2 Auch eine Vrgriindung. Der Polizeipräsident von R. befand sich in großer Verlegenheit; es war nämlich bei ihm ein Gesuch um Er- Heilung einer Concession zur Begrün dung eines humoristischen Vereins Aber die Geschichte hatte einen klei nen mehr zur Gründung von Vereinen zu ertheilen, „und zwar", so hieß es in derselben wörtlich, „sind Gesuch« um Ertheilung solcher mit einem x-be liebigen Grund abzuschlagen." Daß diese Verfügung dem Polizei präsideolen viel Kopfschmerzen machte, »st leicht erklärlich, wenn man bedenkt, daß es nicht so leicht ist, „x-beliebige Gründe" hervorzubringen, noch dazu für einen Polizeipräsidenten, der ge wärtig sein muß, von der ganzen Presse angegriffen zu werden, wenn er keine stichhaltigen zur Verweige sion hat. Gegen das besagte Gesuch war min absolut nichts einzuwenden, die Statuten und was noch drum und dran hängt, waren vorschriftsmäßig, so daß es für ihn eine harte Naß zu knacken war, dieses mit einer Motiv!« rung abzuschlagen; daß es ihm nicht gelingen wollte, bewies seine schlechte Eben wollte er das >Schriftstück fort legen, 1a ls an die Thür seines Zimmers geklotst wurde, und auf fein „Her ein!"' der Ehef der Gesundheitspolizei ,MH, guten Tag, Herr Präsident!" „Ich verstehe! Sie haben ein Gesuch und wissen nicht, wie Sie es abschla gen sollen?" „Würden Herr Präsident mir das selbe einige Minuten zur Durchsicht ge ben?" „Bitte!" „Ganz recht!" „Gegen Statuten etc. nichts einzu weichen?" „Absolut nicht!" „Fatal! Doch halt, ich Hab'S! Der Verein will «in Witzblatt heraus geben eine prächtige Idee Sie sind gerettet!" Ilnd nun setzte sich der Chef der Ge- Schreiben, welches er dann dem Prä sidenten zeigte; dieser lächelte erfreut und sandte es sogleich an die Unter zeichneten des Gesuches ab. >Am folgenden Tage gelangte es in deren BesH; es lautete: >Ew. Hochwohlgeboren vird hierdurch mitgetheilt, daß die nachgesuchte Concession zur Begrün dung eines humoristischenVereins nicht ertheilt werden kann, weil die Gesund heitspolizei ihr Veto mit der Begrün dung, 'daß „der Berein auch voraus sichtlich faule Sachen in die Öffent lichkeit bringen werde", eingelegt hat. Ergebenst Polizeipräsident v. R. Chef der Gesundheitspolizei v. K.-2. Acht Tage später waren beide in sämmtlichen Witzblättern zu Ehren» initgliidern des humoristischen Vereins »nannt worden. Roman. Sich finden, Sch meiden! > Und leiden! Aus der Kas« rne. Ein Neneral inspicirt die Kaserne und sr !und igt sich schließlich auch nach der Kost. Leutselig fragt er einen Sol daten: „Nun, m«in Junge, wie bist Du mit dem Kommißbrod zufrieden?" Soldat: „Es is halt oft a' biss«l hart und zerreißt Einem das Maul!" General: „Man sagt doch nicht das Mvul!" Soldat: „Entschul digen, H»r General ich m«in' ja Sicht das Ihrige!" Nur Geld! Bankier (zum Freier): „...Kann ich Ihnen aber auch das Glück nreiner Tochter anver ,eauen?" Freier (Kassier): „O. ch habe schon größer« Summen i» meinen Händen gehabt!" Arbeitsfreund. .Wie mochten Sie rur den Herrn Ge meindeschreiber auf so rohe Weise zur Thür hinauswerfen, «r betheiligte sich doch gar nicht bei d«r Schlägerei." .Sehn's, Herr Amtsrichter, mi ärgortS halt, wenn der Mensch dasteht und nix Hut." Todtes Kapital. „Ihre Schkißeinrichtung ist herrlich, nur habe ich im Biblivthelzimmer auszusetzen, daß die meisten Werke der berühmten Verfahr nur imitirt, leere Einbände sind!" Koimnerzienrath: „Wie heißt, auszusetzen! Woßu werd' ich mer ausstellen so viel todtes Kapital!" Richtigstellung. Gast: „Ms» Sie sind Musiker? Was für ein Instrument spielen Si« denn?" Herr: „Di« erste Geige