2 Herbstlie». Ch' der Herbstwind heult um'S Dach, Sind die Vögel ausgebrochen. Blatt und Blüthen, die verwehen, Mögen sie nicht fallen sehen. Bange Wochen Lieder schweigen, Spiel und Scherz, Die wir pflegten froh gemeinsam. Wie gewonnen sind zerronnen Auch der holden Liebe Wonnen. Ernst und einsam Ward das Herz. Lebenslust und Kraft verloht. Nebelhauch umhüllt die Sterne, Und die Hoffnung geht zur Neige, Durch die rafchentlaubten Zweige Grüßt von ferne Uerkrachtc Existenzen. st«nz«n", Leute, die in ihrer Heimath ihre Rolle zu End« gespielt haben und nun jenseits des Oc«ans «in neues und namentlich für den d«utsch-am«ri ianischen, gehören diese verkrachten Existenzen zu den interessantesten Er scheinungen, denn es ist nicht zu leug nen,daß das größte Contingent zu den selben aus Deutschland stammt. Im s«tz«n, und zwar „kor odvious rea- Da lernte ich z. B. Anfang der 70er Jahr« in New Uork einen sächsischen Edelmann kennen, dessen Familien- Genealogie bis zu den Kreuzzügen zu rückreicht« und dessen Name von «nacht und war schließlich nach Ame rika virduftit. Was sollt« «r hier an sangen? Zu keiner nützlichen Thätig zu finden, wodurch er fein Leben noth dürftig fristen konnte. Dazu war er träge und körperlich nicht stark. So im Atlantic Garden, für PI pro Tag und Fr«ibier. Lange hielt er das aber ni« aus, höchst«ns eine Woche, dann „privatisirte" er wieder bis ihn die Noth und der Hunger von Neuem zwangen. Als ich ihn zum ersten Male traf, in «iner Kmipe, und ich erfuhr, wer er sei, sah ich mir den Mann et was genauer an. Seine verlebt«», von Leidenschaften durchfurchtenZüg«, sein« sonderbare Kleidung prägten sich mei nem Gedächtniß «in. Er trug, wohl weil er sonst kein« Kleider hatt«, stets seine „Waiterjacke", glänzend fettige schwarze Hofen, und ein Paar Schuhe, b«i dem di« Sohle, weil sie mit den mit Bindfaden befestigt war. Bei aller Verkommenheit jedoch gab «s ge- und sein Erzählertalent war großartig. Cr hatte ein« stehende Redensart na m«ntlich, die im Lauf« der Unterhal tung immer wieder kehrte: „Zwischen mir und dem Rittergut stehenxnur die der einzige L«itst«rn, den er noch im Leben hatte. Wir hatten indeß alle die Redensart schon so oft gehört, daß wir nicht mehr daran glaubten. Eines Tages indeß trat ein elegant g«kleid«ler Mann in die betreffende Kneipe, die Lorgnette in's Auge ge klemmt, mit ein«m goldknöpfigen Spa zierstock bewehrt, den Rauch ein«r sei nen Havannah-Cigarre lässig vor sich hin blasend. Man hatte wirklich Mühe, in der neuen Erscheinung un seren alten Bekannten, den Herrn von Cinsiedel, wieder zu erkennen. „Tante todt endlich?" frug der Kneipwirth, halb im Scherz. „Ja, endlich," erwidert« d«r G«-> sragt«, indem sein ganzes Gesicht leuch tet«, „und übermorgen geht's fort, zu rück nach Sachsen, und da will ich den Leuten mal zeigen, was 'ne Harle ist. Ah, das Hundsleben hat nun aufge hört, und ich kann wieder daS sein, was ich früher war. Wie das wohl thut!" Ein breites Lächeln glitt über sein« faden, ausgemergelten Zügen, und im her, hatte er nur die Bemerkung: „Das versteht Ihr nicht!" Darauf aber lud «r uns Alle ein, mit ihm seine „Reha üilttirung in der guten Gesellschaft" zu feiern, und «In feierliches Gelage würd« inscenirt, das erst um Mitternacht sein Ende «rreicht«. Bei der Abfahrt ga ben wir ihm das Geleite, bis das rau chende, pustende Coloß von Dampfer unseren Blicken entschwand. Zwei Jahre später begegnet« ich Einsiedel wieder an der Bowery er sah womöglich noch