Erinnerungen einer Schwiegermutter. (9. Fortsetzung.) Ich war sehr überrascht, daß meine Tochter einen so großen „Anhang" ge stattete, und zög«rt« nicht, m«in« Mei nung über die Sache auszusprechen, wobei ich sie darauf aufmerksam mach te, daß ich solch« Zustände nie geduldet chatte. Sabin« entschuldigte die Sache damit, daß Annas Geburtstag sei, und da si« nicht gern wollte, daß sie für den Tag ausgehe, habe sie ihr gestattet, ihre Verwandten und Freunde zum Thee einzuladen. Ich erklärte das für ganz ungehörig und sagte ihr, wenn sie nicht vorsichtig sei, werd« Anna bald Herrin m, Hause sein, und so tam es in d«r That sehr bald. Sabine war eine hin gebende Mutter und bildete sich fort während ein, ihre Kinder würden von irgend «twas angesteckt werden, und das war ein Grund, >iveshalb sie nicht gern sah, wenn Anna ihre Angehörigen besuchte, denn sie fürchtete stets, sie kön ne die Masern, dasScharlachfieber oder eifrigsten Mitglieder und verlangt«, Kinder zu Bett gebracht hatte. Aus Furcht, sie werde kundigen, wagte Sa- Pflicht gegen ihre Herrschaft nicht er fülle, was doch sozusagen auch zur Frömmigkeit gehöre. Man nehme Dienstboten, damit sie die Hausarbeit verrichteten, nicht, damit sie in die Kapelle liefen. als die Kinder schon so groß geworden waren, daß sie eines Kindermädchens nicht mehr bodurften, einfach, weil we der Sabine, noch Augustus den mora lischen Muth hatten, ihr zu kündigen, denn sie wußten, daß die Kinder, die wirklich sehr an ihr hingen, einen Auf sie aus freien Stücken, um einen Missionar zu Heirathen, und ich weinte ihr keine Thräne nach. Für meinen Ge schmack gab es viel zu viel „Anna" in meiner Tochter Haushalt. Augustus junior entwickelte sich zu einem aufgeweckten Burschen, war aber außerordentlich zart. Er wuchs so rasch, daß er nicht nur aus seinen Kleidern, fondern auch aus seinen Körperkräften herauswuchs, und da er, wie gesagt, sehr zart war, gaben ihm seine Eltern in sllem nach. Er zeigte schon früh eine ganz ungewöhnliche Neigung zur Astro nomie und stand immer in der Nacht auf, um die Sterne durch sein Schlaf stubenfeiister zu betrachten, und wirk lich wußte er für «in Kind viel zu viel von Mars, Venus, Saturn und dem Mond. Als er etwa zwölf ?!ahre alt war, schenlte ihm sein Onkel John ein gro ßes Teleskop, das aus ko einer dreibei nigen Stellage stand und wirklich ein vorzügliches Instrument war. Anfäng lich hatte es Augustus junior im Gar ten ausgestellt, allein da die Sterne die berechtigte Eigenthümlichkeit haben, erst nach eingebrochener Nacht zum Vor schein zu kommen, und dann das Gras vom Abendthau feucht war, gerieth fei ne arme Mutter in schreckliche Angst, indem der Doktor die Nachtlust für schädlich für ihn erklärt hatte. Das Teleskop wurde also nach seinem Schlafzimmer gebracht, und da das Fenster ziemlich klein war, mußte er sich auf den Fußboden legen, wenn er den Mond sehen wollte, weil es aus di« Satelliten d«s Jupiter interessire. Es war mir ja ganz recht, daß der Junae sich mit etwas Wissenschaftli chem beschäftigte, obgleich ich etwai Verständlicheres und Nützlicheres als Sterne vorgezogen hätt«, aber ich mein- te 'loch, Sabin« geh« etwas zu sehr auf seine Wünsche ein, indem sie sich bereit schmerzhaft. Ein«s Abends, als ich in ihrem Hause war, schleppte mich der kleine gen logen, um durch das Teleskop zu