Im BHMWkSWS (8. Fortsetzung.) Bergebens verfolgte sie die beiden; sie holte sie nicht ein. Sie vergaß die große Misse uno vergaß ihre Anbeter; sie freute sich ihrer Triumph« nicht mehr. Si« hatt« nur noch «in«n Füßen zu sehen! Je mehr si/sich be »bla-uen Aelher des Himmels hinein, «nid Lydia schien es, als lächelten sie lind als trösteten sie sich gegenseitig, Plötz!>ich fühlte sie, wie das Gebäude niß zurück. Die Musil verllang und die Lichter erloschen. Ein frisch ausge worfenes Grab ward sichtbar, auf des ihr das Blut '.n den Adern. sich vor< jedem, der es versucht hätte, leiten zu lassen. Wäre Therese in je nem Moment gelommen, sie hätte alles der Sonne lehrte Lydia der Muth zu rück. Sie schämte sich ihrer Schwäche, der Qual büßen zu lassen. Von einem Aufgeben der Pläne und ihrer Rache war leine Rede mehr. Ihr Haß gegen halte, nur noch stärker geworden. Ru hig! Sollte er dies je sein dürfen, der Mörder? Bei diesem Gedanken kochte es in ihr, und sie fühlt« sich zu allem fähig, wenn es Raimond ein Leids zuzufügen galt. Ja wohl, ihn frei geben! Das wä re so etwas gewesen! Damit ihn The cken konnte! Si: mußte in der That in ih'.'n N«rven sehr herunter sein, daß sie j- an derartiges hatte denken lön- Worte! Bevor Therese handelte, über legte sie sich die Sache noch, und wenn si« überlegt hatte, würden ihr die Ge fahren ihres Vorsatzes llar werden. Lydia wußte sich unter Raimonds Zärtlichleit geborgen. Um sie treffen zu können, mußte man auch ihn treffen. überkam. Sie halte um das Haus her um die Beete abgesucht und einen hüb schen Blumenstrauß gewunden. Bis zu der Terrasse, über deren Balustrade hinweg Girani zu ihr hereiivgesticgen war, hatte sie sich noch nicht gewagt. Raimond hatte nichts von dem dü stern und traurigen Manne an sich, d«r ihr im Traume erschienen war, im Gegentheil, er strahlte vor Freude. Sie überließ ihm ihre Hände, die er küßte. Als sie ihn in sein«m hellen Zivilanzug fragte „Sie haben heute Ihre habe, und zwar schon seit langen Jah ren. Wahrscheinlich will sie mich über etwas um Rath fragen." sie lieb haben," meinte Lydia mit ei ner Engelsmi-ine. .Sie ist so gut und reizend.... Seitdem ich sie lenn«, habe ich bei ihr auch noch «iHt eiaival einen schlimmen Gedanken entdecken können. Ich habe sie wirklich auch von Herzen lieb." Raimond warf einen gerührten Blick auf seine Braut. Es war ihm, als ob ein Engel für die Schuldige Für sprache einlegt, und als ob Therese, durch Lydia vertheidigt, unantastbar würde. „Was sie Ihnen auch sagen mag, glauben Sie ihr," fügte Fräulein de Saint-Maurice kühn hinzu, „und was sie auch von Ihnen verlangen wird, gewähren Sie es ihr. Bei ihr kann es sich nur um gute und edle Dinge han deln, sonst wäre sie nicht mehr sie selbst." „Ach, Lydia, Sie haben doch das beste und zärtlichste Herz von der Welt." Lydia dachte für sich: „So, jetzt sage ihm einmal Schlechtes über mich, mein liebes Ther«schev; da wirst Du nett bei ihm an'lommen. Er wird Deine Empfindungen mit den meinen ver gleichen, und ich werde nicht gerade den Kürzern dabei ziehen." Im selben Moment trat Therese aus dem Hause in den Garten, und Lydia löste ihren Arm aus dem Raimonds, nachdem sie ihn noch zuvor leicht an sich gedrückt hatte. „Ich lasse Sie jetzt allein mit ihr," sagte sie. „Schenken Sie ihren Bitten dasselbe Gehör, als ob ich sie an Sie richtete.... wollen Sie mir das verspre che»?" Ihre schönen Augen blickte» so