Revanche! ,s. Fortsetzung). Hilfe tastend. Die Theaterszene war wieder dage wesen, doch diesmal sah sie deutlich Viktor selbst dort in der Thüre stehen, und sie erkannte das funkelnde Ding, das er ausgestreckt in der Hand hielt. Es war der zierliche, in Silber ausge legte und mit reichen Zifelirungen ver sehene Revolver, der nebenan in dem um den „Andern" zu decken, stand dort mit ihrem Körper gegen ihn gelehnt, flammenden Blickes, die wogendeßrust, nein, ihre ganze Figur dem Schusse als Ziel darbietend. Aber der Revolver halte gut getroffen. Hinter ihr fiel der Theaters! Doch jetzt hörte sie das Ap das so klingt Aber sie wollte sich nicht beruhige». Das Bett neben ihr war immer noch leer. Eine ungeheure Angst überwäl tigte sie, sie fühlte den Schweiß auf ih rer Stirn thauen, Sie schlug die Äecke den Teppich. Was wollte si»? Sie zögerte eine kurz« Weile, stand aufrecht in dem lang verschränkte» Hände zu den bebenden Lippen erhoben. Zu ihm hin, und ihn mit ihrem Körper decken? Das ist >a noch immer der Traum. Ast sie denn an seiner Stell« hinge. Das war es, Sie schlich also auf nackten Füßen über den Teppich bis nach der kleine» Tapetenthüre hin, die in das türkische Boudoir führte. Ihre Hand zitterte so, daß sie denKryftallknopf nicht gleich zu drehen vermochte die Thür ächzte in den Angeln, sie horchte in die Stille hinein, die auf dieses Aechzen folgte. Der Vorhang des Kabinets war nicht niedergelassen und der Mond schein sluthete mit vollem Glanz her ein. Der schräge Streif des bläulichen stickereien strotzende Tempeidecke an der Wand und entfachte eine gleißende Blendling, die im Verein mit dem Funkeln der Waffen und dem Schim mern der Gefäßx Gertrud ein deutli ches Sehen verwehrte. Der Revolver war nicht da.... Sie stürzte auf die Stelle hin vor ihren Augen war ein Tanzen von flim mernden Glanzlichtern ihre Hand fühlte fiebernd über den Teppich, auf dem die Dekoration angebracht war; endlich berührte sie etwas Kaltes, Me tallisches das löste sich von dem Na gel und siel mit dumpfem Klirren zu Boden. Ein Freudenruf drang matt über ih re Lippen, Sie lauerte in die Kniee und nahm d-n Revolver aus Gottlob! Gottlob! Welch ein Stürmen ihres Herzens! Mit Mühe wankte sie empor. Dann, wie in einer Flucht, eilte sie nach dem Schlafzimmer zurück, warf sich aufs Bett und vergrub ihr Gesicht in die Kissen, Der Gedanke an ihn, nichts als der Gedanke an ihn! Sie sah sein- Augen, hörte seine Stimme, sie fühlte den Odem seines Athems nein, nein, ich will nicht!" Sie beschwor ihren Schutz geist, den Schatten ihres Biktorchens herauf, um sich gegen die Versuchung zu wehren. Das liebliche Köpfchen aber lächelte und wies auf ein herrli ches Blumenbeet, das im Sonnenschein leuchtete.... Und mit dem Namen des „Andern" aus den Lippen schlummerte sie ein. Achtzehntes Kapitel. Margret öffnete ach, die liebe, schöne gnädige Frau! Zuerst war die gute Person ganz unbändig vor Freude über dieses Wiedersehen, fast wäre sie ihrer frühe ren Herrin um den Hals gefallen. Wie gut, daß sie wieder da war! Sie hat ten alle solch Verlangen nach ihr, Frau Zeuner, sie selbst und Herr Friedrich. O, der nicht am wenigsten! In aller Naivetät kam es heraus und sie dachte sich wohl nichts dabei. Wie es den» gehe? Ach der schöne Rhein! Ein glückseliges Lächeln glitt bei dem Wort über ihr braves Gesicht; mit «iner Art lintischer Lieblosung fuhr ihre rauhe Hand streichelnd über d-n Plüsch von Gertruds Aermel hatte der Stoff doch wohl die süße Hei rnathslust eingesogen! Plötzlich stutzte sie. Wie verstört die Bnädiae Frau aussah! Welch eine auf geregte Hast wie ein Wild das ver netzt ist., 5 n-ertt. „Komm, Margret laß mich! ist Madame zu Haus?" Auch die Sttm „Leider nein. O wenn sie gewußt hätte! Wir hatten sie erst am Nachmit tag erwartet. Gestern haben wir den