2 Die «ttine »erd««»«»»««. Bon Otto Ludwig. «i Der Ostermorgen lächelt. Ein Bräut'gam, in die Welt, Vom Frühlingsduft gefächelt Steigt er aus seinem Zelt. Und rings herum das Schweigen! Der Wald, er steht so still; Kein Blümlein sich verneigen, Kein Bliittchen rauschen will. Im fernen Kirchlein singet Die fromme Christenschaar; Da von den Steinen klinget Das Echo wunderbar. Als wenn au» Berges-Tiesen Das Singen klang' hervor; Als wenn die Felsen riefen: .Er lebt! erlebt!" im Chor. lebt! er lebt!" da lauschen Die Blümlein, neigen sich. Da büZet sich mit Rauschen Der Wold so feierlich. Und mächt'ger immer wredrr: .Er lebt! er lebt!" vom Stein, Mir läuft ein Schauer nieder Im tiefsten Mark und Beins ! Und denk' und muß mich beugen Was dort geschrieben ist: Die Steine werden zeugen, Wen« mich der Mensch vergißt. Blaue Ueilchen. Eim Oster-Geschichte vo» Ostar Linke. Ernstsinnend blickte der alte Treu numn von seinem Fensterchen aus über die Stadt hin. Drei Stock hoch lag die Leine Wohnung, in der Nähe des Bahnhofes, da wo die Lindenstraße in die Königstvaße einmündet. Aber was der wackere Mann schaute, war nicht viel und machte ihm wenig Freude: die Dächer der hohen Häuser, die Tele phondrähte und dann in der Nähe ei ne mächtige Kuppel, die sich wie ein Kirchthurm ausnahm, und doch nur einem Prachthause der Leipzigerstraße angehörte. Wie verschwindend grüßte dagegen aus der Ferne der Kirchthurm der Ulrichskirche! Treumanu hatte sich an diese Umschau gewöhnt, aber nie sich mit ihr versöhnen können, er, der,in den Kriegen von 64, 66 und 70 «seinem Könige treu gedient" hatte, wie seine Lieblingsvedensart lautete. Aber wie wurde ihm jetzt, am Abend vor Ostern, mit einemmale so seltsam weich ums Herz, was sollte dies un ruhige Pochen bedeuten? Leichte, weiße Federwölkchen zogen von Osten her am Himmel entlang, dessen Blau von per lenhaft grauen Schimmern gleichsam iiberhaucht war, während fern die un tergehende Sonne ihm seine liebeKirch thurmspitze dev Ulrichskirche mit rosig loderndem Glänze umhüllte. Es war noch "hell. Vor ihm auf dem Tischchen lag die aufgeschlagene Bibel, die Bril le darauf. Ali er die Geschichte von der Auferstehung des Heilandes gelesen schönen Worte der Maria Mag dalena, da hatte er weinen müssen. Das Bild der eigenen Tochter Marie trat vor seine Augen. Morgen, am er sten Osterfesttage, werden es gerade fünf Jahre her sein, seit sie ihm von Berlin aus ihre Heirath mit ihrem He rmann wenigstens anzeigte. Auch jetzt schüttelte er trotzdem starrsinnig den Ropf: jeden andern hätte sie zum Ma nne nehmen können, aber nuv ihn nicht, den „rothen Umstürzler", der sich so still und bescheiden zu stellen, der sich Sonntags so vornehm zu kleiden wuß- und der obendrein noch aus Berlin Woar Kommt als Schriftsetzer Halle, verläßt die Stadt nach drei und entführt ihm seine Toch sein Weib herein. In der WWid 'hielt sie den sauber gebürsteten, Sonntagsrock, um ihn ins Spind zu hängen. Ihre Blicke trafen sich. Beide sprachen kein Wort; nur der Frau wkr anzusehen, daß sie ge- Hveint hatte und nun doch lächelnd, wie beseligt drein schaute. „Was hast du mit dem Rocke?" fragte der Alte barsch. „Wir gehen mir träumte, wir wür den uns morgen recht schön amüsiren. Denke nur, ich sah uns alle am Saale «fer wandeln und da, wo es berghinan «eht, an den Bildnissen unserer beiden verstorbenen Kaiser vorüber." Ehrfürchtig einen Augenblick neigte der alte Bahnhofsbeamte bei diesen Worten