Revanche! Fortsetzun g. Papa Janiinet war voll sprudeln der Laune; so hatten sie den „Alten" noch nie gesehen. Er hatte Ursache dazu, das wußten sie alle, denn das Geschäft zeigte einen über alle Erwar tungen günstigen Abschluß; und so war auch die Gratifikation reichlicher als sonst ausgefallen. Die Hände nach seiner Art in Waschbew-gung reibend und streichelnd, macht« er die Honneurs in der Runde, ließ einen jovialen Klaps aus die Schulter seines langjährigen ersten Kassirers fallen und stöberte einen seiner Jüngsten, die geschniegelt: Karikatur eines Boulevardiers. d«r seinen ersten Frack in Parade stellte, aus der linkischen Befangenheit auf, mit der er den Baum immer w'«der aus Pflichtgefühl bewundene, wobei ffeine Blicke zwischen dem geschmückten Grün nach Frau Viltor hinüberglitten. Ja, Frau Viltor! Heut- »och wie vor einem Jahr ist sie die Fee, die alle Her ze» bezaubert. Jetzt schwebt sie heran, das Champagnerglas in der Hand, um mit ihn:n anzustoßen, für j-den -in freundliches Wort, keine Phrase, das > suhlt man. „Wie geht's bei Ihnen zu Hzus. Herr M6jard? Ist Ihr Zti-insl-t wi-d-r Heises Herr Frou «rw-br-n. „Wo ist d-nn Lasosse?" fragt Papa Jaminet. d-r f-incn Arm um die Taillt der Schwiegertochter legt. Gerade diu hall- der Chef heute hier gewünscht Es ist. als erzeugte die Frage cinige Verlegenheit; sie wissen alle, mit wcl cher Entrüstung sicki d?r Teutich-ttfr-s -s-r am Morgen gegen die Einladung aufgelehnt. H-rr der erste Buchhalter, bricht das peinliche Sckwcigcn: „Er läßl sich entschuldigen, cr ist »ich! wohl. Herr Jaminet." „O, was s-hlt ihm d-nn?" ruil die Fee. Das klingt so gut und lieb man kann ihr doch die Wahrb-it nicht sagen! Der Narr, warum dient er denn in einem Hause, das „vom Pr-u -Benthum verpestet wird", wie er sich Das ist nur ein flüchtiger Schalten. Ist doch selbst Armand erschienen, und er hat willig die unheimliche bengali sch- B-leucbtung seines Patentosens ge gen die fröhlich- Licht-rbcll- vertauscht. Nicht am wenigste» w«iß Jaminet sei ner Schwiegertochter Tan! dafür, daß sie den grübelnden, von seiner Idee be sessen«» Sonderling aus s-in-ni Ver ließ zu locken vermag. Früher be herrschte dies-r mit d-r Tyrannei s-i -ner kränkelnden Laune das ganz- Haus, nun hat er sich selbst der süßen Herrscherin ihrer aller unterjocht. Ja. er scheint gar nicht einmal eifersüchtig, daß er die erste Roll- im Hause an sei ne Schwägerin abgetret-n. „Nun steh nur einmal Armand an, Papa! Das ist ja fabelhaft!" m-int Viltor h-rzutret-nd. „Wahrhaftig, er schäkert sogar mit tinscrm Kleinen!" Und si« strahlten vor Freude darü ber. di- gelblich blassen Gr-is-nzüge des Krüppels von einem freundlichen Lä cheln belebt zu sehen, während er auf das -ntzückti Lallen des lleinen Prin- Ja. der Alte hat alll Ursache, b«: Laune zu fein. Es ist all-s gut das Haus steht gefesteter denn j«. Tas Gold strömt herein hei. wie Deutschland seine Milliarden h-rausgeb-n muß! Das Erperrment mit dieser Ebe ist vorzüglich eingeschlagen— nun sind di b-id-n Häus-r, all-n politischen Stür men zum Trotz, für immer aneinander ch-n Mitteln schlägt? Sein Sohn hat für's Vaterland geblutet, sein Schwie gersohn wirtt für die gut: Sache der „Ab, da ist «r!" gegen o, er will heut» einmal Poet sein! Auch -r möchx einmal sein Pi distal v-rlassen und sich als Mensch unter andre M-nscko, misch:n! t-ttk an seinem Handgelenk hat das as scltirte Klirren verlernt. Er findet al l-s -nlzUckend; er äußert das bedeuten de Wort, das morgen gewiß schon ei