offen und treuherzig, mit einem so flehenden Ausdruck zu ihm auf, daß er fein See lenheil dafür hingegeben hätte, immer so angeschau! zu werden. Er neigte sich über ihre Hand, die sie wie bittend zu m«r aufs neue von ihrer Schönheit be rauscht, der schlanken Gestalt seiner Angebeteten nach. Er kam erst wieder zu sich selbst, als er Ther«ses Stimme vernahm: „Lieber Raimond, ich muß leider noch einmal ein schmerzliches Thema berühren. Wölkn Sie mich oh ne Voreingenommenheit anhören?" „Gewiß," erwiderte Ploern«. „Aber ist es denn auch nöthig?" „Ja, unumgänglich nöthig," sagte das junge Mädchen mit größter Be wehr langt aus ' Allmählich hatte sie lebhafter ge sprochen. Ihre Wangen brannten und „Sei vernünftig, Therese," entgegne te Ploerne mild. „Ich habe Dir ja lei nen Vorwurf gemacht.... MeineFreund schzft für Dich ist dieselbe geblieben.... Nachsicht und Mitleid für Dich." „Nachsicht! Mitleid!'' Muchzte The- Das also sind die Gefühle, die ich Jh „Wenn ich Ihnen aber schwöre, daß ich nicht schuldig bin, daß ich keinen Fehltritt begangen habe?" überzeugt sein.'... Sie sprechen nur so aus Mitleid, um mich nicht zum äußer sten zu treiben.... Das nützt mir nichts .... Ich muß Sie überzeugen können, muß Ihnen die aufrichtige Versiche rung entreißen können, daß Sie meinen Beweisen Glauben schenlen." „Deinen Beweisen?" fragte Ploern« ernst. „Was sind sie, mit den nieinen verglichen, noch werth? Was wird aus Deinen Behauptungen, selbst aus Dei nen Schwüren, wenn ich sie mit den bestehenden Thatsachen in die Wag schale werfe? Wirst Du die Wahrheit überhangene Terrasse deutete, fragte er: „Bin ich nicht dort an Stelle des Erwarteten zum Rendezvous gekom men? Warst Du etwa nicht dort?.... So sprich doch!" Der Eigensinn, mit dem sie darauf 1 gen ins Gesicht. Sie stand mit gesenl > tem Kopfe und geschlossenen Augenli > dern vor ihm, als wolle sie nichts mehr außer sich darüber, daß sie schweigen > mußte. Er ließ ihre Hand lo», und in > einem Tone, der ruhiger, aber etwas > verächtlich klang, sagte er: „Du kannst > mir darauf nicht antworten! Du mußt > einräumen, daß ich recht habe. Di» Wahrheit dringt trotz allem durch. Laß jetzt endlich Deinen Widerstand und nimm die Folgen Deines Handelns in würdiger Weise auf Dich. Wenn Du dies thust, kannst Du jederzeit auf die Sympathie und die Unterstützung Dei- Äherese schlug plötzlich ihren Blick voll zu ihm auf und ivarf den Kopf zu rück. Ploernes Erregung hatte ihr die Fassung nicht geraubt, aber die Ge ringschätzung, mit der er jetzt sprach, brachte sie um alle Selbstbeherrschung: „Als Sie mich bei jenem Rendezvous trafen," rief sie, „wer sagte Ihnen da, daß ich meinethalben kam?" Kaum waren diese Worte ihrem Munde entflohen, als sie deren schreck liche Tragweite faßte. Raiiiiond war sehr blaß geworden. Er sah Therese mit einer Strenge an, die er nicht mehr zu mildern versuchte. „Jetzt greifst Du zur Anklage, um Dich für unschuldig auszugeben. Wenn Du nicht Deinethalben kamst, für wen denn also?" „Bin ich die einzig« im Hause?" stammelte sie. „Wohnen keine andern weiblichen Wesen außer mir hier?... Konnte ich nicht die Absicht haben, eine unsrer Dien«rinn«n zu überraschen.... Kurz, ist nicht alles eher anzunehmen, als die schreckliche Beschuldigung, mit der Sie mich belasten?" Ploernes Lippen zitterten so, daß er die Worte kaum zu formen vermochte. „Gib Dir keine Mühe, mich irre zu leiten. Es handelt sich