ganzen Tag gelauert," Gertrud blieb mitten in der Stube stehen. Es war ein stürmischer Tag, scharfe Sonnenblicke wechselten mit der Wind ungehindert sein Wesen unl mit schrillem Gepfeife rüttelte er an dem Gitter der Galerie. . „O wie schade," sagte sie. So war es ihr also nicht vergönnt, noch einmal die trauliche Poesie dieses Ortes zu ge Hießen! „Die gnädige Frau werden warten. Madame laiin jeden Augenblick da sein. Wenn sie den Besuch ahnte, was thät sie eilen!" „Laß nur, Margret dann muß ich wieder gehen. Ich habe auch Eile." „Oho, ich lass' Madam' nicht! Wir geplaudert." Sie meinte Viltorchen damit. „Ein andermal, Margret." Das war «ine Lüge und das treue Wesen soll nicht mit einer Ausflucht abgespeist werden! Hat sie mit ihrem besorgt fragenden Blick nicht ein Recht auf eine Art Beichte? Seit jener Stu nde, da ihr Kopf Trost gesucht an der Schulter der Bäuerin, ist die Schranle gefallen, die Herrin und Dienerin scheidet. „Ich lomm' überhaupt nicht mehr, Margret. Ich werde euch nicht meh7 sehen und ihr mich nicht mehr " „Herr Du mein!" ! Margret schlug vor Schreck die Hän de zusammen und hielt sie dann über kreuzt vor der Brust. „Will denn will denn die gnädige „Nicht das ich bleib'ii Paris, sehen? Zuerst war Margret sprachlos. Dann stemmte sie langsam die Faust: in die Hüften und reckte ihren starken Busen heraus. „Wa —as?" rief sie em pört, und ihr Antlitz flammte vor Sie war ganz außer sich vor Wuth, „Beruhige Dich, Margret. Wir müs sen Geduld haben. Uebrigens i't es noch nicht so schlimm. Wer könnt« mich zwingen? Aber es ist besser, ich komme nicht mehr zu euch. Du bist 6» flimmerte es in Gertruds Augen, sie streckte dem Mädchen die Rechte hin. Margret stürzte aus die Hand los, umklammerte sie mit ihren beiden und preßte Kuß auf Kuß darauf, während ihre Thränen sUirzten. Gertrud wollte der Szene ein Ende »lachen und wandte sich zur Thüre. „Bitte, sage Frau Zeuner, daß ich ge- Dank abzustatten für die h-rrlicheAus schmuckung des Grabes. Es hatte mich tief ergriffen. Dann, daß ich Abschied Jyre Stimme wankte, aber es ist genug der Weichheit! Dazu ls: jetzt leine Zeit! Vielleicht tehrte sie noch einmal wieder doch das vergrößerte nur die Gefahr für „ihn". Wie wenn sie war tete und „ihn" rufen ließe? „In wie viel Zeit kannst Du das KomptoirHerrnZeuners »reicht haben, Margret? Ach möchte ihn jprech-n. Laß fetzt das Weinen, ich habe leine Zeit!" Fast herrisch streng klang das. „Eine Viertelstunde, Madam' O Madam' wollen Herrn Zeuner spre chen All die Wuth und der Schmerz schie nen verflogen vor diesem ?onne»blick. Herr Zeuner wird kommen dann ist alles gut! Er wird die liebe Gnädige schon von ihrem Entschluß abbringe',! Er weiß für alles Rath, er ist de: Mann, der es mit dem Franzofenpack schon ausnimmt. „Gleich bin ich wieder da!" Sie wollte sich sofort aufmachen. -.Rußte sie nicht fürchten, Frau Ve.'trud könnte sich plötzlich wieder «ud-rS besinnen? „O, wie wird er sich freue» keine größere Freude, als daß Maoame ihn sehen will —" Und in der Roth, all-s aufzubieten, damit die gnädige Fra'i blieb- und den Angerufenen, der ihr wahrhasiig wie ein Retter erschien, erw.'r:-:-. kramte sie allerhand aus ihrem emiältigen Kops eigene Gedanlen und Wirkliches. wissen nicht, wie er von Ihnen spricht, Madam'. Man kann so» der Mutter Gottes nix Schöneres reden ick kann ihm nit genug von Ahnen er zähle. Oft ist er wie närrisch. von Ah nen zu hören. O, und Sie hätten sehen solle, wie er sich angestellt mit dem Grad vom Vittorche, Grao', cIS wenn va-- Biktorche ihm gehört! Ja, Sie müssen ihn sprechen, dann ist alles gut. Was für ein lieber, braoer, staatser Herr so einen hat ganz Paris, ja ganz Frankreich nit auszuweise,.,." Und währenddem beobachtete sie zu ihrer Freude, wie eine Rötb- über Frau Gertruds blasses Antlitz ,u ha^- jene