spiele ich!" Seine Gattin (imt Betonung): «Aber «ur im Orchester." .. . In der Neujahrsnacht. WaS so ein Bischen Sylvesterounsch nicht vermag! Man sollte es nicht glauben... Fräulein Lilli hat nur einmal an dem Glase genippt, daraus mit dem leisen Brodem der kräftige Dust des Punsches ihr entgegenströmte, nur ein einziges Mal... und doch war ihr so heiß geworden, so unsäglich heiß, daß sie an's Fenster treten und sich dort, tief aufathmend, auf dem Sopha nie derlassen mußte. Allerdings war das Fenster nicht geöffnet, ab«r dennoch war es kühler da, als am Tische, im Scheine der Kerzen, inmitten der Fröhlichkeit, die bereits ihren Höhe punkt erreicht zu haben schien, ehe noch das alte Jahr bis auf die Minute zu End« gegangen war. Oder war es nicht allein das Bischen Punsch, das sie dort fortgetrieben?... Es ist währ, Heddi, ihre jüngere Schwester, hatte sie schon während des Essens mit so merkwürdigem Augen blinzeln angesehen, mit so lustiger Neugier... Und dann, auch ihr Guts nachbar, Herr von Berg, der uit sei nem Sohne zur Sylvesterfeier zu ih derhölt seinen Blick prüfend und zu gleich gespannt über sie gleiten las sen ... Dieser Sohn aber, Hans von Berg, saß ihr gegenüber und in seinem Auge lag etwas, das sie zittern machte. Nein, Hans hatte nicht viel mit ihr gesprochen, er hatte ihr nichts gesagt, das ihr Blut in Wallung bringen konnte, und doch, wenn sein Blick sie traf, mußte sie ihren Kopf scheu zur Seite neigen und sich mit dem Ta schentuch über die Stirne fahren. Es war zu heiß... Auch der jungt Mann schien unter der Hitze furchtbar zu leiden, denn kaum hatte Lilli ihren Platz verlassen, als auch er das Bedürfniß fühlte, den traulich kühlen Winkel am Fenster aufzusuchen und sich mit dem armen Mädchen Über die Gluth zu unterhal ten. die der Sylvesterpunsch verschul det. „Sie habe» aber viel mehr getrun ken, als ich, Herr Hans!" sagt Lilli, die Lider senkend. „Ja, sehen Sie, Fräulein Lilli, ich wollte mir ein Bischen Kourage ver schaffen, nur ein Bischen..." „Und Sie glauben, daß der Punsch..." Sie blickt den jungen Mann förmlich erstaunt an. „Wenn Sie mich so ansehen, Fräu lein Lilli," gibt er wie schmoll-nd zur Antwort, „dann hat der Punsch nichts genutzt..." Sie schwiegen eine Weile. „Lilli!" ruft Heddi vom Tische her, indem sie lachend das Glas hebt, „Prost Lilli!" Aber Lilli hört nicht. Sie sitzt da, die Hände im Schooß und sinnt dar über nach, ob sie ihren alten Freund Hans jetzt ansehen könnte, ohne zu er röthen, ohne daß er es merkte, wie schr sie die Minute herbeisehne, in der er genug Kourage besitzt, ihr Alles zu sa gen, was er auf dem Herzen hat. „Fräulein Lilli!" flüstert er befan gen, „Fräulein Lilli! In «inig«n Mi nuten ist das Jahr zu Ende. Die Uhr Unwillkürlich muß sie über diese Worte lächeln. Es ist doch zu merk würdig, daß er ihr das erzählt, aber k«in« Trivialitä. „In fünf Minuten," entgegnet sie leise. „Ja, in fünf Minuten. Die Ro in jener Sekunde, in welcher die Zei ger auf Mitternacht stehen, md das neue Jahr emporsteigt, auch in unse ereignen müsse..." > Es entsteht eine Pause. Fräulein Lilli hat sich in den Anblick des Blu mentopfs vertieft, der vor ihr auf dem Boden steht. „Aber wenn wir selbst nichts dazu thun," fährt Herr von Berg flüsternd fort, „dann kommt das Außerordent liche nicht, dann..." „Dann?" haucht Lilli befangen. „Dann beginnt das neue Jahr mit allen Qualen und aller Sehnsucht, die uns das scheidende gebracht. Fräulein Lilli, ich will diese Qualen nicht mit hinübernehmen, ich will meine Sehn sucht erfüllt sehen, ich, ich " In diesem Augenblicke