2 Aer Selbstmörder. Ewr seltsame Geschichte, von C. L. Man sollte meinen, daß, weil die Ehen im Himmel geschlossen >«nden, jede Ehe auch wenigstens «in Stück Paradies sein müßte. Und so ist es auch, nur ist in den meisten dieser worden, dir Schlange der Zwietracht, der Eifersucht «nd wie die Friedens störer alle heißen mögein, und die Un schuld, die Eintracht und der Friede haben Reißars genomnvn. Auch der Kaufmonn Schwendler lebte in einem solchen 'Paradiese, nur Ehegatten das am mristen beklagte, in das sie sich in einem Augenblicke du Leidenschaft, oder, wie dieLeute sagten, infolge eines Rechenfehlers gestürzl. Herr Schwendler hatte bei seiner Ver heiratung mehr das Vermögen als die Liebenswürdigkeit der Braut in's Auge gefaßt und erst später gesunden, daß er sich in seinen Boraussetzungen schmerzlich getäuscht. Wie dem auch sein mag: die ganze Stadt wußte, daß die Schwendler'sche Che eine sogenannte unglückliche war, vnd Niemand wußte es mehr, als die Ehegatten selbst. Anfangs Hatte man wenigstens vor den Leuten noch ein freundliches Gesicht am ouch der Schein zur Last und sie lebten wie man zu sagen pflegt, wie Katze -und Hund, und zwar umsvmehr, als sich dießermögensverhältnisse von Tag zu Tag verschlechterten. Als Herr »Schwendler eines Tages seine Bücher aufschlug und die Bilanz zog, ergab sich ein nicht unbedeutendes Deficit. 'Herrn Schwendler's Entschluß war schnell gefaßt. Er wollte seinen Ban kerott nicht überleben, sondern steckte «in paar Pistolen zu sich und ging da mit in den Wald. Frau Schwendler hatte das unru hige Wesen ihres Mannes bemerkt und folgte ihm auf dem Fuße. fand sitzend, wie er nachdenklich die Pistolen lud; dann sah er plötzlich auf und in das blasse Antlitz seiner Frau. „Soweit ist es mit uns gekommen!" sagte der Mann, „und daran bist Du nur schuld: hätte mein Unstern mich nie mit Dir zusammengesührt, so wäre ich noch der glückliche Mann, der ich früher war." „Hab' ich mich Dir aufgedrängt?" war die Antwort, „ich hätte bessere Partien machen können und wäre je denfalls glücklicher, als ich jetzt bin!" „Darum müssen wir scheiden!" seufzte Herr Schwendler; ich habe meinen Weg verfehlt sei Du glück lich!" „Wir wollen versöhnt scheiden," "sagte die Frau gerührt, „Du sollst nicht allein sterben gieb mir eine Deiner Pistolen!" „Wie? Du wolltest?" ' „Ich will! Wir können im Leben nicht glücklich werden, so vereine uns der Tod. Gieb mir eine der Pistolen!" > „Leb' wohl!" Herr Schwendler reichte seiner Frau zum letzten Ab schiede die Hand, dann eine der Pisto len und ging dann tiefer in den Wald. ' Wie Herr Schwendler so allein für. haß ging, begann er bei sich zu über legend Weswegen sterben? Der Schulden wegen? Nein! Also wegen meiner Frau! Wenn aber meine Frau sich erschießt, so kann ich ein freies, besseres Leben beginnen! Ja! Und er that den Schuß in die Luft. - In demselben Augenblicke fast rollte durch den Wald ein zweiter Schuß. Herr Schwendler lauschte gespannt. „Sie hat Wort gehalten," flüstene er leise. Ihn schauderte; doch alsbald besiegle ihn der Gedanke: „Jetzt bist Du frei!" Er verließ eilenden Fußes den Wald und kam bald in seine Woh nung. Wer aber beschreibt das gegenseitige Entsetzen, als beide Ehegatten in dem Hausflur zusammentrasen. Sprichlos starrten sie sich an, eins glaubte in dem «indern ein Gespenst zu sehen. > „Du bist nicht