sein Haupt. Aber in grimmig blickte» schon wieder die Au sten : finster wurde sein Antlitz, als er sprach: „Und war es nicht dort, wo sie ihm nachging, wo sie ihm heimlich versprach, ihm zu folgen, ohne die El tern zu fragen? Und sie ging, die Un gerathene! Ueber diese Schwelle darf sie mir nie wieder kommen! Uni> wenn Faust da " Die Sprache versagte Ihm. Er stand auf und ging heftig erregt im Zimmer hin und her. .Mann, versündige dich nicht", mahnte die Frau besänftigend, „denke. Alte wußte schon, wovon er nichts ahnte. We? wird sich nicht zuerst an dZZ immer verzeihende Mutterherz wenden, Rücken war die Verschwörung angezet telt. Und der Schwiegersohn, dieser Starrkopf und phantastische „Politi ker"? Auch ihn hatte das Schmeicheln des eigenen Weibes besiegt, sowie ein Blick auf den kleinen Pausback von Jungen, dev immer so viel von .Omama" und „Opapa" zu erzählen wußte und sie noch nie gesehen hatte: Ke wohnten ja so weit, weit von Ber- lin. dort und er zeigte zum Hin mel dort liegt Ha11e.... Da klingelte rs. War es der Nach bar, der den Alien zu einem Glaseßier abholen wollte? Doch der wußte, daß Treumann an Abenden vor Festtagen daheim blieb, um in der Bibel zu le sen. Es klingelte nochmals so un sicher und so eindringlich. „Geh, Frau, und sieh nach!" Sie Kinde an der Hand. Das rothwangige Bürschlein, im blauen Matrosenjäckchen, mit glänzend schwarzen, bis zu den Knien reichenden Stiefelchen, mit weißer Mütze, wie ein Prinz dem Alten erscheinend, trug ein Packetchen und ein Sträußchen blauer Veilchen in der Linken. Keck und unbefangen blickte der Knabe zu dem alten Graubavt auf, wie prüfend, ob so wohl ein Großvater aussehen könnte. Dann rief er wie ein Sieger: „Ja, du bist Großvater, von dem Papa und Mama immer so Schönes erzählt haben. Aber wo hast du denn die schönen, blinkenden Orden? Ich will auch Soldat werden. Aber da ich habe dir auch was mitgebracht." Der Alte stand wie evstarrt da, wäh» rend er dem Kinde das Veilchensträub' chen abnahm und seine Frau dem Kle inen den Mantel unter Küssen und Lie bkosungen auszog, aus denen sich unser Held iveniP zu machen schien. Dann ging sie hinaus; denn sie wußte, wer durch die offenstehende Thür noch zur Kllcbe hereingekommen war. Und wortlaus stand noch immer der alte Treumann, während der Veilchen duft das Gsmach mit seinen Hauchen zu erfüllen begann: blaue Veilchen, feine Lieblingsblumen, sie erinnerten ihn daran, daß ihm viele Jahre lang seine eigene Tochter Marir zu Ostern ein Sträußchen darbrachte; blaue Veilchen, sie erinnerten ihn daran, daß sie auch Kaiser Friedrich liebte, jener stolze Dulder, der einst als Kronprinz Fritz seinen Treumann mit Worten voll Huld auf dem Schlachtfelde von Wörth beehrt hatte . . Und glichen die Augen des Kleinen da vor ihm nicht auch himmelblauen Veilchen? „Wie heißt du denn?" fragte der Alte mit zitternder Stimme. „Ich? Das mußt du doch wissen. Ich heiße wie du Fritz!" That es ihm der Zauber der Hei mathsprache an, die nur mit fast un merkbarer Berliner Färbung dev Lip pen des Kindes tönte? War es das Verwandtschaftsgeflihl? Sein Starr sinn war gebrochen; schon nach weni gen Minuten schaukelte er seinen En kel aus den Knien, zeigte ihm die .schönen, blinkenden Hriegsdenkmiin zen" und blickte bisweilen nach der Thür, als hätte er kein reines Gewis sen. Seine Ahnung trog ihn nicht. Da stand sie auf der Schwelle, seine Toch ter, die er seit fünf Jahren nicht ge sehen, und nun, nach