2 Weiberlist. ln Arabien ist ein Spiel im Ge lbrauch, das in einer Wette nichts von dem andern anzunehmen, ohne das Wort „Diadesta" auszuspre chen. Zuweilen dauert das Spiel verschiedene Wochen lang; beide stren gen ihren Scharfsinn an, um sich ein ander zu überraschen; wer am ersten hat die abgeredete Wette verloren. Der Philosoph Alebabikuki, der in diesem Lande wohn'?, hatte lange der ner Weisheit bange wurde. Er nahm also seine Zuflucht zu dem Buche, schlug die Augen nicht auf und las an dächtig in demselben. „Das ist ja wohl ein sehr interessan tes Vuch," frug die Araberin, „das „Allerdings," gab der Philosoph zur Antwort, „es enthält Geheim nisse —" „Die Du mir nicht offenbaren willst," fiel ihm die Frau in einem von jenen Tönen in die Rede, bei welchen alle Saiten eines Mannesherzens im Einklang zu beben Pflegen. „Nun, es enthält," erwiderte er, „ein vollständiges Verzeichniß aller Künste schlauer Weiber, das Dich nicht belusti gen wird, denn Du wirst kaum daraus etwas neues lernen können." Die Araberin lächelte schalkhaft. „Bist Du aber auch ganz sicher," fragte sie, „daß alle Künste darin ver zeichnet sind?" Unter Scherzung war die Unterhal tung lebhafter; der Philosoph vergaß sein Buch; er wurde zärtlich, kühn so gar und wollte ihr eben ein Küßchen geben als sie ihren Mann auf dem Felde erblickte. „Wehe uns," schrie sie, „wir sind beide verloren! Rette Dich! Mein Mann ermordet uns beide. Um des Propheten willen, schlüpf' schnell in diesen Kasten!" Der Philosoph that schleunigst wie ihm geheißen, und sie schloß ihn sorg fältig ein. Dann ging sie ihrem Mann entgegen. „Zur rechten Zeit kommst Du." sagte sie. „Mich hat soeben ein Fremder besucht, ein weiser Mann, wie es an fangs schien, der ein ganzes Buch ge schrieben hat, das von Weiberränken handelt; aber endlich ward er äußerst kühn und wagte von Liebe mit mir zu «den!" Der Araber schäumte vor Wuth, lind der Philosoph, der jedes Wort wie «in Dolchstich fühlte, löste sich auf im Todesschweiß. „Ha. wo ist der Elende?" rief der Mann, „daß er von meinen Händen sterbe!" „Hier in diesem Kasten," sagte die Frau und reichte ihm die Schlüssel hm. Aber indem der Eifersüchtige wie toll auf denKasten losstürzte, schlug sie ein Helles Gelächter auf. „Ertappt, «tappt!" schrie sie, unter fortwährendem Lachen. „Gleich wirst Du die Wette bezahlen! Halt Du nicht den Schlüssel genommen, ohne „Dia desta" zu sagen?" Der gu>e Mann stand wie verstei nert da und ließ die Arme senkrecht fallen. „Ja. Du hast gewonnen." sprach er, „aber böses Weib, dieses Aergerniß hättest Du mir ersparen können!" sel und Äls er wieder aus dem Zelte war. zog die Frau den halbtodten Philosophen hervor. „Tief gelebrter. WeiferHerr!" sprach sie spottisch lächelnd, „zieh' ruhig Dei ner Weg«, aber vergiß nicht da» Stücklein gefälligst in Dein Buch ein zutragxn!" Königin dcr Nacht. Wo» Gräfin Waldersce. Einmal iin Zahr S«lig Geschick! Jahre voll Pem Schließen der Menschen Leben oft ein. Ob ihnen Seligkit lacht Nur eine Nacht? Werkeltags neb'liger Lauf Zehret sie auf. Blume, verträum' sie in deiner Pracht, Morgen schon bist du zur Ruh. Königin du! Athme die Lust, Dann schlafe ein. Beim Schadchen. „So, «un wissen Se wie die Dame sein soll, die ich Heirathen will; bis wann tön.