Der Todte Korror-Island. (18. Fortsetzung.) ' Bartels sprang zur Thür und riß sie auf. „Da, mein Herr, überzeugen Sie sich selbst, daß nichts zu hoffen ist. Treten Sie nur ein, es ist das Em- pfcmgszimmer, aber der Herr Geheim rath selbst befinden sich nicht hier, son dern in einem anderen Gemach seiner! Wohnung, dessen Thür für jedermann. fest verschlossen ist nanu, was be deutet denn das?" Der gute Franz Bartels war näm lich plötzlich von dem alten Herrn wortlos bis Zimmers stürmte. Hier blieb er stehen, ließ seine klugen Augen mufternd über die ganze innere ich mich genau; er der Geheimrath, zeigte es mir, ab«r wo wo ah, dort!" Der Diener glaubte seinen Augen nicht zu trauen; der alte Herr stürzte auf ein kleines Tischchen zu und hob I «ine in silbernem Rahmen darauf ste hende Cabinetphotographie in die Höhe,! um sie einige Sekunden in tiefem, nachdenklichem Ernst zu betrachten. „Sie ist es es ist seine Frau!" Dann wandte sich Oberländer an den Diener. „Sagen Sie mir, Mensch aber die Wahrheit bitte ich mir aus —, seit wann befindet sich die Frau Ge- j heimrath nicht mehr im Hause?" Bartells prallte zurück. „Sie wis sen?" stotterte er. „Sie haben erfah ren?" „Gehen Sie sofort zum Herrn Ge heimrath," rief Oberländer und beglei tete seine Worte mit einer befehlenden Gebärde, die jeden Widerspruch aus schloß, „pochen Sie an die Thür, er bitten Sie Einlaß auf jeden Fall, und theilen Sie Ihrem Herrn mit, daß ich Kunde von seiner Frau bringe." „Was ist denn mit der Gnädigen?" forschte Bartels in höchster Neugierde. „Gehen sollen Sie!" herrschte ihn der alte Herr an. „Fort auf der Stelle!" Eine halbe Minute später befand -sich Oberländer allein. Er durchmaß mit großen Schritten das Zimmer, ihm pochte das Herz hörbar. Er dachte daran, welche Nachricht er dem armen, bedauernswerthen Mann bringen müsse. Das Räthsel gestaltete sich im mer dunkler, immer verworrener. War es möglich, daß die Wittwe des Todten von Horror - Island und die Gattin des berühmten Arztes «in und dieselbe Person wären? Und wenn dem so war welche Veranlassung hatte die Frau dieses trefflichen Mannes zu dem furchtbaren Entschluß bewegen können, die Bürde des Lebens von sich zu wer fen? Und Oberländer unterbrach seine Erwägungen, «r vernahm na hende Schritte; er stellte sich unwillkür lich zurecht, rückte und zupfte nervös an seinem Ueberrock, und dann trat d«r Geheimrath ein. Eberhard Busch sah bleich, übernäch tig und verstört aus, seine Augen brannten; er ging nicht ausrecht und stolz erhoben wi« sonst, sondern ge beugt, gebrochen. „Lebt sie?" „Sie lebt, H«rr Geheimrath; sie ist durch des Höchsten Walten von einem dumpf und tonlos: „Gott mag wissen, trieben hat. Wo befindet sie sich jetzt?" „In treuer Obhut, bei guten Men- Beal«, Beate, welches Leid hast Du Dir Besvrgniß harrten Susanne und Rheden am Lager der Schwerkranken, deren Zustand von Minute Minute durch ih/fieberndesHirn und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Susanne kühlte zwar die brennende Stirn d«r Leidenden mit Eisumschlägen, aber die Tücher lagen kaum wenige Minu ten, so waren sie schon wieder warm und mußten erneuert werden. Die Fie berhitze hatt« bereits «inen zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß ce- Und noch der Arzt nicht da! Endlich hörte man das Rollen eines Wagens. Rheden eilte ans