seiner Meinung, auch vornehm gekleidet, und er dane ben im feierlich langen, schwarzenßock, ein schlichter Arbeiter, der stolze, selbst bewußte Schriftsetzer, mit dem „rothen Herzen" .... „Vater, verzeih mir!" Schluchzend lag die Tochter zu seinen Füßen. „Kind, Kind", stammelte der Alte weinend und bewegt, das. Ma rie, wozu ich, ich " Er wollte ei ne ernste „Predigt" halten; die Spra che versagte. Der Kleine blickte sie alle erstaunt an i er verstand sie nicht und ging zur Großmutter. Und der Schwiegersohn trat zu dem Alten, faßte seine Rechte und sprach mit stockender Stimme: „Verzeih uns. Auch ich als Mann liebe nicht viel Worte. Wo größere Schuld liegt, es bleibe unentschieden. DaS ist nun werthlos. Das Kind sei unser Vermittler. Darf Politik die Herzen der nächsten Verwandten tren nen? Wirst du recht, werde ich recht ha ben? Wir beide wissen es nicht, wir hoffen es nur. Laß mir mein „Träu men"; auch vor deinen Ansichten will ich Ehrfurcht haben. Die Liebe —" „Alle, alle, mein Kind!" sagte der Alte gerührt. Bald sitzt denn auchVaterTreumann mit seinem Schwiegersohne in trau lich politischem Gespräche, nachdem er ein Gläschen von dem Danzigev Gold- Wasser. dem Geschenke des Kleinen, ge probt hat. Und der Festtag wird kommen der Abend verspricht ein herrliches Wetter für morgen wo „sie alle" zu sammen hinausgehen werden, dorthin zu den Höhen an der Saale, und der Held des Tages wird der kleine Frie densstifter, der Fritz sein! Und während sie im festlich bunten Menschengewimmel dahinwandern, erlösende, Heryen befreiende Weise: Christ ist erstanden! Freude dem Sterblichen, Christ ist erstanden! Der die betrübende. Heilsam' und übende Prüfung bestanden! Mißlungene Renom mage. Schauspieler: „Ja, meine Lieben, wenn ich an den Abend zurück denke. .. auf den Schultern haben sie mich nach Hause getragen!" Freund: So bekneipt warst Du?" Medicinal-Wein. Du Vater was is denn das: .Medici nal - Weine? —Ja, mei Bua - dös weiß i selber net aber es werden halt Weine sein —wo man, wenn man'S trunken hat, Medicin drauf nehmen muß! ~ Das Osterei. HunwrcSle von Marie Trent er. Arthur Engelhardt lief aufgeregt in seinem luxuriös ausgestatteten Zimmer auf und ab. Von Zeit zu Zeit warf er einen wü thenden Blick nach seinem Schreibtisch. Das elegante Möbel enthielt für den harmlosen Beschauer nichts Außerge wöhnliches, zum Mindesten aber nichts, was einen Menschen hätte in schlechte Laune versetzen können. Im Gegen theil! Das reizende Mädchenantlitz in dem kunstvollen Roccocorahmen aus Alsenide schaute so verführerisch dar ein, daß der verbittertste Griesgram seine Freude daran gehabt haben würde. Oder hatte das hübsche Osterei von Zucker, welches noch halb in einerPapp schachtel verborgen ruhte, den Zorn deZ Heute war Osterseiertag und Auf merksamkeiten jeden Genres kamen doch zumeist immer von liebender Hand. Arthur Engelhardt behauptete in diesem Falle das Gegentheil. Ja, er ging sogar in seiner Ungerechtigkeit und Undankbarkeit so weit, das nied liche Geschenk für eine Chikane seines Oheims anzusehen. Zum wievielten Male die Hand des alterirten Neffen jetzt wieder in die Tasche seines sammetnen Hauswamses fuhr, wollen wir dahingestellt sein las sen. Genug, er nahm ein zusammenge knülltes Schreiben heraus und las dek kurzen Inhalt, den er eigentlich schon auswendig können mußte, wie folgt: Lieber Neffe! Beifolgend sende ich Dir eine kleine Ueberraschung für das Osterfest. Im Uebrigen