verlumpter aus als früher. Das Rittergut mitfammt dem Baarvermögen der Erbtante hatte er glücklich innerhalb 14 Monaten ver putzt namentlich durch thörichtes Wetten bei den Pferderennen und durch „T«mp«ln" in Leipzig. Jetzt war er wieder in New Dort, aber dieses Mal auch gründlich verkommen, geistig wie körperlich. Sechs Monate später würd« ich nach dem Hospital an sein Sterbe bett gerufen. Ein mattes Lächeln auf den unschönen Zügen beim Eintritt. „Na, waitern brauche ich jetzt wenig stens nicht mehr," flüsterte er mit hei serer Stimme. Am Abend war er todt. Es sind erst wenige Jahre her, da tauchte in Chicago «in junger Graf Blüch«r von Wahlstati auf. Er brachte einige Empfehlungen mit und war äu ßerlich «in ganz reputirlicher Kerl, aber auch er war eine „verkrachte Existenz". Seine Familie hatte sich von ihm los gesagt. und so war er nach Amerika gekommen, in Begleitung eines eben falls sehr leichtfertig«» Stawdesge fährten, in der Hoffnung, seinen Titel gegen eine reiche Heirath umzutauschen. Sein Stammbaum war in bester Ord nung kein Zweifel, er war ein Nach komme d«s berühmten „Marschall Vor wärts". Auch hatt« «r Ossiciersrang in der d«utsch«n Armee bekleid«! und hatte „nur" Schulden halber den Ab schied nehmen müssen. Nun, er pro birt« sein Glück bei den amerikanischen Damen, aber da er nicht recht lancirt worden war und auch seine Empfeh lungsbriefe an Leute gelautet hatten, die selbst nicht in „tlie soeinl s>vim" waren, so glückte es damit nur mittel mäßig. Mit dem Schuld«nmachen ging es in Amerika nicht so leicht wie in Berlin, und so sah sich der hschad lig« Windbeutel eines schönen Tages vis-a-vis <lv l'leo, wie die Phrase lautet. Da gelang «s ihm, durch Vermitte lung «in«s in Chicago domicilirten frü heren Kameraden (dessen Name ich verschweige) sich Zutritt in die Fami lie eines reichen jüdischen Schlächters in Milwaukee zu verschaffen, und in «inem Wisconsiner Badeorte kam «s dann auch gleichzeitig zur Verlobung mit der mehr oder minder liebreizen den Tochter des Hauses. Von ihm und seinem Bekannten wurde darauf sofort in die Reclametrompete gebla sen, und der Credit des jungen Man nes hob sich darauf wieder merklich. Er zeigte seine Verlobung auch seinen Eltern in Deutschland an, allein von dort langte bald ein g«harnischt«s Schreiben des Papas an, worin es hi«ß, er solle nicht nur enterbt werden, auch völlig aus dem Familienverbande ausgestoßen werden, wenn er aus die ser Verlobung «in« H«irath w«rd«n lass«. So kam «s denn nicht zu der geplanten Verbindung, und der junge Gras verschwand bald darauf unter Hinterlassung ganz bedeutender Schul den. Später tauchte er im Osten auf, in Long Branch und Saratoga, und einige Monate darauf las man von seiner Heirath mit der Tochter eines reichen Anglo-Am«rikan«rs. Unglück licherweise jedoch machte der Letztere kurz« Zeit darauf einen schmählichen Bankerott, und was seitdem aus dem jungen Paare geworden ist, das ent zieht sich mein«r Kenntniß. Viel Gutes wohl schwerlich. Ein deutsch-österreichischer Graf, der seiner Zeit in Chicago und Milwaukee viel von sich reden machte, gehört auch in dies« Categorie. Ich will ihn hier Pagay nennen. Dieser Mann, vor nehm erzogen, von ungewöhnlich«! Ge stalt und «inem scharfen, natürlichen Verstand, li«f «rst mehrere Jahre lang bettelnd und unbeschäftigt herum, da es ihm mit Nichts glücken wollte. Schließlich sand «r eine Stillung als Anzeige-Agent sür eine deutsch-ameri kanische Zeitung. Merkwürdiger Weis« schien