Die tolle Komteß. (18. Fortsetzung und Schluß.) „Und obendrein Sozialdemokralen, Nihilisten und Dynamitardeu am End, gar haha! Nun, ich hoffe ihr mit der Zeit eiv« günstigere Meinung von mir beizubringen wenn uns die Gelegen heit dazu geboten wird. Was wird di« liebe, gute Gräfin übrigens habe ich vor ihrer Frömmigkeit die größte Hoch achtung nur die Abendandachten ausgeschlossen! was wird Deine Mama erst sagen, wenn sie meinem Bill das Glaubensbekenntniß abnimmt. t>'oin«! »I»nA, liill, Und der kleine Kerl ließ sofort Kaf geduld beschwichtigt hatte, im Stich und schmetterte mit gefalteten Händen die Worte heraus: ".Vt tlie dp^inniug tber« «ns I l><> I>rotoplnsln!" „Haben Sie je so etwas gehört? Ha haha! Im Anfang war das Pro toplasma! Das hat der Knirps in der Schule gelernt! Sein Direktor, mein ?s wirklich fertig gebracht, eine dar lvinistische Klippschule in's Werk zu sitzen. Ich möchte wissen, was sich der Zunge von seinem heiligen Urschleim sür eine Verstellung macht. Jedenfalls hat er ihn ebensowenig jemals mit Au kn seines Alters unterscheiden. Er oird „ach Gott!" und „Gott sei Dank" Furcht und Verzweiflung, die lleinmü- Ihige Menschen angesichts all der Un gerechtigkeit und Noth dieser Welt iberwältigt. Aus den Adels-Affen gin cauf er feine Zukunft gründen könnte" hieß es dann weiter. „Die Welt oird ohne Zweifel sagen, und vielleicht braucht habe, um mir durch sie wieder >u Ansehen und Besitz zu helfen. Nun, vir beide wissen, daß ganz andreErwä weil wir uns bewußt sind, daß unser Verhältniß des Segens der edelsten Eltern würdig ist. Ich stehe Ihrer Herr- Sünder gegenüber; ich blicke zu ihr hinauf als zu meiner Retterin die Hand, die sie mir in hochherziger Wal lung entgegenstreckte, darf ich nicht zurückweisen aus irgend welcher Be denklichkeit eines spitzfindigen Ehrge fühls. Ich bin stolz genug, die Gewiß heit zu hegen und auszusprechen, daß ich nunmehr auch ihr etwas mehr werd« sein können, als ein dankbarer Schul dner. Ich habe an mir selbst alle die Gefahren erlitten, welche einem Edel mann« in unsern Tagen so häufig dro hen. Ich bin leichtsinnig eine unwürdi ge Ehe eingegangen, die in der Folge mich materiell zu Grunde richtet« und mich in «in Leben hinemtrieb, in wel chem meine sestesten Ueberzeugungen -in's Schwanken geriethen. Schlverer 'Versuchung bin ich erlegen,^Ekel^und säinteit Allein Loos als ein Aben teurer kam ich in Ihr Haus. Aber die frische, gesunde Luft, die ich dort ath ,mn durste, hat mich gestählt zu dem letzten, schweren Kampfe gegen jen«s W«ib, das das V«rhängniß meines Le bens geworden war, und zu.' rechten Zeit, in höchster Herzensnoth durste ich die Hakid Mariens ersassen, um mich von ihr zu meinem bessern Selbst zu riickgeleiten lassen. Im Bunde mit die ser echten Edelsrau iv«rd« ich mich wie der als «chkr Edelmann fühlen und meinen Sohn zu einem solchen erziehen können. Verehrtest» Herr Graf, ver ehrtest« Frau Gräfin, ich bitte Sie um die Hand Ihrer Tochter Marie." Das Schreiben der Komteß hatte bereits die Eltern überzeugt, daß ge gen den festen Entschluß der Tochter mitAllerweltsgründen nicht zu kämpfen fein würde; sie hatten aber auch zu dem klaren Blick und 'dem hohen sittlichen Ernst Mariens von jeh«r ein so fe stes