2 Wiener Wäschernmdcrvall Es gibt wohl keine zweit« Groß stadt, in d«r während der Faschingszeit lo viel getanzt wird wie in Wien. In dieser Beziehung ist Wien die Stadt der Phäaken geblieben, wenn auch der Bratspieß, der nach Schiller sich hier immer drehen soll, fast vollständig durch den Gullaschkessel verdrängt ist. Wo alle Stände und Berufsklassen biH auf die Bediensteten der Leichenbestat tungs - Unternehmungen herab im Kreise ihrer Mitglieder auf Special bällen das Tanzbein schwingen, kön nen auch die flotten Wäschermadel der Kaiserstadt nicht auf die Befriedigung ihrer Tanzlust verzichten. Dazu ge nügt ihnen nicht der Besuch der popu lären Tanzböden im Prater und in den Vororten; auch sie mußten ihre ei genen Bäll« haben. Dies verlangt ihr kräftig entwickelndes Standesbrwußt sein und bis zu einem gewissen Grad auch ihr persönliches Interesse, denn die Wäschermadelbälle äußerten eine starke Anziehungskraft auf alte und junge Lebemänner, die den kurzrockigen und schnippischen, mehr oder weniger zuthulichen, mitunter recht hübschen Nymphen des Waschtroges gegenüber sich als splendide Gönner erweisen, de nen es auf ein paar Flaschen Cham pagner und etliche Backhändl mit ge mischtem Salat nicht ankommt. Die Balltoilette verursacht den Schönen nicht die geringsten Kosten, denn sie er scheinen in dem Costllm, daß sie beim Abholen und Abliefern der Wasche zu tragen Pflegen. Dieses Costllm wird ei nem stilvollen Arrangement unterzo gen, das sich nach oben und unten in einer möglichst großen Verkürzung der die Körperlichkeit umschließenden Hülle zu erkennen gibt. Der Rock reicht knapp an die Kniehöh« herab, und der Aus schnitt der Taille beschreibt vorn und hinten tief nach abwärts buchtendeCur den. Die fast ausnahmslos drallen, starkgerötheten und muskulösen Arme präsentiren sich bis zur Schulter hin auf ohne jeqliche Verschleierung. Un umgänglich nothwendig sind ein flott geknüpftes, schwarzes oder in grellen Farben schillerndes seidenes Kopftuch sowie tadellos Weiße, die üppigen Fo rmen scharf accentuirende Strümpfe und, wenn eS Irgend angeht, ausge schnittene schwarze Lackschuh« oder Stiefeletten. Verfügt die Trägerin die ses kleidsamen Costüms über ein hüb noch dazu über ein „resches", schlagfer tiges Mundstück, dann ist sie ihresTri nmphes sicher, und fehlt es ihr weder on Tänzern noch an bewundernden Speiseöpfern ihr in reicher Fülle zu theil werden. Der Bräutigam oder Liebhaber erhebt gegen deren huldvolle Einspruch, da er an dem Genuß der substantiellen und spirituösen Gaben der „Würzen" wacker tbeilnimmt. Das Stammpublikum der Wäfcher- bilden die Bräutigame und Wiener Hausregiments, die aus Lo calpatriotismus von den Wäscherin nen bevorzugt werden, Gesellen, alte und «ine Anzahl echter und Talmi- Cavalier«, die durch die Neugierde oder die Lust nach einer „Hetz" herbeigelockt sckiermadel erscheinen, bi'den diese die Minderzahl und besteht die Mehnabl aus „Damen", die auf den ersten Blick Dichters Wort. Bon Paul Eckhardt. DeS Dichters Wort klingt hell und hehr. Es malt so Lust, wie Schmerzen; Wenn ich der Dichter selber wär', So kläng's aus meinem Herzen. Es singt, was Mancher schon gefühlt, Was doch kein Mund gedeutet; Und was im Busen springt und quillt, Hat es zum Licht geleitet. Denn wie der Dichter selbst geliebt, So klingen seine Lieder; Und was den Dichter einst betrübt, Das tönt im Liede wieder. Aufrichtig. Junge Dam« (welche soeben bei dem Kapellmeister Probe gesungen): „Und nun bitte ich mir offen, eignet sich meine Stimme für's Theater?" Kapellmeister: „Für's Theater schon, aber höchstens für's Ballett!" nichts „O weißt Du, er fühlt Hin Wenschengtülk. von W. v. Motto: , Wie wenn ein Blatt vom sällt, Die Bdgel singen weiter. „Ja, das war einmal!" sagte der weißbärtige Alte, und sein Kopf sank dabei müde aus die breite Brust. Ich hatte den Alten schon häusig in diesem Locale getroffen, wo er ge wöhnlich ernst und schweigend