er gerade für eine solche Thätig keit wie geschaffen. Mit einer Zähig keit und einer Unverfrorenheit, die man einem solchen altadligen Spröß ling am wenigsten zugetraut hätte, müht« er sich um Anzeigen, und binnen Kurzem blieb auch der Erfolg nicht aus. Es gelang ihm, mehrere große und sehr vortheilhafte Eontracte für feine Zeitung abzuschließen, wofür sich die Eigenthümer derselben auch er kenntlich zeigten, indem sie sein Salär bedeutend erhöhten, sodaß «r nach eini ger Zeit «in Einkommen von ca. L3OOO genoß. Nachdem «r's indessen so weit ge bracht hatte, da schwoll dem Herrn Grafen wieder der Kamm, und er ge berd«te sich, als ob er das vät«rlich« Stammschloß in Mähren mit den da zu gehörigen weiten Ländereien wieder sein Eig«n nenn«. Er lebte auf einem Fuße, der mit seinem Verdienst in kei nem Verhältniß stand. So ging's eine Zeitlang fort, bis «in«s Tages der Krach kam. Schwindelhafte Eontracte, im Voraus erhoben« Gebühren, für die kein Aequivalent vorhanden war, und unbezahlte Rechnungen das war das Ende vom Lied, als die Sache zum Klappen kam. Der Graf ver schwand darauf von der Bildfläche, aber es war ihm während seiner kur zen Glanzperiod« gelungen, sich mit dem alt«n „Marquis" Pullman be kannt zu machen, und dieser schickte ihn nach Europa, um dort geschäftlich thätig für ihn zu sein. So geschah einmal das Umgekehrte «in« in Amerika abermals «verkrachte Eri- st«nz" wurde zur „Rehaßlitirung" zu rück nach Europa befördert. « ch « Man darf behaupten, daß wenn ein lzu den gebild«ten Ständen gehöriger Mensch, namentlich einer der zu den privilegirten Tasten g«hört, ein Lump oder Gauner wird, so übertrifft er an Gesinnungslosigkeit und Schlechtigkeit in der Regel den Verbrecher von niede rer Herkunft. Ein ausgesuchtes Ex emplar dieser Gattung, ein Mensch, der moralisch nicht höher stand als der Wilde der Südseeinseln, war ein ge wiss«! Baron von Savigny, den ich in der Mitte der 80er Jahre in St. Louis kennen lernte. Aus hochachtbarer Fa milie stammend und nachdem er eine sorgfältig« Erziehung genossen, trat er in den preußischen Staatsdienst, wo er sich indessen binnen Kurzem unmög lich machte, durch seinen Lebenswandel und durch seine Gaunereien. Er war Forstbeamter, und «in« im Complott mit mehreren Lieferanten ausgeführte Vefchwindelung des Fiscus brach ihm das G«nick. Vor seiner Verurtheilung indeß glückte ihm die Flucht, und so war er nach Amerika gelangt. Hier hat er sich wechselsweise als Bauern fänger, als KUmm«lblättchtnspiel«r,als Schl«pp«r für Spielhöllen, später auch als Fälscher und Einbrecher sein „Brod erworben". Im Jesserson City Zucht haus saß «r mehrer« Mal«, und schließ lich wurde «l bei einer Razzia, die die Polizei auf eine Spielhölle an der Chouteau Av«nu« in St. Louis unter nahm, tödtlich verwundet. Das Ge ständniß einer Anzahl der schlimmsten Werbrechen, die er in s«in«m Leben be gangen hatte, befindet sich unter den Acten der St. Louiser Poliz«i, aller dings nicht unter seinem richtigen Na men, fond«rn unter einem angenom menen, sehr plebejischen. « « » Langsam indeß dämmert den Leuten in Europa die Ueberzeugung auf, daß für ihre >„ schwarzen Schafe" und „ver lorenen Söhne" die Vereinigten Staa ten denn doch nicht mehr das recht ige ! Land ist. Die Mode, solchen billigen Ausschuß einfach nach Amerika abzu stoßen, geräth sowohl in England wie in Deutschland allmälig in Verfall. Und das ist gut so, d«nn «s gibt heute doch andere Theil« der W«lt, wo cati linarisch«, verkrachte