Z>er Todte Korror-Astend. Roman von Harry Shlss. (ö. Fortsetzung.) Es war acht Uhr, als Baron Rhe den sein Zimmer verließ. Er begab sich zunächst in das Bureau des Ho nete an, daß man ihn am nächsten Morgen um fünf Uhr wecke. Die „Campania" dampfte um acht Uhr in See, da konnt« er bequem Toilette ma chen, frühstücken und nach dem Lan dungsplatz der „Eunard Linie" fah ren. Sein nächster Weg galt dem „VerschönerungskUnstler", der an der Front des Astorhotels einen eleganten Laden innehatte, hier ließ er sich srisi ren, das leicht gewellte Haar sorgsam scheiteln und den seidenw«ich«n, ge pflegten Schnurrbart ein wenig kräu seln. Als er sich, nachdem noch ein stark duftendes Parfüm auf ihn aus geschüttet worden, im Spiegel betrach tete, bot er mit seiner schlanken und doch kraftvoll gebauten Figur, seinen klaren grauen Augen und dem glän zenden blonden Haupt- und Barthaar «in echtes Bild männlicher deutscher Kraft und Schönheit. In dem Augenblick, als er, mit An ziehen seiner Handschuhe beschäftigt, den Friseurladen verließ, sprang ein «legant gekleideter Herr, der bis dahin mit dem Rücken zur Ladenthür gestan den und den Eingang des Hotels be obachtet hatt«, blitzschnell zur Seite und verlor sich im Gewühl. Gestalt zu sehen Gelegenheit, aber so fort wußte er, an wen sie ihn erinnerte. „Wenn ich nicht wüßte, daß Gersaut in Chicago sich befindet, so würde ich glauben, ihn soeben gesehen zu haben. Doch gleichviel, es ist gut, daß «r «s nicht war und nicht sein kann, denn er würde mich nur bei meinem heutigen Besuch stören, und im Uebrigen ist er mir unsymphatisch, und ich bin zufrie- Eine Stunde später befand sich der junge Deutsche in Harlem, wie der nördliche Theil der Stadt New Jork genannt wird. Nur mühsam gelang «s ihm, sich hier zurecht zu finden. Die Straßen waren damals bei nxitem noch nicht vollkommen bebaut, der ganze Stadttheil erst im Entstehen, und Strecken lagen noch wüst, fünf nebeneinander errichtet, und dann folgte bis zur nächsten Gruppe wieder brachliegendes Gelände. Heute sind diese Straßen und viele neuere, weiter hinaus gelegene, in ununterbrochener Reih« mit prachtvollen Wohnhäusern bedeckt, aber damals begann erst die Besiedelung des zwischen Harlem- und Hudson - River sich ausdehnenden Landstrichs. Rhed«n «mpfand «twas wie Unbe haglichkeit, als er die schlecht beleuch tete, ungepslasterte Straße durchschritt, auf welcher ihm nur wenige Passanten zu Gesicht kam«n. Ein feiner Sprüh regen schlug ihm in's Gesicht und er blicklich ließ sich ein elastischer Schritt dann wurde ein Riegel zurückgeschoben und die Thür geöffnet. In ihrem Rahmen stand eine junge Frauenge „Miß Maggie Brown?" fragte Rhe den verbindlich. „Die bin ich. Und Sie der Herr, welcher die Nachforschungen in 347 Eldridgestreet angestellt hat wie war doch der Name?" „Treten Sie ein, Herr Baron so, bitte, aber Sie können Ihren Beglei ter doch nicht auf der Straße lassen, der mag nur auch in das Haus kom men." „Meinen Begleiter?" fragte Rheden, der d«n Flur b«tr«ten, erstaunt, „ich besitze keinen, ich bip ganz allein." „Ist es möglich, sich so zu täuschen," lachte Maggie Brown, „ich hätte ge schworen, daß dort drüben an dem Baum noch ein Herr sieht, aber jetzt sehe ich, es ist nur der Schatten des Baumes selbst. Auch erwartete ich nicht, daß Sie allein kommen würden, diese Gegend ist so einsam hat man Sie nicht gewarnt, hat man Ihnen nicht abgerathen, der Aufforderung einer Unbekannten zu entsprechen und in der Nacht die Vorstadt auszusu chen?" Rheden und die Bewohnerin des Hauses waren während dieses Ge spräches in das Zimmer im Erdgeschoß