2 Spät gefreit. Am Stammtisch führte er da! Prä sidium. Von ihm, dem Doctor, be- Junggeselle sei; viele meinten sogar, er wäre ein Weiberfeind. Wer ihn jedoch von seiner Mutter erzählen hörte, der Wußte, daß er letzteres nicht war. Sein Angesicht strahlte vonßehaglichkeit und Gutmiithigkeit. Am zärtlichsten leuchte ten seine Blicke, wenn er aus „Wotan" sah, seinen getreuen Begleiter, den ver wöhnten Lieblingsköter des Stammti sche!, dessen Schönheit mehr ins „In teressante" hinüberging. Eines Abends, sie waren ganz „un ter sich" die Junggesellen und hatten sich schon in eine etwas rührselige Stimmung hineingetrunken, eine Batterie geleerter Rothweinsla ertönte die tief« Stimme des Doc tor! mit eigenthümlich vibrirendem Klang: „Kinder, ich muß mich verheira !hen!" „Muß?" „Doctor!" „Was, Du?" Schwirrte es durcheinander. Sie hoben alle die schon etwas wein schweren Häupter, blickten ihren Prä ses an und schüttelten ungläubig Sie Köpfe. „Ja ich muß. Ich habe meiner Mut ter versprochen, ehe ich fünfzig Jahre alt werde, mich zu verheirathen, nach her, meint sie nämlich dann sei es zu ÜM. 3m Mai werde ich süns zig." Zustimmend nickten sie Alle, eS leuchtete ihnen ein, daß „Fünfzig" die letzte Grenze sei, die letzte Klippe, an der ein ehrlicher Junggeselle scheitern müßte. „Na, dann kann ja die Familiensim pelei bald IoS gehen —" brummte ei ner der Zechkumpan« unwillig. „Was sthlt Euch denn hier? Kein Weib, das Euch ärgert keine Kin derplage Herr Gott wenn's dem Esel zu wohl ist, dann geht er auf's Eis". „Keine Anzüglichkeit!" „Du bist zu alt, bleib ruhig beim Stammtisch. Eine Junge nimmt Dich nicht." „Will ich auch gar nicht. So Mitte Dreißig —" „Brr «ine angehende alt« Jung fer." „Zahlen!" rief der Präses dem Kell ner zu, und alle beglichen ihre Zeche und brachen zugleich auf. „Aber ein Pilsener nehmen wir noch zum Abgewöhnen, was Doctor? Das hast Du uns ja empfohlen als Abküh lung nach dem hitzigen Rothen!" „Heute nichts mehr, ich will so lide werden. Adieu, Kinder! Wotan, her!" Mit aller Energie riß er sich los von den Freunden und ging mit eiligen, großen Schritten nach Hause, Wotan dicht hinter ihm. Trotzdem es zwei Uhr war, begegne ten ihm unzählige Menschen. „Möcht' wissen, wie viele eigentlich schlafen zur Nachtzeit" meinte der Doctor, und als er vor seinem Haus stand, da sah er auch noch zwei Fenster hell erleuchtet. „Die da oben hat auch immer noch paßt mir nicht, muß da mal nach spüren; so eine einzeln« Frauensperson, die braucht auch nicht auf zu sein, die sollt lieber schlafen gehen." Knurrend öffnete der Doctor und Hausbesitzer sein Haus. Als er eben die Corridorthür im er sten Stock aufschloß, tönte eine zag hafte, weibliche Stimme von der zwei ten Etage hinab. „Herr Doctor, verzeihen Sie, ich bitte, mein Junge ist so krank, ich glau be es ist Diphiheritis." Bums, flog die Corridorthorthür wieder ins Schloß, und der Doctor schob feine mächtige, von behaglicher Fülle strotzende Gestalt noch eine Treppe höher. Ein blasse», nicht mehr ganz jun ges Frauengesicht, große, helle blaue Augen, von dunklen Schatten umran det, sah er im Schein der Lampe vor sich „lch danke Ihnen sehr. Ich habe auf Sie gewartet, ich habe solch schreckliche Angst vor der Diphiheritis, er hats so im Halse, ganz plötzlich Hat ers bekom men." Sie führte den Doctor in ein kleines sauberes Schlafzimmer, in dem zwei Kinderbetten standen. Ein kleiner, blonder, sechsjähriger Krauskopf lag mit glühend rothem Kopf in den Kissen. Bald