2 Zm Mernsteinwalde. / Da, wo jetzt di« Fluthen der Nord end Ostsee rauschen, und von da noch weit nach Osten und Westen hin, herrscht« einstmals das mild« Klima, dessen sich jetzt die um das Mittelmeer liegenden Länder ersr:uen. Wie jetzt dort, bedeckten hier immergriine Wäl der die weiten Ebenen und Höhen. Kiefern und Fichten bildeten den Hauptbestand dieser Wälder. Ihr dunkles Eolorit wurde noch eihöht durch ander« Coniseren, besonders Thuja und Eibe. Zwischen und über ihnen breitet« sich das Allere Grün der Laubbäume aus. Eichen reckten ihre knorrigen Aeste in die Lüste, besonders eine Art, Kien Blätter auf der Unter seite mit sternförmigen Haaren geziert waren. Wenn der Wind durch die Zweige rauschte und'die Blätter anein ander rieb, da lösten sich diese Haare in j so ungeheurer Menge los, daß di« ganze Luft der Wälder von ihnen er füllt war. Die Blüthen der echten Kastanir leuchlckm durch das dunkle Laub der immergrünen Lorbeerge wächse, selbst der Zimmtbaum entfal tete seine bescheidenen Blüthen. Pat nie» breiteten ihr« Fächer aus, ran kende Sträucher aus der Familie der Liliaceen ivanden sich an d«n Stäm men empor. > Die Ufer der Bäche und Flüsse schmückten die schwertförmigen Blätter und Zblüthenreichen Kolben des Kalmus. Unter den Hochstämmen wuchert« reiches Niederholz. Durch das Grün der Deutzien schimmerten die weißen Dolden des Holunders und Magnolienblüthen. Neben Stechpal men mit dornig gezähnten Blättern und oleanderähnlichenSträuchcn blüh ten Schmetterlingsblütler und Exica ceen. H«ch oben aber in den Wipfeln der Kiefern und Fichten führten mistel artige Pflanzen «in üppiges Schmaro tzerdasein. Doch das schienen nicht die einzigm Parasiten «dieser Bäume zu sein. Am Stamme aind auf den Wur zeln saßen Hellgelbe, durchsichtige Ge bilde, von den Zweigen hingen sie senk recht in dir Luft Herab. Besonders bedeckten sielzrei Kieferarten mit Dop pelnadeln, rine Art mit fünffachen Nadeln und eine Fichte mit flachen Nadeln. In Wahrheit waren si« Ausflüsse -ms dem Inneren der Bäume selbst. Es war das Harz, das «ine spätere Nachwell seiner leichten Brennbarkeit wegen mit dem Namen Bernstein oder Brennstein belegt hat. Wenn der Wind die Bäume des Bernsteinwaldes schüttelte, fiel man ches Blatt und mancher Blüthentheil. besonders aber die Haare der Eichen blätter auf das Harz, blieben hier haf ten, neu«s Harz floß darüber und schloß sie ein. Aber nicht allein die Winde brachten Leben und Beweaung in den Wald. Tausend« von Arten kleiner Thiere, die sich dereinst im Bernsteinharze gefangen haben und uns so erhalten geblieben sind, kleine Vogelfedern und Haare verschiedener Säugethiere sprechen deutlicher zu uns, als die gelehrtesten Hypothesen. Wir sehen «in Heer von Insekten di« Wäl der erfüllen; wir hören die langgeflü gelten, großäugigen Fliegen durch die Zweige schwirren und sehen ihre Lar ven durch die Ritzen der Borken krie chen. Buntgezeichnete Käfer klettern an den Stämmen empor und stecken prüfend ihre langen Taster aus, um den Gefangenschaft und Tod drohen den Harzflüssen auszuweichen. Präch tige Falter gaukeln vonßlatt zu Blatt, Ameisen bevölkern den Boden und das niedere Gestrüpp. Langbeinige Spin, nen huschen über di« Wurzeln, Ringel- Würmer entsteigen dem feuchten Bo den und Schnecken mühen sich ab, ihre