hier nicht um Dienstboten. Dein Schreck, als Du mich erblicktest. Dein Flehen, Dein Ge stäirdniß.... dennDu hast gestanden, bit te, vergiß das nicht.... alles bewies mir, daß Deine Lage eine außergewöhnliche und gefährliche sein mußte. In diesem Hause gab es nur zwei Personen, aus die der Verdacht fallen tonnte, auf Lydia oder Dich.... O, ich habe es Dir klar genug auseinandergesetzt, ich wie derhole es und will diesmal keine Aus flüchte Wenn Du unschuldig zu sein behauptest, so bedeutet das, daß Du Lydia anklagst.... die eine oder die an dre von euch muß es sein Du oder sie.... antworte! Du bist fromm und Milbig.... Vor Gott.... antworte! Ist sie es?" Er war so schrecklich in seiner Her zensangst und Wuth, daß sich Therese vor ihm fürchtet«. „Nein, sie nicht!" schrie sie auf. „Was willst Du mich also glauibtn machen?" Sie rang die Hände in ihrer Ver zweiflung. „Ich lann mich aber noch nicht an klagen, wenn ich nichts Böses gethan habe. Nichts! Ich schwöre es Ihnen.... Nichts!.... Außer vielleicht, daß ich zu sehr geliebt habe!" Rauh fragte er: „Wen?" Sie schüttelte in tiefem Schmerz den Kopf. Konnte si- es ihm gestehen, und noch daz» in der Stunde, wo er sie so quält«, und wo sie um ihrer Liebe willen und für ihn di«s« Marter auf Sie erwiderte: „O, Sie werden es nie erfahren, wie ungerecht Sie gegen mich sind, und wi« unglücklich ich bin! .... Ich versichere Sie. daß ich unschul dig bin... Können Sie mir denn nichr „So begreise doch endlich," sagte er, außer sich vor Erregung, „daß es kei nen andern Ausweg gibt: Du bist fuhr er fort: „Ich habe es endlich satt! miteinander ins reine kommen!" Und mit lauter, befehlender Stim me, gleichgiltig, ob ihn Madame de „Was wollen Sie thun?" fragte ds 'cht^b^tds darau» e verantwort loser, heiterer Miene und in ruhiger Haltung. Auf Therese? Zügen malte sich dagegen furchtbarste Ver schaute nach Raimond hin. Er war blaß wie der Tod, seine Hände zitter ten und in nicht mehr zu verhaltender O ja! Sie hatte Angst, bis ins Jn zens hinein, denn sie hielt Ploerne in diesem Moment jed«r That für fähig. Aus s«inen Aug«n drohte Mord. Sie faßte ihn am Arme und rief: „Schi cken Sie Lydia fort.... Führen Sie Ih re Braut hinweg.... nur daß sie ums Himmels willen nicht hierher lomint." „Du fürchtest wohl ihre Aussagen?" „Ja, ich sürchte ihre Aussagen." „Du wrißt, daß sie Dich zum Ge stäiidniß bringen würde?" würde mich znm Geständniß bringen..» Daß ich sie nur jetzt nicht zu sehen brauche, ist alles, tvas ich vnlange." ges'uch/? mich, dych „Ja, ich habe Sie immer nur zu täuschen gesucht." Er warf einen traurigen Blick auf sie, dann sagte er wie in einer Auf wallung seiner alten Zuneigung: „Ich verzeihe Dir." Sie wollte nach s«!ner Hand fassen; er aber wies sie sanft zurück, und in dem er Lydia, die nur noch w«nig« Schritte entfernt war. entgegenging, ließ er Therese, unter der Last ihres harten Martyriums halb zusammen brechend, zurück. Fräulein de Saint- Maurice fragte ihren Bräutigam, laut genug, um gehört zu werden: „Seid ihr mit eurer Unterredung zu Ende? Was habt ihr denn so Ernstes zu be sprechen? Seid ihr einig geworden?" Raimond zog ihren Arm in den sei- und nach den beiden vergeblichen Ver suchen, dieses „nichts", das ihr Glück und Raimonds Zukunft beveulele, zu zählt: Madame de Saint-Maurice, kurz ehe sie sich zu Tische begaben: „Ich hatte eben eine ganz seltsame Aus dies« Wort« folgt« tiefe» Tode