Vertrauen gehegt, daß sie sich eini germaßen versichert halten konnten, daß sie ihre seltsame Wahl nicht im Rausch« einer blinden Leidenschaft getroffen ha lt. Der edle, männliche Ton im Schrei ben Norwigs that zudem auch daS Sein«, um die beiden trefflichen Leute mit d«m Gedanken zu versöhnen, sich einen Schwiegersohn mit dem Kinde einer andern Frau in's Haus zu nehmen. Der Graf schrieb einen kurzen, sehr höflichen Bries an Norwig, in welchem er ihn als Schwi«gerson willkommen hieß und ihn einlud, sich baldmöglichst mit Braut und Sohn in Räsendors ein zufinden, wohin man nach dem kurzen und erfolgreichen Schweriner Ballfeld zug zurückzukehren gedachte. Es wurde dem Grafen und seiner Gattin keineswegs leicht, ihre beiden che Edelleute wegzugeben, aber da beide Töchter nicht thöricht und gefährlich gewählt hatten, so durften sie ihrem Glücke nicht in den Weg treten. Der Senthiner war ja auch ein prächtiger Bursche, ein zuverlässiger, tüchtiger Mann, wie die lose Vicki einen brauchte, und dabei kein Philister, der dein lustigen, warmblütigen Mädchen seine Jugendzeit versauert hätte. Aber das, wieder Graf immer noch zu glauben > entführte! ! brüderlich belasteten Wirthschaft. Lu geblieben! In Bezug auf die Zukunft beschloß der Graf nach vielem ernsten Nachden ner Frau, Räsendorf einst Vicki zu Wahrscheinlichkeit, daß Marie kinder los blieb, nicht mit seinem feudalen Fa miliensinn vereinigen konnte, die alte Pfungksche Herrschaft in ganz fremde Hände gelangen zu lassen noch da- Schlange, verwünschten Angedenkens! Dagegen sollte Norwig schon in einigen Jahren die Verwaltung Räsendorss selbstständig übernehmen und die Ein künfte daraus zum größeren Theile be ziehen, so daß er bei einiger Umsicht und Sparsamkeit dereinst imstande wäre, sich wieder selbst anderswo anzu kaufen. Der alte Graf freute sich ei gentlich darauf, sich nun bald ganz von der Wirthschaft zurückzuziehen, um dann auf Reisen leben zu können. Daß seine gute Gattin ihn nicht überall hin begleiten werde, des war er gewiß und darauf gründete er allerlei leicht fertige Pläne, dieser unermüdliche Be wunderer der Jugend und der Schön heit! Die Frau Gräfin gedachte hin gegen aus ihrem Altentheil in Räsen dorf und Senthin gutwillig nicht zu weichen; aber auch sie freute sich auf die Schwieger- und besonders die Großmutterschaft. Die böse Freigei sterei Norwigs war ihr freilich «in Wermmthstropsen in den Freudenkelch, aber endlich beruhigte sie sich doch bei dem Gedanken, daß ja nun ihrer schwie germütterlichen Missionsthätigkeit ei ne hohe Aufgab- harre, welche erfolg reich zu lösen ihr des Himmels beson deren Segen in's Haus bringen müsse. Die Arm« ahnte nicht, daß auch ihre Tochter bereits so sehr abtrünnig ge worden war, daß sie gleich ihrem heid nischen Verlobten sich als höchsten Le benszweck die Aufgabe gestellt hatte, ih ren Bill zu einem Edelmann der neuen Zeit zu erziehen, welche er als Mann vielleicht berufen war, auch für den deutschen Adel mit herauszuführen. Ein Mann sollte aus ihm werden, der seinen Vorzug vor andern Menschen kindern nicht darin sehe, daß er gegen eigne Ueberzeugung, gegen die innerste Empfindung seiner Generation an al ten Vorurtheilen zäh festhalte, sich absperre gegen die