schlägt es zwölf. Die Gesellschaft am Tische er hebt sich und begrüßt das neue Jahr mit stürmischem Zuruf. Auch Trude, die mit einer frischen Puuschkaraffe das Zimmer betritt, stimmt in den Ruf mit ein. Dann, nachdem sie die Herr schaften an der Tafel mit dem heißen duftenden Tranke versehen, wendet sie 'sich an die beiden Einsamen am Fen ster und sagt zuversichtlich: „Darf ich dem jungen Paar auch ferviren?" Erglühend erheben sich Lilli und Hais, und als ob die Worte der kecken Zofe das Zauberwort enthalten hätten, das jeden Bann zu lösen vermag, sin ken Ich die Beiden unter dem Jubel der Anderen in die Arme. Trude aber meint, nachdem sie sich von dem Staunen über die Wirkung ihrer Worte erholt hat, ganz gleich miithig: „Wir m der Küche baben das ganz genau gewußt, ganz genau. Wir ha ben auch für das gnädige Fräulein Blei gegossen, und wissen Sie, ivas wir I herausgekriegt haben? Einen Pflug und einen Brautkranz. Und das Blei hat nicht gelogen, das lügt nie!" Ein kleines Nachspiel hatte die Ver lobung in der Neujahrsnacht am fol genden Tage. Am frühen Vormittag war Hans von Berg schon zu Besuch bei seiner Braut. ' Gegen elf Uhr brachte der Briefträger ein an Lilli adressirtes Schreiben, das mit den Worten begann: „Meine süße, kleine Braut!" „Wann hast Du denn diesen Brief geschrieben?" fragt« sie ihren glück strahlenden Bräutigam. „Gestern Mittag," antwortete er mit übermüthiger Lustigkeit. „Aber da war ich ja gar noch nicht " „Siehst Du, Schatz, ich wollte mich eben gestern erklären, hatte aber nie mals rechte Kourage, wenn ich Dir ge gen, um mir jeden Rückweg abzuschnei den, schrieb ich Dir vorher. Ilnd so mußte ich Dir wohl oder übel beut« Nacht Alles sagen." „Sonst wärest Du jetzt allerdings furchtbar blamirt gewesen, Du närri scher, alter Hans," fügt Lilli lustig hinzu, indem sie den Brief an ihre Lip pen drückt. eb«rbaqerischer Sylvestcrbrauch. Eigen tiefe Poesie ist's, die der Volksglaube über den Schlußmonat d«s Jahres gebreitet. Ja, es scheint, Tag« zwischen Weihnachten und dem heiligen Dreikönigsfeste, die „Rauh nächte", oder auch, wie in Oberbayern, folge auf sturmschnaubenden Rossen durch die Wälder und Fluren? Hält wicht Frau B«rchta, di« von all«n Mäd chen so sehr gefürchtet« Göttin sittsa mer Häuslichkeit, ihren Umzug? Wie aber auch all« di«s« durch di« schöpferi sch« Volksseele zu körperlicher Wesen heit verdichtet«» mythischen Erscheinun gen heißen mögen das Volk hat an sie auch eine Unzahl sinniger und zu gleich sichtbarlicher Bräuche g«knüpft, die sich in allerlei Handlungen, ja selbst in der Wahl d«r Speisen kundgeben. Da spielt in den „zwölf Nächten" zum Beispiel das „Kl«tz«nbrot" in Ob«r gende Roll«. Nicht bloß, daß es schon am Weihnachtsfeste und dann, wieder am „Kindleinstage", das ist am 28. December, wo Rotten von fünfzehn bis hen, um di« Mädchen zu „kindeln", nebst Lebkuchen und sonstigem Gebäck g«g«ssen wird; nein, auch die Mädchen «ssen es, nebst d«n fetten Kücheln, um sich vor Berchta zu schützen. Anderer seits verbindet sich nach bäuerlicher Sitte ein alter Liebesbrauch mit dem Kletz«nbrot, welches das Mädch«n Ihrem Liebsten, wenn er am Stephanstag« Nachts zum Heimgarten kommt, ver ehrt und wobei das Ausschneiden des „Scherzel", des «inen runden Endes, von symbolischer Vorbedeutung für de« Bestand d«s Liebesverhältnisses ist. Vierzehn Tage später wird das Mäd chen vom Burschen zum Tanz« g«führt. Ein«n anderen Brauch, der gewisser maßen der Anknüpfung eine? von Sei ten des Burschen beabsichtigten Liebes verhältnisses vorausgeht, wollen wir hier erwähnen. Hai «in