ner Z-itung verrathen sein wird: „Was kür entsetzlich« Prosamenschen wir doch sind, daß wir nichts andres mit sol uns fehlt!" sofort Herr Sckmeidrr mit seiner fürchterlichen Phrase -in. „Wir andern Franzosen haben Wichtigeres zu thun, als Poesi« ju kmpeln." Ton!ar"d- nimmt ihm sofl/rt das Wort vom Mund: „!t»«in liedtl Präsi dent" (mit einem bedeutsamen Blick auf Rosa), „mein lieber ich dächte, Sie hätten drunten in Ihrer bäume angizündel?" Ei» seiner Hieb für d-n Elsässer, der seine traute Heimathsitte mit einem zuletzt der Hieb auf das Schwabens!?»»! ihres Mannes soll nichts andres als eine Huldigung für Gertrud bedeute». Sieh, wie er sie mit feine» Blicke» ver schlingt das sind ja wahr- Purzel bälnve der LiebenswUrdigl-it, die er Händck?:n ausstreckend, gegen d-n 0011-n .Hals der Mutter gelehnt ich glaub-, ein deutscher Maler Namens Holb.'in .. Wahrhaftig, wenn Bo»lar>-d- h-ut an die Händel da draußen dachte, an f-ine eigene Pose, an die Cbarlatan-n -beul der Revanche, so kam ihn, das al les seh: häßlich vor. "»Kapitel. G-rtrui? ilutzt- und richtet- sich aus dem Nissen empor: „Was ist ihn, denn?" lief sie. Neb-n dem br-it-n Himm-lb-tt stand die Amme, den Kleinen aus dem Arm, um ihn wie üblich dem Sll-r»paar zun, Morgengruß darzubieten. H-.it- >-- w-lk-n BäumleinS matt zur Seite, iü d die sonst so hellenAtuglcin blickten trüb und teilnahmlos. „Um Gottes Will-», es ist doch nicht „Es hat beut Nacht »ich! gut geschla fen, Madam'," meld-te die Anun«. Das lam so gedrückt h-raus. „Und Du, was fehlt Dir denn, Margret?" „O nichts, nichts!" Margret versuchte zu lächeln, aber ihreMundwinl-I verzogen si.s abwärts. „Sie Hai geweint!" r'.es Viltor von seinem Lager aus. Und in seinem ra debrecbiüdin T-lttsch: ~'ab-n Sie ge wein'?" „Nickis, nichts. Monsieur gell- Viltorch-. Du sollst nit darunter l-id-. weil sie schlicht gegen Deine Margret sein..." „Wer? Was? Wer hat Dir was ge than?" „Niemand nichts Madami..." Die Amme wandte sich und ging zur Thüre hinaus, das >velle Köpfchen des Kl-in-n in die Höhe richtend und es in zärtlich«! Sorgfalt gegen ihr« Wange drückend. Es ist etwas geschehen! Man hat der Amme etwas gethan, sie hat geweint und sich erregt, davon ist der Klemi lrank. Im vollen Alarm sprang Ger trud auf. um sich tiligst anzuziehen. Was kann es sein? O, sehr einfach Maegret ist trotzig und empfindlich und man ist eifersüchtig auf sie, wie man gewöhnlich auf Ammen eifersüch tig ist. wiil si- eim bivorzugti Stil- lung einnehmen, besser wohnen und kräftiger speisen und aus Rücksicht für den Säugling vorsichtig behandlet werden. Es waren schon öfter Nein- Reibereien zwischen ihr und dem weib lichen Th-il d-s Personals vorgelom- inen. „Man hat mehr Sorge mit dieser AmmiNgesellschaft. als mit den Her ren Kindern selbst," sagte Viktor är gerlich. „Ein so schöner Festmorgen lümm«rn lassen!" Ueber Nacht war Sckme- gefallen, das Geräusch von der Straße ballt nur dumps herauf, fern- Glockenklänge zitterten mit feierlichemSummüi durch die Stille. „Es ist aber krank. Viltor. Wenn man Margret ärgert, so schadet das ihm! Ich werd- es nicht dulden!" Noch vor de», Frühstück hatte si- die Amme zum G-ständniß gebracht. Eine Litanei von Klagen und' Anklage«; wan will ihr vom ersten Tag nicht wohl ab«r sie bat es bis heut immer noch hinuntergeschluckt jetzt ist's zu arg! Zuerst hat man üb-r sie gelacht, ihres Kostüms nxgen. und weil h. zu ungeschickt war, um sich ein paar tran zöiiiche Brocke» anzueignen. Man ist neidisch auf sie, die Zof« und