Uevanche! Uebrigens war er bereits Rechten! abgeurtheilt worden das Kriegsge richt hatte den Deserteur gleich am folgenden Tage in eou'iiinirei-un zum Tode verurtheilt. Den Gefange nen wurde die Freiheit auf Schritt unv Tritt beschnitten, die Wachtposten wurden verdoppelt „einfach nieder schießen!" hieß die Parole. Auch glotz ten jetzt die Mündungen einer Batterie Geschütze von der Brustwehr einer ver fallenen Schanze in die Lagergassen hinab so würde man bei dem ge ringsten „Mucks" das ganze Lager zu sammenschmettern! Dieser Bericht genügte wohl, um auch Viktor zu überzeug», daß seines Bleibens nicht mehr länger sei. Es ward somit beschlossen, daß er sich am nächsten Morgen mit Sir Rowland auf die Reife' machte, und zwar, der Vorsicht halber, als dessen Diener. Die Maskerade trug ja nur dazu bei, die Romantik auch dieses Abenteuers zu erhöhen. Rowland wollte Anfangs in seinem Eifer darauf bestehen, daß gleich auf der Stelle erfolge. Schließ lich war die Anwesenheit des Deser teurs hier in Mülheim dennoch durch die Dienerschaft ruchbar geworden, und man konnte nicht wissen, wie ver rätherisch der Zufall sein Spiel treibe. „Gleich?" rief Herr Wahl bestürzt soll denn der Heirathsplan, der so hübsch seiner Erfüllung entgegenreifte, jäh zerrissen werden? „Gleich?" hauchte Gertrud aufschre ckend, und ihr Herz begann gewaltig zu pochen über den Verrath dieses Wörtchens. „Gleich!" stieß Viktor aus, mit ei nem flammenden Blick nach ihr hin, der beredter war, als die deutlichste Liebes erklärung. Plötzlich, vor dieses uner wartete gestellt, zuckte ihm das Bewußtsein auf, wie heiß er sie liebte, wie diese Trennung eine schmerzhafte Entwurzelung für ihn bedeutete Sir Rowland wußte wohl die ver schiedenartige Betonung dieses Ter zetts nicht zu deuten. „Meinetwegen auch morgen," sagte er, „aber dann ist es höchste Zeit wir werden also mor gen früh acht Uhr dreißig den Köln- Aachener Kourierzug besteigen, müssen also um sieben Uhr dreißig hier fort!" Von da an schien das ganze Haus wie durchzittert von dem unheimlichen Zwang dieses Abschiedes. Vittor war trotz der Gefahr nur von dem einen Gedanken an die Trennung besessen; da er besorgte, daß man meinen könnte, seine sichtbare Verstörung gelte dem Todesurtheil, so suchte er durch einen ausgelassenen Galgenhumor über die Qual dieser Stunden hinwegzukom men. Was sollte geschehen? Es schwebte ein Wort in der Lust, und das brauchte nur gesprochen zu werden, so war alle gut. Aber eine Scham bannte ihn, die ses Wort zu sprechen. Welche Schmach: ei» Franzose, der jetzt, wo das Vater- Nein, jetzt nicht! Unmöglich! Vielleicht niemals! Es war ein Rausch und ein Taumel wie ein anderer ge wesen. Er wollte sich kurz losreißen und zu vergessen suchen. War dort drü ben im nicht Gelegenheit durfte erst einer gewissen strengen, all seits gefürcktetenGewittermienePap':». Viktor und Gertrud blieben allein zurück. Diese hatte sich in scheuer Ver legenheit von ihrem Tabouret erhoben. Viktor fügte sich mit einem ostensiblen, trotzartigen Behagen in dit schwellen den Polster seines Sessels. Daß man sie beide so isolirt, das sieht ja wie ein Komplot aus! Er läßt sich aber nicht zwingen, durch Niemand! Vovon hatten sie soeben doch noch so lebhaft gesprochen? Der Faden war plötzlich wie abgerissen. Wozu ist das Wetter denn anders da, als um die Verlegenheit solcher Pausen auszufüllen? Und der Regen stürm toste und wüthete noch heftiger als am Nachmittag gegen