2 Käustiche fugenden. Während Eitelkeit, Hochmuth und Vergnügungssucht manchen Frauen das Leben zu einer Quelle immer neu sich erzeugender Unzufriedenheit und ihre Häuslichkeit nichts weniger als anziehend gestalten, bemerken wir bei anderen mit innigem Wohlgefallen die Einfachheit ihrer Erscheinung, die Bescheidenheit ihres Auftretens und die Genügfamleit ihrer Ansprüche, Ei genschaften, die namentlich jungen Frauen einen ungeahnten Reiz verlei hen und ihrer ganzen Umgebung ein gediegenes Gepräge geben. Zu einer anderen Gruppe häuslicher Tugenden gehört die Ordnungsliebe, welche den Haushalt nach jeder Richtung und in allen seinen Gliedern regiert, daß je des seine Schuldigkeit thue und jedem sein Recht werde, nirgends die Äugen durch Vernachlässigungen der Reinlich keit und Symmetrie verletzende Ein drücke empfangen, vielmehr, wohin sie sich auch wenden, wohlthuend berührt werden; ferner dieSparfamkeit. welche Großes mit Wenigem leistet, wo aber reiche Mittel vorhanden sind, doch nichts um-, sondern möglichst Vielen zu Gute kommen läßt, das Kleinste zu verwerthen, das Vorhandene richtig einzutheilen versteht; und der Fleiß, der sich immer, nützlich beschäftigt, pünktlich die ihm obliegenden Pflichten erfüllt, keine Zeit verschwendet, aber immer welche übrig hat, um sie im Dienste Anderer gefällig anzuwenden. Sie gedeihen alle im Schooße der Treue, nicht nur in Bezug auf Men schen, die sich von selbst versteht, son dern, worauf es auch ankommt, in Be zug auf die Pflichten, welche auch die Treue im Kleinen fordern. Treue ist Kraft und des Weibes höchste Stärke. Wo Treue ist, da hört alle Lässigkeit und Vergessenheit auf, der Geist der Wahrheit erinnert uns an Alles. Es ist zwar nicht immer leicht, die Wahr heit zu sagen, aber doch viel leichter, als sich aus einer Lüge herauszu wickeln, die den Lügner meist in die «igenen Netze verstrickt. Nun braucht man zwar nicht, wie Thackeray richtig bemerkt, „alle Wahrheit zu sagen," weil es Fälle gibt, in welchen das Schweigen darüber zur Pflicht wird, „aber man darf nichts, als die Wahr heit sagen." „Was Du als wahr er kennst, verkünde es ohne Zagen!" Die Wahrheit gegen Andere ist aber wenig verdienstlich, wenn sie nicht zu gleicher Zeit gegen das eigene Herz ge übt wird und zu aufrichtiger Selbster tenntniß führt. Wie schnell und tref fend ist oft unser Urtheil über die Handlungen Anderer, ja selbst über ihreVeweggründe, und wie unklar und beschönigend über die eigenen. Wie oft hätten wir uns unter dem Gleichniß vom Splitter und Balken zu beugen, wenn wir nur daran dächten, statt uns zu vermessen, hoch über Andere hin wegzusehen. Zur Wahrheit gegen An dere wie gegen sich selbst gehört Muth, nicht jener physische oder kraftbewußte, sondern der moralische, welcher es ver mag, für seine Ueberzeugungen einzu stehen und mit allen sittlichen Kräften dafür zu kämpfen. In den meisten Schicksalsfügungen des Weibes offen bart sich der Muth durch die Stand hastigkeit, mit welcher es Leiden und Unglück in Stillsein und Hoffen erträgt, und, das vorgesteckte Ziel fest im Auge behaltend, stets unbeirrt vor wärts schreitet. Es liegt in dem weiblichen Herzen ein magnetischer Zug, welcher das Vertrauen anzieht und Beruhigung, Trost und Ermuthi gung dafür wiedergibt. Das ist aber nur der Fall, wenn ihm die Verschwie genheit eigen ist, welche nicht allein wirkliche Geheimnisse zu