Fenster. „Eine alte Frau, aus einen Stock ge stützt," meldete er. „Meine Pflegemutter! Ich gehe ihr entgegen. . . Susanne fiel der Alten, als sie idr auf der Treppe begegnete, um den Hals und weinte, ohne einige Minuten lang sprechen zu können. Ach, sie hatte dieser Frau, die sie erzogen und für das Le ven vorbereitet, so viel zu sagen, Giltes und Böses, und doch blieb keine Zeit, ihr auch nur eine kurze Mittheilung des Geschehenen zu machen. „Aber, waS hat denn das alle» zu bedeuten, Suschen?" sagte Mutter Strohbach erstaunt. „Ich werde in ei ich Dich in Thränen gebadet und bleich und abgezehrt ja Mädel, gieb mir doch nur «ine Erklärung für das al les?" „Ich will Dir später alles erklär-n, Mutter, komm, hilf mir, eine Un- das Gesicht der Patientin gc ,Mas ist das? Meine Wohlthäterin hier die Frau Geheimrath Busch? O Gott verhüte, daß dieses Herz so früh schon still stehe, das träfe nicht sie „Mutter, Du kennst sie?" „Beate!" schrie Eberhard, Beate, sagt/er: „Noch ist sie mir nicht zurückgegeben. Gott will, daß ich sie mir wieder er obere ich werde es mit seiner Hilfe 22. C a p i t e l. Es war gegen sechs Uhr Abends, di« Dunkelheit war längst eingetreten, und „Ich denke, mit unserem Besuch beim Justizrath. Wie war es doch? Sagte der Kutscher nicht, daß Su „Was gefällt Dir nicht? Hast Du dumme Gans schnurstracks zur Polizei „Unsinn! Die Alte wird ihr Söhn chen nicht ins heiße Wasser bringen, chen?" ihren Mann mit einem verächtlichen Blick, „bist Du wirklich zu dumm, Dir das zusammenzureimen? Die läuft graph. „Zum Teufel, so laß doch end lich di« alte Geschichte begraben sein!" In dem Gesicht der Jrländerin zuckte -s. „Das wird erst begraben sein", stieß sie bebend hervor, „wenn man mich selbst einmal in die Grube senkt. Dieser Mann hat mein Leben vergiftet, und als ich ihm nicht mehr nützen konnte, da stieß er mich von sich. Ich weinte, ich bat, ich flehte, aber er lachte nur und —" Das Weib vollendete nicht; sie packte plötzlich den Arm ihres Gefährten und deutete mit zitternder Hand auf die Straß« hinaus. Eine furchtbare Erre gung, ein unbeschreibliches Entsetzen spiegelte sich in ihren Zllgeir und in ih ren seltsamen, starren Blicken wieder. ihrem Griff. „Bist Du verrückt? Wen „Ihn! Gerfaut!" Hause und lege Dich ms Bett, Du sie „Und ich sage Dir," beharrte die Jr länderin und zog ihren Mann ein we nig Weiler aus die Straße hinaus; „dort, vor dem Hause des Bankiers, steht er noch jetzt! Da, er ist's, er ist's, „Ist «s der Herr im Pelz, mit dem Cylinderhut er trägt einen kurzge schnittenen, spitz zulaufenden Bart?" „Ja, der der! Es ist Andrö'Ger faut. Hund! Verräterischer Hund! — jetzt hab' ich Dich, jetzt bist Du meiner Rache verfallen, jetzt rechnen wir beide mit einander ab!" „Wirst Du schweigen!" herrschte Strohbach sein Weib an, das in dum pfe! Wuth wie geistesabwesend vor sich hinmurmelte; „laß uns lieber beobach ten, was der Franzose in Rhedens Haus zu thun hat, denn sieh nur, er zieht die Glocke am Privateingang! Jetzt spricht er mit dem Portier —der nickt und zeigt nach oben. Der Fran zose tritt ein, die Thür schließt sich hinter ihm. Was will denn auch dei noch bei dem Baion?" „Was geht das uns an?" gabMag gie ihm baisch zur Antwort. „Was thust Du überhaupt hier? Es ist ge nug, wenn ich allein hier Wache stehe. Der Dechert und dei Hähnchen haben Di! eist