Bursch« Ab sichten auf «m Mädchen, so begibt er sich am Sylvesterabend, oder auch schon vorher, nebst einigen erwählten oder auch unfreiwilligen Begleitern vor de ren Haus, um sich vorerst am !heller leuchteten Fenster zu vergewissern, ob «r eintreten kann. Gewöhnlich weiß das Mädchen schon Wochen lang vor her, daß der oder jener, dem sie es an gethan, erscheinen wird. Unter die Versammelten vertheilt nun die Haus tochter allerlei Selbstgebackenes. Ei nem von den Burschen gibt sie bloß die Hülst« «ines vor seinen Aug«n zerbro chen«» Stückes Marzipan, während sie die ander« Hälfte selbst behält. Di« besondere Form dieses Gebäckes, sowie auch die ceremonirlle Ueberreichung desselben bietet ihm die Gewähr, daß seine Bewerbung von Seiten d«r El tern gutgeheißen wird und ist auch zu gleich die verschwiegene Erlaubniß zum „Kammersensterln". Ist er dagegen übergangen worden, so gibt er ein- für allemal seine Absicht auf das Mädchen auf wie andererseits auch seine Ri valen, wenn er Glück hatt«. «panische Sinnsprüche. In deiner Rede s«i bedacht Im Hause für und für; Denn was dein Kind am Herd ver nahm. Erzählt's <m offner Thür. Viel li«ber heut« schon Ein Ei dein «igen n«nne, Als «vst am nächsten Tag Die allergrößte Henne. Bezaubert einer Rose Dust und Schön h«ih Dem innerstes Gemüth, Was stört dich, wenn sie statt m gold ner Vase In irdnem Topf erblüht? An einem Tage, heute dir noch fem, Erkennst auch du dein Spiegelbild nicht gem. Die Erde wie der Himmel sind gleich gut, Doch zwischen ihnen alles Böse ruht. » » » Nie verborgen bleibt der Welt Dein« Lieb', dein Leid, dein Geld. lassen, Verpflanzung läßt ihn nicht gm Wut jel fassen. Die studirte Zlrau. Von A. Just. Ein im Styl des 20. Jahrhunderts eingerichtetes Zimmer. Einzelne Mo tive erinnern an diass Milieu einer Studentenbud« früherer Zeiten. Kein Spiegel. Ein menschliches Gerippe vertritt di« St«ll« «ines Kleid«rhalters. Auf kleinem Tischchen statt Nippes Re torten und Eprouvetten. Ueberall, auch auf dem Fußboden, Bücher und Schriften. An «inem groß«n Schreib tisch« sitzt Di« studirte Frau (Groß, schlank, blaß, kurze Haar«, Zwicker oder Brille, ein Papier durchforschend): Unmög lich, diese Aufstellung auf ihr« Richtig st zu prüfen. Wenigstens in diese» Art nicht. (Wendet sich an ihren Gat- Der Gatte (ziemlich schüchtern): Wo- Di« Frau: Die letzte Wvchenrech nung unserer Köchin. Das unglück selige Geschöpf hat die Manie, zu de tailliren. So schreibt sie zum Bei spiel: 32 Eier unv daneben in der Klammer 1 Ei Kreuzer. Der Gatte (noch schüchterner): DaS ließe sich doch multipliziren. Die Frau: Gewiß; mit Hilfe der Der Gatte (am schüchternsten): Und glaubst Du nicht, daß auf dem einfa chen Weg«... Die Frau: Nein. Denn erstens fällt mir das schwer, und zw«it«ns habe ich nicht Gymnasium und Universität absoldirt, um schließlich ganz gewöhn lich zu mulkipliciren. Und jetzt sei so freundlich, das Fenster zu öffnen. Beide Flügel! Der Gatt« (liebevoll): Ist Dir zu warm? Die Frau: Das nicht. Akr ich habe nun durch acht Tage die Luft dieses Zimmers einer Analyse unterzogen und gefunden, daß sie im Durchschnitt fast V.OS statt der normalen V.V3 Procent Kohlensäure enthielt. Der Gatte (einem Anfall von Hei terkeit nachgebend): Ach Gott, wegen dieser lumpigen zweihundertstel Pro cent Die Frau: Sprich doch nicht so un wissenschaftlich in den Tag hinein. Der Gatte (noch imm«r h«it«r): Bah, Mir liegt einmal nichts d'ran an einem bischen Kohlensäure mehr »der weni ger. Di« Frau: So? Du ahnst also wohl gar nicht, daß di«s«s Gas absolut nicht athembar ist? Di« Menge der in