das Stu benmädcke» gönnen ihr nicht den Bis sen im Munde. Weil Madame lieb und gut gegen si- ist! Das wäre noch zu ertragen. die Zudringlichkeiten des Di-n-rs. d-s Kutschers selbst das Milchgesicht von einem Groom Thrän-n aus. „Still, sei ruhia, Margret, wein nicht denk an d-n Klrii,-!.," siel Gertrud in dem Egoismus ihrer Muttersorge ein. „Ich hab' immer an ihn gedacht »nd hab' mir vieles g-sallen lassen um sei netwegen ich möcht nit gern von ihm ii-d Ihnen fort, Madam', aber»..." „Davon ist keine Rede!" fubr Ger trud auf. „Was d-nn ab«r?" .Franxois hat mir gedroht, daß -r mich aus dem Haus brächte, wenn ich WiliN Ich I.lchi ' Mit bäuerlicher Offenheit schilderte s:: di? Ana-ikfe. denen sie von dein Dk-ii-r ausgesetzt gnv«fc>.. Ahl! d» ist er b-i ihr an die Richte gekommen! Sie hat ihre Lehre ja doch empfangen, lind da sie ihn gründlich hat abfallen lassen, da droht er, sie aus dem Haus hielt ihr das vor, weil man weiß, wie gern sie es ißt. Tas alles er trägt sie noch („des Viktorchens we gen!" fügte sie schlau hinzu) aber offen über ihren Kopf himveg auf die Preußen geschimpft. O si« hat das wohl verstanden ganz so dumm ist sie doch nicht! Und das braucht sie sich nicht gefallen zu lassen.... „Madame ist doch auch eine Preußin!" Gertrud war in voller Empörung. Solche Wirthschaft in ihrem Hause! „Wart nur, Margret, ich schaff' Dir Ruhe!" Sic setzte sich an din Frühstiickstifcb. wo Viltor in seine Zeitung v-rti-ft war. verstimmt über die Störung d-s sc. während der cr ihr erregtes Gesicht prüfte, sagte sie mit ein-r Bestimmtheit, die er noch nicht an ihr g-kannt: „Die- M-nsch wird das Haus verlassen!" „Lho!" fuhr Viltor verwund-rt auf. „Was soll denn das?" Viktor lachte, und das bäßlick«Wort entschlüpfte ihm: „Sie ist eben eine Amin«, da darf si« sich nicht wun „So? So also? —" Ein« Purpurgluth schoß über ihre Wangin. „Ich dulde aber nicht, daß man ihre Ehre antastet! Außerdem hat man sie beschimpft, weil sie ctui Preußin ist —" Viktor zuckte mit einem mitleidigen Lächeln die Schulter: „So hätte sie nicht nach Paris kommen sollin. wenn si: sich dem nicbt aussetzen wollte," sagte er, aber nicht ihr offen in's Ge sicht, das wagte er nicht, sondern in das Zeitungsblatt hinein, das er mit raschelndem Griff wieder vom Tische aufnahm. „Also so st-ht's!" Wie in einem Blitzeslohen sah sie das Schicksal ihrer eigenen Zukunft: es wird eins Ziit kommen, wo si: selbst nirgends, bei Niemand -inen Schutz findet, weil sie eine Preußin ist! Sie schnellte empor, und die Knöchel auf den Tisch gestemmt, zu Seiten d-s G-decks. das noch unb-rllbrt war, blitz te ii- ttn mil zornigen Augen an: „Viltor! Auch ich bin eine Preußin! Du willst damit sag-n, daß auch ich deswegen alles -rduld-n muß oder men, wie?" „So ist es nicht gemeint so ist es nicht gemeint. red: Dich doch nicht so in Eiser!" beruhigt« er. Das Wort, das ihm vorhin entfah ren, war freilich etwas stark der Franzose war ihm mit d-r Zunge durchgegangen. „Du das ist ganz was andres! Komm her, wir wollen uns d-n Tag nicht verderben!" In sichtbarer Beschämung reichte er Sie sah das nicht, wollte es nicht se hcn. „Laß eiligst zum Arzt schicken. Ich glaube, der Kleine si-bert." „Gleich soll Fran?ois " „Nicht der! Ich will keinen Dienst von dem Unverschämten! Winn Du nickt weißt, was Du zu thun hast, Viktor —" ! Und ein Thräriinstrom. Dergleichen Effekte haben die Deutschen mit d:n Französinnen gemein, es wirkt hii? wii dort. be hi. e ! „Möns—i-ur!" kam die Antwort d-s Dieners gedämpft durch drei Zim mer zurück. Gemessenen Schrittes und lautlos nahte er sich und blieb mit ei ! „Monsieur" dr«i Schritt vor demsessel halten, auf dem Viltor nonchalant zu rückgeworfen saß. das eine Bein wage recht üb«r das andere gelegt. I Er war «in stattlicher Mensch, hübsch > gewachsen, mit Prachtwaden, aus die er nicht w«nig stolz war, und einem ele ganten Gesicht, das bis aus die kurzen .englisch-n Bartstreiftn unter ' rin. glänzend glatt rasirt .