Der Todte Korror- Istcrnd. Zionian von Harry «hcss. (8. Fortsetzung.) Das jiinge Mädchen erröthete bis unter die Haarwurzeln. „Aber Mut- ler," schmollte sie, „darf man denn nicht ein ganz klein wenig neugierig sein? Es war mir doch im Bureau des Doctors Gallus ein Leichtes, das ganz unauffällig zu erfragen. Und qun gute Nacht, liebe Mutter, ich muß fort, sonst bin ich vor zehn Uhr nicht zu Hause." „Gott schütze Dich, mein Kind. Wann werde ich Dich wiedersehen?" „Bald, bald! Und Du schreibe, so bald Du meiner bedarfst." Sie umarmten sich und küßten sich wieder und immer wieder, dann össnete Susanne die Thür und durchschritt das größere Zimmer mit kurzem Gruß und ohne aufzublicken. Der Litho graph und sein Weib saßen am Tisch und ließen sich ein« große warme Wurst vortr«fflich schmecken, wobei sie nicht versäumten, den „Madeira" aus einem großen Wasserglase zu trin ken. „Komm her, Suse", riesWilliam der Enteilenden nach, „frische Wurst und ein guter Schluck Du bist dazu ein geladen." Aber Susanne schloß schon die Thür hinter sich und schickte sich an, die dunk len Treppen vorsichtig hinunterzuge hen. Sie hatte kaum einige Schritte hinuntergethan, als ein großer, in ei nen weiten Mantel gehüllter Mann ihr entgegenkam. „Wohnt da oben der Lithograph Strohbach?" fragte der Fremde. „Ja. es ist die nächste Thür", lau tet« Sufann«s Auskunft. Der Fremde brummte einen kurzenDank und schritt an ihr vorüber, so dicht, daß das Mädchen genau seine Gesichtszüge er kennen konnte, obwohl er den Kragen seines Mantels hoch herausgeschlagen hatte. Und während des ganzen Abends, ja sogar noch, als sie schon ihr Lager aufgesucht hatte, fragte sich Su sanne vergeblich, wo ihr schon einmal dieses hagere, spitze Gesicht mit den tiefliegenden, listigen Augen flüchtig begegnet sei. 9. Capitel. In einem der elegantesten Gemä cher des Hotels Kaiserhof zu Berlin saßen an demselben Abend die Gräfin Natalie Fels - Kralowsta und ein etwa vierzigjähriger Herr beim Sou per. Unter dem vielarmigen krystallenen Kronleuchter, dessen Licht das saalar tige Gemach bis in die fernsten Winkel hinein erhellte, stand der für di« beiden Theilnehmer an dem intimen Mahl reich und geschmackvoll gedeckte Tisch, der unter der Last des Silbergeschirrs und des feinen Meißener Porzellans fast zu brechen schien. Der servierende Kellner hatte soeben die Eisspeise und das Dessert, bestehend in einer Pyra mide einladender Südfrüchte, aufge tragen, und wurde nun von der Gräfin bedeutet, daß man seiner Dienste vor läufig nicht mehr bedürfe. „Es sei denn, mein Privatsecreär, Monsieur Gersaut, habe Ihnen noch «inen Befehl zu ertheilen," fügte die Gräfin hinzu, aus den ihr gegenüber sitzenden Herrn deutend. Dieser lehnt« dankend ab, und der Kellner zog sich unhörbaren Schrittes zurück. Andre," rief die Gräfin, „schnell, er zählen Sie mir, was Sie ausgerichtet haben." „Alles, was Sie mir ausgetragen, ist ausgeführt", erwiderte Gersaut, sich wie die Gräfin der französischen Sprache bedienend. „Die Hauptsache Herr Hofrath Schaller —" „Ich habe ihn aufgesucht. Er war natürlich von unserer Ankunft in Ber liit bereits unterrichtet und überhaupt in alle Einzelheiten unserer oder vielmehr Ihrer Angelegenheit auf das Genaueste eingeweiht." „Warum verbessern Sie sich, Andre? Sind meine Interessen nicht auch die Ihrigen?" „Doch nicht so ganz", erwiderte der Franzose mit verbindlichem Lächeln, „ich bin ja nur Ihrer Excellenz unter thäniger und dienstbereiter Privatsecre tär." nen. Andre, Sie wissen doch am besten, daß Sie mir der liebste Mensch auf der Welt sind, und daß. wenn zwischen uns wirklich