sthen, erklärt« ich, sein Wort sei mir »in« ausreichende Bürgschaft für das Vorhandensein des Kometen, und ich wolle lieber warten, bis er sllr's unbe waffnete Auge sichtbar sei, «he ich mei ne Meinung über ihn abgebe. Augustus war sehr entrüstet, daß ssine Großmut ter so wenigJnteresse für die Himmels körper bewies, aber ich erklärte ihm, daß in meinem Alter Kenntnisse, die nur durch längeres Liegen auf dem Magen, Zuhalten eines Auges und An pressen des andern an ein Stückchen Glas zu erlangen seien, wenig Reiz für mich hätten. Ich wußte fein Interesse schwärztes Stückchen Glas beschränkt babe. Nach dieser Erklärung betrachtete er seine Großmutter, glaub« ich, mit etwas geringschätzigen Augm, und er zog mich nie wieder in's Vertrauen hin sichtlich der Himm«lslörper. Allein ich hörte von seiner Mutter, daß er in «i -entdeckt, di« er noch nie vorher gesehen hatte, und daß «r sich drei verschiedene Male erkältet habe, und zwar einmal so schwer, daß er zu Bettliegen mußte und Senfpflaster auf die Brust b«kam. Und gerade in d«r Nacht, wo er das In der letzten Zeit ist mein Enkel Augustus kraftiger geworden, und ob- Mcine Enkelin Sabin« hat schrift ihre Schürzen und ihre Finger, zu Fe der und Tinte, und mit zehn Jahre begann sie ihre eigene Lcbensgeschichte und Erinnerungen zu schreiben, die sich hauptsächlich mit dein Leben und den Abenteuern der virschiedenen Katzen und Hunde beschäftigten, die zur «inen oder andern Zeit Glieder der Familie gewesen waren. Ihr Bruder hält ihre Geschichten für „Quatsch", aber ihr Vater und ihre Mutter erblicken Anzeichen zukünftiger Größe darin, Di« Erzählungen haben die Besonderheit, daß in keiner einzigen auch nur di« entfernteste Andeutung auf Jungen vorkommt, mit Ausnahme der Hunde und Katzen sind alle Charaktere weiblichen Geschlechts. Selbst in den Märchen, die sie schreibt, werden kein« Jungen erwähnt, alle Feen sind jung« Damen, und unter k«in«n Umständen haben sie Liebhaber oder wissen Über haupt etwas von Liebe, außer d«r Lie- l-c zu einander und zu ihren Hunden und Katz»n. Die Feenkönigin überschüttet «inen Kanarienvogel mit Koseworten und verwandelt einen bösen Hund in «inen Mistkäfer, aber noch nicht einmal ein Säugling männlichen Geschlechtes kommt in der ganzen Sammlung vor, womit meine Enkelin Sabine mehrere Hefte gefüllt hat. Die Unterhaltung der handelnden Personen ist in gewissem Sinne reali stisch, denn sie ist dem Leben entnom men. Di« kleine Sabin« hat nämlich die Gewohnheit, ihrer Eltern Gespräche in ihren Geschichten zu verwerthen, was bei «iner Gelegenheit zu ganz überra schenden Folgen führte. Augustus Walkinshaw ist, wie all« Männer, zuweilen «twas krittelig. Ei nes Abends, wv di« kleine Sabin« im Zimmer saß und «ine Geschichte schrieb, ohne >daß er es wußte, ärgerte er sich iiber eine Schachtel Streichhölzer. Nach dem er ein halbes Dutzend angestrichen hatte, ohne daß «ins gehörig anging, rief er: „Hol der Teufet die Streich hölzer; ich wolle, der Mensch, der sie gemacht hat, säße, wo der Pfeffer wächst!" Nicht lange danach unterhielt sich die Kleine Geschichten schrieb. Der Geistli ch bat, einige Proben sehen zu dürfen, und di« stolze Mutter ließ sich unschwer überreden, ging hinauf und brachte das ihrer Tochter neueste Leistungen ent haltende Heft herunter. Der Geistliche las einige Seiten mit großem