-rar. Semi ganze Haltung drückte strotzendes Selbstbewußts-in aus: ich wtiß, was j" „Monsieur —?' Ein nagender cheln. ! „Ich kann Jbn«n nicht virdsnten. daß Sie den Don Juan spielen bitte aber, daß Sie das Haus rein halten!" > Völlig« Ueberrasck'ung, die gleich in ! einen schmunzelnden Ausdruck der Ei l ttlkeit umsckluq. x „Man beschwert sich, daß man nicht > in Rabe gelassen wird."^ > j Viltor schämte sich selbst fast der «in Franzose, und «r soll zu Gunsten e ein-r Deutschen gegen den Landsmann er, Fran?ois. nicht wüßte! > „Na. die Amme!" fuhr Viltor her aus, unc-eduldig die Asche der Zigarre i an dem Rand« d«: geschnitzten Mu schel ablnipsend: „Wenn es absolut - einc Amme sein muß, daß es nicht ge rade die nreines Sohnes ist." i »Eine Dummheit--" warf Franxois hin, es kam fast zweideutig heraus; aalt es ihm selbst, oder denen, die ihm die Bagatelle vorwarfen? „Sie beschwert sich, daß Sie sie be „lch habe sie höchstens Preußin ge nanni, Monsieur ist sie das nicht? Schümm genug, daß sie das als einen Schimpfnamen auffaßt!" Das war der versteckte Hohn, und dieser Hohn zielte aus Viltor selbst, den Galten einer P.eußin. Heiß durchzuckte es ihn. aber er fand kein Wort der Erwiderung, er hatte keines. Er senkte die Blicke, mußte sie senken vor dem aalglatten Hohnlächeln rem Patriotismus ersparen, eine sol ch« zu bedienen Sie sind hiermit entlassen!" Die Diplomatenlipp-n murmelten etwas. Viktor war außer sick vor Erregunz. Der Diener wandte sich mit einem triumpkirenden Grinsen und schritt Preußenthum auszehren —" Viltor stürzte auf den Frechen lcs; er war seiner selbst und seiner Fäuste nicht mehr Herr. „Um Gottes willen, Viktor...." Gertrud war aus bas Donnern ih- und beruhigt: ihn: „Tu armer, lieber Mann! Wie Du Dich ausregst ineinet !v.'g:n!" klagte sie, ihre Wange gegen „Nun ja. Margret ist genannt aber ich fühle, ich weiß nun, es gilt mir..." „Was Du für Unsinn redist!" fuhr er sie erschreckt an. erschreckt von der Wahrheit ihrer Worte. Dreizehntes Kapitel. Linde Februarsonnc ahnendes Früblingswehen; Crocus und Schnee glöckchen recken die Köpfchen aus der feuchtbraunen Erde, und die vorsichti gen Wärterinnen lüften die Schleier von den zarten Gesichtchen der Pariser Säuglinge. Noch ragen am Tuilerien garten die Bäume starr und winter schwarz in das dustige Milchblau des Himmels, doch in den Betten, welche die Ruinen deS eingeäscherten Kaiser schlosses umsäumen, zieht ein seiner grüner Saminthauch über das niedere Busch:oerk. Selbst dies- Ruinen sreuen sich der sonnigen Verklärung, sie wissen heut: nichts von Haß und fanatischem Wahnsinn zu erzählen; die Goldspuren der zertrümmerten Stuccatur in dem ehemaligen Thronsaal scheinen in sröh lichem Schimmer zu wetteifern mit dem Fenstersimse entsproßt. Und ein Wetteifer ist es zwischen dem übermüthigen Sperling-?