getreten, das er vorher von der Straße aus erleuchtet gesehen hatte. „Ich habe Niemand um Rath ge fragt, ob ich gehen solle oder nicht." er widerte Rheden, „die Angelegenheit, welche mich zu Ihnen geführt hat. Miß Brown, bedingt gewisse Borsicht und Discretion, und Niemand außer mir tennt den Inhalt Ihres Schreibens." Die junge Dame lächelte. Dann lud ein, auf einem schwarzen Ledersopha Platz zu nehmen, und setzt« sich ihm selbst auf einem Holzstuhl gegenüber, auch die Einrichtung, in welcher eine Nähmaschine, ein Nohrgeflecht zum Anproben der Kleider und verschiedene Bewohnerin des Zimmers hindeuteten. welche in 347 Eldridgestreet gewohnt haben, persönlich gekannt?" eröffnete Rheden das Gespräch. „Ja, gewiß ich kannte sie, die Un glücklichen," erwiderte Maggie Brown, welche ein tadelloses Englisch sprach, „vorausgesetzt natürlich, kaß Sie eben „Das ließe sich leicht feststehen," Photographie zeigte?" „Mit Sicherheit würde ich das n, die Arme besaß ein Gesicht, das man nicht vergißt, sobald man es einmal gesehen." „Wann wurden Sie mit ihr be kannt?" „Vor vor einem halben Jahre etwa." „Wo wohnte sie damals?" „Wo sie wohnte? Sie meinen, wo sie sich mit dem Kinde aufhielt? Nun, hier in New Uork." „Gewiß, aber in welcher Straße?" „Ah sie sie wohnte o, ver zeihen Sie einen Augenblick, ich glaube, ich vergaß die Thür ordentlich zu schließen, ich will nachsehen." Sie verließ das Zimmer und trat auf den Gang hinaus. Rheden hob das Haupt und lauschte mit schärskr Aufmerksamkeit. Er ver mochte es stc.» selbst nicht zu erklären — sein Verdacht war plötzlich erregt wor den. Obwohl die Erscheinung und Umgebung der jungen Dame selbst einen entschieden günstigen und soliden Eindruck machten, so hatte ihn doch ihre Befangenheit, ihre Zurückhaltung bezüglich der Mittheilungen, welche sie zu machen versprochen, befremdet und seinen Argwohn «rregt. Und jetzt war «s nur eine Folge seines einmal erwachten Verdachtes, nur ein Trugspiel seiner erregten Sinne, oder täuschte er sich nicht? Rheden glaubte unterdrücktes Flüstern im Hausflur zu vernehmen. War Maggie Brown nicht allein? Verbarg sie eine Person im Hause? War «s vielleicht auf einen Ueberfall abgese hen? Ehe Rheden sich recht Antwort geben konnt« auf diese Fragen, welche mit Blitzesschnell« sein Gehirn durch zuckten, trat Maggie wied«r ein. „Die Thür ist geschlossen," sagte sie fortfahren. Natürlich wohnte die Frau schon in der Eldridgestreet. Welch er bärmliches Wohnen! Haben Sie das feuchte, dunkle Kellerzimmer gesehen?" „Ich hab« es gesehen," erwiderte Rheden, mit seinen Blicken Maggie /ixirend, um eine verdächtige Bewe gung sofort wahrzunehmen und ihr gebührend zu begegnen, „aber ich kam Hierher, um N«ues zu erfahren, und möchte Sie bitten, damit nicht länger zurückzuhalten." „Sie sollen alles erfahr«»," sagte die Kleidermacherin, „Sie müssen nämlich wissen,daß ich damals die einzige war, welche die Aermsten unterstützte." „Wohnten Sie in demselben Hause?" „Nein, aber ich kam öfter hin, da ich für eine Familie arbeit«!«, die dort wohnte." - „Für welche Familie?" „Den Namen habe ich vergessen, meine Kunden wechseln schnell, und ich kann nicht jedes einzelnen eingedenk sein." „Also Sie erwiesen der DameWohl thaten. Liehen Sie ihr Geld?" „Das wohl auch, aber hauptsächlich waren sie mir dankbar, weil ich ihre sehr mitgenommene Garderobe auf frischte, ohne Entgelt zu beanspruchen. Zum Dank schenkte mir die Dame „Wie war doch der Name der Un glücklichen?" warf Rheden schnell da zwischen. „Ich habe ihn niemals erfahren, die sen Namen," entgegnete Maggie so unbefangen, daß der Deutsch« von sei