2 Gardinenpredigt kommst Du erst nach Hause!? Du wirst Dich jetzt wohl alle Rächt« her umtreiben?" „Was? Du hättest Dich nicht her spielt?" früh«n Morgen gespielt und gezecht wird. Du solltest Dich schämen, als Gatte und Vater Tag und Nacht in mich der «rst« beste Einbrecher über fällt? Das hätte ich früher wissen sollen, als Du vor mir auf den Knieen von Dir schlafen gehen müssen!" „Was? Aurora sei kein Wurm mehr? Sie könne bei ihren neunzehn den?" „Rein, ich lasse Dich jetzt nicht schla ien und Alles ordnen. Zwei Sommer schon habe ich das staubige Berlin nicht verlassen, meine Gesundheit ist er schüttert und auch die armen Würmer sehen schon ganz blaß aus. Calcula tors unter uns gehen stets auf Som merwohnung." „Wieviel ich dazu gebrauchen wür be?" „Nun, ich bm ja schon mit Frie drichsroda zufrieden Aber die Kinder schafft ^ MV Mark muß ich minde stens zur Ausstattung hab«n." „Woher Du so viel Geld nehmen sollttst?" „Andere Männer müssen viel mehr Geld für ihre Familien ausgeben. Ich ich kann. Spätestens Ende April doch bis dahin anschaffen können?" „Das könntest Du noch nicht wis Du antwortest mir nicht mehr? Das ist schändlich von Dir!" Laute schnarchend« Tön« überzeug ten Frau Sp«cht, daß ihr Eh«herr den Schlaf des Gerechten schlief, auch sie entschlummerte bald darauf sanft. Rieke (die sich Na Redakteurs - Gattin: Wo haben waltschastsrath. Wat is denn Ihr Redakteurs - Gattin: Mein Mann ist ist Wirklicher Geheimer Ober-Chef-Redaktions-Rath. Rieke: Topp! lim Abgehen): Det is aber 'n hohes Dhier! Doch wo süße Rosen finden In d«n Wintertagen? Da sind rothe Nase» dienlich, Glühend schmucke, fein«! Blicken die in's Glas, so schimmern Rosen auf dem Weine. Neu«s Wort. 1. Höfling: „Absch«ulich! Da hat man den neug«- ad«lten Schweinezüchter auch auf die Liste der Eingeladenen geschrieben!" 2. Höfling: „Der Minist«r hat es b«- aber doch nicht neben ein«m Schw«ine züchter sitzen!" 2. Höfling: „Dann heißen Si« ihn Grohgrunzbesitzer!" Die m«ist«n Menschen wer den umso verbissener, sc weniger s« zu büken haben. Weine neue Wohnung. angenehme Episode. Na, Gott sei vor: Das Wohnungsuchen. Ich be schloß, mir's in dieser Hinsicht mög- Thore'lX. No. 12 ich mir such en; als ich hinauskam in den „ersten Stock", fand ich die „zwei Zimern s«r schen meblert" und ich blieb. Das sollt' ich am Kreuz« be r«u«n! „Hausfrau!" sagte ich, als ich mit m«in«m Reisegepäck eingezogen war „was soll«n di«se Koffer hier?" Es „Ah, gnä' Herr," meinte sie und wischt« sich mit d«r Schürz« das M«hl aus d«m Gesichte, „gnä' H«rr he he —" „Nun was denn? „Jetzt woatz i net, sein Sö a Haupt mann oder a Oberlieutenant —" „Lieutenant!" „Ja, alsdann gnä' H«rr Lieute nant, wissen S', dös san di« Kupf«rn von d«m Herrn, d«r wos do bis heunt abg'holt!" na! Hier is a sehr a ruhia« Wohnung," sagte sie, felsenfest über zeugend und ging. und für das, was ich jetzt that, wüßte ich für kein Herzogthum einen hochdeutschen Ausdruck: „I' hon mi' holt hing'haut!" Noch «in Blick auf die Uhr sie zeigte di« neunte Morgenstund« und schon schli«s ich. Süß, traumlos, weltentrückt. Ich spürte es ordentlich, wie di« Müdigkeit langsam, langsam aus den Beinen in den Magen kribbelt« und sich dort fest setzte. Ach, es war göttlich! W«iß Gott, wie lang« es