ihrer Mutter von der Absicht in ein Kloster zu gehen, abgebracht hatte. Er sah das junge Mädchen im Geiste nungen bei dem Gedanken an die bevor stehende Ankunft ihrer Tante und Ly dias buchtete. Er hörte sie wieder mit ihrer treuherzigen Stimme und ihrem offenen, fast kindlichen Wesen sprechen, und das Herz zag sich ihm krampfhaft vor ihm, jungfräulich und anbetungs würdig. Da verflogen seine Befürch tungen und er war wieder gailz Liebe. „So, sie will ins Kloster?" sagte da Fräulein de Saint-Maurice ruhig. „Ich glaube, sie thut recht daran; sir hat den Berus dazu." zu: „Kinder, loinmt zum Essen." Fünftes Kapitel. Bei Samuel Bernheimer war Ball. Seine Tochter, die Fürstin Feretti, machte mit Hilfe ihr«s hübschen, an einen Opernienor erinnernden Gatten die Honneurs des HauseS in der Ave nue Montaigne. Alles, was Paris an reicheil und be titelten Menschen, an Künstlern und Sportsleuten aufbiete» konnte, war in den, prächtigen Parterre v«rfammelt, dessen sechs ineinandergehende Salons für einen Ball das Entzückendste wa ren, was sich ein verschwenderischer Fi nanzier nur erträumen konnte. Der den Mittelpunkt des Prachtbaus bil vergoldeten Balkönen und seinen Le brunschen Freslen, Malereien, die auS dem zerstörten Schloß von Presont stammen. Das Orchester, das an jenem Abend in der Kuppel spielte, sandte seine rauschenden Tonwogen durch die Räume. Eine heitre und lachende Menge um schwirrte die Tänzer. Das war ein Rauschen von Seide, ein Schillern von Farben, von rothen und schwarzen die neue Gesellschaft, der die Spitzen der Gesellschaft ihren Schutz angtdeihen ließen, zu seiern. Sämmt zu nmchen und mit den bedeutenden Mitteln, die der Bank zur Verfügung gestellt wurden, die royalistische Politik zu unterstützen. Also ein doppeltes Programm: dem an der Börse spelull r«nden Israel Schach zu bieten, und eine monarchische Restauration zu be »Ä listigen. Bei der Wahl ihres Direktors hatten an Gastsnundischaft bot. lich in fast sogar im Gesicht, txnn Haarfrisur und Schnitt des Bar tes glichen sich ausfallend, und doch wa an Stellung und Gewohnheiten. Der eine war der Marquis Maurice de Roquiere, dessen Hauptbeschäftigung im Fechten und Reiten bestand. Der andre hieß Jules Bricolier und ver band das Amt eines Sekretärs bei Sa seiner Machtlosigkeit, schlecht aus Ver die leibhaftige Verkörperung der ver fehlten Existenz, die den festen Vorsatz hat, sich eine Stellung in der Welt zu erringen, und sei es mit Hilfe eines korrekten Aeußern verbarg er die ge meinsten und niedrigsten Gesinnungen. Er war der bestzugestutzle und ge fährlichst; Schurke von der Welt, etwa einer fetten, schmutzigen Hand unter einem perlgrauen Handschuh zu ver gleichen. mußte im Nothfall der Tinte Blut bei- Kreuzzug an?" fragte, hinter der Ma rmorfäule sitzend, Bricolier den Mar quis. „Ich?" fragte Roquiere. „Sie wissen doch, daß ich kein Vermögen habe.... Ristlo betreiben." „Spielt man an der Börse je ohne Risiko?" „Ja, wenn man sich mit einem Manne verbindet, der sein eignes Spiel und das der andern durch „Und dieser Mann ist wohl Samuel Bernheimer?" stolzer Herr und Gebieter. Ich mache mir auf dies« Weise meine dreißigtau send Franken Rente das Jahr, hänge meinen Beruf, dessen ich nachgerade gel und lebe als wohlbestallter Phili ster, während ich meine alten Kollegen mit Verachtung betrachte." „Das nenne ich die erste Stufe zum „Gewiß," erwiderte der Journalist ernst. „Kann