von Herrschen und Dienen die Rede sein könnte, ich die Beherrschte wäre, di« alles sür Sie zu thun bereit ist." „Bis auf eines. „Ich weiß, worauf Sie anspielen unsere Heimath. Glauben Sie mir, . ich ersehne diesen Zeitpunkt nicht weni g«r wie Sie, aber Sie wissen ja, daß ich nicht so selbstständig handeln darf, wie es vielleicht den Anschein hat, daß ich mich dem Willen anderer Perso nen beugen muß wenigstens vor läufig." „Wer sind die anderen, von denen Sie schon so oft in geheimnißvoller Welse gesprochen haben?" „Mein Gott, bedarf es noch «wer Erklärung? Diejenigen, die mich zu i>em gemacht haben, was ich bin die große, weitverzweigte Gesellschaft, wel cher nichts unmöglich zu fein scheint, peih ich sie selbst Die Leute, mit de- NM ich zu thun Haiti, waren ja stets nur Vertreter dieser weitverzweigten ' Gesellschaft ist in allen Weltstädten vertreten und schlingt ihr Netz um die ganze Erde, Ueberall führt sie eine andere Bezeichnung, hier zeigtest? sich Zwecken dient. Ich bitte Sie, ich Tage sind wir treue Freund« gewesen." Wieder huschte jenes Lächeln über Andres Züge, welches unentschieden „Sie thaten damals das Klügste, den obwaltenden Verhältnissen thun tonnten. Ich forderte zweihunderttau send Franten für die Auslieferung je ner Aufzeichnungen, welche Ihnen ei nen höchst fatalen Erbschaftsproceß auf den Hals laden und in geschickter Hand ihnen den größten Theil des vom Reichsgrafen ererbten Vermögens ko sten tonnten. Sie überlegten einen Tag, dann sagten Sie zu mir: „Sie fordern zweihunderttausend Franken wohlan, ich bewillige Ihnen die doppelte Summe unter der Bedingung, daß Sie die Zahlung in zehn Jahres raten zu vierzigtausend Franten ge nehmigen und mir während dieser Zeit die Dienste eines Privatsecretärs lei sten." Das war, wie gesagt, recht ge scheit, meine theure Natalla, und fast möchte ich glauben, daß ein geriebener Geschäftsmann Ihnen diesen guten Rath ertheilt hat, denn auf diese Weise hatten Sie jeder Nachforderung vorge beugt und sich für ein Jahrzehnt meine Verschwiegenheit gesichert. Ich er klärte mein Einverständniß und über gab Ihnen die Brieftasche mit ihrem werthvollen Inhalt. Leider hatten Sie nichts Eiligeres zu thun, als Ih ren Hintermännern, jenen geheimniß vollen Gewaltigen, von denen Sie sich als Marionette brauchen lassen, die Dokumente zu übergeben." „Ich war dazu verpflichtet; es wäre gefährlich gewesen, es zu unterlassen." „Wir wollen darüber nicht mehr streiten. Aber nicht ich beherrsch« Sie, Natalka. wie Sie vorhin behaupteten, sondern jene. Mag es sein, wenn es Ihnen so gefällt nur zu. Aber er örtern wir die rein geschäftliche Seite der Angelegenheit. Was haben sie während der sieben Jahre, während welcher die Dokumente in ihren Archi ven ruhen, unternommen, um die Ge fahr abzuwenden, welche Ihnen durch die auftauchenden Erben, durch die Frau des aus jener weltfernen Insel Begrabenen, droht«? Nichts, gar nichts! Erst jetzt, da diese Gefahr in unmittelbare Nähe gerückt ist, da man festgestellt hat, daß die Wittw« jenes Eldor v. Fels als Gattin d«s Geheim raths Busch in Berlin lebt und nur aus fast unbegreiflichen Gründen vor läufig nicht ihre Rechte geltend ge macht hat erst jetzt beginnen diese trefflichen Geschäftsleute, sich zu rüh ren und ihre Vorkehrungen zu tref fen." Die Gräfin wurde für den A»gen blick der Antwort überhoben, da der Kellner eintrat und meldet«, daß ein junger Mann die Gräfin zu sprechen „Ah, ich erinnere mich der Die ner des Geheimraths. Lieber Gersaut, bringen Sie dem Mann das Empfeh lungsschreiben, welches für ihn auf meinem Schreibtisch bereit liegt, und