UWINW. Roman von L. Haidhcim» (3. Fortsetzung.) Klarenberg spielte also heute doch! «Es siel dem Major nicht ein, zu kriti sir-n; es war dies ganz einfach und nicht mehr als Recht, daß Ulnch Re- Und dort, an dem kleinen Tische, das war also dieser Ruscow? Wie °der Mensch fieberhaft aufgeregt aus sah! Mit keinem Blick verließ er die Gruppe der Spieler! Ah, dem zuckte es ja in jedem Finger, daß er nicht mit dabei war! Richtig; nun erhob er sich auch schon und stellte sich hinter Klarenberg. Der Major sah sich den berüchtigten Spieler mit Interesse an. Was hatte der Mann nur? Der sah ja aus wie verzehrt von Leidenschaft und Aufregung. Ah! er wollte wirklich nicht spielen? Er wandte sich » ging zögernd, „Alle Ehre! In der Gewalt hat er inzwischen trat ein langer baum ols ob Ihr alle Konfirmanden wäret! Hurrah! Es lebe die Aufregung! Ein wenig Emotiren gehört nun einmal zum Leben, wenn es nicht wie schales Bier schmecken soll. Champagner her! Ruprecht, Champagner! Wo ist der Bursche? Nein, nein, Seppi, Sie nicht, Ruprecht kennt meine Marke nnd meinen Geschmack; ich bitte sagen Sie es ihm doch!" Und während Seppi, der zweite Kellner für diesen Saal, sie trugen olle eine vornehme, einfache, schwarze Livree mit Silberschniiren. kurze Knie- Hofen und schwarze Seidenstrümpfe, lautlos hinweggleitet, Ruprecht zu rufen, drängen sich Gesinnungsgenos sen des Kürassiers an den grünen Tisch; man rückt zusammen; man stellt sich hinter die Stühle; das Spiel nimmt einen anderen Charakter an.— „Nun, vorwärts, Klarenberg, lassen Sie sich nicht verblüffen! Die lau nische Fortuna kommt Ihnen heute noch zurück," hieß es. Und Ulrich Klarenberg hielt die erhöhten Sätze, — verlor und verlor immer. ist meine Uhr, ich spiele noch eine halbe Stunde, dann geh' ich!" legte er dieselbe neben sich. Er sehnte sich fortzukommen, diese Verluste waren zu viel für ihn. Ruprecht hatte endlich den Cham pagner gebracht; man trank rasch, eine wirkliche Aufregung bemäch tigte sich Aller, als in der That, ge nau wie der Gardekürassier es vorher gesagt, Klarenberg plötzlich wieder gewann, abermals und immer wie der gewann. Leidenschaftlich erregt setzte man gegen ihn; er vergaß seine Uhr, eine ungewöhnlich hohe Summe stand. Das Ungewohnte der Situation die Nachklänge des Morgens jetzt der Gedanke: wird das Glück im Spiel zugleich auch wieder die wirkliche Spie lerleidenschaft Alles zugleich ließ ihn gar nicht mehr sehen, daß Feedern sein alter Freund besorgt und unruhig neben ihn getreten war, daß Ruscow ihm mit flammenden, düste ren Blicken und fest zusammengepreß ten Lippen todtenblaß gegenüberstand, ohne heute auch nur eine Karte anzu rühren; daß selbst Ruprecht der Kellner, mit fliegender Röthe und selt sam unruhig arbeitenden Zügen, sich über die Schulter sah. Er hielt die Bank; er zog die Karten ab. Ein Haufen Gold, Pa „Verzeihung, Herr Baron ließen eben diese Karte fallen!" klang Rup rechts bescheidene, wohlbekannte Stim me in das momentane Berstummen, und er legte eine Pique-Dame vor Klarenbesg auf den Tisch. Was war das? — »Wo kommt sie her?" fragte Kla renberg erstaunt, er hatte Ruprechts Worte gar nicht