sich langsam abwandte, aus-Scha.n über diesen Berrath. - - Ah, wie un sinnig ist das Gerede des Mädchens! Dergleichen Exaltation steht ja im of fenen Widerspruch zu Zeuners Art! Und dennoch! Aetzt bissen die Zähnchen die Unterlippe, und mit wachsendem Jnter«fl« untersuchten die Hände, die leicht zitterten, den Kelch einer lilienar tigen Blume dort auf dem Tischchc». O, sie ist zwar nur eine Westerwäl derin, aber ganz so oum u ist sie doh nicht! Sie hat ihre offenen Augin, und man braucht ihr keine Brille auf zusetzen! Daß Herr Zeuner nicht glück- seliger sein kann, »ls in Fran Janii nets Gesellschaft, das ist klar uns daß diese nicht blos der alten Dame wegen so oft zum Besuche kam. ist rben so klar. Wie Frau Aaniin«: soeben erröthele bei Margrets Lobpreisung? O, ihr macht man in solchen Dingen nichts weis! Sie .ieben sich... Freilich ist es ein schweres Unglück.. . Sie hatte sich schon lang? den Kopf mit Bergleichen zerplagt —: wie win dig und erbärmlich kam ihr der Fran zose, Gertruds Mann, gegcn den ge festetcn, auch körperlich mächtigeren Deutschen vor, dessen Wesen an schö nen blanken Stahl erinnerte. Und Frau Gertrud ist doch nicht blind, daß sie den Unterschied nicht auch gewahrte. Warum haben sich diese beiden nicht gcheirathet? Welch ein Prachtvaar hät ten sie abgegeben! Ah, es ist das unse lige Geschäft, das die Heirath zu Stan de gebracht! Natürlich kann so ein zu sammengeleimtes Glück nicht lange halten. Und ein dämonisches Gelüste packte sie, sich an dem Franzosen zu rächen für die eigene Austreibung nein, für das Vikwrchen Mit tatzenartiger Borsicht, ein listi ges Funkeln in den wasserblauen Au gen, schlich sie sich an Gertrud heran und flüsterte ihr über die Schulter wahrhaftig, sie hat Talent zur Kupp lerin! „Ja, und wissen Sie auch, daß er mir Ihre Photographie, die Madam' mir beim Abschied gaben, abgenommen chen thät', da ließ ich sie ihm. bot mir ein blankes Goldstück dafür. Das wollt ich nit nehmen aber Sie wis sen " „Was soll das heißen!" fuhr Ger „Was redest Du für Unsinn! Sofort lässest Du das!" Frau Janiinet schritt zur Fkirthüre. Verzweifelt stürzt« Margret ihr nach und umklambrtc ihren Arm. Die liebe, schöne gnädige Frau geht im Zorn und kehrt nicht wieder.... Margret bat und flehte. „Nun mache nicht so viel Wesen, Margret! Es ist schon gut ich trage Dir nichts nach! Aber ein andermal erlaubst Du Dir nicht wieder derglei chen!" „Soll ich ihn denn nicht rufen?" Sie wagte nicht inehr, seinen Namen zu nennen. „Nein!" Wie abgehackt kam es heraus. „Bestelle, bitte, was ich Dir aufge tragen. Ich käme ein andermal. Unv nun laß mich ich habe keine Zeit! Adieu, Margret!" Das arme Ding stand wie verstei nert und horchte auf den leise knarren den Tritt, der die Trepp« hinabeilt«. „Sie kommt nicht wieder," murmelte sie dumpf. Doch gleich schüttelte sie den Kopf. Dennoch hat »c selbst recht ge habt. Gerade weil Madame so zornig war, gerade weil sie so fortstürmte liebt sie unsern Herrn. O, Margret ver steht sich auf dergleichen! Und das trotzige Gefühl, daß sie recht hätte, überwog noch lange den Schmerz dieser kurz abgeschnittenen Trennung. Neunzehntes Kapitel. Gertrud stürmte zur Hausthür« hinaus, auss Gerathiewohl die Rue Soufflot hinan. Einerlei, wohin. Nur daß sie durch das Gewühl der Straße Margrets Worte betäubte, die ihr fort und fort im Ohre klangen. Und ein anderer Dreiklang, der sich in jene Worte drängt: „Er liebt mich! Er liebt mich!" Als wenn ihr das etwas verhängniß voll Neues bedeutete! Das weiß sie za längst. Dennoch vermag sie die gewal tige Erregung darüber nicht zu mei- j stern. Sie »and sich auf dem breiten Podest der Pantheontrepp«. Was will sie hier? Doch nicht eintreten und in dem Got teshause beten? Hilfe und Rath erfle hen bei ihrem Gott? > — durch das Murmeln ihres Gebetes die