todt?" „Du hast Dich nicht erschossen?" ' Frau Schwendler hatte fast dksil ben Gedanken gehegt, wie ihr w.nvivr Gatte und hatte den Schuß ebcns'.lls in die Luft gefeuert in derselben sest-n Ueberzeugung, ihresEhelyranaen ledig „Es scheint wirklich, daß der Mensch seinem Schicksal nicht entgehen taun, seufzte Herr Schwendler, „fügen wir uns also geduldig darein und schließen wir Frieden!" . > Die Frau schlug in die dargcootene Hand ein und sagte: „Versuchen wir 5s noch einmal miteinander!" So war der Friede wieder !:-rge fiellt; auf wie lange? Das muß die Zeit lehren. > EriiiiimmgSwort. _ Von Elisabeth Kolbe. Die Rosenzeit, so hold, so sonnig. Die unserm Leben auch geblüht, Sie geht vorüber, kurz und wonnig. Und stimmt zur Wehmuth das Ge müth. Jedoch ein Herz, das jung geblieben In seiner Tage Glück und Leid, Bewahrt sich, treu im Hoffen, Lieben, Für immer seine Rosenzeit. Renominage. „Herr Lieutenant haben wohl viel« Erfolgt in der Liebe zu verzeichnen?" „Aeh, fag' Ihnen «gal wo ich ess« -über all knirscht Salz förmlich in den Spei, f-n!" Boshaft. Fräulein: „.. Ach, Sie sind Mediciner da können Sie geschrieben hat!" Studiosus (le. s«nd): „Das, ja das sind . . zwei Re cepte gegen rothe Nase und Sommer sprossen? , Aap Mrown's Bettung. gen zusammen in die Schule. Aleck Malcolm, Ray Brown, Gus Radma cher und Fred Bülow hießen sie; dem Lehrer, einem hageren, schwind süchtigen Mann aus Maine, viel Ver druß bereiteten, denn bei allen Strei chen, die ihm gespielt wurden, waren sie die Anführer. Brown und Rad macher, deren Eltern katholisch waren, sollten einst Priester werden, während die beiden anderen Jungen nach St. Louis sollten, um dort Geschäftsleute zu werden. Aber der Zufall wollte es, daß alle vier Jungen keine Lust hierzu hatten, und als sie 17 Jahre zählten, da brannten sie durch Bülow der kühnste und glücklichste des vierblätterigen Kleeblatts war. Bis dahin hatten sie sich nämlich noch nicht ren verflossen. Manchmal, in länge ! Zeit. Das Leben dieser Leute ist wie Runde, »nd da die Spanisch-Amerika- Ver. Staaten eingefleischte Glücks- Amerikaner im Ganzen so glücklich, daß das Gerücht von ihren großen Ge winnsten zuweilen über's ganze Land sich verbreitete. Unglücklicherweise brach eines Tages ganz plötzlich Krieg aus zwischen Gua temala und Salvador. Die zwei Amerikaner wurden, halb gutwillig, halb durch Gewalt, gezwungen, ihr Theil zu den Kosten des Feldzuges bei zutragen, und mit einem Regiment, dessen Sold ans einen Monat hinaus ganz allein mit dem Spielergewinnst der Beiden bezahlt worden war, zog Präsidenten und Gönners der jungen Amerikaner hinaus in's Feld. Der Krieg zwischen den zwei Nachbarrepu bliken zog sich indessen in die Länge, und Gen. Zaldivar, der auf der Seite von San Salvador kämpfte, erwies sich als der bessere Feldherr. In einer Schlacht, bei der ca. 30,000 Truppen auf beiden Seiten engagirt waren, wurde der Heerführer von Guatemala auf's Haupt geschlagen und der junge Barrios selbst blieb als Leiche auf der Wahlftatt. General Zaldivar, der ei nige Tage darauf seinen Einzug in Ehamperico hielt, ließ Radmacher vor sich rufen, und als dieser sich weigerte, ihm P 50,000 Kriegscontribution zu zahlen, indem er versicherte, das sei mehr als er überhaupt sein Eigen einfach an den Galgen hängen. Seine Leiche schmückte noch mehicre Monate, in Ketten klirrend, das