Interesse. Zwei jung« Prinzes sinnen haben ihre Last mit ihrem Haus mädchen, das an feinem Ausgehsonn tage nie um zehn Uhr zu Hause ist. Sie kommen überein, ihre Pathin, eine Fee, zu bitten, das unartige Mädchen in eine Kröte zu verwandeln, wenn es jemals wieder über die Zeit ausbleibe. Am nächsten Sonntag kommt das Mädchen um <lf. und die Prinzessinnen sind so entrüstet, daß sie ihre Pathin herbeirufen und sie bitten, das Mäd chen sofort in eine Kröte zu verwan deln. Die Pathin läßt einen großen Zauberkessel in's Zimmer bringen, und der Teufel die Streichhöl-er; ich wollte, der Mann, der sie gemacht hat, säße, wo der Pfeffer wächst!" Als der Geistliche soweit gekommen war, ließ er das Heft sinken. tili. nug sein, Ivenn sie in Gegenwart ihrer Kinder sprechen. Ich habe 'mal ein kleines Mädchen gekannt, das in «iner Kindergesellschaft zum Entsetzen der Anwesenden einen sehr starten Ausdruck auf den Fuß getreten hatte, und das war ganz allein die Schuld ihres Pa pas. Dieser litt an der Gicht und hatte denselben Ausdruck gerade an d«m Morgen gebraucht, als der Bediente beim Zurechtstellen des Sch«mels, wo rauf der kranke Fuß ruhen sollte, die sen zufällig berührt hatte. Hauptsächlich sind Hunde die Helden in der kleinen Sabine Geschichten, und das kommt daher, weil ihre Mutter und ihr Vater in wirtlich übertriebener Weise an einem Bullterrier „Jack" hän gen. Jack ist Herr des Hauses: ivenn cr sich auf den Sorgenstuhl legt, dann Schläft der kleine Jack Abends auf seinen Schlumm«r nicht zu unt«rbre chen, nicht eher zu Bett, als bis er von selbst wieder erwacht ist. Wenn der kleine erkältet ist und zu Jack hergerichtet und in des kleinen Augustus Schlafzimmer gestellt. Jack speist mit der Familie, er hat seinen haben und die den Namen „Jack" in goldenen Buchstaben trägt. Jack hat sür den Winter einen Ueberrock, weil seine sitzt er einen Regenmantel fÄr feuchtes Wetter, kurz und gut, es wird ein Wesen um ihn gemacht, als ob er ein Mensch wäre. Eines Tages hatte cr sich ixrlausen, und als er zurückgebracht wurde, uinarnkn und küßten sie ihn alle der Reihe nach. Und einmal, wo Jack wirklich ernst an Lungenentzün dung erkrankt war und der Thierarzt lung ziemlich aufgegeben harte, da war die ganze Familie Allein ich muß die Geschichte d«r Walkinshaws und der Nacht, wo sie glaubten, Jack werde sterben, für «ine andn Gelegen heit aufsparen. Ich k»m zufällig an jenem Abend jn's Haus und konnte meine Meinung halten, denn Augustus und Sabine Waren wahrhaftig ganz so einfältig, wie meine Enkel. Ich sagte, es sei ab geschmackt, obgleich ich selbst Thi«re sie alle weinend um ihn. Er!ag auf einem Teppich, und als Augustus, der jüngere, aufsah und mich erblickte, Jack, sieh doch, da ist Deine liebeGroß mama, um Dich zum letztenmal zu be suchen." Ich bin selbst eine gefühlvolle Frau, aber aus Bullterriers erstreckt sich meine Empfindsamkeit nicht. 