Forderungen der Gegenwart und in psässischer Gedan kenlosigkeit die Erkenntniß von dem „Volke" fern zu halten strebe, sondern vielmehr ein Mann, der seinen Adel dadurch bethätige, daß er in stolzer Selbstachtung sich fern halte von der Gemeinschaft mit all der Niedrigkeit, der Heuchelei, der kalten Grausamkeit und unwürdigen Liebedienerei, die de» wüthende Jniereffenkamps de, Gegen- meine Naturen sich zu nutze machen, um lachend im Trüben zu fischen. Reine Hände, reines Herz! Edle Sitte, edler Sinn! Den Kops weit offen für alles Neue und Jung-Gesunde, aber das Haus ängstlich verschlossen vor den chen all die trüben Wässerlein aus. den Höhen des Gesellschastslebens hinunter sickern und aus dem die glänzendenJrr lichter aufsteigen, die so leicht den Mann verlocken, der nicht mit dem Wappen schild? des echten Adels sich die Augen (Ende.) Medizinis,»,« Experimente. In der medizinischen Welt erregen Experimente, die kürzlich im Hospital Aufsehen. Der 64 Jahre alte Mann zu vergewissern, ob die Brandwunden wirklich durch die Berührung mit dein Metalle verursacht werden, oder ob der Hysteriker sie sich nicht etwa selbst mit einem Streichhölzchen beibringe, beklopfte man seinen Rücken an Stel len, die er mit seiner Hand nicht er reichen konnte. Ueberall wo der be ringte Finger des Arztes die Haut be rührt hatte, wurden ausgedehnte Brandmale wahrgenommen. Wie der Kranke versichert, ist es ihm nicht mög lich, ein Goldstück in die Hand zu neh men, ohne sich die Finger daran zu verbrennen. Ebenso interessant waren die Experimente über die Fernwirkung der Arzneien: Ohne Wissen des Kran ken wurde hinter seinem Rücken in ei ner Entfernung von 10 Centimetern ein in Papier gehülltes Fläfchchen ge halten, dessen Inhalt sogar dem expe rimentirenden Arzte unbekannt war. Nach Verlauf von ungefähr sieben bis acht Minuten bedeckte sich das Gesicht des Kranken mit starkem Schweiße; gleichzeitig klagte er über Uebelkeit und Brechneigung, und einen Augenblick da rauf erfolgte auch wirklich eine Ent leerung seines Mageninhaltes. Das Fläschchen hatte Ipekakuanha enthal ten. Erinnerung a» Louise Neitter. Ein Korrespondent macht von fol gendem heiteren Erlebniß mit der jüngst verstorbenen Gattin Fritz ReutersMit theilung: „Frau Reuter pflegte einen Theil des Jahres in Wiesbaden zuzu bringen. Hier unterhielt sie zahlreiche freundschaftliche Beziehungen, und Al ter, die eben nach Wiesbaden gekom men war, in der Wilhelmstraße. Wir begrüßten einander, und ich versprach, statteten Salon. Wir plauderten über dies und >das und wie stets, kehrten ihre Gedanken bald zu ihrem Mann zurück. Sie erzählte mir eben ein« drollige Epi sode, deren Zeugen der Dichter und feine Gattin in Konstantinopel gewesen waren, als sich plötzlich die Thüre des Salons öffnete und ein baumlanger Herr seinem Gestus nach ein Eng länder hereinstolperte. Der Ein dringling nahm nicht die geringste No tiz von uns, steuerte auf das Sopha los und machte es sich da sehr bequem. Wir waren einfach sprachlos. Ich ließ in der Geschwindigkeit alle Reminiszen zen an reisende Engländer in meinem Geiste Revue pafsiren, aber ein solche Unverfrorenheit war mir doch noch nicht griff, dem Herrn ganz derb den Stand punkt klar zu machen, als Frau