Hauptthor der Stadt. Darauf luh ner, Ray Brown, greifen. Er wollte auch mit ihm ähnlich verfahr-n, doch ließ er sich den Gefangenen Jos6 sperren zu lassen. Bei diesen centralamerikanischen Kriegen und Revolutionen heißt es ge wöhnlich: Zeit gewonnen, Alles gewon nen, denn in der Regel dauert es nicht lange damit, so ist schon wieder ein neuer Gewalthaber imSattel, der dann die Freund- seines Vorgängers gern in Freiheit setzt. Aber in diesem besonde ren Falle schien dies nicht so schnell zu gehen. Das ganze Baarvermögen, daS Ray Brown in San Jos«; hatte, war schmuggeln, aber damit, das wußte er, würde er seine Freiheit nicht erkaufen können. Ray Brown war aber, wie wie ich schon erwähnte, ein hübscher Mensch, dessen braune Augen so un schuldig und vertrauenerweckend blicken konnten, daß er damit schon häufig Erfolge, namentlich bei den Frauen, gehabt hatte. Die Gemahlin des Commandanten der Citadelle in San Jos6 faßte Mitleiden mit dem hiib fchenFremdling, und durch einige recht zeitige Geschenke, die er aus seinem Gürtel hervorholte als er nicht beobach tet wurdechatte er bei der Dame erwirkt, ihren ganzenEinsluß bei ihrem Manne dant, ein gutmüthiger Mann, ließ sich für dessen Hinrichtung der Besch! stündlich erwartet wurde, eine Galgen frist zu gewähren, aber selbstverständ lich durste er diese Frist nicht in's Ungemessene ausdehnen. Auf die Bitten der Frau hin wurde indeß an die Freunde des verurtheilten Spielers geschrieben und telegraphirt, um sie zum Aufbringen eines großen Lösegel des zu bewegen, da es ziemlich sicher war, daß gegen Erlegung eines solchen General Zaldivar sich gern bereit fin den lassen würde, dem Fremden die Freiheit zu gewähren. Leider stand es mit den Finanzen des einen dieser Freunde. Malcolms, nicht zum Besten. Er befand sich ge rade in Nashville, Tenn., als der Hiilferus seines alten „Pals" ihn er reichte. Er strengte sich nach Möglich keit an, aber mehr als P 3,600 konnte er unter der ganzen Spielerzunft dieser Städte, die eines der Eldorados der „Sports" ist, nicht auftreiben. Dies sandte er durch Wells, Fargo >5- Co. per Expreß ab, aber es genügte bei Weitem nicht, um den Gönner des Oberfeldherrn der Salvador - Trup pen zu besänftigen. Nur mit Mühe gelang es, Zaldivar zu bestimmen, dem Vcrurthiilten einen Aufschub zu ge währen gegen Zahlung dieser Summe. Dann besann sich Brown auf seinen alten Freund Bülow, und der Letztere war nicht wenig erstaunt, als er eines Tages in seinem eleganten Heim in Paris eine lange Kabeldepesche erhielt, worin ihm die Noth seines Kumpan von ehemals geklagt und er um schleu nige Hülfe ersucht werde. Als minde stes Lösegeld, das Zaldivar für Brown nehmen würde, waren §20,000 Francs. 5 » » Biilow besann sich keinen Augen blick. Die Jugendsreundschast war ihm heilig. Eine so große Summe nach Guatemala zu übermitteln, das hatte indeß seine Schwierigkeit, und außerdem war es viel sicherer und bes ser, wenn er selbst mit dem Gelde da hinreiste. Vielleicht ließ sich persönlich an Ort und Stelle die schneller, billiger und besser begleichen. So raffle denn Bülow alles Baargeld, dessen er habhaft werden konnte, ca. 250,000 Francs im Ganzen, zusam men, und suhr mit dem ersten Dampfer von Havre weg, nachdem er seinen Freund Brown telegraphisch davon benachrichtigt und ihm Muth zuge sprochen hatte. Einige Wochen vergingen so, da traf