-zwit sckier und dem jauchz-nd.n. jubelnden Spiellärm der Kinder. Springbrunnen rauscyen hier imGarten, wie lerne vom Konkordicnplatz her; dazu das gellende Rufen der Orang-nseiläufer und der Zeitungsjungen. Wahrlick, gegen solche Konkurrenz vermag die zwischen den starken Baumstämmen wie in einem Saale hallende Mus:! der republikani schen Garde nicht aufkommen. Ueberall Kinder sicki tummelnd und über den klirrenden Kies zwischen d-n B«t-n fliegend, gravitätisch para dirend an der .Hand von geputzten Ma- Slick-r-i-n überladenen Miniaiurlul sch-n von damenmäßigen Bonnen und koketten Kindermädchen gesahren, >u kostbaren Stechkissen auf den Armen strotzender Ammen thronend. Hier hat Margret keine Sch.n. mit ihr.'in Ko stllm Aussehen zu erregen; cs Ii! ein Karneval von allerlei Kostümen: Rus sinnen in hellbunt.-n braune Prov-n>.alinn!n mir dem kleid , samen seidenen Kcpstuch. ernile. stau! mige Br-tagncrinn-n, prächtige romi sch: Gebiig-trackt-n. und vor AZem d - Bandschl-isen der Elsässerinnen e ist so patriotisch, die :lmme sein-s Kindes aus Elsässisch stolzir-n zu las sen. «in wandelnder Protest gegen d-n Länderraub. Frau Zaminet Hai mit d:r Amm.e und dem Kl-in-n aus z-oei Stüblcn unweit der Musik Platz genomi.i-n. und si« ist ebin im Bezrijs. mit ihriN deutsche Laute cm ihr Ohr. Cs ist nichts Seltcn-s, deutschen Lauten aus den Pariser Straßen zu begegnen, dc'ch machen sie il>r jedesmal das Herz klopfen. Auch Margret wen det sich zur Seite: „Ab, Deutsche Madam'!" Ein freudiger Sche'.n fliegt über das breite Gesicht ocr Bäu:rm, zu h-deuten hätten. Es ist ein Herr mit hellbraunem Vollbart, elegant, in Zylinder und lan gem schwarzen Gehrock, leicht hinkend, das fällt feiner großen breitschultrigen Gestalt weg-n etwas auf, auch hinvert es ihn. die zierliche, bedeutend llein-re alte Dame, die an seinem Arm hängt, so sicher angeschmiegt zu führen, als es feine zärtliche Sorge möchte. Das gibt seinem ganzen Wesen etwas Un beholfenes. Herr Zeuner und seine Mutter! Gertrud wußte, daß beide seit lange in Paris weilten. Herr Zeuner hatte offenbar ihr und den Jaminits gegen trud schaden, eine Rücksicht, die der alte Wahl peinlich übertrieben fand, und über die er lachen mußte. Es war noch ein dritter Grund, den er im Tief sten seiner Brust sast vor sich selbst ver steckte, den aber Gertrud unter den an weil er sich noch nicht präs-ntab-l ge nug glaubte, nicht weil er ihr mit sei ner Nationalität zu schaden fürchtete, sondern weil Ah. sie wagte nicht, dies „weil" zu erläutern. Noch lebte der Blick seiner schönen, innig blauen Augen, mit dem er beim Abschied aus ihrem Eltern- Hause eine Spur der Hoffnung in ih ren Augen zu erspähen schien, ihr i» der Erinnerung. Noch sllhlle sie die verstickte Webmuth der Entsagüng zit tern unter den männlich herzlichen Worten, mit denen er ihre Verlobung schriftlich begrüßt batte. Er hatte eine Wunde zu verderg-n. das wußte sie; die Zeit, die Arbeit würde sie heilen sie wußte auch, er fürchtete den Zufall, d-r diese Wunde von Neuem aufreißen mußte. Daher ihr Herzklopfen beim Klang deutscher Laute in den Straßen von Paris. War sie sich einer Schuld be würbe khm. wenn der Zusall ihn in ih ren Weg führte, mit voller Unbefan genheit in die Augen blicken.... Und da war cr! Dock d-r Klang sei- Herzklopfen der Atdem stockt- in ih rer Brust, eine Blurwelle schoß ihr zu Kopf. Was ist das ? Ah. nur die Freuve des unverhofften Wiedersehens, nur der Zauber der Hermatherinnerungen, ihres Sohnes, und ein freudiges Er staun«» belebt das zartrosa Gesicht chen, das von den kräftigen Wellen des thig umrahmt wird. „Fräulein ah Frau Jaminet!" ruft si-. Zögernd lüftet «r d«n Zylin der. Das Gewimmel der Kinder rings um die Stühle