Existenzen, besser und sicherer aufgehoben sind, als in den Ver. Staaten Centralafrika zum Beispiel. Wie der Tabak entstand. Der Prophet ging einst auf dem Felde und fand dort eine vor Kälte er starrte Schlange. Mitleidsvoll hob er Als die Schlange wieder zu sich ge- Prophet, wisse, daß ich Dich jetzt bei ßen werde." „Und warum?" sragde Mohamed. „Weil Dein Geschlecht das meine verfolgt und es auszurotten trachtet." „Aber führt nicht auch Dein Ge schlecht gegen das meinige täglich Krieg?" entgegnete der Prophet. „Wie kannst Du ferner so undankbar sein und so schnell vergessen, daß ich Dir das Leben gerettet habe!" „Dankbarkeit gibt es auf der Welt nicht," erwiderte die Schlange, „und wenn ich Dich jetzt verschonte, so wiir l dest Du oder ein Anderer Deines Ge ! schlechts mich später dich tödten. Bei > Allah, ich werde Dich beißen." „Wenn Du bei Allah geschworen hast, dann will ich nicht die Ursache da von sein, daß Du Deinen Schwur brichst," sprach der Prophet, indem er seine Hand zum Munde der Schlange führte. Die Schlange biß ihn? er aber sog Wunde mit seinen Lippen aus und spie das Gift auf die Erde hin. Und es sproß an dieser Stelle eine Pflanze empor, welche daS Gift d«r Schlange und die Barmherzigkeit des Propheten in sich vereinigt. Die Menschen nennen jene Pflanze Tabak. »lcbkrtrnmpst. Der Stammtisch war vollzählig ver sammelt; man plauderte über den fr-uu'osischen Krieg. Der Rentier Lehmann, von dem bekannt war, daß er es mit der Wahrheit nicht allzu ge nau nahm, ergriff plötzlich das Wort und hub an: „Meine Herren, ich habe da bei Mars la Tour eine merkwür dige Sache erlebt; ein reiterloserGaul saust mit einem Male aus unseren Rei hen hervor direkt auf die Feinde los. Dort packt er einen französischen Offi zier am Kragen und schleppt ihn im Galopp zu uns herüber. Ehe noch die Franzosen sich von ihrem Schrecken er holt hatten, war der Mann unser Ge fangener." Die Stammtischmitglie der wußten nicht, was sie zu dieser Ge schichte sagen sollten, nur der Apothe ker. ein Sachse, fand schnell die Sprache wieder und sagte: „Das ist allerdings sehr merkwürdig: ich kann Ihnen aber eine noch erstaunlichere Begeben heit berichten. Denken Sie sich, meine Herren, während der Schlacht bei Se dan hat sich das 12, französische Chas seur-Regiment urplötzlich in das 2. Ehasseur-Regiment verwandelt." „Wie ist denn das möglich?" erscholl es am Stammtisch, „Sehr einfach," entgegnete der Apotheker, „wir hatten den Kerls die Zähne (Zehne) wegge schossen," Lehmann schlich geknickt nach Hause. Optimistisch. Frau: „Ma rie, Sie haben sich gestern Abend aber Fr-u so st lad.'t sich diese Gesellschaft Geschwisterliebe. Bon Heinr. CrusiuS. Die Liebe ist gleich «in«m edlen Baume, voll der herrlichsten Blüthen, die alle verschieden an Schönheit und Gestalt, an Duft und Farbe sind.daher auch das Hohelied der Liebe niemals ausgesungen wird! Alle diese edlen Blüthen sind von ihrem Schöpfer be stimmt, die herrlichsten Früchte zu tra gen; von einer derselben will ich heute reden: von der Geschwisterliebe. Es ist eine Freude zu sehen, wie die Geschwister sich herzlich lieb habtn und dies mit Wort und That im täglichen Umgang« beweisen; aber leider ist dies nicht immer sichtbar: in meinem lang jährigen Berufe als Erzieherin habe ich Gelegenheit gehabt, darin vielfache Er fahrungen zu sammeln. Ein« merk würdigeThatsache ist es, daß unter Ge schwistern, so lange sie kl«in sind, ei gentlich beständig Zank und Streit herrscht; und