übergeben Sie es ihm nebst einem Trinkgeld." Gersaut verließ mit dem Kellner den Salon. Die Gräfin vertrieb sich ihr Alleinsein damit, sich eine Ciga rette anzuzünden. Als Andr« wieder eintrat, fand er sie im Schaukelstuhl am Kamin lehnend, und blaugrau: Rauchwöltchen wirbelten lustig über ihrem Haupt. den Hofrath Schaller empfohlen?" „Ja, er scheint ein geschmeidiger Mensch zu sein, und vielleicht kann der Hofrath durch ihn Nachrichten aus dem Hause des Geheimraths erhalten. Doch jetzt folgen Sie meinem Beispiel und zünden Sie sich eine Eigarette an. Wann, sagt« Ihnen der Hosrath, woll« er mich sehen?" „Noch heute. Von elf Uhr an wird Sie ein Miethswagen an der Ecke der Wilhelm- und Leipziger Straße er warten. Er meinte, es sei empfehlens werther, Sie kämen bei Nacht, damit Sie niemand sein Haus betreten sieht." „Dann muß ich wohl sogleich auf brechen?" „Si« haben noch eine halb« Stunde gemiethet, sie steht von morgen an zu Ihrer Verfügung. Ein allerliebstes kl«ines Haus in Eharlottenburg." „Ich danke Ihnen. Werden Sie in diesem Hotel wohnen bleiben?" „Bis auf weiteres ja. Sie da gegen fahren morgen scheinbar zum Bahnhof, in Wirklichkeit aber nach Charlottenburg in Ihr Logis, es ist elegant möblirt, und ich habe für vertrauenswürdige Leute gesorgt, wel che die Instandhaltung des Hauses und die Küche besorgen werden, für Ihre persönliche Bedienung haben Sie ja die Zofe." „Ich danke Ihnen, mein Freund, für Ihre Fürsorge. O, ich wünschte, wir dürsten Berlin erst wieder verlas sen. Sie werden mich thöricht nen auch die einzige Stadt, in der es sich wirklich leben läßt. Sind Sie nicht auch am liebsten in Paris?" mälde anerkannter Meister, Statuet ten, Büsten, Nippes u. s. w. das leb hafte Interesse ihres Besitzers für Blick erkennen. Auch das Aeußere des Hofraths, der großen, scharfgeschliffenen Brillenglä- Verstärkung der Sehkraft suchten. Die Gestalt des Hofraths war nur von Weiter: Baron Hans v. Rheden. Es Kind Eldors v. Fels interessirt. Man len hat. Gersaut behauptet freilich, die Brieftasche selbst bei dem Todten auf Horror-Island gefunden und in Besitz daß Baron Rheden im Jahre 1874 in Er hat die Rechtmäßigkeit der Heirath des Reichsgrafen bestritten, als die Gräfin nach dem Tode des alten Herrn mit ihren Ansprüchen auftauchte, er kowska mit dem Reichsgrafen v. Fels nicht mit rechten Dingen zugegangen sei, und obwohl er einen langjährigen Charakter, zäh und verschlossen, also i »In nicht zu unterschätzender Feind. Nur mittel» eine? Gewaltstreichs wird Schritt, das ist mein Nesse!" Neues!" „Nein, etwas Altes, bester Onkel," sagte Doctor Neumiiller, der Assistenz arzt des Geheimraths Busch, eintre- Ma? sew/' der Hofrath ernst, indem er die Thür schloß. „Schade um Dich, Georg; Du bist ein intelligenter und wie deine Vorwürfen. Ich brauche fünfhundert Mark eine Ehrenschuld muß ge deckt werden, man erwartet mich im mich nicht auf. „Ich werde Dich natürlich nicht wortbrüchig werden lassen," sagte der Schwester, und wie ich Dich während Deiner Studienzeit unterstützt habe, so will ich auch jetzt nicht die Hand von Dir abziehen, bis es Dir gelingt, Dein Conto bei mir zu ordnen. Bilde Dir indessen nicht ein, daß meine Verhält nisse es mir gestatteten, Dir oft mit derartigen Summen zuHilfe zukommen ich bin nicht reich." Er reichte dem in Hut und Mantel dastehenden Arzt fünf blaue Scheine hin. .Ich bin Dir außerordentlich ver pflichret, Onkel rief Neu „Versteht sich. Er betrifft die Be obachtung eines Gemüihsleidenden." „Eines reichen Mannes?" forschte der Hofrath. „Du wirst seinen Namen schon ge hört haben, ein Mitglied