13. Erinnerung. Lavinia. Ich hätte niemals geglaubt, daß mein« Tochter Lavinia die beste Partie l-on der Familie machen würde, aber sie that es. Als Kind war sie t'/öhnlich zart, und ich habe mich fast über sie zu Tode geängstigt, denn si« bekam alles, was in der Luft lag, und war bis zu ihrem achtzehnten Jahre immerfort in den Händen des Doktors. Aber obgleich zart, w,',r sie doch das munterst« und ausgelassenste klein« Ding, das man sich denken kann. Nie mals habe ich ein Kind gekannt, dem so viel zugestoßen wäre. Eh: sie sieben Jahre alt war, hatte sie sich beim Spielen mit Streichhölzern in Brand gesteckt; sie war aus dem Fenster des ersten Stock aufs Dach des Gewächs hauses gefallen und vrm da in dm Gar ten gerollt, glücklicherweise, ohne sich ernstlich Schaden zu thun; sie hatte sich auf der Straß« vor einem Laden den Fuß in ein eisernes Gitter geklemmt und mußte schreiend aushalten, bis ein Schlosser oder etwas Aehnliches geholt worden war und die Stange durch gesägt hatte, und sie war mit dem Kopse zuerst in ein für ihre Schwester bereitetes heißes Bad gefallen. Sie be hauptete immer, sie könne nichts dafür, sie thue nichts, um diese Unfälle her beizuführen, und ich weiß nicht, ob das Kind nicht in gewisser Weis« recht hat te. Aber daß sie vorfielen, ist Thatsa che, sie war eben ein kleiner Pechvogel. Sie hatte das Pech, daß sie jede an steckende Krankheit kriegte, die gerade herrschte, und sie hatte das Pech, daß ihr alle Unfälle zustießen, die Kindern zustoßen können. Wir nannten sie auch jahrelang „La vinia, der Pechvogel", und ich war im stillen fest überzeugt, daß sie ihr gan zes Leben Unglück haben werde. Aber es kam anders. Sie hatte Glück in der Liebe, sie hatte das Glück, eine sehr gute Partie zu machen, und ich muß hinzufügen, sie hatte Glück in der Wahl ihres Gatten. Sie und Charles Wigram das ist der Name ihres Mannes passen vor züglich zusammen. Beide von ruhiger und liebenswürdiger Gemüthsart, neh men sie das Leben, wie es kommt, und gehen in der gelassenen und zufriede nen Weise ducch's Dasein, die ein großer Segen für di« ist, die es fertig bringen, es so zu nehmen. Ich kann's nicht, ich habe es nie ge konnt und werde es ni: können. Ich bin ein« in hohem Grade empfindsame, nervöse Frau, und die geringste Klei nigkeit bringt mich aus Rand und Band. Auch arten mir meine Kinder in dieser Hinsicht nach; Lavinia ist die einzig« Ausnahm«. Si« ist so ruhig und gleichmüthig wie ihr Vater, und da sie zart ist, müssen wir das als ein Glück ansehen. Wäre sie gewesen, was man «inen „Grillmsänger" nennt, dann würde sie wahrscheinlich jung ge storben sein. Sie läßt sich nie auS dem Gleichgewicht bringen, und nun ist sie. glücklich oerheirathet und mit zwei rei zenden Kindern gesegnet, die die ung«- ivöhnliche Neigung zu beunruhigenden Zufällen von ihr geerbt haben. Wie oft sie um Haaresbreite ernsten Gefah ren entgangen sind, wie sie Erkältun gen, Masern, Keuchhusten, Ziegenpeter und andre Krankheiten gehabt haben, die gerade Mode waren, ist gar nicht zu sagen. Aber sie macht sich nicht so viel« Sorgen um ihre Kinder, als ich mir um meine gemacht habe. Sie ist eine treue Mutter, aber sie nimmt es ein für allemal als feststehend an, daß alles schließlich gut abläuft, und sie geht durch's Leben, als ob sie, um mich dichterisch auszudrücken, auf Rosen wandle. Eines Tages kam sie in den Garten ihres Landhauses und erblickte ihren fünfjährigen Jungen auf der obersten Sprosse einer hohen Leiter, die die Ar beiter beim Ausbessern des Daches hatten stehen lassen. Ich hätte geschrieen und die Hände gerungen. Meine Toch ter Lavinia that nichts dergleichen. Sie blickte ruhig in di« Höhe und sprach: „Du ungezogener Junge, gleich kletterst Du auf's Dach, und da bleibst Du, bis ich Dich hole." Sie