Der Todte Korror-Island. Roman von Harry Shcff. l (9. Fortsetzung.) eine bessere Unterhaltung mit der im mer noch reizenden Natalie v. Kra iowska." kann selbst Ihre Beredsamkeit nicht ben." sen Sie getrost noch lange zehren. — Darf ich Sie jetzt zum Wagen gelei ien?" Und der Hofrath erfüllte auch diese Ritterpflicht in tadellos chevaleresker Weise. Sobald die Gräfin das Haus ver lassen hatte, um in demselben Wagen, tauschte eleganten schwarzen Anzug mit einem recht fadenscheinigen unmodernen, dann warf er einen allen senen Wagen. „Brunnenstraße 62," befahl er, als er den Kutschenschlag schon hinter sich geschlossen hatte. Dann lehnte er sich behaglich in eine Ecke zu rück. und während das Gefährt daoon rollte, murmelte er: will ihm Schach ansagen und wieder Schach und ihn mattsetzen. Was gilts, mein Herr Friedrich Gallus ich gewinne das Spiel!" 10. C a p i t«l. Das Haus Brunnenstraße 62 er freute sich keineswegs des Wohlwol lens seiner Nachbarn. Er bildete in der ganzen Gegend gewissermaßen den Stein des Anstoßes, wofür am besten die zahllosen Klagen zeugten, die sei tens der Besitzer der angrenzenden Grundstücke bei dem Lieutenant des Polizeireviers gegen die Bewohner und Gäste von „Decherts Hotel und Restau rant" einliefen. „Decherts Hotel und Restaurant" die Worte prangten in freundlich grii ?lhr abgroßes Vokal- und Jnstru rnentalconcert" bei freiem Eintritt stattfinde. Dieser letzte Hinweis war «s, der den Unmuth der Nachbarn be- Brunno Dechert, des Besitzers dieses wer 14." Es hatte nur kurz« Zeit gedauert, da war Herr Hähnchen bereits «ine in je- Aeußere, sein« unendlich langen und dürren Beine, s«in nach oben spitz zu laufender Kopf mit dem listigen Rat tengesicht und den kleinen, ewig beweg lichen Augen trugen dazu bei, den Mann im Gedächtniß zu behalten, wenn man ihn einmal gesehen. Dann aber versicherten auch diejenigen, wel che mit ihm geschäftlich zu thun odir auch nur eine längere Unterhaltung mit ihm gepflogen hatten, daß er ein äußerst gerieb:ner, gesetzeskundiger Bursche fei, einer hon denen, welche aus Schweiz Weiß und aus Unrecht Recht machen können, selbst wenn man ihnen noch so scharf auf die Finger sieht. Dieser Wundermann war nicht nur «in Miether des Hausbesitzers Dechert, sondern die beiden Männer standen seit langen Jahr«n auch auf freundschaftli chem Fuß. Dechert sah mit einer ge wissen Bewunderung zu seinem Freund diei es hören wollten, daß dem Gott fried Hähnchen nichts unmöglich sei, denn der stecke zehn Rechtsanwälte in die Tasche. Kein Wunder, er sei ja auch bis vor kurzem die rechte Hand des bekannten Geheimen Justizraths Friedrich Gallus gewesen. An jenem Abend, da Hofrath Schal ler nach der Brunnenftraße fuhr, war Gottfried Hähnchen gegen elf Uhr nach Hause gekommen und von dem Haus knecht im Flur mit der Nachricht em pfangen wordeo daß zwei feine Herren „Haben sie nicht gesagt, in welcher Angelegenheit?" forschte der Rechtskon sulent. wären sie wieder abgeschwommen. Und sie sehen aus, als ob was von ihnen zu holen sei." kend zu und schritt die erleuchtete Treppe empor. Aus dem Hinterhause, wo sich der Concertsaal befand, drang Klavierspiel und vielstimmiges Mur meln zu ihm und das Geräusch klirren- Tag in der Bude aus." Als er die Thür seines Zimmers geöffnet hatte und seinen Gästen ge den ersten Blick, er es mit zwei Herren d«r besten Gesellschaft zu thun habe. Ehre." „Baron v. Rheden." „Oberländer! Ich habe diesen Herrn nur begleitet." muthlich GottfriedHähnchen.Rechts stizrath Gallus der Herr ist Ihnen vermuthlich bekannt?" „Sehen Sie, ich