gebe ich Dir als Antwort auf Deinen letzten Brief den guten Rath, diesmal die Sorge für Deine fernere Zukunft Deinem Glücksstern zu über lassen. Es würde mich aufrichtig freuen, wenn das Schicksal mehr Schneid hätte als Du. Mit Gruß Dein Onkel. Briefe treffen mich nicht, da ich auf unbestimmte Zeit verreise. „Herr, dunkel ist der Rede Sinn," citirte Arthur Engelhart mit grim ?Das Ei des Columbus," fuhr er mit einem vernichtenden Blicke auf das unschuldige Symbol des Osterfestes fort. „Die Geschichte ist sehr einfach! Er will nichts herausrücken, der alte Geizkragen! Und die malitiöse An spielung auf meinen Glücksstern, den er wahrscheinlich als noch nicht entdeckt erachtet. Bah, einen Kometen habe ich, der mir den Weg zu meiner ange beteten Klara zeigte!' Arthur Engelhardt riß das Bild vom Schreibtische und drückte es stür misch an sein Herz. Sein Liebesglück war aber a«ch das Einzige, was er seinem Glückssterne Sonst war ihm im Leben Alles fehl geschlagen. > Zweimal mit seinem Assessorexamen durchgefallen, wandte er dem ganzen Rechtskram schnöde den Rücken und ward bald ein eifriger Verfechter der Linken. Er opponirte, und zwar gegen den Geiz seines Onkels. Was hatte der alte Hagestolz davon, wenn er seine Millionen in dem Feuer festen verschimmeln ließ? l Das Geld ist doch in der Welt, da > mit es unter die Leute gebracht werde. Sollte er nicht lieber seinem Neffen dankbar sein, daß er diese oft anstren ! gende Beschäftigung übernahm, als ihm, wie in dem heutigen Falle, wegen l einem Paar lumpiger Hunderttausend ! Thaler sein ganzes Lebensglück zu verderben? Klara's Bater war nun einmal so ein ungläubiger Thomas, der ihm auf ' seine in Aussicht stehende Erbschaft kei l nen rothen Pfennig geliehen hätte, ge schweige denn seine einzige Tochter zur Frau geben würde. Ein paar Hunderttausend Thaler in > guten und sicheren Werthpapieren an gelegt, schienen demselben die festeste Grundlage für das Glück seines Kin des. Könnte sich Arthur mit dieser Summe, die aber nachweislich sein Eigenthum sein mußte, an dem soli > den Geschäfte seines Schwiegervaters in »pt- betheiligen, so stand seiner Ver > bindung mit Klara nichts im Wege. ' Mit der Zeit wäre es ihm vielleicht gelungen, durch List und Schmeichelei > Arthur Engelhardt hatte keine Zeit. ' Jetzt mußte der Handel mit Klara s ' Vater rechtskräftig gemacht werden. ch h ch noch einmal auf das Osterei. Er mußte gestehen, daß es sehr nied lich war. schloß er. bereits eine« kostbaren Blumenstrauß gesandt. » » 5 „Ach, wie reizend!" sagte eine Vier telstunde später die schöne Millionärs tochter, als sie das Osterei aus den Händen ihres heimlichen Geliebten in Empfang nahm. Ihr Vater nöthigte Arthur zum Di ner. „Wir haben nur noch einen Gast," setzte der alte Herr hinzu. Selbstverständlich war das sein Ne benbuhler. Arthur wurde es bei dem Gedanken ganz schwarz vor den Augen. „Was fehlt Ihnen, Herr Engel hardt," rief Klara voll Bestürzung. Sie nannten sich nur unter vier Augen „Du". „Ich finde auch, daß Sie sehr blaß aussehen, mein Freund," stimmt» der alte Herr seiner Tochter bei, indem er Arthur scharf fixirte. „Vielleicht habe ich mir an irgend etwas den Magen verdorben," platzte Arthur wüthend heraus. Das Osterei des OheimS war in der That schwer zu verdauen. „O, dafür habe ich ein vorzügliches Mittel," sagte Klara eifrig. Sie ver schwand augenblicklich aas dem Zim mer, um bald darauf mit einemFläsch chen zurückzukehren, aus