die Fenster des Erkers. Ein schreckliches ein fürchterliches ein ganz entsetzliches Wetter. Dar über wurden sie also mit einigen AuS gens ausfüllte« „Ein rechtes Brwakswetter —" be gann er abermals. einem Anlauf: „Werden Sie chcm Zvetter...' Sie stutzte, wandte den vom räth ?ich«n Licht derAmpil beleuchteten Kopf „ im Biwak oder Posten stehe?" vollendete er. Er hatte ganz im Anfang seine? doch z>> Gast war. „Das Vaterland befiehlt, und ich muß gehorchen!" „So werden Sie also gegen uns kämpfen, Herr Viktor?" Er breitete die Arm«, zugleich die Schultern hoch emporhebend, ausein ander. „Was kann ich thun? Ich bin nun einmal ein Franzose Sie sind Deutsche es ist ein Unglück!" Er seufzte, und dieser Seufzer schien echt. „Ich dächte doch, Sie hätten Ihre Pflicht gegen das Vaterltnd erfüllt, Monsieur Viktor?" sagte sie mit dem äußersten Aufwand, gl«ichgiliig zu scheinen, den Kopf tief herabgesenkt auf die Berlocken ihres silbernen Armban des, die sie aufmerksam musterte. „Sie haben doch die Katastrophe von Sedan nicht verschuldet, sind also nicht per sönlich für Ihre Gefangenschaft ver antwortlich. Wenn Sie sich nicht selbst befreit hätten, und darauf war doch nicht zu rechnen so müßten Sie sich doch auch auf ein Zuschauen von ferne beschränken." gemacht, mit Gefahr meines Lebens—" „Um Ihr Leben dort draußen aber mals in die Schanze zu schlagen." „Ah, das Leben! Als wenn das im mer die Hauptsache wäre wenn mir nun nicht viel daran läge, an diesem Leben?" wohlgefällig neigte er den Kopf nach der rechten Schulter. Sie hob das Antlitz, ihr Blick war ein durchdringendes Strahlen, eine Frage, ein Erschrecken, ein Vorwurf: kann dieser Ruf nach Viktors Charak teranlage, nach seinem Temperament wirklich aus seinem Herzen kommen? Wenn nicht, waxum solch häßliche Ro manphrase jetzt in dieser Stunde? Aber er hielt den Blick aus und seine Augen flammten. Ihr Herz begann un ter der Gewalt dieser Flammen zu hämmern, und sie fühlte die verrätheri sche Rothe auf ihrem Antlitz wachsen, bis zu dem Gekräusel der Stirnhaare sämer, noch bedeutungsvoller, die Spi tzen der gespreizten Finger aneinander tippend. „Monsieur Viktor...." stammelte sie, verwirt und glühend unter der Kühn heit seiner Blicke. Er erhob sich: „Wenn mir. wahr haftiger Gott nichts an diesem Le ben liegt..." sagte er abermals seine Stimme vibrirte erregt, in diesem Augenblick glaubte er selbst an diese Phrase. „Gerirll..!." men entsetzt auf. „Herrgott!" stieß Gertrud aus, die Finger ineinander verschränkt gegen Gedanke: es ist der Steckbrief! Das Militär, die Polizei ist da, um ihn, den Deserteur, zum Tode zu schleppen! Jetzt ward die Stimme des Mäd unwirschen Stimme und das Stapfen harter Stiefel auf den Flurfliese«. Die Salonthüre öffnete sich und die „Eine Empfehlung von Herrn Row land, und er sendet der gnädigen Frau die versprochene Schrift." Sie reichte Frau Wahl das Kou vert mit der Broschüre. Rowland mußte ihr davon gesprochen haben, si: daraus; die Broschüre führte den Ti tel: „Die Vorboten der goldenen Zeit" irgend ein Auswuchs der an Ver den der Engländer hatte drucken lassen. Alle lachten hell auf. Nur Herr Wahl konnte seinen Unmuth nicht un terdrücken: „Es ist auch nöthia, daß der Hanswurst uns den Wisch Abends neun Uhr und bei dem Wetter in's Haus schickt!" Er schämte sich selbst de in dem Ruf. Ja. diese Trivialität hatte ihn sei nem Vaterlande gerettet! Natürlich blieb das bewußte Wort dreißig reiste er als