6 Und ich liebe sie doch! Dumpf und trübe Nannte ich oft Die Glocken der Heimath, Doch heute klingen sie über das Meer, So wehmuthfelig, So Wunderbarlich, Daß selbst mein lachendes Herz Ihr Echo wird. Wie ein Bild der Zauberin, Der Dichterfre'undin Morgan«, Erblick' ich ferne am Horizont«, Wehmüthig winkend Die Gärten und Wiesen, Das schwarzbeschieserte Haus Mit den grünen Fenstern, Und am Fenster zum Garten Seh' ich die Mutter. Auf ihren Knieen Ruhet ein Buch Sie liest in dem Buche. Ich seh' es genau, Es ist das Buch, Das einst dem Sohne Mit Thränen sie schenkte, Und das der Sohn, Als er fortging Vergaß. Sie liest die Worte, Die eigenhändig Aus warmem Herzen „zu stetem Ge denken" Sie eingeschrieben Ich glaub', eine Thräne Fällt heiß auf die Bibel. Wehmüthig über das Meer Klingen die Glocken der Heimath. Der Schein trügt. i. Auf der breiten, schattigen Veran dah des Jackson House saßen ein hal bes Dutzend der prominenten Bürger Kon Bell Bottom und schlürften mit Andacht und Gusto ihren Mnt Ju lep. „Ahr Herren, ich kenne diese Sorte", sagte „Major" Croß, „dagegen giebt's 'nur ein Mittel. Wir müssen ihn hin aus treiben." „Natürlich", pflichtete ihm Jke Lig gelt bei, „so ist es. Allerdings hat °oer Fremde noch nichts Auffälliges, nichts wirklich Schlimmes gethan —> ivas man so nennt. Aber ich bin da sür, daß wir's nicht so weit kommen lassen. Der Mann hat etwas Un heimliches an sich, und ich glaube, er hält sich hier blos auf, um einen bö sen Streich zu vollführen. Jagt ihn aus der Stadt!" ' „Versucht- etwas aus ihm heraus zu bringen," bemerkte „Croß-Eyed" Ro berts, „aber sobald ich ihm etwas auf den Zahn fühlen wollte, stand er von seinem bequemen Stuhl auf und ging hinaus auf die Straße. Das ist ver dächtig ich schließe mich meinen Vorrednern an. Hinaus muß er!" „Meinestheil kann ich nichts gegen den Fremden sagen. Herr Barry, so heißt er ja wohl, wenigstens hat er sich so in mein Holelregister geschrieben, hat mich in gutem Baargeld bezahlt, und mein Barkeeper hat eine große Rolle Papiergeld an ihm bemerkt es waren auch Hundertfcheine dabei aber ich bin zufrieden mit ihm. Et was anderes ist's natürlich, wenn er begründete Ursache zum Verdacht ge geben hat," so sprach „Colone!" Danks, der Wirth des Hotels. „Professor" Buldwin, Redacteur der Localzeitung, des Bell Bottom „Lea >der" auf dem Titelblatt hieß es noch: „die einflußreichste Zeitung von Washington County, Nord-Carolina" hatte bis dahin schweigend zuge- hört. Als jetzt aber Major Croß sich anschickte, darüber abstimmen zu las sen, ob der Fremde gehen müsse oder nicht, da mischte sich der Professor in die «Sache. „Genlach, gemach, Major ich bin gegen unnöthige Gewalt. Versuchen wir's erst einmal mit Güte. Ich schlage vor, wir ernennen einen Ausschuß von zwei, der Herrn Barry ein wenig dar über auspumpt, wer er ist, woher er kommt und was er hier will. Wei gert er sich, dann " der Pro fessor schloß mit einer graziösen Hand bewegung, die beinahe aussah wie die Gcberde des Kopfabschneidens. Trotz des mehrfachen Protests drang der Professor durch mit seinem Antrag. Anstatt zweien jedoch wurde er, der „Diplomat von Bell Bottom", ausschließlich dazu ernannt, um den Fremden zu son-diren. Der bärbeißige, rothnasige Major Croß indessen schüt telte mißbilligend seinen