welchem sie einige Tropfen auf Zucker goß. Arthur verschluckte pflichtschuldigst tensiven und widerlichen Geruch ver breitete, und versicherte mit einem et was gezwungenen Lächeln, daß ihm lt d etwas zerbrach. Die drei drehten sich erschrocken um. „Mein Osterei!" kreischte Klara. Es lag zerbrochen am Boden. Auf dem Teppich wälzte sich Muffel, der große Angorakater, und gebürdete sich, als ob er plötzlich toll geworden wäre. „Ach, Muffel ist so arg nach Bal drian, ich stellte das Fläschchen neben das Osterei," jammerte Klara. „Vielleicht kann man die Stücke wie der zusammenkleben," tröstete st« ihr Vater, der in jeder Hinsicht sehr prak tisch angelegt war, und bückte sich nach tinstmaligenHerr „Sieh' da, wie es scheint, ist es schon einmal geleimt worden," fuhr er über rascht fort. „Und hier, was ist das? Ah, wohl eine Ueberraschung für meine Tochter. Gewiß ein Gedicht. Wie malhunderttausend Mark von Herrn Arthur Engelhardt auf der Reichsbank zu erheben," sagte sie enttäuscht. Jetzt riß Arthur seinerseits wie elek „Onlel, theurer Onkel, wo kommst Du her?" schrie Arthur und warf sich stürmisch in die Arme eines alten, li der Alte sarkastisch. „Wahrlich, Du „Aber erkläre mir dochOnkel," stam melte Arthur von Einem zum Andern blickend. „Was denn? Daß das Schicksal mehr Schneid hat, als Du? Mit Ver gnügen ! Das Schicksal wollte es, daß der Vater Deiner lieben Klara ein al- Euch, wir geben Euch unseren Segen." Bei all' seiner Glückseligkeit wurmte es Arthur dennoch, daß sein Onlnl Recht behalten sollte. Ver auf's Tapet, ich, anstatt es auf meinem Schreibtisch liegen zu las das Osterei Klara brachte?" „Das hätte jeder Andere auch ge than," wiedersprach sein Onkel. „Aber daß Dir mein Osterei schwer im Ma gen lag, war eben Dein Schicksal, sonst würdest Du nie verspürt haben, welch' Wunder wirkende Heilmittel Deiner lieben Braut zur Berfügnug stehen. Im Uebrigen rath ich Dir, die Per spektive nicht zu weit auszudehnen. Denn Du könntest Dir leicht die Sti mmung verderben, wenn Du darüber nachdenkst, wie es gekommen wäre, falls Muffel keine Schwärmerei für Baldrian besessen hätte. Es war das erste Mal, daß ich Deinen Glücksstern leuchten sah. Und ich hege nun ein mal keine Sympathien für Menschen, denen das Schicksal seine Hülfe ver sagt. ein Ziel zu setzen, erhob er sein GlaS, trank es leer, warf e-j auf die Erde, daß es in taufend Stücke zersprang und unter dem lustigen Scherbenge klingel rief er: „Das glückliche Brautpaar, es lebe Hoch!" Folgerichtig. Dichterling: Wa —wa was? Sie haben meine Liebesgedichte verl-rannt? Warum denn? Redacteur: Natürlich, weil ih nen das nöthige Feuer fehlte. Gstern in Spanien. Bon Professor Dr. E. Bethe. Die antiken Böller bauten sich ihre Religionen selbst aus ihrem innersten Empfinden auf, sie schufen sich Götter nach ihrem Ebenbilde, und ihre Göt terseste waren der reinste Ausdruck ih res Seins. Das Christenthum hat Mil len Nationen Europas die gleiche Re ligion, den gleichen Gott, die gleichen Feste gegeben. Dennoch hat jede die Form der Feste anders ausgehallet und der Charakter einer jeden gibt sich auch heute noch in ihnen kund, in kei nem aber wohl so stark, wie im Oster feste. Denn auf's Engste, wenn auch unbewußt, hat sich mit dev ernsten Er innerungsfeier an Tod und Auferste hung das Frühlingsfest vereinigt, das zu begehen jeden Menschen die allgütige Natur durch die holden Boten ihres neuen Lebens unwiderstehlich mahnt. Der Priester, der