gehört. „Sie ließen sie eben fallen, gnädiger Herr!" „Ich nicht! Wer also?" „Sie, gnädiger Herr! Ich sah es glücklicher Weise." Der Ton des Menschen klang völlig Harmlos, aber er blickte Niemand an, doch achtete Keiner jetzt darauf. Klarenberg wußte gewiß, er hatte die Karte nicht fallen lassen, sie nie in Händen gehabt. Er sah, wie die Andern sich betroffen anblickten. „Die Karte ist nicht mein, ich habe sie nicht fallen lassen. Was soll das? Kerl, Du lügst!" Aber diese, mit jedem Blick auf die Mitspieler sich steigernden Ausrufe wurden längst übertönt durch den wil den Tumult, welcher der sekundenlan gen, lähmenden Stille folgte. Eine furchtbare Verwirrung; ein Ruhegebieten. Mahnen, Bitten, zorni ges Aufbegehren, Fragen, Antworten, alles zugleich und dazwischen klang „Mensch bei Deinem Leben, wo kam die Karte her?" Und er schüttelte den Kellner wie der Löwe ein Eichkätz chen. Kl b . ließ sie in diesem Augenblick sallen, — mein Gvtt, ich habe doch nichts Böses gethan?" ächzte der lelchenblasse Mensch. Biel blasser, bis auf die Lippen „Der Mensch lügt, Ihr Herren, „Er irrt sich er Irrt sich, selbst sichter. „Mein Gott! Woher? Ich ver nicht gtben; aber ich werde jeden Blick, der mich beleidigt —" „Keine Drohungen, Herr von Kla- <s s, d sahen Sic die Karte fallen ? Auf „Ich sah sie fallen; aber nicht „Aus wessen Hand also ?" „Ich sah nur die Karte leine Hand." mann. „Aber ich frage die Herren nur, welches Interesse ich an der Karte hätte haben sollen?" selbst mit dumpfer Stimme. „Wer kann sie haben fallen lassen?" fragte man von Neuem. „Wer warf sie hin?" schrie Klaren berg auf, und unwillkürlich bohrte sich sein Blick auf Ruscow. Alle sahen es; aber dieser Blick Man liebte Ruscow nicht gerade;— aber dieser Argwohn, den Klarenberg aus ihn richten zu wollen schien, war der drängte sich, einer der Ersten, zu Ihnen, Ihre Vertheidigung zu führen Sie zu rechtfertigen —. Und Sie, Ruscow, sind von dieser Minute an jeder Freundschaftspflicht überhoben!" „Meine Herren ich bitte Sie um Ihrer eigenen Ehre willen, glauben Sie dem schlimmen Schein nicht; untersuchen Sie —!" bat Klarenberg, sich entschlossen aufrichtend, gefaßter. „Es bliebe nur noch eine Möglich keit!" drang Ruscows Stimme aber mals durch das Getümmel. „Der Ruprecht hier hätte gelogen? Aber Major von Feedern sah die Karte fal len; vielleicht sah er auch, daß die ser Mann sie, wie es seineDienerpslicht ist, aufhob?" „Ja ich sah Ihn die Karte aufhe ben." dagegen etwas zu sagen?" „Nur, daß ich die Karte nicht fallen ließ," erwiderte tonlos der Unglück liche. In ihm schrie eine Stimme: „Du, Du hassest mich, Du hast Feindseliges gegen mich im Sinne!" Aber Ruscow und Feedern waren ja die Einzigen, die zu ihm hielten! War denn dies Alles Wirklichkeit? Träumte er nicht einen furchtbaren Traum? War er wahnsinnig? Er stand ein Verlorener ein Geächteter inmitten der Männer und der alte Feedern redete weinend, zit ternd zu dem ganzen Kreise: „Ich kenne ihn, meine Herren ich bin der Major von Feedern fragen Sie nur! Ein ehrenhafter, alter Mann bürgt für diesen Unglücklichen! Er ist die Ehre vom Wirbel bis zur Zehe kein Winkel in seiner