wartete, bis der Junge das an dieser Stell« stach« Dach erreicht hatte, ging dann ruhig die Treppe hinauf und holte ihn durchs Bodenfenster Ich hätte so was nicht fertig gebracht, und wenn es mein oder des KinZes Le ben gegolten hätte, alxr das ist «iner d«r Vortheile, nxnn man keine Nerven hat und alles gelassen hinnimmt. Ich glaube, ihre vollkommene Ruh? in ei nem Augenblick großer Gifahr hat ihr den Gatten gewonnen, obgleich auch ihr unfreiwilliger Hang zu Unfällen etivas damit zu thun hatte. Sie und ihre Schwester ritten eines Morgens in Begleitung ihres Reitleh rers spazieren, und sie trabte um eine stiegen war, um einen Gurt am Sattel ihrer Schwester fester zu ziehen. Gera de als sie um die Ecke bog, ließ ein dicht vor der Nase ihres Pserdes stei gen, und dieses ging durch, Lavinia schrie nicht, sondern hielt sich so fest, als sie tonnte, und versuchte, ihr Pferd >u zügeln, allein das Thier hielt nicht «her an, als bis es seinen Stall erreicht »ffene Thür, so daß sie sich fast flach „Um alles in der Welt, Fräulein," > ooch nicht wieder fortreiten?" „Natürlich," antwortete Lavinia, „ich muß machen, daß ich wieder zu mei l -lenven jungen Herrin Aufmerisamkeit liuf sie gelenkt. Er hatte auf der Straße gesehen, wie das Pferd in den Stall rannte, und war sehr erstaunt, Lavi nia sofort auf einem andern wiederer scheinen zu sehen, so ruhig und gesam melt, als ob nichts Ungewöhnliches vor er sie auf Bällen oder in Gesellschaft beim bei all ihrer Unerschrockenh«it und Kuh« war meine liebe Lavinia doch nicht dazu gemacht, «in hartes Leben zu ertragen oder einen armen Mann zu Heirathen. Charles Wigram lebte bei seiner Mutler, einer Wittwe, und hatte neben Erwartungen von einigen er angefangen hatte, Lavinia auszu zeichnen, starb ein Onkel und hinter ließ ihm dreißigtausend Psund Stei ler geerbt hatte, genügte es, um siine Verhältnisse sicher und sehr behaglich zu gestalten, und ich wußte, daß La vinia gut versorgt war. Das Durchge hen ihres Pferdes sei diesmal vor ei nigem Nutzen für sie gewesen, meint: ich. aber ich war immer in einer gräß lichen Angst, wenn sie später ausritt, und fand nicht eher Ruhe, als bis sie glücklich wieder zu Hause war. , thür nach ihnen aus. Einmal, Ivo sie etwa eine halbe Stunde später kämm, als ich sie erwartete, fanden sie mich händeringend an der Thür des Vorgar tens, und Lavinia sagte, sie müsse un ier diesen Umständen die Spazierritte in London aufgeben. Es thue mir sehr leid, entgegnete ich, cber ich sei so nervös und ängstlich, Haus« sei, ivenn «twas Unangenehmes Vorsalle, erschüttert sei. Als Lavinia und Mr. Migrain ver- Lande, auf einer reizenden Besitzung in Oxforvshir«, die «r gekauft hatte, und ich sah nicht so viel von meiner Toch ter, als ich wohl gewünscht hätte. Aber wenn sie in die Stadt kamen, wohnten hatte ich Gelegenheit, Mr. Wigrams Charakter kennen zu lernen und zu sehen, wie herrlich sie zusammen paß ten. meiste» Leute fortgefahren sein." Und darauf setzte er sich ganz kaltblütig im Vestibül oder Foyer, oder wie's im wie sie kommen, sind wahrscheinlich viel glücklicher, aber diese Ruhe ist ihnen angeboren; sie kommt nie später, wenn Stunden, bevor d«r Wagen kommt, m einem Zustand« der größten Nervenaus regung zu sein. Ich bin unruhig, ob alles richtig gepackt und nichts ixrgessen rend meiner Abw«senh«it etwas schief gehen