sein Amt recht ver steht u.?d Herz und Sinn hat für die uralten ewig neuen Wundev der Na tur, wird die tiefe und schöne Symbo lik dem Volke nicht nehmen, sondern sie nutzen, das des Winters Hinsterben und das Erwachen des Frühlings mit dem Tode und der Auferstehung des Religionsstifters vergleicht. Wir Deut sche empfinden diese Bedeutung des Osterfestes innig, obwohl bei uns die sammeln die „Kätzchen" derßäume und schmücken am Palmsonntag unsere Häuser mit ihnen. Im Süden prangt die Erde dann schon reich im Blumen schmuck. In Spanien thürmen sich amPalm sonntag Berge von bunten Blumen an Mit dem Osterfest ist dev Frühling da. Farbenprächtige Bilder schmücken die dunkle Stadt. Camelien, Rosen, Ane monen, Veilchen, Tazetten, Nelken, Narcissen harren in entzückendem Durcheinander und schier unerschöpf licher Fülle der Käufer. Und diese kommen ohne Unterlaß. Ein Jeder lauft ein Sträußchen, der Avme ein paar Blümchen, der Reiche große, oft heit als eine liebliche Opfergabe die er sten Zeugen ihrer unvergänglichen Güte darzubringen. Die Mr weite Kreise um die Altäre sind in far benfvöhliche Frühlingsgärten verwan delt. Während dies Blumenopfer auch in Frankreich üblich ist, pflegen die Spa nier am Palmsonntag noch eine andere Sitte, die ich nirgends sonst gefunden habe. Sie grüßen wie einstens dießür ger von Jerusalem den Herrn mit Palmzweigen. Die hohen schlanken Zweige der Dattelpalme, die in Euro pa nur in dem bekannten Walde bei Valencia gedeiht ein Geschenk der Arabev werden getrocknet und ge bleicht, ihre hängenden Blätter werden an der Spitze und unten zu Kronen und Lockenbüscheln künstlich zusam mengeflochten und mit bunten Bän dern und candirten Früchten behan hangen. Man beschenkt die Kinder mit diesen Palmwedeln. Drollig ehrbahr tragen die Kleinen diese prächtigen Zweige, die oft mehr als doppelte Menfchengröße haben von ihren Eltern unterstützt, zur Kirche. Man kann sich nichts Malerisches denken, als eine spanische Kirche am Palmsonntag. In den düstern Kapellen schimmern um die Altäre die fröhlich bunten Früh lingsblumen in überreicher Fülle und in den langen Schiffen schwankt und wankt hoch über der dichtbedrängten Gemeinde ein Wald gelblicher Palmen, umspielt von den zitternden Strahlen der verjüngten Sonne, die durch die trüben Kinchenfenster buntgolden her einfluthen. Auf die Lust des Palmsonntags folgt die stille Woche. Keine öffentliche Lustbarleit fand statt, die Musik ver stummt selbst in dem ewig tönenden Barcelona, am Charfreitag und fol genden Samstag darf auch in Madrid kein Wagen fahren, die Kirchen wer den ihres Frühlingsschmuckes beraubt und mit schwarzen Stoffen ausge schlagen, dir Glocken verstummen tiefe Stille und Schwermuth legt sich über das ganze Land und selbst in den Gasthäusern der Hauptstadt muß auch der Ketzer fasten, d. h. mit einer ab wechslungsreichen, bald aber doch nur schwer erträgliche» Reihe leckerer Eier- und Fisch - Gerichte sein Leben fri sten. Die Sinnenlust der Spanier sucht und findet aber auch in der stillenWo che Befriedigung. Die große Procession am Charfreitag in Sevilla ist weltbe rühmt. Sie ist schon oft in ihrer rei chen eigenartigen Pracht geschildert worden. Die Verurtheilung und der Leidensgang des Heilandes wird in ihr theils durch kostümirte Sevillaner, theils in kostbaren plastischen Gruppen dargestellt. In ähnlicher Weise wird die Leidensgeschichte vom Volke dra matisch dargestellt. Im mittleren und