dauert«! Plötzlich pochte man an die Thür. w"ut"' „Was — zum Teufel?" „Ich komme von wegen dem Gepäck von Herrn Doctor." „Was von Doctor Bantalowitz?" fragte (Ich dachte nämlich, ich ten Stock!" „Hol' Sie d«r —" Und schon schlief d k sch „Hin?" „So haben was g sogt, gna Herr. bin"" „Der Teufel soll Sie holen, hab' ich gesagt!" schrie Fortgehen/ der?" „Herr Doctor, hier is d' Rechnung; der Herr Doctor laßt der Frau Maste- d' Hand küssen oder na! „Gib mir Ruh', Jung«, ich bin k«in Doctor.' Er ab«r fuhr unbeirrt fort: a Göld, Sö sollen Ihr d' Rechnung be» zahl«n. Na, Gott sei's 'trommelt und 'pfiffen, «s is draußen," schloß 5r «r leichtert. „Dös mir verzählen!" höhnt« «r selbstbewußt. Frau Mas —" Urplötzlich kam die Er- 'ch l te Dir's pfehlen und loßt sagen —" „Ich weiß nicht, pack Dich!" „Sö sollen's aber wissen!" „lch weiß es nicht! Und Du „Mit dem Menschen is ka g'scheidtes selber. Poch poch! „Herein!" Poch poch! „Also heraus!" brüllte ich. „Na, na, Spund, bist Du verrückt geworden?" band gegemiber. „Wo ist «in miserabl«r Lump? Wenn mein College, den ich hier suchte, auch nicht mehr da wohnt, können Si« m«in« Kart«! Wer sind Si«?" „Ich bin Lieutenant Wolf des 43. „Der Wolf freut sich!" lnirschte ich und complimentirte ihn davon. Na, an den langen Schlaf werde ich Ich sperrt« die Thür zu und beschloß, mich von nun an einfach zu verleugnen. Das könnt« ich brauchen, gleich «in paar Duelle auf dem Hals« zu haben, ehe ich noch in Wi«n warm geworden! Mit diesem Gedanken legte ich mich wi«der schlafen. Es pocht«. „Poch« nur bis zum jüngsten Tage," spottete ich im Stillen, „ich bin für Nie der. Ich lachte und freute mich meiner List. „Im Namen des Gesetzes öffnen ' A und K. Bezirlsy«richt Alser „Zahlungsb«fehl!" „Wider den Schtud. medd. Alphons Köhler puncto 37 fl. 17 kr., sag« sieben unddreißig Gulden —" „Entschuldigen Sie," unterbrach ich ihn, „ich bin nicht der Herr Alphons Köhler und werde natürlich auch nicht „Aber ich bin ja gar nicht der Al „Ja, ja, die Herren Studenten! Mit denen ist's ein Kreuz! Die wissen im- Jch bin der Lieutenant Wolf des drei undvierzigsten Divi —" „Ja," schmunzelte er, „versteh«, d«r Herr Köhler sind auch Reservelieute nant. Gepfändet wird einmal, da nutzt kein Weinen." Zutn Glück erinnert« ich mich meiner Marschroute und zeigt« sie ihm. Er schüttelte den Kopf und sagte wieder: „Alles gut und schön, gepfändet wird aber doch!" Abend war es geworden, «he ich ihn überzeugt hatt«, d«n Dicktopf, daß ich doch d«r Lieutenant Wolf sei. Jck> ge falscher Wicht? Na, ich dachte Du wärst schon auf und davon! Du woll test mir also durchgehen, AlphonS! Du wolltest mich verlassen. Dich ganz von mir lossagen!" sten Neglige. 810 ß «in«n Mantel hatte „Ja, so seid Ihr Männer! Armen Mensch —" „Verzeihen Sie —" „Ja, verzeihen Sie," jammerte si«, Schuft —" der brav« Dienstmann ossenbar fortge schleppt. Das Toilettenecessaire hatte er zum Glück hier gelassen. Ich schickte. Im dunklen Corridor wisperten zwei Küchenfeen: „Siehst Du, dös is der neuch« Lieutenant! Kaum is er eln^e- Als ich foupirt hatie und wieder halbwegs Mensch geworden war, sagte ich mir Folgendes: „Weiß Gott, was dieser Köhler für ein Geschöpf ist! Am Ende läßt er, ohne dir deine Montur mußt also diese Nacht unbedingt noch