« neu S« s« also liefern?" Hin Hochstapler. Bon Polizeileulcnanl Th. Gantert (Berlin). Vor einem der sashionablen Hotels der deutschen Reichshauptstadt fuhr die telegraphisch bestellte Equipage des erst im letzte» Augenblicke von dem im Vestibül des Hotels schweigend auf und ab gehenden Gehilfen des Por tiers, einem in flottes Jockeycostüm ge steckten, zierlich gewachsenen Groom, bemerkt wurde. Sofort tönte die elek trische Klingel nach der Portierloge und der Inhaber derselben hatte ge rade noch Zeit, den Ankömmlingen, de nen der Groom gewandt den Schlag geöffnet, unter Lüften der goldbetreß ten Mütze die übliche Reverenz machen zu können. „Drei Zimmer mit Sa lon, vorn, im ersten Stock," raunte dcr vom Kutscherbock gesprungene und den Herrschaften beim Aussteigen be hilfliche alte, weißköpfige Diener dem Portier zu, während der Groom und «in herbeigeeilter Hoteldiener das nicht allzu umfangreiche, aber gewichtige Gepäck der distinguirten Ankömmlinge nach der Portierloge schafften. Die Dame, eine in ein grau-gelbli ches Reisecostüm von roher Seide ge kleidete, tief brünette, zarte Erschei nung, stützte sich leicht auf den Arm ihres mit liebreicher Sorgfalt um sie bemühten Begleiters, welcher mit freundlich herablassender Kopfbewe gung dem voranschreitenden Portier in's Vestibül, und dann einem dort dienstbeflissen harrenden Kellner die «legante, teppichbelegte Marmortreppe hinauf in die ihm angewiesenen Ge mächer, deren Flügelthüren sich wie mit einem Zauberschlage öffneten, folgte. „Graf Cz.... imit Gemahlin und Kammerdiener aus Warschau," notirte der Portier eine halbe Stunde später nach Angabe des Kammerdieners in den großen, auf seinem Stehpult auf geschlagenen liegenden Folianten des Hotels. Vorfall ließ sich in später Abendstunde der Portier des Z-Hotels bei mir an melden. Das Gesicht des mir seit Langem persönlich bekannten alttn Herrn war um einen Schatten bleicher, als es sonst in meinem Gedächtniß stand, und er erzählte mir, nachdem ich ihn genöthigt, Platz zu nehmen, unter mancherlei Unterbrechungen, die ich des genaueren Verständnisses we gen dazwischen werfen mußte, im Hinblick auf das von mir Vorange schickte etwa Folgendes: Er, der Portier, habe durch den vor nehmen, aber im Lause der Zeit ge- Vermögens- und sonstigen Verhält nisse des Grafen Cz ... . i thun können. Dieser habe vor etwa Jah- Aristokratie angehöre, zerfallen; doch dies mache nichts aus, da er von seiner Mutter ein fürstliches Vermögen ererbt leidenschaftlich und könne ihr keinen Wunsch versagen. So war der Por tier in der Lage gewesen, von den vie len glänzenden Geschenken Kenntniß zu nehmen, mit denen der Graf seine Gattin überschüttete. Er hatte das che» Trinkgeldes umgehend beglichen. Kein Wunder, daß die Verbeugungen immer tiefer wurden, mit denen der Portier und das Hotelpersonal nicht allein, sondern auch der Leiter des H»- tels den reichen Mann begrüßten. Vor acht Tagen nun k>atte der Por me-dicner hatte wiederholt in auffal lender Eile, so daß er kaum «inen Gruß nach der befreundeten Portier loge zu richten vermochte, das Hotel verlassen. Sogar der Graf hatte, was er vordem noch nie gethan, in nervöser Hast bei dem Portier nach eingegangenen Briefen bei feinerßück kehr aus dcr Stadt Nachfrage gehal ten. Am folgenden Morgen löste sich für den Portier das Räthsel theilweise, denn der Kammerdiener schrieb in sei gil.g nach Warschau an den Bankier des Grafen ab mit der Anweisung, umgehend eine Hobe Summe Geldes nach hier anzuweisen. Beide Tele gramme wurden, da der Kammerdie- ner durch ein Glockenzeichen zu seinem Herrn gerufen worden war, durch den lung war der vor Erregung zitternden Hand des alten, treuen