war der Hals unter angst vollem Schweigen der Frau unter sucht. „Aengstigen Sie sich nicht. ES ist Sie Umschläge, warme Breiumschläge, in ein paar Tagen springt er wieder lu stig umher." „Ich danke Ihnen herzlich, und ver zeihen Sie die Störung in der Nacht." Er senkte den Blick vor ihren leuch tenden, klaren Augen. „Sagen Sie mal, was machen Sie denn des Nachts immer auf, jeden Abend sehe ich noch Ihr Licht." „Ich arbeite" lächelte sie. „Was arbeiten Sie denn mitten in der Nacht?" „Ich zeichne jetzt Neujahrskarten mit Kinderköpfchen und Kinderscenen, dazu sitzen mir mein« Kleinen bei Tage, und Abends bei Licht führe ich die Feder zeichnung aus. O, es macht mir viel Vergnügen!" Sie strahlte förmlich, so freudig sprach sie von ihrer Arbeit. „Bekommen Si« denn daS ordentlich bezahlt?" Sie «rröthete. Si« glaubte, er als Hautwirth könnt« sich ängstigen um leiue Miethe, ve »st seit vtto- ber In seinem Hause und fühlte sich ganz behaglich darin. „O ja, ich verdiene genug für uns drei und die Miethe." „Na denn gute Nacht." „Gut Nacht, Herr Doctor, nochmals vielen Dank." Nun endlich betrat er sein Jungge sellenheim. Das blasse Frauengesicht mit den sonderbar sprechenden Augen kam ihm nicht aus dem Sinn und hinderte ihn am Einschlafen, so daß er ganz zornig Schön war daS Gesicht gar nicht mal, aber es hatte etwas fesselndes, et was, das sich nicht vergessen ließ, dazu die Augen, die blauen, großen, aus drucksvollen Augen. Als er beim Portier feines HauseS vorüberschritt, fragte er: „Was ist denn das für ein« Wittwe in der zwei ten Etage?" „Herr Doctor, im ganzen Hause wohnt keine Wittwe." „Na, die über mir mit den beiden Kindern." „Ach das Fräulein" lächelte dcc Portier freundlich. „Was ein Fräulein?" „Jawohl, Herr Doctor, aber sehr an ständig, sie ist man die Tante von die Kinder, nette Bälger, besonders das Mädel der reine Engel, Herr Doctor, chen noch nicht gesehen?" „Nein" meinte der Doctor und schritt weiter, die Treppe hinauf, machte Halt vor seiner Corridorthür, steckte den Schlüssel hinein und öffnete. Bums, fiel sie wieder Ins Schloß, ganz wie diese Nacht. Es war ihm, als höre er die zag hafte Frauenstimme rufen: „Herr Doctor!" So stieg er denn hinauf und klin gelte bei ihr. „Na wie gehts dem Kleinen?" „Danke, besser, die Schmerzen sind nicht mehr so groß, die Umschläge thun ihm sehr gut." Sie hatte heute etwas Freudiges in ihrer Stimme, die diese Nacht so angst „Sie sind nicht die Mutter von den Kindern." „Eigentlich doch" meinte sie lä chelnd und blickte ihn bei diesem Ge ständniß ganz unschuldsvoll an. „So?" „Nun, ich sorge doch für sie wie eine Mutter, und sie lieben mich wie ihre Mutter. Meine Schwägerin, ihre wirkliche Mutter, kannten sie garnicht; die starb, als die Zwillinge geboren wurden. „Mein Brüder grämte sich dann zu Tode, so blieben sie mir und sind mein ganzes Glück." Ein entzückendes, kleines Mädchen steckte jetzt das Köpfchen durch die Thür. „Tantchen ist das der Onkel Doctor?" Sie erröthete und legte die Hand aus den Kindermund, der verrieth, daß sie von ihm gesprochen hatte. Dies Erröthen gab ihr einen Schein raschte. Die ist ja noch jung, ganz jung kaum Mitte Dreißig, dachte er, und mehr als je stand ihr Bild vor seinen, Geistesauge. Dann kamen Abende, an denen sie ihn am Stammtisch vergebens erwar teten. Er saß zu Hause, er konnte sich plötzlich nicht trennen von seinem recht gemüthlichen Heim, dem weiter gar nichts fehlte als die Frau. Dam, kam ein Tag, an dem es ihn gewaltsam