bewahren weiß, sondern auch feinfühlend für sich lieb wäre, es ausgeplaudert zu wissen. Aehnlich wie Verschwiegenheit erweckt die Zuverlässigkeit Vertraue», wenn auch anderer Art. Es ist so schön, sich in allen Stücken fest auf Jemand ver an ihr einmal gegebenes Wort hält, sich um so höherer Achtung erfreut, je we niger gerade diese Tugend ein Ge meingut ihres Geschlechts ist. Die be glückendste Eigenschaft ist und bleibt ober für alle Zeiten die Herzensgute. Wo sie regiert, da gedeihen Frohsinn, Heiterkeit und Glück. Das Geheimniß des Glückes ist zart und nur von der Seele z» erfassen, die für sich selbst nichts sucht, nichts will, die kein ande res Glück kennt, als das, den Mann ihres Herzens glücklich zu machen. Einfach. Studiosus A.: „Ich könnte diesen Kerl von Schneider mit seinem ewigen Mahnen umbringenl" Studiosus B.: „Wozu denn um bringen? Laß ihn sür Dich weiter ar beiten. dann verhungert er von selbst!" Die gute Hausfrau. Was! Die häßliche Marie willst Du «eirathen! Die hat ja einen Kops wie «in Wasserschasf, einen Leib wie ein Butterfaß und Füße wie Bügeleisen!" „Macht nichts! Das sind Anzeichen Ehemann: „Da singen dieLnite immer so trübselig „Scheiden thut weh!" und ich bin doch nie fideler gewesen, als Nie ich mich von meiner Alten hab' scheiden lassen." Gut ausgerüstet. Dknst immer zwei Taschentücher, gnädige Frau?" Dame: „Das »'erstehst Du nicht: eines ist für gewöhnliche, daZ AucheineAusfahrt. Em lich vor, —er sollte sich mehr zer streuen. Fährt er denn nie aus?" Bertha: „Ja, aber nur aus der Haut!" Aas fetzte Gaudeamus. Mir war damals recht wehmüthig um das Herz, als ich München verlas sen sollte! Als ich, ein Norddeutscher, deren vier geworden; mit Ehren trug ich die Burschenmütze eines Münchener Corps und gar manchesmal hatte ich schickte. Man wird jetzt die stille Wehmuth begreifen, mit der ich dem Abschied ent gegensah. Außer mir verließen da mals noch zwei Corpsbrüder das ziemlich lebhaft werden würde, da au ßer mehreren in München sich aufhal tenden Jnactiven auch einige „alte Natürlich würde auch Muck nicht feh len. Muck! Alter, guter Geselle mit dem ehrli chen, treuen Gesicht, ich reiche Dir im Geiste die Hand und jetzt, wo ich Dein gedenke, steigt die alte, schöne Zeit erst recht lebhaft vor mir auf. Mir ist, als hörte ich Dein dröhnendesSchmol lis oder Deinen mächtigen Baß, mit dem Du, gleichsam ilv piokunäi«, das „Gaudeamus" oder den „Landesvater" anstimmtest: ich sehe Dich, wie Du mit Deiner breiten Hünengestalt auf meiner ersten Mensur als mein Secun dant neben mir blassem Muttersöhn chen standest und mir zuflüstertest: „Nur kein« Angst, mein Junge, vor einem bischen Blut! Bier macht Alles wieder gut!" Und ich sehe Dich, wie Dein Gesicht strahlte, als der „Un parteiische" verkündete, daß „Abfuhr" auf Seiten meines Gegners wäre, und ich höre, wie Du mir zuriefst: „Ein paar „Blutige" hast Du, aber ein ver dammter Kerl bist Du! Aus Dir kann noch was Gescheidtes werden!"— Wer Muck war? Ein Student, ein Mensch mit einem Herzen, rein und treu, wie Gold, und mit einem Gemüth so kindlich und lau ter, wie ich's nie wieder bei einem Manne gfunden habe. Als ich in das Corps „einsprang", hatte Muck schon eine erkleckliche Hühl von Semestern hinter sich; er besaß eine gewisse An lage zum „ewigen Studenten". Beim Schlägerklang und Becherklang fühlte er sich am wohlsten. Seine Eltern, deren einziges Kind er gewesen, hatte er schon früh verloren und sie hatten ihm ein bedeutendes Vermögen hinter lassen, über das er jetzt unbeschränkt verfügen konnte. Er studirte Medi cin, aber vom Collegienbefuchen hielt Freund Muck nicht viel; das überließ er uns „Füchsen" und sagte sich: „Wo zu sollte ich da in's Colleg gehen? 