möchte, ich werd« ängstlich und ungeduldig, wenn der Wagen nicht auf t/ie Minute da ist, und ich habe nicht eher Ruhe, als bis ich im Zuge sitze, und dann mache ich mir während der ganzen Zeit meiner Abwesenheit Sor gen wegen des Hauses. der Dienstboten, !Nr. Tressiders und der Kinder, und so glht's weiter, bis ich wieder nach Lsrg«n erst recht an, denn ich finde si cher, daß etwas Unangenehmes vorge fallen ... alles leicht nehmen. Einmal gaben sie, während ich bei ihnen in Oxsordshir« zum Besuche war, wo die Gesellschaft stattfinden sollte, herrschte ein heftiger Sturm. „Du meine Güte!" rief ich, als ich aus dem Fenster blickte und sah, was für Wetter war. „Bei dem W«tter wird kein Mensch kommen." Natürlich erwartete ich, daß mein« Tochter und ihr Mann sehr unruhig sein würden, besonders da sie sich ans eine große Anzahl von Gästen einge richtet hatten. Allein nichts dergleichen. Lavinia betrachtete sich den Regen, der in Strömen vom Himmel fiel. „Nein," sagte sie, „ich glaube nicht, daß viele kommen werden." Und Char les lachte und meinte „Wenn überhaupt jemand kommt, wäre es räthlich, nach dem nächsten Irrenhause zu schicken." Darauf zündete er sich «ine Zigarre an, ging in's Billardzimmer und selbst Billard, gerade als ob nichts Un angenehmes vorg«sallen wäre. Der Reg«n hörte den ganzen Tag nicht auf, und am Nachmittag wehte ' Schw' st ' Als Mr. Wigram am Nachmittag jetzt nichtigern daran. Mr. Tressider ging nämlich eines Abends auf d«r Straße, als plötzlich lien alt«n Verbrecher in dem Verhafte ten und er erhielt zwölf Monate. Ali er die Anklagebank verlieh, rief er mei ! (Fortsetzung folgt.) j Zur die Küche. Hühnersuppe mit Ger stenschleim. Am besten geeignet für eine gute Bouillon sind zwei- bis vierjährig« Hennen, von denen zwei Stück genügen. Nachdem dieselben Tags vor d«m Gebrauch geschlachtet wurden, nimmt man sie aus, wäscht sie und setzt sie mit den gut gereinig ten Magen und 3 bis 3j Quart Was ser auf das Feuer. Nachdem sie ge schäumt sind, fügt man «inen halben Eßlöffel Salz, ein loenig Wurzelwert, etwas zerschnittene Petersilien- und Schwarzwurzel, eine Mohrrübe aber keine Zwiebel oder Gewürz hinzu und läßt die Brirhe langsam ko chen. Nach Stunden nimmt man die weichen Hühner aus der Suppe, seiht sie durch, entfettet sie und gibt ihr «inen Zusatz von Fleischextrakt. Die Quantität der Suppe, in dieser Weise zubereitet, genügt für 10 Personen.— Gerstenfchleim. Ein ha!beS Pfund Gerste wird verlesen, gewa schen und in einem Theil abgefüllter Hühnerbrühe mit etwas Salz, einem halben Theelöffel Fleischextrakt und einem Stück Butter langsinn eine Stunde gekocht. Durch ein Sieb ge schlagen, muß der Schleim dünnflüssig und von gutem Geschmack sein. Fricassee von Fisch. Man nimmt entweder Hecht, Aal, oder, wenn das Gericht sehr fein sein soll. Lachs. Die Fische werden gereinigt, geschuppt, in Stücke geschnitten, und eine Stunde bei Seite gesetzt. Inzwischen bereitet man aus einem kleinen, ausge gräteten, sein gewiegten Fisch mit Ei ern. geriebener Semmel, saurer Sahne, Salz und Pfeffer eine Farce, aus der man kleine Klößchen formt, auch kocht man zwei Kalbsmi'.che nach dem Blan chiren und Häuten gar und zerschneidet sie. Die Brühe der Kalbsmilch stellt man heiß, um in ihr alsdann die Fisch- Fischstücke"in Salzwasser mit Gewürz und etwas Wein, sowie Zwiebeln