Säuser in luftige Höhm zu tragen. Krebse verlassen die Bäche und Flüsse, in denen die Larven der FrühlingS fliegen ihre kalkigenGehäus« aufbauen. Hochoben aber in den Zweigen schmet tern gefiederte Sänger ihre Lieder; «in vierfüßiger Räuber schleicht sich, dicht an den Stamm gedrückt, zu ihnen «mpor. Vom Weideplatz sich härender Säugethiere tragen di« Vögel Haare zum Nestbau herbei. Husthiere mit paarigen und unpaarigen Zehen, Vor fahr«» unserer Pferde, Wiederkäuer und Schweine; Raubgesindel, von dem unsere Hyänen, Bären, Hunde und Füchse abstammen, Nager, Insekten fresser und Fledermäuse sind neben den Vögeln die beherrschenden Bewoh ner der Bernsteinwälder. Fort und fort wirft uns das Zeugen aus gelben! durchsichtigen Bernsteine. In der antiken Sag« sind sie Thränen der in Bäume v«rn>and«lten Töchter des Sonnengotts. Wir kZnnten hinzu fügen, Thränen, die die Bäum« Win ten vor Schmerz, als das milde Klima von ihnen schied, und die vor Frost er starrten. als eisig« Kälte sich über die Erde breitete. Vor des Forschers Auge aber müssen solche Phantasiege bilde verschwinden. Die Geologie lehrt uns: die Bernsteinsormation des Samlandes ist das merkwürdigste Glied des deutschen Oligocäns, der zweiten Epoche d«S AlltertiärS. Und damit müssen wir uns begnügen. Neue Erfindung. Pa tentanwalt: „Was haben Sie denn er funden,mein Herr?" Student: «Ich habe ein Pulver erfunden, wenn man das in daS Meer streut, da wo die Häringe sich aufhalten, dann rollen sie sich von selbst zusammen und können gleich als Rollmöpse gefangen wer den!" DaS „Unzulängliche". HeirathSvermittler: „Sag«n Si« selbst, das Mädel hat ein gewisses EtwaS!" Freier: „WaS hilft mir daS, wenn sie nicht tnel hat!"' Ebenbürtig. Graf Platen also ist Ihr LieblingSdichter. zienrath (eben geadelt): „Ja, wissen Ee, er i« wer halt standesgemäß!" Drei Hage ans Zoes Leöen Zoe war eines der niedlichsten schlanken Griechenmädchen, die jemals die Straßen KonstantinopelS mit leich ten Schritten durcheilten, kokett aus dem „Jaschmack", mit dem eigentlich nur di« Türkinnen ihr Gesicht verhiil l«n, nach d«n Essendis auschauend, die nicht ohn« Wohlgefallen in Zoes bli tzende Augen und auf die Reize d«s fristen, jugendlichen Gesichtes blickten, dir dann und >vann der wie zufällig herabfallende Schleier zeigt«. Zoe hatte s«i!t einigen Wochen die Dienste ihrer geschickten kleinen Hände der Herrin in «inem der ausländischen Gesandt schastshotelS anbieten müssen, da das Glück in ihren Augen gleichbedeu tend mit einer guten Heirath ihr nicht so schnell in den Schoß hatte fal len wollen, wie si« «s bei ihrer Abreise von der kleinen Jnselheimath, wo sie bisher gelebt, erhofft hatte. Nun war sie die bevorzugte Dienerin ihr«r Lady geworden, schmückte sich mit deren Kleidern, sobald es unbemerkt geschehen konnte, brachte ihr eignes krauslockiges Haar mit den Schild pattkämmen ihrer Herrin vor deren Toilettenspiegel in Ordnung und hielt sich trotzdem für das treueste, zuverläs sigste Kainmerzöfchen. . „Was wollen Sie Madame", «wi tzigen Achselbewegung, wenn hie und !da «in zu weit gehender Uebergriff leise ward, „liegt nicht alles wieder pünktlich an seinem Platz, wenn Ma dame es gebraucht? Nehm« ich jemals ein Stück von MadameS Eigenthum, be d Der Wasserstreifen selbst, der das wege. t " dr