wußte doch sogleich, als Sie hereintraten, daß ich Sie schon te," rief Oberländer. „Ja ja, da war es, beim Rechtsanwalt Gallus. Es sind zwar schon zwölf oder dreizehn nau, was Sie damals öfter zu uns terefsirten sich für den gräflichFelsschen Erbschaftsproceß oder wenigstens für den Verbleib des verschollenen Eldor v. Fels. Ist es dieselbe Angelegenheit, Ihr Inserat gelesen habe, worin Sie sich als Privatdetektive anpreisen und sich speziell für die Beobachtung von Personen empfehlen. Ich müßte je doch durchaus Ihrer Discretion ver sichert sein." „Das können Sie. Di«ser Herr wird Ihnen bestätigen, daß ich nicht so lange die Vertrauensstellung bei Gallus ein genommen hätte, w«nn ich mich jemals Baron Rheden schaute seinen Ver winlte ihm mit den Augen zu, als könne er die Behauptung Hähnchens halbwegs bestätigen. „Wohlan, hören Sie, um was es sich handelt", nahm Hans das Wort. „Ich habe vor einigen Wochen eine junge Dam« kennen gelernt, ein Zufall führte uns im Thiergarten zusammen. Ich hatte eine bestimmte Ursache, mich für sie zu interessiren, und bestieg, als sie sich damals von mir trennte, ohne mir ihren Namen nennen zu wollen, eine gerade des Weges da herkommende Droschke, in der ich ihr nachfuhr. Beim Bahnhof Thiergarten stieg ich aus, da mir eine Ahnung sag te, daß sie die Stadtbahn benutzen werde. Ich hattZ mich nicht getäuscht. Sie kam, löste ein Billet dritter Klasse und fuhr mit mir in demselben Zuge bis zum Bahnhof« Alexanderplatz. Als sie den Zug verließ, that ich, immer unbemerkt, das Gleiche, und es gelang mir, festzustellen, daß die junge Dame in dem Hause Prenzlauer Allee sechs „Prenzlauer Allee sechs?" rief Hähn chen überrascht. „Finden Sie darin etwas Auffälli ges," fragte ihn Hans, von dem Aus ten. „Wie ist »S möglich, Herr', stieß er Pen, aber er drängle ihn zurück und sagt«, di« spitzen Schultern fast bis zu den Ohren emporziehend: „Damit kann ich dem Herrn Baron leider nicht die nen, wenigstens nicht im Augenblick. denn der Herr nachdem halb?" wandten Sie sich dieser wandte mich direkt an den Schneider meister, den Wirth des Fräuleins. Lei der muß ich annehmen, daß dieser mir dessen festgestellt, daß letztere mit fchäftes. „Und was soll ich nun thun?" fragte er. „Bor allem den Namen der Dame ren. Haben Si« verstanden?" „Gewiß, Herr Baron. Ich überneh me den Auftrag." Augenblick auf eine Einnahme, um das Vertrauen Rhedens zu befestigen. „Wünschen Sie meine Adresse?" „Die ist mir bekannt, wer kennt den Chef d«r Firma Rheden <Z: Compagnie nicht?" „Und wann werde ich von Ihnen hören?" Ehe der Rechtskonsulent antworten konnte, wurde an die Thür gepocht,und DK beiden Herren blieben allein. Der alte Oberländer legte seinem jungen Chef die Hand auf die Schulter und schaute ihn zärtlich besorgt an. „O, mein lieber Hans", sagte er, „ich wünschte, Sie hätten diesen Besuch und diesen Auftrag unterlassen." „So mißtrauen Sie dem Detec tive?" fragte Rheden hastig. „Sa gen Sie nur rückhaltlos die Wahr heit." mer thue, und deshalb gestehe ich Ihnen, daß meine Seele tief bekümmert ist, Sie immer und immer wieder ei nem Phantom nachjagen zu sehen. Welch ein Unglück für Sie, dieses Abenteuer auf jener entlegenen Insel, der verhängnißvolle Fund jener Pa piere und des Bildes, dessen Origi nal aufzufinden Sie sich nun einmal in den Kopf gesetzt haben! Wissen Sie auch, daß an derartigen Ideen schon mancher tüchtige Mann zu Grunde ge gangen ist?" „Habe ich jemals meine Pflichten darüber versäumt?" fragt« der Baron „Gewiß nicht; «s gibt keinen zielbe wußteren Mann als Sie, aber das ist