's ist ja doch immer alle Semester das Gleiche! Singen wir lieber ein Gau- Und so geschah es, daß Freund Muck ein Gaudeamus nach dem an dern sang, daß ein Semester nach dem andern über sein Haupt hinzog, daß der jungen Füchse, die ihn „in litwi'i«" überholte», eine erkleckliche Bursche sich zu energischem Studiren entschloß. Plötzlich aber —es war im letzten Semester meines Münchener daher, auch nur eine Miene zu ver ziehen. l Muck ließ sich nun einige Tage lang I eine Erholung gönnen!" sagte er da bei. „Wenn Ihr Füchse so gearbeitet hattet, wie ich, so würdet Ihr auch cher Gescllsckasl sehnen^!" zum Siegesthor auf und ab aing und dann bei sich daheim die Bücher auf- geklappt auf seinen Schreidtisch legte, ohne ihr behagliches Stillleben etwa durch eine frevelhafte Neugier nach ih rem gelehrten Inhalt zu stören. So also munkelten die Füchse un tereinander, und es gab ich muß es leider gestehen auch mehrere „bier -hzniZG uztx>oj ziq '..uzlpjing; ten vollständig Glauben schenkten, weil sich das Gegentheil davon nicht mit ausreichender Sicherheit feststellen ließ! das einzige bestimmte, entgegen stehende Zeugniß, dasjenige Mucks, wurde, besonders von den Juristen, als im höchsten Grade anfechtbar hin gestellt. Jedenfalls lag, selbst für die gläubigsten Naturen, über Freund Mucks „Arbeiten" ein geheimnißvoller Schleier, den selbst seine wort- und tugendreiche Hauswirthin uns gegen über nicht zu lüften vermochte. „Viel zu Hause", pflegte sie zu -sa gen, „ist der Herr Doctor nicht" alle Studenten werden von ihren Wirthinnen „Herr Doctor" titulirt „aber Morgens trinkt er immer Kaffee w'ßh t be b'gte uns au bange Gedanke beikommen wollte, daß Freund Muck sich bei seinem „Arbei ten" überanstrengen und Schaden thun könnte. Im Uebrigen wußten wir ziemlich genau, wo er sich tagsüber aufhielt: auf dem Fechtboden und auf der Kneipe, und wo zwei oder drei aus unserer Verbindung sich zu fröhlichem Thun zusammenthaten, da konnte man auch mit zweifelloser Sicherheit den guten Muck mitten unter ihnen, und nicht als den letzten, antreffen. Auf's Tiefste mußte es natürlich sein cou leurtreues Gemüth betrüben, als er er fuhr, daß am Schlüsse des Semesters nicht weniger als drei Burschen aus dächtig sein würdiges Haupt, „wenn das Corps so viele Verluste hat, werde ich doch wohl wieder activ werden müs nnd gewissermaßen, um uns zu zeigen, mit welcher Würde und Resignation er ! sich in das ihm unvermeidlich Schei nende zu fügen wissen werde, begann er bereits jetzt, seine berühmten Gänge I zur Königlichen Bibliothek auf ein äußerstes Minimum einzuschränken und weniger Bücher, als vordem, be ,,'n Morgen, Muck! Wohin willst Du denn?" »Ich? Hm! Bischen bummeln, dann Frühschoppen machen!" „Bist Du in der Bibliothek gewesen?" „Willst Du Dich über mich lustig „Wer denn jetzt am Semester schluß noch Bücher aus der Bibliothek holen!" „Unsinn! Was Ihr junges Volk das übersteigt alle Begriffe! Das „Schon gut, mein lieber Muck! Du bist im Uebrigen ein trefflicher Kerl!" „Das will ich meinen! Nie sahen die Gassen, über denen