hell leuchtetet AuchZoes verlangende Blick« flogen hin und her ; si« hoffte hier auf Erfüllung ihrer Wünsche, sie wollte nicht zurück heit. Stellung, die durch die Bauart jener kleinen Fahrzeug« bedingt wird. Ihre biegsame, zierliche Gestalt nahm sich in denkleide besonders voriheilhast aus, die Spitze ihres Pariser Schuhes lugte ebenso kokett darunter hervor, wie hin ter dem Ohr die rothe Nelke, mit der die Spitzenmantille malerisch auf dem auf. Heute hatte sie den „Jaschmack" verschmäht; Bartolo, der junge Italie ner, der seit kurzem Portier im Ge sandtschaftshotel war, und der sie zu der Fahrt eingeladen hatte, sollte be zaubert werden, ganz gefangen ge lassen, als bis er ihr feine Hand an geboten! Ob mit od«r ohne Herz, darauf kam eS der kleinen Kokette Naschen es den Türkinnen ringsum zuvorthat. Seine Augen waren nur selten umhergeschweift, sondern hatten di« Wort« unterstützt, die «r ohne Rii^ck nach Sonnenuntergang noch außerhalb ihres Harems sein. Leiser Abendwind fächelte Zoes glühende Wangen und trieb ihr schlankes Fahrzeug in den Schatten der ti«f herabhängenden Zweige am Ufer, durch deren Laub der Mond hindurchblickte. Die weiche Stimm« des jungen Italieners erzähl te von den kleinen Trattorien, di« in seiner H«imath das Glück so manchen jungen Paares begründen halsen. „Wie würden die Forestieri in Schaaren kommen, wenn solche bella Padrona ihnen den süßen Falirner Wein kre denzte!" flüsterte er, und Zoe ließ das Köpfchen sinken, um ihre Befriedigung nicht zu früh durch das Leuchten ihrer Augen zu verrathen. Als dann die Nacht sich auf da! jung« Paar am Quai von Pera aus stieg, um Arm in Arm durch die stillen Straßen zurückzukehren, war Zoe die Braut Bartolos. Ein triumphirendes Lächeln um spielte die Lippen beider; sie sprachen von Liebe aber Zoe dachte an das gute Geschäft, das si« gemacht zu ha ben meinte, und Bartolo berechnete im stillen, wie er die Leichtgläubigkeit des Mädchens am besten ausnutzen könne. » « « Wenige Wochen später treffen wir Zoe vor der Thür des Gesandtschafts hotels, wo sie ihrer zu einem Feste sich begebenden Herrin hals, die schweren, schleppenden Gewänder in der Por techaise unterzubringen, die sie wenige Augenblicke später davontrug, begleitet von den Kawassen des Gesandten. Lautlos huscht« dann die schlanke Ge stalt der Griechin die mit Teppichen belegten Marmorstusen hinaus, nach dem sie eine l«ise geflüsterte Berabre dung mit Bartolo an der Thür der Portierloge getroffen hatte. Oben glitt ihr prüfender Blick über das leer stehende Boudoir der Gebieterin, rasch entzündet« si« die Gaslandela ber darin und verschwand dann in dem daranstoßenden Toilettenzimmer, wo bereits die kleine, unter ihrem Bi fehl stehend« türkische Dienerin ihrer harrte. „Schnell, Selina", lauteten die un geduldig ihr zugerufenen Wort«, „hole den Karton aus meinem Zimmer, dcr dort bereit steht!" Und nun begann das putzsüchtige Dämchen Toilette zu machen. „Heut oder nie", murmelte sie vor sich hin, während sie alle kleinen Toi lettenkünste, di« sie der Herrin abge lauscht hatte, an sich selbst erprobte. „Wenn es sein Herz nicht unwidersteh lich bezaubert, w«nn er mich in dem reizenden Hochzeitsgewande vor sich sieht, daS mich die ganzen Ersparnisse und so viel Fleiß der letzten Wochen gekostet, so erreiche ich