dennoch ist dies selten ein Beweis mangelnder Liebe. Sobald ei nem der Geschwister ein Unfall begeg net, oder eins vielleicht schwer krank ist, zugleich Freundinnen, die ihre kleinen Freuden und Leiden zusammen thei len, und wenngleich ihre Charaktere und Neigungen verschieden sind, doch fest und treu zu einander halten. Sehr lovenswerth ist meistens das Benehmen der Brüder gegen die Schwestern, be sonders wenn sie älter sind als dies«. Sie betrachten sich gleichsam als di« natürlichen Beschützer ihrer Schwe stern, begleiten sie als solch« auf Bälle, in Concerte und in's Theater, holen sie aus Gesellschaften ab, kurz sie sind stets zu ihrem Dienste bereit und le gen dabei «ine Zartheit und Ritterlich keit an den Tag, die ihnen alle Ehr« Die Schwestern dagegen beweisen sich auch dankbar, thun ihren Brüdern alles zuliebe, helfen ihnen aus mancher ten Stolz auf sie im Herzen. Solche Geschwisterliebe ist ein« köst liche Blüthe, die sicher edle Früchte trägt und wohl werth ist, besungen zu werd«n. Umgang mit dem zarten Geschlecht ver edelnd auf den Mann wirkt, so ist es auch eine anerkannte Thatsache, leit, Formlosigkeit und linkisch«s We- Mutte? ° 112 S bens! Es gibt Brüder, die kalt und lieblos der hergehen, unbekümmert um d«s an dern Wohl oder Wehe; Schwestern, die, wenngleich im Alter wenig verschi«d«n, sie hoffentlich nur seltene Ausnahmen. Es gibt Geschwister, die, wenn sie ver heirathet sind, engherzig nur ihrem ei genen Glück« leben und Jahre lang obgleich doch die engsten Band« si« ver knüpfen und unzählige Erinnerungen an die g«m«infam verlebte, oft so schö ne Jugendzeit sie daran mahnen soll ten. Doch genug des Schattens, d«r oft noch viel dunkler erscheint! Sehr schön« Beispiel« von Geschwi sterli«be finden wir in der Weltge schichte. Da ist z. B. Karl XII. von Schweden, der die Frauen im Allge meinen nicht hoch stellte (daher auch unverheirathet war), aber eine innige Liebe zu seiner Schwester hegte. Nach der für ihn so verhängnißvollen Schlacht bei Pultawa, im Lag«r bei Schmerze hin, und an feine einzige, nun noch lebende Schwester schrieb er: „Meine einzige Hoffnung ist, daß mei ne Herzensschwester sich bei fester Ge- befinden möge. Unser Herr zu überleben glaubte ; denn mit fwh«m Muthe würde ich alles ertragen haben. w«nn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns dr«i Geschwistern der erste zu s«in, der sein ihm abgesacktes Ziel er reicht hätte. Nun hoff« ich w«nigst«ns, nicht so unglücklich zu fem, der letzte von uns zu werden!" So war auch Friedrich der Große durch «in« innig« Litbe mit seiner Schwester Friederike verbunden, welche schwer darunter litt, daß ihr Bruder in Ungnade gefallen war, und die sich ver gebens schon oft für ihn verwandt hatte. Bei Gelegenheit der Vermäh lung der Prinzessin mit dem Erbprin zen von Bayreuth hatte der König, um ihr ein« Freude zu machen, Friedrich aus der Haft entlassen und nach Ber lin zurückgerufen. Die Prinzessin hat dies s«lbst in ihren hinterlassenen Denkwürdigkeiten ausführlich erzählt; wie sie mitten im Tanze darauf auf merksam gemacht worden,daß ihr Bru>- der da sei, wie sie ihn nicht gleich er kannt, weil er sich so s«hr verändert hab«, und wie sie ihm dann um den und Weinen und vor Freude kein Wort habe hervorbringen können. „Jn meinem Leben habe ich keine so lebhaft« Freude empfunden!" sagt sie. Mit ihremßruder an der Hand geht sie nun zum Könige, wirft sich ihm zu Füßen und bitt«t ihn, doch ihrem Bruder sein« Lieb« wieder zu