Seele, in welchem nicht die Ehre wohnt ! Ich bitte Sie inständig es wird sich ja aufklären lassen —." Nur tiefes Schweigen respekt volle, mitleidige Blicke, die ihm galten, nicht seinem Schützlinge, waren die Antwort aus diesen Appell an ihr ru higes Urtheil. Ja, was wollte denn dieser alte, brave Herr? die Thatsachen sprachen ja unwiderleglich. Und nun flüsterte man, sich erinnernd, von Klarenbergs Und »a faß Ruscow ganz bei Seite in einem Sessel und hielt die Hände vor das Gesicht geschlagen. Weinte er? Bei Gott er hatte ja wohl ganz feuchte Augen! Er sah plötzlich krank und ganz elend aus! DaS war ein schöner Zug von Rus- hängnißvollen Dame gewonnene Geld lag, > Mit bis zum Aeutzersten gesteigerter Schärfe er un^onst^ dachte Jeder, datz RuScow Recht habe. „Wir geben es!" sagten Alle. „WaS ist da noch zu untersuchen!? Was einzustehen?" war die Antwort. Der Major schluchzte laut auf. Auf der Straße stand Ulrich Kla „Jch danke Ihnen, Major, Gott der Alte verzweifelnd heraus. „Bei meiner Mutter über Alles ge liebtem Haupt, bei dem Mädchen, wel- lhat'S?" aber —" „Ruscow? Der hat sich brav be nommen der nicht!" „Nun dann weiß es Gott Ich nicht!" schrie Klarenberg auf. „Und Mutter!" „Will's thun, mein Junge! Gott Gott mit —" mung, wie er sie qualvoller nie erlebt, wanderte er bis zur Erschöpfung um her; immer wieder führte ihn sein Weg gesunden, seinem unglücklichen, jungen Freunde den einzigen Weg zu versper ren, der ihm blieb. angstvoller horchte er in die Nacht hin len! In dieser Todtenstille mußte man ihn hören. ' ' B sich fragend, ob nicht ein gräßlicher Traum ihn ängstige stieg Ulrich von Klarenberg die Stiegen zu seinem „Ehrlos! —Rettungslos beschimpft! Wehrlos!" Nur rasch fort aus diesem ekelhaften Leben! Was hatte Aber Willa! Die Mutter! Keine Minute möcht' er länger leben. Eine wahre Sehnsucht fühlte er noch Befreiung, und ohne die mindeste Re- „New! Nur schnell." Richtig! Der Schlüssel steckte. Die willen, wie sjehst Du aus? Was ist Dir?" „Ulrich! Ulrich! was ist geschehen? „Mutter! Mutter!" das war Alles, Blick, als sähe er das Haupt der Me- Sie war «ine energische, besonnene Frau. Eiseskälte durchrieselte sie, daß d s H' lsw'll Ul ch ckt ? ' ' „Ich muß sterben, Mutter! Laß send. Rasende empor. „Sterben? Ein ame rikanisches Duell?" „Nein! Sei doch still, Mutter! schnitten, Mutter! Ich soll ein Falsch „Nicht leben? Den Schuften Recht „DaS verstehst Du nicht, Mutter!" kend. Mutter!" s - " b h das sie sofort erstickte. „Mutter! Wozu? Mir hilft kein Gott!" da?" rief sie aufglühend, und als er „Ich lasse Dich nicht; erst sprich! Ulrich! Ulrich! Ich —! Das^Thor List gegen List affo! Ihr Weinen „Und Willa?" fragte sie. Er hatte an Willa in all dieser furchtbaren Aufregung nicht mehr ge sich auf ihn bohrten, an das Herz des geliebten Mädchens hatte er nicht ge dacht. Athemlos nur sie im Geiste be fragend, ob sie an ihn glauben werde, starrte er an seiner Mutter vorbei in's Leere! Da machte ein Geräusch ihn auffah ren. Die Hausthür flog krachend in't Schloß. Mutter und Sohn horchten auf; Schritt«! Stimmen! In fliegender Hast stürmte man die Treppe „Or lebt! Er lebt!" rief es, und