es ja eben, was mich kränkt, und was mir in Ihre Seele hinein weh- thut, daß Sie die schönsten Stunden Ihres Lebens. Ihre Muße, Ihre Erholung dieser planlosen Geschichte widmen. Wie sehr Ihre Gedanken davon be herrscht werden, das sehen Sie gerade an der Angelegenheit, die uns hierher geführt. Sie begegnen im Thiergar ten einer junger Dame, deren Gesicht zufällig einige Aehnlichkeit mit demje nigen d«s cuf Horror-Island gefunde nen und Ihnen einige Wochen später in New Dort wieder geraubten Bildes aufweist. Was thun? Sie verfolgen dieses Mädchen so hartnäckig, wie Sie zweifellos in Ihrem ganzen Leben noch keinem Menschenkind« folgten, und zwar bloß, weil Sie sich in den Kopf gesetzt haben, der Zufall habe Ihnen in der Unbekannten die Tochter d«s Originals jener Photographie, mit einem Wort das Kind Eldors v. Fels, zugeführt. Ich als Ihr väterlicher Freund halte es für meine Pflicht Ihnen ein Halt zuzurufen. Sie dür fen nicht Ihr ganzes Dasein an «in zufälliges Erlebniß der Vergangenheit hängen, das hieße ja unter Gespenstern leben. Suchen Sie ein Glück in der Gegenwart." Rheden ergriff in tiefer Bewegung die Hand des Freundes, seine breite, wallte, hob und senkte sich unter tiefen Athemzügen. „Und wenn es nun gerade dieses Glück wäre, dessen Spur ich verfolge?" flüsterte er. „Wenn nun dieses Mäd chen schon nach einer flüchtigen Begeg nung meinem Herzen theuer geworden wäre und meine Bemühungen, ihre Herkunft, ihren wahren Namen zu er gründen, einem anderen, doch nicht we niger reinen Motiv entsprängen, als allein der Erfüllung des Eides, den ich in die kalte Hand des Todten von Horror Island geschworen wird mein väterlicher Freund auch dann noch den Eifer meiner Nachforschungen unbegreiflich finden?" Der alte Herr zog plötzlich Hans an seine Brust. „Baron, Chef, Freund Herzensjunge," stieß er mit einer vor Glückseligkeit bebenden Stimme hervor, „auf diese Mittheilung warte ich ja schon Jahre hindurch wie das Kind auf den Weihnachtsabend! Du liebst Du liebst wirklich? Denn eine tiefe, ehrliche Neigung muß es sein, kommen." „Und dann der Altersunterschied; vergessen Sie nicht, ich bin sechsund- Sie kein junger Fant mehr sind, mag ihr die beste Garantie für ihr Lebens gliick sein." Rheden erlauben. Hans, machen Sie mich nicht wild! Ich weiß, daß Sie das Geld in dieser Frage nicht mehr achten, als das Spinnengewebe dort oben an der Deck« d«s Zimmers. Ja, bilden Sie sich vielleicht ein, daß ich keine Ideale mehr habe, daß der Mil lionenschacher, mit dem ich mich mein Leben lang für das Haus Rheden her umgeschlagen, mir schon ganz und gar die Sinne umnebelt hat? Oho, mein Freund! Wenn mir heut« ein hüb sches braves Kind Äsiele, und es besäße keinen Heller Geld ich ich Gott bewahr« mich in Gnad«n vor der Dummheit, die ich noch begehen könnte. .. „Entschuldigen die Herren mein langes Ausbleiben," platzte Hähnchen in das Zimmer hinein, „man meldete mir die Ankunft einer wichtigen Per sönlichkeit " „Wir wollen Sie aber auch nicht länger aufhalten," unterbrach ihn Hans, „bieten Sie alles auf, das Fräu lein zu ermitteln und sehen Sie, was Sie in discreter Weise über sie erfah ren können. Mein Name bleibt natür lich aus dem Spiel." „Natürlich," versicherte Hähnchen, „natürlich. Ich schreibe Ihnen ein paar Zeilen, sobald ich Resultat« habe. Wünschen Sie meinen Besuch in Ihrer „Verzeihen Sie, aber ich denke, es ist besser, wir treffen uns hier. Mit Ihrem Honorar sollen Sie zufrieden fein nur geschickt und discret, auch das Fräulein darf nichts davon mer ken, ich will sie um alles in der Welt