2 DieSpßim. Im verwildertsten Theil des alten Partes lag eine Sphinx. Um den licher Schönheit still und geheimniß voll herniederleuchtete. Nichts war da rin von den strengen, Halbverschlosse schen Urmütter, sondern nur weiches, verschleiertes Träumen in den seltsam lebensvoll gemeißelten Steinaugen, und ein ernstes Lächeln vm den feinge schnittenen, kleinen Mund. Drei hohe, blasse Lilienstengel schös sen zu ihren Füßen ans, steif und stolz wie eine königliche Blnmenwacht. Ihre weißen, großen Blüthen umsäumten streng und leusch das ruhende Weib, und ihr Duft wehte wir Weihrauch um das stillt, schöne Gesicht. Die Schmet terling« rasteten «ms dessen Lippen und Äugen, die goldenen Sonnen strahlen liebkosten ihre Brust und Sckultern und der Wind flüsterte ihr alte Geschichten 5« vom Kommen und Gehen, vom Wechsel der Tag« und Zeiten, von rastlosem Leben und ewi ger Ruh! Und Niemand kam zu ihr, sie schlief da in vergessener Einsamkeit« d weltverlorener Stille, Jahre und Jahre lang. Des Sommers Gluth lag sengend über der Erde tiefe Mittagsruh auf Feld und Flur. Da knisterten die Aloeigt »nter einem hastigen Schritt, gestalt. Er war auf der Flucht, auf der Flucht vor der Welt da draußen, vor den Menschen und vor dem, was sie sein Glück nannten und womit sie seine scheue Künstler- und Träumerseele angstvoll hin und herjagten. > Immer und überall das Wort von diesem großen Glück, das ihm, dem armen, aussichtslosen Musikanten mit d«r Lieb« der eigenwilligen Millionen- Jmmer das Vorrechnen all der Vor theile, die ihm und seinen jüngeren Geschwistern und seiner stets sorgen den, abgehetzten Mutler daraus er wüchsen. Oh, diese Qual des dank baren Anerlennens, des Glücklichsein fichtslos gegen den Zwang aufbäumt und im Reihte des eigene» Auslebens die Forderungen der Anderen nieder auferlegte. So hatte sie, die er jetzt seine Braut nannte, ihn in ihre feste starke Hand war. Und es hätte vielleicht sei« Kraft, «s zu ertragen, rn dem Bewußtsein aller Forderungen aufgestellt hätte, die Forderung, seiner Kunst als Lebensbe ruf zu entsagen und in das Geschäft ihres Vaters einzutreten. Da hatte seine sonstige Passivität «aufgehört. All die Leidenschaft, die versteckte, momentane Kraft und Wild durch doppelt gereizt und entflammt, olle Macht aufwandte, ihn zu knechten und sich zu eigen zu machen. lerseele an den harten Felsen der U-n -thätigkeit und des Todes. Nein, nicht seine Seele, die stöhnte und knirschte dagegen, die rang und etwas Unnennbares, Geivaltiges neben ihm, «twas das Lebenslust und Kraft langsam verzehrte, etwas, von dem er wußt«, daß es zum Schluß den Sieg behalten würde, den Sieg über die Kleinheit und Schwäche seiner Natur, den Sieg über Alles, was ihn band und knechtete. Und mittlerweile waren die Tage hingegangen, und heute sollte er seinen Polterabend seiend Danach, morgen, schlug es über ihm zusammen, gab es kein Entrinnen mehr, war er fürs Leben Sklave eines falschen Glückes. Davor war er geflohen, fortgestürzt durch die Gänge des Parkes, weiter, immer weiter in die Einsamkeit, wo ihn Niemand fand, wo er wenigstens sür Minuten ausruhen konnte. Nun stand er tiefathmend in der grünen, wellvtrlassenen Stille diese? träumerischen Erdenwinlels. Kein Ton ein«r Vogelstimme, kaum daß ein Lufthauch die Lindenblätter rührt«. Nur die weißen Lilien