der höchsten Geldaristokratie Baron Hans v. Rheden." Der Hofrath wandle sich jäh um, kaum gelang es ihm, seine freudige Ue berraschung zu verbergen. „Ist der Baron geisteskrank?" fragte er mit mühsam erkünstelter Ruh«. „Seine Freunde befürchten es fast. fort, es ist die höchste Zeit." „Noch einen Augenblick. Du könn-« test mir ein« große Gefälligkeit erwei sen, Georg. Wie Du weißt, habe ich hin und wieder meine Hand in kleinen auf gute Informationen an. Rheden ist Chef eines einflußreichen Bankhau ses - wenn er ernstlich krank sein sollte, könnte das zu gewissen Verwicke lungen führen. Ich möchte mir selbst ein Urtheil über feinenZustand bilden, zum mindesten aus Grund zuverlässiger Be richte, die Du mir ja g«ben kannst. Ich wünsche, daß Du mir Deine gesamm ten Beobachtungen bezüglich Rhedens mitteilst." „Weiter nichts? —Du sollst auf das Genaueste unterrichtet werden natürlich gegenseitige Discretio?.." „Das ist selbstverständlich. Mit der Zurückzahlung der fünfhundert Mark hat es übrigens keine so große Eil«. Ich höre die Glocke gehen willst Du, bitte, den Weg durch mein Schlafzim mer wählen und dann di« klein« Trep pe hinuntergehen Du kennst ja den Ausgang." „Eine Dame in Sicht?" lachte der junge Arzt. „Onkel Hofrath, mache mir meinen Erbschaftsgelüsten keinen Strich durch die Rechnung. Gute Nacht.ich sehe Dich in den nächsten Ta gen wieder." „Gute Nacht, Georg. Apropos, bei Geheimraths nichts Neues?" „Nichts. Die leben immer noch wie in den Flitterwochen, es ist für einen Dritten oft scheußlich langweilig. Noch einmal, gute Nacht." Neumiiller verschwand in dem matt erleuchteten Schlafzimmer, und der Hofrath blieb auf der Schwelle steh«n, bis «r sich versichert hatte, daß die Ta petenthür sich hinter seinem Nessen sesi geschlossen hatte, erst dann trat er in sein Arbeitsgemach zurück. Seine Züge spiegelten lebhafte Befriedigung wider. „Vortrefflich", murmelte er, „d«r Zufall arbeitet mir sehr erwünscht in die Hände. Der Doctor kann mir werthvolles Material liefern, diese fünfhundert Mark werden gute Zinsen tragen." Die alte Mathilde, des Hofraths fast ganze taube Haushälterin, trat heit. S' i't I " t tete Schaller, ohne die Stimme wesent lich zu erheben. Die Alte las ihm, mit dem sie schon fast zwanzig Jahr« ver kehrte, di« Worte fast von den Lippen ab. Sie nickte und zog sich zurück; ei- Mantel verbarg ihre hohe Gestalt, und ein schwarzes Spitzentuch war mak risch um Haupt und Hals gewunden. Der Hofrath begrüßte sie mit welt männischer Artigkeit und war ihr beim Ablegen der Umhüllungen behilflich. Dann ließ er die Dame auf dem Di wan Platz nehmen und setzte sich selbst ihr gegenüber. „Ich bitte um Entschuldigung, daß ich gezwungen war, Sie in so später Stund« zu bemühen," eröffnete er die Unterhaltung, „die Vorsicht gebot es. bat?""' " 2°'°'""""' „Ganz allein. Gerfaut wollte mich zwar begleiten, aber ich lehnte «s na türlich entschieden ab. Sie haben An dre Gerfaut heule selbst gesehen, ich kam Ihrem Verlangen nach u»d sandle ihn mit einem Auftrage zu Jh „Jch danle Ihnen, Frau Gräfin. Ich hatte Anweisung von unseren Pa riser Freunden erhalten, mir seine Physiognomie einzuprägen. Man scheint diesem Herrn Gersaut in Pa ris nicht sonderlich zu trauen." „Man hat Si« auch zweifellos un terrichtet, wer Andre Gerfaut ist und was für seine Vergangenheit verlau von seinen Lippen, „alias Alexandre Clairmont, alias Gaspard Prevost, ist im Jahre 1869 vom Geschworenenge richt zu Paris zu zehn Jahren Kerler verurtheilt worden. Man hatt« ihn im Verdacht, das Haupt einer internatio nalen Falschmünzerbande zu sein. In den Kriegswirren