft mein Blick auf ihn falle, an Sie erinnern. Aber ich denke auch ohne dies immer, immer an Sie, lieber Harry! Aber gefreut habe ich mich doch so sehr. Es ist doch gar zu schön, einen Verlobungsring zu tragen, ver lobt zu sein, Braut zu sein! Wissen Sie, liebster Harry, was meine Freude ein wenig dämpft, was mir bang und schwer auf der Seele liegt? Daß Ihr Vater noch nichts von unserer Verlo bung weiß. Ob ich Ihnen böse bin, weil Sie wünschen, ihm unsere Liebe vorläufig noch geheim zu halten? Durchaus nicht, lieber Harry. Wie mir Carrie erzählte, zürnt er A^n Sie eines Tages zurückkommen und ihm alles filgen? Doch diese Sorgt ist ja verhältnißmäßig nur klein, und ich will an sie jetzt nicht denken, sondern das alles getrost der Zukunft über lassen. Wenn nur die eine große, Sie mir^zuhören und meinen Brief lesen, können Sie ja nicht kämpfen. Aber das ist ja alles Unsinn. Ich kann Sie ja nicht abhalten, Ihre Pflicht zu thun, und ich darf es ja auch nicht, wie Ihre Schwester sagt. Ich kann Sie ja nur bitten, fußfällig bitten, liebster, theuerster, heißgeliebter Harry, geben Sie sich nicht unnöthig preis aus gar zu großer Vaterlandsliebe, aus über > triebenem Ehrgeiz! Einmal muß ich doch schließen. Und darum will ich's ! gleich jetzt thun und Sie nicht länger ! mit meinem dummen Geschwätz ern.ü -! den. Mein Muttchen läßt Sie herz lichst grüßen und ich selbst, ich das how. Margaret Leip führte er die zusammengefalteten Briefblättchen hastig an seine Lippen. Und zuletzt streckte er sich der Länge nach auf die Erde und drückte sein er hitztes, glühendes Gesicht in das küh lende grüne Gras. An demselben Tage traf ein anderer Brief mit der Feldpost Lager zu Hunters Chapel ein. Die Absenderin aer Lieutenant Henning. Der junge Deutsche war sehr überrascht. Seine Gedanken hatten sich . häufig mit der Tochter seines ehemaligen Principals beschäftigt und jedesmal strömte ihm das Blut heiß zum Herzen, so oft er sich die Abschiedsscene zwischen ihnen beiden, die einen so überraschenden Verlaus genommen, in's Gedächtniß zurückrief. Das Erinnerungszeichen, das sie ihm eingehändigt hatte, war sein stetiger Begleiter und seinen Platz in der Rocktasche über dem Herzen ver ließ das zierliche Portefeuille nur, wenn Henning es hervorzog, um nach seiner täglichen Gewohnheit Eintra- Was konnte ihm Carrie Bradley mitzutheilen haben? Mit hastigen Fingern öffnete er das Couvert, seine Blicke flogen aufleuchtend, gleichsam liebkosend über die kleinen, regelmäßi gen Schriftzüge der Briefschreiberin hin. Carrie Bradley schrieb: „Werther Herr Henning! Verehr ter Freund! Aus der Tiefe meines Herzens danke ich Ihnen. Harry schrieb mir, was Sie für ihn gethan haben. Ihre treue Freundschaft, Ihre Furchtlosigkeit, Ihre Aufopferung, die sich um die eigene Sicherheit nicht küm merte, haben ihm das Leben gerettet. Wenn Sie sich nicht im rechten Mo ment seiner erinnert, ihn vermißt hät ten und zu ihm zurückgekehrt wären, so hätte der Pistolenschuß des feindlichen Reiters Harrys jungem Leben ein Ende gemacht. Der brave Junge! Ich bin stolz unh glücklich, daß er sich vor den Feinden so wacker gehalten hat. Und Ihnen, theurer Freund, drücke ich im Geiste die Hand und rufe Ihnen zu: Haben Sie herzlichen Dank! Ihnen danke ich das Leben meines ein zigen BruderS. Und ich blicke in Ihre ehrlichen blauen deutschen Augen und bitte Sie: Nehmen Sie sich auch ferner meines Bruders an! Seien Sie ihm in Zukunft ein Frevnd, ein Berather und Helfer, Ich habe ein so großes Vertrauen zu Ihnen, daß es