dufte ten schwül in der Mittagsgluth und über sie fort schaute das schöne, stille Weise, ein Schlummerlied aus alte^i Zeiten! Wo hatte er es doch schon gehört, wo dieses ernste schöne Gesicht gcheimnißvoll wie unter dem Siegel ei nes unlösbaren Räthsels. Und dazu Lilienduft wie hier das Schlum- Sinne weht«. War das ein Traum gewesen? Nein, plötzlich wußte er es. Wie hatte er all das nur niibt gleich erlennen können?! Anders damals und doch dasselbe. Eine stille Todt«ntammer, viel dus tende weiße Lilien, ein schmales Brett und auf dessen Kissen ruhend dasselbe blasse, stille Gesicht, das hier so ernst zige Liebe! Zu den Ferien war er heimgekehrt, das Herz voll Sehnsucht nach dem blonden Nachbarlinde, mit dessen Bild sein« ganze Kinderzeit ver webt und verbunden gewesen, das ihn überlegungslos, selbstverständlich all sein Zukunftsstreben, all sein Denken galt und gehörte. Siebenzehn Jahre war er gewesen, sie fünfzehn. Eine Kinderthorheit nannten es die Leute. Wie die Stunde jetzt vor seiner Erinnerung stand, die Stunde, in der er Abschied nahm von seinem todten Glück! In der Nacht hatte er sich zu ihr ge schlichen, seine Geige in der Hand, und gen. Thränen über die Wangen, während er spielt«, so heimlich, so leise die letzte Zwiesprach mit seinem blonden, stillen Lieb hielt! Und die Lilien duf teten wie hier! O daß er jetzt seine Geige bei sich hätte, das alte Lied zu spielen. Es brannte ihm in der Seele und aufstöhnend drückte er feinen Kopf gegen den grünumrangtenLeib der stei- Da rauscht« es im Gebüsch von sei denen Gewändern, harte, spitze Absätze knirschten über den Kies des Weges, und wie er aufgeschreckt den Kopf hob, stand die "roße, üppige Gestalt seiner Braut unter den tief herabhängenden grünen Lindenzweigen. Das gekreppte schwarze Haar über dem weißen Gesicht, di« rothen, vollen Lippen, der besitzergreisende Blick der rauschen und Parfümwollen, Alles ihm in tiefster Seele unsympatisch. Spöttisches Lächeln kräuselte ihre Lippen. „Ah, «in Stückchen romantischer Plunderlram, den ich, trotzdem er auf unserem Besitzthum liegt, noch nicht kenne und den Du vermöge des Zuges Deiner Phantasie gleich gefunden hast. Sehr hübsch aber, mein Schatz, ich habe nicht Lust .Dich mit dieser Jahr hunderte alten, gefährlichen Schönheit zu theilen, wie überhaupt mit nichts auf der Wtkt!" Ein Zug, halb Triumph, halbGrau samkeit, mischte sich in ihr Lächeln. steckt leidenschaftlich! So liebte sie ihn, so sollte er ihr eigen werden, und sie würde ous ihm machen, was sie wollte. Ihren Arm in den seinen schiebend, zog sie ihn mit sich sort, plaudernd von den Hochzeitsgeschenlen, die eben ein getroffen, von den Gästen, die man er wartete zu den Feierlichkeiten des Abends. Er warf keinen Blick zurück auf das lilienumfchlossent stille Bild. Der Zauber desselben war gebrochen schweigend, im Bonn seiner Ketten, solgte er ihr, deren Besitz er war. Der Jubel des Polterabends stand auf feinem Höhepunkt. Man hatt« ge gessen, getrunlen, getanzt. Reden ge halten und Aufführungen über sich er gehen lassen. Allgemach kam schon ein leichtes Ermüden über die lärmend« große Gesellschaft. Da neigte sich die strahlende Braut zu dem auffallend blassen, stillen Mann an ihrer Seit«, der den ganzen Abend hindurch, trotz der kxiuptrolle, die er svielte, schweig sam, jheilnahmlos