nie mein Ziel bei ihm! Noch heute muß er den Hoch zeitstag festsetzen, noch heute verspre chen, daß unsere Verlobung öffentlich wird. Dann bracht« sie mit dem erhitzten Brenneisen l«ichte Wellen in dem dicht aus d«r Stirn aufliegenden, kurzen Haar hervor, griff nach dem gelblichen Puder, den die Lady selbst nitr ge brsuchte, wenn der Eindruck, den si« zu machen gedachte, ein ganz bezau bernder s«in sollte, und wußte mit den kleinen Elfenbeinutensilien, di« sie dem blauen Pliischetui entnahm, auch die geringsten Unregelmäßigkeiten an den gepflegten Nägeln der kleinen Hand zu entfernen. Und nun legte sie das nach der neuesten Mode gearbeitete Kleid von weißer Brussa ? Seide an, das Selina bewundernd dem Karton entnommen, und betrat nach einem selbstzufriedenen Blick in den großen Spiegel das Bou- Hier saß bereits in bequemster Stel lung Bartolo auf dem niedrigen klei nen Divan, in bläuliche Rauchwolken gehüllt, die den für die Gäste seiner Herrschaft bestimmten Cigaretten ent strömten. Ein Laut der Bewunderung entfuhr seinen Lippen beim Eintritt der strah lend schönen Braut, und die nächsten Stunden konnte Zoe zufrieden sein mit den glühenden Versicherungen seiner Verehrung. Aber selbst nicht der zun g«nlösend« griechische Wein, den sie ihm aus dem Büffet der Herrschaft reichte, brachte den schlauen Italiener zu der erhosften festen Bestimmung ihres Hochzeitstages; glatt wi« «in Aal wußte er allen Andeutungen zu ent gehen. Leise die Falten des bräutlichen Gewandes der Geliebten streichend, flüsterte er nur in bedauerndem Ton: „Armer Fratello! Arme Bionda! Was würden beide darum geben, wenn solch köstliches Kleid, von solch künst lerisch«! Hand gefertigt, nur für kurze gen, die hochherzig genug wäre, ihr ei genes Hochzeitskleid erst einer anderen. weniger vom Glück Begünstigten zu Fragend blickte Zc« dem Geliebten in die Augen, deren lauernder Ausdruck borgen war. „Das Kleid ist schön, nicht wahr, mun luin?" fragte Zoe. „Es ist von Seid« und kostet die Gage von drei Monaten! Aber ich habe es gern ge zahlt, damit du dich meiner .licht zu bestimmt. . ." Eine Fluth von Bethellerungen un t«rbrach di« Anspielung. „Ich weiß, welches Glück für mich in der Zukunft liegt. i'tU'll min!" schloß Bartolo. „Es ist nur eine bequeme Eigenschaft mei nes Herzens, daß eS sich nie voll und ganz des eigenen Glückes erfreuen kann, solange es noch unbefriedigte Wünsche, traurige Gesichter um sich weiß!" Und dann folgte eine ruh rende Erzählung von dem g«li«blen einzigen Bruder, der, als Dragomann angestellt, seit Jahren die Tochter ei nes unbemittelten Landsmannes lieb«, „Jetzi sind die Hindernisse überwun den, morgen soll die Hochzeit sei;, aber Gew-md«s ist das schmucklos« Kleid chei» ses Mädchens, das mein Bruder heimführen will! Wie würd« meine ganze Familie daheim in Sorrento, wie würde mein« stolze Multer, in de ren Adern sogar edles ven«tianisch«s Blut fließt, entsetzt sein über das ein fache Leinwandkleidchen Biondas, di« meinen Bruder und sich morgen dem Gespött der Leute preisgeben wird!" seufzte Bartolo mit kläglichem Ton«. Zo« hatte mit halbgeöffnetem Mund« und lebhaftem Mienenspiel ge lauscht. „Wie weich, wie gut ist Bartolo", dachte sie, „wie leicht wird er zu leiten sein, wenn ich nur erst seine Frau bin!" Ob es dem Kleide wohl