einem Kubikmeter Lust enthaltenen Kohlensäure soll niemals üb«r zwei Gramm steigen. Der Gatt« (wieder schüchtern): Ei gentlich eine bittere Sache, wenn man Alles kennt, was das Leben bedroht. Aber Du hast Recht, ich will mein Comptoir aus Kohlensäure prüfen. (Schreitet zur Thür.) Und nicht wahr, heute bekommen wir etwas recht Gutes auf den Tisch? Die Frau: Das erdenklich Beste und Zuträglichste. Der Gatte: Ich danke Dir. (Ab). Die Frau: So; nun kann ich doch ungestört an meinem epochalen Werke „Ueber den vermuthlichen Einfluß der gnostischen Philosophie auf die Ver schiedenheiten der menschlichen Beklei dungssysteme" weiter arbeiten. Wo blieb ich denn stehen? Die Köchin (robust, geröthet, stupid, tritt «in): Darf ich bitten, gnädige Fr«l? Die Frau: Mein Gott, was wollen Sie denn schon wieder? Die Köchin: War heut« noch nicht h«r. Die Frau: Aber gestern, vorgestern. Sie stören mich immer. Di« Köchin: Muß doch fragen, was ich kochen soll. Die Frau: Müssen? Nein! Wenn Sie sich nur ein bescheidenes Maß von Biltung angeeignet, nur ein Unter gymnasium besucht hätten M« Köchin (grinsend): Dann wäre ich nicht Köchin geworden. Di« Frau: Hm, ivahrscheinlich nicht. Aber Sie hätten dann vielleicht doch ge wußt, daß eine aus Eiweiß, Fetten. Kohlehydraten und Salzen zweckmäßig gemischte Nahrung die für den Thier körp«r geeignetste ist. Di« Köchin: Nun ja. sü?- den Thierkörper. Aber ich muß doch für uns kochen. Die Frau: Das ist alleseins. Wenn Sie einmal länger in meinem Dienste sind, werden Sie schon >das Wissens würdigste erfahren. Also merkn Sie Mann, sind b«i mittlrer Körperarbeit cirra 118 Gramm Eiweiß und 323 Gramm Kohlenstoff erforderlich. Da aber di« 118 Gramm Eiweiß schon 63 Gramm Kohlenstoff enthalten, so brau chen wir blos 266 Gramm Kohlenstoff zu decken, was am besten durch 500 Gramm Stärkemehl und 66 kkamm Fett... Die Köchiii (verwirrt): Ja, kann man den abgeschmalzt«s Stärkemehl, panirten Kohlenstoff... Die Frau: Diese Substanzen sind im Fleisch dem Gemüse, dem Brod enthalten. Mehlspeise servir«, ist's dann recht? Mischung. Die Köchin: Werd« mich zusammen nehmen. (Ab.) Die Frau (beginnt zu schreiben): der syrischen als d«r alexandrinischen Gnosis betrachten, so —" Die Bonne (mittleren Alters, ge- drückt, abgemlldet, tritt ein): Darf ich bitten, gnädige Frau ... Di« Frau (geärgert): Sie wün schen? Die Bonne: Ich komm« mit einer Klage. Die Frau (milder): Ach so. Aber, mein« Liebe, ich bin Doctorin der Phi losophie uns nicht der Jurisprudenz. Wenden Sie sich an meine Freundin ihr meinen Gruß und sagen Sie ihr, daß ich heut« Abends in unserem Club ich— Di« Frau: Si« fürchten die Kosten. Gut, erzählen Sie mir die Causa und Also ich Protokoll!«. Sie heißen? Die Frau: Wer? tretene Bonne. Die Frau (mit «inem Blick durch das Augenglas): Ach ja, richtig. Die Bonne. Haben Sie die Kinder schon hat sie im Zorn ihre Puppe zerrissen. Die Frau: Das arme Kind! Bitt«, lassen Sie gleich Frau voetor mscki oiosk> Heilsam rusen. Vielleicht liegt eine psychische Depression vor. Die Bonne: Sollt« nicht vorläufig ein« geeignet« Strafe —? Di« Frau: Nein, nein, das sind ver altete und gefährliche Erziehungsme thoden. Nehmen Sie lieber Kant's „Macht des Gemüthes" aus der Bib liothek und geben Si« das Buch Elsa zur Lectüre. Die Bonne: Sie kann ja kaum buch stabiren. Die Frau: Dann lesen Sie ihr die Abhandlung vor. Und sagen Si« Elsa, ich lasse sie bitten, sich zu mäßi gen, denn der Zorn ist meines Erach tens die N«gation jeder sinngemäßen Denkthätigkeit. Die Bonne: Weck« «s ausrichten. (Ab.) Das Stubenmädchen (jung, hübsch, herausfordernd, blond, tritt ein): Ein Bouquet für die Gnädige. Vom Herrn zum heutigen Namenstag. Die Frau: Lassen Sie ansehen! (Untersucht das Bouquet.) Ganz nett. kraxiims R«I., Rosa bordo nien Kort., ja sogar eine der gegen unser Klima sehr empfindlichen Mo schusrosen, Rosk rnosckatu >lill. ist dabei. Werde das Bouquet später wissenschaftlich classisiciren. Die Schneiderin (nett, lächelnd, ge schmeidig, unbestimmbaren Alters, tritt ein): Erlaube mir anzufragen, ob gnädig« Frau bereits gewählt haben. Die Frau: Jawohl. Wir n«hm«n «inen quergestreiften Stoff, da ein langgestreiftes Musier die Gestalt noch schlanker erscheinen läßt und bilden daraus den Rock in Form eines oben abgestutzten Kegels mit kreisförmiger Basis. Construiren wir nun, zwei Linien vom Kreuz zu den beiden Ach seln ziehend und dies« ebenfalls mit einer Linie verbindend ein Dreieck mit einem Winkel von etwa 60 Graden Die Schneiderin (rasch): Bitte, ich habe einige Journale mitgebracht. Man trägt wieder Ballonärmel. Die Frau: Gut. aber ich wünsche nur solche mit bescheidenem Eubikin halt. Borne in der Halsgegend brin gen Sie ein kleines s-egment an und daran als eine Art Tangente ein Sei denband. Die Schneiderin: Werde mir alle Mühe geben. Die Frau: Und nicht wahr, Sie nehmen auch meinen Doctorhut zur Modistin mit? Sie soll «in zmn Kleide passend«? Band in einer Kom plcmentärfarbe Die Schtniderin (hastig): Sehr wohl. Alles wird besorgt. (Ab.) Elsa (klein, schlecht genährt, unklug, läuft hinein): Mama, Hunger! Die Frau: Zuerst die Gnostiker! (Bertieft sich in ihre Arbeit und ver gißt darüber Welt, Haus, Familie und sich s-lbst.) Schon die Poeten der antiken Welt haben die Schönheit der Haare ge feiert. Das braune Gelock der Bere nice wurde unter die Sternbilder ver setzt und das einzige, blonde Haar der Isolde, welches sich um die Flügel einer Schwalbe schlang, erregte die Liebe des jungen Ritters Tristan und die des alten Königs Marke. Das Urtheil über die Schönheit der Haare ist sehr verschieden; es giebt Menschen, welche rothe Haare abscheulich finden, und ebenso viele, welche dafür schwärmen; namentlich thun dies die Maler, sie nennen es den Nimbus für ein weib liches Gesicht. Gelocktes, gekrepptes Das lose geflochtene Blond riii ein wenig Zwiebelsaft nebst einigen Tropfen Rosenöl gemischt wird, ist sehr heilsam. Fettiges Haar muß mit Et» frühzeitig grau wird, ist es durch Pu der zu verbessern, welches jungen Ge sichtern sehr gut steht, besonders, wenn dunkle Augen und rothe Wangen vor — Das Glück kommt oft zu Dir und trifft Dich nicht zu Hause, weil Du ihm draußen nachjagst. Die Tugend. Tin modllneS Märchen von Paul BÜB. Rosalinde war das schönste Mäd chen im ganzen Land, sie war klug und gebildet und noch reich -dazu. Nun sollte man meinen, daß sich viele Freier für die Schöne gefunden hätten, aber weit gefehlt, es kam kei ner, und das ging so zu. Das schön« Masch«n liebte einen Mann. Er war nur ein armer Teu fel, ein Reitknecht ihres Aaters, aber er war «in prächtiger Kerl, der allen Mädchen diie Ruh« raubte. Diesen Mann liebte Rosalinde. Da sie aber sich nicht erniedrigen wollte, ihm ihre Neigung merken zu lassen, und er wie derum nicht den Much hatte, das Auge zu seiner Herrin empor zu heben, so wurde aus den Hoffnungen und Träu men der 'Schönen nichts. So leicht aber verzagte sie doch nicht, sie wartete einen günstigen Zufall, der dem Geliebten ihre Neigung ent hüllen könnte, und so wartete sie denn getrost, und schlug alle Anträge aus, die ihr inzwischen gemacht wur den. Aber sie wartete vergebens. Der Mann ihrer