sein Glas Bier trank, wenn er in der Stadt war auf einen halben Tag. Es war so lauschig und anheimelnd in di:s«« Local, trotzdem es an der Hauptstraße, nach dem Levee am Mississippi zu. lag und man ab und zu die gröhlenden Stimmen der Schiffslader berüber fchallen hörte, die einen Dampfer, der abwärts, nach St. Louis oder noch weiter, fahren sollte, mit Waarenballen belasteten. Die alte Wirthin war ein« Schwarzwälderin von Geburt, und die deutsche peinliche Sauberkeit und Ord nung hatte sie in den vielen Jahren ih res Aufenthalts in Amerika doch nicht verlernt. Das zeigte Alles um uns her. Am Fenster, hinter den neuen Gardinen, stand sogar ein Tischchen mit blühenden Blumen, und danehen «in Gefäß mit klarem Wosser, in dem die Goldfische munter plätscherten. Von der Wand tickte die Schwarzwäl deruhr friedlich, und die Bilder alt modisch«! Menschen in ihrem Sonn tagsstaat nickten dazu freundlich aus ihren schwarzen Rahmen. Kurzum, es war gemüthlich in dem Raum, so echt und unverfälscht ge müthlich, wie es eben nur in deutscher Mitten in derselben sprach er: „Wis ßerung entrissen. Nicht wahr?" Er seufzte tief und schwer. „Ja, allerdings. Wollen Sie meine Ge schichte hören eine ganz schlichte, einfache Geschichte, «ine Geschichte, wi« sie alle Tage Passirt, wollen Sie sie hören?" eine knorrige Eiche war, so hünenhaft und stark, aber aus dessen Auge der Gram deutlich sprach, aufmerksam in's gefurchte Antlitz sah. Etwas wie Ehr furcht und Mitgefühl hatten mich ge packt, obwohl mir der Mann ganz fremd war bis zu dieser Stunde. „Nun gut, so hören Sie," sagte der Alte leise und lehnte sich zurück, als wolle er seine Erinnerungen sammeln. um die Fünfzig herum. was that's! Wir hatten uns ja, und das war genug. Wie lieb wir Zwei uns hatten, wie lieb! Davon kann sich ein die Seele, w«nn ich zurückdenke an jener Zeit. Und was ist da Müh« und Arbeit? Kinderspiel! „Nun gut alles gelang uns. Binnen drei Jahren hatten wir ein schönes, schuldenfreies Anwesen daste hen, Alles gut gefenzt, mit stattlichem Vieh, und der Weizen trug schwer. Das waren nach Zeiten, wo es sich verlohnte, Weizen zu bauen. Damals stand «r hier am Platze noch auf PI.M seufzte wieder, der Altc^ wir Beiden keine Malaria, kein Fieber. Und unser Bübli, unser Crescenz ei, das war ein Bübli! Mit lachenden, blauen Augen und Bäckchen so roth und frisch wie ein Apfel. Um uns herum herrschte viel Noth und Krankheit, und der Arzt am Croß Roads, der seit Kurzem sich dort «ingerichtet hatte, kriegte viel zu thun. Aber wir Drei, wir blieben frisch und munter. Und unsere Farm, die blühte und gedieh ganz prächtig, und wir waren glücklich. Ja, lieber Herr, da mals habe ich's erfahren, was es heißt, ganz glücklich, wirklich glücklich fein.' Der alte Mann versank in seine Träumereien, und ein sonniges Lächeln spielte auf seinen verwitterlen Zügen, wie wenn ein Strahl durch's Dunkel bricht. Dann begann er wie der: „Doch Sie wissen ja, wie es heißt in dem Lied: Es kann ja nicht immer so Monds. —So erging's mir. Einen Sommer, unser Bübli war schon ein strammer Bursche von 7 oder 3 Jah ren, herrschte eine furchtbare Gluth ckene Wind trug die Funken auf das Dach des Wohnhauses. Hülfe war keine in der Nähe. Wasser war nur ich, meine Frau und der Knecht, unser Bübli nach Möglichkeit unS anstrengten, um zu retten, nieder- „Der Mann hatte leider Recht. Ach, und meinem traurigen Dasein ein Ende setzen wollte wenn ich Ihnen das Alles erzähle, so können Sie sich doch nur eine unvollkommene Darstel- Eins hielt mich am Leben mein Bübli, mein lieber Crescenz. Für den mußte ich auf der Welt bleiben, denn ich war sein einziger Halt. Und für ihn globte ich mir, auszuharren und meine Pflicht zu thun. Meine Pflicht. Das war's. „Aber als ich von meiner irrenWan war «in eilig zusammengezimmertes rohes Blockhaus dies Mal und mein Weib, meine liebe Annemarie, die mit mir treulich Freud und Leid g«th«ilt hatte, bleich, still