etwas schaden würde, wenn Bionda sich mor jetzt noch nie gehört hatte? Würde dies« Bereitwilligkeit, sich der Familie ge fällig zu zeigen, nicht ihre eigenen Pläne fördern, ihre Großmuth nicht endlich die ersehnte Festsetzung des ei genen Hochzeitstages herbeiführen? Als Bartolo sich spät am Abend ver abschiedete, den Karton mit dem wohl verpackten Kleide mit sich nehmend, blickte Zoe ihm triumphirend nach: Worauf sollte sich seine Bitte beziehen, zeitstag?" Es war uln die Mittagsstunde des nächsten Tag«s. Zoe, die wie fast alle Orientalinnen ihre» Putz und ließ. Hin verschmitzt««, listiges Gesicht, „was willst du hier zu dieser Stunde? Giebt's nicht in d«r Küche Arbeit für Blick in Zoes hochmüthiges Gesicht Hausperfonal lächerlich gemacht. J«tzt war di« Stund« der Räch« ge kommen. „Signor Bartolo?" fragte er mit erkünstelt«!» Staunen, „der wird h«ut« schwerlich Zeit haben, auf Ma d'mzells Klagen zu hören. Ich wollte eb«n Mad'mzelle Zoe anbieten, in m«in bescheidenes Zimmerchen zu komm«n, dessen Fenster auf den Munizipalitäts gorten gehen, damit sie von dort we nigstens das glückliche Brautpaar auf d«m Rückweg« zu sehen bekommt. Schade", suhr «r grinsend fort, wäh rend die kleinen Augen boshaft leuchte ten, „schade, daß Mad'mzelle den Zug nicht eben geschen, wi« er zur Trau ung ging: Signor Bartolo so fein und schön, und seine Braut, das schönst« Mädchen Konstantinopels, mit einem kostbaren Kleid von weißer Brussa-Seide, wie für eine Prinzeß gearbeitet!" Auf Zoes Stirn lagerte «ine Zor neswolk«, und plötzlich unterbrach sie die Beredsamkeit des Marmitons mit höhnischem Lachen. Bruder meinst du, inon x»r?on; ein andermal sperr« die Augen auf, wenn du Bericht erstatten willst, wer der Bräutigam gewesen!" Damit macht« si« den Versuch, di« Thür zu schlichen, ungeduldig rufend: „Jetzt würde ich dir im Ernst rathen, zu deinen Kochtöpfen zurückzukehren, zaust!" Aber noch hatte der Marmiton sei nen Borrath von Bosheiten nicht er schöpft. Dunkles Roth flog über seine Züge, als er. den Fuß zwischen Schließen derselben verhindernd,schnell ein Blatt Papier aus der Tasche zog und, es Zoe dicht vor die Augen hal tend, mit fast überstürzender Rede her auspolterte: „Der Chef kommt vor der Dienst stunde heut Abend nicht zurück! hier keine große Bewirthung'zu rechnen im Hause des Schwiegervaters unseres Herrn Portiers. Sollte dennMad'mzell Zo« Wirklichnichts davon wissen?" fuhr «r mit verstellter Unschuld fort, als er die Augen der Griechin wie versteinert Hause davon erzählt, wie großmüthig Mad'mzell ihr schönes Kleid seiner Braut geborgt hätte; er hat mich mor gen früh zu sich bestellt, um es zurück zuholen, denn er hat heute seine Stelle hier gekündigt, um künftig dem Schwiegervater in dem kleinen Geschäft zu helfen, und ich hoffe, von den Süßigkeiten des Hochzeitsschmau ses w»d.. ." » Weiter kam der geschwätzige Knabe nicht. Die Lähmung, die Zoe ersaßt zu haben schien,war plötzlich gewichen; mit kräftigem Stoß drängte si« den Un glücksboten zurück, und di« Thür fiel Das Wort „Hexe" (altniederdeutsch: oder li»xv?ti»se) bezeichnet nach der wahrscheinlichsten Ableitung solche, die aus dem „Hag" kamen oder für gewöhnlich im Hag wohnten. Die fer Hag ist «ine „gehegte" Stätte, jener gehegte Hain der Todten, aus dem nach dem Bolksaberglauben