gewesen war. Sie mutzte seinen Arm fest packen, um ihn aus seiner Bersuntenheit auf zuwecken. und zornig zogen sich ihre Brauen zusammen, als sie ihm hart zuraunte: „Man sitzt nicht als Bräu tigam wie eine Holzpuppe da! Hol' Deine Geige, spiel uns noch einmal et was Hübsches vor,damit die Leut« doch sehen, daß ich, al» ich Dich nahm, nicht ganz so thöricht war, wie es den An» schein hat!" Er zuckte zusammen. Ein finsterer. abweisender Zug flog übe: sein Gesicht. Diese Qual, dies« bis zur Unerträg lichkeit anwachsende Qual der Abhän gigkeit! Und dazu das Rasen im Kops und im Herzen. Erschreckt die fahle Blässe seines Gesichtes gewahrend, fragte sie hastig: „Oder ist es Dir nicht recht?" Er lächelte bitter. „Doch ich gehe sie holen. Nur gönne mir ein paar Augenblicke der Ruhe, mein Kopf schwindelt, und ich muß erst etwas Stille und Lust um mich Wie die Einsamkeit seines Zimmers erquickend ihn umfing. Alles still und dunkel, nur durch die geöffneten Fen ster der volle Strahl des weißen Mon des hineinfluthend, und vom leisen Nachtwind hinjibeigetragen der Duft blüh«nd«r Linden. Er athmete tief und erleichtert, wäh rend seine tastend« Hand den verschlos senen Violinkasten sucht« und ihm das geliebte Instrument entnahm. Jekt wieder hinübergehen in den Dunst, die Hitze und grelle Beleuchtung der lärmenden Menge, sich selbst höh n«nd, den Tolxsgesang seiner Freiheit und Zukunft geigen? Nimmermehr! Ein unbändiger, wil der Trotz füllte seine Seele. Hinaus in die mondglänzen de Sommernacht, durch die die Lilien dufteten, und ein stilles, schönes Gesicht ihm liebend winkte „Gedenkst Du mein? Ja, ihr wollt« er sein letztes Lied spielen, zu ihr, daß der Stein sich belebte und die todte Geliebte ihm das Räthsel sei nes verlorenen Lebens löse. Hastig schwang er sich über die nie dere Fensterbrüstung in den stillen, nächtigen Garten hinab. Frei wollte er sein! Die Geige fest an sich gedrückt, stürzt« er vorüber an d«n glühenden Rosen, deren Dornen ihm die heiße Stirne ritzten, vorüber an der Nachti gall, die erschreckt in ihrem sehnsüchtig sten Seufzer stockte, dahin durch die lie ieathmende schwüle Sommernacht zum verwildertsten Theil des alten Parkes. Da lag der weltverlorene grüneWinkel vor ihm! , Ueber die Lindenwipfel war mächtig und leuchtend die Mondscheibe gestie gen. Aus ihrem geisterhaften Licht hob sich die Räthselgestalt seltsam klar und lebensvoll hervor. Die weiße Brust im Kranze der stolzen, hohen Lilien schien leise zu athmen, die Augen ihm zärtlich zuzulächeln, der blasse kleine Mund sich zum Kusse zu wölben. Achtlos sank die Geige zu Boden. Ein zwischen Jubel und ahnendem To desweh schwankender Ausschrei, und mit ausgebreiteten Armen stürzte er aus die Sphwxgestalt zu. Vom reglos kalten Leibe der mond umslossenen Sphinx lösten sich die um schlingenden Arme und zu ihren Fü ßen sank ein von der Last des Lebens siir ewig Befreiter. Ueber ihn neig ten sich drei geknickte weiße Liliensten gel und im Mondlicht glitt es wie ein geheimnißvolles Lächeln über das stille Gesicht des schönen Weibes. Der da ruhte, hatte die Lösung des großen Räthsels gesunden. Wclie dem, der lügt. i. Theure Hilda! Ach! Ich weiß gar nicht, wie ich be ginnen soll! Denke Dir nur. mein lie ber guter Fritz mußte gestern Knall und Fall abreisen! Nach dreimonatli cher