das Münchner Kindl thront, einen Würdigeren! Und ich werde dafür sorgen, daß sie dieses Glückes für's Erste auch nicht beraubt der markerschütternder Schrei an un sere Ohren drang. Wir sahen nach der Richtung hin, woher er erklungen war. Ein schweres Unglück war ge schehen. Ein kleiner Junge von sieben bis acht Jahren hajte sich an zwei Pferde eines auf der Straße haltenden eine Thier plötzlich ausschlug und den Kleinen so unglücklich traf, daß er blu tend und ohnmächtig zu Boden stürzte. nahestehendes Haus; händeringend kniete ein blasses, abgezehrtes Weib ne ben dem Kinde: seine Mutter. blutete furchtbar aus seiner klaffenden Kopfwunde. „Es ist schon zu einem in der Nähe hätte! „Sag' mal, Muck, kannst Du das nicht?" fragte ich. „Ich?! Ja eigentlich sollte ich'Z können aber ich kann'S nicht!" merki hatte. Minute aus Minute ver rann, stumm standen die Anwesenden neben der schluck xenden und händerin genden Mutter „Arme Frau', sagte der Gendarm, „es ist ihr einziges Kind!" „Wo wohnt sie denn?" fragte Muck. Der Gendarm nannte die Adresse. Endlich, endlich kam ein Arzt! Er legte einen Verband an und gab dann Befehl, den Knaben in die Klinik zu schaffen. Ich war etwas überrascht, als gegen Abend Freund Muck in meiner „Bude" erschien. „Weißt Du was", sagte er zu mir, „wir wollen in die Klinik gehen und sehen, was der Junge macht! Er thut mir furchtbar leid! Und dann kannst Du 'mal ein Goldstück in Deiner Ta sche losmachen —ich Hab's auch gethan; es soll für die Mutter sein, sie wird's „Du bist ein Prachtmensch, Muck!" gen Augenblicken nahm er das Wort: „Es ist doch wirklich eine verteufelte Man kommt sich verflucht überflüssig in der Welt vor!" „Lieber Muck", sagte ich, „Dich hat. Morgen sehr nachdenklich gestimmt!" „Nun ja", gab er zur Antwort, „ich wcrd's nie vergessen, wie das arme bar ernst das Leben ist! Aber nun thu' mir den Gefallen und beeile Dich ein wenig Du bist heute von einer Langsamkeit, als gälte es, saures Bier auszutrinken!" „Ach was! Bei Nacht sehn alle Katzen grau aus, und draußen ist ein Hundewetter, daß sich kein Mensch da rum kümmert, ob Du abgebürstet bist oder nicht!" Muck hatte recht. Als wir auf die > in uns Beiden Mediciner. „Wünschen Sie den Professor X. zu sprechen?" sragte er. „Gewiß!" meinte Muck. „Es ist ben freilich kein gute: er liegt be reits im Todeskampfe! Der Blutver lust war für das arme, schlechtgenährte Biirschchen, zu stark er ist nicht zu retten! Wäre bei dem Unfall gleich ?!indige Hilfe zur Stelle gewesen, so huschte. Er trat an den Assistenzarzt -arzt zu. „Er ist todt!" stöhnte sie. Der Arzt Ich aber—ich will die Zukunft seben!" Plötzlich blieb freund Muck sieben: nen Zügen. „Du feierst heute Deinen Abschied." sagt» er. „?s wird?eit. daß wir in Er hat Wort gehalten. Heute ist Freund Muck ein gesuchter und ge schätzter Arzt, ein geschickter Chirurg, dessen sichere Hand schon Manchen dem des Wortes. Griiß Dich Gott, alter, treuer Ge selle, und grüß Dich Gott, alte vielliebe Stadt an der grünen Isar, die Du uns Männer werden sahst! Schlanke Lene. Bon Georg Gery. Lene Nissen und Christian Claussen waren Nachbarslinder; drunten am Fischerthor wohnten ihre Eltern. Sie hatten zusammen gespielt und Kinder sreundschaft geschlossen, denn Christian hatte sich immer des kleinen Mädchens confirmirt war«n, hatten sich ihre We ge getrennt. Lene war „in Dienst ge gangen" und Christian