die Geister hervorkommen, und diese Gei ster ftlbst sind „Hexen." Im Laufe nämlich auch Menschen darunter, welche mit Hilfe solcher Geister zu ihrem Nutzen und dem Schaden ande rer allerlei Zauberkünste verübten. Da es nach der Ausbreitung des Chri stenthums vornehmlich alte Frauen waren, welche di« heidnischen Bräuche bewahrten und ausübten, so kamen sie b«sond«rs häufig in den Berdacht der Zauberei. Es entstand die Meinung, daß solche Hexen im Bund mit dem leibhaftigen Bösen ständen und in sei nem Dienst alles U»heil verursachten, das über Ortschaften, Familien und Personen hereinbrach ein Wahn, der leider bis auf d«n h«utigen Tag noch nicht völlig sich hat ausrotten las sen. Es giebt nach dem alten Volks aberglauben allerlei Mittel, Hexen und Geister zu verscheuchen, die zu gewissen Zeiten sich besonders zahlreich einfin artiges Concert gemacht, das der „Hexentusch" heißt. Er wird nur mittels Peitschen ausgeführt, und die Burschen des betreffenden Ortes üben sich schon tagelang vorher darauf ein, nen. Der Lärm, den sie dann auf diese Weise im Beisein einer stets zahl reich sich versammelnden Zuschauer menge zu Stande bringen, scheucht die Scheunen. Steht irgendwo ein armes altes Weiblein in dem Rufe, «ine Hexe zu sein, dann wird dieser Hexentusch, natürlich unmittelbar vor der betref fenden Behausung ausgeführt. Der selbe Brauch hat sich auch an einigen Orten der Mark Brandenburg erhal ten. und ebenso hängt offenbar das Aus der Mädchenschule. Dewort n«nnen, Elsa?" Elsa: .Ver lobung." Gin älinlicher Aass. Ich war «in junger Rechtsanwalt und zu jener Zeit sehr verliebt. Trotz jener Thatsache hatte ich schon eine ganz ansehnliche Praxis, und da zu cbcn dieser Zeit zwei größere Actien gesellschasten mich zu ihrem juristi schen Berather machten, so wäre ich wohl im Stande gewesen, zu heira then.^ nicht der Mann. Wittwer, in meiner Nachbarschaft. Ich pflegte jeden freien Abend bei ihnen entdeckt." > . Liebe verlassen sind, ehe sie die Welt ten Herrn, dessen Leben einfach ideal zu nennen Ist. In der Stadt, in der er lebte, ehe fein Mißgeschick ihn er heißt auch väterlich; verstehen Sie mich wohl, dies ist keine Liebesge schichte. Er kannte keine größere aus der kleinen Gesellschaft fühlte sich chen Glücksgefühls? Vielleicht wer kann's wissen? Jedenfalls ist sein Leben, Ermnern bn Tage «s nicht schön?" „Es ist wirklich ideal", antwortete ich voll Enthusiasmus, und dann kam then." „Vielleicht aber nennen Sie mir wenigstens die Anfangsbuchstaben ihres Namens. Das können Sie wohl "s' -D' Sie lächelte, erhob sich, ergriff meine Hand und führte mich zu ihrem Vater. „Papa", sagte sie, indem sie sich über ihn beugte, „hier ist ein junger Herr, der ein ideale« Leben zu führen wünscht." „Nanu", rief ihr der Vater, „doch nicht etwa wie unser alter Freund in der Irrenanstalt?" „Nicht ganz so schlimm wie das", sagte sie, „er möchte sich nur verheira seliges Glück ist. Praktischer Stand punkt. „Bist Du auch für di« Frauenbewegung?" „O ja, ich gehe jeden Tag zw«i Stunden spazieren!" Hyp«rb«l. Unterofsicier: „Einjähriger, wi« können Sie nach wackeln? Sie Insurgent!" Nlick tu vtc Zukunft. Rufe nicht v«rgang'ne Tage, Liegt die Welt doch vor Dir offen, Lenke kühn des Schiffes Kiel, Du sollst kämpfen, dulden, hoffen Und erreichst das ferne