Kopf, und sein treuer Parteigänger Jke Liggett schimpfte über die bewiesene „unweise Milde" gegen Jemand, der vielleicht nächsten zeigen würde, daß er Gift zähne habe und sie zu benutzen ver stehe. Nachdem noch einige „Wiskey- Straight" und verschieden« „Juleps Gesellschaft auf. 11. Bell Bottom ist «in Städtchen, das am Fuße der Appalachon-Berge liegt und sich einer Mineralquelle rühmt, gewurzelsten Rheumatismus und Gicht curiren soll. Ich sage „soll", weil ich mich hierbei auf das Zeugniß der Ein wohner von Bell Bottom verlassen muß. Daß indeß die Quelle Heilkraft besitzt, daß war wohl nicht zu bestrei ten, denn seit dem Kriege sogar schon vor demselben kommen jeden Sommer Leute aus dem ganze Staate manchmal sogar von auswärts die eine Cur durchmachen. Alles ist in deß sehr primitiv dort. Die drei Hotels bieten nur mäßigen Räum und wenig Bequemlichkeit, und was die Küche an betrifft — brr! Vergnügungen giebt's sonst auch nicht keine Concerte, kein - Tanz, nicht einmal ein Orchester, wenn mun „Lame Pete" und „Fatty Mc- Guir«", di« beiden Neger, welche die handelten, nicht als Orchester gelten lassen wollte. Ein Spielchen Poker allenfalls, in verschiedenen Hinter zimmern, sonst gab's nichts in der Ka tegorie des Amüsements. Die Bewoh ner von Bell Bottom waren eben, wie so viele des Südens, während des langen Bürgerkrieges verarmt, und sie hatten es noch nicht seitdem verstan den, sich wieder auf den Pfad des Wohlstands zu begeben. Ihre Neger „befleißigten " sich gewöhnlich des Müfsiggangs, und von Jahr zu Jahr hoffte man vergeblich darauf, daß aus wärtige Kapitalisten die Vortheile wahrnehmen und «inen Curort in gro ßem Style in Bell Bottom gründen würden. Di« Capitalisten des Nor dens und Westens hielten sich zurück, wohl weil sie eben nichts von Bell Bol tom und seinen Heilquellen wußten. Unglücklicherweise hatte außerdem Bell Bottom noch einen Concurrenkn in nächst«! Näihe. Das war Mineral Springs, kaum 20 «nglische Meilen weiter gelegen, wo man s«it 2 Jahren, z. Th. mit Hilfe eben jenes östlichen Capitals, auf das man in B«ll Bot „neu modisch« Notions" ausgeführt hatte, Hotels von elegantem Aeußeren und schönen Einrichtungen gebaut, «i -wöhl keiner weiteren Versicherung. Mineral Springs hatte auch seine Zei tung die „Avalanche" und in Verachtung gesprochen. Aber thatsäch lich neidete Mineral Springs dem ge haßten Rivalen etwas seine Heil- Factum, das auch das Eingangs er wähnte Gespräch der „prominenten" Bürger, mit Major Croß an der Svitze, erst verständlich macht. Bill Bottom trieb nämlich, in Ermangelung von anderen nützlichen Industrien, ei nige „Mondschein"--Destillerien. „Ma jor" Croß und Prof. Baldwin waren die Hauptunternehmer hierbei, aber die dem Städtchen waren ebenfalls an dem Betrieb und Vertrieb betheiligt, und zu ihrem Lobe muß auch zugegeben werden, daß sie auch tapfer ihren «ige nen „krummen" Wiskey vertilgen, so bald er in die Hände der Saloon- und Hotelwirthe, die mit ihnen unter einer Decke steckten, gelangt war. Die Waan wurde jetzt seit 3 4 Jahren h»rge stellt in „Stills", die in verstecktenThä lern und Felsengriinden der Berge, in nerhalb 6 Meilen von der Stadt, la gen, und mehrmals schon waren Onkel Sam's Steuerbeamte den „Mond scheinlern" dicht auf den Fersen gewe sen, trotz aller Vorsicht