Reuter mit einem halb unterdrückten Schrei in die Höhe sprang und rief: „Um Got teswillen, ich habe ja grüne Möbel! Ich habe Sie in ein falsches Zimmer geführt!" Ich entschuldigte mich bei dem Herrn, der indessen keine Miene verzog und seine bequeme Lage um keine Linie veränderte. Wir machten uns schnell aus dem Staube, aber draußen haben wir, wie denkbar, herz lich über diesen lustigen Auftritt ge lacht." Schmeichelhafte Antwort. —Leh rer: Karl, wie heißt das Thier, das „I—a" schreit? Schüler (schweigt). Lehrer: Na, wer schreit denn „I —a, I —a"? Schüler: Sie, Herr Leh rer. Gute Ausrede. Sie: Du mußt sehr zerstreut stin, wenn Du Liebes briefe schreibst. Du hast gestern ein lee res Blatt in's Kouvert gesteckt! Er: O nein das geschah mit Absicht, weil es keine Worte gibt, Dir meine un- Liebe auszusprechen! Ausweg. Wäschefabrilant: Ihren Sohn kann ich absolut nicht ge brauchen. der Mensch ist ja fürchterlich fthläfrig, was soll ich blos m:t dem Jungen ansangen? Vater des Lehr lings: Na, beschäftigen Sie ihn doch der Abtheilung jür Nachthemden. UMglrachten i» Zchwarzwald. In dem von der Mutter Natur so verschwenderisch ausgestatteten Kin zigthal, das sich und seine vegetations reichen Zweigthäler gleich paradiesi schen Zaubergärten tief in die Fels- und Waldwildnisse der Nt-rcvnin silvn eingegraben hat, findet sich noch ein fast unberührter Schatz von alten Sitten und Trachten, den ein regsa mes, zufriedenes Völkchen bewahrt hat. Wohl hat das schnaubend« Dampfroß, mit grauen Rauchwolken die Blüthen erstickend, feinen Weg in die wildfremden Thäler gefunden wo lein Weg ist, wo hochragende Fel sen sich entgegenthürmen, bohrt es sich in ihre Eingeweide, gleich dem Ge schoß des Jägers, um mit höhnischem Siegesgeheul im Rücken des Bergrie sen wieder hervorzutauchen wohl steigen bald hier bald dort riesige Ka mine und Fabrikschlote empor als Triumphsäulen der siegreich vordrin genden Technil, die die alte Landwirth schaft und das Kleinhandwerk zu ver nichten droht! nicht selten auch blitzen dem nächtlichen Wanderer gleich flim mernden Gnomenlichtern elektrische Glühlampen, die Erzeugnisse der mäch tigeren Schwester des Dampfes, aui dem Dunkel des schwarzen Waldes entgegen; aber noch sitzt er fest auf seiner Scholle, der kernige Schwarz waldbauer und baut sie mit eigener, schwieliger Hand; noch fällt mit wuch tiger Axt der Holzhauer die schlanke Tanne und fügt sie zum Floß; noch spinnen die Frauen den selbst gezoge nen Flachs an schnurrender Spindel; aus dem Garn schlingt der fleißige Weber an kunstlosem hölzernen Web stuhl ein derbes, schier unverwüstliches Gewebe; noch sitzen beim einfache» Mahle alle um den wuchtigen Stuben tisch, obenan am Herrgottswinkel de» gebietende Bauer und rings, mit de» Familie gemischt, das eingeborene Ge sinde, und noch trägt Bauer und Bäue rin, Knecht und Magd bei der Arbeit wie beim festlichen Kirchgang das alte von den Vätern vererbte „Häs". Wer alte, unverfälschte Volkstrachten ken nen lernen will, der gehe in die. Schwarzwaldthäler. Er sehe bei den feierlichen Processtonen im schmucken Amtsstädtchen Wolfach die schlanken Kinzigihälerinnen und die von der „alten Wolfach" in ihren farbenpräch tigen Kleidern und mit den glitzernden „Schäppele"; er