Bülow in Puerto Cabello ein, und von jener Hafenstadt aus verfügte er sich, so schnell es die Umstände erlaubten. nenbrand ausgedörrte Leiche seines an deren Freundes, Radmacher, noch im mer an der Stadtmauer hin- und her schwingen sah, nach San Jos6 deGua temala. Aber hier, als er General Zaldivar sprechen wollte, stellte sich eine neue Schwierigkeit heraus. Der Gene ral war mittlerweile am gelben Fieber gestorben und sein Nachfolger, General Valles, behauptete, er müsse erst beson dere Instruktionen über sein Verhalten von seiner Regierung in San Salva dor einholen. Als Bülow seinen ar men Freund, nach Bestechung seiner Wärter, in der Citadelle wiedersah, da merkte er, daß der arme Brown bald einem schleichenden Fieber erliegen würde, das er sich in der schlechten Luft seines Gefängnisses zugezogen hatte, wenn er nicht schleunigst in Freiheit ge setzt und gute ärztliche und körperliche Plege erhalten würde. Er faßte sich also kurz. Mit Hülfe der Gattin des Befreiung des Gefangenen verabredet. Die Wächter im Gefängniß wurden mit bedeutenden Summen bestochen, sodaß sie die Augen und Ohren schlös sen. Dem Gefangenen selbst wurden Brichwerkzeuge in die Hände gespielt, mit denen er sich in einer Nacht durch die Wand seiner Zelle durchar beiten tonnte. Vom Corridor low mit mehreren Gehülfen das Wei tere zur fchleunigenFlucht bereithalten. Den Commandanten aber, der selbst seine Aufinertsainkeit in dem Maße fesselte, daß er für alles Andere blind und taub blieb. ausgeführt. Als spät Nachts die Gat tin des Commandanten den zwei Ame rilanern auf dem Festungswall zum letzten Mal die Hand schüttelte, da drückte Brown ihr ein Säckchen zwi schen die Finger, in dem er noch die letzten Edelsteine verborgen hatte. Ihr Mann aber wurde einige Tage später oon General Balles wegen Pslichtver« säumniß und angeblicher Fluchtbegün stigung seines Postens enthoben und nach kurzer kriegsgerichtlicher Unter suchung standrechtlich erschossen. Die Frau traf später ihren Schützling, den hübschen Ray Brown, in St. Louis, wohin er sie hatte kommen lassen, und aus den Beiden ist später ein Paar ge worden. Bülow kehrte nach Europa zurück und ist heute noch einer der wagelustigsten Spieler in Monte Carlo und allen anderen internationalen Spielhöllen. Aer küsstsche Zeuge. Z sch pe." „Wenn ich ihn sehe gewiß. „O, er wird wohl das erste Modell sein, das in Rom an Deine Thür sein Charakterkopf werth ist." „Wahrscheinlich seit Du ihn ver ewigt hast," meinte der junge Maler und stieß mit dem etwas älteren Freunde an. die schöne Bianca ihre Reize entdeckt." Verhaltene Bitterkeit klang aus die sen Worten, die dein jungen Künstler er entschieden, „ich werd' mich doch so bald als möglich überzeugen, ob Bor ges nicht ganz gehörig aufgeschnitten hat. Nach dem, was Du von Bianca erzähltest,kann sie unmöglich so schlecht ten sind die meisten. Glaubt einer an die Rolle, die sie spielen, so fällt er ganz gehörig hinein. Nimm Dich in Acht, daß Dir's nicht auch passirt." „Mir?" lachte der Andere und schüt telte den blonden Krauskopf. „So lang ich aus Mathilde bauen kann, bin ich gefeit. Und sie ist ein treues deut sches Mädchen." Als Karl Tangel sah. daß wieder ein Schatten über die Züge des genia etwas lärmend und unter allerlei tol len Scherzen bis an den Zug. Nur mit großer Mühe fand er noch einen Stillen festzustellen suchen, ob