und Schlau heit. Man erzählte sich im Städtchen, daß einer dieser Beamten, der beson ders neugierig zu sein schien und mehr mals nicht weit von einer der „Stills" beobachtet worden war, auch keines na türlichen Todes gestorben, sondern das Opfer seiner Neugierde geworden war. Ja man wies sogar auf Ire Liggett mit dem Finger als den Mann, der die That gethan. Thatsach« war, daß der neugierige Jnspector, Tom Watts, ei nes Morgen mit einer Kugel in der Stirn im Walde gefunden worden war. Di« Coroner's Jury indeß hatte den Spruch: „Tod durch Unfall" gefällt. Sei dem nun wie ihm s«i. jeden falls hatten die „prominenten" Bür ger von Bell Bottom alle Ursache, auf der Hut zu sein gegen neugierige und den war stets das Signal für sie, ihn über seine Absichten auszuforschen. Das war denn auch die Erklärung da sei,. ö S 111. So standen d?e Dinge also, als ' „Professor" Baldwin, nachdem «r sich ! für das heikle Werk durch einen tüchtl- , gen Schluck „krummen" Whiskey ge- l I „Hm, hm Herr Barry ich fürchte, Sie werden mich etwas neu- i Geschäften erkundige " sagte der > „Diplomat von Bell Bottom" mit «i- 5 nem Lächeln, das Macchiavelli Ehre > gemacht hätte. « Sie nichts angehen", lautet«' der Be- i scheid aus dem Munde des Herrn ! Barry. j „Nun, nichts für ungut, aber die l Leute hier in Bell Bottom sind doch gewissermaßen 'im Rechte, wenn sie j wissen wollen, wer unter ihnen weilt", > fuhr der Professor fort, als ob nichts ! „Nun, sagen Sie den Leuten nur, ! wenn Sie gefragt werden, Sie wüßten i selbst nicht, was ich hier treibe und i woher ich komme. Sie können hinzu- « ! fügen, daß ich für Alles, was ich hier ! in Bell Bottom kauf«, auch baar be ' Zahle. Im Uebrigen, mein werther l Herr, wir befinden Ans im freien > Amerika, und die, welche mich nicht ' mögen, können meinetwegen zu allen > Teufeln gehen!" So schloß Herr l Barry die Unterhaltung, ohne irgend l wie in Aufregung zu gerathen. Dvr ' auf dreht« er sich auf seinem Absatz ' um und entfernte sich. Am Abend desselben Tages war > abermaliger Kriegsrath auf der Office des Professors, der seine Erfahrung mit dem Fremden zum Besten gab. Als ein Resultat dieser Berathung ' wurde um 2 Uhr Morgens vom Wirth, „Col." Danks, an di« Thür des Schlafzimmers geklopft, in dem Herr Barry eben laut schnarchte. Nach dem Herr Barry geöffnet hatte, sah er sich einem halben Dutzend blanker Büchsenläufe gegenüber, und die Man ner, die sie trugen, hatten Masken vor den Gesichtern. Der Wirth entschul digte sich sehr höflich wegen der späten nächtlichen Störung, aber betonte, daß die sechs „Gentlemen" «in Geschäft mit Herrn Barry zu «rledigen hätten, das keinen Aufschub dulde. Und in weni gen Worten, die etwas sehr drohend klangen, wurde Herr Barry aufgefor dert, seine Habseligkeiten schnell zu packen und mitzunehmen. Darauf be gleiteten ihn die Sechs bis 1000 Dards vor die Stadt, worauf sie ihm mit theilten, er könne jetzt zu allen Teu feln gehen, möge sich aber sehr hüten, wieder nach Bell Bottom zu kommen, wmn er nicht blaue Bohnen zum Frühstück in den Magen haben wolle. IV. Am nächsten Donnerstag erschien der „Avalanch«" in Mineral Springs et was früher wie gewöhnlich, so daß der Redacteur des Conourrenzblattes in Bell Aottom ihn noch am selben Abend lesen konnte. Es standen einige sehr