unseligen Worte ersticken? Sie war an einem Seitenaltar nie dergekniet. Mühsam formten sich die Lippen zum Gebet. Das Pantheon mit der Kälte und Oede seines gigantischen Jnnenraums, mit den archaistisch blas sen Fresken von Chavannes ist nur ein offizieller Audienzsaal des lieben Got tes, und heute war keine Audienz. Sie flüchtete wieder hinaus. An der Ecke der Rue Souffloi und Rue Gay-Lussac stieß sie aus „ihn". „Herrgott!" entfuhr es ihr gleich ei nem Schrei. Er stand dicht vor ihr, reichte ihr mit freudestrahlender Miene die Hand, ja mit seinen beiden umfing er ihr Händchen und hielt es gefangen. „Willkommen, willkommen in Pa ris!" Das Händchen zitterte so; sie war «rblaßt und er bemerkte, wie sie nach Athem rang. „Aber was ist Ihnen? Sind Sie nicht wohl, Frau Jaminet?" Er machte eine Bewegung, als wolle er ihr den Arm reichen bedurfte sie nicht der Stütze? Schien sie nicht zu wanken? Das bracht- sie wieder zu sich. Sie wies d-n halb dargebotenen Arm mit einer kurzen schreckhaften Gebärde von sich. Fahndete nicht Viktor nach einem Beweis? Da wäre ja ein solcher ge wesen! „Es thut mir leid, daß ich Ihnen einen solchen Schrecken «injag«," sagte er. „Doch was ist Ihnen? Sie sehen erregt n"d verstört aus?" „O nichts kommen Sie!" Die Beiden hatten bereits die Auf- „Sie sind in Eile, Frau Gertrud? Schritte." „Ich komme von dort ich hatte ge äfft, Ihre Mama zu tr«sftn. Auch Sie. Ich hatte Ihnen Wichtiges mitzu theilen." die mächtigen Baumkronen und zaus ten einzelne der frühzeitig welken Blät ter die bis herüber wirbelten,^ Fahrdamm, wobei sie ihm immer einen Holben Schritt voraus blieb, als wollte sie so die Gemeinschaft seiner Beglei goldete Gitterthor des Gartens. Erst oben auf der Treppe, die zu dem hier leicht aufsteigenden Park führt, hielt sie an, athemlos mehr von der Angst als von der Eil«. Ihr Busen stürmte, und sie preßt- die Hand darauf. Ihre Augen spähten die St-usen hin ab dorthin, wo jenseits des Gitters die Meng« vorüber«ilk. Sie strich sich mit der Hand übers Gesicht: „Ich weiß nicht, was das ist seit gestern Abend," stieß sie hastig aus, wie für sich: „ich sehe Dinge und "Menschen, die nicht da sind. Ich bin recht seltsam, nicht?" Ihr Antlitz wandte sich ihm zu, mit einem matten, wie verzweifelnden Lä , Seien Sie mir nicht bös. daß ich Ihr Willkomm vorhin so schlecht er widert. Ich war so erschrocken." Er ergriff die Hand und er meinte den herzlichen Druck fast wie ein stum spllren. „Ich möchte Ihnen so gerne helfen, wenn ich es vermag ich bitte ganz Es war seine alte sympathische Stimme, die sich so vertrauend die Herzen zu öffnen wußte, bei deren Klang man das Bewußtsein hatte, daß a»f ihren Besitzer felsenfest zu bauen sei. Aber der Blick feiner Augen lonnte sem inniges Mitkeid nicht verbergen. Sie wollte das Zucken ihrer Wimpern nicht zu Thränen kommen lassen, und sie entzog ihm ihre Hand und ruckte ir einer Art trotziger Bewegung den Kopf in die Höhe. „Kommen Sie, ich will Ihnen alles sagen." O er wußte schon! Zwar hatte >ie es bisher immer vermieden, in seiner Ge genwart über den Stand ihres häus lichen Verhältnisses zu reden. Aua, ge gen seine Mutt-r flog sie nur mit An deutunge» darüber hin, und dann schien sie jedesmal «ine Unvorsichtigkeit zu bereuen. Ein herber Stolz verbot ihr, die Wunde ihres Herzens vor den Blicken der andern bloßzulegen. Aber eS bedurft- keiner Worte, um ihnen zu sagen, daß sie nicht glucklich war. Mutter und Sohn meinten ohne daß sie sich darüber aussprachen, etwas wie die Ahnung einer kommenden Ka tastrophe zu spüren. Sie schritten auf dem Kies des brei ten Weges dahin; der Garten war leer, bis auf einzelne einsame Fußgänger, die, diese Passage statt der lauten Straße wählten; der Sturm duldete heute nicht das fröhliche Kinderheer, das sonst diese grüne Oase in der um gebenden großeii Häusevivüstc zu be völkern pflegt. Das mächtige Rauschen des vom Sturm erregten Laubes wogie über den ganzen Garten, das andere, fernere Rauschen der Großstadt rings um übertönend. Schatten und Son nenlichter jagten in unruhigem Wech selspiel unter den Bäumen; hie und va gleißte eine Marmorstatue, vom plötz liche» Sonnenschein getroffen, grell auf; der Wasserstrahl einer Fontäne blitzte, herabw«h«ndi Blätter husch!