nördlichen Spanien ist das, wenigstens Anschauung nicht entbehren. So wird denn die große Leidensgeschichte Chri sti in den Theatern aufgeführt. Jeden Zuschauer auf die besondere Bedeu tung dieses Schauspieles vorzuberei- ten und in eine entsprechende Stim mung zu versetzen.. Die Bühne ist ver deckt von einem Vorhang, der nichts Anderes sein will, als was er ist, ein Stück Pappe, von oben bis unten be klebt mit Reclamen von Casös, Zei tungen, Stiefelwichse, Chocolade u. s. w. Und doch hat die Aufführung nichts Vrofanivendes. Man hält sich ziemlich ena an die Evangelien, deren einfache Erzählung sich leicht dramatisiren läßt und seit früher Zeit ja unendlich häu fig dramatisirt ist. Bei der spanischen Dramatisirung tritt auch der Mari encultus in seiner Schönheit hervor. Denn das Verhältniß des Sohnes zu» Mutter, ihre Angst, ihre Schmerzen, ihre Ergebung werden in einfachsten und gerade darum rührendsten Weise zum Ausdruck gebracht. Einen tiefen und bleibenden Eindruck habe ich ge rade durch die Marienscenen empfan gen, besonders durch die Scene unter dem Kreuze, als Maria auf die Richt stätte kommt, wo ihr Sohn zwischen den beiden Schächern am Marterpfahl hängt, und sie mit dem Rufe: „mein Sohn, mein Sohn!" unter ihm zusam menbricht. Am Ostersonntag verwandelt sich mit einem Schlage das spanische Leben. Das Fasten ist zu Ende, die Glocken läuten, der Trauerschmuck wird aus den Kirchen entfernt, Musik ertönt, die Wagen rasseln. Das Leben dars wieder ganz seine Anforderungen be friedigen und die zurückgehaltene Lust macht sich doppelt laut und fröhlich Luft. Da zeigt sich nun am deutlich sten die Rohheit des spanischen Voltes und die Toleranz der Kirche, die ihrem treuesten Kinde nicht seine kleinenFreu den stören will. Als Krone des Oster festes feiert Spanien am Ostersonntag den ersten Stierkampf (Oorriük 6«? toro«) der Saison. Der Ostersonntag ist der glänzendste und einträglichste Tag im Jahr für die edle Gilde der Toreros. Man muß es gesehen haben, um es sich vorstellen zu können, was da für ein leidenschaftliches, tolles Le ben auf dem langen kothigen Wege drängt und tobt, der von Madrids (lk'l I'i"i<l<> zum weit draußen gelegenen Stier-Circus, der I'lu?u (tu toi'vs, führt. Heute, den neuen Früh ling und die Auferstehung des Herrn zu feiern, will sich jeder Spanier die Luft gönnen, die er kennt, den blutigen Kamps andalusifcher Prachtstiere mit den berittenen Picadoros, den Baude rilleros und dem vergötterten Mata dor. Heute am Ostersonntag läßt der Spanier was drausgehen, da bietet er sich auch das Vergnügen des Fahrens aber im Galopp muß es gehen, was die Gäule laufen können! Und lustig muß es gehen, was die Gäule laufen können! Und lustig muß es aussehen! Die ältesten Schindmähren werden Netzen, Troddeln und Büscheln aufge putzt. Wagen aller Art rasseln durch einander: Coupes modernster Facon und uraltehrwürdige Postkutschen, rie sige Omnibus oben und unten mit 40 —SV Menschen eng besetzt, von sechs Maulthieren und Pferden gezogen, kümmerliche Droschken mit Familien, die Säuglinge auf dem Schooß, hoch elegante Equipagen mit zwei Bedien ten und Wappenschildern am Schlage, kleine einspännige Kutschen aus alter Zeit mit sechs Sitzen, heute von acht Personen besetzt, der Kutscher hinter dem Pferdeschwanz auf der Gabel deichsel, Seggiolas vom geckenhaften Besitzer im schwarzen Gehrock, Rose im Knopfloch, selbst gelenkt, Tramway wagen von viev Mauleseln gezogen. Arm und Reich, Jung und Alt, Mann und Weib strömt dahin: der Bettler wie der Minister, die junge Gräfin im Pariser Hut mit weißer Mantille in farbensatter Toilette und das alte Hö kerweib, das Kind auf dem Arm. Das ganze Volk ist auf den Beinen und un ter Toben und Schreien, Lachen und Fluchen geht's hinaus wie der Hexen zug zum Brocken. Rasch ist der Circus gefüllt. 