wichtig« und interessante Nachrichten darin. Vor Allen die, daß Ca>pt. Barry, ein reicher Herr aus Kentucky, im Auftrage eines Capitalisten-<Syn dikats in Louisville nach Bell Bottom durch chemische Untersuchung die Quellen wirklich als so heilkräftig her ausstellen sollten, an dem Orte selbst ein großes Etablissement anzulegen und mindestens «ine Million Dollars in das Unternehmen zu stecken. Na türlich, so bemerkt« der Redacteur der „Avalanche", wären die Leute in Bell Bottom, wie sie dies noch stets gewe sen, mit Blindheit geschlagen, und an statt Herrn Barry, der als ein Wohl- Höflichkeit und Zuvorkommenheit hätte aufgenommen werden sollen, ei nen glänzenden Empfang bereiten, sei er in pöbelhafter W«!se aus dem Städtchen vertrieben worden. Kurz um, die ganz« Bevölkerung von Bell Bottom, und vor Allen seine Promi nenten, hätten sich benommen wie es südlichen Gentlemen nicht zikomme, und Schreiber dieser Behauptung sei erbötig, sie zu irgend einer Zeit und gegen irgend Jemand mit den Waffen in der Hand zu vertreten. Selbstoeoständlich folgte ein Einla dung. sich im Schießen zu üben, die von den 6 Prominenten von Bell Bot tom ausging, und die Bevölkerung bei an den Vorbereitungen zu den 6 Duel len, die der Reihenfolge nach durchge kämpft werden sollten. Aber noch vor dem ihnen dieses Schauspiel geboten wurde, erfolgt« die Verhaftung des Major Croß, Jke Liggett, Col. Danks, „Croß-Eyed" Roberts und Prof. Baldwin durch Bundesbeamte von wegen des „Mondschein" -Whiskeys. Jke Liggett, der inuthmahliche Mör zu verleiten: „Ich will Euch was sagen, Boys der Schein trügt!" N i ch.t so schlim m. „Han- Angst! 's Leberle isch au' no' da!" Ein Philanthrop. Ban kier: „Du bist wirklich ein herzloser Mensch! Du thust doch gar nichts für die besitzlose Klasse!" —Dessen Freund: einem verschuldeten Baron «ine meiner Töchter gegeben!" Ausreden lassen. Klei- Kunde: „Jedesmal, wenn's geregnet hatte, mußte ihn nämlich der Kleinere anziehen!" Zuviel. Bauer (zur Bäuerin, die ihm ein neugefertigtes Kleid für ihre Tochter zeigt): „Was, Taschen hast Du 'nei gemacht? Na, da setzt Du der Liese schöne Raupen in 'n Kopf, am Ende verlangt sie noch Taschentücher!" Eine sparsame Haus frau. „Wie kannst Du nur immer die Pappelmeier, diese alte Klatsch base, einladen?!" „O, die weiß stets so viele interessante Neuigkeiten zu er zählen, daß die ganze Gesellschaft Mund und Ohren aufreißt, und da bleibt dann immer fast das ganze Es- Clowns. Die brausenden Beifallsstürme, un ter den«n di« grazieuse Schulreiterin Carmencita aus der Manege gallopirt ist, verhallen und Zwerchfell erschüt terndes Lachen füllt den Circus: Der famose Clown Litte Fred hat mit ei nem grotesken Salto mortale seinen Einzug gehalten. Der „dumme Au just" eine Figur, die leider ihre Originalität immer mehr einbüßt lustige Publikum dieselben gar nicht bemerkt. Zu diesem Zwecke muß er eine bedeutend größere Vielseitigkeit sofort bei feinem Auftreten wiederer kannt sein; aber er hat zum minde sten ein Dutzend Nummern, in denen er heute nur durch seine Comil, mor gen durch seine Krast, übermorgen durch seine Gewandtheit als Springer, ein anderes Mal durch sein musikali sches Talent oder durch seine mimi schen Gaben excellirt. Der Clown, wie er sein soll, kann alles; wenn er auch manchmal, durch