Borges sagt habe. In spätestens 14 Tagen sollte ein Brief in Bastian's Händen sein. H. die düsteren Geäste der Pinien und Cypressen des Palatins wie flüssiges Gold. Kurt Tangel hatte eben einen Brief an Professor Bastian in den Ka sten gesteckt, jetzt schlenderte er durch einige volksthiimliche Straßen und be sich diese zerlumpten Kerls so behag lich auf den Steinfliesen ausstreckten und die Füße in der Sonne, den lerifcher Haltung an den Thürpfosten oder an der Wand und rochen zuwei len an der Rose im Knopfloch, wäh rend die Lippen geschickt eine Mund harmonika festhielten und ihr leise Töne entlockten. Und welch einen Gang hatten die Sabinifchen Hirten, die eben in die nahe Osteria traten. Die verschabten und durchlöcherten Mänjel der Männer hingen so leicht von den Schultern hernieder, daß ein vornehmer Grieche aus den Zeiten deZ Phidias sie um deren Faltenwurf hätte beneiden können. Nun blieben die Augen des jungen Künstlers auf einer Kindergruppe haften. Die Kleinen hockten und trotteten um einige Ma tronen herum, die mit den Fingern Apfelsinen schälten, zertheilten und nach allen Seiten hin Stückchen davon verabreichten. Größere Knaben und Mädchen sahen zu, sie jauchzten mit, wenn wieder ein Kind ein Stückchen erhascht hatte, zupften aber auch zu weilen die »einen Krausköpfe an den dunklen Locken, wenn sie allzu gierig die Händchen nach einer Gabe aus streckten. In dem Thor eines alten Palazzo standen mehrere römische Mädchen aus dem Volke um den Ka sten eines Geinmenverkäufers. Die Eine mit der schlanken Gestalt, dem lockigen, goldschimmernden Blondhaar und den träumerischen dunklen Augen erinnerte Kurt an Bianca, das schöne Modell, das seinem Freunde das Herz gestohlen hatte. Wo mochte sie nur hingekommen sein? Borges' Er zählungen hatten sich zwar als Auf schneidereien erwiesen, aber von Bian ca war keine Spur mehr aufzufinden. Selbst der alte Giuseppe, der doch alle besseren Modelle kannte, hatte Bianca seit Bastians Abreise vor einem halben Jahre zu seinem größten Leidwesen nicht mehr gesehen. Denn, wie er sie vor einem Jahre dem deutschen Pro fessor zugeführt und der armen Nähte rin zu einem guten Nebenverdienst ver holfen hatte, so würde Giuseppe Bian ca jetzt gerne einem französischen Künstler vorgestellt haben, dem sie al! Modell für eine edle Römerin der al ten Zeit sicher sehr willkommen gewe sen wäre. Alles, was Giuseppe von Bianca erfahren konnte, war die Nach richt, daß ihre ältere lränlliche Schwe ster vor Monaten plötzlich gestorben sei. Nach dem Tode derselben hatte sie das Bischen Hausrath verlaust und die Wohnung verlassen. Alles dies schrieb der junge Künstler dem Freun de heute und schloß die Versicherung versucht lassen zu wollen, um die ver wehte Spur Biancas wieder aufzu finden. Als Kurt das schöne junge Mädchen im Thorbogen erblickte, glaubte er, ein Zufall wolle ihm zu Hilfe kommen. Enttäuscht setzte er deshalb seinen Weg fort, als aus dem Hofe der Ruf „Carlotta" erklang und die Schöne sich schleunigst entfernte. 