es für einen Menschen, auf den man stets verächtlich herabge blickt hat, waS Schöneres geben, als nun seinerseits auf andre mit denselben Gefühlen hinabzusehen?" „Ich fürchte, Sie haben kein gutes Herz, Bricolier," sagte Roquiere, in unten maß. „Das fürchte ich auch, MarquiS," entgegnete der Journalist mit einem Sie die Entbehrungen alle ausgehal ten hätten, die ich hinter mir habe, dann würden Sie das Leben weniger gemüthlich nehmen und würden weni fein. Sie sprechen vom Standpunkte eines Erben aus, der sich nie tiner an dern Anstrengung unterzogen hat, als dir, sein Geld möglichst nobel auszu geben. Ich spreche als ein Soldat aus der Armee der Unzufriedenen, der end lich die Stunde des Sieges und der Beuteverthiilung gekommen sieht." „Und Sie glauben, daß die Geschich te mit dem Comptoir Franyais Erfolg „Ja, unfehlbaren Erfolg. Jedenfalls bringen, und nicht mit der Absicht, die. Achse der finanziellen Welt verschieben zu wollen, Zeit genug haben, sich mit Glück aus der Affaire zu ziehen und die werthlos gewordenen Aktien „Und wer sind diese Einfalls» Pinsel?" „Die Leute auS der Gestllschast.^ „Nun, nun, schreien Sie nur um Gottes willen nicht: „Zu Hilfe, man erwürgt meine Mitbrüder!" unterbrach ihn Bricolier lachend. „Nützen Sie lie ber meinen Rath für sich aus... Uebri gens recht dumm von mir, Ihnen Ver wenn Sie das, was ich gesagt habe, in die Welt hinausposaunten, würd« man Ihnen doch keinen Glauben schenken.... man würde Sie nicht einmal anhören. Di« Altien sind heute um hundert Franken gestiegen.... morgen wird es ebenso sein und die folgenden Tage, bis die Geschichte verkracht! Di« Aktionäre, d-nen Sie zum Verlauf riethen, wür den nur von Ihnen denken, daß Si« ihnen ein Vermögen mißgönnen.... Dit Hausse ist diesen Leuten nun einmal zu Kopf „Ei, da ist die Gräfin Ploeriie!" Ach so! Das also ist Ihre schwache Sei- Jhrem Geschmack alle Ehr«!' Samuel Bernheimer hatte der Gra fin Ploerne, die er mitten durch ein« Menge langsam Hin dort einen Gruh oder einen Händedruck auslauschend. An der Schwelle eines kleinen orientalisch eingerichteten Sa lons stand der Bankier still: „Wo wol len Sie Ihre Kour abhalten, Gräfin?" fragte er unterwürfig. „Wo «s Ihnen beliebt," erwiderte Lydia ruhig. „Vielleicht am desto Farben spielendes Licht in dem trau lichen Raum. Das G«tös« des Orche sters und d«r Lärm der sich bewegen einzelne Paare vorübergehend in die sen stillen Winkel, um sich dann, vom Tanze und von dem Glanz des Festes zu mkschen. Hinter Samuel und der Gräfin hatte sich schon eine ziemlich zahlreiche Eskorte gebildet, und Lydia Es war in der That eine Kour, wie der Bankier es genannt hatte, welche die junge Frau abzuhalten im Begriff stand. In dem Jahre, das seit ihrer Berheiralhung und seit ihrem Erschei nen in der Gesellschaft verflossen war, hatte sich der Ruf ihrer Schönheit von Tag zu Tag gesteigert. Man nannte sie nicht die schöne Madame de Ploer ne. Di«se gar zu häusig und gar zu freigebig angewandt« Bezeichnung hätte sie fast herabgewürdigt. Sie wurde hö- Ploerne" sagte mehr, als all die lan gen Dithyramben in den Zeitungen, di« sich an die verblühten Pseudoschön heiten richteten. Um das Wunder, das Lydia war, ausdrücken zu können, hät te man «in neues Wort erfinden müs sen, und da man sie nicht zur Königin oder Kaiserin her Schönheit krönen konnte, ließ man es bei der Einfachheit ihres Titels bewenden: „die Gräfin." Das