den besonderen Er folg einer Nummer beeinflußt, sich als Specialität gibt und dieselbe Scene «in paar hundert Abend« hintereinan der spielt. Deutscher Clown. Man hat sich wohl bemüht, inner halb dieser Vielseitigkeit des Clowns einzelne Arten zu unterscheiden und sie durch besondere Ausdrücke des Ar tistenjargons zu charakterisiren. Man spricht z. B. von deutschen, französi schen und englischen Clowns, womit natürlich innerhalb eines Völkchens, das so ganz und gar international ist, nichts weniger als die Nationalität des Individuums bezeichnet werden soll. die von allerdings ursprünglich natio nalem Geschmack diktirte „Ausma chung", wenn es erlaubt ist, diesen Gesichtsmaske und ihr Costllm. Der flitterbesetzte Tricot desselben beibe die Augenbrauen, Mund und Nasen löcher stark hervortreten lassen, einen grotesken Anstrich. An Stelle des Tricots tritt häufig, in der letzten Zeit fast immer, ein weites, aber nicht weißes, sondern möglichst buntfarbiges Pierrotcostüm, das scheckig ausgeputzt und nicht selten an jener Stelle, die Stierkampf, bei Leuten mit sitzender Lebensweise am meisten abgenutzt wird, den Na- oder wenigstens das Initial desselben in großen Buchstaben zeigt. Der französische Clown gibt sich in seiner der, das es unmöglich ist, bestimmte Grenzen zwischen ihnen festzuhalten. Einem geschickten Clown würde es genden Scenen als der Typus deS deutschen, des französischen und des englischen Clowns au'"'»treten. Grenze des Unterschiedes, den man zwischen Sprechclowns und Clowns schlechtweg macht. Wenigstens hat es der Sprechclown nur in England dazu gebracht, eine besondere Specialität und eine beim Publikum außerordent lich beliebt«, wie hinzugefügt werden muß zu werden. In keinem an dern Lande findet das Publikum Ge fallen daran, sich vom Cirrusclown eine Rede vom Umfang einer Viertel stunde halten zu laAn, eine Rede aus dem Stegreif, die, nicht selten an politische Tagesereignisse anknüpfend, zwischen gewichtigem Ernst und dem blödsinnigsten Blödsinn hin und her taumelt. Auch nur in England darf der Clown es wagen, «rnsthaft senti mental zu werden und seine Rede mit tiefsinnigen und süßliche» Sentenzen zu spicken.. Der dressirte Esel. Uebrigens zeigt sich der deutsch« Clown hier ist der Clown von deutscher Nationalität, nicht der deut sche Clown in der Circussprache ge meint am wenigsten gewandt mit der Zunge. Seine Scherze gehen leicht in's Ueberderbe, er wird grob ohne selten, ihn mit Grazie vorzubringen. Die witzigsten Clowns, die im letzten Jqhrzehnt im deutschen Circus das Publikum mit ihren Scherzen lachen gemacht haben, sind Ausländer. Karl Godlewski, den die Wiener Hofoper dem Circus entführt hat, nicht sei ner Stimme wegen, die niemals eine niales pantomimisches Talent im Bal let zu verwenden, ist Pole; Del» bos, der nicht mehr selbst arbeitet, son- Tochter und eines Sohnes überwacht, ist Franzose, und Little Fred, der von jedem der beiden Vorgenannten etwas hat, wenn «r auch keinen von ihnen ganz erreicht, ist Engländer. Mag der Beifall, der den meisten gesprochenen Witzen der Clowns ge spendet wird» nicht ungetheilt sein um so dankbarer ist das Publikum für die übrigen Künste, die der Clown vorführt. Gibt es doch kaum ein Ge biet der ganzen Circusarbeit, das in dem Clown nicht einen hervorragenden