111. Einige Tage vergingen, wieder war es am Spätnachmittage, wieder glüh te das Gold der Abendsonne auf den Kuppeln und Dächern Roms. Kurt Tangel hatte den ganzen Tag in der Villa Borghese gearbeitet und Tizians herrliches Bild „Himmlische und irdi sche Liebe" zu copiren begonnen. Der Kopf glühte ihm noch von heißem Schaffensdrang, als «r in seine Woh trat und einen Brief von Bastian vor fand. Dieser theilte ihm mit, daß ein unerwarteter Auftrag ihn in kürzester Bälde für mehrere Monate wieder nach Rom führe, was er als ein um so größeres Glück ansehe, als ihm die Mittheilungen des Freundes über Bi anca ja doch in Deutschland keine Ruhe ließen. „Denn siehst Du, guter Jun ge," schrieb Bastian. „Eins habe ich nicht bedacht, als ich wegen ihres Schweigens auf meinen langen Brief den Verläumdungen Borges' Gehör schenkte. Bianca ist in dem einsamen Zollhause bei Frascati doch eigentlich wie wild aufgewachsen und wenn Du sie sehen, den Liebreiz ihres frischen natürlichen Wesens empfinden könntest. —Jeder Mensch stellt eben an das Glück eigne Anforderungen, von deren Erfüllung fein innerer Friede hcit, Ursprllnglichkeit und ein bischen Schönheit dazu. Wo ich die drei ver eint finde, ist mein Herz gefangen. Wundere Dich deshalb nicht, daß der Zauber des einfachen römischen Land kindes so nachhaltig auf mich wirkt, und höre nicht auf, nach Bianca zu forschen." Kurt hielt den Brief noch in der Hand, als seine Wirthin ins Zimmer trat und ihm unter lebhaften Gesten mittheilte, der alte Giuseppe sei dage wesen, um ihm eine wichtige Mitthei lung zu machen. Daß dieser erst mor viel zu lange zu dauern. In innerer Unruhe raffte er deshalb sein Bischen Italienisch zusammen und erkundigte kannten Verinictherin nach Giuseppe's Wohnung. Die Frau wußte nur, daß des Alten Heim in einer belebten sie schien auch ihren Miether von einem Besuch dort abhalten zu wollen, /.ber dieser ließ sich nicht irre machen und fuhr etwas später in einer Droschke nach der angegebenen Straße. Eine halbe Stunde später, während die letzten Sonnenstrahlen sich in den Fensterscheiben spiegelten, schritt der junge Künstler durch Zeitungsverkäu fen, Fritturasieder, Streichholzhändler und bettelnde Kinder den schmalen Wohnung erkundigt, bisher aber nicht die rechte Auskunft erhalten können. Plötzlich kam eine Ziegenheerde um die Ecke und nöthigte ihn, etwas zurückzu treten. In diesem Augenblick gewahrte das seinen Künstlcrsinn sofort fesselte. Hinter einem Tisch, der etwas zuriick gerückt war, stand ein alter weißbärti ger Mann und betrachtete prüfend die Adresse eines Briefes, während ein junges bildschönes Mädchen mit gold schimmerndem Haar, die klassisch ge formten blendend weißen Arme unters Kinn gestützt, neben dem Tische saß und gespannt zu dem Alten emporsah. Sie schien ganz zu vergessen, wo sie sich befand, auch den Lärm ringsum gar das zu haben, was der Mann nach so genauer Prüfung zu dem Briefe sagen ders, er eilte über den Straßendamm hinüber, stellte sich ganzem der Nähe des Paares an einen Pfosten und spitzte die Ohren. Die Beiden achte ten auch gar nicht auf ihn, sie schienen viel zu sehr an die Oessentlichkeit jeg lichen Thuns und Treibens gewöhnt zu sein, um in Kurts Hinzutreten et was Auffallendes oder Störendes zu finden. Nachdem der Alte auch den Brief mit wichtiger Kennermiene über flogen, sagte er gehobenen Tones: „Bravo, bravissimo, Bianca, Du hast viel gelernt in der kurzen Zeit! Der Brief ist gut geschrieben fast ohne Fehler und schön im Inhalt. Er wird auch dem deutschen Professor das Ein seliges Lächeln glitt über das edelgeschnittene Gesicht des einfach ge kleideten Mädchens. „Wenn Ihr das glaubt. Signore Prospero, will ich gern wieder