Eh- bin ich zum ersten Male allein und Du wirst mir nachfühlen, wie mir heute zu Muthe ist. Dieses Geschäft mit seinem Aerger und Sorgen könnte ich verwünschen mein armer, ar mer Fritz! Wenn er nur gesund wie derkommt, heute, wo man täglich von Unglücksfällen und Zusammenstößen liest! Du kannst Dir also einen Begriff machen ich bin ganz kopflos! Er soll allerdings nur drei Wochen wegbleiben. Nur drei Wochen!!! Das ist ja ewe Ewigkeit! Dazu führt ihn seine Reise bis nach Paris! Ach. Hilda! nach Pa ris!!! Mir wird angst und bange, wenn ich an dieses Paris denke! Dort soll es doch furchtbar gefährlich sein. Ich kann mich zlvar auf meinen Fritz verlassen; der ist nicht so schlecht, wie die anderen Männer. Er hat mich so lieb getröstet, mir oft zu schreiben, oft an mich zu denken versprochen je den Abend will er metn Bild ansehen, sagte er. Ich glaube es ihm auch und doch nur zur Sicherheit habe ich zu einer List gegriffen, um mich zu Überzeugen, ob er es auch thun wird. Doch das erzähle ich Dir ein ande^ schmerzt mein Kopf, ich habe für nichts Interesse. Es umarmt Dich herzlichst DeineA l i c e. I>. Ich habe mir zur blauen Toi lette einen neuen Hut, dazu passend, be stellt. Wird sehr elegant. Pariser Mo dell! N. Ansichtskarteaus München. Eben angekommen, ganz abgespannt muß sofort an die Arbeit mor gen folgt Brief, mein theures Alicechen leb wohl, taufend Küsse Dein Fritz. 111. Ansichtskarte ausßegens burg. Komme nicht dazu, Dir ausführlich zu schreiben sei nicht böse. Alicerl, denke stets an Dich in treuer Liebe D e i n F r i tz. Brief aus Regensburg. Mein theures Alicechen! Sei nicht böse, daß ich Dir erst heute schreibe, aber so gerne ich ei thun wollt« —«Z war unmöglich! Den ich froh, mich Abends zeitlich zur Ruhe begeben zu können. Aber umsomehr habe ich an Dich gedacht! Täglich! Stündlich! Diese Hotelzimmer sind so trostlos nüchtern, leer, öde und wenn ich an mein gutes Alicechen, an unser trautes Heim denke,wird mir so weh ums Herz. Dann nehm« ich sofort Dein liebes Bild zur Hand, klag« Dir mein Leid, plaudere mit Dir und vergesse wenig stens für Augenblicke, daß ich Dich nich! bei mir habe. Doch bald ist ja die Trennungszeit vorüber es geht rascher, als ich dachte morgen fahre ich schon nach Paris und in längstens zwei Wochen bin ich wieder bei meinem guten Weibchen. Schreibe mir bald, Alicechen, Paris, Hotel Boulevard. Leb recht wohl, es umarmt Dich in nigst Dein Fritz. V. DepescheausAvricourt. Frau Alice Stein, Ulm. Kann meinen Paß nirgends finden, größte Verlegenheit muß ihn ver gessen haben; sofort expreß hersenden, Hotel Schwan. Brief folgt, viele Küsse Dein Fritz. VI. Depesche ausUlm. Herrn Fritz Stein, Avricourt, Hotel Schwan. Paß liegt bei meinem Bild!!! Brauch« keinen Brief, keine Küsse leider Frau Stein. VII. Brief aus Ulm. Theure Hilda! Die Unglücklichste der Frauen schreibt Dir heute mein Mann be trügt mich! Nach dreimonatlicher Ehe, es ist schrecklich! Ich staune nur, daß ich noch die Kraft habe, Dir zu schreiben; doch es muß sein Du mußt mich trösten, mir rathen! ! ! ! Nun lasse Dir rasch das Gräßliche erzählen: ich schrieb Dir schon in mei nem letzten Briefe, daß ich zu einer List gegriffen hab«, um meinen Mann brrr! auf die Prob« zu stellen. Er nahm nämlich mein Bild mit Du weißt, das Kabinetbild, gleich nach meiner