oerkappter Diener Sir Rowlands mit diesem nach d«r Grenze ab. das Haus, um seine Rekonvaleszenz durch eine Wiesbadener Badekur zu beschleunigen. Kein Hauch in s«iner gleichmäßig ruhig«n und freundlichen Miene hatte den Hausgenossen de» Kampf verrathen, den er diese Zeit über in seinem Innern durchgesoch- Abschied die Spur einer Frage in dem seelenvollen Stahlblau seiner Augen vibrire» zu fühlen: ob denn keine Hoff nung bliebe? Und in die egoistische Freude, endlich von seiner Gegenwart, die ihr jetzt ein alpartiger Vorwurf bedeutete, befreit zu sein, mischte sich ein seltsam bitteres Schmerzgefühl, reizte. Viktor hatte von Brüssel aus in Kürze seine glückliche Rettung ange zeigt, zugleich mit einem französisch überschwenglichen Dankergruß. Von feinen weiteren Plänen verlautete nichts. Mitte Januar langte eine kurze Notiz an, in der er, mit Blei hinge kritzelt, ihnen kurz meldete, daß er am Gefecht bei Vapaume theilgenommen und nun verwundet im Lazareth läge. Es war das Gegentheil des Wortes, das gesprochen werden sollte; mit dem Trumpf dieser patriotischen Partei nahmeViktors war der langgehätschelte Heirathsplan vernichtet. Siebentes Kapitel. über die Köpfe der Ankommenden, die nach dem Ausgang des Pariser Ost bahnhofs drängten, seinen Söhnen hob das dicke Dandyrohr mit dem flachen Silberknopf und winkte freu dig über das Gitter. Doch das Antlitz seines Bruders Armand zeigte kaum den Hauch eines Lächelns, wie überhaupt ein solches sich nur selten über die in der Studirstu- Vittor. d w' ' p kt Höhe gebracht, einfach zerschnitten worden, so hätte Frankreich sich weiter gewehrt gegen die brutale Ueberz»hl Blutstropfen! ~'n Tag, meine Kinder! Wie geht's? wie steht's? Zeig 'mal her, wie siehst Du denn aus, Armand?" „Es bringt auf andre Gedanken, Vater," sägte Armand, die düsteren Wülste der Brauen runzelnd. Der Alte verstand schon. Die Haf sesmanie wird sich bei dem Jungen diese Pariser Luft! Ah!" tig und seine weiten Nasenflügel bläh ten sich. „He, Viktor, was meinst Du?" „Es gibt nur «in Paris!" rief Vik- Jhr was, meine Herren? Ich habe gar keine rechte Lust, zu Hause zu diniren! Unser Speisesaal ist nicht gerad: freundlich. Ich dächte, wir benutzten wollen irgendwo diniren, wo es schön ist! Philipp, nach den Boulevards!" Bald saßen sie an einem blendend Terrasse eines ersten Boulevard-Re staurants. Der Alte hatte recht: die ser Augustabend war zu kostbar, um ihn in einem Speisesaal zu verbringen, der durch das Laub des daranstotzen man um fünf Uhr schon das Gas an zünden müßte, und wo man sich fürch tete, ein lautes Wort zu sprechen, weil das so unheimlich von dem Tafelwerk der Wände widerhallte. Er wollte Sonne, Luft, Lärm, Menschen, fröh liche Gesichter, klingende Gläser haben! Gottlob, das Geschäft ist mit Nichten versetzt! schen Formen der Schornsteine eine Art goldiges Alpenglühen, die Fenster Wersen gleißende Lichtblitze, fröhlich prangen die bunten Reklameschilder an den Häuserfronten, das Grün der Bäume leuchtet, bunte Toiletten bele ben das Trottoir, auch das llder wiedergswonnenen Friedenszeit. Rol lende Fiaker, sausende Equipagen, schwer rasselnde Omnibusse, der gellen de Ruf der Zeitungsjungen, das Ge surr und Geschliirf der hastenden Rauschen der großen Stadt. Ja, Paris athmet wieder, es beginnt wie der sich seiner Schönheit zu freuen. Hauptsächlich gegen Viktor gewandt, erzählte der alte Jaminet von dem Er folg seiner Reise. Die Verbindung zwischen Wahl und