mir bei aller bangen Sorge um Harry doch ein unendlich beruhigendes, wohlthuendes Gefühl ist, Sie in seiner Nähe zu wis sen. Es ist mir, als wäre er nebe» Ihnen in Sicherheit, als könnte ihm kein Haar gekrümmt werden, so lange Sie leben und über ihn wachen, so lange Sie Da Sie aber den und ich glaube nicht an übernatürlich» Kräfte im Menschen, aber ich bin so ganz durchdrungen von der Gewißheit, vortrugen, oder uns Ihre akademische Jugendzeit schilderten, und wie ich mich dann, um Ihnen eine Erholun^s fchütten wollten. Ach wie schöne Abende waren das! Auch jetzt ver bringe ich ja meine Abende nicht ein sam, aber wie so ganz anders doch als damals! Papa leistet mir alle Abende Gesellschaft und in der Regel kommt Mr. Cunningham auf eine oder zwei auch der Norden über die größeren Kräfte und Hülfsmittel verfüge, so be sitze der Süden vorläufig die besseren vergessen machen wird, daß das Bei spiel der tapferen deutschen Division die amerikanischen Regimenter mit Be schämung erfüllen und zur Nacheife rung antreiben wird. Mit fieberndem Interesse verfolge ich die Vorgänge aus dem Kriegsschauplatz. Sie würden Cunningham hat die Güte gehabt, mir eine große Karte vom Kriegsschauplatz mitzubringen und alle Abende stehen bezeichnet und ich brenne die blau-weiß-rothgestreiften Fähnchen südwärts gegen Richmond vorrücken zu dürfen. Im Uebrigen sind Papa und Mr. Cunningham von einer fie berhaften Thätigkeit. Mr. Cunning- Einkäufe von Waffen gemacht. In deß hat Papa die Fabikation von Ge wehren vorbereitet. Mr. Cunningham ist mehr als je Papas rechte Hand und Papa wird nicht müde, zu rühmen, ein wie tüchtiger, kluger Geschäftsmann Mr. Cunningham und von wie großem Werthe er ihm gerade in jetziger Zeit ist. Ich aber bin der Ansicht, ein jeder tüchtiger Mann gehöre jetzt auf den Kriegsschauplatz. Freilich Papa ent gegnet mir immer, wer denn die Waf fen schmieden und die Armee mit dem zum Kriege Nöthigen versehen soll, wenn alle waffenfähigen Männer im Felde stünden. Etwa nur die Krüp pel und die ganz Alten? Papa mag recht haben: Es müssen auch tüchtige Männer zu Hause bleiben, die die Sol daten mit allem, was zum Kriege er forderlich ist, versorgen, und es mag wahr sein, daß Mr. Cunningham, der ohnedies die Strapazen des Feldzuges nützlicher ist, als er es als Sodat im Felde wäre. Doch ich sehe zu meinem Erstaunen, daß ich bereits nahezu acht enge Seiten geschrieben habe. Ich muß nun wohl schließen für heute, ob gleich ich noch gern mit Ihnen geplau dert hätte. Grüßen Sie mir Harry und schreiben Sie mir recht bald, wie es Ihnen geht, was Sie treiben, wie Sie leben und wie Sie die Strapazen Brauen bewiesen, daß ihm das Bild des lieben Miß Bradley über die Karte des Kriegsschauplatzes sich beugenden 8. Licht. Das Unglück spornte Regie rung und Bürger zur höchsten That kraft an. Man sah ein, daß mit Re den und mit der bloßen Begeisterung nichts gethan sei, und man sing an, die vorhandenen Uebelstände, die schlechte Ausrüstung und Ausbildung der Truppen zu erkennen und an ihrer Be seitigung mit Anspannung aller Kräfte zu arbeiten. Man erkannte, daß kleine Anstrengungen den Gegner nicht über winden würden, und man begann den Krieg in großem Stil. Lincoln ver langte 400,000 neue Soldaten. Der Congreß bewilligt« 600,(XX! Mann und Mr. Dowell, der die Schlacht am Bull Run verloren hatte, wurde seines Postens enthoben und an seiner Stelle ein noch junger General McClellan zum Oberbefehlshaber der Unions armee ernannt. McClellans Verdienst war es, daß er sich zunächst