Verlobung aufgenommen den er doch sehr dringend braucht. Das Heute erhalte ich ein« Depesche: „er kann den Paß nirgends finden!" Begreifst Du nun, theure Hilda, meinen Er hat mein Bild Äch, Hilda! Mir bricht mein Herz! Ich fahr« noch heute zu meiner Mama schreibe mir dorthin, tröste mich ich kann nicht weiter bin trostlos, habe an nichts mehr Freude Deine unglückliche Alice. ?. k. Eben bringt die Modistin meinen neuen Hut. Bin froh, daß ich ihn gleich mitnehmen kann sehr ele gant —! Die indisch«» Frauen beginnen sich jetzt gegen die Sitte des beständigen Schleiertragens aufzulehnen, wie in Indien überhaupt das orientalisch« Weibes vom öffentlichen Leben und von der Civilisation im Verlauf der letzten Jahrzehnte mehr und mehr be kämpft und bei Seite geschoben wurde. Im Jahre 1849 wurde in Bombay die erst« Mädchenschule errichtet; bis da hin Niar das w«iblich« Geschlecht in ganz Indien von jed«m Schulunter richt ausgeschlossen gewesen. Nun lernten die Töchter der angesehensten und wohlhabendsten Familien sr«ilich zunächst auch eben nur Lesen, Schrei ben und Rechnen, aber der geistige Auf schwung machte sehr schnelle Fort schritte, denn bereits zwanzig Jahre später zählte man «ine Menge wissen schaftlich gebildeter, ja g«lehrter Hin dufrauen: Lehrerinnen d«r englischen und französischen Sprache sowie son stige Lehrerinnen aller Art, aber auch hervorragende Schriftstellerinnen und Dichterinnen, selbst mit der Zeit weib liche Aerzte. Es war ein aufsehener regendes Ereigniß, als zu Ende der siebziger Jahre im Medical College zu Madras die erste Hindustudentin ihren Einzug hielt und unter den Studen ten und etlichen englischen Hörerinnen ihren Platz einnahm, doch wagte sie noch nicht, den Schleier zurückzuschla gen. Hiermit war der Bann der tau sendjährigen strengen Abschließung ge brochen; das g«meine Volk, das zähe an den alten Gebräuchen festhält, geber dete sich freilich, als sollte die Welt aus den Fugen gehen, aber die Ver ständigern fanden es ganz natürlich, daß die Heilkunde endlich von den Frauen eines Landes erlernt werde, wo die Aerzte keinen Zutritt zu den weiblichen Kranken haben. Gegenwär tig gibt es schon eine große Menge weiblicher Aerzte in Indien, die sich einer guten Praxis erfreuen. Sogar an weiblichen Journalistinnen fehlt es nicht, und bereits 1888 würd« eine be sondere. nur von Frauen für Frauen geschriebene Zeitschrift begründet unter dem Titel „SM-Mitrd" (Der Frauen freund), die die Interessen d«r indi sch«» Frauen vertritt und ihnen Ge schmack für geistig« Bildung und Li teratur beizubringen sucht. Mal- und Musikschulen für das weiblich« Ge schlecht wurden gleichfalls errichtet und auf diese Art alle möglich-n Bahnen zu einem gedeihlichen Culturfortschritt geebnet. Die junge Mutter. Die wirft ihre golde nen Strahlen in das behagliche G»> mach, das erst feit wenigen Wochen daS neu« Glück birgt; der «rfte Besuch ist bei der jungen Mutter, die ältere Freundin ist gekommen und haucht ei nen leisen Kuß auf die noch so blassen Wangen. Ruhig schläft das Kind in dem von Mousselingardinen verhüllten Wagen Die junge Mutter sieht so matt aus, die Hände so zart, sie frö stelt und schmiegt sich enger an das sei dene Kissen. „Das ist lieb, Gabriel«, daß Sie ge kommen sind, ich hatte Sehnsucht nach Ihnen und durste di'ch keinen Besuch