Dieners die ominöse Depesche entfallen und dem sich nach ihr bückenden Portier waren sofort die Worte „vierzigtcuisend Ru bel ausgezahlt" in die Augen gefallen, so daß er die furchtbare Erschütterung seines Gegenübers sehr wohl zu be greifen .vermochte. Plötzlich ertönte aus dem Salon des Grafen die elek den Portier zu seinem Herrn zu ent bieten. Der Graf stand hochaufgerichtet, aber leichenblaß in seinem Zimmer, die rechte Hand geballt auf dem Schreibtisch gestützt, während aus dem halbgeöffneten Salon unterdrücktes Schluchzen hereindrang. „Ich bin bestohlen worden und ein großer Theil meines Vermögens ver fofnrt nach dem Polizeipräsidium und der russischen Botschaft; vermögen sie mir auf diesen Schmuck" hierbei lä chelte er bitter und seine weiße Stirn färbte sich dunkelroth „den ich vor wenigen Tagen erst gekauft und nach Juwelier, bei dem er gekauft ist Sie sehen, er hat mehr als das Dop pelte gekostet oder von einem Ban kier oder sonst woher zu besorgen? Ich gebe zehn tausend Mari Provi sion, wenn's sein muß. bei meiner hier!" Der Portier (ich muß für denjeni gen Theil der Leser, denen die Berli nerVerhältnisse fremd sind, erläuternd nistergehaltes beziehen und meistens der Hotelverwaltung eine bestimmte Pacht zahlen müssen) überlegte nur seinem Bankier die verlangte Summe, einen Theil seiner Ersparnisse, und händigte sie dem Grafen ein. Das jeder Berührung tausend farbenpräch tige Blitze sprühend« Pfand schloß er in der diebessichern Kassette, die in Der Graf hatte, fast ohne ein Wort ne Geld flüchtig durchgezählt und es nachlässig in seine Brusttasche gstckt; dann befahl er die Hotelequipage, be mit einem kleinem Handkoffer verse hen. ab, noch zuletzt den Befehl an der» sich lief verbeugenden Portier gelangen te>>. Porti» der russischen Botschaft nach früh, natürlich diskret, denn der Graf Botschaftssekretär vorsichtig Nachfra ge zu halten?" damals gezeigt, ehe er ihn zum Gra fen brachte?" fr«gte ich, von einer un bestimmten Besorgniß erfüllt. —„Na- türlich ist's derselbe," stieß der alte Herr heraus, „aber ich bitte Sie, wenn »Z Ihnen keine Mühe macht, kommen Sie mit mir und sehen Sie sich das Geschmeide an." Etwa eine halbe Stunde später standen wir beide mitten in der Nacht vor der geöffneten Wandkassette; ich hielt das glitzernde, funkelnde Ge schmeide ein Diadem wie für eine Fürstin und eine feingegliederte Hals kette mit Brillanten, beides in einem mit rothem Sammet ausgeschlagenen den Schmuck, zweiundvierzigtausend Mark, quittirt war. „Die Quittung scheint die richtige zu sein, aber der Schmuck?" murmelte ich in mich hin ein, da mir, wie gesagt, das Fehleu der Firma in dem Etui auffiel. „Es ist derselbe, den der Juwelier gebracht, ich kann mich nicht irren," warf der Portier, nun doch etwas zaghaft ge worden, ein, und ich verabredete schließlich mi> ihm, da bei dem ferne ren Anschauen des Pfandes doch nichts herauskam, daß wir uns am folgenden Morgen bei dem Juwelier selbst, der Portier mit dem Schmucke, einfinden wollten. Bei meiner 'Rückkehr nach dem Bu reau ließ ich sofort an die Pvlizeista tionen sämmtlicher Bahnhöfe telegra phiren mit der Anfrage, ob und wo hin vor sechs Tagen Nachmittags zwei Herren mit dem mir vom Portier an gegebenen Signalement gefahren seien. In aller Frühe kam die Depesche, daß ein Herr, auf den das Signalement des Grafen ziemlich genau paßte, an jenem Tage nach Köln abgereist fei; von dem Kammerdiener war keine Rede, und dies war auffallend. Um halb