lumpige hund«rtMark gegeb«n fü! Deine Hilfe bei dem Fischzug statt dei dreihundert, die sie Dil veisprochen hatten." „Was soll ich thun? erwiderte der Lithograph kleinlaut. „Die Schufte wollen nicht mehr herausiiicken." „Wollen nicht? Und Du Schlaf mütze läßt Dir das sagen? Marsch, auf der Stelle scher Dich zu dem Schleicher, dem Hähnchen, hin und for dere Deine Zweihundert von ihm, und wenn er nicht zahlt, dann sag ihm, geht die Maggie heute Abend zur Po lizei, und morgen werden die beiden ge scheiten Herren hinter Schloß und Rie gel sitzen. Geh!" „Maggie, Du wirst doch nicht?" stotterte Strohbach; „Du würdest ja uns selbst damit ins Unglück bringen." „Was liegt daran," erwiderte die Frau des Lithographen anscheinend höchst kaltblütig, „ob wir so oder so das Jammerleben weiterführen? Ich thu', was ich gesagt habe. Also sieh zu, das Geld zu bringen." Der Lithograph war genöthigt, d«m Willen seiner Frau zu folgen; er fürch tete si«, da er wußte, daß ihr ausge prägtester Characterzug die Rachsucht fei. Wenn Hähnchen ihm nicht den Rest der verfprochenenßelohnung auszahlte, war sie in der That im Stand«, all« Theilnehmer an dem Diebstahl der Po lizei zu überliefern. Er konnte daher nichts Besseres thun, als ihr gehorchen und sich auf d«n Weg nach der Brun nenstraße machen. „Ich gehe", sagte William, „aber wo bleibst Du?" „Wo ich bin", lautete die unfreund liche Antwort, „da bleibe ich. Ich will sehen, was hier vorgeht. Wir treffen „Um wie viel Uhr?" „Weiß ich'S? Wenn Du Dein Geld nach Hause, da wirst Du mich schon „Auf Wiedersehen, Maggie! Bleib' nicht mehr zu lange hier stehen. In der Kälte kann man sich ja den Tod holen." „Den Tod holen? Hab' nur um mich kein« Sorge, mit dem Tod find' ich mich auch schon ab. He, William, noch ein Wort!" Der Lithograph, d«r schon einige Schritte in die Straße hinein gethan, kehrte langsam zurück und fragte, was sein Weib noch zu sagen habe. „Ich habe Furcht, daß Du mit Hähnchen und Dechert Streit be kommst. Du bist schrecklich hitzig, und tvenn Du in die Wuth kommst, gar nicht zu halten. Hast Du einen Revol „la, in der Tasche was soll's damit?" „Gieb ihn mir, damit Du kein Un glück anrichtest." „Unsinn, ich werde nicht gleich schie ßen na, fahre nur nicht gleich auf und sieh mich nicht so giftig an! Hier hast Du das Schießeisen, aber sieh Dich vor, es ist mit sechs scharfen Patronen „Damit kann man wohl schon einen Menschen kaltmachen!" fragte Maggie lächelnd, während sie den Revolver in der Tasch« ihres Mantels verschwinden ließ. „Und nun mach, daß Du fort- William Strohbach verließ seine Frau, die ihm eine Minute lang mit eigenthümlichem Ernst nachschaute. Dann blitzte es jäh in ihren Augen auf, das Gesicht nahm wieder jenen haßerfüllten, rachelauernden Ausdruck an, und ihre Rechte umklammerte mit festem Griff die Wafst, die sie in ihrer Tasch« barg. „J«tzt, Monsieur Andr6, werden wir beide bald einig sein!" flüsterte sie mit zuckenden Lippen. „Wir rechnen noch heute miteinander ab nach gut amerikanischer Art. Der behält recht, der den ersten Schuß hat. Und den hab' ich, Andr6 diesmal ich!" „Ueberbringen Sie Herrn Oberlän der diese Karte," wandt« sich Andr<s Gerfaut an den Thllrsteher, nachdem sich das Thor hinter ihm geschlossen hatte, „aber, bitte, richten Sie «s so ein, daß Herr Baron Rheden nichts f t scki ' t kl' Abend murmelte