haben, Sie schauen sich so um in mei nem Tuskulum, alles verändert, nicht wahr? Goethe und Apoll verhängt, der Schreibtisch abgeräumt. Unser Doctor meinte, hier wäre es am ruhig sten; als ob das Kleine nicht überall stattlich« Frau und strich mit der Rech ten liebevoll iib«r Evas blonden Scheitel. st« da ist, schreit sie fast unaushörlich, si« muß es sich hienieden wohl schöner gedacht haben —die jung« Mutter machte einen leichten Versuch zu scher zen, „und auch ich kann mich noch nicht zu einem freudigen Gefühl er heben. wissen Sie, Gabriele, Ihnen will ich's ja gestehen, in mir ist noch alles Groll gegen die Natur, ... ich habe mich danach gesehnt, Sie zu spre chen, Sie haben schon wiederholt Mut terglück erfahren, haben Sie es sich auch so grausam erkämpfen müssen?" Frau Gabriel« war «rnst geworden, liebevoll umfaßt« sie die blasse Freundin. „Meine gute, kleine Eva, können Sie es noch immer nicht vergessen? Hat sich das Dankg-fühl gegen die gütige, spendend« Natur, di« Ihnen doch so gnädig war, noch nicht durch gerungen?" „Die Natur gnädig?" Frau Eva ries's fast heftig und er hob sich aus ihren Kissen. Die abge magerten Finger rissen nervös an ei nem feinen Tuche. „Wie Hass« ich diese unbarmherzige, hart«, grausam« Natur, die so martern kann, «in gewaltiger Titan ist sie, der uns schwache Menschen mit Riesen kräften bezwingt, ja ... das ist ewig so gewesen und wird so bleiben ... mir ist's noch immer, als lastet ihr gren zenlos schwerer Druck auf mir, ich habe mich noch nicht zur Freude durchringen können " Lebhafte Räthe bedeckt« jetzt die ab gezehrten Wangen, die Augen schlössen sich «in«n Augenblick. Frau Gabriele saß, wie gebeugt, nebenan auf dem Faut«uil, die Hände lagen matt im Schooß, große, schwere Thränen tropften langsam die Wan „Armes Kind", sprach sie endlich mit müder Stimm«, ... „Sie nennen die Natur grausam, die da giebt ... ach, Eva, in welchem schrecklichen Irrthum sind Sie besangen. N«in, nein. 0 glauben Sie mir, dann ist die Allge waltig« gütig, mild«, barmherzig, ja so segensreich, wenn man auch unter Qualen ihre Gaben empfängt, daß man knieend Dank spenden muß. Mitleidslos, grausam, unerbittlich ist sie nur, wenn sie nimmt, wenn si« vom warmen Herzen gnadenlos reißt, was sie erst vor kurzer Zeit daran geborgen, wenn sie duld«t, daß ein junges, zartes Leben, von dessen Eintritt in die Welt man erst sein ganzes, volles Glück er hofft. weggerafft wird, eh« die Knosp« äugen, di« einen Himmel von Glück versprachen, gebrochen im Tode sind. „Wie kann di« Sonn« wieder aus gehen", schrie ich damals im ersten, wilden Schmerze, „wenn solch ein Kummer dasMutterherz bricht? Keine Religion, kein Trost, keine Liebe half, ich bäumte mich auf im Schmerz, als mir nach einander zwei Li«hlinge ent rissen wurden, bis der beste Engel des Menschen, die lindernd« Zeit, ihren Balsam bracht«. Ja, Balsam und neuen Lebensmuth, aber keinen Ersatz, wie oft ich auch die Hände betend zum Höchsten gehoben Eva, 0 versün digen Sie sich nicht! Das rechte Mut tergesühl ist Ihnen noch nicht ausge gangen, sonst hätten Sie nicht so spre chen können, nein, besser zehnmal die Arme ösfnen und immer wieder das schwer erkaufte Glück an's Herz nehm«n, als auch nur «i»«s dahin geben müssen!..." Sie weinte leise und schmerzlich. Eva ergriff bewegt die Hand