zur See. Nach einigen Jahren erst sahen sie sich wie der, die Kinderfreundschaft war noch nicht vergessen und aus der Freund schaft wurde Liebe. Zu verwundern war 6 freilich nicht, denn am ganzen Fischerthor gab es lein schmuckeres Mädel als Nissens Lene, und Christian Claussen war der gewandteste Bursch rund herum „an de Waterkant." Lenes Eltern hatten gegen die Hei rath mit Nachbars Christian nichts einzuwenden, doch hatte es mit der Hochzeit i« gute Wege, denn zuvor Christian sein Steue»nannns noch gar zu jung. Nach ein paar frohen Wochen muß ten die Liebenden sich abermals tren nen. Christian ging wieder zur See, um voll befahrener Matrose zu wer den und Lene in Dienst. Wieder vergingen einige Jahre in schnellem Fluge. Christian hatte seine Fahrzeit erreicht und wollte zum Herbst auf die Steuermannsschule gehen. Vorher kam er aber noch für einige Wochen nach Hause und da Lene seit einign Zeit ebenfalls bei den Eltern weilte, so gab es fröhliche, selige Stun den für die junge» Leute. Ach, viel zu schnell flohen sie dahin und bald hieß Christian bezog die Steuermanns schule in F. und mußte alle Kräfte an nen Zeit das gesteckte Ziel erreichen wollte. Trotzdem fehlte es auch anZer streuungen nicht. Dem jungen Steuer mcmnsschüler erschlossen sich zum ersten Male wohlhabendere Familienkreise, denn manche Mutter sah den angehen den Capitän als gute Prise füv eine ihrer Töchter an. So kam Christian auch in dasHaut des Schiffsrheders Niels Jessen, und er fand sich angeheimelt von dem Zau ber des Familienlebens, das er in die ser Weise noch nicht kennen gelernt und während der Seefahrtszeit überhaupt ganz entbehrt hatte. Der strebsame junge Mann, der ebenso verständig und Schifffahrtsverhältnisse zu spre chen wußte, wie er die Frau des Hau ! Fes und die beiden erwachsenen Töchter durch Schilderungen seiner weitenßei- sen zu unterhalten verstand, war bald ein gern gesehener Gast in der Fami lie und brachte manchen Abend in der selben zu. Wie gemüthlich saß es sich um den runden Theetisch, wie anmuthig wußte Hilda, die jüngste der Töchter, den Theepunsch zu kredenzen! Nie hatte ihm Theepunsch, dies Nationalgetränk der Nordschleswiger, köstlicher gemun det. Unwillkürlich verglich er Hilda mit ! seine? Lene und dieser Vergleich fiel stets zu Gunsten der ersteren aus. Die umfassendere Bildung, die feineren Manieren und das anmuthigere We sen Hilda's stachen gar fehr ab gegen das einfache Benehmen des Mädchens aus dem Volke. So kam es, daß Lene's Bild in sei nem Herzen erblaßte, und Hilda'sßild an dessen Stelle trat. Erst schatten haft. unbestimmt, dann immer deut licher und zuletzt strahlte es in voller Klarheit. Auch Hilda hatte den jungen See mann lieb gewonnen, ahnte sie doch nicht, daß sein Herz schon einer an dern gehört hatte. Christian hatte zwar noch nicht os ficiell um ihre Hand angehalten, aber aus einzelnen Andeutungen der Mu tter konnte er entnehmen, daß er als Schwiegersohn willkommen sei. Auch hatte er sein Verhältniß zu Lene noch nicht gelöst, denn ihm fehlte derMuth, es plötzlich abzubrechen und ihr mit dürren Worten den Abschied zu geben. Er wollte es allmählig einschlafen las sen. So schrieb er denn seltener, die Briefe wurden kälter und zuletzt hör- ten sie ganz auf. ! Das arme Mädchen härmte sich und ahnte, daß es mit Christians Liebe aus sei. Aber ihr treues Herz wollte Das Jahr verging. Christian