macht die Annäherung nicht ganz lsicht. Gertrud hat sich erho ben, nun schütteln sie sich herzlich die Hände. Welch ein wundervoller Zusall! Welch eine Freude, sich hier wi«verzu- Es ist so lange her! Frag«» und Antworten und Ausruf« üb-rstürz-n sich. „N«in, ich hätte si- kaum erkannt, lieb« Gertrud —" sagt Frau Zeuner, die immer noch Gertruds Hand in dir ihren hält und sich mit innigem Ent zücken an der blühenden Erscheinung der «ungen Frau weidet. „Es sreitt mich. Sre wieder wohlauf zu sehen. Herr Lieutenant —" „Psch!" macht er komisch vorsichtig. „Der Lieutenant paßt nicht hierher! tet —" Alle drei lachen. „Wir hatten immer gehofft, Ihnen einmal zu begegnen fällt Frau Zeuner ein dies -ine klei ne Heuchelei, denn si- kannte die Grün de iorvs Sohms, auch der dritte war ihr nicht verborgen geblieben. „Ich hatte von Papa gehört, daß Ii« hi-r wohnen." crwid:rt- Gertrud, „und ich meinte. Sie jeden Augenblick einmal zu treffen—" Eine kurz- Verlegenheit. Es ist gut. daß die Musik so laut schmettert. O. da ist ja da ist ja „was? das ist doch nicht etwa Ihr Kleiner?" ruft vie alt- Dam«, aus Margret mit demPrm z-n deutend. Gertrud lächelt glückselig. Margret tritt näher, strahlend vor Stolz, ihren Wr nderknaben zeigen zu dürfen. „Gel le, das ist mein Verdienst!" scheinen ihn kellen Aug«n zu prahlen. Dm Dcutsck-n. denen z«igt si« ihn g-rn Franzosen brauchen ihn nicht zu be sassen! Die nächst«,, fünf Minuten g«horen dem Prinzen, der sich mit behäbigem Doppellinn und mit einem selbstzu friedenen Sprudelmündchen bewun d-ü und bcfchr«ib«n und analystr-n und h-tasten läßt. Nun wandelt man di-Allee nach ?em gestellt ist; «ine Peitsche hebt sich zur Antwort. „Wir müssen nach Haus Wik ha ben ein«n wtiten Weg allzuviel Lust sichtige Mutter. da bält schon die Equipag« mit den un geduldig stampfenden Pferden; behut sam wird die Amme unter dem schützen den Aufschlag des Rücksitzes verpackt. Herzliche Händedrücke „auf Wieder sch'n! Auf Wiederfch'n!" und die Pferde zr.'hen an. Di: liebe, schöne gnädig« Frau sitzt aufrecht, die Bequemlichkeit des Pol sters verschmähend. Sie ist so seltsam still, nur die Augen huschen lebhaft zerstreut umher, während der Wagen über die Boukvards dahinrollt. Ihre Wangen blühen stark das ist nicht die Wirkung der Lust allein aus bin halbgeöffneten Lippen fluthet ein erregter Atbem. Kein Wunder! d-nlt Margrrt sie hat Landsleute getrof fen! „Eine so hübsche alte Dame, Ma dam'." „Ein schöner Herr! wie ihm das Biktorchen gefiel! Er ist lieb mit Kindern." Gertrud nickt abermals. Nach einer Pause: „Werden sie zu Gertrud hat nicht übel Lust, sich sol- Landsleut' haben es ihr angethan. „Weil sie doch sagten: AusWiederseh'n! Und Madam' sagt' es auch...." Die schrecklichen Dienstboten, die man verwöhnt und verhätschelt hat! „Tas sagt man ost —" iveicht Ger trud mit einer ungeduldigen Bewegung aus, und Margret «ntgeht nicht der feine bittere Zug, der die Lippen d-r lieben gnädigen Frau umzittert. „Halt! Lassen Sie halten, Charles!" ruft Gertrud plötzlich nach dem Kut scher hinauf. Sie hat dort in d-m Tapisserieladen zu thun. „Ich bin gleich wieder da. Margret. Hat er auch Während Margret auf die Herrin wartet, umflattern allerlei Gedanken ihren Kopf. Also di« Landsleut' wer den uns nicht besuchen sie wissen, sie sind in der Rue de Cl6ry nicht will kommen: :s ist dort an zwei Deutschen genug. O, sie ist nicht so einfällig, trotz dem 'Westerwald. Also dazumal, zu Weihnacht, da haben sie zwei Deutsche die Partie gewonnen aber