her in stürmischer Hast, und da hing sie und weinte laut, und das Zimmer füllte sich; da war der alte Major blaß, düster, ganz verhärmt da war Willas Mutter da war die Stiftsdame —! War er also wirklich wahnsinnig? Gott fei Dank, das war ein Trost! „Ulrich! Ulrich! Wir glauben es ja nicht! Wir wissen ja—! Wir kennen Dich ja!" rief Otto von Feedern und ergriff den Arm, den Willa frei ließ. Und nun wußte der Verzweifelnde doch hatte furchtbare Wirklichkeit »lebt. Aber so mitten in der Nacht? Wo ka „Sie sind die Frau Mutter —? Wie kommen Sie hierher? Welch glück licher Zufall?" fragte die Generalin die berg. Der Major küßte derselben in brünstig die Hände: „Es ist ein teuf lischer Zufall! Eine Bosbeit! Was weiß ich? Er hat's natürlich nicht ge than!" rief er dabei und schüttelte ihr die Hand fast aus dem Gelenk. „Herr von Klarenberg! Willa! Freunde geholt erzählte dem Erhitz ten sofort das Erlebte, weil er's fak tisch nicht aushalten konnte, noch län- Ulrichs Fenster. „Hier steh' ich nun schon seit Mit ternacht; —noch brennt die Lampe —" „Und vielleicht ist er schon todt!" rief Otto. Todt?" ,' kenlos nicht geschlossen. Das Thun des jungen Mädchens war so unbegreiflich, daß Alle starr und stumm ihr nachsahen, ehe der Ge neral daran dachte, sie zurückzurufen. Aber sie hörte gar nicht; sie und der Referendar verschwanden die An „Und nun, Herr von Klarenberg, was haben Sie zu sagen? Glauben Sie an einen bösen Zufall —? Oder trauen Sie die Niedertracht einem Feinde zu?" fragte der General. Willa mein Ehrenwort, und es ist das eines ehrlichen Mannes!" erwiderte Ulrich fest. „Aber ich weiß es! Höre mich an, Papa! Du mußt mich hören!" unter brach Willa den Geliebten: „Er ist es, den ich liebe Ruscow Ruscow haßt ihn; ich habe es immer gefühlt, ich weiß es seit heute Mittag —" „Sei keine Thörin, Mädchen!" trat streng und gebieterisch Tante Hetta, die sich mit fest zusammengepreßten Lippen dieser „unmöglichen Scene" gegenüber gesehen, ohne sie verhüten zu können, noch auch in ihrer Neugier zu gen und Albernheiten Deines ausge regten Hirns für Wahrheit ausgeben?" „Papa, Papa! Wir lieben uns! Daß Ulrich Klarenberg keine falschen Karten führt o, mein Gott, Ihr Eurem Leben! Ulrich! Liebster! Liebster! Niemand denkt daran! Papa, sprich! Gieb der Wahrheit die Ehre! Maubst Du, daß er —er sieh ihn doch nur an!" „Das Mädchen hat Recht ich glaube an Sie, Klarenberg!" „Ich auch! Ich habe es all den Leu ten "erklärt!" fügte Feedern hinzu. „Dank! Tausend Dank!" murmelte trockenen Augen. Ach die tiefe Trostlosigkeit blieb darin; WaS nützten ihm alle diese Erklärungen? Willas warme Parteinahme; was nützte es ihm? es war ja doch Alles für ihn verloren Ehre und Glück! mst b G lEr wollte mit der Schmach belastet, die er nicht verschuldet sterben, statt zu leben! statt zu kämpfen um seine Ehre!" rief Frau von Klarenberg. Die Männer blickten sich düster an und schwiegen. „Sterben? So sterben? Aber be greifen Sie denn nicht, daß er leben muß. um gerechtfertigt zu sein?" rief die Mutter von Neuem entsetzt und ganz außer sich. „Die Sonne bringt es an den Tag, Ulrich! Du mußt leben! O, Gott! wende sein Herz! Er