packte, er mußte ein Ende machen mit diesem Zustande peinvoller Seligkeit. Leicht, mit beschwingtem Schritt, stieg er die Treppe hinauf zu ihr, welche die Ursache seines veränderten Wesens bildete. Jung und frisch, nicht wie ein Fünf zigjähriger, so stand er vor ihr, etwas zaghast, aber doch fest und männlich bot er ihr seine Hand und erzählte, dag er keine Ruhe mehr finde seit jener Nacht, da sie ihn gerufen. Sie erglühte in freudigem Schreck, Aber sie schüttelte das Haupt. „Meine Kinder! Ich kann nicht, ich muß ihnen die Mutter sein." „Kann ich denn nicht ihr Vater sein?" meinte er. Und er gab nicht nach, bis er sein „Glück" heimsührte. Der schla«» Wal»l. Waldl, der Dackel des Försters Gödern. Alles geht famos. Jeder backener Nimrod, der ein köstliches neidischer Blick fällt darauf. Das edle Waidwerk hat den Appetit ge stärkt. Den Jägern schmeckt's präch tig. Man lacht, man trinkt, man er zählt Dickicht Waldls lebhafter Standlaut. Wild, kein Dackel!... Kopfschüttelnd kehrt man zum Frühstücksplatz zurück. Aber welch' ein Halloh bei der Jagd gesellschaft, welche Verblüfftheit bei eben sieht, wie der Pfiffige Waldl mit dem Brathuhn des neuen Jagdgigerl» im Holz verschwindet! Antritte. richtet in altdeutschem Geschmack. Dunkle Möbel, schwere Draperien. In dem Kamine links glimmt noch die Gluth, nicht weit davon steht der Tisch, auf dem Bücher und Zeichnungen lie gen. Hinter dem Tische ein Sopha, zu beiden Seiten Fauteuils, rechts ein Klavier. Im Hintergrunde die beiden Fenster, deren Scheiben mit dunkler Glasmalerei bedeckt sind. Zwischen den Fenstern ein Blumen tisch. Rechts der allgemeine Eingang, links die Thüre zum Schlafzimmer; letztere steht halb offen. Auf dem Tische eine Ständerlampe mit mattgrünen Atlas jour. Es ist Nacht. Da! Zimmer ist leer. Man hört den Schall einer Klingel, entferntes Sprechen, Tritte, und bald darauf tre ten Hermann und seine Frau ein. Sie kommen von der Straße; sie in Man tille und Spitzentuch, er den Rockkra gen aufgestellt, das Opernglas in der Hand. Das Dienstmädchen folgt ihnen und nimmt die Ueberkleider in Em pfang. Er: Ist das ein« Kälte da draußen, na. sie haben wenigstens gut eingeheizt hierin. (Er zieht den Rock au! und reicht ihn mit dem Hute dem Mädchen). So, da ist Rock und Hut. War Je- Das Mädchen: Der Diener au! der Weinhandlung hat die LS Flaschen Wein gebracht, und für die gnädige Frau ist das Fräulein dagewesen mit dem Hute, der zu ändern war. Sie (sie hat ihre Mantille abgelegt und ordnet sich ihre Frisur vor einem Spiegel): Geben Sie dann auch die Manjille gleich wieder in die Garde robe, aber sehen Sie zu, daß sie nicht verdrückt wird. Den Hut tragen Sie einstweilen in das Schlafzimmer. Das Mädchen: Sehr wohl; haben die gnädige Frau schon soupirt, oder soll ich decken? Sie: Nein, wir haben schon geges sen. Wir brauchen Sie heute über haupt nicht mehr. Sie können schla fen gehen. Aber vorher legen Sie noch ein wenig nach im Kamin. (Das Mädchen geht zum Kamin und schürt das Feuer an.) Er (steht auf die Uhr): Zwölf Uhr vorbei. es war eigentlich ein Unsinn, nach dem Theater noch in dasOrpheum zu gehen aber ich hatte so das Be dürfniß nach Zerstreuung. (Zu dem Mädchen.) Sie können mir übrigens dann noch eine Flasche von dem neuen Weine bringen, und zwei Gläser, wir wollen ihn doch veksuchen, Hanni. (Das Mädchen geht; er läßt sich in ei nen Fauteuil fallen und streckt sich. Nach einer Pause:) Weißt Du. diele französischen Sitten- und Ehebruchs- Dramcn taugen doch