sieben Uhr war ich bei dem Juwelier, den ich in seinem Privat comptoir beim Kaffee traf. Bei mei nem ersten vorsichtigen Fragen nach dem Grafen Cz.. .. i und dem Schmuck meinte der alte Herr schmun zelnd: „Ja, mit dem ist es mir eigen thümlich gegangen; der Herr Graf hatte nach eigener, sehr sorgsam aus geführten Zeichnung einen ziemlich kostbaren Schmuck für seine Gemahlin bestellt und denselben, nachdem mein Sohn ihn persönlich überbracht, ohne irgend eine Einwendung zu machen, bezahlt. Obgleich es natürlich selbst verständlich war, daß der Gras be zahlte, so hatte meinem Sohn doch die wirklich vornehme Nonchalance, mit der er die doch immerhin ziemlich be deutende Summe auszählte, einiger maßen imponirt. Ein paar Tage da rauf kam der Graf wieder und erklär te, daß der Schmuck plötzlich seiner Gemahlin nicht gefiele, ich müsse ihn wieder nehmen? er übergab mir aber eine andere Zeichnung, nach welcher ein neuer Schmuck jetzt in Arbeit ist. Die Steine hat der Graf selbst ausge sucht, sie sind noch größer und der Preis des Diadems allein wird sich auf vierzigtausend Mark, der des Colliers auf fllnfzehnlausend Mark stellen. Da der Gras ohne jedes Be neue bedeutende Object, keinen An stand, das Geld zu zahlen, um so we niger, als ich binnen zwei Tagen mü helos mehr als zwölfhundert Mark verdienen und für den neuen Mustrag meldenden jungen Mann auf dem Fu ße folgend, der Portier herein, das Etui mit dem Schmuck in der Hand Hand und reichte es geöffnet dem Ju welier. Der alle Herr stutzte und pfiff, abwechselnd mich und den armen Por tier ansehend, leise durch die Zähne; dann nahm er das Diadem heraus, ging nach dem Fenster, ließ sich eine Lupe reichen und sagte ruhig unv be ledigt hatte! um ihi> seiner völligen Lethargie zuent reißen, noch zu einem anderen Juwe lier Unter den Linden der natür lich dasselbe Urtheil fällte' die Fas sung war echt, die Steine Rheinkiesel, vorzüglich geschliffen und höchst sau ber gefaßt. Dann nahm ich den völlig Gebro chenen mit nach meinem Bureau, um ihn zuProtokoll zu vernehmen und die Angelegenheit überhaupt in die rich tige Bahn zu leiten. Eine Verfolgung der Betrüger war, da sie fast eine ganzeWoche Vorsprung hatten, von vornherein ziemlich aus sichtslos. Eine Spur des angeblichen Grafen wurde in Mainz gefunden; sie wies nach Strasburg, dort aber ging sie verloren. Der „Kammerdiener" und die „Frau Gräfin" hatten es ver standen, sich völlig unsichtbar zu ma chen. Selbstredend wurde das Signale ment der sauberen Gesellschaft an sämmtliche Polizeibehörden der größe ren Städte des Eontinents sowie nach England abgegeben, aber es schien, als ob die aögefeimten Betrüger von der Erde verschlungen seien. Verlust obwohl er noch immer ein sehr wohlhabender Mann ist nicht verschmerzen können; er kränkelt und hat seinen Posten niedergelegt, haupt sächlich aus Scham, und Groll, daß ihm. dem flewiegtesten Portier der Kaiserstadt, Derartiges hatte begeg nen können. Zmogcn. Als der Blitzzug sich in Bewegung setzte und aus dem Jersey Cityer Bahnhof langsam herausrollte, warf ich meiner jungen Frau, indem ich mich weit aus dem Fenster beugte, die letz ten feurigen Kußhände zu und beob achtete sie und Max Bruhns, ihren Bruder, wie sie mir grüßend zuwink ten. Dann fing der Zug an, sein rich tiges Tempo einzuschlagen, und die Häuserreihen flogen an meinem Auge vorüber wie Schatten. Noch einen Moment, und wir waren im flachen Land, wo nichts von Interesse mehr zu sehen war auf