hoffen. Denn Ihr seid ja den Herrn bitten, daß er Dir den Namen der Straße selbst aufschreibt; denn sonst bekommt er ihn am Ende Talcke und betrachtete ihn mit stillem Entzücken. „Wißt Ihr was, Signor nächsten Sonntag nehme ich eine Stunde, die Marchesa hat mich von vier Uhr an freigegeben." „O, Marchesa Maria ist edel, sie achtet auch den Geringsten und gönnt Jedem Gutes. Daß Du zu ihr ge kommen bist, Bianca, das ist der Lohn siir alle Opfer, die Du der armen Agnefe gebracht haft." „Nicht Opfer, nicht Opfer, Signore Prospero!" wehrte Bianca ab. „Wie wenn ich Agnese nur noch einmal bei mir hätte." Die ganze Innigkeit eines guten, selbstlosen Herzens klang aus Biancas Worten. Sichtlich be wegt drückte sie dann dem Lehrer die Hand, schlang leicht ein schwarzes Spitzentuch um ihr üppiges Haar und machte sich auf den Heimweg. Der junge Künstler folgte ihr in geringer Entfernung, er stieg in dieselbe Tram bahn, die Bianca benutzte, verließ sie gleichzeitig wieder mit ihr und sprach, als sie in der Vorhalle eines palast artigen Hauses auf dem Corso Pittore Emanuele verschwunden war, noch lange mit dem Portier über Bianca, um'auch den letzten Zweifel an einer ihm fast zur Gewißheit z:w-rdenen Thatsache zum Schweigen zu bringen. Nach Hause zurückgekehrt, schilderte der junge Maler dem fernen Freunde sofort das eben gehabte Erlebniß, des sen unbeabsichtigte Enthüllungen un widerlegliche Fürsprecher für Biancas Treue, Reinheit und strebfamen Sinn werden mußten. „Aber der eigentlich klassisch- Zeug- ihrer tiefen Lieb« zu Dir, ihr erster, gewiß unter beißen Mühen geschriebener Brief, wird Dir noch viel besser als diese Mittheilun gen sagen, daß Bianca Deines nach haltigen Gefühles werth ist. Offen will ich es Dir gestehen, zuerst ver mochte ich Deine Neigung zu dem^chö chen nicht zu begreifen, jetzt aber weiß ich, daß diese wahrhaft bezaubernde Äußerlichkeit die Hülle einer ur sprünglichen Natur ist, aus deren un verbrauchtem Boden bei liebevoller Pflege noch viel Gutes und Schönes auch die Marchesa geahnt, als sie Bi anca zu ihrer Beschließerin machte, eine Stellung, die längere Jahre von der Tochter eines römischen Gelehrten bekleidet wurde. Das Schicksal gab Dir nicht umsonst den letzten Wink, mein Freund, eile hierher und folge Deinem Herzen. Glaube mir glaube vor Allem dem klassischen Zeu gen Du wirst es nie zu bereuen haben." Auf dem Corso Vittorio Emanuele in Rom drängte sich am letzten Sonn tag im Mai eine buntbewegte Men schenmenge. Allein trotzdem Jeder im Bedürfniß nach Erholung und Aus spann flink weiter zu kommen suchte, blieben doch manche Leute stehen und schauten einem schönen Paare nach, das, von einem jungen Manne beglei tet, glückstrahlend nach der Ponte Ga ribaldi schritt. Die Herren in den großen Schlapphüten sahen feiner aus als die Braut, die ihre vollsthllmliche Abstammung zwar nicht verleugnen konnte, aber nur so zu bezaubernde Anmuth doppelt zu glän- Die Drei suchten den alten Giuseppe in seiner Wohnung in Trastevere auf, die von den Künstlern wegen der schlecht verwahrten feuchten Wände „Die Tropfsteinhöhle" genannt wurde. Stolz begleitete sie dann etwas später der Alte wieder hinunter und blickte ihnen vom Thore aus eine Weile mit sieghaftem Lächeln nach. „Schau, Te resa." sagte er dann pfiffig zu einem jungen bildschönen Mädchen, um das sich' verschiedene Modellvermittler