eigentlich alle nichts. Das war ja heute wieder ein mal die höhere Zimmergymnastik. Diese fortwährenden Posen und leben den Bilder, und dann, das ist alles so offen, so für alle, in der ganzen Komödie liegen die Linien so klar, man merkt sie bei allem, woran es liegt, ich selbst kann den Eindruck nicht los werden, daß es die Leute in dem Stücke selber merken mußten, und das macht mir das Ganze unnatürlich. Sie: Ja. —es ist verlogen, un wahr, sensationell. Und das ganze Sujet, Er: Nicht wahr, ja, Du hattest den Eindruck auch, das ganze Sujet ist so zusammengetragen, daß man sieht, wie sich ein Ballen seines Aufbaues stets auf den andern stützt, und daß man gleich im Anfang weiß, daß alle» fallen muß, wenn dieser eine kleine Pfeiler da unten weicht. Sie (sie hat sich zum Kamin gefetzt und stemmt ihre Füße gegen das Git ter; sie sitzt mit dem Rücken gegen ihn): Ja, aber es ist doch merkwürdig, wie ich die Sachen feiner Zeit in Paris gesehen habe, auf der Hochzeitsreife mit Karl. die Rejanne spielte damals die Partien und die Bernhard, —da hat mir das alles viel natürlicher ge schienen, weißt Du, ich glaube, un ser Klima ist daran schuld, uns fehlt der leichte Sinn, und dann damals, ich war ja noch jünger, und die Phantasie, es wirkt ja da so vieles mit, man stellt sich das so schön vor. ich erinnere mich, ich wollte da mals selbst immer so einen Roman er leben (Pause, das Mädchen bringt auf einer Platte eine Flasche Wein und zwei Gläser! sie stellt diese Er (gezwungen lustig): Na, wir wollen doch nie mehr, wie höchstens drei zu gleicher Zeit sprechen. übrigens kann mir diese ganze Komödie gestoh len werden. Darf ich Dir einschenken? Ein alter Jahrgang. ein wenig herb (Er füllt die Gläser und kostet.) Ja, unsere alte Sorte. So, und jetzt noch eine Cigarre. Hanni, warum bist Du so weit weg von mir, willst Du nicht zu mir kom men?! Hier in die Sophaecke, komm! (Sie steht müde auf. setzt sich zu ihm und lehnt den Kopf an seine Schulter. Er hält sie mit dem einen Arm umschlungen.) Er: Siehst Du, das sind mir so die liebsten Stunden. zuHause. ganz allein mit Dir, Du neben mir, daß ich Dein weiches Haar küssen kann, so, (er küßt sie) und im Kamin eine mild glimmende Gluth, da fühle ich mich dann so wohl, so zufrieden und glück lich, Du. ich könnte die ganze Nacht so sitzen. Sag, hast Du mich denn auch lieb? (Sie lächelt und küßt ihn. Das Mädchen tritt mit einer Hut schachtel rechts ein und geht durch nach dem Schlafzimmer. Die Beiden schre cken auf. Sie rückt ein wenig von ihm, er trommelt mit den Fingern nervös auf der Lehne des Sophas. Pause.) Sie: Weißt Du, ei sind heute ge» Rade zwei Jahre, daß er un! gefunden hat. und da kann ich ihn nicht aus dm, Kopfe bringen. Wie vorhin die Marie so leise und plötzlich durchkam, ich weiß nicht, ich glaubte Und Karl kam ja auch immer so schnell und leise. Du'erinnerst Dich, wie er damals zuletzt so unverhofft plötzlich vor uns stand, und wie wir sagten, daß Du nur auf ihn gewartet hättest wegen der Bücher. Das war an ei nem Mittwoch Abend, ja, Mittwoch, und am Samstag hat er sich dann . Er (hastig): Ja, wegen der un heilbaren Krankheit, —er hat ja selbst geschrieben, wegen der Krankheit, und überhaupt das kann er ja damals dem Briefe stand ja auch nichts davon . (Das Mädchen kommt aus dem Schlafzimmer und geht rechts ab. Er fährt sich über die Stirne, trinkt seinen Wein aus, und gießt sich ein neues Glas voll. Pause.) Er (gezwungen lebhaft): Du, die Clowns in dem Orpheum