schenken; und die Prinzessin schließt mit d«n Wort«n: „Di«se Sc«n« war so rührend, daß die Auch von zwei «dlen Fürstensöhnen wird «in Beispiel solcher Liebe berich tet: Kaiser Albrecht 1., jen«r streng« und finstere Monarch, der später durch die Hand f«ines Neffen fiel, hatte einen treuen Hund, der zugleich so klug war, ihm sagte: „Laß, niemand zu mir h«r ein!" Dann hielt er vor d«r Thür« Wache und jagte jeden, auch wenn er sonst zu seinen Freunden zählte, mit Knurren und Zähnesletschen in die Flucht. Eines Tages kam auch der Sohn des Kaisers, Herzog Leopold, und begehrt« Einlaß bei seinem Vater. Der Hund aber, seiner Pflicht sich be wußt, ließ auch ihn nicht zur Thür. Nachdem der Herzog lange gebeten und floh der Herzog so schn«ll er konnte. Der Kaiser ab«r, als er den Tod seines treuen Hundes «rfuhr, war über die wär«. Es Isar in «in«r Versamm lung seiner Minister und Großen, daß er diesen Ausspruch that, und sein« Thäter war. Schn«ll wi« d«r Gedanke warf sich der edle Jüngling dem Kaiser zu Füßen, klagt« sich selbst als Thäter als auch Leopold vorstUrzte, sich neben seinem Bruder dem Kaiser zu Füßen warf und rief: .Glaub' ihm nicht, Va ter; er will mich -nur retten, denn ich bin d«r Thäter." Und nun erhob sich ein «dl«r Miti st reit zwischen den beiden Brüdern, dir sich gegenseitig die That streitig mach liebe, sich zu ihnen neigte und dem Schuldigen vergab, um d«s Brud«rs willen. „Wahrlich", sagt« er, „so lange solch Lieb« die Brüder des Hauses Habs burg verbindet, kann dasselbe nicht un tergehen." Die Weltgeschichte würde noch mehr Beispiele von Geschwister liebe liefern, doch sei es genug an die den Familien, wo diese schöne Blume blüht und mit ihrem milden Scheine die Herzen erwärmt, denn dort woh nen gewiß auch Freude, Frieden und Glück. „Was is denn h«ut' mit Dir, Girgl? los?" ld' "be d k'. was für sonderbare Leut' es auf d<r Welt gibt. Sitz' i' heut' Nachmittag bei der Mordshitz' auf der Bant vor'm Wirthshaus und denl' an gar nix. Auf oamalhör' i', wie drin' an'zapft werd. Da geht g'rad so a' Sommer frischling, a' ganz a' noblichter Herr, vorbei und fragt mi', was denn dös I' woaß net, was dös für a' Mensch g'wes'n is!" Loyalität. Frau (zum chen: „Ich werde mich doch Ihretwegen keines Widerstandes gegen die Staats gewalt schuldig machen!" Im Rausch. Sie:' „Papa war wohl sehr ärgerlich, als Du um meine Hand anhieltst?" Er: „O nein, durchaus nicht, im Gegentheil, er fragte mich, ob ich nicht noch einige anständige Leut« wüßte, die geneigt wären, Deine fünf Schwestern zu hei- ! rathen!" Die Seide. Wenn es wahr ist, daß die Seide zu denjenigen Dingen gehört, die „über die knappste Nothwendigkeit des Lebens hinausgehen," und „auch nicht gerade nöthig sind zur Erhaltung des Lebens und der Gesundheit oder zur Erringung der menschlichen Glückselig keit," so ist es doch eine unbestrittene Thatsache, daß kaum irgend eine Ma nufaktur eine ähnliche kulturhistorisch« Bedeutung, eine nur annähernd so Luxusgegenstand gesucht und gepflegt wurde, welchen Reiz er auf den Men schen zu jeder Zeit ausübt«, ivie er alle Hindernisse, die ihm entgegengestellt wurden, überwand ja sogar die, welche die Religion ihm bereitete. bemüht, den Seidenbau an sich zu rei hen; die Griechen und Römer folgten ihrem Beispiel, Was nutzten die Sa tiren der Dichter und Philosophen, und was die Anordnungen der Kaiser des alten Rom! Alexander der Große ward durch ein medisches Seidenge wand besiegt, Julius Cäsar durch Seide von seiner Modestia