mutz leben —er darf nicht so schmachvoll sterben!" schluchzte Willa sie hatte sich losge macht und hing von N'uem an seinem Halse, obwohl der General zornig rief: „Das Mädchen ist toll!" und die Tanke sie zerrte. Sie ließ sich «nch nichts beirren. „Du weißt, daß ich Dich lieb hat« und Dir treu bin!" schluchzte sie. „Geh fort, geh weit fort —! Du wirst Gott nicht die Wahrheit an's Licht kommen ließe! Aber lebe! Ulrich, stirb nicht!" Der alte Feedern und der General sahen sich an. „Das Mädchen hat Recht, Klaren berg! Gehen Sie gehen Sie, wohin das Schicksal Sie leiten wird und überlassen Sie uns. Ihre Sache hier zu führen, wenn sich etwas darin thun läßt!" sagte er, und da die Mut ier eine Bewegung machte, als wolle sie Protestiren, fuhr er ernst fort: „Hier bleiben kann er nicht. Gnä dige, das wäre mebr als Tod das wäre der Platz am Pranger und ob unschuldig oder nicht er soll da nicht stehn." „Sie baben Recht. Ercellenz!" sagte die unglückliche Frau leise. „So ist es das Beste," wMdte er sich dann bekümmert an Ulrich. „Ich habe Sie lieb gehabt, Klarenberg, und hätte Sie mit Freuden meinen Sohn ge nannt. Diese unerklärliche Geschichte trifft nicht Sie allein, sondern wie ich mit Schrecken sehe, auch mein Kind, und damit uns Alle! Gehen Sie mit Gott! Es giebt ja noch eine Ge rechtigkeit Im Himmel! Willa that gut, uns daran zu mahnen." „Lassen Sie ihn versprechen, daß er nicht freiwillig sterben will!" schluchzte Frau von Klarenberg auf. „Hören Sie Ihre Mutter!" rief der alte Feedern tief erschüttert. Er, der noch vor einer Stande in dem Tode die einzige Lösung sah. ES war ein schweres Verlangen und ein noch schwereres Scheiden. „Macht's kurz!" cornmaildirte der General. Er ließ am wenigsten seiner Tochter Zeit zu einem Abschiede und sie sahen auch Alle,Klarenberg'? Kraft war am Ende. „Auf Wiedersehen, mein Junge? Auf ein glücklich Wiedersehen!" murf melke Feedern. Hatte er Recht gethan, feinen Spruch auf „Leben" umzuändern? Dann waren Mutter und Sohn wieder allein. In fieberhafter Hast packte sie ihm seinen Koffer er ging avathisch in leidenschaftlicher Unruhe in seiner Stube hin und her. Sein suchender Blick war auf die Wand gefallen; der Platz, wo der Revolver gehangen hatte, war leer Otto nahm ihn aus einen Wink der Baronin Klarenberg mit. „Sie sind Alle so barmherzig vor» sichtig!" murmelte er bitter. Im frühestenMorgengrauen Vampsie der Zug aus dem Bahnhofe der Resi denz; eine todtbleiche Mutter stand und schaute ihrem bleichen Sohne nach. Und dann, als Alles vorbei war und die Sonne hell über den Herbstwäl dern emporstieg, wandte sie sich der Stadt wieder zu: „So oder so. er ist todt für un?,"' sagte sie mit brechendem Herzen. Man hatte sich das Wort gegeben, über eine Scene zu schweigen, welche allen Mitgliedern des Jockeyclubs im höchsten Grade peinlich sein mutzte;- — man befahl der Dienerschaft auf das Strengste, kein Wort darüber verlau ten zu lassen trotzdem drang, wie immer, ein dunkles Gerücht in das Aber eben auch nur dies Gerücht die Person des ertappten Falschspielers? war nichts Gewisses zu erfahren Ruscow ging, ritt, fuhr vor aller Au gen umher er konnte