nem Argwohn wi«der «in wenig zu rückkam, „sie liebte nicht, danach ge fragt zu iverdcn. Doch ich zeige Ihnen einige kleine Geschenke, die ich von ihr zum Dank für mein« Hilfe empfing." „Die würden mich allerdings fehr interessiren. Was für Geschenke sind es?" „O, Gegenstände, w«lche an sich kaum einen Werth haben. EinSpitzen taschentuch, das sie selbst gearbeitet „Ein Taschentuchs Zeigt es einen Namen, Initialen?" „Sie können es selbst sehen. Ich be wahr« es hier in diesem kleinen Kasten unter anderen mir lieben Andenken auf." Das jung« Mädchen hatte sich erho ben und war an ein Wandschränkchen getreten, das sie öffnete. Die Blicke Rhedens, die ihr aufmerksam gefolgt waren, vermochten nichts Verdächtigs Hand. Mit erhobenem Haupt, als hätte sie die Zweifel ihres Besuchers längst errathen und könne ihm den tuch." stieg. „Welch ein widerwärtiges Par füm," dachte er, dann warf er mit erfaßt. t s ß^ „Andr«, Andre," flüstert« sie keu- KI-ider übender men?" flüsterte das Weib, „ich fürchte, „Er schläft fest fort mit dem „Ich glaubte, es sei Dir nur um die Brieftasche zu thun willst Du ihn ganz berauben?" Mann?" „Das ist alles geordnet. Sie füh ren ihn von hier fort, und man wird Bö'r?«"' „Behalte das für Dich, ich brauche «s nicht. Jetzt mach Dich schnell fertig und komm, wir müssen noch heute N«w Uork verlassen." daß Du Wort hältst und mich mit Dir nimmst. Du sollst es niemals be reuen, niemals, ich will Dich auf Hän den tragen, ich will für Dich arbeiten Deine Sklavin s«in. Nur stoße mich nicht wieder von Dir. Du siehst sein?" „Ganz sicher. Bist Du angekleidet? wissen Bescheid. So Teufel, Du nahe kommt. Da liegt er. Nun, Island nicht zeigen wollten. Jetzt durste. Die Abendausgabe der „New Dorker Staatszeitung" vom 29. October 1874 fatmnelleNfo^ Ein deutscher Baron bewußtlos im Bedauert nicht den Verlust des Gel diirste auch besonders in deutschen Kreisen b«rechtigtes Aussehen erregen. da es sich um einen vorübergehend in New Vvrk weilenden vornehmen Deut schen Handel!. AIS heute Morgen um fünf Uhr der Milchhändler John MacKean, von Morrisiania kommend, am Saum d«s Centralparks dahinfuhr, stieß er an der 99. Straße auf den Körper eines scheinbar leblos daliegenden Mann«s. Aus MacKeans Hilferufe eilten der Parkpolizist William Dussing und ein gerade voriib«rgeh«nder Mann herbei, und stellten fest, daß der am Boden liegend« Fremde nur bewußtlos war. Der Polizist durchsuchte ssfort seine übrigens sehr ekgante Kleidung und entdeckte, daß er weder Geld noch Werthgegenstände bei sich trug. Auch wurden keinerlei Wunden an seinem Körper gefunden. In der Annahme, es mit einem Schwertrunkenen zu thun zu haben, versuchte der Polizist mit Hilfe der beiden Männer, den Fremden zum Bewußtsein zurückzu bringen; als ihm di«s jedoch nicht^e fiihrung d«s Mannes nach dem „Deut schen Hospital". Hier stellten die Aerzte sofort eine Chloroformnarkose schwerster Art fest, und nur ihren un gelang es, die Lebensgefahr zu besei tigen und den Patientin in's Bewußt sein zurückzurufen. Als «r verneh mungsfähig war, unterzog ihn Jn «in«m Berhör, welches folgendes Re sultat ergab: Der Fremde behauptet, der deutsche Baron Hans v. Rheden, Chef des bekannten Berliner Bank hauses Rhed«n Compagnie zu sein, er erklärte, daß er sich auf einer Welt reise befinde, seit etwa drei Tagen in New Jork weile und im Astorhause logirt habe. Heute Morgen habe er mit der „Campania" nach Europa rei sen wollen. Am letzten Abend sei er jedoch durch «inen Brief unter falschen Vorspiegelungen in ein Haus nach Dollars in Banknoten, einige kleine Münze, zwei Brillantring«, d«ren Werth er