be stand die Prüfung mit riihmlicherAus zeichnung. Mit seinem Steuermanns patent „für große Fahrt" trat er sann wohlgemutb vor Niels Jessen, um Hildas Hand von ihm zu erbitten. Steuermann fahren und die er später als Capitän führen sollte. Christians Glück schien gemacht. Hochzeit statt. Lene hatte von Christians Verlo bung mit der Rliederstochter gehört, Mutter machte sie sich eines Tages aus den Weg nach F. Als sie hier an oer Marienkirche vorbeikam, waren viele Lene trat hinzu, gerade, als d« Brautwagen vorfuhr. In s-tioerein, Braut demselben. Aller Bli?- richtnen um. als er die Stufen zum Portal em porstieg. Da traf sein Blick Lene und als habe er ein Gespenst geschaut, so blick hatte er das todtblasse Gesicht Le unsäglich traurigen, Vorwurfs» >llen Blick würd» er sein Leben lang nicht inehv vergessen können, das fühlte er. stian hörte nichts von den Worten des Geistlichen und Hilda mußte ihn erst anstoßen, damit er auf die Frage des selben antwortete. Sein verändertes Wesen fiel allgemein auf, aber er schützte plötzliches Unwohlsein vor, das wieder vorübergehen werde. Späte« war er auch wieder heiter, noer seine Fröhlichkeit hatte etwas erzwungenes. Immer wieder tauchte das blasse Ge sicht Lenes vor ihm auf. Und Lene? Als die Menge sich ver laufen hatte, wankte auch sie fort. Ihr wav so wüst im Kopfe, so leer und todt im Herzen. Sie konnte kaum denken, so wirr gingen ihre Gedanken durch einander. Nur fort wollte sie, fort von hier, wo sie ihr Glück zu Grabe getra gen hatte. Wie sie nach Hause gekommen, wußte sie nicht; ihre Mutter erschrak über das veränderte Aussehen und suchte sie zu trösten, so gut sie es ver mochte. Doch es war vergebens. Lene war wie gestorben. Sie weinte und klagte nicht, aber diese Stille, die se eisige Ruhe war beängstigend. Me chanisch verrichtete sie ihre Arbeii, aber oft hielt sie inne und starrte verständ nißlos ins Weite. Dann schrak sie plötzlich, zusammen, griff mit der Hand an den Kopf, als ob dieser sie schmerzte mid fuhr wieder in der Ar beit fort. Nach einigen Wochen kam Christian nach K. um die neue Bark, die ihm sein Schwiegervater geschenkt hatte, nach F. abzuholen. Lene hatte davon gehört. Eine fie berhafte Aufregung bemächtigte sich ihrer und riß sie aus ihrer Theilnahm losigkeit heraus. Sie wollte Christian noch einmal sehen, zum letzten Mal. Vergeblich suchte ihre Mutter sie da von abzuhalten. Lene ging hinab an den Hafen, wo der „Hainan" am Boll werk vertaut lag. Es war ein sonniger Frühlingstag: eine frische Brise wehte aus West, die losen Segel flatterten lustig von den Raaen und geschäftig eilten die Ma trosen an Deck auf und ab, um die letz ten Vorbereitungen zur Abreise zu treffen. Jetzt kam auch Christian die Cajütstreppe herauf, begab sich auf die Commandobvücke und bald erscholl der Befehl zur Abfahrt. Die Segel wur den angebraßt, die letzten Taue, weiche das Schiff noch ans Land fesselten, wurden losgeworfen und langsam setz te sich der „Hainan" in Bewegung. Noch einmal schaute Christian nach dem Ufer zurück um die Abschieds grüße seiner Bekannten, die zahlreich daselbst versammelt waren, zu erwi dern. .Da traf sein Auge auch Lene, welche etwas abseits, bleich und stavr wie eine Bildsäule, stand. Er schrak zusammen bei ihrem Anblick, ein Zit tern durchlief feinen Körper und krampfhaft umklammerten seineHän ! „wilden Capitän". Der Tod schien ihn zu