sie fühlt, der Sieg kommt ihnen jetzt theuer zu stehen. Es geht e'ne andre Lust durchs Haus seither. Was sie anbelangt, sie läßt man in Ruhe. Freilich merlt sie oft genug den Spott, der aus der üdn trrebenen Zuvorkommenheit derDi-tist boten schaut. Ihre Sprache hat sie frü her schon ifolirt. jetzt kommt sie immer seltener mit den andern zusammen, weil die Herrschaft einen zweiten Eklat fürchtet. O. si« begehrt auch nichts, als ihr Biktorchen zu nähren und zu pfle gen! Ab«r di« ftindlich« Stimmung ist nach der lieben, schönen gnädigen Frau umgeschlagen. Aus allerlei Zei chen inerkt sie's. Di- Gesichter erhellen sich nicht mehr bei ihrrm Erscheinen, man erwidert ihren Gruß nur gezwun gen. Well sie die Margret in Schutz ge nommen! Man wittert ein Komploi von Deutschen im Haus. Es brütet ein Unheil. Der Herr ist zwar tapfer und brav weh dem, der feine Gertrud antastet! Sie scheinen sich inniger denn je'zu lieben als wenn etwas käm«, das sie auseinander riss«! Heut' kön nen sie noch, wie sie wollen morgen schon nicht mehr. Es geht «ine Krank heit unter den Franzosen um, di« h«cht Revanche d:r widersteht Keiner. Sie selbst ist jederzeit b-reit, ihr Bündel zu d-n? Welch trübe Gedanken hier auf dem sonrrenbeglänzten Boulevard, in der vollen Brandung d-s rauschenden Pa ris« Lebens! Sie hat zu viel Zeit zum Nachdenken das ist für so «in einfäl tig Ding nicht gut! „Gelle. Viktorche Gedanke sin' nit gesund!" Es war selbstverständlich, daß Ger trud ihrem Manne von dieser Zusam menkunft erzählen wollt«. Viltor ist schast gestachelte Abneigung geo-n Zeu ner nur schwer zu verbergen. Nun ist Thorheit, wenn er so trivial sein wollte! Sie würde ihn tüchtig ausla chen. Viktor erschien verspätet zur Tisch zeit; er vergaß ganz die Ge wohnheit, seiner Frau den Arm zu rei chen. um sie zur Tafel zu gelcnen. stürmte vielmehr auf's Speisezimmer los. in großer Erregung. „Was ist Dir denn. Viltor?" Ein unsinniger Schreck befiel sie: seilte man sie mit Zeuner s gesehen da bin, und da wäre schon die Eifersucht? „Eine Unannehmlichkeit nichts, etwas Geschäftliches laß mich!" „Ich nehme keinen Bissen zu mir bis Du mir aefagt. was es ist, Viktor!" folgte Aür die Küche. bedeckt den BcOen einer Kasserolle mit Schnitten von Rindertalg, Mohrrüben und Zlrziebeln, legt alle vorhandenen klein geschnittenen Fleischabfälle, eben so zerhackte Bratenknochen, einige Schinkenscheiben die aber nicht nach Rauch schmecken dürfen hinzu, und gicßt eine Kelle Wasser auf. Auf ge lindes Feuer gesetzt, hat man, ohne unteren Bestandtheile, das Fett, die Zwiebeln und Mohrrüben sich leicht würzkörner, sowie ein Lorbeerblatt und Salz hinzu, läßt die Masse sehr langsam kochen, nimmt das Fett ab, seiht die Suppe durch und richtet sie sehr heiß mit kleinen Klößchen an. Gebratener Käse. Recht tro cken ausgepreßter Weichkäse (Quark) wird ungesalzen in einem tiefen Teller oder in einer Schüssel zum Mauken hingestellt und der Fliegen wegen gut zugedeckt. Am besten läßt man den Käse dann in der Küche stehen, weil er im Warmen schneller schmierig wird. Ist er vollständig gemault, gar nicht mehr roh und weiß, dann zerläßt man ein Stück Butter in einer Kasserolle, thut Kiimmelkörner dazu, salzt dann den Käse, läßt ihn gut dürchbraten und gießt ihn dann aies. Man schneide den Käse nicht in Scheiben, denn er trockiet so zu schnell aus, son dern gieße ihn in eine kleine, recht tiefe Schüssel und stülpe dann zu Tisch die Käseglocke darauf. Kalbsröllchen. Vom Kalbs schlegel werden singerdicke, längliche