er. „Es ist jetzt bald fünf Uhr; diese Conserenz wird kaum eine halb« Stunde dauern, Oberländer einig werden, so müssen sie heute Abend zahlen, und morgen früh dampfe ich ab." Die Thür wurde geöffnet, und Oberländer trat ein. Gerfaut verbeugte sich mit der ihm eigenen Geschmeidig chen. Dieser aber versenkte, sobald er des Franzosen Absicht bemerkte, sein« Hände schnell in die Seitentaschen sei nes Jacketts. .Nun, mein Herr, kommen Sie, das Geschäft mit mir abzuschließen?" fragte Oberländer, auf einen Sessel deutend. „Haben Sie sich überlegt, wel chen Preis Sie für Ihre Enthüllungen verlangen sollen?" „Gestatten Sie mir vorher die Frage, mein Herr, ob Sie dem Herrn Baron schon Mittheilung von meinem Anerbieten gemacht haben?" „Ich habe mich bisher auf Andeu tungen beschränkt, aus d«m einfachen Grunde, weil ich selbst in der Sache noch nicht klar sehe." „Das sollen Sie jetzt, deshalb bin ich bei Ihnen." „Sehr wohl. Sie sagten mir also, daß Sie unter Umständen in der Lage seien, uns mitzutheilen, wo sich die rechtmäßige Gattin Eldors v. Fels be finde. War «s nicht so?" „In der That, so war es." antwor tete Gerfaut. „Wie Ihnen bekannt sein dürfte, tauchte kurz nach dem Ableben des Grafen, den man, nachdem seine erste Gemahlin vor längeren Jahren gestorben war, allgemein für unver mählt gehalten hatte, ein« Dame auf, welche in durchaus gesetzmäßiger Weise bewies, daß sie die zweite Gemahlin des Berstorbenen gewesen sei. Man ver sucht« ihr in mehreren Processen das reiche Erbe streitig zu machen ver geblich, die Dame blieb Siegerin, und Summe zu schmälern, da die Hinter bliebenen des Sohnes d«s Grafen, die ses Eldor v. Fels, den Baron Rheden und ich einst auf Horror - Island be erdigten, nicht aufzufinden waren." „Verzeihen Sie «inen Einwurf," sagte Oberländer, „woher wissen Sie, daß der Todte auf jener Insel der Sohn des Grafen v. Fels war?" Einen Augenblick stutzte Gerfaut, dann sagte er mit großer Bestimmt heit: „Schon bei unserem ersten Zu sammentreffen machte ich Sie darauf aufmerksam, Herr Oberländer, daß ich kein« derartige Frage beantworten werde. Ich habe ein Geheimniß zu ver kaufen; wollen Sie den geforderten Preis dafür zahlen gut, Sie werden reell bedient werden und alle nöthigen Beweise erhalten. Hat mein Geheimniß für Sie oder den Baron keinen Werth, so nun, so giebt es für mich auch einen anderen Weg, Geld daraus zu machen. Aber jede unnöthige Frage hält unser Geschäft nur aus und er schwert den Verkehr." „Sie haben recht. Dann bleibt nur übrig, mir Ihre Geheimnisse genauer zu bezeichnen und dann den Preis zu nennen. Ich muß Sie jedoch höflichst ersuchen, sich so kurz als möglich zu fassen, da dringende Geschäfte mich ab rufen." Der Franzose biß die Zähn« zusam men. Höflich war dieser alte Herr kei neswegs, und er gab sich kein« Mühe, dem sonderbaren Geschäft und sein«m Vertreter gegenüber seine Verachtung zu verbergen. Llber der Franzose hatt« sich mit Alten, Trümpfe auszuspielen. „Ich kann zwei verschied«n« Beweise liefern," sagte er, „und zwar bin ich erstens in der Lage, darzuthun, daß die Gräfin Natalie FelS - Krakowska nicht das geringste Recht besitzt, diesen Na men und diesen Titel zu führen, denn doch das würde für den Moment zu weit führen. Weshalb sie es nicht darf, weshalb sie absolut nicht^erbberechtigt hat." Oberländer hatte sich erhoben, er vermochte seine freudige Ueberraschung kaum zu verbergen. „Das könnten Sie wirklich beweisen?" rief er. „So be weisen, daß die Gräfin einen gegen sie Baron v. Rheden Werth haben?"