Jaminet »t nur um so fester geknüpft worden; Chapp seide bleibt nach wie vor die Parole, aber Wahl ist «in findiger Kopf, er hat während der Zeit, da seine Fabrik brach lag, allerlei hübsche Pläne aus geheckt. So wird er eine Seidenlitze auf den Markt werfen, die die be rühmten Spezialitäten von St.Etienne gänzlich in den Schatten zu stellen be stimmt ist. „O, wir werden schon wieder un sern Theil von den Milliarden aus Preußen herausziehen," sagte er schmunzelnd, und er hob das Glas, mit verschmitzt fröhlichem Ausdruck durch das duntelbräunliche Roth des alten Schloßweines blinzelnd. Dann schlürfte er den kostbaren Inhalt des Glases mit innigem Behagen hinab. „Schließlich verlangt man ja nicht mehr, als in Frieden gelassen zu wer den." Das galt Armand, dessen Kops im mer verdrossener in den Schultern zu verschwinden drohte. Er hatte die Zeit über stillschweigend dagesessen und sich in seiner pickenden Vögleinmanier mit den Speisen beschäftigt; nur hie und da gab ein heftiges Picken seine Ver drossenheit kund. „Friede," murmelte er verächtlich, „der Friede von Frankfurt!" (ein lei ses heiseres Hohnlache») „der ist nicht s o viel giltig!" (er schob dabei mit dem rippchens gegen den Tellerrand). „We he »er Verrätherhand, die ihn «iter zeichnet hat!" Schultern: man kann derlei auch zu weit treiben! „Du hast den Krieg eben nicht kennen gelernt, mein Alterchen! Du hast die Kanonen von Weitem bum bum machen hören, während Du In der Ambulanz Deine Pflaster schmiertest. Ich versichere Dich, man bekommt das Gemetzel satt!" Es war eine Anspielung auf Ar mands zeitweise Thätigkeit während nehmen wissen! „Allons, Allons!" beschwichtigte der Vater. Die Neckereien ist Armand von wisses anderes Geschäfts das in MUl mals Tausende verschlingend „Nicht von Deiner Chappseide, Va ter!" warf Armand hin. „Ich verzichte forcirtes Lachen vermochte nicht, die Bestürzung über den scharfen Ton sei nes Tyrannen zu verdecken. „daß Du im Begriff fichtst, ein Elixir zu erfinden, das sämmtliche Preußen von der Erde vertilgen wird?" „Gewiß werde ich das erfinden, ihr sollt sehen!" zischelte der Bucklige. Der dick« Kopf schnellte aus den Schultern empor, die Stirnfalten wetterten, eine Stelle der vergilbten Gesichtsfarbe. E» Der Vater erschrak: .Genug!' herrschte er Viktor an. Nach einer peinlichen Stille ward ein harmloseres Gebiet betreten. Aber frischere Luft schöpfen zu müssen. „Ist Dir nicht gut, mein Sohn?" „Vollkommen, Vater!" Der Ton der heiseren, wie von der inneren Hassesgluth verbrannten Stimm« vi brirte noch. Gleich war ein Fialer zur Stelle. „Zum Bois!" rief Armand. Aber kaum aus dem Gesichtstreis des Re staurants, gab er dem Kutscher die Adresse der väterlichen Wohnung. Er wollte den Rest des Abends in seinem Laboratorium verbringen, um an der Verwirklichung seines Preußenhasses zu arbeiten kein schlechter Scherz: er glaubte ernstlich, einem Sprengstoff auf der Spur zu sein, der es bei einem neuen, hoffentlich baldigen Ausbruch des Krieges ermöglichen würde, ganze Armeen und Festungen der Preußen von der Erde wegzublasen. Papa Jaminet hatte noch etwas auf dem Herzen; gegen seine Gewohnheit entlockte er der Havanna mächtige Rauchwolken und er hatte in seiner Zerstreutheit schon das zweite Gläschen Chartreuse geleert. Es war nicht leicht, „das" zu inszeniren! Plötzlich platzte er heraus: „Du bist ein Schwerenöther, Viktor!" Viktor fuhr überrascht empor: „Wie so, Papa?" Der Alte zögerte