«» »eckisch umher, gleich goldigen Schmet terlingen. „O, ich habe mich noch nicht einmal bedankt für die lwimderschöne Uederra schung, die Sie meinem armen Kleinen bereitet! Welch herrliche Blumen ich war tief gerührt." Sofort stand die häßliche Szene dort am Grabe vor ihr, deren Zeuge oer todt- Liebling gewesen. Die dunklen Bogen ihrer Brauen wetterten, unv aus ihren Augen fuhr es wie einSprü h-n. Doch sah sie, wie es ihn freute, sie überrascht zu haben nein,' nun sollte ihm diese Freude auch nicht vergällt werden! Und sie beherrschte sich, daß sie nicht offen heraus die Anklage gegen den Andern schleudert«. „Hoffentlich hat der Gärtner seine Sache gut gemacht?" erwiderte er be sanaen. „Mama und ich hatten es ihm aus die Seele gebunden, das Arrang?- inent bis zu Ihrer Ankunft frisch zu Pracht wie wird Viktorchen sich ge freut haben!" Ihr- Stimme wankte bei dem an dern Gedanlen. daß der arme Liebling fortan den gemeinsamen Besuch, den sie i'>'> mit Adners abzu statten pflegte, entbehren mußte. Es wa« ibm gewiß j°d-'>na' ei e Fr-nd' gewe>cn und diesmal, in d.Nt Schmerz darüber, daß er nun in feiner stillen Gruft so vereinsamen sollte, ver mochte sie nicht mehr an sich zu halten. „Ach muß Sie leider bitten, Herr „O!" stieß er überrascht aus. „Ihr Lebe» ist in Gefahr. Er hat geschworen, Sie ... (sie schauderte vor dem entsetzlichen Wort „niederschießen") ich bitte Sie, alles zu vermeiden, was ihn reizen könnte!" „Aber was ist geschehen?" fuhr er auf. „Nichts, als daß er gestern erfahren hat, daß Sie in Paris wohnen. Das genügte dem Franzosen." , „Wie, das wußte er nicht längst?" Auch Zeuner nahm das mysteriöse „er" auf; es war wie eine Verabre dung, Viktors Namen nicht zu nen nen und das lakonische Einver ständniß des kleinen Wörtleins gab ihnen beiden plötzlich eine seltsame In« Wie ein kindischer Trotz klang das. Und eine Nöthe fuhr flüchtig, gleich den huschenden Schatten dort unter den Bäumen, über ihr Antlitz. Er war erstaunt wie war das ,»iß haben!" trotzte sie. Ah, der Ton paßte nicht hierher! rend, ihre Augen in die seinen sen kend: „Ja es wäre eine Entweihung gewesen! Jetzt bereue ich es nicht! Zu erst. an jenem Nachmittag, da ich Sie im Tuileriengarten traf, wollte ich ihm hon dem unschuldigen Begegniß er zählen. Vielleicht wäre damals schon seine thörichte Eifersucht wach gewor den vielleicht hätte er mir damals schon die Rue Soufflot verboten bielleicht hätte ich gehorcht vielleicht auch nicht. Genug, es ist geschehen!" „Sie dürfen sich nicht wundern, de:ß er nun alarmirt ist. Sie scheinen das heiße französische Blut noch nicht zu kennen. Er ist in seinem Recht!" „Er hätte doch nicht begriffen, was mir die Rue Soufflot nach Vittorchens Tode, nach allem, was geschehen war, bedeutete. Und ich hätte das ausgeben sollen? Ihr Haus war mir zur zweiten Heimath geworden süßer als meine Heimath glauben Sie, daß es mich vom Rhein aus zurück nach Ihrer Mama, nach einer lieb-n Plauderstunde dort oben beiJhnen »erlangte? Gott v.r zeih' mir die Sünde an meinem ei genen Elternhaus!" Sie athmete schwer auf. „Er hätte nicht verstanden nicht versteh n wollen er hätte es nicht geduldet! Ich war egoistisch und ich wollte mir das nicht rauben lassen. Wohlan, »Un ist es geschehen! Nur eines schmerzt mich, daß ich Sie in Gefahr gebracht. Ich bin gekommen, Sie zu warnen ich darf Sie nicht mehr sehen! Wir dürfen