nicht verletzen." „Verstehe; verlassen Sie sich ganz aus Gottfried Hähnchen. Sie erreichen Ihren Zweck, Herr Baron ich neh me di« Sache in die Hand/' waren schon halb zur Thür hinaus und beobachteten nicht den cynischen Ge sichtsausdruck, mit dem Hähnchen diese letzte Aeußerung begleite. Es hätte ihnen wohl sonst um die discrete Aus führung ihres delicaten Auftrages ge bangt. Mit einem kurzen Gruß ver-l abschiedeten sie sich von dem Rechtskun digen, der es sich nicht nehmen ließ, ihnen das Geleit bis zur Hausthür zu geben. Hähnchen kehrte nicht in sein Zim mer zurück, sondern begab sich durch den spärlich erleuchteten Hof nach dem Concertsaal. Hier wurde das zahl reich erfchienenePublikum gerade durch den Gesangsvortrag eines robusten Frauenzimmers unterhalten. Sie und die fünf Kolleginnen, die sich mit ihr auf dem schmalen, roh gezimmerten Podium befanden, wurden von ihren Verehrern und Freunden fortwährend mit einem genügenden Vorrath trink baren „Stoffes" versorgt, den sie ihnen auf die Bretter sandten. Auch der Pianist, dem die Aufgabe zufiel, den Gesang zu begleiten und in den Pau sen die schwatzenden, lärmenden Zuhö rer durch den Vortrag von lustigen Tänzen und Quodlibets zu unterhal ten, erhielt seinen Theil von den Lie besgaben. Mit huldvoller Herablas sung, als erweise er den Spendern durch Entgegennahme ihrer „flüssigen Aufmerksamkeiten" eine Ehre, nahm er die diversen Gläser Bier, Punsch oder Wein entgegen oder schob die ihm offerirten Cigarren mit leichtem Kopf nicken in seine Tasche unter dem faden scheinigen schwarzen Salonrock, den er trug. Im übrigen schien er sich um das wüste Treiben um ihn her wenig zu kümmern, der Herr „Professor", wie man ihn hier allgemein nannte, hielt sich offenbar für etwas Besseres als seine Umgebung, und wenn er mit Als Hähnchen durch die hohe Glas ein kleiner, dicker Mann mit kahlem Schädel und schielendem Blick, entge gen. „Er ist da, Gottfried," raunte er „Weiß schon. Wo sitzt er?" „Dort, beim Professor am Klavier. Werdet ihr's heute abmachen?" nig geworden?" er will's für ein Bulter „Verst«ht sich! Ich werde ihnen den Nordhäuser durch alle Knopflöcher eingi«ßen Du weißt, Dechert läßt sich nicht lumpen, wenn es sich um ein Geschäft handelt." „Das Privatzimmer sind ohne Zweifel. Aber das ist nicht so leicht, wie Du denlen magst. Die Hauptsache ist, daß wir still, der Hofrath hat mich ge sehen, ich muß zu ihm. Rufe für eine knappe Viertelstunde den Pianisten vom Instrument fort, damit er uns etwa nicht belauscht." „Der verrückte Kapellmeister?" lachte Dechert, „da kannst Du ruhig sein, der denkt nur an seine Oper, an welcher er nun schon drei Jahre lang schreibt und componirt, der ist so un gefährlich wie ein neugeborenes Kind; deshalb behalte ich ihn auch trotz sei ner Tollheiten im Hause. Aber ich kann ihn ja beiseite nehmen, wenn Du es wünschest." „Nein, laß nur. Ich überlege eben, es ist vielleicht besser, wenn er einen tüchtigen Marsch paukt —da kann keiner der Nahesitzenden auffangen, was der Hofrath und ich verhandeln." Hähnchen verließ seinen Freund Dechert und schritt anf den Hofrath zu, der in seiner Verkleidung sich kei neswegs von den anderen Besuchern des Eonzertlokals unterschied, sein Bier behaglich schlürfte, seine Cigarre rauchte und mit großer Andacht dem Vortrag eines Gassenhauers zu lau schen schien, dessen Refrain, so oft er wiederkehrte, von dem Publikum viel stimmig mitgesungen wurde. „Sie haben mich langt warten las sen," empfing Schaller den Rechtskun digen «in wenig übellaunig. „Der Aufenthalt in dieser Höhl« ist