der Freundin und drückt« «inen innigen Kuß daraus... „Verzeihen Sie mir, Gabriele", sagte sie leise, „daß ich an diese weh klingende Saite gerührt ... ach, Sie sind viel besser als ich, wie konnte ich nur so thöricht empfinden, so undank bar und selbstsüchtig!" Hinter den weißen Mousselinvor hängen regte es sich, Weinen .Mein Rosi will zu ihrer Mutler". Kindchen aus dem weißen, warmen Bettchen. „G«b«n Sie mir mein Kind!" bat Eva und streckte die Arme aus ... „0 es lacht... ja ganz gewiß das erste Lächeln ist's ... das gilt Ihnen, 0. sie ist »lug, sie weiß, was si« Jhn«n zu danken hat, weil Sie mir «ine wahre Die junge Frau sprach so erregt, so laut.. das Klein« v«rzog wieder da! -s ruhig. „Und nun bin ich wieder neidisch", klagt« Eva mit wehmüthigem Lächeln, und sah auf die kleine Gruppe, die da neben ihrem Divan saß ... auf die kleinen Geschöpfe Labung gab... „schelten Sie mich, Gabriele, ich sehe es ein, ich bin ein unzufriedenes Ge fchöpf..." „Und doch «in« glücklich« Mutter, Eva, ich sehe es ja Ihren Augen an, die strafen Ihre Worte Lügen. Adieu, klein« Frau, Gott behüte Ihnen das füße Kind!" L«ii« war sie hinausgeschlüpft ... nun war es ein« Weile ganz still im Zimm«r ... Das Kleine war wieder eingeschla fen, lag auf dem Schooß der jungen Mutter, di« «s unverwandt betrach tete ... Andere Empfindungen erfüllten jetzt ihr Herz, reiner«, selbstlosere ... heiß« G«bete um Erhaltung des zar ten Geschöpschens... Dann legte sie es selbst in di« Kiss>n zurück und sang ihm leise ein Wiegen lied. dem Tode oder während einer längeren Abwesenheit hervorragender Personen unter deren Namen auftauchten und die Leichtgläubigkeit des Volles im In teresse ihrer Eitelkeit oder ihres Eigen nutzes mit großer Geschicklichkeit aus zubeuten verstanden. Einer der me>k würdizsten und doch am wenigsten be kannten Fälle dieser Art betrifft eine falsche Jungfrau von Orleans, welche wenige Jahre nach dem Todc der echten gekannt, zu täuschen wußte. Jeanne d'Arc wurde bekanntlich am 3V. Mai 1431 auf dem alten Markte in Rouen sich dort 1436 d«n beiden Brüdern Jo nahm und g«g«n d«n Herzog von Mailand zu Felde zog. Nach Frank reich zurückgekehrt, findet man sie in Juli 1439 endlich hielt sie ihren Ein des Parlaments im großen Hose des Justizpalastes ausgestellt und mußte ihren Lebenslauf, der nicht ganz er- Dah« r. Kleiner Moritz (tri umphirend): „So, Vater, jetzt sitze ich ter: „Das ist hübsch; hier hast Du auch zwanzig Pfennig. Aber wie bist Moritz: „Die letzte Bant wird gestri chen." Triumph der Bildung. Frau Rentier Biedermann: „Ja, wir köpf: „Und wir in Ischl-Ischl." Mißverstanden. Ver leger: „Die Arbeiten Ihres Gatten die Marlitt an." Schriftstellersgat tin: , .O. der Treulose!" Ersterbend im dunstigen Moor. Das ist die Zeit, weim Sehnen Wenn sich die Brust will dehnen, Befreit von Tages Last. Schon winlt im Dämmerschimmer Der Berges hoher Grat. Gespenstisch fallen di« Schatten, Durchweht vom Nbendhauch, Auf schwellende Alpenmatten. Auf Latschen und Zirbelstrauch, Zwei lichte Falter schweben, Da stehet uns freundlich offen Der Hütte gastlich Thor, Und über den Felsenschroffen Steigt strahlend der Mond «mpor. Di« arme!V«rwa»»t«, Zum ersten Mal in ihrem Leben stand sie am Ufer d«r Se«. Em Schimmer der Freude verklärte das blasse, verhärmte Gesichtchen, die wel