es nicht sein und an Ulrich von Klarenberg dachte bei dieser Gelegenheit kein Mensch. Datz er, der nur auf kurze Zeit in Geschäftssachen in die Residenz ge kommen, nicht mehr gesehen wurde, fiel Niemandem auf. Die Ankunft des Prinzen und fei nes fürstlichen Gastes machte in inili kamen, wie eine vom Frost berührte Blume das Haupt senkte. Es waren furchtbare Tage für Mut ter und Tochter; selbst datz sie ge meinsam litten, brachte weder der EI- und zu Willa führte, damit er der Unglücklichen als Augenzeuge Bericht erstattete. „Ich kann nicht anders sagen, als datz dieser Ruscow, von dem ich erst diel Unvovtheilhastes gehört, sich in meinen Augen geradezu rehabilitirt hat, liebes Kind", widerlegte er Willa! auch jetzt wieder ausgesprochene Ver dächtigung. „Der Mann soll ein leidenschaftli cher Spieler sein ich aber have mit diesen, meinen eigenen Augen beobach tet, wie er sich bezwang, wie die Spiel- Wuth ihm aus jedem Zuge sprach und in seinen Blicken loderte und er hielt sich dennoch tapser er rührte keine Karte an. Und dann er war der Erste, der neben Klarenberg trat, der beruhigte, der entschieden be tonte, es müsse ein Irrthum, ein böser Zufall vorliegen; er vergriff sich in feiner Erregung sogar an dem un glücklichen Kerl, dem der die Unglückslarte aushob —." (Fortsetzung folzt.) Jür die Küche. Wild. Der Rücken eines trotzen ant folgender Beize übergössen: Man nehme ein halbes Pint Essig, ein hal bes Pint Rothwein, vier gehackte mit telgroße Zwiebeln, einen gehäufte» Theelöffel frische, grob gestoßene Wa cholderbeeren, einen Theelöffel zersto ßene Pfefferkörner, drei Lorbeerblätter und ein Bündchen Thymian. Damit Seile. Dann wird der Braten ge spickt, gesalzen, in steigende Butter ge than, und sobald er schön braun ze- G??' ntinevonSvnS Eine Gans wird ausgelöst und mit folgen der Farce gefüllt: Pfund durch wachsenes Schweinefleisch, Pfund Kalbfleisch und die Fleisch- und die Fettabsälle der Gans- werden zweimal durch die Fleischmaschine getrieben ; zuletzt das F:tt. Hieraus wird alles gut gesalzen und gewürzt.- EtwaS Schalotten, gehackte Petersilie, die blanchirte Leber, ein halbes Pfund blanchirter, in Würfel geschnittener Speck wird dem Gehäcksel serner bei gegeben. Zunge oder drei gepökelte, gelochte, in Würfel geschnittene Gäase magen, Pistazien, etwas Trüffel, zwei ganze Eier, alles wird gut', gemischt und das Ganze ganz eingenäht in ein Tuch und wie eine Wurst gewickelt, in einer Brühe mit einigen Kalbssüßen oder Schweinsfüßen oder Schwarten ,nd weißem Wein drei Stunden-sichr langsam weich gedünstet. Grünze«, und Gewürz nach Geschmack. Die Ga-- lantine muß immer mit der Brühe be deckt sein; nach dieser Zeit wird die Galantine noch einmal fester einge wühlt und gebunden, leicht beschwert unl» kaltgestellt. Die Brühe in einem Seiher passirt, wenn sie kalt ist, , ent fettet und geklärt; die Galantine wird angerichtet mit dem geklärten Aspie» wenn fest, in schöner Form garnirt. Galantine hält sich längere Zeit, wenn sie durch eine Schichte von Gänsefett vor dem Zutritt der Luft geschützt wir». Gefüllte Kalbsbrust. Dir Brust bricht man am dünnen Theil durch. Dann werden