Ziel. Weh dem Menschen, der verzagend Auf versloss'ne Stunden schaut, Der, die Gegenwart verklagend, Nicht der eignen Kraft vertraut; Der mit Wehmuth und voll Bangen Rückwärts hält den Blick gewandt! Glänzend liegt, Tu mußt's erlangen. Vor Dir das gelobte Land! Such' der Sehnsucht gold'nes Vließ, Dann erkämpfst Du, siegesheiter. Was die Tugend Dir verhieß. Rufe nicht vergang'ne Tage, Nicht «ntschwund'ne Zeit zurück; Leb' der Gegenwart und kla^e Entdeckung gemacht. In alten, vergilb- Auszeichnungen befanden, die noch von der Hand des Urgroßvaters seines Ur» genden, die sein« Aufmerksamkeit in ho hem Maße fesselten. Unter Anderem enthielten nun die Blätter «in« sehr hübsche Erzählung, nach welcher das schöneTöchterlein eines spanischen Hof gärtners die erste Braut gewesen ist, die «inen Orangenblüthenzweiz der Kastanien noch völlig Unbekannt war und dessen herrlich duftende, wie aus zartem Wachs gemodelte Blüthen regten. Viele baten vergebens um einen kleinen Zweig des exotischen Gewäch ses. und ein ausländischer Gesandter, ren, versuchte es auf alle möglicheWeit«, in den Besitz eines Ablegers zu gelan gen. Doch als weder ehrliches Vorge hen noch di« raffinirtesten Intriguen zum Zi«le führten, gab er es endlich als hoffnungslos auf. Da sah er eines Ta ges einen Zweig der heißbegehrten Blüthen in dem Haar der schönen Hos gärtnerstochter. Das junge Mädchen wurde von «inem Künstler geliebt, des sen Familie aber die Einwilligung zu einer Verbindung versagt«, weil die schöne Ines nicht die gewünscht« Mit gift besaß. Da passirte nun dem Vater des jungenMädchens, daß er versehent lich ein«n Zweig von dem kostbaren Orangenbaum abbrach. Gedankenlos gab er ihn seinem Kinde, das di« schnee igen Blüthen kokett in den dunkeln LoHen kxfestigte. Zufällig fiel der Blick des ehrgeizigen Gesandten auf die sel tene Haarzierde der ihm begegnend«» Gärtnerstochter und sofort erbot er sich, für die mangelnd« Mitgift zu sorgen, wenn sie ihm den Zweig überlassen und ihr Wort geben würde, nicht über die Sache zu sprechen. Die Hochzeit des jungen Paares fand bald darauf statt und auf dem Wege zum Altar trug di« strahlend« Braut wi«der einig« der glückbringenden Orangenblüthen,, die si« sich heimlich zu beschaffen gewußt hatte. Ob der arm« Gärtner die ver rätherische Handlungsweise seines Töchterchens mit seinem Kopf hat bü ßen müssen, davon berichtet die Legend« worden fein, und als sich auch die Be schicht« von der schönen ?!nes weiter verbreitete, hielt mdn Orangenblüthen Haarschuetder und Perrü«enmach«r Daß der Existenzkampf einzelner Gewerbezweige gegen ein« neu entste hende Technik oder Mode nicht etwa nur ein spezielles Merkmal unserer heutigen Wirthschaftsepoche ist, daran erinnert so recht di« folgend« Geschichte aus dem Jahre 1325, Damals, zur Zeit als die natürlich« Frisur wie der südlichen Niederlande ein Per- Aushängeschilder hatten. Das des Perriickenmachers stellte Absalon dar, in den Zweigen eines Baumes hängen loppirt. Dabei stand di« Inschrift: „So mögen Alle fahren, die keine Per in die Perrücke und, schwimmt mit der an's Land. D«r Mann aber ertrinkt, während seine Perrücke gerettet wird. gen fahren, die eine Perrücke trä gen." Di« Erinnerung Ist dal Echo des Glückt oft da» zweifach«.
Significant historical Pennsylvania newspapers