länger? Zeit. Ich be fand mich auf der Fahrt nach Wash ington, wo ich meine vierzehntägigen Ferien verleben wollte, die mir die Bank gnädigst gewährt hatte zur Er holung, nachdem ich mehrere Monate lang mich ungewöhnlich angestrengt hatte in ihrem Dienste. Ja, es war eine böse Zeit gewesen. Bei der gründlichen Jahresrevision der Bücher und Geldschränke mit ihren Depositen war man neulich auf ein Deficit gestoßen. Kein gewöhnliches. Es handelte sich um ?ine fehlende Summe von ca. P 20.000. Diese war, in Papieren, einem Conto entnommen, das seit ca. 8 Monaten erst in der Bank geführt wurde und einem jun gen, lebenslustigen Manne gehörte, dessen Vater vor Kurzem gestorben war und ihm eine „kühle Million" hinterlassen hatte, Alles in sicheren, zinstragenden Papieren. Das Merk würdige bei dem Diebstahl war, daß er nicht größer war. Der Dieb hätte gerade so gut die ganze Million steh len können. Anstatt dessen war nur eine kleine Gruppe von Papieren ent wendet worden, die alljährlich am 1. Juli ihre Coupons abgetrennt erhal ten, Papiere noch dazu, die zu den minder bevorzugten gehörten. Woher diese ungewöhnliche Bescheidenheit dss Diebes? Und wie war er an die Werthpapiere gelangt? Sie lagen wohl verwahrt in einem der diebessicheren Fächer des Depositen - Geldspindes, und die Combination, die zur Oesf nung nöthig war, kannten nur einige sechs der Angestellten in der Bank. Zu diesen zählte ich selbst, der ich Hilsscassierer war. und mein directer Vorgesetzter und Schwager. Max Bruhns. Weder auf ihn noch auf mich hatte sich, soweit mir bewußt, der Verdacht gelenkt. Bei meinem Schwa ger wunuerte mich das nicht: Er war seit seinem 17. Jahre ununterbrochen im Dienste der Phönix Bank gewesen, und in der ganzen Stadt New Jork war Niemand, der im Rufe größerer Rechtlichkeit und Brauchbarkeit stand. Ein unverbesserlicher Hagestolz und von allen Lastern völlig frei, schien fein ganzes Glück seit Jahren darin zu be stehen, seine um Vieles jüngere Schw ester zu erziehen und seinen Pflichten als erster Kassierer mit drakonischem Eifer und Strenge nachzukommen. Auch war er kränklich und schweigsam, selten nur lächelte er. Die Entdeckung des Diebstahls war vorläufig geheim gehalten worden, da sich die Direktoren der Bank mehr da von versprachen, ihre Nachforschungen unter der Hand, ganz im Stillen, an zustellen, als die Sache an die große Glocke zu hängen. Mein Schwager und ich hatten namentlich in diesem nicht zu wecken, die Bücher und Con tos der Angestellten systematisch prü fen müssen, auf die sich mehr oder we schweren Verantwortlichkeit geweiht, dachte. » -» » det' mich umwandte und mich im Sa lonwagen zurechtsetzte, da gewahrte ich neben mir auf dem benachbarten Fau teuil eine reizende junge Dame, die pelt schönen Effect. Als sie merkte, daß meine Blicke auf ihr mit Bewun derung ruhten, erröthete sie leicht, aber, In der That gerieth ich bald mit ihr in ein Gespräch. Zuerst über gleich giltige Dinge über die Scenerie, über das Reisen im Allgemeinen und auf dieser Strecke im Besonderen. Aus ihren Worten, die vou feiner Beobach tungsgabe zeugten, entnahm ich, daß sie viel gereist sein mußte. Ab und zu zuckte ein Scherzwort auf ihren Lip pen oder sie machte eine humorvolle oder sarkastische Bemerkung. Dann aber umflorten sich wieder ihre fchö- Sie erregte meine Neugier, mein In teresse in hohem Grade. Selbstver ständlich nur ganz platonisch. Aber durchaus keine Talente für die Kon versation zeigte wenigstens bis