besuche einen Vieh markt im freundlichen Haslach, dieser Perle des Kinzigthals, wo im Gewühl der Wadenstrümpsler und Kniehösler nebst den dazu gehörigen Hälften sich alsbald ein deutlicher Unterschied ihm aufdrängt: einerseits die dunkle, ernste Tracht der Gutacher, die ihren reichen Obst- und Butterfegen zu Markt Braattracht. bringen, sowie der Kirnbacher, wekche die „Speckkammer" des Kinzigthal? mit ihrem duftigen, körnigen Inhalt füllen, andererseits die hellfarbige, bunte Tracht der Einbacher, Mühlen» dacher, Hofstetten und so weiter. Ein» gehender läßt sich die Verschiedenheit der zwei Hauptformen der dortigen je eine der großen Bauernhochzeiten in einer katholischen and einer protestan tischen Gemeinde, zum Beispiel dem holzliefernden Schapbach und dem lieb lichen Gutach, besucht. In beiden kann er die harmlose, bisweilen wohl etwas derbe Fröhlichkeit dieser Thalbewohn« und nicht weniger die Leistu-ngssähig- Wein und Bier" befeuchtet und ad und zu mit einheimischen „Kirsch" ge stärkt werden. In Schapbach sieht der fremde Gast die bunte Tracht aus schließlich vertreten; dieFrauerr. wenig stens tragen sie alle noch: einen rothen, blauen oder grünen, bis zum kräftign. gefaßtes Mieder (d-e „Brust"), das in der Taille mit einem dicken Wulst zum Halten des Rockes endet; der srei«, ?bere Brusttheil des Hemdes, dessen ! oder Metallfäden bestickt und mit ei- nein koketten Spitzenschleierchen rings besetzt, welches daZ blühende Gesicht mehr hervorhebt als verdeckt. Jede schen, abweichenden Eigenheiten, die alle hier aufzuzählen zu weit fiiyien würde. Obiges möchte genügend die Tracht der katholischen Orte skizzirt haben. kennen, wo bei den hüpfenden Tönen des „Pfeifers" wunderliche Tänze mit würdevoller Grazie aufgeführt werden. Schnitt und Farben ernst, Schwarz ist vorherrschend. Der vielgefältelte schwarze Rock und das schwarze, ge blümte Miede? bilden ein Stück. Bet einzelnen alten Frauen finden wir Halsiheil des Mieders deckt zum Theil durch Stickerei und Aufnähung zur Geltung gebracht werden. Eine schwarze, innen roth gefütterte Tuch jacke und ein schwarzes Häubchen mit zu dessen puritanischer Strenge und Einfachheit übrigens die frischen Far ben der wohlgeformten Gesichtchen mit den kirschrothen Lippen und den über müthig blitzenden Augen meist einen fröhlichen, beruhigenden Gegensatz bil- Mädchcii -ms Lehen- Kinzigthälcrm in der »innen große, runde, flache Hüte aus hellgelbem Stroh mid schwarzen, oder rothen „Bollen" von der Größe einer Faust; in Lehengericht, wo die Ein farbigkeit durch Beimengung von freundlichem Grün und anderem ge mildert wird, ziert den hellen Hut ein eigenartiges Geflecht aus braunem Stroh. Die Erklärung dieser durchaus streng durchgeführten Fundamentalun terschiede der Bekleidung im oberen Kinzigthal finden wir in der Geschichte dieses Landesiheils: die Orte Gutach. Kirnbach, Lehengericht und Schiltach waren bis 1810 württembergisch und schon früh protestantisch geworden, wobei sie das puritanische Kostüm an genommen haben; sie sind förmlich zwischen die übrigen Gemeinden,, welche bis 1806 der fürstl. Fürstenb. Stan desherrschaft angehörten, eingekeilt, ohne sich im Geringsten mit ihnen zu vermischen. Letztere blieben mit dem