fliehen. Er fuhr mit beispiellosem Glück und häuf te Gold aus Gold. Aber was nutzte ter. daß er allmählich zum Spottnamen für die arme Irre geworden ist. Schon manches Jayrzehnt wandert sie alltäglich zum Hafen hinab, um ih ren Christian zu erwarten, und bietet durch ihr sonderbares Benehmen den Straßenjungen einen willkommkne« Anlaß zur Neckerei. Doch unbekümmert um das „schlanke Lene, schlanke Lene!" das sie ihr nachrufen, setzt sie ihren Wez fort. Nur wenn einer der ausgelassenen Schlingel dicht an sie heranläust und am Kleide zupft, wendet sie sich hastig um. droht den Junge» und schilt sie, was freilich nur zur Folge hat, daß die ganze Rotte in ein johlendes Ge lächter auswicht und desto lauter ihr „schlanke Lene, schlanke Lene!" er schallen läßt. Ihr Ziel ist immer dasselbe: der Ha fen, früh morgens, wie Nachmittags und Abends. Dort, wo die Bootführer ihr Standquartier haben, wo der Blick frei über die Föhrde schweift, bis durchfurcht werden. Wenn ihr scharfes Auge dann am fernen Horizont ein Segel gewahrt, Schipp", dann wendet sie sich ent täuscht um und geht still ihres Wegs, um nach einigen Stunden wiederzu kommen und zu fragen: „Hebbt fe nich hört, ob Crischan Claussen hüt torllgg kamen is? Ja, ja. he mutt seker Lene!" Trei Rosen. Ich schied von dir und zog durchs Land Drei lange, lange Wochen, Da hast drei Röslein du gesandt, Die du für mich gebrochen. Das eine roth wie Feuer glüht, Das zweite gelb wie Mondlicht blüht Und weiß wie Schnee das dritte. Ein böser Kobold hat zu mir Heimtückisch da gesprochen: Den Sinn der Röslein deut' ich dir: Drei Röslein sind drei Wochen. > Von heißer Gluth die erste brennt, " Gleichgiltig sich die zweite nennt, Und kalt und stumm die dritte. Da hab' die schlimme Kreatur Ich fortgejagt mit Schelten: » Das weiße Röslein kann doch nur Als erste Woche gelten. Die erste Woche still vermißt, Voll Ungeduld die zweite ist, Vor Sehnsucht glüht die dritte. Nun sag mir schnell, mein Herzenskind Ob ich nicht recht gesprochen, Neuerßeruf. Gast (zum Bett ler): „Sie sollten, dächte ich, doch et was arbeiten, statt betteln! So ein kräftiger Mensch schämen Sie sich!" Bettler: „Ich arbeite schon, meine Her ren, nur ist mein Jeschäst zur Zeit noch etwas problematisch; Zukunft recht!" Gast: „Nun, was sind Si« darf?" Bettler: „Ick bin Bremser bei einer Luftballon-Jefellschaft!" brach des Nachts ein Bär Die allein zu Hause befindliche Frau glaubte, es sei ihr Mann, der betrun ken nach Hause komme, und empfing Gebühr. Der Bär soll noch in der selben Nacht elf Meilen gelaufen, und durch mehrere Wochen, wegen seines gräßlichen Aussehens, von seinen Ge nossen gemieden worden sein. Für alle Fälle. Gast: .... Sie sehen ja, ich habe alles einge kauft, was ich brauche!" Haufirer: „E' seines Rafirmesser!" Gast: „Ich rasire mich nie selbst!" Hausirer: „Nu, vielleicht brauchen Se's, wenn Seemol e' Selbstmördche versuchen wollen!" JmAmtseiser. A.: „Herr Registrator, ich möchte um den Akt „Hundswuth in Oberhausen" gebeten haben." Registrator: „Hundswuth,— die hat mein College Stockheider, Maul- und Klauenseuche und die Rin derpest." Höchster Grad. „Woher ha ben Sie denn die Neuigkeit?" „Der Herr Notar bat sie mir erzählt.' „Was, der Herr Notar? Ich sage Jh — A u s dem Gerichtssaal. scheNienheit): „Oh, Herr Präsidenti Sie »ollen mir schmeicheln!"
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