2 Das schlaue Hannchen. Es war einmal ein großer Zaube rer, d«r hieß Professor Dori Lupus. Als er noch in Kammgarn und Cheviot reiste, hieß er Isidor Wolf, seitdem er aber die Kunststücke, die er sonst nur seinen Kunden vormachte, dem Publi kum vorsetzt«, nannte er sich „Lupus" und „Prestidigitateur", obgleich er in folge seiner mangelhaften Schulbil dung das Wort nicht richtig ausspre chen tonnte. Eines Tages ereilte ihn sein Schicksal; er wurde von einer hol den Fee bezaubert, die auf den melodi schen Namen Hannchen Hannemann hörte und «ine Berlinerin war, obgleich sie als französische Chansonnette auf trat. Nach dem bekannten Lehrsätze: „Geschwindigkeit ist keine Hexerei" ver liebte sich also Lupus in Hannchen, und dieses fand merkwürdigerweise gleich falls Wohlgefallen an dem Posener Schwarzkünstler. Drei Msnate währt: der schöne Traum, da überraschte Pro sessor Lupus eines Tages sein. Braut mit einer neuen Nummer: „Das Ver schwinden eines lebendigen Menschen auf freier Bühn«." Der Mensch, der so plötzlich verschwand, war der Herr Professor selbst, und er hinterließ dem trostlosen Hannchen nichts, als die Be zahlung seiner vielen Schulden. Wäre nicht damals ein ohne Arme geborener Fußkünstler Hannchen tröstend zur Seite getreten, wer weiß, was aus der armen Gigerlkönigin geworden wäre. Dori Lupus zauberte seitdem in aller Herren Ländern hrum, das bedauerns werthe Hannchen hatte er längst ver gessen. Er war eben in einer nord deutschen Hafenstadt, als er in der dortigen Zeitung ein Inserat las, worin die unverehelichte Johanna Hannemann, Liedersängerin, unbe kannten Aufenthalts, aufgefordert wurde, sich wegen einer von einem ver storbenen Oheim ihr zugefallenen Erb schaft im Betrage von 30,0V0 M. bei dem Notar eines märkischen Land städtchens zu melden. Der Schwarz künstler hatte dies kaum gelesen, als cr Hannchen Hannemann hielt und schließlich nach Arad reiste, wo Hann chen sich aufhielt. Dort warf er sich der verlassenen Braut zu Füßen, bat der Hochzeit fragte er sie beiläufig: „Weißt Du schon, mein Kind, daß Du «ine Erbschaft von 3(I,(AX> M. gemacht aber von der Anzeige, die ich selbst ein rücken ließ. Ich hoffte, daß Dich eine Kunde von mir bald in meine Arme zurückbringen würde, und deshalb er ließ ich das Inserat. Einen Onkel be sitze ich gar nicht, zum allerwenigsten einen Erbonkel!" Der Zauberer machte bei diesen Worten «in keineswegs be zauberndes Gesicht doch was half «s, er war in der Falle gefangen. Seit dem finden die Vorstellungen des Pro fessors Dori Lupus „unter Assistenz seiner Gattin" statt, wie es auf dem Programm heißt. Zum Schlüsse läßt Dori Lupus auch eineDame verschwin den; es ist Hannchen. „Sie kommt aber immer wieder!" erklärt er dabei mit süßsaurer Miene. Der Kug in der Loge» mannes Frere-Orban spielte einst ein Kuß eine bedeutsame Rolle. Der Mi gesehenem Hause und. hatte dessen Ge genliebe errungen. „Wenn du," sagte Fräulein Orban so hieß das junge in's Theater und tritt in die Loge, in welcher ich mit meinen Eltern sein werde." „Wird man mich dort dulden?" sragte der Student. „Dafür laß mich sorgen." kein Orban über die Bedeutung dieses seltsamen Vorfalles bald aufgeklärt. setze. Das klein«r« Uebel. Mrs. Messes: „Nun, Tommy, geh' bin (lange seine Tante betrachtend): „Prü gele mich Mama.'' f?rau Spitzzunge (zu ih rem Mann'): „Weißt Du