Der Hut des Prete (12. Fortsetzung.) In einer Nische über dem Altare der schmerzensreichen Mutter Gottes lagen auf einem Haufen menschlicher Kno chenreste ein paar Schädel und blickten aus leeren, schwarzen Augenhöhlen mit einem Ausdrucke leidenschaftlicher Neu gierde durch das klein« Eisengitter in die Außenwelt. Ein«r dieser Schäd-l hatte ein Ba rett auf, dick verstaubt, arg benagt, wie er selbst, durch die Zeit, jenen großen Philosophen der Geduld, welcher, wie i«r unendlich« Raum, gar manches in Ordnung zu bringen weiß, an dem sonst jeder Rath verloren ist. Wie, dachte der Baron, wenn d«r Zufall ei nes Tages im Beinhaus« von Santa susca seinen sündig«» Schädel dem zertrümmerten Todtenkops Prete Ciril los gegenüberstellte?.... Dieses Bein haus, ein Kapellchen im Barockstil, rag te an der Kreuzung zweier Feldwege, die Fenster »ach West, gegen das Meer gerichtet. Von dort aus betrachteten seit zweihundertsiinfzig Jahren die Schädel einer Anzahl Landkute, Opfer der Pest von 1ß30, die blaue Woge und den rauchenden Vesuv. Von Zeit zu Zeit wusch ein Regen jene furchenlosen Stir nen blank, die sich langsam, täglich ein wenig mehr, in ihre Elemente zersetz ten, Elemente, unter welch-n die Kalt phosphate vorherrschen.... In diesem Augenblicke dachte U Ba rone an seine chemische Zersetzung mit derselben Indifferenz, mit der er kurz vorher an das bevorstehende Liebes stelldichein mit der Principessa gedacht hatte.... Ein plötzliches Gemurmel, ein Schall von Fußtritten erweckte den Unseligen aus einer Betrachtung, welche ihn un beweglich, wie gefesselt, im Mittelpunkt ihrer phantastischen Kreis« gehalten hatte. Di« Taufleute waren im Be griff«, stch zu entfernen; den, kleinen Täufling in ihrer Mitte stand bereits die Melancholie des Lebens im Gesichte geschrieben.,.. Wünschte er vielleicht auch h«nd«n Zuge ins Weile fahren? Sollte «s die Zelle nicht sein.... der Wald konn te ihm die gleichen Kisten. und den Tod, das Alles und das Nichts gegeneinander ab, als er sich Auch Don Cicno Scuotto war da, die S««l« des Prozesses, mit seinen lichten, hoch aufgeschlagenen, über den Knöcheln hin und her pendelnden Bein kleidern, und rauhbor «legante», glattrasirten Kavalier den schwarzbärtigen Jäger nicht, welcher ihm in der Falda den Hut abgefordert hatte. Der Niedergeschlagenste von allen diesen war unstreitig Don Ciccio, der „Von den Mängeln -c." in drohende Aussicht zu stellen, als ihu der plötzli che Anblick des Barons, die unerwartete dm konnte, den Baron von Santafus ca bis fast an die Thür des Untersu chungsrichters zu^verfolzen. unsanft «mporscheuchte. „Was befehlen Sie?" fragte d«r Alt«, indem er sich mit schmerzenden AdvolatengezUcht imm«r wieder dieselbe Antwort ins Gesicht zu werfen: Ich weiß nichts. Allerdings... f«in Ahne Nicola würd« ein« etwas schneidig«« „Nun, wie g«ht's, lieber Baron? Al so Ihre schöne Gefangen« nicht mitge bracht?.... Doch, was sag« ich! Der Gefangen« sind ja Sie selbst. Haha!" nxintn Sie damit?" „Was anders als das Herz der Princip«ssa.... Genug! Sie st«gen aus der ganzen Linie zugleich... kommen überall als «rster ans Ziel, bei den Rennen wie b»i der Liebe." s , i Jh können nicht immer thun, was wir wohl wollten. Da ist das Publikum.... da sind die Journalisten. Da ist ferner ihn?" „Nein!" „Der lächerlichst« K«rl von der Welt Gelse. Nun, der hat sich's in den Kopf gesetzt, Licht in die Sache zu bringen. Das Glück hat ihm so «inen Einfalts pinsel in den Weg geführt, der das friedenzustellen. Ha, ha, ha!" Das G.'lächter des kleinen Männ chens hallte unheimlich von den Wöl- Tisch in der Mitte einziger Schmuck das Bild d«s Königs sich be fanden. jenseits dessen Santafusca sich die bewaffnete Macht, die Rache der Gesellschaft, auf der Lauer liegend vor stellte, rasselnd mit Kelten und schwe ren Schlüsselbunden. Sie rufen und fertige Sie in drei Worten ab. Für zwölf Uhr habe ich die Austern bestellt. Sie werden staunen." nach einen, heftigen Fieberanfall aus dem Bette aufsteht, liest sich d«r Baron auf einen Stuhl fallen: « stellt« seinen Hut auf den Tisch nieder und stellung, so an Thür mit der menschlichen Gerechtigkeit sich zu befin den, konnte er sich doch eines Schauers .... Ich weist nichts?'