abgelenkt, der römische Kaiser Heliogabalus seil, weil der Stoss zu theuer war. Karl der Große hatte seinen Kaiser mantel mit Seidenstreifen verbrämen lassen, und ein schottischer König li«h sich ein Paar seidene Strümpfe, als er den englischen Gesandten empfangen wollte, weil er aus eigenen Mitteln sich keine anschaffen tonnte! Bei Beginn des Christenthums konnten die schärf sten Mahnungen der Kirchenväter das seidene Kleid nicht verbannen, ja die Priester selbst wurden dadurch besiegt und führten dasselbe schließlich als Priesterkleidung und als Kirchen schmuck ein. Die Seide ward zum Borwand und Grund mehrerer Kriegs züge der oströmischen Kaiser gegen die Araber und Perser und war die Haup tveranlassung jenes für Griechenland so verhängnißvollen Krieges gegen Ro ger 11. von Sicilien; sie ward die Haupterrungenschaft aus der Erobe rung Mailands durch Franz I. von Frankreich und Gegenstand der wärm sten Fürsorge der französischen Kö nige; sie nahm endlich später die ge werbliche Thätigkeit fast aller Länder Europas in Anspruch; Friedrich der Große hob ihre Cultur, Catharina di« Große war ihre Vasallin sie war und ist das Triebwerk der größten Luxusbestrebungen aller Völker. Ihre Culturgeschichte beginnt mit einem Zeitalter, das weit über die Zeit der alten hellenischen Heldensagen, den trojanischen Krieg, rückwärts hinaus ragt, in China heute hat sie ihren Siegeslauf über die ganze Welt ge halten. Charakteristisch aber ist, daß alle Länder, welche dieser Siegeslauf berührte, in höherem oder geringerem Grade im Besitze der Seidenzucht blie ben, von China an bis auf unsere Reiche, die an der Spitze der Civilisa tion stehen. In allen Ländern der Welt war es nur die Macht des Luxus, welche die Verbreitung und Benutzung der Seide beförderte, und bewundern wir heute die Größe der Seidenindu strien in Frankreich, Deutschland, En gland, in der Schweiz, in Belgien, Jta des Luxus, von den Epikuräern herab bis auf die Neuzeit, beitreten. Tic reichste» Frauen Oft ist von den reichsten Männern die Rede, sehr selten nur von den Frauen, welche sich im Besitz- fabel hafter Reichthümer befinden. Die reichsten Frauen der Welt sind Senora Eousino, Mrs. Hettie Green, die Ba ronin Bourdett-Coutts, Madame de Barrios (Marquise de Roda) Miß große russische Grundbesitzerin Ma südamerikanische Wittwe, soll 40,- 000,000 Pfd. Sterl. besitzen. Außer gen ihr 17,000 Pfd. Sterl. monatlich minen bezieht sie 20,000 Pfd. Sterl. reichste Dame unseres Landes; ihr Vermögen wird auf über §60,000,000 geschätzt. Die Marquise de Roda ist Sie ist in Guatemala geboren. Der damalige Präsident des Landes, Te nor de Barrios, heirathete sie, als die Vierzehnjährige sich noch im Kloster zu ihrer Erziehung befand. Die Ein wände der Oberin überwand er fehl einfach, indem er dieselbe in's Gefäng niß warf. Der Dictator wußte sich gehörig zu bereichern, ehe er jn de- Hauptstadt erschossen wurde. Bei sei nem Tode hinterließ er seiner Wittw -5.000.000 Psd, Sterl. Miß Mar' 000,000, welche sehr lohnend angelegt sind, Madame Woleska nennt fast ebenso viel ihr Eigen. Beachtenswerth ist, daß alle sechs Damen ihr ungeheu- Ger, sind die Worte fett. Zriitireise der Kinder. Mütter und Wärterinnen v«rsi«ht es sehr oft darin, daß sie das von-Ziatur schon lebhaft« und nach Belehrung b«- gi«rige Kind noch künstlich ausstacheln, um mit Leistungen, di« weit über die lhen, im Kreis« d«r Famili« und d«r Freund« prahl«n zu können. Aus sol ch«n Wundtrkindern werden meistens