a«ch, daß Du im Schlafe sprichst?" Das Söhn chen: „Welche andere Gelegenheit als im Schlafe zu sprechen, gibst Du über haupt dem Papa?" den! Sössel fällt Nachts über einen im Rinnstein liegenden Collegen. Ab. sieh, jetz! fehlt noch College Fuchs, dk Karte habe ich bei mir! Ein denlsches Laster. l. wäre! Nicht mehr als genug! Als ob ihm Das im Menschengeschlechte so leicht Jemand nachmachen könnte! Er hat Einen gekannt, der es für den Sitz auf ein Viertelhundert Krügeln gebracht hat. Wiederholt versuchte un ser Mann es,dieses höchste ihm bekannte Ziel zu erreichen, allein das sünsund zwanzigsteGlas kam allemal auffallend sunde Natur und kein Wunder war es deshalb, daß Dagobert sich der studen tischen Laufbahn widmete. Doch auch führen. Die erste Prüfung auf zehn Krügeln des Abends ward verhältnißmäßig glänzend bestanden, die zweite auf fünfzehn krönte sich mit einem kolossa len Kater. Als hernach im Laufe der Vervollkommnung der junge Mann daran ging, sich auf zwanzig zu rüsten, ward der Magen um manchen guten Bissen betrogen, doch opferte er ihn willig dem guten Zweck. Von zwanzig bis dreiundzwanzig gab es ganz un heimliche Katzenjämmer und der Bie rometer sank mehrmals sogar unter zehn herab. Allein Dagobert verlor den Muth nicht und «ines Tages, es war der Polterabend einer Nichte, strengte der brave Nesse seine Kraft bis auf's Aeußerste an und siehe das Vierundzwanzigste stand. Der Kater dauerte drei Tage und Nächte; wäh rend dieser Zeit soll Dagobert sogar schwach geworden sein und sich geschwo ren haben, die ruhmreiche Laufbahn zu verlassen. Am vierten Tage soff er Wo die Stärke seines Wesens lag, stand nun fest. Sein Leben und Stre ben war das Bier. Alle Interessen von Oberabelsberg verblaßten vor dem Einen: Wo gibt's das beste Bier? Wann wird neu angezapft? Gelegen heiten zu großen Gelagen gab es stets: Frühschoppen, Elfuhrmessen, Sams taqskneipen. Ankunstfeste, Abschiede. GeburtS- und Namenstage, Gauver bandkommerse, Fahnenweihen u. s. w. Jeden Tag war ein anderer hochwichti ger Anlaß zum Biervertilgen. Und war ganz ausnahmweise einmal kein Anlaß, so war dies- Ausnahme Anlaß genug zu einer grandiösen Kneipe. Wenn Tags über sich ein respektabler Durst heranwuchs, so empfand Dago bert sogar eine sittliche Größe in seinem Thun, denn der Mensch muß naturge- Durst hat. A.'lerdings hielt der na türliche Durst über das dritte, höchstens vierte Krügel hinaus selten vor; dann mußte ein künstlicher erzeugt werden, etwa durch Heringe,Schinkcn oder durch Rauchen. Von den ersten Krügeln wurde jedes mit je einem Zuge geleert, später mit zwei Zügen, „Vergnü gungszüge" nannte sie der witzige Da aobert. Ein Glas auf drei Züge zeigte schon von Erschöpfung. Vom zehnten Krügel an ward nichts mehr motivirt, ward nicht mehr getrunken, sondern blos gesossen. Die Unterhaltung der Trinker ver flachte sich nicht etwa über Welt, Poli tik, Neuigkeiten, Stadtereignisse oder Sonstiges, womit genugsam- Wirths bausgeister sich die Zeit zu vertreiben suchen, nein, die Genossen konzentrirten ihre ganze Gegenwart auf das Bier. Dagobert hatte sich an den Henkel fei nes Stammglases ein Sckiefertäfelchen hängen lassen, worauf er den vertilgten Krügeln mit Strichelchen gleichsam eine Grabschrift stiftete. Je mehr Strichel chen, desto höher stieg die Weihe des Abends. Dagobert setzte das GlaS nie