... Ein Mensch, der den Mund nicht öffnet, kann keinen Un sinn retxn. Es war ja das letzte Geplänkel seines Feldzuges. Einmal wieder draußen aus diesem düsteren Gebäude, wollte er sich in einen Winkel der Schweiz verkrie chen.... recht hoch... in irgend ein Sorge als Körper- und Gei steskräfte zu erneuern. Dann... dann wollte er Gutes thun. Abermals hatte «r fühlen müssen, daß man nicht un gestraft die uralten Naturgesetze ver letzt. Aber vorher mußt- «r eine Zeit lang im Grünen ausruhen. Nachher Guies thun, gewiß. Die Wohlthätigkeit gehört zum Leben wie zu der Maschine das 0e1.... Vom Grün in Grün s«in«r Hochge birgSvision wandt« fein Blick sich ab nach einem der Eingänge, die «r vor sich hatte. Dort, hinter jener Thür, lauerte das sozial« Ungethüm; und er mußte ihm lächelnd gegeniibertreten, wie er der Prinzessin gegenüber trat; er mußte ihm die Mähne streicheln, dem Ungethüm; er mußte es mit Späßchen besänftigen, lachen über sein wüthendes Gebrüll.... Da krischte die Thür, «ich der er starrte, und hervor traten zwei Carabi nieri, breitschultrige, wohlgenährte, re ckenarmige Gestalten, und zwischen sie gezwängt ein bartloses Bürschlein, eine jener erdfarbigen Erscheinungen, wie sie w den kothigcn Gäßchen um den Hafen herumwimmeln. Seine Hand knöchel waren gefesselt; als einzigeKlei dung trug er iiber der bloßen Haut ein halten. «in Abgrund zu seinen Füßen Schwellendes Kerkers?.... Und er daraus schämte er sich wied«r seiner F«igh«it. Mit ein«r gewaltigen Wil l«nsanstrengung rafft« «r sich auf, um Stärkt ausmachten. War er nicht ein «chter Narr, daß er stch ein«r Albern heit wegen so viel« Sorgen machte? „Euer Excelleng sind gebeten, sich hereinzubemühen." Beim Anblick dieses Menschen mit hig- ssusc chen sas; in einem ungeheuren Lehn stuhl« Cavalreve Martellini; rechts und links von ihm hingen zwei Glockenzüge „Nehmen Sie Platz, Eccellenza!" Das dürre schwarze Gespenst löste sich vorgekominen." „Wieso das?" fuhr der Zeug« mit überlauter Stimm« auf. «in Jäger existirt?" „Wie gesagt.... ich weiß gar nichts." „Das heißt relativ selbst ten nn Grabe kein Unncht an!" Der Baron hatte diese Wort« in el- Augenblick von wirtlicher und wahr haftiger Zärtlichkit geschwellt. Salva ter« und Magdalena hatten, wie N>ir durchwühlten Herzen rechtzeitig den be sten Theil für sich inSicherheit zu brin gen gemuht. „Und wie erllären Sie sich's, Eccel lenza, daß Salvator« im Besitze des Hutes des Pr«te Cirillo gewesen?" „Ich weiß gar nicht), Bester...." „Sie haben dem Journalisten gesagt, daß der Hut möglicherweise über die Mauer in den Gart»n g«wors«n wor dn sein könnte." „Jawohl." „Wollen Sie uns die Situation des, Hauses und Gartens ew wenig erklä-t «n. Ist ein« Umfassungsmaun da?" ! I^och?" > »So." „Aber ein Zeuge "sagk auS, Haß der Hut nicht im Garten gefunden worden wurde - d.nn g-f-uden?" „Beruhigen Sie sich, Excellenz! Es ist Ihnen lästig, ich verstehe das voll kommen. Ater es handelt sich nur um Wort« zuraunten. che „Du weißt nichts!" hörte d«r Baron in sich eine Stimme sagen, die aus den Borsicht. ist das die vorgeschriebene Formal, tvfusca!" antwortete der Baron mit Emphase. „Sohn —" „Von Nicolo." „Ihr Alter?" ,b« ch „Wohnhaft?"