auf fünfzehnhundert Dollars schätzt, goldene Uhr und Kette und eine Brieftasche mit wichtigen Papie ren. Nur an d«r Wi«dererlangung der letzteren sei ihm gelegen, versicherte er dem Capitän, und er werde, sobald er völlig genesen wäre, und das Hospi tal veriassen könne, alle Hebel in Be wegung setzen, um jene Papiere nebst Tasche aufzufinden. Da sie für den Räuber absolut werthlos seien, so hoff« «r sie zurückzuerhalten. Baron Rhe den scheint das Opfer eines frechen Raubanfalls geworden zu sein. Der deutsche Konsul bestätigte alle Anga ben des Barons, soweit sie sich auf s«ine Persönlichkeit und seine Reise be ziehen, und bewirkte am Nachmittag die Uebcrfiihrung des Kranken aus dem Hospital nach seiner Privatwoh nung im Konsulatsgebäude. Kurz vor Redaktionsschluß erfah ren wir noch einig« Einzelheiten bezüg lich dieses sensationellen Verbrechens. Das Haus in Harlem, welches Baron Rheden als Schauplatz des Verbre chens bezeichnet, ist gänzlich unbewohnt und liegt ziemlich isolirt, so daß die „Leichenfledderer" ungestört darin ar beiten konnten. Zuletzt hat eine Ne gerfamilie das Haus bewohnt: sie ver ließ es jedoch vor sechs Monaten, man glaubt auch nicht, daß di«se Leute mit dem Verbrechen in irgend einer Ver bindung stehen. Um drei Uhr Nachmittags wurden dem Baron eine Anzahl Photogra phie»» aus dem V«rbrech«ralbuin vorge legt, doch vermochte er das Frauen zimmer, welches ihn narkotisirte, nicht darunter zu entdecken. Die bewährti st«» Detectivs beschästigen sich mit dem Falle, und es steht zu hoffen, daß es ihnen gelingt, das Dunk«! zu lichi«» und die Schuldigen ihrer Bestrafung entgegenzufiihren. Inzwischen ist d«r Cunard Linie- Dampfer „Campania" heute morgen noch Liverpool in See gegangen. Es gelang nicht mehr, die bereits an Bord befindlichen Effecten des Barons v. Rheden zurückzuhalten." 7. Capit e l. „Karte zweiundzwanzig!" Durch das Empfangszimmer des Geheimraths Doctor Busch ging es war an einem klaren Wintertage des Jahres 1887 ein leises Rauschen, eine flüchtige Bewegung, welche die tief« Stille dieses Raumes sür einen Augenblick unterbrach, als der Diener mit gedämpfter Stimm« diese Num mer ausrief, und so einer der hier har renden Personen die Nachricht über brachte, daß für sie der Moment der Erlösung von qualvollem Warten ge- Um so deutlicher prägte sich die Un geduld auf den Gesichtern der andere« aus, welche im Vorzimmer des be rühmtesten Arztes der Residenz harr ten, bis die Reihe an si« käme. Und die Kundschaft des Geheimraths setzte sich doch aus Personen zusammen, de nen das Warten sonst «in ziemlich un bekannt«! Begriff war, und die für ge wöhnlich selbst die Erwarteten zu fein lhnen wäre^ sicherlich zu an als Autorität ersten Ranges anerkann ten Arztes leisten. Hier aber mußten sie sich wohl oder übel dem streng be folgten Hausgesetz fügen, welches jede Bevorzugung von vornherein aus schl°b-' - . „Karte zwilundzwcnzig!" Der jung«, in anspruchslose Livre« geklei dete Diener mußte diesmal seinen Ruf wiederholen, dann erst wurde es in der, der Ausgangsthiir zunächst be findlichen Ecke lebendig, und «ine ein- „Ich?" fragte sie leise und schaute sich verlegen um. „Der Herr Geheimrath lassen bit ten," meldete der Diener, ohne auch glücklichen nachschauten, erhob sich «ine mit fürstlicher Eleganz gekleidete Dame, zog ihre Zobelcape fester um Tone ungeduldiger Gereiztheit, „ich verspüre leine Lust, länger zu anti chambriren. Ich bin die Gräfin Fels- Krakowska und halte mich auf der Durchreise von Petersburg nach Paris nur noch bis morgen Mittag in Berlin auf. Herrn Geheimrath tion zu haben sei. Ich warte