Vertreter hätte. Clown als Pepita. Besonders ist er ein ausgezeichneter Dresseur, wenn er diese Kunst auch selten an einem Pferde zeigt. Von dem Esel, den außer dem Clown selbst niemand dreimal um die Manege rei ten kann, ohne in den Sand geworfen zu werden, bis zu den militärisch ge drillten Gänsen, bis zu Hunden, Af fen, Katzen, Ratten und Mäusen gibt es kaum «ine ungefährliche Bestie, an der der Clown nicht seine Unterrichts methode «rprobt hat. Aber diese Be thätigung des Clowns gehört in das Gebiet der Thierdressur, die seit zwei Jahrzehnten so ungeheure Fortschritte gemacht hat, daß sie wohl in einem be verdient. Eine Specialität des Clowns dagegen ist es, den Circus r«iter und das Circuspferd zu parodl ren. Ein vorzüglich gearbeiteter Pser dekopf, dessen Augen, Ohren, Nüstern und Maul durch einen Zug an einer tel gestiegen ist. Dieser dritte, —ja Lord auf Reisen. das ist in seiner Maske, in seinem Costllm, in jeder seiner Bewegungen die köstlichste Caricatur des Circus- Schulreiters, die man sich denken kann. Jeder Zoll an ihm ist seinem Vorbilde ähnlich, jeder Zoll aber auch verzerrt des Originals wie von einem jener Hohlspiegel zurückgeworfen sieht, von denen man «ine ganze Sammlung in beginnt das Vorreiten der hohen Schu le. Zwei Sielen birgt die Pferde maske in den beiden Artisten, aber ihre Bewegungen sind von einem Ge danken geleitet. Wie di« meisten Cir-- cuskunststllckc erst durch die Eractheit rohen Krafkäußerung oder des Kör pcrgewandtheit in das Gebiet der Kunst emporgehoben werden, so ver bürgt auch diesem Clownscherz mir dir Exaktheit der Ausführung seine Wir kung. In allen Gangarten producirt der Schulreiter sich und seinen zuerst willig allen Hilfen gehorchenden, dann immer widerwilliger werdende» Gaul, bis sich der letztere als die störrischeste Bestie entpuppt, die jemals «inen Sat tel getragen hat. Mit gespitzte» Ohren. Lord auf Reisen. Schulpferd schließlich seinen Reiter in di« Flucht, um sich der Schlußact der Tragicomödie, endlich in zwei Abgang von der Scene nimmt. Die Dressur des gelehrigen Esels, das spa nische Stiergesecht und die Vorführung drefsirter Elephanten sind vielfach von Clowns zu einer Parodie nach dem gleichen Recept benutzt. Die Vorführung derartiger Scenen, menarbeiten mehrerer Clowns,das sich in der für die Wirkung erforderlichen Exaktheit nicht in ein Paar Tagen er reichen läßt wie etwa ein leidliches Ensemble im Theater. Denn diese Clownscherze sind immer mit Proben von Kraft und Gewandtheit durchsetzt, die nur in jahrlanger gemeinschaftli cher Arbeit zu erreichen sind. Wer da nicht jede seiner eignen Bewegungen Musikalisch« Clowns. liennamen sich als Truppe bezeichnen, sind die einzelnen Mitglieder doch sel ten genug durch Bande des Bluts mit zusammenhält, ist die gemeinschaftliche Arbeit. Sie betreiben als Compag nons ein Geschäft, und Uneinigkeit ist einzelnen Mitglieder, die während der Arbeit ein Herz und eine Seele zu sein scheinen, vor und nach der Vorstellung haben. Reißt der Tod oder die Jn in die Truppe, so sucht man sie wohl zu ersetzen; findet sich kein Ersatz, mit dem man in altgewohnter Weise fort arbeiten kann, so paßt man die Arbeit den Ueberbliebenen an, müßte man tende Clowns bietet die Parodie das ergiebigste Feld. Sie beschränkt sich keineswegs