heimlichen Liebe näherte sich ihr nicht, so leicht sie es ihm oft auch machte, er heirathete ein Mädchen aus seinen Kreisen, und ward ein bra ver Ehemann. Rosalind« war darüber sehr erbit tert. Sie haßte ihn jetzt, und nicht nur ihn, alle Männer haßte sie jetzt. Sie zog sich grollend von aller Welt zurecht und lebte einsam und allein. Indessen, ertrug sie es doch nicht lange. Nach ein paar Jahren zeigte sie sich wieder in der Gesellschaft. Und jetzt suchte sie nach Liebe. Sie fühlte, daß die Jahre an ihr nicht spurlos vorüber gegangen waren, und nun mit einmal dachte sie voll Schreck an das Alter. Jetzt aber wichen ihr die Männer aus. Jedermann wußte, wie stolz -ind herablassend sie ehedem gewesen war, und das hatte sich schnell herum gesprochen, so daß jetzt Niemand mehr mit einem Korbe abziehen wollte. aber haßte sie nicht nur die Männer, jetzt grollte sie vielmehr 'den Mädchen, und vor allen denen, die da jung und dagegen wetterte sie mit aller Kraft der Lunge. Laut und vernehmlich Priel si« ihre Tugend als Muster und un- Da kam einmal. Nachts im Traum, ein« Gestalt zu ihr h«rang«schwebt, und die sprach zu ihr: „Ich bin deineVer deren du dich jetzt so rühmst, denn ei gentlich verdankst —" Das war kein schöner Traum für Rosalind«. Aber vom nächsten Tage an wurde sie noch viel tugendhafter und strenger gegen Alle, welch« nicht nur von -der Jugend zu träumen brauchten, sondern dieselbe wirtlich besaßen. Meiynachts-Geschenke. Den meisten Menschen macht es Freude, andere zu beschenken. Schon in dem kleinsten Kinde ist oft das Ge fühl dasür vorhanden oder doch leicht zu wecken. Aber wo der Sinn dafür ganz fehlt, steht es um Kopf und Herz nicht richtig und man muß jeden be> dauern, der diesen reinsten Lebensge nuß nicht kennt. Leider erfährt oft der best« Wille, die aufrichtigste Ab sicht keinen Dank, und das kann an dem Gegenstand wie an der Art des Schenkens, aber auch an demEmpsäng ger liegen, weil manche Menschen höchst ungern Geschente annehmen und nie ungraziöser sind, als wenn ihnen eine derartige Aufmerksamkeit geboten wird. Feinfühlende Geber betrachten die Annahme ihrer Geschenke als Gunstbezeugung und thun selten in der Wahl und Form einen Fehlgriff. Am liebsten und reichsten beschenken Eltern ihre Kinder, und deren strahlendes Lächeln ist ihr schönster Lohn, bis die selben ihre ersten kleinen Versuche von Zeichen-, Schrift-, Strick- und Stick- Es findet aber hierbei oft von Seiten der Eltern eine Uebertreibung statt, welche die Kinder gleichgültig gegen die Fülle der Gaben und unachtsam in ihrem Gebrauch macht. Die glücklich sten Kinder sind nicht die am meisten verwöhnten, sondern die genügsamsten. Gewiß ist die möglichste Unparteilich keit geboten, aber doch nicht nöthig, alle Kinder gleichmäßig zu beschenken, son dern den Bedarf und die Verhältnisse zu berücksichtigen. Erlauben es z. B. die Mittel nicht, zwei Schwestern zu bevorzugt werden und die jüngere dies ohne Neid erfahren, weil sie der Schwe ster gern das Beste gönnt und von der Diacht steht, nachzuholen. Auch den Geschenken der Kinder für die El tern wird manche Thorheit begangen, namentlich, wenn junge Mädchen vor dem Weihnachtsfest die Nächte hin durch festsitzen, um heimlich b«i Lam den. Wer kann an dergleichen Gaben Freude finden? Und wer möchte sol chem verderblichen Unverstände nicht sich gegenseitig zu Weihnachten zu be schenken, treffen aber, wenn sie sich nicht öfter sehen, leicht eine unrichtige Wahj. Man sollte sich dahc L-t» über ren, um dann ein« wirklich« Freude zu bereiten. Nicht der äußere Glanz oder Umfang des