des Jahres 1870 ge lang es ihm, aus seiner Hast zu ent sluß der Pariser Abtheilung: es kostete eines Deputirten war es möglich, Ihren Privatsecretär von der Be kanntschaft mit der Guillotine zu erret ten." die Gräfin nach einer kleinen Pause das Wort. „Welche neue Mittheilungen haben Sie mir überGerfaut zu machen, Herr Hofrath?" „Ich habe den Auftrag, Sie auf das Nachdrücklichste vor dem Franzosen zu warnen. Man scheint in Paris zu fürchten, daß «Sie in Ihrer Vertrau ensseligkeit ihm gegenüber bereits zu weit gegangen seien, was für unser Geschäft die unheilvollsten Folgen ha ben könnte. Man weiß sehr genau, daß Si« Gersaut im Privatleben als Ihren Verlobten betrachten und allen Ernstes daran denken, diesen Menschen zu Ihrem Gatten zu machen." „Und wenn es so wäre?" rief die Gräfin, das Haupt zurücklehnend. „Habe ich mich denn ganz und gar der Genossenschaft verschrieben? Ich glau be, über mein Herz frei verfügen zu dürfen, und nur in geschäftlicher Be ziehung muß ich die Bevormundung der Herren dulden." „Jetzt sind wir auf dem Punkt, den ich klarzustellen habe. Frau Gräfin," sagte Schaller völlig gelassen. „Die Ansicht, welche Sie da soeben zu äu ßern die Güt« hatten, haben Sie in letzter Zeit durch gewisse Maßnahmen und selbstständige Verfügungen, die Ihnen keineswegs zukamen, durchbli cken lassen. Ich muß Ihnen daher Ihre Stellung zu unserer Gesellschaft ein wenig ins Gedächtniß zurückrufen und bitte von vornherein um Vergebung, wenn ich dabei ziemlich deutlich iverden kowska, welche heimathslos von Stadt zu Stadt.von Theater zu Thea ter wanderte und nirgendwo eine blei bende Stätte zu erringen vermochte, weil es mit ihrer Kunst eben nicht weit her war." „Ich muß Sie unterbrechen," fuhr die Gräfin auf. „Es waren «rbärm liche Coulissenintriguen, denen die Künstlerin weichen mußte." „Nehmen wir es immerhin an," lä chelte der Hofrath boshaft, „und be dauern wir heut« noch, daß jenes Ta lent der Kunst Terpsichores verloren gegangen ist. Uebrigens besaß die junge Polin werthvolkre Talente als ihre Fähigkeit, einen Fußspitzengang um die Bühne zu unternehmen oder die Tarantella kunstgerecht durchzu führen sie war schön, den vorlie genden Berichten zufolge sogar seh, schön. Leider »«rpfuschte sie sich sür einige Jahre ihre Carriere durch einen dumm«n Streich eine Theaterhei. rath." Natalie seufzt« und neigte bestäti gend das Haupt. „In Wien war es wohl wo sie einen jungen Musiker kennen lernte. Er war ein Kapellmeister ohne Kapelle, ein Componist mehrerer unausgeführ ter Opern und ein Klaviervirtuofe, der kaum ein eigenes Klavier besaß, daz-. gen bedeutende Virtuosität im Schul denmachen an den Tag legte. Dieser Künstler errang die Liebe der reizenden heure Dummheit, in aller Form sein« Frau zu werden. In aller Firm, Frau Gräfin ich bitte Sie, diesen drei Worten gütigst die gebührende Be achtung schenken zu wollen." Nataliens dunkle JZrauen zogen sich hältniß seinen Höhepunkt erreicht hatte erschien der rettende Engel in Ge stalt des alten Reichsgrafen v. Fels. Der vornehme Herr befand sich aus Reisen. In einem Balllokal Wiens er blickte er Natalie v. Krakowsta sie hatte ihrer Ehe ihren Künstler deM-Grasen und der Tänzerin statt beliebt." Grasen abschloß. Gemäß dieses Ber ten solle." „Hat man Ihnen nicht erfüllt, was man versprach?" meinen Einkünften nur das, was man für gut hält, mir zukommen zu las sen." „Ihre Revenuen sind fürstlich," wandte der Hofrath ein. „Daß Sie ungewöhnlich kostspielige Passionen haben und daß Ihr Lieblingsaufent halt Monte Carlo ist dafür vermö gen wir nicht aufzukommen. Uebrigens können Sie sich