be warben, „schau, das Glück hat die Bi anca nur allein mir zu verdanken ! Ich muß,' um ihr Besseres zu verschaffen als ein paar Lire. Willst Du jetzt mir allein folgen?" Teresa nickte; denn, was sie sah, war für sie ebenso ein klassischer Zeuge wie für den Professor der Brief, den er wie einen Talisman auf dem Her zen trug. Jubiläums - Weihe. Schmul: „Was schreibst de da, Jtzig. leben?" Jtzig: „Etwas ä „Jubilä — L?d ieseFr a u e n! „Nicht ein glühender Berehrer von Göthe?" — „Gewiß, m«in He»z." „Nicht wahr dann findest Du es doch ganz in der Ordung, daß ich die bevorstehende besuche?" 112 zzh so schrecklich geträumt?" Komische Auskunft. „Kann ich Fräulein Anna sprechen, die neue Stütze der Hausfrau?" Be dienter: „Ich glaube nicht, die stützt Dierblätteriger Klee. O, welch' seliges Leben begann da! zu küssen. Der Wind lief davon. Er hatte über Nacht noch viel zu thun. Unter ihrein Netz, stilz auf ihr Werk. Und schau, wie die schillernde Libelle Dich umgaukelt. Schenk ihr Dein heißes Herz!" Doch was gingen Käfer den an? Mochten sie anderswo flattern und werben! Trostlos sahen die zwei Armen in den lachenden Sonnenglanz. Nun aber kam die Johannisnacht! Wundersam geheimnihvoll regt es sich tag. Uttd wenn ein solches Elflein ge rade um Mitternacht einen Mondstrahl erwischt, der es hinaufträgt zum lieben Herrgott, dann darf es eine Bitte an ihn richten, und die Bitte wird immer erfüllt. O. wie hatten die Kleeblüthen sich nach der Zauberstunde gesehnt, und wie hatten sie allabendlich den Mond gebeten, sie gewiß nicht zu vergessen, um Johannis-Mitternacht! Nun ver hallte der letzte Glockenschlag, und so hätte es zwei herzige Elslein hin ausgleiten sehen aus silberigem Mond strahl zum Himmelsvater. Und da baten sie ihn: „Zerstör' das Netz und laß die garst'ge Spinne sterben!" Er aber, der Herr, der viel weiser ist und nicht so kurzsichtig wie verliebte Blumenkinder, der schüttelte den Kopf und lächelte: „Doch all' die anderen tückischen Spinnen, die im bergenden Dunkel der Nächte aus Erden wirken und weben, feine trennende Fäden und Netze, wie wollt Ihr Euch ihrer er wehren? Hat Euere Liebe nichts Bes seres ersonnen?" Da fielen die zwei Elflein sich in die Arme und umschlossen sich, so fest sie nur konnten. „O, lieber Gott," riefen sie flehend, „nimm uns Alles, was Du willst, nur laß uns beisammen! Von unseren drei Blättchen wollen wir Dir jedes das schönste schenken, als Dankesopser. nimm's hin! Die vier, die uns aber bleiben, die trenne nicht mehr, bitte, bitte! Ein einziger Stengel soll sie tragen, vereinigt siir immer!" Den kleinen Engeln, die im Halb kreis um ihren Schöpfer standen, wa ren schon lange die hellen Thränen in die Augen gekommen vor Rührung ob solcher Liebestreue. Unser Herrgott aber sprach: „Euer Wunsch sei Euch gewährt; es ist ja heute Johannis- Die ist also der Geburtstag vom vierblättrigen Klee geworben. Seit dem dürfen die Engel, die damals da pflanzen. Aber sie dürfen's nur, wenn sie irgendwo auf Erden ein Men schenpaar entdecken können, das ebenso treu zusammenhält, wie der rothe und der weiße Klee. Und darum sind die „Bierblättri gen" gar so selten! Unsicher. Bauer (zum Rich ter): „I' bitt', der Nachbar ha! mi' an' saudummen Knöd«l g'hciß'n .... Was könnt' i' denn da thun?" Rich- „Sie wegen Ehrenbe hatt'^"
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