noch. Er war noch nicht sicher, ob er nicht etwa zu früh damit heraus rückte. Aber es hielt ih» nicht mehr, da nun das Hinderniß in Gestalt Armands veischwunden war. „D>< hast da> hinten das ganze Haus auf den Kopf gestellt." „Wo?" r - „Na doch in Mülheim prächtige Leute, he?" Viktor that wahrhaftig, als hörte er den Namen dieses Städtchens zum er stenmal „Ah so, die! Wahl ist ein guter Kerl. Schade, daß er ein Preuß' ist!" „Du hast sein Herz gewonnen seine Frau ist in Dich verliebt —" „Wirklich? Welcher Erfolg!" Viktor lachte übertrieben hell auf. „Du hast recht, Viktor, wenn es keine Preußen wären...." „Na, was dann?" Eine Pause. Viktor ließ mit hin terrücks gebogenem Kopf aus gehöhl tem Munde das Meisterstück von einem Rauchringe hervorwirbeln. wahrhistig noch nicht das Dümmste, wenn Du Gertrud Wahl heirathetest." Gottlob, daß es gesagt war! Herr Jaminet hüllte sich mit einigen kräfti- Zigarre auf den Teller. Nahm sie aber gleich wieder auf: „Welche Idee!" Ueber Viktors Antlitz flammte die Entrüstung war zu kräftig, als daß sie echt sein tonnte. „Du liebst Gertrud sie liebt Dich daran ist nichts zu ändern." Viktor versuchte einen pfeifenden Ton auszustoßen, der in burschikoser Weise solche Lächerlichkeit verhöhnen sollt;. Aber er fühlte sein Herz bis in die Kehle pochen, der Athem versagte Monaten ankämpft, an's Licht zu zer ren? „Papa, ich möchte Dich bitten...." ! stotterte er d sch b „Niemals!" Ah die Lüge dieses Wortes! Papa t l bt ' fch den Zügen aufpuffenden Flamme be leuchtete sein erregtes Gesicht. Der Alte begann ihn also systema tisch zu bearbeiten. Zuerst Chappseide, sensationelle Neuheiten, der sammen — unmöglich, sie sllrder zu trennen! Und er ließ Zahlen springen, ein wahres Feuerwerk von Hundert tausenden zum Schluß ein Bril lantstück. in dem Gertruds Schönheit, senden durcheinander sprühten und knatterten, ein blendender Effekt, den man applaudiren mußte. Viktor saß mit zurückgeworfenem Kops und versucht« immer wieder einen nen Gedanken. Er hörte wie von ferne die Worte seines Vaters Hingen, und sich selbst gepackt, daß er sie nicht ver gessen, daß er ihres Bildes, der Er innerung an sie nicht Meister werden gebot, indem er abermals gegen Deutschland focht? Damit glaubte er sich gegen die weitere Versuchung zu seien. Aber vergebens ihr Bild, den Gedanken an sie, an ihre Stimme, ihr sprachen, den ganzen unerklärlichen Zauber ward er doch nicht los! Die Li ebe blieb ihm fort und fort zur Seite; schlämm der Landstraße und hielt Wacht zu Häupten seines Biwaklagers, sie ließ sich weder vom Donner der Ge schütze, noch vom Zischen der Gewehr kugeln verjagen; da er verwundet da hingestreckt lag, kühlte sie ihm mild er barmend die fiebernde Stirn. Es war wie ein Engelsbild, das ihn in all der grausamen, brutalen, blutigen Wirk lichkeit verklärend umschwebte. Fort damit! Immer wieder: fort damit! Vergebens stets war es wieder da! Viktor unterbrach das Feuerwerk seines Vaters mit einer künstlich küh len Bemerkung: „Ich habe zweimal ge gen ihr Vaterland gekämpft. Sie weiß, daß ich es hasse. Damit ist die Sache erledigt!" „Gerads das!" ftrhr der Alte darein, freudig darüber, daß das entrüstete „niemals" sich bereits in ein klein lautes „vielleicht" abzuschwächen be gann. „Gerade das! Du stehst da wie «in Held! Sie liebt dergleichen. Du hast für Dein Vaterland geblutet. nom ck'iin liwu wenn das Vater land in Gefahr ist, so schert man sich nicht um Seifenblasen!" Der