Gurgel—, einem Zechgenossen „Meinen Halben!" „Ex!" Da tha ten sie Alle Bescheid, und bald darauf hebt ein Anderer feinen „Mörser", »loii'.w.t naH" und Alle wieder mit ihm. Ist ein ElaS leer: „Marianka!" oder man sagt gar nichts, hebt das Leere nur so ein wenig über die Achsel und die Kellnerin ist stets dienstbereit. .Mir auch ein Frisches!" „Mir eben falls! Rasch die Reste ausgetrunken. Frisches, frisches! Dann werdenßier geschichten erzählt, Trinkanekdoten auf getischt, Katerschwänke zum Besten ge geben, und dabei wird immer frisch be gossen. Es ist ein herrliches Leben! Manchmal geschieht es, daß doch Ei ner das Gespräch auf die neuzuöffnende Eisenbahn lenkt, oder auf die Cholera gefahr. oder auf eine italienische Reise, oder auf ein neues Aufsehen erregendes Buch, aber stets plötzlich fährt Dago bert mit seinem Glase drein, rempelt es an die übrigen: „Prosit!" Gegos sen wird und das öde Gespräch ist zer rissen. Dagobert betheiligt sich an kei nerlei profanem Diskurs, oder nur mit halben, gelangweilt hingeworfenen Be merkungen: sobald sich Etwas zu ver tiefen droht, eine ernstere Wendung nehmen will—: „Prosit meine Her ren! Die Blume!" Angestoßen und in den Schlund gegossen. Nicht fünf Minuten lang gibt er Ruhe, der Dago bert Blunzer, nicht einen Zug thut er, ohne den ganzen Tisch davon gnädigst in Kenntniß zu setzen. Er sinnt nur nach guter Gelegenheit, zu trinken. Fällt das Wort: Bismarck „Pro sit. Bismarck!" oder: Marianka „Prosit. Marianka!" oder: Bodenstedt „Prosit, Mirza Schassy!" oder Onkel „Prosit, Goldfuchs!" oder: Ocean „Prosit, Walfisch, strammer Junge! wacker!" Und getrunken wird auf Alles. Auch hat man schöne Ge sänge, deren Refrain stets im Trinken endet, hat geistvolle Spiele, deren Ge winner das Glas leeren muß, und deren Verlierer auch das Glas leeren muß. Hat endlich schneidige Wetten, bei welchen Der, so innerhalb einer Stunde nicht zehn Krügeln Bier vertil gen kann, ein Faß zahlen muß, das dann gemeinsam getrunken wird und bei welchem dem Verlierer Gelegenheit geboten ist. seine ungenügende Fertig keit weiter zu vervollkommnen. Dem Neuling, der sich vorzeitig ei rathen, den Kater im Bier zu erträn ken, das heißt in der profanen Sprache: sich wieder nüchtern zu saufen. Es soll ja schon geglückt sein. Wohlge schulte Trinker verfügen über mannig fache Mittel, den Teufel durch Beelze bub auszutreiben und den noch nachzu gießenden Krügeln wieder Raum zu verschaffen. Eirk ordentlich eingerich teter Mayen hat einen Eingang und zwei Ausgänge, also daß der Möglich keit, zu platzen, gründlich vorgebeugt ist. Dagobert war einmal recht schlank gewesen, „jetzt sieht er besser aus!" Ein Gesicht wie „ein „Blasengel", eineNase wie eine rothe Kartoffel, und die lieb lichsten Triefäuglein dazu. Es hat ja viel Nährwerth, das Bier! Seine Ge nossen nennen ihn ein Spundloch, ein Bierfaß! Er lächelt dazu, schweigt bescheiden. Man braucht viel, bis man's zu Ehrentiteln bringt! Bei Gott, den Herrn Dagobert möch te ich zum Freunde haben! Welch ein gemüthliches Haus! Uns wie anre gend, wie gründlich in seinem Denken, wie viel Interesse für die Fragen der Zeit! Das alte Sumpfthier! Ein vorlauter Mensch zu Abelsberg that einmal den pathetischen Ausruf: Und deshalb so viele Jahre lang La tein und Griechisch studirt, und höhere Mathematik und Geschichte und die Weltliteratur