waren doch prachtvoll; wie der eine dem andern die Klingel am Rücken anbindet, und wie der jetzt so herumläuft und das tmincr läuten hört, und die Klingel überall eher sucht als an sich selbst, ich finde das wunderbar. Ich habe selten so gelacht. (Er trinkt.) Aber Du trinkst gar nicht; schmeckt Dir der Wein nicht? Sie: Ja, ich trinke schon. Willst Du die Zeitung? (SHe summt eine Melodie vor sich hin.) Weißt Du, ich will doch den Hut jetzt Probiren. (Sie geht in da! Schlafzimmer, wo man sie im Finstern herumtappen hört; nach einer Weile erscheint sie wieder in der Thüre): Hast Du mich gerufen. Er: Nein. Sie: Aber ei hat mich doch Jemand gerufen, ich habe es ganz deutlich gehört, und ich kann den Hut auch nicht finden, —eS ist so finster hierin, hast Du Streichhölzer bei Dir, oder komm doch lieber selbst und hilf mir suchen. (Er steht auf, streicht ein Streichholz an und geht in das Schlaf zimmer. Man hört sie leise sprechen, bald darauf komme» sie wieder heraus; sie trägt die Hutschachtel, macht sie auf und probirt den Hut vor dem Spiegel. Er sitzt wieder auf demSopha und sieht ihr zu.) Sie: Die muß eigentlich gar nichts an dem Hut geändert haben; beinahe ! ebenso wie ich ihn ihr gegeben habe, bringt sie ihn wieder, j Er: Ja, hast Du ihr denn nicht ge sagt, was sie ändern soll! Ich kenne den Hut überhaupt gar nicht, ist der neu? Sie: Nein, den habe ich schon bald drei Jahre. Der ist noch von getragen. Ich wollte ihn mir jetzt än dern lassen, daß er wieder wie neu würde. Aber eS scheint, daß das nicht geht, er ist wohl auch von Anfang an verdorben. Er: Nun gut, dann gieb ihn weg Sie: Ich kann nicht. Ich hänge ! daran, ich glaube auch, daß das doch j noch besser werden kann. (Pause, j Aus dem Schlafzimmer hört man die Uhr halb Eins schlagen. Er pfeift leise vor sich hin.) Sie: Willst Du schlafen gehen? Er: Ja, dann. Du könntest ei gentlich eine Kleinigkeit spielen, etwas Lustiges, einen Walzer oder so etwas. Sie (geht zum Klavier und össnet dasselbe; dann besinnt sie sich): Jetzt, nach halb ein Uhr Nachts? Uebrigens könnte ich Dir gar nichts Lustiges spie- len, zwei Saiten sind gesprungen, j und der Stimmer ist noch nicht gekom men. (Sie schließt das Klavier.) Er: Hm. Sie: Sagtest Du etwa!. Er: Nein Sie (erschrocken): Schau, was da für ein Nebel ist Er (erregt): Na, Du siehst doch, daß ich rauche! Sonderbar, ich bin so gar nicht müde heute, ich werde auf bleiben, ich muß lesen, Du kannst ja gehen, wenn Du willst, ich könnte noch nicht schlafen, ich glaubt, der alte Wein hat mich so erregt Sie: Hermann, warum sprichst Du Er (nervös, laut): Ich laut? Ich glaube. Du hörst schlecht, ich spreche doch ganz gewöhnlich. (Pause. Er geht mit starken Schritten auf und ab: sie macht sich an dem Blumentische zu schaffen.) , Sie: Ich glaube die Blumen gehen hier ganz zu Grunde im Zimmer, ich will sie umsetzen lassen in frische, neue Erde, vielleicht daß sie sich dann erhalten. Er (hat sich niedergesetzt): Komm, setze Dich einmal daher in die Ecke, und jetzt laß uns ruhig darüber reden, denn das muß klar werden zwischen uns. (Sie setzt sich zu ihm.) Wir stehen, und wir müssen uns näher kom men. Laß uns das ganz ruhig aus einandersetzen. Es liegt etwas zwi schen uns. das wir nicht übersteigen können, eine Kluft, und wir müssen uns darüber aussprechen, es ist ja vielleicht nur ein Gedanke, ein Schatten, nichts. Und von dem müssen wir frei sein, wenn wir glücklich werden wollen. Er ist ja todt, was sollte er noch von uns