siirstenbergischen Herrscherhaus katho lisch und behielten die alte! bunte Tracht bei. Bei den Män« wenigstens die jün- Kinzigtchirkerin. gxre Generation leider vielfach die Tracht achulegen be dem Inhalt des Geldbeutels entspre chende Selbstbewußtsein de» tsis ermöglicht. Vor dem Leihhaus. Kind: ,DieS ist wohl die Universität. Ma ina?" Mutder: ~Wi« kommst Du darauf?" Kind: „Nu«, loeil ich Vet ter Max so häufig hereingehea sehe." Kindermund. Karlchen: .Mama, was ist denn «rblich?" Mama: „Das ist etwos, das Du von Deinem Vater oder von mir bekommen hast." Karlchiii: „Mama, dann ist wohl Keile auch erblich?" Streng. Feldwebel: „Strupp ke, über Ihre Unpünktlichkeit wird be ständig ge'.cagt. Wenn Sie nicht bis morgen früh um 7 Uhr «in pünktlich«? Mensch geworden sind, fliegen Sit w't Die Pariser Bazare. Die großen Waarenmagazine von Paris, von denen einige Weltruf er langt haben, daliren aus dem ersten Kaiserreich. Damals führten sie die seltsamsten Namen: „Die eiserne Maske", „Der Teufel auf zwei Krücken", „Die beiden Magogs". Un ter Louis Nkilipp entstanden: „Die schöne Farmerswittwe", „Die Stra ßenecke", „Der arme Teufel". Aber chie Rentabilität dieser Unternehmun gen wurde noch als so ungewiß ange sehen, dau, als Deschamps, der die „Stadt Paris" gründen wollte, seinen Vater bat, ihm seine Ersparnisse anzu vertrauen, dieser antwortete: „Einem Tuchkrämer würde ich nicht fünf Schil ling leihen." Dann begann Aristide Boucicaut die Gründung des später zu Weltruf gelangten „Bon Marchs». Boucicaut hat ganz klein angefangen, er war nichts weniger als ein Capita list. Sein Vater war ein kleiner Hut macher in Bellöme und er selbst Ge hilfe in einem großen Laden der Rue de Bac. Mit zweiundvierzig Jahren that er sich mit einem gewissen Vidau zusammen, der in derselben Straße einen kleinen Laden hatte: So machte er sich selbstständig. Ganz allmälig, mit einem seltenen Auswand von Fleiß, Umsicht und Sparsamkeit und mit einem noch selteneren Organisa tionstalent, legte er den Grund des riesigen Wellgeschäftes, das henke Je dermann in Europa kennt'. 1863 kanste er seinem Theilhaber das Ge schäft ganz ab. Zum Bau des Riesen- Hanfes erhielt er das Geld von einem französischen Kaufmann Namens Ma illard hergeliehen, der in New Dork reich geworden war, nicht, wie man sich in Paris erzählt hat, von den Jesui ten. Als Boucicaut starb, hinterließ er seiner kinderlosen Wittwe, die übri gens eine einfache Fabrikarbeiterin ge wesen war. ein kolossales Vermögen und' ein Testament, worin er die' Um wandlung des Geschäftshauses in eine Art Aktiengesellschaft oder vielmehr in eine Art kommunistischen Unterneh mens bestimmte, und zwar in der Weise; daß nur Angestellte des fchäftes Aktieninhaber werden konnten und auch nur bis zu einer gewissen Summe. Der „Printemps", dir „Belle Jardiniöre", diese mer für die Bedürfnisse der männlichen Bevölkerung von Paris, der „Louvre", der allein an Bindfaden für die Ver packung der von seinen Kunden ge machten Einkäufe jährlich P7SOO braucht, die „Samaritaine" am Pönt- Neuf sind die vier großen Rivalen, die dem „Bon Marchs" alsbald erwachsen sind. Man hat sie ja dann in allen anderen europäischen Hauptstädtew co pirt, aber zu der Bedeutung und dem Ansehen