und alle Philosophen, um nun als Bicrsimpel täglich vierund zwanzig Krügel in den Bauch zu schüt ten? Dieser Ausspruch ist zum Mi ndesten sehr übertrieben. Erstens hat der Mann nie studirt, sondern sich blos nothdürftig für die Prüfungen herge richtet, und zweitens vertilgt er schon darum nicht täglich vierundzwanzig Krügel, weil zwischen zwei solckienßier taaen allemal ein Katzenjammeriag lieat. Und Simpel? Wer ist denn ein Simpel? Simpel heißt: Ein faltpinsel. Und ist das ein Einfälti ger, der das Bier vierundzwanzigsältig nimmt? Vielmehr Der ist ein Einfäl tiger, welcher ein Krügel trinkt, wie der Schullehrer von Abelsberg, der die fa mose Lehre ausstellt: Ein normaler Mensch, der drei Krügel Bier trinkt, trinkt schon eins über den Durst! Und solche Leute wollen da mitreden! Der Onkel, der Goldiuchs, machts Ist der Alte verrückt? Was versteht blasse Idee divon, daß sein Nesf« ein Märtyrer der Menschheit ist! In der Schlichtheit seiner Größe ist er sich zwar Dessen nicht bewußt, aber doch thatsächlich: die Menschheit muß ihre Talente nach allen Seiten hin ausbil den, sie muß wissen, was sie zu leisten vermag. Welch Sieg, wenn end wie viel Bier zu vortragen der rechte Mann im Stande ist. Ganz und voll ein Mann zu sein! Prosit! Tag»'s dahin gebracht hab.'n wird, daß auch das fünfundzwanzizste Krügel „sich!", dann feiern wir ein Jubiläum, sten. Prosit! Einen Ganzen! Ex! Der Mann, der jetzt ein offenes Wönlein zu Euch sprechen will, trinkt auch gern manchmal ein Glas Wein und nicht abholo ist er der glücklichen Seelenlabe. die daraus hervorgeht. Wenn er ab:r befragt würde um seine Meinung darüber, was die Hauptur sache unseres sozialen, wirthschaftlichen und sei, so müßte trinken wird man, um den Durcst zu stillen; waS darüber ist, Das hat ei nen ganz anderen Namen. Das Glas Wein, oder die paar Glas Bier, die nö thig sind, um den Durst zu stillen oder um zu erquicken, genügen auch, um jene fröhliche und bewegliche Stimmung zu schaffen, die sich der Deutsche nun ein mal vom Alkohol entlehne» zu müssen alaiibt. Was darüber ist, schadet dem Körper und dem Geist und wird die Ursache so vielen Elends und Unheils, das wir gern anderen Gründen zu schreiben möchten. Die Zeit- und Gcldvergeudung, di» Unlust zur Arbeit, d:r Leichtsinn die Geilheit, die Verro hung, die Verarmung, der Blödsinn — kurz: die Entartung nehmen am Liebsten ihren Ausgangspunkt vom Trinken. Einsichtsvoller: und prakti schere Völker, wi: die Engländer, die Amerikaner, hab-n seit Langem schon den Kampf aufgenommen g:gen die Trunksucht und Völlerei. Die soge nannten Temperenzler sind keine Sekte, die etwa aus religiösen oder rein mora lischen Absichten dieses Laster bekäm- > psen, vielmehr ist ihre Ausgab« eine praktische Staat und Kultur erhal tende, den gesellschaftlichen Wohlstand fördernde. Und ihre Thätigkeit erzielt besonders in England die erfreulichsten, ja ganz ungeahnte Erfolge. Auf deutschem Boden sieht's aller dings anders aus. Hier wird das Trinken zu einem förmlichen Kultus erhoben. Der Bursche, der sich hervor thun will, nichts wird er mit solchem Eifer und solcher Gewissenhaftigkeit vollführen wie das Trinken. Es han delt sich da natürlich nicht um den Durst, es handelt sich auch nicht um d«n Geschmack, auch nicht um die Un terhaltung und Anregung, es handelt sich nur um's Trinken. Von