nur aufScenen und Typen, Art ist der reisende Engländer, „Der Lord auf Reisen", wie sie auf dem Programm gewöhnlich genannt wird. der letztere von einem Clown darge stellt, der gewöhnlich „Schlangen mensch" gelernt und das Fach gewech selt hat, seitdem das Publikum an den ungewöhnlichsten Verrenkungen de? menschlichen Körpers nicht mehr rech tes Gefallen finden mag, oder die Vor führung einer Damenkapelle, «ine Französische ClownS. Scene, die das erste Auftreten der auffallenden Damentoiletten wirkt überwältigend komisch. Die Musik, die Kapelle dann macht, ist in den zumal unter den Clowns nicht selten musikalisch außerordentlich veranlagte Naturen. diese Veanlagung gern als Schluß effect für seine Productionen. Man braucht kein berühmter Geiger zu sein und kann doch mit seinem Geigenspiel einen colossalen Effect erzielen, wenn man während desSpiels auf dem Kopf balancirt oder als Halt für feine Füße nur einen straffgespannten Telegra phendraht hat. Und wenn man das Posthorn auch nicht besser bläst als dk meisten Postillone, so ist man doch der Bewunderung der Zuhörer sicher, wenn man während des Blasens nicht auf dem Kutschbock sitzt, sondern auf der obersten Sprosse einer 18 Fuß hohen Leiter balancirt. Es ist daher «rklär- Der starke Mann, lich, daß auch die Clowns nicht nur gern ein wenig Musik machen, sondern daß sich eine vollkommene Specialität von musikalischen Clowns herausgebil det hat. Einige von ihnen suchen den Effekt darin, daß sie die Kunststücke einem althergebrachten Instrument Geige Flöte, Mund- oder Handhar monika spielen. Andere haben für diese Instrumente neue und zum min desten sonderbare, wenn auch die komi sche Wirkung manchmal versagende Formen erdacht oder auch ganz neue Instrumente erfunden. Blasinstru mente in Form von Flaschen, Gießkan nen und allerhand Kiichengeräthen, Streichinstrumente in Form von Be sen sind auf diese Weise entstanden, und Knalleffekte von Feuerwerkskör pern und plötzlich hervorbrechenden Flammen werden nicht selten zur Stei gerung der Wirkung verwandt. Unter den „neuersundinen" Instrumenten der Clowns sind die harmonisch abge stimmten Schlittenschellen von nicht übler Wirkung; in der Behandlung anderer, längst bekannter und aus der schen Cirkus bei weitem nicht die her vorragende Rolle spielt wie im euro päischen. Ein großer amerikanischer Cirkuszeltbau ist bekanntlich für die fünffache Zahl von Zuschauern berech net wie die europäischen Cirkusbauten, und er enthält nicht nur eine, sondern zwei, drei und vier Manegen nebenein ander, in denen gleichzeitig gearbeitet wird. Aber in diesem vielen Neben einander kommt der einzelne Artist natürlich wenig zur Geltung, und am wenigsten gelingt es dem Clown, die Aufmerksamkeit auf sich zu concentri ren. Er flüchtete sich daher in Ame rika aus dem Cirkus auf die Bühne, aus die Specialitätenbühn« sowohl wie erschlossen worden. Denn naturge mäß fallen ihm, dem schauspielerisch meistbegabten unter den Circusartisten, durch Züge feiner Charakteristikum die ihn Bühnenkünstler beneiden könnten. Der Sturm der Entriistuna. der sich auf die Bretter der VZiener Hofoper sprang, hat sich schnell gelegt, seitdem die Künstler eingesehen haben, daß auch ein Clown ein Künstler sein kann.
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