jener fünf Pariser Magazine' ist keine dieser Gründungen gelangt,, es sind wohl großstädtische Unterneh mungen gewesen, aber keine weltstäd» tischen. Corselt uud ZZleichsucht. Wenn ein Arzt, ein Physiologe ähnlich dem Vorgang des Schnürens„ bei Thieren Stahlmieder, Panzer» giirtel anlegen wollte, um zu bewei sen, daß durch solche Zufammen-- schnürungml Athmung, Blutströnmng. Blutbildung, sowie andere wichtige Vorrichtungen erheb lich und nachhaltig gestört werden,, so würden alle Thierschutzvereme über di« Grausamkeiten lärmen. Immer von Neuem muß auf die Gefahren des. Festfchnürens für die Gesundheit hingewiesen werden. Die Ausdrücke: leber, Schnürlappen weisen auf diesen Zusammenhang hin. In neuester Zeit hat Prof. Marchand, auf die Häufigkeit der Gallensteinbildung, so wie. von Galltnsteinkrebs beim weib lichen Geschlecht die Aufmerksamkeit und diese Krankheitszu- Frmien vorkommen und recht ivvhl als Folge des Schnüren« ztU betrach trn sind. Von Bonne ist neuerdi«gS das Tragen der heutzutage bei Mäd chen und Frauen, der städtischen, selbst ländlichen Bevölkerung; sM be liebt«! Pariser Eursetls als beson ders schädlich und zur Entstehung von lebensbedrohenden Magenge schwüren Anlaß gebend hervorgehoben Warden. Prof. Rosenbach inwcht es mehr als wahrscheinlich, daß ein zroßer Theil aller Fornvm der Bleichsucht beüm weibliche« Ge schlechte ausschließlich durch den Ein fluß enger Corsetts M begründen ist. Mädchen. Frauen, Mütter, Erzie herinnen, nicht zum» wenigsten Aerzte wollen st» nicht nur Heiser in der Noth der Krankheit s«n. sondern» ihrer erhabenen Ausgab» als hygieni». fche Berather und Pioniere d«v Menschheit genügen sollten desssv steis einzedenk bleib«, und imnrer wieder auf die Schäden, die der Mißbrauch des Corsetts mit sich brinat. nachdrücklich hinweisen. Wo angeblich der Nichtgebrauch des Cor-, setts Rücken» oder andere Schinerzeir verursacht, sowie zur Stärkung der Rücken- und Brustmuskeln empfiehlt sich methodische Zimmergymnastik. die fassend mit kalten Abreibungen und Massage verbunden werden kann. Ablegung des Corsetts im Hause, vor Allem aber das Trage, eine! un schädlichen Corsetts bilden die weite ren nothwendigen Forderungen. Ein Streder. „Du, der Karl ist ein Streber; gestern hat der Kerl erzählt, er hätte vom Studiren geträumt!" Ziir die Küche. Orleanssuppe. Man braucht drei gute Suppenhühner zu diese»! vortrefflichen Suppe, sowie 2 Pfund» Rind- und ebensoviel Kalbfleisch. Alles Fleisch, sowie zwei Suppenhüh ner ganz und das dritte Huhn ohne das Brustfleisch werden mit sechs Quart Wasser überfüllt, langsam in's Kochen gebracht und dann gesal zen, um darauf einige Suppenwur» zeln und wenig Kerbel als Gewürz zu bekommen. Man kocht die Suppe langsam drei bis vier Stunden und seiht sie durch. In dieser Zeit berei tet man aus dem rohen Brustfleisch des Huhnes kleine Klößchen. Mai» wiegt das Fleisch fein, rührt mit Butter und Semmel eine Panade über dem Feuer ab und vermischt sie mit einigen Eigelb, Salz, Pfeffer und dem gewiegten Fleisch zu lockere« Farce, formt kleine Quenelles davon und kocht sie in Salzwasser gar.. Auch? ein Pfund Reis dünstet iyan mit leichter Fleischbrühe weich, thut zer schnittenrs Weißbrot hinzu un!» stößt, wenn der