Stückchen abgeschnitten, ein wenig ge klopft und mit Salz eingerieben. Nun macht man eine Fülle, indem man Kalbfleisch. Petersilie. Schalotten fein verhackt, mit Pfeffer und Salz würzt, brot und ein halbes Glas Wein darun ter mischt. Mit dieser Fülle belegt man nußgroß die Schnitten, rollt jede zusammen und bindet sie mit Faden gut zu. Sie werden in einer Pfanne mit heißer Butler schön lichtbraun ge braten, der Rückstand mit Fleischbrühe aufgelöst und ein kurzes Sößchen ge kocht, das über die Kalbsröllchen ge schüttet wird. Hierzu paßt Kartoffel mus. Heidelbeerpfannkuchen. Man macht einen guten Pfannkuchen teig, indem in einem Pint Milch 6 Eier zerquirlt werden, die man mit et was Salz und dem nöthigen Mehl zu einem dicklichen Teig schlägt. Von diesem gießt man eine Hälfte in die mit Butterschmalz erhitzte Pfanne und backt den Kuchen unter öfteremHinein slechen, bis er einige Festigkeit erlangt hat. Sodann schüttet man ein Pint gelesene, gewaschene und sehr gut abge tropfte Heidelbeeren, die man reichlich mit Zucker und Zimmet vermischt hat, darauf, bedeckt dieselben mit der an dern Hälfte des Teiges und läßt den Pfannkuchen auf beiden Seiten gelb backen. Vor dem Seroiren bestreut man ihn noch mit Zucker und Zimmet. Sardellensalat. Gewäs» serte Sardellen werden ausgegrä tet und in kleine Streifen geschnitten, dazu kleingeschnittenePseffergurlen., in Essiq eingelegte Champignons.Kapern und'kleine Mixedpickles. gemischt, da» ganze mit Lel und Essig angemacht und auf einer Schüssel angerichtet. Die Oberfläche wird mit zusammenge rollten Sardellenhälsten, Kapern, in Essig eingelegten Kirschen, ausgezack ten Citronenscheiben, Scheibchen von geräucherter Zunge oder Cervelatwurst belegt. Schicht kuchen. Hierzu gehört, ein Pfund geschmolzene Butter, ein Pfund Zucker, 20 gan,e Eier, Pfd. geriebene Citronenschale, ein Spitz gläschen Rum und eine Tasse süße Sahne. Die Butter rühre man zu Sahne, thue theelöffelweise das Mehl nuch und nach hinzu, dann die Eier, Zucker, Gewürze und Sahne, und. zu letzt den Rum. Diese Masse rühre man eineStunde nach einer Seite. Nun schneide man nach einer runden Form einenßoden von Papier.lege ihn hinein,, streiche die Form gehörig mit Butter aus, nehme einen großen hölzernen Lössel voll Teig und bestreiche das Pa pier einen dünnen Messerrücken dick. Man stellt nun die Form unter d,n Deckel einer Tortenpsanne, mache oben ein mäßiges Kohlenfeuer und backe die Scheibe schön gelbbraun, dann nehme man wieder Teig, streiche ihn wie: den vorigen einen Messerrücken dick auf diese, backe sie wie die erste und sahre so fort, bis die Misse verbacken ist; nur muß man daraus sehen, daß die Schei ben gleichmäßig gelbbraun gebacken werden. Ist der Kuchen fertig, 112» löse man ihn mit einem Messen behut sam von den Seiten, iiürze die Form auf eine T«h»ssel um und bestreiche ihn dick mit Zuckerguß. Den Kuchen lasse man erst ganz erkalten, bevor man ihn Armeritterouflan-f. Man brate Weißbrotscheiben in Butter braun. Getrocknete Pflaumen werden fchmackbaft gekocht und gesüßt, dann onsgesteint und Schichtweise mit den Semmelscheiben in eine Auflaufform gelegt, die mit Butter ausgestrichen ist. Der eingekochte Pflaumensaft wird ab geschmeckt. mit etwa Z Eiern, Vanille und Sahne tüchtig geschlagen und dinn über Brot und Pflaumen gegos sen. Schließlich muß der Auflauf eine Stunde bei Mittelhitze backen. Frisch« Zwetschen sind den get»<nctn» noch vorzugehen. 3
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