feingeschnittene Zwiebeln, gewiegte Petersilie und eben soviel Schnittlauch, etwas Salz und gestoßener Pfeffer mit 4 in Wasser ein geweichten und ausgedrückten Milch» broten in einem Stück Butter ge dämpft und wenn solches abgekühlt ist, mit 4 Eiern verrührt, die Brust damit gefüllt, zugenäht und mit Salz und Pfeffer bestreut. Hieraus läßt man in einer Bratpfanne ein ziemlich gro ßes Stück Butter heiß werden, legt die Brust hinein und und brät sie Stunden, während man sie öfters mit Jus begießt. Berliner Pfannkuchen. Zuthaten: ein Pint Milch, Unze Hefe.. 7 gelbe, 7 ganze Eier, ein Vier tel Pfund Zucker, eine Unze bitter- Mandeln. Citronengeschmack. Muskat blüthe. Mehl. Man kocht die Milch auf und rührt soviel Mehl dazu, daH ein nicht zu fester Teig entsteht, dem man, nachdem er etwas abgekühlt ist, die ausgelöste Hefe beimischt und daZ Hefenstück aufgehen läßt. Man rührt Eier and Zucker schäumig, sügt das ausgegangene Hesenstück, den Ge schmack und soviel Mehl hinzu, daß ein fester Teig entsteht, den man gut Vmcharbeitet. Man läßt den Teig et was ausgehen, macht dann «ine Rolle davon, die man in beliebig große ade: gleiche Stücke schneidet. In die Mine eines Stückchens drückt man ein Häuf chen fest« Marmelade ein, drückt den Teig unten gut zusammen, daß eine Kugel entsteht und legt die Kuchen auf Bretter, welch« mit «in«m Tuch belebt find. Letztere» muß gut mit Mehl ein gerieben fein. Man deckt die Kuchen dann mit einem zweiten Tuch zu und läßt sie aufgehen. Sie werden dann in heißem Fett oder heißer Backbutter ausgebacken und entweder mit Zucker bestreut oder mit Vanille-, Punsch- oder anderer Glasur überzogen. Man kann die Kuchen mit allen mög lichen Marmeladen füllen, als: Erd beer-, Himbeer-, Kirsch-, lohannis beer-, Apfelsinen-, Ananas-, Punsch- Marmelade usw. Letztere besteht aus Apfel-Marmelade, mit Rum vermischt. Man kann die Pfannkchen auch so herstellen, daß man den Teig ausrollt, mit dem runden Ausstecher die eine Hälfte der Teigplatte leicht abzeichnet und in die Mitte eines jeden Kreises ein Häufch«n Marmelade legt». Man sticht dann von der anderen Hälfte Platten aus, deckt sie über die Mar melade, drückt die Seiten gnt an und sticht mit einem kleineren Ausstecher die Kuchen aus, die dann wir oben weite: behandelt werden. Gedünstete Kastanien. Man legt die Früchte einige Minuten In kochendes Wasser, schält sie; dann nochmals in heißes Waffer und ziekt hernach das braune Hänichen ab. Nun werden sie in ein« Pfanne, in welche: ein wenig Butter heiß gemacht wurde, nebeneinander gelegt, mit Zucker be streut. mit guter Fleischbrühe übergös sen, etwas gesalzen und. indem man sie mehrmals umwendet, langsam we ch gedünstet. Ausgezeichnete Beigabe zil Gans oder Ente, ebenso zu Blaukraut und Kohl. Weitzkrautfchnitzel. Die Köpfe werde« geviertheilt und mit wenig Salzwasser halb gar gedämpft. Dann werden sie gut abgeseiht und der Strunk weggeschnitten, hierauf fein hellgelb gedünstete Zwiebeln (in But ter) und Eier dazu gemischt. Di« Masse muß derart sein, daß mcn Ku geln formen kann, die man flach drückt panirt und bäckt. 3
Significant historical Pennsylvania newspapers