20,00(1 Menschen blicken erwartungsvoll. Die Quadrille zieht auf. Tusch der er ste Stier wird losgelassen. Wer kennte die Kämpfe nicht schon aus Wort und Bild? Wir verabscheuen sie, wir ent rüsten uns, wir loben die spanischeKö nigin, daß sie ihnen fern bleibt aber in Spanien keinen Stierkampf gese hen zu haben, ist ja schlimmer als in zu sehen man geht mal hin —bleibt —bleibt bis zum Schluß und ist beim nächsten Stierkampf pünktlich zur Stelle: denn es ist das aufregend ste, großartigste Schauspiel, das es gibt. Gott verzeih' mir! Ich bin ja Culturmensch! cft-r,ett. Bon Martin Greif. O wunderreiche Osterzeit, Da aus des Eises starren Banden Der Lenz in lichter Herrlichkeit So wie der Heiland auferstanden. Köchin: „Weil er sich so ein gar bild saubers Weiberl 'rausg'sucht hat!" Vom Corso. „War denn Lieutenant Kämpfer auch auf dem Corso?" .Natürlich!" „Was für Schwertlilien!" Zum Schutz und Trutz. Als vor Kurzem der bisherig« Prä sident des Oranje-Freistaates, F. W. Reitz, in Folge schwerer Krankheit sein Amt niederlegte, handelte es sich bei der dadurch nothwendig gewordenen Neuwahl eines Nachfolgers vor Allem darum, ob die einheimische Burenbe völkerung, die zumeist auf eine innige Verbindung mit der durch Sprach« und Abstammung, Geschichte und Re nischcn Republik hinarbeitet, den von ihr aufgestellten Candidaten, dm Präs. Krüger. Landrichter Martinus Th. Steijn, durchbringen würde, oder ob die mit lichung der großafrikanischen Pläne Englands nicht abhold sein soll, mit ihrem Vertreter, dem Volksraad-Vor sitzenden I. G. Fräser, die Oberhand behielte. Mit großer Majorität ging der Burencandidat Steijn als Sieger Jahre die Geschicke des ten. Die Annahme daß deren günstiger Erfolg mit unter dem unheimlichen großbritannischen Hungen, insbesondere der im Präs. Steijn. erst kürzlich unternommenen Einfalls der Jamefon'schen Freibeuter zu Stande gekommen, auf einen thatkräf tigen Mann von bedeutenden Charak tereigenschaften gefallen ist, eine'ent schieden anti-englische Politik bedeuten würde, hat sich bereits bestätigt, denn soeben ist zwischen der Südafrikani schen-Republik und dem Oranje-Frei staat ein Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen. Mit Führern wie Steijn und Krüger werden die Buren nicht allein sich die eigene Selbststän digkeit wahren, sondern auch dem Vor dringen des gemeinsamen Feindes von der Capstadt zu den Nilmündungen einen unllbersteiglichen Wall entgegen setzen, um so mehr, als es ihnen in ih rem Widerstand« gegm die Uebergriffe der Engländer nicht an Unterstützung fehlen dürfte. Vorsichtig. Arzt: „Wie viel Vier haben Sie ken?" Prophetischer Blick Braut: „Aber was ist denn das, Unter Stammgästen. ,Du, Deine Alte ist ja die reinste Hexe!" „Und ob die hat aus'm Blocksberg ein Stammkrügel!" Ein Gebildeter. „Haben Sie schon von dem Ausbruch des Ve suvs gelesen?" «Nein, weshalb war denn der Kerl eingesperrt worden?" HarteDrefsur. Viceseld webel (zu den Rekruten): .Euch will ich noch einexercieren, dann aber geh' ich zum Hagenbeck." H
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