^ „Ich leugne nicht, dies« Enthüllun gen sind werthvoll. Sagen Sie kurz, ten Moment die Ziffer überlegend, „Sechzigtausend Mark? Das scheint mir zu hoch gegriffen." Forderung eine Bagatelle!" zahlt werden?" „Heute Abend, nachdem ich Ihnen Abends, weny Ihnen diese Zeit paßt, das Geld ist Ihnen sicher, sobald Sie das Versprochene dafür liefern." Gerfaut verbeugte sich. „Ich hege keinerlei Besorgnisse bezüglich der Auszahlung, mein Herr", sagte er ver bindlich, „ich weiß, ich habe mit Ehren männern zu thun." Uhr"" „Um neun Uhr," wiederholte Ger faut und nahm seinen Hut, sich zum Gehen wendend. Aber nach einigen Schritten blieb er stehen. „Sie fallen sehen, daß ich Sie ganz und gar zu friedenstelle", nahm er das Wort, wäh rend er dicht vor dem alten Herrn ste hen blieb. „Nicht nur die Angaben, w«lche ich Ihnen versprochen, sollen Sie mit allen Beweisen empfangen, son dern auch eine fast noch wichtigereEnt deckung werde ich mir erlauben, Ihnen gewissermaßen als Extraprämie den anderen Mittheilungen zuzufügen. Ich werde Ihnen Mittel und Wege zeigen, wie Sie einen Mann erreichen und der Bestrafung zuführen können, der das wichtige Mitglied einer internationalen Gaunerbande ist. Den Machinationen dieser Gesellschaft ist es zuzuschreiben, daß Eldor v. Fels und die Seinigen zu Grunde gerichtet und beseitigt wur den, und daß Natali« ihre Rolle fpie „Wiire das möglich?" stieß Oberlän der hervor; „die Familie Fels wär« durch Verbrecher ruinirt worden?" „Sie werden um neun Uhr Alles er fahren. Bis dahin sprechen Sie nu r mit dem Baron Rheden davon, sonst mit Niemand. Mein H«rr, ich hab« du Ehr«!" Andr6 Gerfaut durcheilte die Leip ziger Straß«. Nach einem flüchtigen Blick auf seine Uhr glaubte er Grund zu haben, seine Schritt« zu beschleuni gen, und er that es mit so großem Ei fer, daß er sich nicht einmal Zeit nahm, sich umzublick«n. Er stürmt« förmlich vorwärts und str«bte dem Thiergarten zu. Doch Wik er auch ausschritt, eine in einen abge tragenen Mantel gehüllte Frau blieb ihm dicht auf d«n Fersen und erstand «s überdies meisterhaft, sich fortgesetzt so zu halten, daß Gerfaut sie nicht be merken konnte. Als das Weib jetzt g«wahrte, daß d«r Franzos« in das Dunkel des Thiergartens einbog, huschte ein Lächeln d«r Befriedigung über ihr von dem anhaltenden und schnellen Marsch g«röthet«s Gesicht und mit hastig«r Bewegung faßte sie in «in« ihrer Manteltaschen. Aber im nächsten Augenblicke blieb si« st«h«n und sucht« dann schnell hin'er einem starken Baumstamm Deckung. Der Franzose, dem sie so eifrig und vorsichtig gefolgt war, trat nämlich an «Inen unter einer erleuchteten Laterne stehenden Mann heran und begrüßte ihn vertraulich. Der Fremde, der Gerfaut offenbar erwartet hatte, zog respectvoll seinen breiten Künstlcihut. „Sie sind lange geblieben, mein ver ehrtei Gönne!," sagte ei; „nun, hof fentlich bringen Sie mii gute Nachrich ten, dann wäre ich schon belohnt." „Entschuldigen Sie mich, Herr Man del," sagt« Gerfaut, „es war nicht meine Schuld, daß ich länger ausblieb, als ich dachte. Ich wurde zurückgehal ten, doch das geschah in Ihrem Inter esse." „In meinem Interesse?" ri«s der Mann mit dem