diesem Trinken hängt nachgerade ein Theil sei ner Ehre ab. Wer nicht viel trinken kann, wer eine so redliche und gute Na tur hat, die das Zuviel entschieden zu rückweist, Der wird über die Achsel an gesehen und er ist sür's Kameradenle ben nicht recht zu brauchen. Die An deren aber trinken und trinken, endlich hören sie, wie jener graue Herr im Schwank, auf, zu trinken und fangen an —zu saufen. Das gilt für mann bar und für patriotisch! Mit Bier dehnt und spannt man künstlich den Magen aus bis zum Zerplatzen, wenn nicht die äußeren Körperwände noch Stand hielten. Was man mit solch geräumig gemachten Mägen dem deut schen Volke für einen Dienst, sür eine Ehre erweisen will, versteht man zwar nicht. Und es scheint mir gar nicht klug zu sein, so ausgiebig den Magen zu erweitern, bevor man noch weiß, wie man ihn später wird füllen tönnen. Die Zukunft unserer Jugend ist keines wegs eine so sichere, daß der Bursche sich schon frühe zur Aufnahme großer Mengen von Genuß präpariren müßt«. Jedenfalls ist es schade um unsere deutschen Burschen, daß sie unter dem Banne eines Vorurtheils leben müssen, nach welchem eine Haupteigenschaft und ein Hauptvorzug der akademischen Ju gend im Trinken liegt. Im Trinken bis zu dem Punkte, wo einst schlemme rische Römer nötigenfalls die Pfauen feder angewendet hab-n. Wenn wäh rend des viele Stunden lang dauern den Trinkens wenigstens von einer herz frischen oder geistreichen Unterhaltung die Rede sein könnte. Davon ist sel ten auch nur eine Spur: der Bier- Comment nimmt alle geistigen Kräfte in Anspruch. Und dieser Bier-Com ment ist so sinnlos und langweilig, daß ich meinen Lesern mit seiner Beschrei bung nicht kommen dürste! Statt ei ner des Gebildeten würdigen Unterhal tung weckt der Biergenuß andere Gei ster auf. von denen ich nur die Rüpel haftigkeit und Gier zur Anremplerei nennen mag. Ich bin ein Freund von frohem bummelwitzig-n Vurfchenulk, aber das lärmende und geistesarme bert. , Halten auf Ehre und ZLahrhastigkeit, auf Kraft und Muth; vor Allem die leidenschaftliche Liebe zur Nation! Aber der abscheuliche Bierlultus und Vieles. Die alten Deutschen haben auch „ge soffen". Und deutsche Dichter haben in bummelwitzigen Liedern das Sau sen verherrlicht. Es ist gut; warum nur will man weniger gern auch andere rum mit Vorliebe in thierischen, bruta len Dingen deutsch sein wollen? Wa rum gerade solche nationaleSitten psle- Jugendkraft und Lust bestellt sein, than. Der Bursche bring: seine sreie Zeit am Liebsten beim Bierglase zu,! aber auch der Fremde Rei di- zahllosen Wirthshäuser, "die schier Tag und Nacht besetzt sind. Da sitzen die Leute, trinken und trinken. End lich hat im Vaucki absolut nichts mehr Platz, Gaum.'n und Gurgel verlanzen noch nach mehr alkoholhaltigem Tran!; l sö geht's nun an den SchnapZ. Auch bei den jungen Leuten ist es Sitte ge worden, Biergelage mit Cogkiac zu be schließen. Dem edleren Getränke, dem Wein, wird ausfallend ausgewichen; der Wein versteht keinen Spaß, er wirft den Trinker um, bevor der Wanst voll ist. Der Wein ist aristokratisch, die beim Wein geführte Unterhaltung ist Grobsinnlichkeit selten etwas zu wün schen übrig läßt. Bier und Schnaps ist Menschenprodukt, aus diesem steigt nicht der edle Geist, wie aus dem Re bensaft. Natürlich will ich auch dem eines Krügels deren so viele trinken, bis sie sich vom