und Lorbeerblättern gar. löst sie vorsichtig aus Haut und Gräten und vermischt sie mit der zerschnittenen Kalbsmilch und den inzwischen gekochten Klößchen. Alle diese Sachen setzt man verdeckt aus ein Gefäß mit kochendem Wasser, um sie bis zur Fertigstellung der Sauce heiß zu halten. Zu dieser schwitzt man Mehl in Butter lichtgelb, verkocht dies mit der Fleischbrühe zu sämigerSauce, würzt sie mit Sardellenbutter, Citro nensaft und Capern und übergießt die Fischstücke mit dsr Sauce; erst kurz vor dem Anrichten zieht man das Fricassee mit Eigelb ab. Paprikaschnitzel. Aus gut abgelegener Kalbskeule schneidet man Schnitzel, klopft sie, salzt sie und wen det si.' in Mehl. In beiße, steigende Butter gibt man feingeschnittene Zwie bel und «twas Paprika, brät hierin die Schnitzel gar, nimmt sie aus der But ter, kocht' diese mit dicker, saurer Sahne auf und gibt sie nebst Salz kartoffeln zu dm Schnitzeln. Wie ner Schnitzel werden gleichfalls aus einer abgelegenen Kalbskeule geschnit ten, geklopft und gesalzen, mit Speck streifen gespickt, in Mehl, dann in ge quirltem Ei und geriebener Semmel gewendet und in heißer Bulter gold braun gebraten. Man g^nitt^die Hälften, Citronenfcheibm, Kapern, Perlzwiebeln und kleinen Pfeffergur ken, oft legt man auch in die Mitte ein Setzei und verziert die Schnitzel mit Mixed Pickles. Man reich! geröstete Kartoffeln dazu. Ungarische Sauce. In eine passende Kasserolle thut man ein Stück Butter, einige Speck-, Zwiebel- und Wurzelscheiben nebst einigen zerschnit tenen Champignons, einigen Gewürz körnern und zwei ganzen Paprikascho ten. Man schmort Alles 10 Minuten, durch, gießt «in Pint l«ichte Fleisch brühe und den Saft einer Citrone da ran und kocht Alles 30 Minuten mit einander. Man seiht die Brühe durch, bereitet ein« hellbraune Mehlschwitze, verkocht sie mit der Brühe, giebt S Gran Fleischextrakt daran, verquirlt 2 Eigelb mit einigen Löffeln Sahne und zieht hiermit die Tunke ab. Biskuitroutade. Sechs ganze Eier und 18 Eigelb werden mit einem Pfund Zucker schaumig gerührt, dann tommt die Hälfte Schne« der 18 Ei weiß dazu, dann drei Viertel Pfund seines Weizenmehl, die seingewiegte Schale «iner Citrone und eine Messer spitze Hirschhornsalz, zuletzt der übrige Schnee der Eiweiß. Die Masse streicht man «in«n Drittel Zoll dick auf ein mit Butter und Griesmehl bestreutesßlech. welches aber einen Rand haben muß, weil die Biskuitmasse vor dem Back«n> flüssig wird, dann bäckt die Masse un gefähr eine halbe Stunde bei mäßiger Hitze hellgelb. Die noch heiße Masse löst man mit einem Messer vom Blech, dreht die untere Seite nach oben auf ein Brett, bestreicht das Biskuit schnell mit Fruchtmarmelade und rollt es zu sammen. Aus dieser Masse loerden zwei Rouladen in der Länge von 20 Zoll. Rother, kalter Pudding. Fünf Eiweiß werden zu Schaum ge schlagen. «ine halbe Flasche Himbeer saft dazu, Zucker nach Geschmack; 7 Blätter rothe Gelatine werden in einer großen Tasse mit heißem Wasser auf gelöst, und dieses alles gelöst, bis e» Frech. Amtsrichter: »Das ist heute schon das dritte Mal, daß Sie hier verurtheilt werden; ich hoffe, Sie hier nicht wieder zu sehen!" Strolch: „Na aber, Herr Amtsrichter, Se sind j» noch ä Mann in den besten Jahren, warum wollen Se sich denn schon Pen» sionieren lassen?" 3
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