jetzt nicht. Im Verlauf der nächsten zwei denn das war sie, wie sie mir gestan den schnelle Fortschritte. Sie ver leitete mich sogar zu Indiskretionen ne», aber sie that dies auf so natür liche, zartfühlende Weise, daß ich ihr nicht zürnen konnte, um so weniger, als sie Vertrauen mit Vertrauen be lohnte und mir Manches aus ihrem eigenen Leben erzählte. Ich erstaunte indeß, als ich zufällig den Namen mei nes Freundes in Washington hörte oder vielmehr von dessen Frau zu dem sie ebenfalls eingeladen war und wo sie einen Theil des Herbstes ver bringen wollte. Und doch war die Sache ganz einfach. Mein Freund in Washington, Mr. Sewall, war eigent lich weniger mein Freund, als der Freund des Mr. Blythe, unseres zwei ten Vice-Präsidenten in der Bank, der mich vor zwei Jahren in New Jork kennen gelernt hatte und dem ich nun meine gastfreie Einladung verdankte. Jmogen Lascelles dagegen denn so hieß meine neue Bekannte war eine alte Freundin der Mrs. Sewall. und daher war ihr Besuch eigentlich eher zu erklären, als der meinige. Gleichviel, diese neue Entdeckung, daß wir Gäste unter demselben Dache sein würden, gab ein weiteres Moment ab, weshalb wir Beide, die schöne Wittwe und ich, in dieser kurzen Fahrzeit besser mit einander bekannt wurden, als man es gewöhnlich in Wochen und Monaten wird. Und, wie gesagt, ich fand sie reizend, diese junge Wittwe, und gab mich dem Zauber ihrer anregenden und geistvollen Unterhaltung ganz willig hin. In Washington angelangt, nahmen wir ein Cab zusammen und fuhren gemeinschaftlich nach dem Hause des Mr. Sewall, der uns Beide herzlich aufnahm, obgleich mir ein gewisser Blick des Einverständnisses, den er mit Mrs. Lascelles zu wechseln schien, mo mentan aufgefallen war. Indessen, das war wohl eine Täuschung meiner seits. Das gute Einvernehmen mit der schönen Wittwe dauerte auch in Wash ington an. Wir waren fast unzer trennliche Begleiter ich gestehe es zu meinerSchande, sogar in einem Grade, der die Eifersucht meiner Frau, wenn sie zugegen gewesen wäre, beinahe ge rechtfertigt hätte. Aber das Ganze, so sagte ich mir, war doch nur eine un» schuldige „Flirtation", die mit meinem abgelaufenen Urlaub auch ihr Ende er- Eines Abends war ich indeß, da Mrs. Lascelles etwas über Kopfweh klagte, allein mit Mr. Sewall in's Theater gegangen. Es war aber so heiß daselbst, daß ich mich nach dem ersten Act bei meinem Begleiter ent schuldigte und nach Hause zurllck wie ich mich bestimmt erinnerte, ver schlossen gelassen hatte. Jetzt war er geöffnet, und sein Inhalt lag, auf dem nen Papieren, die in einem kleinen Fache des Koffers lagen, mit solcher Aufmerksamkeit und Eifer, daß sie te. Aber im Gehen war ihr ein Blatt Papier entfallen, das ich nun aufhob und las. Es war eine Depesche von einer bekannten Detectiv - Agentur in New Uort an sie gerichtet und ent hielt nur die Worte: „Koffer des Objects baldmöglichst durchsuchen. Eile nöthig." Das war's also. Ich war das „Ob ject" und sie war eine Angestellte der Detectiv - Agentur, ein weiblicher Ge heimpolizist. Oh, meine Illusionen! Das erklärte die ganze Sache, wie ich jetzt ruhig nachdachte. Die Bank hatte mich also auch im Verdacht. Während ich noch bestürzt und be schämt dastand, hörte ich ein Klopfen an meiner Thür. Ein Telegraphen bote. Die Depesche war von Max und bat mich, zu ihm zu eilen an sein Sterbebett. Unterzeichnet war sie von meiner Frau. Betrübt packte ich meine Sachen, schrieb einige Zeilen an Mr. ! Sewall und fuhr nach