Gedanke an Lieutenant Zeuner flog Viktor an. Wie jener gehätschelt schießen lassen im Dienste seines Vater landes. Wie ihn damals die Eifersucht gestachelt des Verwundeten wegen, der sicher war, ob ihn der Preuße nicht schließlich dennoch aus Gertruds Her zen verdrängt hatte. „Ja, Papa, woher weißt Du denn? bist Du denn sicher...." Gleich ärgert« sich Viktor, daß er mit diesem Stoßseufzer sein Geheim niß bloßlegte. „Ich setz« mein halbes Vermögen zum Pfand, daß wir keinen Korb be kommen." Und Papa Jaminet schüttelte eine Fülle von allerlei Bestätigungen feines felsenfesten Glaubens vor seinem So hne aus. Ueberdies, ist Vittor nicht schon von Kindheit an als Gertruds Brauti- gar» geführt worden? Es ist so selbst > verständlich! Allans die Sache ist ! so gut wie abgemacht! Es erfordert nur ein Telegramm, er und Wahl ha ben Alles besprochen. Ein Telegramm, das anscheinend dem Geschäft gilt und Niemand kompromittirt. „Allons, Kourage, Viktor!" „Unmöglich für einen Franzosen! Was wird Deine Tochter und Mon sieur Schneider, ihr Mann, sagen was werden sie alle sagen? Man ist im Stande, uns zu steinigen!" „Ah zum Teufel mit dem groß mäuligen Patriotismus! Man hätte doch siegen sollen! Man hätte zum mindesten verhindern sollen, daß die Franzosen nicht die Vandalen im eige nen Lande spielten. Ich sage: Mireille und sie sollen still sein! Es ist eine Schande!" Jaminets Villa Mireille bei Su» resnes an der Sein« war während det Kommunekrieges zerstört und jämmer lich verwüstet worden,, nachdem sie von den Preußen bei der Belagerung ver schont geblieben war. Jaminet hatte recht: der Name der einst so schmucken Villa, die jetzt eine Ruine war, ge nügte, um die Großmäuler, innerhalb der Familie wenigstens, zum Schwei gen zu bringen. „Unmöglich, Vater..." Vittor strich mechanisch, in Gedan ken brütend, seit Minuten immer noch die Asche von der Zigarre, die nicht mehr daran war; leise schüttelte «r den glühend gerötheten Kopf so zaghaft kam dies „unmöglich" heraus; er glaubte selbst nicht mehr daran. Endlich, mit einem schweren Auf athmen machte er sich Luft: „Ich wer de Dir Antwort geben. Ich muß Be denkzeit haben, Vater." „Bon! Wie Du willst, mein Lieberl (mit einem verschmitzten Lächeln, das sagen wollte: „Du sitzest ja doch in "der Schlinge!") Ich dächte, wir zahl ten und machten «inen Gang, he? Ich möchte dann früh zu Bett. Kellner!" Sie schlenderten über die Boule vards; Viktor war schweigsam, er suchte den Harmlosen zu spielen, aber das gelang ihm nicht. Den Alten be lustigte es fast, ihn sich so quälen zu sehen. In einer Seitenstraße des Bou levard des Italiens leuchtete eine Ka steirlaterne von rothem Glas mit der weißen Aufschrift: „Telegraph". Man muß bei einem zimperlichen „Wo willst Du hin, Vater?" Der Alt« lachte: „Komm, wir wollen es kurz machen! Wir senden einfach das Telegram ab..." „Nein, nein, unmöglich!" „Du bist ein Narr, Viktor! Komm herein! Bitte um «in Formular!'