wollen. Warum sollte er uns unser Glück nicht gönnen, er hat uns ja beide geliebt, Dich als Weib und mich als Freund. Aber er drängt sich zwischen uns und läßt uns nicht zu Athem kommen, der Gedanke an ihn. und seine That, die ja vielleicht gar nicht in Bezie hung steht mit uns, denn er schien ! ja damals wirklich zu glauben, daß ich blos auf ihn gewartet habe, und ! daS verscheucht uns da« Glück und den ! Frieden. (Er steht plötzlich auf, l geht zur Thüre rechts und öffnet die- selbe. Draußen ist eS dunkel.) Ist hier Jemand? Ich habe es aber doch ganz deutlich gehört, hast Du nicht! bemerkt? Sie (unsicher): Ich weiß nicht Er: Hm, das ist aber doch sonder bar. (Er zündet eine Kerze an und leuchtet hinaus; in der Thüre verlischt das Licht.) Ah, —da zieht es natür lich wieder! (Er stellt den Leuchter weg und setzt sich wieder zu ihr. Pause. Nach einer Weile rückt er näher zu ihr und faßt ihre Hand.) Schau, ich hab' Dich ja so lieb, und wie wir dann heiratheten, da glaubte ich der glücklich ste Mensch der Erde zu werden; und wir können ja glücklich sein, ganz glück lich, wir müssen uns nur vertrauen, wir, wir müssen nur diese alte Ge schichte vergessen und ein anderes Leben beginnen. —Du weißt ja gar nicht, wie lieb ich Dich habt, und wie ich nur unser Glück will, von dem ich immer geträumt habe, und daS wir ja genie ßen können, wenn wir nur das alte hinter uns lassen und neu beginnen. Willst Du, Hanni, meine liebe, liebe Hanni! (Er umfängt sie.) Si«: Ja, Karl! Er: Ah! (Er läßt sie los; sie sieht ihn erst erstaunt an, dann erst bemerkt sie, und senkt den Kopf und »eint. Aus dem Schlafzimmer hört man, wie der Mnd ein aufgegangenes Fenster schüttelt. Große Pause.) Er: Wie kalt es hierin geworden ist, — dort aus dem Schlafzimmer kommt es. ah, das Fenster ist aufge gangen und es zieht herein. Ist denn wenigstens noch Feuer im Ka min? Es ist kalt. Wenn „ßs" krank ist. «VN vttolar T-N-Bergler. Es war nämlich schon ein wenig übertrieben, was man von der Rosel, der drolligen „Kleinsten", im Fami lienkreise forderte. Nach der Meinung ihrer geschätzten Eltern kam sie aus der Pathologie überhaupt nicht heraus. Ihr Zustand war fortwährend, wenn schon nicht gefährlich, so doch beforg nißerregend. Sah sie blaß aus, so war sie blutleer, und sah sie, nachdem sie mit der Köchin Marianka „Wettren nen" gespielt, roth aus, so wurde das als ein beängstigendes Symptom von Vollblütigkeit betrachtet. Natürlicher weise als ein beängstigendes. Ich bitte Sie, wenn sich schon in so zartem Alter die Entartungserscheinungen melden, die man nur bei eisgrauen Alkoholi kern als etwas Selbstverständliches re signirt hinnimmt! Und eine Gewohn heiiitrinkerin war die Rosel entschieden nicht; ein einziges Mal in ihrem Leben hatte sie einen ausgesprochenen Schwips mit leisem Delirium tremens acquirirt, als ihr Papa es für unerläß lich hielt, ihr einen Viertelliter Ofner zu verordnen und einzuflößen. Ter unselige Mann hatte nämlich Cholera asiatica constatirt. Es wurde aller aber schließlich darf man einen derar tigen Irrthum einem Engrossisten für Schneiderzubehör nicht allzu heftig zum Vorwurf machen. Er that, was in seinen Kräften stand, um seinen Vaterpflichten ihrem vollen Umfange nach gerecht zu werden und schaffte sich der „Kleinsten" wegen eine förmliche medicinische Bibliothek an, um sich von den Aerzten, die aus schlecht angebrachter Schonung stets Nothlügen zur Hand haben, möglichst unabhängig zu machen. Es gab kein Leiden, über das