für mich nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich." „Ich war in unserer Angelegenheit thätig," entschuldigte sich Hähnchen, indem er sich neben dem Hofrath nie derließ, „und das hat länger gedauert, als ich dachte." „Sind Sie weitergekommen?" flü sterte Schaller, „haben Sie di« Sache gefördert?" „Bedeutend! Ich habe jetzt den Mann, den wir brauchen." „Ah, den Lithographen Strohbach?" „Keine Namen," mahnte Hähnchen, mit mißtrauischen Blicken die Umge bung musternd. „Sprechen wir nur von dem Lithographen oder von Willy das ist sein Vorname. Ich habe ihn gewonnen." „Ist es denn wirklich unbedingt nothwendig, noch einen dritten in die Geschichte einzuweihen? Ich war der Meinung, daß Sie genügend im Hause des Justizraths bekannt seien, um den ganzen Austrag allein auszu führen. So brauchten Sie das Geld, ivelches Sie von mir bekommen wer den, nicht mit einem anderen zu thei len und ich hätte das angenehme Gefühl, daß nur wir beide darum wissen." „Das Gefühl kann Ihnen bleiben. Der Lithograph, der nebenbei bemerkt ein Dummkopf ist, weiß natürlich nicht, woraus die ganze Sache abge sehen ist. Er ist der Meinung, es handle sich um «inen gewöhnlichen Einbruch " „Vorsichtig der Mann am Piano." „Ist ungefährlich." betheuerte Hähnchen und fuhr dann in seiner Auseinandersetzung sort: „Sehen Sie, die Hauptschwierigkeit in unse rem Unternehmen kann dieser Litho graph beseitigen." „Wie ist das zu verstehen?" „Ich erkläre es Ihnen. Also Sie beauftragen mich, Ihnen all« Akten und Papiere. Briefe und Aufzeichnun-' g«n zu verschaffen, welche sich" Hähnchen ließ seine Stimme zu einem, nur dem dicht an seiner Seite sitzenden Hosrath verständlichen Flüstern nie- versinken „welche sich auf trn Fels'fchen Erbfchaftsprozeß beziehen und sich im Gewahrsam des Jvstiz ra'chs Gallus befinden. Gut. Aus wie seinen Augapfel. Er hat sie, Ak tors." besitzt Gallus selbst und braucht sie Schlüssel trägt die Stenographin des Justizraths bestandig in der Tasche, ein junges Mädchen, welche das größte Vertrauen ihres Chefs besitzt, und der ich es theilweise zu danken habe, daß ich nach so langjährigen Diensten von Gallus mit Undank belohnt und Knall und Fall entlassen wurde." „Sie hassen also dieses Mädchen?" fragte Schaller mit einem forschenden Seitenblick. „Das gehört wohl nicht hierher. Es dürfte Sie mehr interessiren, daß die Privatsekretärin des Justizraths die Schwester des Lithographen ist." „Strohbachs Schwester?" „Keine Namen! Denken Sie daran. Und nun die Schlußfolgerung. Der Bruder muß uns von seiner Schwester die Schlüssel verschaffen, denn jene Schlösser spotten jeden Dietrichs und aller Diebeslünste. Er wird dies mit List oder Gewalt errei- nickte befriedigt. „Was haben Sie dem Lithographen für seine Thätigkeit versprochen?" fragte er. „Ich bezahle ihn aus meiner Tasche. Sie haben nur mit mir zu thun, frei lich hoffe ich, Sie werden zu dem Ver sprochenen noch etwas zulegen, die Arbeit ist es werth." „Nun, auf ein paar hundert Mark soll es mir nicht ankommen, wenn nur alles glatt geht. Was den Zeitpunkt anbetrifft, an dem Sie damit vorgehen sollen, so bitte ich Sie, mir die Be stimmung zu überlassen. Ich werd« die günstigste Gelegenheit ausspüren." „Gut, dann erhalte ich also eine Nachricht von Ihnen, wenn es so weit ist? Entschuldigen Sie einen Au- Der Rechtskundige hatte erspäht, daß William Strohbach und seine Frau soeben eingetreten waren und in der Nähe der Eingangsthiir Platz ge nommen hatten. Er hielt es für bes ser, die Unterredung mit dem Hofrath abzubrechen. Schaller stand auf