...? Doch das wissen Der Nichter flüstert« seinem Nach „Das ist in d«r That meine Mei „Was soll ins M«er geworfen wor „Der HiU!" „Der Prete!" ll bäud« erlitt^Erfühlte so- Hut, will ich sagen. Der Hut!" „Das ist! unmöglich," versetzte der Richter, „da sich doch der Hut in un sern Händen befind«!. Wenn Sie ihn sehen wollen Quaglia, entfernen Sie das Tuch!" Langsamen, schwankenden Schritte! und legte den Inhalt bloß. „Wollen Sie sich herbemühen, Eccel lenza!" sprach sich erhebend der Richter. te es nicht. Eine Art nervöser Lähmung hatt« ihn des Gebrauch«? feiner Glieder beraubt. kn...." länger die Rolle einer Salzsäule spie dem Gesichte d«S Kavalier« den Aus druck einer gewissen Ueberraschung zu lesen glaubte. Alle sein« Willenskraft ihm in extre ilickte in den sorb. Da lag der Hut des Prek in der El-ganz seiner fast unberührten Neu heit, ein schwarzer Fl«ck auf den, von einer rothledernen Weidmannitasche gebildeten Hmkrgrund. „Dachen Ti«," fuhr der Cavaliere bestimmt, daß dieser Hut am Morgen des 4. April durch Kauf Ci ren von AetzunH durch Kalk vorfinden .... Sehen Sie wohl?" Baron« sah nichts als einen gro- Demonstrationen und Fragen des Richters aufzufassen. Ne ben sich fühlt« er niehr, als er sie sah, Bon txr abgenutzten schwarzen To ga d«s alt«n Dieners hob sich die Wei ße seims kleinen Kopfes, sowie eines lcintnen Bäfschens, das er trug, in gnlkm Gegensatze ab. Er hielt den Hut des Prete in der Hand und beweg te ihn hin und her, wobei er mit einen, Knochmfing-r die Beulen und Flecken andeutete und dazu ein Paar perl diesen Augen verwenden, wtlche ihn mit ein«m gewissermaßen ironischem Aus druck« zu b«trachten schienen. „Was nun die öffentliche Meinung betrifft," fuhr der Richter fort, „tvel che den Jäger anklagt, so ist die Auf findung dieser Jagdtasche allerdings geeignet, sie bis zu einem gewissen Grad« zu bekräftigen." „Aha!" ri«f der Baron mit einem triumphirend«n Ausdrucke, als wollte er sagen: Habe ich nicht recht gehabt, an liefen Jager zu glauben? „Gang richtig!" schrie der Schuld bewußt«, ohne zu merken, daß er zu viel sagt«. Er glaubte auf diese Wesse die Wirkung jenes Widerspruches ab zuschwächen, in welchen er kurz vorher gerathen ivar. In dem Konflikte, in dem er sich zwischen Wahrheit, Gewis sen und Richter befand, er^nun tionär; „Sie sind vielleicht «tivaS.?. un wohl " „Nein, nein, ich bin vollkommen wohl! Was r«>d«n Sie da?" rief der theil, ich habe fast Er^zog die Uhr. „Ganz natürlich.... es ist schon beinahe zwölf Uhr.... Es scheint, daß die Herren mich gern auf einem Wider dah d«r Cavaliere und die and«rn schreckensbleich Blicke wechselten. Der gutmüthige Unterlsuchungsrich dos W«chselfieb«r im L«ibe. „Ist Don Ciccio Scuotto da?" „Lassen Sie ihn eintreten!" Der Baron, dessen Kopf bereits dem Chaas eines sdurmzerwühlten Meeres segelte, hatte den w«iß«n, ver glasten Blick wieder ans Fenster ge heftet. „Bitt«, Excellenz, sprechen Sie sich nur aus!" hob der Richter mit emiger- Nehmen Si« Platz!" Der Baron ließ sich auf «wen Klapp stuhl nieder, den «r selbst in die Mitte d«s Saales trug, und begann dann machen, daß er ihm scheinbar in die Falle ging. „Es ist also ein Jäger gese hen worden auf der Falda, im Wirths- hat. H (Fortsetzung und Schluß folgt.) Kür die Küche. Nierensuppe. Man bratet zwei oder drei Kalbsnieren in frischer stet man einen Eßlöffel Mehl in But ter lichtgelb, giebt das Gehackte hinzu, gießt die nöthige Menge Fleischbrühe, wenn auch schwache, daran und würzt mit zwei bis drei Eidottern ab und servirt über geröstete Weißbrotschnit ten. Pfund auf 24 Heringe, 2 in Würfel und circa 3 Viertel