können den Müttern nicht dringend ge nug vor Augen g«halt«n werden. Bloße Wortbildung geschieht wohl stets auf Kosten der eig«ntlich«n Geistesbildung. übermäßig« Zufuhr von geistiger Nah rung in all zu friih«m Alter bringt fast stets ein frühes Sitchthum mit sich. Meistens ist die Ausbildung des nug als Wundertindtr öffentlich auf treten, sich als Rechenkünstler zeigen u. a. mehr. Recht lesenswerth ist das, was d«r alte Kinderarzt Dr. I. Storch, im Jahre 17S0 in seinem Lehrbuch d«r Kind«rheilkund« „von Klugheit und allein die biblisch«» Historien von An beginn d«r W«lt bis auf die Zerstörung J«rusal«ins fertig im Gedächtniß ge> es im dritten Jahre, nämlich 1724 ixn 9. September, bei Jhro Königlicher Majestät von Dänemark zwei Stunden geflossen und die ganze Historie der dänischen Könige enthalten." Das Kind blieb schwächlich und starb, wie man vorhergesagt hatte, früh, nämlich res. tes Beispiel, ein Kind von fünf Jah vollkommen gut Lesen gelernt und in, vierten deutsch,lateinisch und französisch hat reden können." Dr. Storch fährt dan-n fort: „Ueber dergleichen fähig« und fertige Ingenia Pflegen zwar die Eltern eines Kindes und auch ander«, welche nicht etwa den Neid besitzen, sich große Freude zu machen in der Mei nung, daß es noch in d«m kindlich«» Alter zur Doktorwürde gelangen und alle hiernach an Gelehrsamkeit über treffen müßte; allein dr« mehrsten fin den sich in solcher Hoffnung betrogen: daß dem Leibe die nöthigen Lebens kräfte entzogen werden und derselbe schwach und kmnklich werden muß, und also d«rgleich«n Kinder vor der gestionen, di« Organe iib«rtrieb«n, daß hevnach Smne und Gedächtniß vor der Zeit verschwinden. Wer außerordentlichen Verstand und Klugheit an einem Kinde merkt, der thut besser, er hält es vom Memoriren und Studiren zurück, als daß «r es dazu ansporne" „Wer Kinder zur Klugheit und Studiren führen will, der fahre mit ihnen behutsam und wünsche oder such« nicht, si« vor der Zeit und in der Kindheit noch auf den Gipfel d«r Gelehilamteit zu bringen: ein Obst, so vor der Zeit reif wird, hat entweder der Worm gestochen, oder es ist durch übrige Hitze soweit ge bracht; welches beides aber keine Dauer hat. Es sei «in Kind so gelehrt, als es wolle, so wird es keinen antxrm Vortheil davon haben, als daß es be wundert und in seiner Gelehrsamkeit zu Stolz, Einbildung und Eigenliebe geleitet wird." Aus! diesen Citaten;, d!« ichaiA den Schriften von Pestalozzi, Dr. Storch und Goldammer angeführt habe, geht hervor, daß die Kinderärzte und Erzieher schon seit langen Zeiten über die geistige Entwickelung der Kin der und die Pflege d«r Sprechlust der Kind«r einer Meinung gewesen sind; Tröstlich. Patient: „Denken Sie, daß Sie mir wirklich helfen kön nen, Herr Doctor?" Arzt: „Kein Zweifel, mein Lieber! Gerade mit die einen Patienten, der genau dasselbe Leiden bat wie Sie, schon seit zwanzig Jahren!" Nicht zuv«rbliissen. Jun ger Mann (die Tochter des Hauses? ein Kuß für Ihre liebe Mama und hier «in Kuß für Ihre klein« allerliebste Schwester." Das Fräulein (entrü stet): „Aber, Herr Schmidt, Sie ver gessen sich!" Junger Mann: „Sie haben recht, Fräulein Anna. Also hier ist noch einer für mich selbst!" Der geistreiche Gesell schaft«?. Fräulein A, (zu ihrem Nachbarn an der Table d'hots): „Was der Seite an, Herr Schmidt?" Schmidt: „Ach, Verzeihung, gnädiges Fräulein erinnern mich so Lebhaft an Schmidt (rasch): „Ich mein« nati-r« lich, als sie noch jung
Significant historical Pennsylvania newspapers