— (Fortseduna ko'aU Mr dte Kllcye. Gemüsesuppe. Diese Wohl« schmeckende Suppe bereitet man am besten nach folgender Anweisung. Junge Kohlrabi und kleine Karotten schneidet man in zierliche Stücke und kocht sie in kräftiger Fleischbrüh« weich; etwas später schüttet man auch eine Anzahl junge, in schräge Stück chen zerschnittene Bohnen, zarte junge Erbsen und kleine Blumenkohlröschen h«nzu, siedet alles in der Bouillon ge nügend weich, legt es nebst gerösteten nomischer ist. Aal a la tsrtnro. Man schneidet einige Zwiebeln in Scheiben, legt sie in eine Kasserolle, fügt Gewürz, gan zen Pfeffer, ein Lorbeerblatt, Essig, Salz und gestoßenen Pfeffer hinzu und läßt es aufkochen. Dann zieht man einen Aal von zwei bis vier Pfund ab, schneidet ihn in finger lange Stücke, kocht ihn in der oben angeführten Brühe gar und läßt ihn kalt werden. In einem Napf schlägt man drei Eigelb und vier Unzen But- Die kalten Aalstücke trocknet man gut ab, zieht sie durch die Butter, daß sie von allen Seiten damit bedeckt sind, wälzt sie in axrM'ner Semmei, legi' sie auf Rost Wh ße auf gelber Kohlengluth von auen Seiten zu schöner, brauner Farbe. Mal»' richtet sie auf einer Schüssel an, gar nirt sie mit Petersilie und gibt eine Gebratene junge HUHner mit Ueberstrich. Man Nimmt die vorgerichteten jungen Hühner und theilt sie mitten durch, brät sie in Butter beinahe gar und legt sie neben einander in eine Backfchüssel aus feuerfestem Porzellan, in dem man sie ohne weiteres zur Tafel bringen kann. In der Bratbutter röstet man einen Löffel Mehl gar, rührt kräftige Fleischbrühe, gehackte Champignons und etwasWeißwein dazu, sodaß man eine dicke Sauce erhält, die man mit vier Eigelb abrührt. Hiermit über streicht man die Hühner recht gleich mäßig. bestreut sie mit geriebenem Parmesankäse und bäckt sie im Brat ofen mit vorwiegend Oberhitze noch 18 Minut». Man fervirt sie in der Schüssel ohne Sauce und gibt Kartof felbällchen und einen beliebigen Salat dazu. Hammelfleisch - Curry. Bratenreste werden in kleine Stücke geschnitten und mit reichlich Zwiebel würfeln, Salz, Butter und Gewürzen durchgeschwitzt, bis sie durch und durch heiß sind, worauf man Mehl in Bouillon glatt quirlt und davon so viel an das erhitzte Fleisch gibt, daß man genügend Sauce erhält. Das Gericht wird nun in ein Wasserbad gestellt, in welchem es heiß werden muß, dann in tiefer Schüssel angerich tet und nvit in Wasser ohne Gewürz gekochtem Reis umgeben. Fleischreste piit Macca roni. Sieben Unzen Maccaroni werden in halbfingerlange Stücke ge brochen, in Salzwasser abgebrüht und auf einem Seiher ablaufen gelassen, worauf man sie mit etwas Butter, etwas Rahm und geriebenem Parme sankäse durchschweiitt. Nun kocht man mehrere Tomaten in Fleischbrühe mit etwas Zwiebel, Salz und Pfeffer weich und streicht sie durch ein Sieb. maten und Farce ausgelegt. er steren müssen aber die unterste und oberste Schicht bilden. Nun träufelt man Butter auf die Oberfläche, über pinselt sie mit zerquirltem Ei, streut Weckmehl darüber und bäckt das Ge richt 5 Stunde lang. Man kann eine Sch lesisch er Rotherüben ferner reibt man etwa zwei Eßlöffel voll rohen Meerrettich, fügt dem Reib sel Salz und Pfeffer, einen Theelöffel löffel zu Braten, Rumpsteak, Cotelet tes. Schaumgericht. In Milch. Zwiebäcke werden nebeneinander in eine mit Butter ausgestrichene Form gelegt, ein gut gekochtes Apfelmus darüber gestrichen, auch nach Belieben Tasse Milch, zwei Kochlöffel Zucker, etwas Salz, zwei Eier, zwei Eßlöffel Butter, etwas Citrone oder bittre Mandeln. Weiche die Tapioca 15 Minuten in heißes Wasser (eine Tasse), bringe die Milch zum Kochen, rühre die Tapioca hinein und lasse sie die geschlagenen Eier hinzu, lasse e» nochmals aufkochen. Die Masse kommt in eine Puddingform und wird eine halbe Stunde gebacken. Man gibt Fruchtfauce dazu. Du bist jung, so lang du noch kindlich sein kannst, du bist alt, wenn du lwdisch wich. 3
Significant historical Pennsylvania newspapers