glattrasirten Gesicht und den wallenden Künstlerlocken freu dig erregt. „So darf ich hoffen?" „Ich erzähle Ihnen sogleich Alles; lassen Si« uns ein paar Minuten hier am Saume des Thiergartens hingehen. Hier ist «in« Cigarre, ziind«n Sie siaz dazu, H«rr Eäsar Mandel?" Der Pianist des Herrn Bruno De chen vermocht« vor Rührung kaum zu G«rfaut zuckt« die Achseln, sthen." Besonders jene Lebinsperiode, welch« Ihnen den Stoss zu Ihrer Oper gelie fert hat, dürfte ihn interessir«n. Be „O, ich versteh«! Ihr Rath ist gut, „Auf Wiedersehen, H«rr Mandel! Gcrfauts Rücken. D«r Franzose schrak Ein Schuß krachte und unterbrach di« feierliche Stille des Winterabends, «in markdurchdringender Schrei und Nähe"ben i>°"f'Uos ganz m der „Allmächtiger Gott, hier schnell Man hob ihn auf und trug ihn aus der ihn umgebenden Blutlache heraus unter «inen anderen Baum. Das Haupt mit dem kalkweiß«» Gesicht fiel haltlos auf die Brust herab. „Man hat ihn ermordet," sagte «in«r der Zuschauer; „lauf doch einer schnell nach einem Schutzmann." „S«ht doch, der arme Kerl hat zwei dere auf der Brust. Den haben sie kalt gemacht." „Der Mann l«bt noch," rief ein älte rer Herr, der sich forsch«nd üb«r den Regungslosen gebeugt hatte, „aber er wird sich verbluten, wenn nicht gleich ein Verband angelegt wird. Ah, da kommt ja ein Schutzmann!" Von mehreren Seiten kam jetzt die Polizei herbei, und nach Ivenigen Mi etn« Droschke g«hoben und befand sich in Begleitung einiger Schutzleute auf dem Wege nach der dem gro ßen, im Herz«n Berlins g«l«g«n«n Krankenhause. Hi«r war«n vi«r Aerzte zwei Stunden damit beschäftigt, die Kugeln aus d«m zuckenden Körper zu «ntsernen. Es gelang ihnen jedoch nur, di« «in« zu finden, die Kugel, welche im Rücken steckte. Das ander« Geschoß war von der r«cht«n S«it« aus m die Lunge ge drungen. und die Aerzte hätten den so fortigen Tod des Patienten herbeige führt, wenn sie die Kugel mit Gewalt hätten entfernen wollen. „Wir wollen ihn nicht unnütz auä len," meinte der Oberarzt kopfschüt telnd, „der Patient wird noch vor dem Morgen an innerer Verblutung sterben." Man brachte den Unglücklichen aus dem Operationssaal« in sein Bett zu nick. Ein Arzt, ein Wärter und ein D«r L«tztere stand bereit, die Aus sein «klangen würd«. (Fortsetzung folgte Kür die Küche. Klare Bouillon mit Markklößen. Man rührt 2 Unzen Butter leicht und fügt sodann bei: zwei Eidotter, etwas feingewicgte Petersilie, 7 Unzen in Wasser einge weichte Ämmel, «ine Tasse feinge wiegtes Rindermart, etwas Salz und den steifen Schnee der Eier. Nun niehlt man die Hände und formt von der Mass« nußgroße Klößchen. In klarer Fleischbrühe dürfen sie nur fünf Minuten kochen, bis sie aufsteigen. Auf die Suppe paßt feingeschnitten«! Schnittlauch. Aufgerollter Braten. Aus einem schönen Rippenstück eines jungen Ochsen löst man die Rippen, klopft das Fleisch, reibt es mit Psef wob«i man es mit Bindfaden um schnürt. Man brät das Fleisch in halb Butter, halb gutem Nierenfett zusein vom Bindfaden befreiten Bra ReisalsG«müfe. Es wird doppelt so viel kaltes Wasser als Reis auf. Ist das Master eingelocht, stellt er gar und wird mit Parmesankäse servirt. Bauernknödel. Man macht einen dünnflüssigen Teig aus Mehl, Milch und etwas Salz. Nun schnei det man fünf bis sechs Semmeln in über diese den Teig. Nochmals wird Stunde beiseite gestellt. Nun legt