nun hier bereits zwanzig Minuten. Das ist unerhört! Das ist ein Skandal!" „Bitte um Verzeihung, gnädige Frau," entgegnete der Diener, „es ist strenge Vorschrift des Herrn Geheim raths ich würde meines Dienstes Ueberrafcht blickte die stolze Frau hoffentlich haben Sie Erfolg." Nach einigen Minuten kehrte der Bot« zurück. „Der Herr Geheimrath lassen um Entschuldigung bitten. Wenn es Ih rer Excellenz genehm ist, «werden angewendete Toilettenkünste die Vor boten des Alters verdeckten. „Sie scheinen mir ein geschickter „Franz Bartels." Busch?"" Geheimrath „Das Interesse, welches Ihre Excel« rath ist ein wenig streng, und schließ „Jch versteh«. Lassen Sie sich heut« „Meinen unterthänigsten Dank. «Ex cellenz. Darf ich Ihre Excellenz zum Wagen geleiten?" an, daß er ihn zu sprechen wünsche. Dieser Patient des Geheimraths mochte ein Mann in den sechziger Jah nicht entgangen war. „Ich wünsche von Ihnen zu erfah ren, wer die Dame war, welche soeben „Nein, nein, ich frage nicht nach der Dame im Zobelpelz solche Ge wächse können den Botaniker auf die w«tter zum Trotz nur einev, leichten Umhang trug und hinkte." dach?" „Ist das ihr Nam«? Nun, «s scheint Aermste?" „Also Frau Gcheiinrath auch? Ve len ihres Gatten?" wahr wird, was sie thun. Nein, so ist Frau Geheimrath nicht, Gott be wahre! Zwar ist sie auch Mitglied ren Samariterdienstc leistet sie ganz ii: der Stille, da sucht sie die Kranken und Nothleidenden in ihren Wohnun mittel und Geld trägt sie in's Haus, und d«r Assistent des Herrn Geheim raths, der Doctor Neumiiller, thut's der Herr Geheimrath selbst - lebens eingebild«t hat, mit ein paar hundert Thalern jährlich sei die Ver pflichtung gegen die leidende Mensch „Sind auch Kinder im Hause?" „Leider nicht. Das ist vielleicht der einzige Kummer, den die Frau Ge heimrath hat, und ich glaube auch, das ist es, was sie zuweilen recht traurig, förmlich melancholisch macht. Sie wissen, mein Herr, «in Diener sieht manches —" „Was er nicht sehen soll." unter brach ihn der alt« Herr scherzend. „Nun, lassen Sie nur den Kummer der Frau Geheimräthin und erzählen Sie mir wieder von der Frau Stroh bach. am welche ich Sie vorhin be fragte." Da diese Aufforderung von einem harten Thaler begleitet war, den der wißbegierige Patient unbemerkt seiner Tasche entnommen und diskret in Franzens Hand hatte gleiten lassen, war der letztere naturlich gern bereit, die im Flüsterton geführte Unterhal tung fortzusetzen. „Ja, die Frau Strohbach! Sie ge hört auch zu den Schützlingen der Frau Geheimrath. Sie ist eine Wittwe und lebt bei ihrem Sohn, einem Lithogra phen das heißt, er behauptet, einer zu sein, und das Metier mag er ja wohl auch gelemt haben, aber in Wahrheit ist er ein Tagedieb und Trunkenbold und noch Schlimmeres. Einmal, gleich nachdem der altenFrau das Unglück zugestoßen war, hat mich die Frau Geheimrath nach der Koppen straße geschickt, da wohnen oder, besser gesagt, da Hausen die Strohbachs im Hinterhause einer schrecklichen Mieths kaserne. Ich brachte einen Korb mit Erfrischungen für die alt« Frau, aber ich machte, daß ich schnell wieder fort kam eine Höhle, Herr, ein« schmu tzige, finstere, verpestete Höhle, aber keine menschliche Wohnung! Nun, die FrauGeheimrath wirkte der Frau auch bald darauf ein Freibett im katholi schen Krankenhaus aus, besonders nachdem ich ihr erzählt hatte, was ich von den Nachbarn gehört Pfui, daß so etwas möglich ist." „Sie sind ja ganz entrüstet. War's denn so schlimm, was Sie über die Strohbach's erfahren haben?" (Fortsetzung folgt.) Das Glück. Hab' das Glück am Arm gefaßt: „Warum willst enteilen? Bist mir ein gar lieber Gast, Bitt' dich, zu verweilen!" Sah's mich an mit strengem Blick, Blieb ein Weilchen stehen, Sprach: „Ihr wißt ja mit dem Glück Gar nicht umzugehen!" Im Rathsteller. „Mor- Seltenheit! Was trieb Sie hierher?" „Vor Mädels Flucht ergriffen!" Ein witziger Prinzi pal. Comptoiristin: „Mit diesen kleinen Salair kann ich keine Spriing, siachen." Prinzipal: „Habe Sie jc auch nicht als Ballettänzerin engo zirtl' Aür die Küsse. Kartoffel-Suppe mit Schwarzbrot. 