er sich aus seiner Bibliothek nicht sofort hätte informi ren können. Sein Buchhalter hatte Auftrag, sobald ein Medicinmann eine neue Krankheit erfand, ihn stets uus dem Laufenden zu erhalten. Ein mangelhafter Logiler wird nun meinen, daß die Rosel bei so unabläs siger Beobachtung ihres körperlichen Befindens zu den gesündesten Kindern zählen müsse. Das ist natürlich nur ein bedauerlicher Trugschluß, der au ßerdem regen Mangel an Erfahrung beweist. Je gewissenhafter und sorg licher die ärztliche Beaufsichtigung, desto häufiger Erkrankungen. Aber cs steht außer Zweifel, daß eine Unzahl von Menschen, welche sich grundsätzlich weigern, für Recepte Geld auszugeben, im Laufe des Daseins eine unüberseh bare Reihe leichter, schwerer und abso lut tödtlicher Krankheiten überstehen, ohne die geringste Ahnung davon zu besitzen. Das ist ein Verhalten, eines denkenden Menschen gewiß nicht wür dig. Und sind die Kinder noch nicht zum vollen Gebrauche ihrer Vernunft gelangt, so erscheinen eben die Eltern als deren natürliche Prokuristen. Derartige Mustereltern besaß eben, wie schon erwähnt, die beneidenswerthe Rosel. Sobald sie dreimal hinterein ander nieste, verging ihnen der Appetit für drei Mahlzeiten. Es war zwar noch immer gut ausgegangen,aber man kann nicht wissen. Auf blinde Zufäl ligkeiten darf man nicht bauen, wenn man auch ein wahres Phänomen an Widerstands- und Regenerationskraft, wie die Rosel, zum Kinde hat. Eines Tages klagte die Rosel über Kopfschmerzen. Ihr rundes Vollmond gesichtchen war geröthet. Die Augen er glänzten in dem unheimlichen Feuer erdreistet. Der Fall stand demnach schlimm, sehr schlimm. Der herbeigeholte Arzt bewahrte am Krankenbettchen der Rosel seine Gelas senheit, die für die Eltern schon so oft „Zeige mir einmal die Zunge, Ro sel," sagte der Arzt. nicht mitansehen." „Sie sehen, Ihre Besorgniß ist un begründet, gnädige Frau." Das Rosel streckte nämlich schon das Zünglein aus dem Munde, und zwar hinaus." , „Wann zeigte sich daS Unwohlsein?" erkundigte sich der Arzt. plötzlich; das macht uns eben so außer ordentlich besorgt. Ich will natürlich nicht Ihrer Diagnose vorgreifen, Herr Doctor. aber ich befürchte, es sind die echten Blattern und Typhus zu erwar ten. Was denken Sie?" „Man muß nicht sofort das Aergste annehmen. Besteht der Widerwillen gegen Speisen schon längere Zeit?" „Nicht, daß ich wüßte." „Hatte der Madel noch nach Mittag mahl Speckschwarte!, Stickel von wach- Häfel voll warmen Gansschmalz mit Gusto gessen," lautete die Auskunft der Marianka. „Hm!" Dieser arztliche Naturlaut hat immer etwas Beklemmendes. Mei stens bedeutet er, daß die Sachlage noch der völligen Klarheit entbehrt. entfernen, wie er gekommen. „Das Recept, Herr Doctor!" rief die Mama. „Mindestens zwei Recepte!" rief der Papa. So verschrieb er denn zwei Heilmit tel; eines zum Trinken, das zweite zum Schmieren der Fußsohlen. „Für die Fußsohlen!" riefen die El tern wie aus einem Munde. „Das muß etwas Ungeheuerliches sein." „Ich werde sofort nachschlagen." Und der Papa schlug sofort nach. Das war keine so einfache Sache mit diesem vertrackten „Sympiomen-Com plex". Schließlich constatirte er, daß die Rosel „nahezu gewiß" von einem nichts einzuwenden hatte, kneipte sie gleich direkt aus dem Fläfchchen. Auch den Hansel, den älteren Bruder, ließ sie tor, die Rosel könnte eigentlich schon wieder das Bett verlassen. „Aber sie hat sich so seltsam benom ben?" , „Aber, Mann...." setzen zu sollen. „War sie unruhig, hat sie