Menschen zum Gott« und von diesem doch zum Thiere durch getrunken hätten. Unser Philister trinkt übrigens nicht wie ein Thier, denn dieses weiß, wann es genug hat. Er trinkt und trinkt, fällt ihm auch nicht ein, darüber nach zudenken. Die duinpfe, stumpfe Ge wohnheit hat ihn an den Zechtisch ge bunden, wo ihm jedes Gesöff und jeder Kumpan und jedes Gespräch recht ist. Während das Geschäft zurückgeht, die Familie verarmt, sitzt der Bürger bei seinem Bier, bei seinem Kartenspiel, bei seiner politischen Kannegießern, bei seinem weibischen Tratsch, und dann schreit er, daß ihn die Steuern um bringen. Wie in der Stadt, so ist es aus dem Dorf. Jedes geistige Inter esse versumpft im Bier und Kartenspiel. Wird auch pvlitisirt. so geschieht Das weniger aus Interesse sür's Vaterland als aus dem Biere entstiegener Zanklusi und Raisonnirsucht. Ein englischer Nationalökonom hat behauptet, der richtige Deutsche verbringe ein Viertel seiner Lebenszeit im Wirthshause, ver thue ein Drittel seines Erwerbes im Wirthshause, vergeude die Hälfte seiner Gesundheit im Wirthshause und hole seine ganze Versumpfung im Wirths hause. Solche Aussprüche, selbst wenn sie übertrieben sind, müssen wir uns gefallen lassen, weil leider so viel Wah res in ihnen ist. Das Ende der deut schen Trunksucht wird sein, daß die Nachkommenschaft der alten Germanen ein verblödetes Volk werden muß, theils in fiebernder Nervosität, theils in dum pfer Apathie befangen. Oder will man etwa gar behaupten, Bismarck sei Bismarck geworden, weil er Bier ge trunken hat, und die deutschen Siege sche Volk so tapfer zu trinken versteht? Im Gegentheil—: trotzdem ist er Bis marck geworden und trotzdem haben sie gesiegt! Unsere Geschichte ist wahr aähren. im Grunde ein sehr abscheuli ches Geschäft betreibt, dafür hat er kei nen Sinn. Die daraus entstehenden viel sohlte er wissen, ivann er genug hat. Allerlei anderes Wissen wollte ich ihm erlassen, nur die eine Fähigkeit sollte er sittlichen Kraft, von ihrer Gesundheit finden. Und diese Erscheinung sollte nichts bedeuten oder nur wenig? Sie bedeu tet nicht mehr und nicht weniger als ein Verlottern und Verkommen des Volkes. Ein strebsamer, lebensmuthiger Mensch wird sich nie dem Trünke ergeben, au ßer er ist kindisch eitel und vermeint, durch Trinken seine Tüchtigkeit mani sestiren zu müssen. Ein solcher Jüng ling setzt seinen Stolz darein, viel zu trinken, es kommt ihm oft sauer genug an, allein der Ehre muß man Opfer bringen. Als Mann schon ist er ein gefesselter Knecht des Lasters, dem er in Anwandlungen von Vernunft gern ent kommen möck/te und nicht kann. Der Greis —? „Muthige Trinker werden niemals Greise!" singen sie. Etwas Wahres mag daran sein aber an» dirs, als sie meinen. Das deutsche Volk hatt herrliche cenden. Wenn es ihnen nachlebt, dann darf uns nicht bange sein. Wenn e abec tn seinen nationalen Lastern mit trägem Behagen untertaucht, oder aus ihnen gar nationale Tugenden machen will, dann—? Stamniesgenossen ! Einiae von Euchßierbegeisterten werden mich wahr scheinlich wieder anfallen, weil ich den Deutschen ihr „frisches, fröhliches Trin ken" lästere und also ein Renegat dem Volksthume bin. Und doch sage ich es Euch in aller Ruhe: Wenn Ihr das Laster des Suffes, das ohnehin im deutschen Blute liegt, auch noch in jeder Generation systematisch großzieht, wo inmitten