in deiner neuen Patentwohnung schla fen und Köhler's Gepäck bewachen. Geschehen kann ja nichts mehr. Fremde Leute werden dich wohl bei Nacht nicht stören, sämmtlich« Manichäer Herrn Köhlers schlafen gleich dir also Muth, blonder Knabe." „Hausfrau," sagte ich, zu Hause an gekommen. „ich werde mein Zimmer nicht absperren. Haben Sie die Güte, mich um 7 Uhr Morg«ns zu Wicken. Gute Nacht." „Gute Nacht, Herr Lieutenant;" Wie ich mich in's B«tt lege, habe ich ungisähr das G«fühl, das man mit dem Worte „enkiu seul" verbind«!. „Endlich all«in!" juble ich. „Endlich wirst du schlafen, armer Wanderer. Verlöscht ist das Licht, tiefe Stille im Hause, dessen wohl verwahrt- Pforte der Cerberus - Hausmeister hütet! Freundlich lächelt der Mond herein und wünscht mir: „Gute Nacht, Herr Lieutenant!" „Gute Nacht, lieber Mond!" Ein unendliches Wonnegefühl durch strömt mich. „Endlich allein mit mir!" Und es kommt doch immer anders, als man's denkt. Ich hörte ein fürch terliches Gepolter mitten in der „guten Nacht" und «in schwarzer Mann tor kelte herein. Er gröhlte mit h«is«rer Stimme „Tarara-boom-dii" und schlug den Takt dazu mit dem Stock« gegen Thür und Tisch. Kein Zweifel —er war's! Er, der gute Stud. med. Alphons Köhler, der sich bekneipt in seine alte Wohnung verirrt hatte! Jetzt wurde er meiner ansichtig und schüttelte sich vor Lachen. da l' t d ' meinem Bett! Ich bin's nicht folg lich ist es Jemand anders!" Ich merkte es gleich: hier mutzte ich mal ausnahmsweise den Klügeren ma chen. Er war so schwer gelähmt, datz ich ganz vergebens parlamentirt hätte. Mag er hier bleiben, ich gehe in's Hotel schlafen. Er stimmt indeß den „schwarzen Walfisch" an und ist eben beim Bak trerschnaps, als er meine Uniform be merkt. „Servus das ist ja der Herr Pe dell! Ah, Herr Pedell!" ruft er und ver sucht, sich zu verbeugen, „es ist mir eine ganz specielle Wollust. Sie in glucks in glucks in meinen Apar tem«ntz (sie!) b«grii grüßen zu kön nen!" Ich bin f«rtig und will verschwin d«n, ab«r er hängt sich an mich und tommt mit!! Jawohl, der Unalücks- Liebe und Ehrfurcht da kommt «in Wagen vorüber, ich lasse ihn stehen, springe auf und fahre. „Jawohl, Herr Baron!" mann!" H« Ha p Der Oberarzt schütt«lt«, als er „ge bad«rt" hatt«, den Kopf und sprach: „Du fährst jetzt sofort nach Haus und rührst Dich mir vierzehn Tag« nicht aus dem Bette." „Aber ich muß ja «in« ander« Woh nung —" „Nichts da! Da bleibst Du, wo Du bist und damit Punktum!" Ob's wohl so weiter geht in der „ge müthlichen" Bude? Aechvogefs Arautfayrt. Bum, bum, bum, ging es an der Thür und Herr Pechvogel fuhr in die Höhe, als sei eine Kanone vor seinem Bette abgeschossen. Eh« er recht zur Besinnung kam, ging es wieder los und die kreischende Stimme seiner alten Haushälterin Eulalia rief: „Herr Pechvogel, es ist 8 Uhr. Sie müssen aufstehen!" Müssen aufstehen? Richtig, h«ute wollte er sich befreien von diesem Drachen, der ihm nun schon 2t> Jahre sein Haus zur Hölle gemacht hatte, und nur den einen allerdings großen Vorzug besaß, ausgezeichnet kochen zu können. Gestern aber war es ihm denn doch zu viel geworden. War es doch der letzte Tag des alten Jahres gewesen und hatte sie ihm seine Sylvesterstim mung schon früh Morgens dadurch genommen, daß sie gemeint hatte, für