Reis gut ist, diese,» sein. Man gibt ihn an die durchge» gebene Hühnerbouillon, die leicht sei mig sein' muß, and kocht sie langsam eine Viertelstunde damit. Indeß löst man von den gekochten Hühnern daS> Brustfleisch, stößt es im Mörser mit' «twas süßer Sahn« fein, streicht es ldurch ein Sieb und vermischt es mit sechs Eigelb, sowie drei Viertel Unze frischer Butter und einem halben Pint süßer Sahne. Im Augenblick des Anrichtens legirt man damit die Suppe, die man dann sofort über die kleinen Farceklößchen gießt, und in die man zuletzt etwas blätterig ge pflückten, vorher blanchirten Kerbek streut. Gefl ü ge l tiiarda ke. Am be sten eignet sich eine knppelartige, glatte Form dazu, die man ziemlich dick mit geklärter Butter ausstreicht, und deren Boden und' Wände man mit Trüffeln- und PLkclzungenstückchen hübsch auslegt, worauf man sie in einen Eisschrank' stellt, damit die Butter fest wird' und vi« Verzierung festhält. Aus weißem Hühnerfleisch bereitet man eine lockere Farce, mit deren größtem Theil nran danach die Form überall gleichmäßig bestreicht. Dies gelingt am Besten, wenn man die Form halb mit' der Farce füllt, «inen Löffel öfter- in Eiweiß taucht und damit die Farce von der Mitte der Form aus gegen deren Wände streicht. Vorher dünstet man meh rere junge Tauben und Hühner weich, läßt sie abkühlen, verdickt die vorher durchgeseihte Brühe mit! einem hellen Buttermehl, streicht' sie durch, rührt vier Eigelb mit etwas kwlter Bouillon und Citronensaft klar, vermischt da mit nach und nach die Sauce unter fortwährendem Rühren und kocht sie dann schnell kurz auf, thut ein Stück chen frische Butter- daran und mengt mit einem Theil dieser Sauce (die übrige wird im' Wässerbade heiß er halten) das abgelöste Geflügelfleisch, das man feinblätterig- geschnitten hat, worauf man einige ebenso zerschnit tene Trüffeln dnruntc? mischt und diese Geflügelblünkette abkühlen läßt. Ist dies geschehen;, so- füllt man dai und bedeckt es recht' fest mit dem Rest der Farce. Mün deckt die Form zu, stellt sie in kochendes Wasser in einen heißen Ofen, in dem das Wasser stets mit d« Timbalt sich leicht löst. Nach häutet es'ab. Dnnn läßt man ein Stück Bütter in einem Tiegel verge hen, gibt daS Hirn mit einigen Zwie nimmt man Wasser und säuert die' Sauce mit Trtronenfaft. Wird mit- Kartoffeln oder Kartoffel«' Ml>e'n <>U' Tische getragen. gehörig geklopft, tovrauf man Haut?- und Fett ablöst, daS Fleisch mit ge-, pfefftrten Speckrnftn spickt und ilx ein irdenes Gefäff legt, «..-schnittene- Zwiebeln, Wurzelwerk, L.>rbeerblcit-> ter, einige Wacholderbeeren, Pstf-> Pint Essig oder Weißwein darüber isietzt und die Keule in dieser Mari nade 4 bis 5 Tage liegim läßt, wobei man sie täglich umwendet. Man brät sie dann in reichlicher- Butter unter häusigem Begießen, schüttet von Zeit zu Zeit etwas Fleischbrühe und emen Löffel von der Marinade in die Pfanne zu und gibt die ent fettete Sauce ode» eine Triiffelfauce zu dem Braten. Als Beilage dienen junze Gemüse. Auf der Sternwarte. Diener: „Durch diesen Tubus können Sie die Jungfrau in ihrer vollsten Schönheit sehen." Sie: „Aber Hein rich, Du wirst Dich doch nicht unter» ! stehen, hineinzusehen?" 3
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