ken, müden Züge glätteten sich und eine Thräne stahl sich durch die Wim pern. Nun wollte sie ihrer Tante, der Frau Commerzienräthin doppelt dank bar sein ... Wenn sich die nicht hilflosen Waise Wohl werden sollen? Jetzt erst war sie im Stande, sich das Alles zusammen zu reimen. Ihc -Va ter hatt« ein« Schauspielerin geheira thet, ~'ne Künstlerehe" hatte die Rä thin gespottet. Nun war's gekommen, wie's so zu kommen pflegt. Einige Jahre reinstes Glück, vollste Harmonie. Dann eine schrille Dissonanz: die Mutter war plötzlich verschwunden. Der Vater überlebt« d«n Schlag nicht langt, sie ward Waise. Da hatte sich di« Tante ihrer angenommen. In deren Hause wurde sie erzogen, sie wurde die Stütze der Hausfrau und sie wäre zufrieden gewesen, wenn richt... „Na, was stehst Du denn hier und träumst?" krähte eine Kinder stimme hinter ihr und zugleich erhilU sie einen unsanften Schlag 'nit einer Sandschaufel auf den Arm. „Hilf mir lieber eine Festung biuen." Mit einer hestigenßewegung w.'.ndte sie sich um: der etwa dreizehnjährige Jung« holte eben zu einem neuen Schlag« aus. „Mama hat Dich nicht mitgenommen, damit Du hie: saul ltnzt. Du sollst Dich mit mir beschakti gen," höhnte er. Alles Blut war aus ihr-m Gesicht gewichen. Dieser Bengel war ihr Pci niger, er quälte, «r tyrannisirie sie un aufhörlich, er behandelte sie schlimmer als einen Dienstboten. Ein titierer Haß stieg in ihr auf. „Nun," rief der Junge, „wnd's bald? 's paßt dem gnädig-n Fräulein Habenichts heut« wohl nicht? Aber warte nur, Dir werde ich's schon descr gen. Jetzt lauf ich zur Maui>, und erzähle ihr, daß Du immer mit d»m Klavierlehrer spazieren gegangen bist... Das junge Mädchen erbebte, sie rxr lor alle Selbstbeherrschung. Mit ei nem Satz stand sie neben dem Bur schen, «in klatschender Schlag traf ging es außerge wöhnlich still zu. die Commerzien räthin hatte ihr Gesicht in strenge, ernst« Falten gelegt. Ihr Mann warf dem jungen Mädchen hin und wieder einen blinzelnden Blick zu und d«: Junge beobachtete jede ihrer Bewegun gen mit höhnischem Lächeln. „Du hast heute meinen Sohn schw«r mißhandelt," b«gann endlich die Rä thin, „ich glaube. Du thätest gut. wenn Du Dich nach einer anderen Stellung umsähest. Hier kannst Du natürlich nicht bleiben, in einer Stunde geht Dein Zug, mit dem fährst Du wieder nach Hause. Außerdem." sie betonte jede Silbe, „habe ich dem Klavierlehrer schon telegraphisch gekündigt, un ser« Familie hat von einer Künstlereh« gerade genug!" ... Kein Lüftchen rührte sich, kaum daß die Wellen an di« Düne schlugen. Ein Dampfer bog um die Ecke und lieh seinen elektrischen Scheinwerfer spielen. Eben lief der Nachtzug aus dem Bahnhof, der weiße Strahl traf die Gestalt eines jungen Mäd chens, das sich in die Ecke des Wag«n abth«ils gedrückt hatte und ihr Ta schentuch vor di- Augen preßte ... Genau befolgt. Stuben mädchen (zu einer Besucherin des Hau ses): „Sind Sie vielleicht die Frau von Reifenstein?" Dame: „Jawohl!" Stubenmädchen: „Dann ist die Gnä dige nicht zu Hause!" Galgenhumor. (Ein Gensdarm bindet einem widerspensti gen Arrestanten unter heftigem Schel „Donnerwetter, Männelen, wissen Sie eenen aber fesselnd zu unterhalten." Das kleinere Ueb«l. „Aber Herr Müller, Sie verbrachten die letzte Nacht wegen besinnungsloser
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