solch' einen alten Mann, er war gerad' Vierzig geworden, schicke sich eine Her umschlemmerei am Sylvester nicht mehr, «in solider Mensche gehöre in's Haus und nicht in die Kneipe. Da hatte er sich fest vorgenommen, daß es diesmal das letzte Mal sei, datz nächstes Jahr wolle er unbedingt zu Hause feiern und zwar in Gemeinschzst seiner Frau vielleicht zugerichtet hatt«. „Und wenn dem so wäre?", meinte Herr Pechvogel mit einem Seitenblick auf sie. „Dann würde ich Ihnen viel Glück wünschen, was bei Ihnen r«cht ange bracht ist, in Hinblick darauf, datz Si« möglicherweise dann bald verhungern. Der Hieb saß. Denn Kochen? Ob seine Zukünftige es wohl verstand wie Eulalia? Er glaubt« «s nicht. Schon würd« er wankend, aber er hatte telegraphisch seinen Besuch ge meldet bei der Ausgewählten und der Ring, ja w«nn d«r nicht wäre Also los zur Bahn. In Z. angekommen, erwartete ihn Fräulein Lilli Hopfenstange schon am Bahnhofe, sich ungemein freuend, «in«n so werthen Gast zu empfangen. Herr Pechvogel bekam leinen gelin den Schrecken b«im Anblick Fräulein Lilli's. Nach der Beschreibung seines Zker Freundes, der ihm die Partie vermit telt hatte, war si« «ine wohlconservirte Dame Anfangs Dreißiger und nun diese Hopsenstange schon ein bis chen hart vom Winde mitgenonimen. Aber er hatte immer Aehört, daß di« Dam«n gesetzten Alters die besten Hausfrauen würden und Fräulein Lilli war fchon ein bischen viel gefetzt, also eine ein bischen viel gute Haus frau. Unter den freundlichsten Erkundi gungen nach seinen Verhältnissen, bei deren ausführlichen Klarlegungen sei nerseits, ihre Mienen immer süßer wurden, strebten sie ihrer Wohnuny zu. Als sie in ihrem jungfräulichen Heim angekommen, woselbst einige Katers, Pardon Katzen ihn mürrisch ob des Eindringens in ihr Allerhei ligstes ansahen, nannte sie ihn schon consequent: „Mein lieber Christian." Muthig gemacht, erinnerte Herr Pechvogel Fräulein Lilli endlich an seinen knurrenden Maaen. der schon welches er verschiedene Male gerochen Morgens das Mittagsessen auf den Herd stellte und dann einige Stunden er hatt« vollkommen genug von der Kochkunst Fräulein Lilli Hopfen stange'S. Als er glücklich in seinem Coup 6 saß, dachte er noch einmal iiber die „Aber mein Essen Eulalia? ich habe „Ja, das gefällt Ihnen, Herr Pech vogel, aber ich will nicht immer in der Angst leben, das Haus verlassen zu müssen, wenn es Ihnen in den Kopf „Liebe Eulalia!" „Solche Ber nen gewaltigen Sprung. „Ihre Frau" „Aber Sie können es werden, liebe Eulalia", platzte er heraus. Ein triumphirendes Lächeln huschte über Eulalias Züge, dann sprach sie, keine Stunde mehr in Ihrem Hause, solche Scherze sich mir gegenüber zu erlauben, nein, es ist haarsträubend." „Liebe Eulalia, ich habe Hunger und nur Sie können denselben stillen," mit diesen Worten nahm er all' seinen Muth zusammen, nahm die sichSträu bende in den Arm und drückte ihr ei nen herzhaften Kuß auf die noch im mer vollen Lippen. Bei einer saftigen Rehkeule würd« die Verlobung gefeiert. So endete Herr Pechvogels Braut fahrt, und «r hat den muthigen Ent schluß niemals bereut, denn auch wenn er sich einmal in der Stammkneipe verspätet hatte, so war doch Eulalia glücklich, daß er überhaupt heimkehrte. D«r rtchttgt «usdrn«. Einem hervorragenden