und kalt liegen sah todt, da sank ich doch nieder an rerin aus Milwaukee lehrte, da war er bald als der best«, der klügst« Schül«r b«kannt und der Liebling seiner Leh- „Er war mein Alles auf der Welt, und nur schwer und ungern trennt« schnelle Fortschritte. Oft auch, so oft «infamen Farm. Und mit 17 sage ich Ihnen, lieber Herr, mit 17 war er ein Bursch«, daß es eine Pracht war, so stark und groß und stattlich. Auf den wäre seine Mutter, meine liebe Anne- Augen an und fuhr fort: „Jetzt ist nicht mehr viel zu erzählen. Sie haben den Rest wohl schon erra then. Mein Bübli ließ sich nicht hal- an den Obersten des Regiments gerich tet, keine Aniwort. Aber dann sechs Monate später langte ein men. Ein Jahr später war der Krieg vorbei. Ich reiste hin nach dem Schlachtfelde, wo mein Bübli begra ben war, und ich habe seine Gebeine hierher zurück gebracht. Sie liegen ne ben denen seiner Mutter, unter der hohen Sycamore. Und dort ist seit vielen Jahren mein Lieblingsplatz. Wann es zur Sommerszeit in den Blättern da oben flüstert und rauscht, da bilde ich mir ein, es sei meine Anne marie und mein Bübli, die dort Zwie sprache «it einander holten. Bald folge ich auch!" Hin Wrtuose. Bon A. LSlar Klaubmann. Frau Lehmann war sehr vergnügt, denn sie hatte ihr möbli»!es Zimmer gut vermiethet und konnte in allen Be ziehungen mit dem neuen Miether zu „Können ich haben ein gut Simmer, ich wollen studiren Musik!" Mit diesen Worten hatte sich der Engländer vei Frau Lehmann in der Steglitzerstraße in Berlin eingeführt. Die gute Frau lebte schon seit zwanzig Jahren vom Zimmervermiethen, war infolgedessen eine ziemliche Menschen kennerin geworden und verstand die Leute genau zu taxiren. Auf die Eng länder war sie besonders gut zu spre chen, denn nach den Begriffen gewisser Berliner Bevölkerungsschichten haben diese heidenmäßig viel Geld, beinahe so viel wie die Russen. Sie hatte daher auch sofort Herrn Barkley ordentlich „hoch genommen". Sie forderte sonst 36 Mark monatlich für das Zimmer; von ihm forderte sie 45, und er bewil ligte ihr das sofort. Natürlich, die and« haben ja heidenmäßig viel Barkley war ein Mann am Ende der Dreißiger, mit einer hageren eng man ein Exemplar diesem engli schen Typus gesehen hat, hat man sie alle gesehen. Trotz seines verhältniß mann, daß er seit frühester Kindheit eine große Vorliebe für Musik gehabt habe, daß er aber habe Kaufmann det^sich^Ba^^ ihn Jemand beobachtet, so hätte dieser Jemand bemerkt, daß Barkley jeden Morgen durch die Wallstraße ging und nicht hat. Es ist die Abrechnungsstelle die Bertheilung der eingegangenen S achen rasch bewirken. Besonders früh gegen neun Uhr stehen im Hausflur dei KassenvereinS und auf der Straße mindestens zweihundert Boten, die da rauf warten, ihre Sendungen an der Kasse anzubringen. Millionen haben diese Kafsenboten bei sich. Es gibt in Europa nur noch ein der artiges Institut, das des Clearing House in London. Wahrscheinlich waren es Erinnerun gen an London, die Barkley veranlaß ten, sich unauffällig so oft in der Nähe ten. - W ll zwanzig Mark miethen, um in diesem sicheren Raume seine Werthsachen, Pa piere und Gelder unterzubringen. Gitter Halt machen mußte. Als Aus verschlossen war und zu dem der Mie- Schlüssel besitzt. Der Diener trägt den Kasten nach einer Zelle, in der sich treibt. Wenn Barkley seine Geschäfte in der Fach der Stahlkammer hineinschob. Der Beamte und Barkley schlössen die Thür des Tresorfaches gleichzeitig zu, Nicht um alles in der Welt hätte der ren Menschen als Mister Barkley! hinkte. Er besaß eine große Uebung, hätte, Mister Barkley habe nie in sei nem ganzen Leben zwei gerade Beine verschiedensten Gangarten. Er hinkte langsam, er hinkte schneller, er hinkte eine Art von Galopp. Er trug bei diesen Uebungen stets Laut. rere Uebung. Er bemühte sich, das linke Auge geschlossen zu halten, wäh rend das rechte weit geöffnet war. Störung zu befürchten war, zog er aus dem