3 4 rohe Kar gelbe Rüiie, ein Stückchen Sellerie- Wurzel und zwei Petersili-nsteng«l, sammt den Blättern von den beiden letzten Zuthaten und ein wenig Lauch (Poree) nebst «inigen zerschnittenen Wirsing - Blättern. Nachdem alle Zuthaten gewasche», werden sie mit einer Handvoll schwarzen Brotschnit ten, dem nöthigen Salz, etwas Mus katnuß oder einer lleinen Messerspitze Pfeffer mit gutem Fett bedeckt, gedün stet, bis sich die Masse anlegen will. Dann wird heißes Wasser darauf ge goren und die Suppe so lange gekocht, bis das Wurzelwerk weich ist, hierauf durch den Seihir getrieben, mit einem lauch zu Tisch gegeben. Klops mit Sardelle" Beiguß: Ein Pfund Rindfleisch, de» nebst einer Zwiebel und einem Viertel Pfund entgräteten Sardellen sehr fein gehackt, mit einem in Milch geweichten und «inem geriebenen Weiß brödchen, «twas Pfeffer und gewiegter Citronenschale nebst 2 Eiern vermischt mid zu runden Klößen geformt. Aus 3 Unzen Butter und einem Löffel Mehl macht man eine hellbraune Ein brenne. verkocht dieselbe mit Fleisch brühe and einem Viertel Pfund gehack ten Sardellen, legt eine Anzahl Klops in den Beiguß, worin sie langsam gar dämpfen, und fügt zuletzt noch einen Löffel Kapern hinzu. Kalbsherz, gespickt. Aus mehreren Kalbsherzen schneidet man. die Röhren, wässert sie eine Zeitlang, trocknet sie ab und spickt sie mit Sveck streifen. Diese müssen i» Salz, Pfef fer und, wenn möglich, in gepulverten Kräutern umgedreht werden. Nun dünstet man die Herzen in reichlich Butter mit Zwiebel und Wurzelwerk weich, nimmt sie sodann heraus und verrührt die Brühe mit etwas Mehl. Man kann sie mit guter Fleischbrühe oder «twas Wein verdünnen und criebt sie durchgeseiht über die Herzen. Tauben mit Reis. Di« Tauben werden gereinigt und in Was ser mit etwas Suppenkraut weich ge kocht; dann zerlegt man sie und löst das Fleisch von der Brust ab. Etwas Schinken, eine Zwi«b«l setzt man mit einem Stück Butter zu Feuer, gibt Mehl daran und Bouillon von den Tauben, läßt es eine Weile kochen, gibt die Sauce durch das Sieb und legt die gestürzt und in der Mitte "das Fleisch Kalbsleis ch s ü l l e. Uebriger tere. Ei «in Brötchen und entsprechend mehr Fleisch. K b 112 sch -Fvi fa ssec. hinzu, sowie einige Schwarzwurzeln, und lasse das Fleisch, fest zugedeckt, langsam mürbe, doch ja nicht zu weich Anrichten kann Folgendes hinzugefügt werden: Midder (Kalbsmilch), halbgar gekochte Spargelköpse, klemeSaucissen, einige Citronenscheiben, Muscatblüthe, und zum Sämigmachen der Sauce ganz fein gestoßener, ungesüßter Zwie back. Beim Anrichten rühre man die Sauce mit 1 Eidotter ab. lasse auch wohl 1 Glas Weißwein damit verko ch«», richt« das Frikassee mit f«in«n Fleisch- oder Weißbrot - Klößchen, die in gesalzenem Wasser gekocht sind, an und fülle die sämige Sauce darüber Zwiebelsupp«. Man bereitet Eßlöffel voll Mehl darüber, gibt die Wasser und l bis 2 Theelöffel Fleisch dottern, schmeckt sie mit Salz ab, rich tet sie an und gibt gut gekochten Reis dazu. Apfelsinenbusserln. 4j kleine Bällchen davon ab. setzt sie auf Oblaten und backt sie bei sehr mäßiger Hitze. 3
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