man Knödel nach beliebig«» Größen werden mit gut«n> Fett ausgesetzt und mit ein bis zwei Löffeln Mehl braun geschmort. Ist dies geschehen, so füllt man mit Wasser oder Fleisch brühe auf, salzt und läßt «s noch zwei Stunden koch«n. Nun schneidet man «ine schöne, frische Gurke in Stückchen und giebt dieselbe eine halbe Stunde vor dem Anrichten zu dem Fleisch. Ist alles gar gekocht, so richtet man das Ragout in einer tiefen Schüssel an. Paprikaschnitzel. Man schneidet 2j Pfund schönes Kalbfleisch in dicke Scheiben, klopft, salzt und pfeffert dasselbe mit Paprika. Von letzterem eine Messerspitze voll, ja nicht mehr. Nun läßt man Butter in der Pfanne braun w«rden, l«gt die Schei ben hinein, brät sie braun, nimmt si dann heraus und giebt sie in einen eisernen Topf. Zu der Tunke, die in der Pfanne zurückgeblieben ist, rührt man «twas sauern Rahm und etwas gute Fleischbrühe, sowie einen Eßlöf fel voll gehackter Kapern ohne Essig, und läßt alles gut durchkochen. Diese Tunk« wird über die Schnitzel gegossen, und diese darin fertig geschmort. Marinirte Forellen. Dl« Forellen w«rd«n gewaschen, ausgenom men, mit Salz bestreut, nach einer Stunde mit reinem Tuch getrocknet, in Butter getaucht, in Mehl umgewendet, mit frischer Butter leicht in d«r Pfanne g«back«n. Erkaltet in einem Topfe mit allerhand Gewürz bestreut, werden sit mit seinem Essig und Provencer-Oel Übergossen, mit passendem Brettchen und Stein beschw«rt und spät«r beim Anrichten mit Citronenfch«iben und Petersilie garnirt. Pilaff (Egyptischer Reis). Man dämpft eine fein gehackt« Zwiebel in et was Butter, gibt dann «in Quart Bouillon dazu und etwas Tomaten wssen,' gibt man «in halbes Pfund rein verles«n«n Reis hinein, deckt ihn zu und läßt ihn ca. 20 Minuten inr Brat ofen stehen; ist er gar, nimmt man ihn heraus und mengt «twas Salz, frische Butter und eine Hand voll geriebenen Parmesankäse darunter. Beim An richten streut man noch etwas Käse da rauf und gibt etwas spanische Sauce mit ein wenig Madeiragehalt darüber. Auch kann man geröstete Hühner- oder Gänseleberschnitten darunter mengen. „B oge l h e u." Diese echt schwei zerische Speise ist ebenso einfach zv be reiten wie schmackhaft und in der Sa latzeit eine gute Beigabe z» jeder Art grünem Salat. Altes Weißbrot jeder Art schneidet man in dünne, feine Streifen, röstet dies« in guter Butter goldgelb und überschüttet dieselben mit einigen, j« nach der Personenzahl. durch«inand«r geschlagenen irnd ge würzten Eiern. Mit feingeschnitte nem Schnittlauch bestreut beim An richten, sieht hübsch aus und schmeckt kräftig. Fille't auf ruffische Art. Man nehme 1 Pfund Rinderfilet, oder Schweinsfilet Tenderloin). schneid« es in kleine Stücke, lege es in ein« Pfanne mit zerlassener frischer Butter und lasse es kurze Zeit braten. Eine halbe feingehackte Zwiebel lasse man in eine Tasse saurem Rahm, -twas Worcester shire - Sauce, Cayenne - Pfeffer und Salz aufkochen, gieße diese Sauce über die Filetstiicke und richte sie an. Viele Leute besitzen nu, eine Bratpfanne, und für solche dürfte der folgende Wink nützlich sein. Um den Geruch nach Zwiebeln, Fischen oder sonst einem unerwünschten Stoffe zu beseitigen, halte man das betref fende Gefäß umgekehrt kurze Zeit über den Rauch des Feuers und wascht e» dann mit heißem Wasser au». 3
Significant historical Pennsylvania newspapers