Kleiderschrank einen Koffer hervor, der immer sorgfältig ver schlossen war. Aus diesem Koffer nahm er eine rothe Perücke, die er vor fand sich in dem Koffer ein sonderba res Gemisch von geschabtem Kork und arabischem Gummi; daraus verstand Barkley Warzen und Muttermale her zustellen, die er sich in das Gesicht klebte. rer! ' H H ! Eines Morgens im October verließ der Virtuose das Haus zu früher es regnete stark. Barkley hatte schon Als Barkley das Haus verließ, hatte nahm den Weg nach dem großen Park Berlins, dem Thiergarten. Die Pe troleumlaternen des Parkes denn stiibe Platz und trank mit Behagen den Morgenkaffee. Sowohl der Ueberzieher dieses besonderen Merkmale. Nach dem Kaffee vertiefte sich der Mann in eine Lektüre der zahlreichen Vor dem Hause des KassenvereinS war das Gedränge von Hausdienern, vatpersonen heute Morgen besonders groß. Es war Ultimo, der letzte Tag des Monats, an welchem alle Finanz geschäfte regulirt werden. An solchen Tagen setzt der Kassenverein Milliar den um, und die Mappen der Kassen vollem Inhalt? „Sieh nur diesen Haufen Unglück!" fen Gesicht noch von einem Muttermal entstellt war. Der „Haufen Unglück" aber drängte sich in das Kassenlokal des Bankver eins und bis an die Schranke. Dort Straße Extrablätter aus. Auch Bark hatte sich auffallend an die mit der Abfertigung beschäftigten Kassenboten herangedrängt und war plötzlich ver- Barkley lächelte, als er diese Nach richt las. schmerzt verließ zum großen Be dauern der Frau Lehmann ihr solider Er stattete natürlich noch vor der Ab- Stahlkammer ab. Ihren Inhalt packte er beim Fortgehen in eine lleine Virtuosen des Augenblicksdicbstahls, gefunden wird, benutzen diese Virtuo sen als „Kabore", das heißt als Die besversteck, die Tresore der Banken, ner treiben bisher diese Specialität des Augenblicksdiebstahls in Banken. Den Deutschen, Franzosen und Russen Ter Ritters Flnch. Verfluchend Erd' und Himmel. Sein finst'res Auge rollt und irrt. Schweiß tropft von Stirn und Wan gen; Die ausgedörrte Zunge lechzt Nach Kühlung mit Verlangen. „Elendes Volk! Gesindel Ihr! Fluch über Euch, Gelichter! Mög' jeder Tropfen Gerstensaft Zu Gift Euch werden!" ruft er. Dann reißt er von des Sattels Knopf Den schweren Becher nieder, Zerschellt ihn an der Felsenwand, Daß rings das Thal hallt widerl WaS fehlt dem armen Ritter nur, O sagt, was mag ihn drücken? Hat ihn vielleicht ein holdes Kind Erzürnt mit Weibertücken? Hat ihn am End' «in Feind besiegt? Wollt' ihn ein Gliiub'ger kränken? Hat ihn die Schwiegermutter gar Geplagt mit ihren Ränken? O nein! Viel tiefer liegt der Grund, Dort im zermalmten Humpen. Es wollt' kein Wirth im weiten Rund' Dem armen Kunz mehr pumpen! StarkeNachsrage. „Nu', Herr Blüteles, warum habenSie abge schafft das Telephon?" „Es is mer geworden ßu bunt d« ewige Anfrage«! ob ich noch hab' hu vergeben eine Toch ter." Hübsch-Aussicht. Maler: „Ja, was wollen Sie mir denn für da» Bild geben?" Kunsthändler: „Fünf zig Mark." Maler: „Ach. Sie scher zen wohl; ich sterbe doch noch nicht vor Hunger!" Kunsthändler: „Na schön, dann warte ich so lange." Warnungssignal. A.: „Warte, ich gehe doch mit in's Restau rant essen." B.: „Sehr angenehm, wie kommst Du zu der Sinnesänderung?" A.: „Siehst Du den Teppich da im Finster... das ist «in Zeichen von meinem Dienstmädchen, daß mein« Frau selbst gekocht hat!" Das Rettungsrad. „Schau, Mama, der Olga hast Du ein Clavier gekauft, kauf' mir ein Bicycle." „Wozu brauchst Du ein Bicycle?" „Damit ich wegfahren kann, wenn sie zum Ball!" Mißverständniß. Erster Student: „Ihr Onkel ist inGotha ver brannt worden. HabenSie seineAsche?" Zweiter Student: „Ja, bis auf ein Legat an ein« Wohlthätigkeits - An stalt." Umschrieben. Herr (zu ei nem Bekannten): .Wie sieht denn ihre Frau? Ich kenn sie noch gar nicht!" .Sie macht halt a bisse! den Eindruck als ob ich sie des Geldes wegen geheira thet hätte!"
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