Gegenstandes, sondern die Herzlichkeit des Gebers bestimmen den Werth eines Geschenkes; darum zeugt jede Bemängelung eines solchen von geringem Verständniß seiner wahren Bedeutung. „Mit allen GesckMken können wir einander doch nichts besse res geben, als die alt« Liebe. Sie sind im besten Falle nur Zinsen aus diesem Capital. Wo das Capital fehlt, sinkt auch der Werth der Zinsscheine auf nichts zurück." , Lebenskraft und Kebenssrisih^ Kenntniß der Lebensbedingungen der wichtigsten Gesundheitsmaßrezeln fehlt den meisten Frauen, daher ihr Siechthum, ihre ewige Unfähigkeit, ernsten Pflichten gewissenhaft zu ge nügen. Was soll aus dem künftigen Geschlecht werden, wenn die Frauen, die Mütter nicht «inen gesunden Stamm darstellen, der in sich selbst Lebenskrast und Lebensfrische genug besitzt, um unbedeutende Störungen chen Werth legen eitle Mütter auf den Leibumfang ihrer Töchter! Die armen Mädchen müssen sich in den Jahr«n der Entwickelung schon in Mie der «inzwängen, schnüren und pressen lassen; klagen sie über Druck und Be engung, so heißt es einfach: „Man muß sich darn gewöhnen, will man nicht dick und ungeschickt aussein!" Wüßten aber die Mütter, daß bei Hun derten von Frauen und Mädchen, dis an Leber- und Milzkrankheiten, an Magen- und Athmungsbeschwerden litten, nur das leidige Schnüren schuld war, daß man völlig zerschnittene Le bern als Folgen der Einwirkung der Schnürleiber gesunden, wahrlich,"Pe würden die Vernunft iibir die Eitel keit setzen und selbst einen stärkeren Leibesumfang einer gestörten Körper einrichtung vorziehen. Blutarmuth, ein Verständniß davon hätte, .vie man 'dem Körper Blut zuführt, es gut krei sen läßt, ei gesund erhält. Den Kna ben läßt man wohl sich umhertum'iieln, dein, wenn die Kinder blaß und welk aussehen? Man gönne den Mädchen dieselbe körperliche Freiheit wie den Knaben, lasse sie turnen, schwimmen, statt zu viel der das Rückgrat ver krümmenden Handarbeiten treiben, irrungen ergeben müssen, wie nach die ser Richtung hin. Schönheit müßte gleichbedeutend sein mit Gesundheit. Kunst, die der Frauenwelt noch wenig innewohnt. Was nützen alle schön geistigen Bestrebungen, was Prachtsäle und die zu ihrer Ausschmückung sür schweres Geld angeschafften Kunst werke, wenn gesundheitliche Bestrebun gen und heÄe, sonnendurchzlänzte Wohnräume fehlen? Statt der Pracht säle wäre oft ein lauschiger, Wohlge rüche ausströmender Garten, statt der herrlich geschmückten engen Putzstuben legtes Helles, geräumiges Wohn- oder Kinderzimmer nöthig; kauft Turn gerüste, Schaukeln, gestattet euch den Luxus eines Landaufenthalts imSom mer, von dem eure Lieben körperlich und geistig gestärkt heimkehren. Je mehr die Lebensweise, namentlich der Frauen, der Natur angepaßt ist, je mehr ein« verständige Erziehung di« Oberhand gewinnt, desto mehr werden jene Uebel und Gebrechen schwinden, und ein kräftiges, blühendes Gfchlecht wird heranwachsen, das befähigt ist, sich der großen Aufgabe der Mensch heit in Frische und Kraft zu weihen. Philosophische Schnadahiifl. Das Weib. H e i m a t h. Sie ist der größte Schatz von allen Schätz«, Die je ein Sänger pries in Lied und Reim; Das Heim kann uns die ganze Welt ersetzen. Allein die ganze Welt kein Heim. Traumbedeutung. Böse Träume bedeuten Glück, Dabei ist gar nichts zu lachen: Gibt's denn einen glücklichern Augen blick, AIS auS bösem Traum zu erwachen? Im Ca'fS.' machen!" „Was?" „Der Lieuie nant drüben fixirt mich unauszescht!" „So halt' Dir doch die Zeitung vor's Gesicht!" „Aber dann kann ich ihn ja nicht sehen!"
Significant historical Pennsylvania newspapers