starker und schlau lauernder Nachbarn ein klarer Kopf, ein nüchter ner Sinn noch nothwendiger ist als ein scharfes Schwert wenn Jkr Euere nationale Begeisterung erst mit Bier ausfrischen,Euere Zeit und Euere Sor gen und Euer Geld in Bier und Schnaps versenken müsset, dann werdet Ihr immer mehr versimpeln und ver sumpfen und endlich ein Spott der Nachbarvölker sein. Lehmanns Ucltiinysmittcl. „Wir saßen beisammen" aber nicht fröhlich: denn wo hätte man schon gehört, daß es sich fröhlich sitzt in Kriegsgefangenschaft? Unsere Wächter waren nach den An strengungen des weiten Marsches einge schlafen, bis auf den Posten an der Thür. Aber auch der schenkte uns keineAusmerksamleit; seinßlick schweifte in die Ferne, ob nicht irgendwo eine verdächtige Pickelhaube oder ein Ula nenfähnlein auftauchte. Was hatte er auch von unserer Seite zu fürchten, bei dem geringsten Fluchtversuche ge nügte «in Ruf, die Kameraden zu Wir hatten also vollauf Muße, über unsere fatale Lage nachzusinnen. „Don nerwetter!" unterbrach plötzlich Kame rad Lehmann das Schweigen, „so was ist mir noch nicht passirt." „Js sich mich auch noch nicht passirt," bestätigte kopfnickend der wackere Polack Dusel kowski. „Wir müssen zu entwischen suchen." bemerkte ein Dritter. Aber wie? „Wir stürzen uns wie ein Mann aus den Posten am Ausgange, rennen ihn über den Hausen, gewinnen das Freie und die Franzosen haben das Nachsehen." „Das ist nichts," bemerkte Leh mann: holten uns vielleicht auch nicht der Feinde Füße ein,ihre Kugeln thun's sicher. Oder hat vielleicht jemand Ap petit auf blaue Bohnen?" Keiner meldete sich; selbst Dusel kowski, der in der Kaserne daheim sich stets hervorgedrängt, wenn es Bohnen gab, senkte hier melancholisch das Den kerhaupt. Plötzlich erhellten sich seine Züge, ein großer Gedanke schien sein Inneres zu bewegen. „Dürfen sich Franzu??i nich zielen!" stieß er hervor. „Muß sich Lehmann machen, daß sich Franzuski nich zielen!" stieß er hervor. „Muß sich Lehmann machen, daß sich s?ranzuski nicht können zielen. Js sich Lebmann aus Berlin, sind sich Berliner kluqes Leut', wird sich Lehmann wissen Bescheid." dennoch schien er sich durch die Worte ungemein geschmeichelt zu fühlen; er stützte den Kopf in die Hand und sann angestrengt nach. Endlich fuhr er wie elektrisirt empor. „Kinder ich Hab's!" Allgemeine Spannung. Lehmann richtete sich auf, mit der Miene eines Mannes, dem soeben eine Generalidee gekommen. „Duselkowski, tritt näher, mein Sohn!" Duselkowski folgte gehorsam. Lehmann hob feierlich die Rechte, deren Finger einen kleinen, schwarzen Gegen stand hielten im nächsten Momente zog sich ein dicker Kohlenstrich über die rechte Seite von Dufelkowskis nichts weniger als zierlichem Geruchsorgane. Weitaus sperrte der Polack den Mund in staunender Verwunderung, sein rech tes Auge schielte fürchterlich nach dem verunzirten Gesichtserker; im übrigen linge der Wojwoden einen Knittel in die Hand. „Legt an!" Mit Präzision wurde das Kommando ausgeführt. „Duselkowski, kannst Du genau zie len?" „Kann ich sich nicht genau zielen, muß ich sich immer schielen nach schwarzes Nase." können zielen, auch sie werden auf ihre Nasen müssen schielen!" dichtete Leh- ob seiner glorreichen ten wir uns auf den Thürpostcn, daß derselbe Hals über Kopf zu Boden floa. Bald ertönte vielstimmiges Ge brüll hinter unserem