französischen Tragöden, dessen Mimik unübertreff lich ist, wurde kürzlich von einem seiner zahlreichen Berehrer so viel Schmei chelhaftes über sein geradezu phäno menales Mienenspiel gesagt, daß er sich bewogen fühlte, dem Kunstenthu siasten etwas von seinen Studien zu erzählen. „Bielen Dank für Ihre gute Meinung", sagte er gnädig, „doch mö gen Sie es wissen, mein Herr, ich stu dire immer die Natur. In meinem Auftreten werden Sie stets die Natur sich widerspi«g«ln sehen." „Nun, da bin ich doch neugierig zu erfahren, bei welcher Gelegenheit Sie sich jenen Ausdruck grenzenlos«!, Erstaunens zu eigen machten, mit dem Sie im zwei ten Akt thatsächlich überwältigend wirken." „Hin, den zu finden, das ist mir allerdings nicht so leicht geworden. Doch hören Sie. Ich suchte schon lange nach einem solchen Ausdruck, da siel mir etwas «in, das vielleicht zun, Ziele führen konnte. Ich ging zu ei nem Freund« und bat ihn, mir 100 Francs zu leihen. Er weigerte sich. Dies gab mir jedoch noch keinen lich kam ich zu einem ehemaligen Col legen, der sich jetzt zur Ruhe gesetzt hat, und dieser war Willens, mir den Ge fallen zu thun. Und als er mir die Note aushändigte, studirte ich in einem Spiegel meinen Gesichtsausdruck. Ich sah da freilich Erstaunen, doch es war noch nicht das, was ich wünschte. In das Staunen mischte sich vielmehr der Ausdruck des Verdachtes, daß die Note eine falsche sein könnte. Ich fing nun an zu verzweifeln." „Wirklich?" fragte der Andere in athemloser Erwartung. „Da schoß mir zuletzt ein rettender Ge danke durch den Kopf. Ich faßte den Entschluß zu einer ganz ungeheuerli chen That. Am nächsten Morgen be gab ich mich zu d«m «yemaligen Colle ge» und händigte ihm die hundert Francs wieder ein. In seiner namen los erstaunten Miene sah ich endlich den Ausdruck, den ich suchte." Atter Avergsauie. „Treten Sie nur Ihre Reise an kei nem Freitag an, das ist ein Unglücks tag —" solche oder ähnliche Redensar ten hört man gar oft, und zwar nicht schiedensten, abergläubischen Ansichten verbreitet. Der Volksglaube liebt es, fast allen Dingen symbolisch« Deutung den alten Deutschen galt er als ein Tag des Glückes, welcher der Göttin der Liebe und der schönen Jahr«szeit „Freyja" auch seinen Namen verdankt. Freyja (Frigg) war die Spenderin alles Segens, ganz besonders in der begünstigt. Dem entgegen steht eine andere viel verbreitete Ansicht, daß Freitagslinder jung sterben, und Frei tagsehen kinderlos bleiben, es dürfte wohl dies« unglückliche Deutung des Freitags mit der Kreuzigung Christi zusammen hängen, wofür auch die Re densart spricht: „Wer am Freitag ein Haus kaust (einen Handel abschließt etc.), lädt sich ein Kreuz auf." Der alte Spruch „Freilagsw«tter Sonn tagswetter", der zwar oft evhemär ist, zeigt hingegen deutlich die Zusammen gehörigkeit mit dem Glückssonntag. Der Samstag oder Sonnabend, der Sonne geweiht, soll „stets Sonnen schein" bringen, und wären es auch nur wenige Minuten, damit „die heilig« Maria ihr Linnen trocknen lann". Nach alten Ueberlieferungen giebt es alljährlich nur drei Samstage, an de nen die Sonn« nicht scheint. Dieser lieblich - christlichen Anschauung g gm über steht die altheidnische, welch« den Sonnabend d. h. mehr die Zeit nach Sonnenuntergang mit düsteren Deutungen