uns nicht mehr treffen es handelt sich um Ahr Leben er war rasend und er drohte, 5ie...." Wieder stutzte sie vor dem Wort. Thränen quollen Mischen ihren Wim pern. „Ich habe solche Angst aus standen Ihretwegen! Ich träumte, die Drohung wäre bereits ausgeführt. Ach flehe Sie an, alles zu vermeiden —" „Bitte, beruhigen Sie sich!" unter brach er sie. „Denken Sie nicht an mich! Was kann ich nur thun, um Sie von dem dummen Verdacht zu be- Mit Mühe behielt er seine Ruhe. Vibrirte nicht unter all der Erregung ihrer Worte das Geständniß ihrer Liebe? „Sie wollte sich das nicht rau ben lassen...." Und ein jähes unseliges Gelüste stachelt« ihn: Ei, warum muß er seinerseits sich das rauben lassen? „Nichts, nichts!" rief sie flehend. „Sie werden sich still halten, Sie w>r den nichts versuchen, ihn vom Gegen theil zu überzeugen! Es wäre vergeb lich—er ist blind in seinem Haß, Fort an wird sich dieser Haß auf jeden Preußen stürzen, der ihm in den Weg „Und Sie selbst?" „Ach iverde auf meinem Posten aus harren. Seit wann d-sertiren die Preußen? Und wir wollen doch auch hier in Paris gute Preußen sein und geisterung. „Pscht!" machte sie. fast schelmisch. Und wie zum Usbermuth ausfalleno: " vd s 'st ' „Sie wird untröstlich sei»!" Und auch er soll sie nicht wiedersehen? In nerlich fühlte er ein Beben. Eine Weile schritten st- schweigend nebeneinander, die Augen starr, wie Blässe bedeckte beider Antlitz. Sie fühl ten das Po Hui ihrer Gedanken und das Weh des Abschiedes wob wie einen ge meinsam«» Schleier um ihr Schweigen. Plötzlich blieb sie stehen, stand dicht vor ihm, und der Blick ihrer unbe schreiblich klaren Augen schien bis auf den Grund feiner Seele zu dringen. Abermals reichte sie ihm die Hand: ~Also es bleib« dabei." sagte sie, und die Klarheit ihrer Stimme entsprach >em Blick ihrer Augen, „wir wollen fortan gute Preußen sein, nicht?" „Topp!" entfuhr es ihm fast bur schikos, und er schlug kräftig ein. „Wir wollen gute Kameradschaft halten, wie damals in Müsheim Anflug des Jubels. „Und kein Preu- Diesmal wollte wirtlich die Erre gung ihm, dem gegen solche Anwand lungen Gefeiten und Gesesteten, einen Streich spielen. Nur ein Wörtlein, nicht viel mehr als ein Lallen, nur ein kurzes Aufflammen, nur ein paar Se kunden der begeisterten Flammenfelig kejt für die stillglimmende Gluth in seinem Tiefinnern.... dann wollte er ja gehen! Sie zuckte zusammen. „Nein, nein, das nicht?" flehten ihre Augen. „Ge rade das wäre nicht tapfer. Und wir wollen doch tapfer sein!" Von ihren bebenden Lippen hastete es angstvoll: „Es ist genug! Es istZeit. Wir müssen gehen Sie hierhin ich dorthin! Leben Sie wohl loben Sie wohl!" Mit einem kurzen Druck riß sie ihre Hand aus der seinen; dann wandte sie sich und ging. Anfangs war es ihm, als sähe er sie wanken; dann stemmte sich ihr Schritt fester gegen den Sturm, der sich stärker aufgemacht hatte, wie um sie selbst gleich einer abgerissenen Blüthe dahin zuwchen. Er stand wie festgebannt unv starrte ihr nach. Die goldigen Schmet terlinge der welken Blätter umwirbel ten ihre Gestalt, die jetzt das Sonnen licht leuchtend durchschritt und gleich darauf wieder in dunkle Schatten tauchte. Und so, im Wechsel von Licht und Schatten, erreicht« sie, das Gitter ßen Stimm«. Jetzt hob er die Hände und bedeckte damit sein Gesicht, wie um dies Leuchten und diesen Klang festzll fetzte er sich dann wieder in Bewegung, schlug denselbeiiWrg ein, den sie gegan gen war, langsam, langsam, als wenn selbst die flüchtigste Spur ihrer Fuß stapfen ihn noch zu bannen vermöchte. Bald verschlang auch ihn die Men schenmenge. Zwanzigstes Kapitel. In diesem Winter gab es über Bou lart-de allerlei 'Achselzucken, Kopfschüt teln und schadenfrohes Wispern selbst der Hohn wagte sich bis zu ihm hinan. Man hatte großes von ihm er wartet. Man hatte