geklagt?" Du?" sie kurzweg!' U sch - ,z ich 112 d k 't „Ich bin auch krank. Mir fehlt das selbe. wie der Rosel." „Eine häuiliche Epidemie!" „Na, na, nur nicht übertreiben. Also der Hansel wird ebenfalls zu Bette ge andere Medium" Er tätschelte dem aus die rothe gesund werden würve, freundlich die Wangen. Er setzte sich an den Tisch und schrieb. „So. Ich mache darauf aufmerksam, daß >»ie Die Rosel und der Hansel warfen sich einen fidelen Blick des Einverständ nisses zu und der plötzlich so schwer er krankte Hansel rieb sich hinter'm Rücken Am nächsten Morgen wurde der Arzt von der ganzen Familie frostig em pfangen. Die Kinder waren schon au ßer Bett und balgten sich wegen deZ neuen Hutschenpferdes. „Geholfen hat's," sagte der Papa, „aber wenn ich mir eine persönliche Meinung gestatten darf, so muß ich sagen, daß ?s doch eine etwas heroische und und gewissermaßen nicht ganz standesgemäße Kur war." „Wieso, wieso?" „In der Apotheke erklärte man mir," sagte die gnädige Frau stockend und leicht errathend, loetiän, das heißt so viel wie..." Sie wendete sich ab und der Herr de! Hauses ergänzte: „Wie Teuselsdreck, mit Respekt zu melden. Die Kinder haben sich, ohne eine Ahnung hiervon zu besitzen, blos zu nehmen." „Sie sehen, daß der erste geholfen hat. knptick» ist die neueste Kin- Er hatte Recht. Als der Geburtstag der Rosel näher nie» Wünsche erkundigte, da lispelte sie ihr in's Ohr: „lch möcht' gern wieder krank wer« „Damit sie ihn besser verhauen konn ten." „Was versteht man unter Trug schluß?" „Wenn mein Vater Sonn tags das Geschäft vorn zu hat und hinten die Künden doch hereinläßt." Ein Aufsatz sagt: „Karl der Große war ein sehr guter Kaiser, und er hatte auch viele Eier, die er zählte. Zwei gab er dem Schweppermann, der hen wollte. Dann ging er wieder in die Kirche. Er hieß Wittekind und wurde im Dom zu Aachen mit seinem Gewehr aufbewahrt." Ueber den Frosch schreibt ein Knabe: „Der Frosch ist nicht gleich fertig. Es werden noch Verwandlungen mit ihm vorgenommen. Zuerst legt das Weibchen Eier. Diese heißen Leichen. Der Frosch kann sie nicht ausbrüten, denn sie haben kaltes Blut." „Wenn eine senkrechte und eine wagrechte Linie in einem Punkt zusammentreffen, was bilden sie dann?" „Einen Klecks!" Ein Schü» ler sagt den Spruch auf Ebr. 13, 17: „Gehorchet Euern Lehrern und folget ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun." „Das Pferd zieht. Daraus sollst Du einen Fragesatz bilden." „Zieht das Pferd?" „Recht so! Gieb acht! Jetzt sollst Du einen Besehlsatz machen. Du sollst dem Pferde befeh len, daß es zieht, wie sagt man da?" „Hotte hüh!" „Warum versteckte sich Saul, als er König werden sollte?" Gastwirthssohn: „Er hatte Angst, er sollte was zum besten geben." Einsichtsvoll. Der Kreuz bauernmichl bekommt vom Wirths sranzl ein Paar tüchtige Ohrfeigen. Ohne den geringsten Versuch zu ma chen, sich zur Wehr zu setzen, trollt er ganz zufrieden von dannen. Die Bouernburfchen, welche den Vorgang beobachtet, sind ganz verwundert, daß der Michl, der doch dem Franzi an Stärke überlegen, sich dies gefallen laß!. „Sag' amal, Michl," fragt ihn einer, „warum schlägst D' denn net zua?" „Ja mei", meint der Michl, „i' hab' ma denkt: weil unser doch nur Zwei san, kommet die G'schicht' z' oft 'rum!" Zeitbild. Putzinacher-Ma- Stub'n!" Putzmacher - Marie: „O, Fräula Stasi, kommen S' 'rein zum Prcbiren von Jhner« Winterhüt'!" Gemüthlich. „Kommen S' di-^W^Nt-hu" Mav«r.
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