belegte, denn es durfte kein Land bebaut werden, die Kunkeln muhten zur Nacht leer gesponnen sein, und Frau Holle hielt strenge Wacht über häuslichen Fleitz. Aber die freundlichen Anschauungen über den Samstag herrschen doch vor. Der Sonntag gilt allgemein und überall als Glückstag, wofür die Wort« sprechen: „Sonntagslinder Sonn tagslaune SonntagZwett r." Sonn tagsheirathen sollen den reichsten Kin dersegen bringen, wohlthätige Werke, amSonntag gelobt, den gröhten Werth haben, und Sonntagsandacht wie Weihrauch zum Himmel empor steigen. „Sonntagsarbeit dagegen bringt Scha den", „Sonntagsernte wird von Unge ziefer gefressen", „Sonntagsheu ver dirbt". Der Montag, zu dem Monde in Be ziehung stehend, wird veränderlich wie auch dieser gedeutet, und in Frankreich heißt es, jeder Mensch habe im Leben vier Unglucksmontage zu erleiden. An einem Montage solle man keine wich tigen Geschäfte beginnen, keine Ver träge abschließen, kein Verlöbniß, keine Ehe eingehen? dagegen sollen Beschäf tigungen in Wald und Flur, wie säen, pflanzen, pflügen, ernten, Bäume fäl len, ackern etc., überhaupt alles, was auf die Fruchtbarkeit der Fluren Be zug hat, mit Vorzug am Montag ge- zählt wieder zu d«n Glückstagen,an welchem man mit Vor liebe Ehepakten und Kaufverträge ab schließt, Lott-rieloose wählt, in einen neuen Dienst tritt etc. Lustbarlei ten, die aus einen Dienstag geplant sind, sollen stets von bestem, fröhlich stem Erfolg sein? Dienstag geschlossene Ehen die wenigsten Frauenthränen sehen, und Dienstagslinder mit großer Leichtigkeit lernen, Knaben dem Krieg s Gerichtsdünft besonders l old sein, was wohl wieder auf ältere Anschau ungen zurückgreift, da bei den alten Deutschen dem Zio oder Tyr, dem Kriegs- und G«richtsgott, der Dienstag geheiligt war. Der Mittwoch gilt als der Tag des Schwankens zwischen gut und böse, der Tag der Mitte zwischen freundlicher und trüber Deutung. Wer am Mitt woch erlrankt, soll unter acht Tagen nicht gefunden, und wer am Mittwoch Geld gewinnt, soll es wieder verlieren. .Mittwochsarbeit Mittelarbeit" heißt es sprichwortartig in manchen Gegenden, und „Mittwoch - Unglück nur halbes Unglück", tröstet wieder ein anderer Spruch, Mittwochsehen sollen flatterhast, und Mittwochslinder un beständig sein, und Mittwochssaat in die Halme schießen. Donnerstag, von Donar, dem Don nergott (Thor) herrührend, gilt als Tag besonderen Schutzes der Ehe und wie Donar Schützer des Acker baues, Förderer aller Cultur, Gott des G«witters war. so schreibt man dem Donnerstag auch heute noch in jener Beziehung besondere Macht zu. Daß man den Donnerstagskindern große Körperstärke nachsagt, mag auch auf die Mythologie zurückzuführen sein, da man Thor den Bekämpser aller Un holde, besonders der Riesen, nannte. So wechselt Ernst und Freud, Glück und Leid in bunter Folge bei den Deu tungen der Wochentage, die ein treues Bild der Lebensanschauungen des Vol kes geben, deren Einfluß aber aus alter, sagenhafter Zeit noch hinüber greift in unser ausgellärtes Jahr — Prompte Wirkung. Mut ter: „Der Assessor hat wohl große Au gen gemacht, wie Du ihm von der rei chen Erbtante erzählt hast?"— Tochter: „Na, ich sage Dir, im selben Augen blick lag er auf den Kriieen."
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