dem Bahnhofe, i den ersten Zug nach Pittsburg be nutzend. Als ich am nächsten Morgen am Lager des Sterbenden stand. er- Geschichte seines Verbrechens. Ich wurde tief davon erschüttert. Dieser ehrliche, treue Mensch, dieser Mann, der sein ganzes Leben lang nur der Pflicht gelebt hatte, wußte schon seit drei Jahren, daß er ein Todescan didat sei. Der Arzt hatte ihm gesagt, daß er zu jeder Stunde sterben könne. Er habe ein H-rzleiden, das unbedingt tödtlich verlaufen müsse, aber das er vielleicht noch auf Jahre hinausschie ben könne, vielleicht auf 10—15 Jahre, wenn er sich von seinen Berufspflichten zurückziehen wolle und irgendwo, mög lichst in einem milden Klima, ruhig und ohne Aufregung leben könne. Die Revidiren des betreffenden Geld fchrantes liegen sah. Fast ohne Be sinnung, ohne sich darüber klar zu sein. Diese P 20.000, so sagte er sich in die sich schlafen. Aber der schlaf floh ihn. Ruhelos wälzte er sich auf seinem La ger. Das Gewissen, das einen Mo ment schwach und schweigsam gewesen ganzes Leben zog an seinem geistigen Auge vorüber." Sollte er Schande bringen auf das Haupt de« Schwester, ging nach der Bank mit dem festen Vorsatz, das Gestohlene wieder hinzu legen auf den alten Platz. Vergebens! Ein Zufall hatte gewollt, daß am sel ben Morgen zu ungewöhnlich früher Stunde die Jahresrevision ihren An fang genommen hatte. Der Diebstahl war entdeckt und die Sühne war nicht möglich, wenn die Schande und Strafe ihr nicht auf dem Fuße folgen sollte. Und so, von Gewissensbissen gequält, hatte Max Bruhns seitdem Tag für Tag gelebt, zitternd vor dem drohenden Tode wie vor Entdeckung. Und nun war wirklich der Tod gekom men, plötzlich, und vor der Thür stand er, unerbittlich. Als Max seine Erzählung beendet hatte, sank er erschöpft in seine Kissen zurück. Dann deutete er auf einen Schrank. Aus demselben mußte ich eine Mappe bringen. Dieser entnahm er ein dünnes Packet und übergab es mir. Zwei Stunden später hatte er aus gelitten. « « « Meiner Frau habe ich niemals er zählt, wie die Sache zusammenhing. Wozu auch? Aber ich entsinne mich, mit welchem Ausdruck der Verwunde rung Mr. Blythe mich ansah, als ich ihm die 520,000 einhändigte und ihm das Geständniß meines verstorbenen Schwagers wiederholte. Ich bin meines Schwagers Nachfol ger geworden in der Bank, und Nie mand hält mich verantwortlich für die Thatsache, daß dieser einst, in einer schwachen Stunde, eine unredliche That beging. Begreiflich. „Wie geht'Z Ihrer Frau?" „Ich weiß es nicht, denn ich habe sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen." „SindSie geschieden?" „Das nicht. Aber ich bin Nachtwäch ter, sie ist Tagelöhnerin. Ich bin all nächtlich fort, sie tagsüber, und so Ha spart!" Euphemismus. A.: „Ja, blauen Flecken!" B.: „Ach, ich habe stoßen!" Dasselbe. A.: „Hören Sie sollen." Reciprok. A.: „Ich hab' so schüchtern?" A.: „Weil mich alle Ach so. Schriftsteller: Diese krank. Gattin: Aber Karl, was willst Du denn; seit drei Monaten hat Dich doch kein Mensch um Dein Auto gramm gebeten. Schriftsteller: Das Ein Opfer der Bil- Partei gebildet wurde!" Eineenergische„Muse". „Also, Sie dichten ums tägliche Brot und Ihre Frau ist es, die Sie zu allen Gedichten begeistert?" „Ja, dichte ich nicht, dann krieg ich Prü gel!" Trost. Sie: „O, Immanuel, Du bist der Nagel zu meinem Sarge!" Er: „Keine Angst, Ricke. Den wirst Du ja gleich wieder heraus haben ; denn Du bist eine Zange!"
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