daran ge nügen ließ, die Armee zu organisiren, sie, so gut es ging, kriegstiichtig zu ma chen und von jedem offensiven Unter nehmen für die nächsten Monate abzu sehen. Manche Regimenter besaßen auch jetzt noch nicht einmal Waffen in genügender Anzahl. Aber nun wurde mit größtem Eifer gearbeitet, aus dem Chaos, in dem sich die Truppen^zum Armee zu schassen. Täglich langten neue Regimenter an. Washington glich einem ungeheuren Wafsenplatz. Die Regimenter wurden in Brigaden und Regimenter getheilt. Armeecorps konnte man aus Mangel an brauchba ren Führern noch nicht formiren. Es wurde täglich mehrere Stunden exer cirt und auch der Ausbildung des ein zelnen Mannes größere Sorgfalt als bisher gewidmet. Auch in den Arse nalen wurde fieberhafte Thätigkeit ent wickelt und die ganze Industrie des Nordens legte sich auf die Fabrikation von Kriegsmaterial. Die Unions armee erreichte unterdessen eine Stärke von 600,000 Mann und Washington wurde mit einem Gürtel starker Forts umgeben. Die deutsche Division war durch ihren Antheil an der unglücklichen Schlacht am Bull Run sehr beliebt ge worden. General Blenker gehörte zu den populärsten Figuren in Washing überall Aussehen und er hatte jedesmal eine größere Schaar neugieriger Be gleiter, so oft er sich in den Straßen der Bundeshauptstadt sehen lieh. (Fortsetzung solgi.) liür die Küche. Solferinosuppe. Man kocht eine helle Kalbfleischbrühe von den Abfällen des Nierenbratens, seiht sie durch, bindet sie leicht mit Hellem But tcrmehl, giebt mehr«« Löffel glatt ge ten Eigelb ab. Dünne Maccaroni hat man in Wasser für sich gelocht und würfelig geschnitten. Diese thut man mbst einer kleinen Büchse eingemachter grüner Erbsen in die Suppe und streut einen Löffel gewiegte Petersilie hinein. Schnitzel. halt einer Büchse zarter Erbsen und Karotten im Wasserbade, läßt die Ge spitze voll Fleischextract heiß. Auch rollt Sordellenfilet auf und läßt Mixed Pickles abtropfen. Die Schnitzel legt obenauf ein Spiegelei und garnirt die Schüssel mit den Ge müsen, Kartöffelchen, Sardellenfilets, die im letzten Augenblick mit Caviar gefüllt werden, Mixed Pickles und ge riebenem Meerrettich. Eine Sauce wird zu diesem Gericht nicht gegeben. Rindsfilet auf englische Art. Man brate ein schön gespicktes Filet in Butter mit etwas kochendem Wasser, welches man, wenn das Filet Farbe genommen hat, nach und nach fthr heiß. Pfeffer. Mehl und Fleischbrühe zu pastetchen. Zungen - Coteletts. Eine frische Ochsenzunge wird weich ge- Krautwiirstchen. Von hinein Kops Weißkraut die Blätter Seiten des Blattes über Fülle niit das Kraut nicht hart^bleibt. Petersilienfisch e. Kleiner« Fische, etwa Barsche, Weißfische und abgetrocknet und gesalzen und mit Wasser auf's Feuer gebracht. Drei viertel gar gießt man sie ab, dickt die Fleischbrühe mit Buttermehl ein und thut fünf bis sechs zerschnittene Peter silienwurzeln, eine Handvoll gewiegte grüne Petersilie, ein Lorbeerblatt, gan zen Pfeffer und Gewürz, sowie Zwie bilscheiben dazu, läßt es kochen, giebt die Fische hinein und macht sie in der Sauce vollends gar. Kalbsgekröse. Das Gekröse wird sauber gewaschen und von den Glas Essig zum Feuer gebracht und weichgekocht. Nun werden ein Löffel Fett und ein Löffel Mehl zusammen aufgetocht. Apfelcoinpott von ge tr»lkneten Aepfeln. Halbe Lauwarmem Zuckerwässer. halb Wasser, halb Weißwein, mit viel Zucker, Zimmet und Citroncnschale» dampft man die Aepfel etwa 43 Mi nuten und richtet sie dann mit dein Saft an. 3
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