ihn schon als Retler Frankreichs auf den Schild erhoben, Gambetta zum Trotz. Und nun ließ er das Revanchefeuer elendiglich zu Asche verglimmen, sein Elan war dahin. Er h<jtt>e sich angemaßt, «in« FixsternroUe ach politischen Himmel zu spielen, und triviale Sternschnuppe. Seine Freunde waren in Verzweif lung. Für diesen Winter hatte er sich mit großartigen Plänen getragen. Es sollte eine systematische Deutschiiihetze hier in Paris wie in den Provinzen ins Werk gesetzt werden. Frankreich wim melte abermals, wie vor dem Kriege, von deutschen Schmarotzern, die am Mark des Landes sogen es galt also eine gründlich« Säuberung inWerlstät trn und Komptoiren. Frankreich will endlich, ungestört von lauerirdenSpio vanchegedanken leben.... Und nun nichts mehr! Boulark.de ivar offenbar sich selbst und seiner sub limenJdee abtrünnig geworden. Was? Vor dem Lächeln einer armseligen klei nen Preußin sollte sein Patriotismus die Waffe gestreckt haben? So war es! Man erinnerte sich sehr wohl jenes pikanten Gedichtes, das der Dichter patriot vor zwei Jahren der Preußin zu Füßen gelegt. Nun wohl, er hat die Vers« in die Praxis übersetzt jetzt girrt er in Person zu ihren Füßen. Wie war das möglich geworden? Boularöde zuckte Wer sich selbst die Schultern mit der fatalistischen, äu ßerst bequemen Phrase, die dem Fran zosen jede selbsteigene Schuld auf das Schicksal abschieben hilft: "O'«>»t >ilu» Uebrigens kannte er sein Publikum und er wußte, was er im bieten durste, ohne von ihm gekreuzigt zu werden. Er brauchte nur einmal wieder einen seiner patriotischen Donner in Bersen da herrollen zu lassen, und der fanatisch« Enthusiasmus des Publikums jauchzte ihm wieder zu wie vordem. Er hatte die Eroberung der liebrei zenden Preußin nie aufgegeben. Er wollte blos die Gelegenheit reisen las sen. Und sie schien zu reifen. Nach dem Tode des Kindes witterte er sofort, wie es um das Verhältniß der beiden Gat ten stand. In der ersten Trauerzeit er wies er sich aufrichtig als der gut- Kerl, der bei ihm unüer all dem patriotischen Phrasenwulst schlummerte. Fühlt« «r doch eine Schuld aus sich lasten: war er mit seinen poetischen Ausstachelungen nicht mittelbar die Ursache zu der Un geheuerlichkeit, die dem Säugling seine deutsche Amme geraubt? So wollte er wenigst«»» das S«ine versuchen, um den Riß, der durch das Glück des Hau ses klaffte, wieder zu heilen. Und eine Zeit lang vermochte er sich ü,ber seine eigene Ehrlichkeit zu belügen. Er er schöpfte sich in allerhand Aufmerksam keiten gegen die schiv-rgeb-ugte Mut ter, und er hatte die Genugthuung, daß seine Freundschaftsbeweise wirklich zur Linderung bettnigen. (Fortsetzung folgt.) Mr vle KUche. Blume nkohlsuppe. Einen schönen Kopf Blumenkohl theilt man in einzelne Rosen und kocht diese in Salzwasser mit reichlich Petersilie weich. Die besten Rosen legt man heraus und Passirt die anderen und den Strunk durch em Sieb. Nun macht man eine ganz helle Einbrenn aus frischer Butter und Mehl, ver dünnt mit der Brühe, mengt das Pas» sirte darunter und gibt etwa eine Unze Fleischextract dazu. Mit zwei Eigelb abgequirlt, dann über die ganzen Ro sen geschüttet und mit gerösteten Sem melschnitten eingelegt, wird die Suppe zu Tisch gegeben. ReiskuchenausSchweizer Art. Ein Viertel Pfund blanchirter Reis werden in einem Quart Rahm mit einem Viertel Pfund feingewiegter Orangenschale dick und weich gekocht. Nachdem man die Masse hat ausküh len lassen, vermischt man dieselbe mit 4 Eidotter. Nun belegt man ein Ku chenblech mit Blätterteig, backt diesen halb gar und streicht dann die Reis masse darüber. Die 4 Eiweiß schlägt man zu festem Schnee, würzt diesen mit Orangenzucker, bestreicht damit den Kuchen und siebt vor dem Backen noch Zucker darüber. Kal t e Reissp e i s e. Ei» hal einem Achtel Quart Wasser geklärt hat, auf den