bezüglich der Verwal tung Ihres Vermögens beruhigen, sie geht in mustergültiger Weise von stat ten, der unveräußerliche Grundbesitz, aus welchem das vom Reichsgrafen nachgelassen« Vermögen ja hauptsäch lich besteht, ist noch nicht angetastet und theilweise sogar vergrößert worden. Man hat viel, sehr viel sür Sie ge than, denken Sie aber stets daran, dah die Macht, welche Sie zu dieser Höhe emporgehoben, Sie in jedem Augen blick wieder hinabstürzen kann. Erin nern Sie sich immer, Frau Gräfin" der Hofrath legte einen sonderbaren Ton auf die Titulatur „daß es zwei Arten von Purpur giebt: den ech ten, der sich um die Schultern des wah ren Herrschers schlingt und ihm zu ei gen bleibt bis in die Gruft hinein, und den falschen Purpur, mit welchem der Biihneng-waltige cinherstolzirt, den er aber hübsch in der Theatergarderobe abzulegen hat wenn der Mummen schanz vorüber." Der Hofrath hatte leise, aber mit ei sernem Nachdruck gesprochen und hin ter seinen Brillengläsern blitzten die Augen dabei auf. wurde cr hinzusetzte: „Das war es, was ich Ih nen einzuprägen hatte, pnd ferner fol gende Borschristen: Sie haben sich, wie Sie bereits wissen, bis auf weiteres in Berlin aufzuhalten, nichts zu unter nehmen. was Sie nicht vorher mit mir besprochen hätten und was nicht meine Billigung erhält. Sie dürfen Gerfaut nur das mittheilen, was in meinen Intentionen liegt, und haben im übri gen auf das Strengste alles zu vermei den, was irgendwie Aussehen erregen könnte." Die Gräfin hatte sich für den Heim weg gerüstet. „Ich weiß also nun, was ich zu thun habe," sagte sie weit weniger selbstbewußt als vorher; „ich denke, man wird mit mir zufrieden sein." Dann reichte sie dem Hofrath die Hand, der sie galant an seine Lippen führte. (Fortsetzung folgt.) Guterßath. Herr: „Da! ganz« Leben ist nur eine Illusion m«in Verstand läßt mich an Allem zweifeln!" Dame: „Zweifeln Sie doch an Ihrem Verstände, dann ist das Gleichgewicht wieder hergestellt" Jur die Küche. Kart o s fe l 112 u-p pe. Man schnei halben Teller voll Schwarzbrod'schnit t«n, Salz, Pfeffer und wenig Mustat nuß zu und brät alles zusammen iir rührt damit die mit einer Messerspitze Fleischextralt versetzte Suppe ab. Beim Anrichten streut man etwas ge- i nachLyo n e r A r t.^Acht sind, dann angerichtet, mit sein gehack virt. 1 Löffel Mehl in 3 Unzen Butter, fügt ISO Gran Fleisch - Extrakt zu, dünstet Fleischbeilage dazu reichend. Königsberger Klops. Zwei Theile Rindfleisch und «in Theil ma zieht den Topf vom Feuer zurück, legt das in Portionsstiickc getheilte Fleisch hinein und läßt es darin gut durchzie hen. Unmittelbar nach dem Anrichten gießt man noch ein Glas Nothwem hmzu. man die brüh« gar kocht, nachdem man sie zuerst in Butter leicht angebraten hat. Man nimmt ein halbes Pfund fein geschab tes Kalbfleisch, einige fein gehackte, in Butter gedämpft« Schalotten, zwei Eier, etwas geriebene Semmel, Mus- abgeriebene «Zitronenschale, Pik a n t ie r. Zehn Eier kocht man Hort, schält sie, schneidet sie quer durch, nimmt das Gelbe heraus und schn«idet von den Eiweißhiilsten eine Spitze ab, so daß diese wie kleine Becher aussehen, die dann gefüllt wer den. Diese Füllung stellt man aus gewiegter einigen Anchovis tronensast beträufelt und mit dem feingeriebenen Eigelb dicht bestreut. Man richtet di« Ei«rb«chcrchen auf run der Schüssel an, umgiebt sie mit Kresse und reicht geröstete Brotschnitten dazu. Kaisersalat. Man kocht etwa ein Pfund junger Spargelspitzen und läßt sie erkalten; ebenso zertheilt mar» Anrichten die genannten Zuthaten mischt. 3
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