und verabschie det« sich flüchtig von Hähnchen. In den G«sangsvorträgen war eine Pause eingetreten. Der Pianist machte sich eben fertig, ein Conzertftück vorzutra gen, er warf die Seitentheile seines Salonrockes möglichst weit zurück, klemmte das Pincenez fester auf den Nasensattel und schüttelte die ergraute Lockenfülle feines Haupthaares, als wolle er die musitalischen Gedanken aus tiefem Schlummer erwecken. Dann senkte er die langen Finger auf die Tasten nieder. In diesem Augenblick bemerkte er, daß Schaller sich zum Aufbruch rü stete. Er sprang auf und trat mit hoheitsvoller Verneigung vor Schaller hin. , . „Verzeihen Sie. mein Herr, ' sagte er, „ich sehe, Sie sind im Begriff, uns zu verlassen. Würde es Ihnen nicht möglich fein, noch einige Minuten zu verweilen?" Der Hofrath war höchst erstaunt, ja sogar betroffen, da er nicht anders glaubte, als daß der Pianist sein Ge spräch mit Hähnchen ganz oder theil weise belauscht habe und nun irgend welchen Nutzen daraus ziehen wollte. Doch verbarg «r seine Befürchtungen hinter jenem verbindlichen Lächeln und fragte: „Was steht zu Diensten, mein Herr?" „Gestatten Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle," erwidert« der Pianist mit sonorem Brustton, „mein Name ist Cäsar Mandel, und ich darf hinzufü gen: ehemals Kapellmeister der Stadt theater in Klagenfurt, Reichenberg und anderen Städten, Correpetitor am Theater an d«r Wien, bekannt als Klaviervirtuose und Componist ver schieden«! Opern und unzähliger Lie der. Ich glaube bemerkt zu haben, man hat Blick für derartige feine Un terschiede gewiß, Sie haben sich in diese elende Tingeltangelbude nur ver irrt." (Fortsetzung folgt.) Jür die Küche. Fleischspeise. Mürbes Rind fleisch wird geklopft, in Stücke ge schnitten, ebenso schneidet man roh« Beefsteaks vom Mürbe« dotier mit etwas Salz und ungefähr einem Theelöffel voll Mehl fein an rührt, dann den Schnee d«r vier Ei«r Tisch/""" Kalbflekfch-Frik a s 112 « e Stich Butt«r mit 3 f«in g«wiegten Zwiebeln und I—21 —2 Sardellen, welch« mit etwas Citronenscheibe durchwiegt werden, gut durchschwitzt, dann 2 große Löffel feines Mehl nach und nach hin zurührt und endlich erst mit Wasser, dann noch mit Kalbsleischbriihe auf löst. Darauf läßt man das Frikassee trone hinzu, gießt es durch «in Si«b und zi«ht «s mit I—2 in Wasser klar wird. Lebersp«is«. .Man kocht ein Pfund Schweinefleisch die Lebermasse mit dem gewiegten Fleisch, thut eine in Butter gedünstete, gewiegte Zwiebel, eine Obertasse voll Fleischbrühe, drei ganz« Ei«r, zwei Löff«l giriebene S«mmel und wenig ge- Man stürzt die Speise, läßt sie erkalten rieben und dann mit reichlich saurer Sahne, «twas Oel, Essig, Senf, Zucker, Pfeffer und Salz zu «iner dicklichen, wohlschmeckenden Sauce gerührt. N«u«R«stv«rw«ndungvon Hainin«lfl«isch. Man braucht zu dieser Speis« «in Viertel Pfund ge kochte, erkaltete Maccaroni, die in ginz klein« Stückch«n g«fchnitten werden, und ein halbes Pfund gewiegtes kaltes Hammelfleisch. Beides mischt ma» untereinander, gibt eine Messerspitze Paprika, einen Theelöffel gewiegt« Pe gibt AX> Gran Butter und l Unz« glatt gerührtes Mehl dazu und rührt eine Messerspitze aufgelöstem Fleifchextract unter die gemischten Zuthaten rührt. Erdbeeren ganz einzu machen. Auf jedes Pfund ichöner, großer Erdbeeren rechnet man ein worden. Dann deckt man «in reines Tuch darüber und läßt All«s bis zum folg«nden Tag« steh«n. Am nächsten Butteren f. Drei und in ein« gefällige Form gebracht. Schmeckt vorzüglich zu kalten» Fleiss 3
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