mäßig heißen Herd. So bald der Reis das Wasser aufgesogen hat, schüttet man guten Rothwein gem Schütteln (man darf ihn nicht rühren,) weich, wobei zu beachten ist, daß er ganzkörnig bleiben muß. Dar auf streicht man eine beliebige, tiefe Schüssel mit Mandelöl, oder auch nur mit Wasser aus und thut den Reis hinein. Ist er nach unigen Stunden erkaltet, stürzt man ihn auf eine flache Schüssel und garnirt ihn mit rothem Fruchtgelee und Schlagsahne. Gefüllter Gänfehals. Die Leber einer mittelgroßen Gans wird einige Stunden in Milch gelegt, die dicke Fetthaut wird vom Halse der Gans abgezogen, gut gewaschen und gut getrocknet. Indes kocht man ein Pfund Schweinsbauch in Wasser uni» Salz gar, wiegt nun die Leber fein, rührt sie durch ein Sieb und wiegt darauf den Schweinebauch, sowie 2 Unzen Gänsefloomfett fein. An et was Fett werden 2 geriebene Zwie beln geröstet, ohne Farbe annehmen zu dürfen, und nebst etwas feinem Pfeffer, gestoßenen Gewürzkörnern, etwas Majoran und dem nöthigen Salz unter die Fleischmasse gemischt. Man näht nun die Haut des Gänse halses unten zu, füllt die Fleischmasse gleichmäßig hinein, näht sie auch oben zu und kocht den Gänsehals langsam in der entfetteten Bouillon des Schwei nefleisches eine halbe Stunde. Dann kühlt man ihn in kaltem Wasser, preßt ihn und schneidet ihn beim An richten in Scheiben. Die Brühe be ntitzt man trefflich zu einer Kartoffel suppe, kocht reichlich Suppengrün und rohe gebrühte Kartoffeln in ihr gar. stteicht sie durch, gibt einen halben Theelöffel Fleischextract hinzu und richtet die Suppe über Brotwürfeln an. Jägerschnitze, Man nimmt hierzu ein Lendenstück, häutet das Fleisch und wischt es mit einem Tuch ab. Man schneidet es nun der Quer« nach in fingerdicke Scheiben, klopft e> forgfältig und spickt es, nachdem man es vorher mit Pfeffer und Salz be streut hat. Darauf thut man es mit Zwiebel, Lorbeerblatt und einem Mohrrübchen zusammen in eine mit Butter bestrichene Kasserole und läßt es bräunlich dämpfen, was etwa nich einer halben Stunde geschehen ist. Sodann vermischt man einige Löffel saurer Sahne mit etwas Mehl, thut eS über das Fleisch und bratet es bis zum völligen Weichwerden in der Röhre. S ch i n k e n k l ö ß e: Schiiiken reste werden in feine Würfel geschnit» ten, Weißbrot wird ik Fleischbrühe, nachdem man eS ebenfalls würfelig geschnitten, eingeweicht und hierin so lange belassen, bis es'alle Flüssigkeit aufgesogen hat. Dann rührt man es fein, fügt die Schinkenwürfel, halb so viel gelblich gebratene Speckwürfek, einige Eier, etwas feinen Pfeffer und> so viel Mehl zu, als zum Zusammen» halten nöthig ist, unv formt nach einer Stunde Ruhens große Klöße von der Masse. Man wendet sie in Mehl und kocht- sie 10 Minuten in Salzwasser. Besonders gut zu gekochtem Obst; im, Winter auch zu Sauerkraut. Gurkensalat mit Sahne. Die Gurken werden geschält, in feine Scheiben geschnitten, mit Salz ver» mischt und ein» halbe Stunde bet Seite gestellt. Nachdem giebt man die Gurlenscheiben aus ein Sieb, läßt sie gut ablaufen und vermischt sie mit sairrer Sahne, welche mit einem Eigelb tüchtig verrührt ist, fügt gestoßenen Pfeffer, fein gehackte Petersilie und nach Geschncack noch etwas. Essig hinzu. In der Stadt des Pschor r. „Weißt, Minnerl da» Hunderl das sauft heut's Bier mit mehr Durst als wia i! Sacra, waZ is dös?" „Hab's, a schon g'splirt, Al ter, hast heute erst neun Maß und a halbe wirst mir doch net krank werd'n?" Der Parvenü. A,: „Sie haben ja da eine prächtige Bibliothek!" B.: „Ja, wenn ich denke, was ich für ein» Menge Geld in die Bücher hinein gesteckt habe, dann komme ich mir or» Stoßseufzer eine» Mainzer. „Herrgott, wenn nor emal Eener e' Maschin' erfinde' thät' daß mer am Sunntag fei' Fraa n» mehr mitnehme müht'!" 3
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