genügte. Wenn man von der Grä fin sprach, war sie gemeint, und nie mand sonst. In «wem Jahre war sie zur wun derbarsten Entfaltung gelangt. Ihre jugendliche Grazie hatte sich zur vollen Reife entwickelt. Sie sah aus, als sei sie noch gewachsen, und ihre marm'or? gleichen Schultern und Arme waren von unvergleichlich schöner Form. Ihr Gesicht war dasselbe geblieben mit dem exotischen sammtweich«n Teint, den schmachtenden Augen und dem Mund, der zwei Reihen weißer perlgleicher Zähne zeigte. Die ältesten Kenner er innerten sich nicht, je zuvor in ihrer ga lanten Lausbahn, selbst nicht in der Welt der professionellen Liebe, einem so herrlichen lebenden Meisterwerk be gegnet zu sein. Ploerne hatte sich nicht verändert. Er war noch derselbe leidenschaftliche, «in wenig leichtgläubige Mann, der nur mit den Augen Lydias sah. Sein Be rus im Leben schien zu sein, das thun, was seine Frau von ihm oer langte. Sein entzückter Blich der ihr überallhin folgte, erglänzte vor Stolz über ihre Triumphe und vor Freude iüber den Zauber, den sie auf jeder mann ausübt«. Er war zu allem bereit, um ihr zu gefallen, und behandelte sie fast wie ein Vater sei» verzogenes Kind. Der Marquis und Bricolier hatten es endlich ermöglicht, bis zu der Gräsin vorzudringen, und indem sie sich vor ihr verneigten, gesellten sie sich ih'em Hofstaat bei. Sie hotte sie mit eincm anmuthig gleichgiltigen Senken ihres schönen Kopfes begrüßt und sich dann wiederßernheimer zugewandt, mit dem sie weiter plauderte, ohne daß sie die verzweifelt« Miene Roquieres zu be inerten schien. (Fortsetzung folgt.) Mr die Küche. Gebacken«! Kürbis. En» Kürbis wird Abends vorher, eh« man ihn essen will, geschält, gereinigt, m Stücke geschnitten und recht weich mit Wasser abgekocht. Ist dies geschehen, so gießt man letzteres ab und läßt dem Kürbis die ganze Nacht stürzen, damit er recht trocken werde. -Am Morgen darauf ze»stainpfe man» ihn recht fein, mischt darunter 4 ganze Eier, 8 Eß löffel zerlassene Butter, ein Viertel Pfund Zucker, kleine, gut ausgelesene Rosinen, in Milch eingeweichte und wieder ausgedrückte Semmel, Salz nach Geschmack und eine Priese gestoße nen Pfeffer. Der Pfeffer darf nicht fehlen, er muß vorschmecken, natürlich nicht zu viel. Dieser Brei wird in ein« gebutterte Bratpfanne gefüllt, so daß ein Finger breit Raum bleibt. Nun macht man einen recht großklumprigei» Kuchenstreußel, streut diesen aus den Kürbisbrei und bäckt ihn drei Stun den bei ziemlich starker Hitze im Brat rohr. Der Streußel muß recht braun und knusperig sein. Das Gericht wird in der Bratpfanne, um welche man eine Serviette steckt, zu Tisch gegeben und ist bei Groß und Klein sehr beliebt. Dazu Rapunzel- »der Krautsalat. Wirsingkohl mit Ham me l r i p p e n in einer Puddingform gekocht. Für sechs Personen rechnet man zwei kleine Köpf« Wirsingkohl. Ii Pfund Hammelrippen, 6 bis 8 rohe, in Scheiben geschnittene Kartof feln. Der Wirsingkohl wird erst abge waschen und 1V Minuten in viel Was ser abgekocht, dann auf ein Sieb gelegt. Inzwischen werden die Hammelrippen geklopft und mit Salz, gestoßenem Pfeffer und etwas gestoßenem Kümmel bestreut. Dann streicht man eine Pud dingform mit etwas Braten- oder Rinderfett aus, legt die einzelnen Blätter des Wirsingkohls zuerst ik.vie Form, dann eine Schicht KartofWn. dann Hammelrippen, hierauf wi«» Kohlblätter, Kartoffeln u. f. w., v die Forin voll ist. Dann schließt m»l die Form