Rücken, Schüsse krachten, Kugeln umPfiffen unsere Köpfe. „Au!" brüllte plötzlich Duselkowski und griff nach feinem linken, weit ab stehenden Horchlässel, den eine Kugel etwas unsanft gestreift, „Lehmann, muß sich sein ein Franzuski Links schütze. hättest Du müssen schwarz ma chen sein linkes Nase!" Duselkowski bat wohl recht gehabt, «in Franzose muß Linksschlltze gewesen sein, denn wir übrigen kamen alle mit heiler Haut davon. Einig: Tage später fand Lehmann Duselkowski fleißig schreibend. „Was kritzelst Du da so eifrig?" Mit stolzer Geberde überreichte Du-! selkowski das Dokument. Mühsam entzifferte :ann die Pauie Genera, von Moltki! Her,. Darum muß ich Ihnen, hochkluges General und KriegScollege, machen be kannt mit groß-r Entdeckung, was hat erfunden Lehmann aus Berlin, was ist auch sehr kluges Kerl. Wenn man nämlich macht auf rechtes Nase von zie lenden Schützen schwarzer Strich, s> entsteht infolge schimmernder Schwärze einwirkenden Ableitung auf Auge, da'; schießt immer vorbei. Soldaten." welche schienen mit linke Augen, müssen außer Betrieb gesetzt werden auf linke Nase „Hahaha!" Lehmann vermochte nicht weiter zu lesen vor Lachen. „Du selkowski, Du bist ein großes Genie." Duselkowski's Gesicht verklärte sich zu seinem allerbrciteften Grinsen. „Lehmann, wie fnut mich Anerkenn nung, bin sich ganz selig." Lehmann schloß den treuen Waffen bruder fest in seinen Arm. „Was sagst Du, selig? Du bist mehr als selig, Du bist du selig!" Du aber, freundlicher Leser, wollest auch Nutzen ziehen aus dieser lehrrei chen Geschichte. Du brauchst Dir in Zukunft keine Beleidigung mehr gefal len zu lassen? sowie Dir jemand mit einem Blick, mit einem Wörtchen zu nahe kommt, forderst Du blutige Ge nugthuung. Bevor der Gegner jedoch das tödtliche Blei auf Dich absendet, gehst Du auf ihn zu, machst Deine höflich« Berneigung und bemalst seine rechte bez. linke Nasenseite schwarz, pechschwarz! Du darfst sicher sein, daß Dir nunmehr kein Härchen aekrümmt wird. Wer's nicht glauben will pro bir's! Das 6. Grenadier-Regiment, in wel chem Chomski seiner Dienstpflicht ge nügte, gierte das Jubiläum des füiif „Wenn immer so sein, dann ich möcht' bleiben Soldat für ganzes Le ben," hörte man den Grenadier Chomski zu wiederholten Male spre chen. GegenSchluh des gemeinsamen Fest „Kamerad, sehen Sie nur, mit wel chem verklärten Gesicht Ihr Bursche Chomski den Klängen der Tafelmusik lauscht. Der Mann macht ein Gesicht, sprach. „Na, Chomski, Du bist ja ganz Ohr. Welches Musikstück hat Dir denn von gefallen." schallte es prompt als Antwort. „Nummer fünf war's nicht die das schone Schw.in.bra Der besorgte Freund. Gattin: Da kannst Du sehen, wie viel. Deine Freunde nach Dir fragen. Wäh- und was sagst Du zu Meyer? Gat den Du hast. Gatte: Ja, das kann ick und das weißt Du wohl nicht? Sol dat: Zu Befehl, Herr Major, ich weiß, daß ich jetzt drei Tage Arrest bekomme! Major: Siehst Du, Du bist doch der keinen Arrest! Das Schlimm st e. Ah. : Ich ben haben. Köchin: Warum? Zim mermädchen: Di« Gnädige kommt mir heute so kühl vor! Soqehtsauch. Mutter szu lebt Ihr denn zusammen, liebes Kind? Tochter: O Prächtig, im besten Ein vernehmen. Mutter: Ha! sich denn Dein Mann das viele Biertrinkcn, das Du nicht leiden konntest, abgewöhnt? Tochter: Nein, er hat mir's ange» wöhnt!
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