Pfund fein ge löfsel voll Mostrich. Die so zuberei teten Heringe werden mit folgender Sauce legt. Gebratener Hering mit Füllung. Einem reingewaschenen und acht bis neun Stunden in Milch eingeweichten Faßhering (Milchner) wird der Rücken aufgeschnitten und die Milch herausgenommen. Diese wird in einer Schüssel mit einem Löffel Butter bis zu vollständiger Auflösung ver rührt und dann eine kleine Tasse sauere Sahne, eine halbe geriebene Zwiebel, ein Ei, ein wenig feiner Pfef fer, ein Löffel voll Reibbrod und drei bis vier Löffel geriebenes Schwarzbrod hinzugelegt und zu einer halbdicken Masse gerührt, mit welcher dann der Häring gefüllt wird. Dieser wird schließlich in weißes, mit kalter Butter bestrichenes Papier gewickelt und auf heißer Pfanne im Bratosen hellbraun Gänsebraten knusperig zubraten. Nachdem die Gans zu erst Stunde mit 1 bis 2 Tassen Wasser, fest zugedeckt, aber bei öfterem Umwenden, auf dem Herd halb gar ge dämpft ist, wird sie offen, die Brust nach oben, im Bratofen noch ungefähr ebenso lange unter öfterem Begießen mit dem Fett der Sauce, braun gebra ten. In der letzten Viertelstunde be gießt man sie nicht mehr, dadurch wird die Haut knusperig. Beim An richten werden dann einige Löffel Fett über den Braten gegossen. Die Sauce wird mit einem halben Theelöffel Kar toffelmehl. in kaltem Wasser aufgelöst, bündig gemacht. Man versäume nicht, die Bratenschüssel und dieSauciere gut durchzuwärmen. Chokoladenbonbons. Em halbes Pfund harten Zucker, ein Vier telpfund Chokolade, ein halbes Pint Sahne und etwas Citronensaft rühre man auf dem Feuer so Alles Weile kochen. Um zu Probiren, ob^es Masse e^nei?Löffel voll und schütte ihn in kaltes Wasser. Erkaltet die Masse, so ist sie fertig gelocht und man nehme sie alsdann vom Feuer und gieße sie in ein, an allen vier Seiten geschlossenes Blech, das vorher mit Butter bestrichen worden ist. Wenn die Masse geronnen ist, schneid? man regelmäßige kleine Vierecke, die ganz leicht auseinander brechen, wenn sie erkaltet sind. Ingwer speis». Zw ei-em Viertelpfund gereinigten, besten Rin derschmalzes nehme man «in Pfund feinsten Mehles, einen Kinderlöffel soll Ingwer, «inen Theelöffel voll Backpulver, zwei Eier, ein Pfund Syrup und ein wenig Salz. Zuerst wird der Syrup in eine erwärmte Schüssel gethan, alsdann das andere sehr gut untermischt, die Eier sehr gut geschlagen hinzugethan. Diese Masse wird wiederum sehr gut unt»r«nander gemengt, alsdann in ein« Form ge than, die mit Rinderschmalz ausgestri chen ist, und 4 Stmiden im Wasserbad« gelocht. Aus derselben Masse kann man auch ein anderes, sehr gutes Ge rnht herstellen, indem man fte. anstatt in eine Form zu thun, zw tltinen, run dm Balltn formt, mit Eirim und Brot garnirt und heiHein Fett »der Butter drät. vorzüglich» Gat»t. Man nehme ein halbe» Pfund Butter und zerreib« sie gut in einem halben Pfund feinsten Mehles. Drzu mischt man langsam ein halbes Pfund Zucker unt» etwas kalt» Milch, rühr« Alles zu ei nem losen Teig, dm man sthr dünn aufrollt und in Formen schneidet. Alsdann wird «« auf einem Blech in fünf Minuten bei schnellem Feuer ge backen Knd mit feinen, Zucker beschüt tet. Versalz»"« Speisen wie der genießbar zu machen. Man nehme ein reinen, haNe^es^-in» Weile an einer Säbel in d« noch fiedende Speise, und der Schwamm wird dai überflüssige Sal» -n sich ziehen. Eiersriladellty. Acht hart gekochte Eier werden fein gehackt, mit zwei rohen Eiern, ein wenig Rahm, ge hackten Schalotten, etwas Salz, Pfef fer und seingestoßenem zu^ei werden kleine Klöße geformt, die in Zwieback umgekehrt und dann in But ter hellbraun gebrakn «ttdw. 3
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