und läßt sie 2 Stunden in» Wasserbad kochen. Kirschkuchen von einge legten Kirschen. Ein halbes Pfund Butter wird schaumig gerührt, nach und nach 3 Eidotter, 4 ganze Eier, ein halbes Pfund gestoßener Zucker, an, dem man die Schale einer Citrone ab gerieben hat, hinzugefügt, hierauf die Masse eine halbe Stunde gleichmäßig Pfund feinem Mehl gemischt, wieder eine Viertelstunde gerührt, dann der Teig in ein« mit Butter ausgestrichene und mit Mehli bestreute hohe Torten form gefüllt, mit schönen, ausgekern ten, «ingelegten Kirschen, belegt, diese mit «in«r dünnen Schicht zurückbehalte ner Teigmasse bedeckt und bei mäßiger Hitze eine Stunde gebacken. Weihnachtsstoll«n. Zwei Pfund feines gesiebtes Weizenmehl läßt man rn einer großen Schüssel et was erwärmen, dann macht man eine Grube in die Mitte und gießt ein« halbe Tasse gewärmte Milch mit 2jj Unzen darin aufgelöster Hefe hinein, macht «in gewöhnliches Hefenstück und läßt 'dasselbe 45 Minuten aufgehen, Wi de m man die Schüssel mit einem Tuche bedeckt. Zum eigentlichen Mischen des Teiges nimmt man nochmals drei Ach tel Quart Milch, ein halbes Pfund ausgewaschen« und weich gewordene, aber nicht geschmolzene Butter, eil» Viertel Pfund gestoßenen Zucker, eine Priese Salz, ein Fünftel Pfund ge schält» und gestoßene süße und 4 —5 bittere Mandeln, ein Fünftel Pfund kleingeschnittenes Eitronat und Eß löffel guten Rum. Dann muß der Teig eine halbe Stunde stark mit bei den Händen verarbeitet werden, und zum Schluß nimmt man di« Hälfte da von mit beiden Händen ab und wirft si« mit aller Kraft auf die leere Seite der Schüssel, hierauf den den Rest da rauf, dann wiederholt man das Tren nen und Werfen noch einige Male und läßt endlich den Teig mindestens 1j Stunde wieder zugedeckt aufgehen, bis. er sich elastisch und zart anfühlt. Hier» auf schüttet man ihn auf den Backtisch, formt mit der Hand den Stollen, wellt ihn etwas nach >der Breit« aus unt? schlägt, -das andere Enve darüber, wo durch er die richtige Stollenform er» hält, legt ihn auf das gebutterte Pa pier und läßt ihn nochmals eine halbe- Stunde aufgehen. Dann wird er mit Eiweiß bestrichen und mit feingeschnit tenen Mandeln bestreut und im ein«m völlig durchwärmten Ofen ein« Stunde gebacken. Unmittelbar nach dem Her ausnehmen übergießt man ihn mit heißgemachter Butter und bestreut ihn. sofort dick mit Ziuler und etwas Znn met. Dieser Stollen ist ausgezeichnet mrd hält sich lwnge vorzüglich. K a rt o ffxla mi t S ch w« i »«- 112 l tisch. Man belegt den Boden ei ner Kafseroie mit gebröckeltem Rinds mark, schlxidet rohe Kartoffeln in Scheiben, oeminscht sie mit Salz. Pfef fer, etwas gewiegter Petersilie und Zwiebeln, legt die Hälfte derselben in dm Tiegels gibt >'"N ungefähr l Pfund junges, in klein« 'Stückchen ge sthmtteiies Schweineflsrsch auf die Kartoffeln und d«ckt -das Fleisch mit der anderen Hälft« der in Scheiben ge schnittenen Kartoffew zu, gießt ein hal bes Pint gute FleischSrühe darüber und läßt daS Ganz« Ij—-2 Stunden dün sten. Schwedische Apfeltorte. Man bäckt au! Mürbeteig «inen Bod«n -beinah« gar, dünstet indeß Aepfel weich, vermischt sie mit gedämpften Korinthen, Zucker und Citronatstiickchen und belegt den Boden damit. Von 3 Eiweiß«» wird steifer Schnee g«fchlag«n, vtrsüßt. über dte Torte gestrichen und diese noch 10 gebacken. Vlle gehen im Stück u»t«» unld nicht im Unglück. 3
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