6 zleuc iMönttieilei!. ' >c)er Fleiß und die Schaffenskraft des größten Theiles der Frauenwelt kann die Handarbeit nichi entbehre». Selbst in den Stunden, die der Erho lung gewidmet sein sollen, muß die rastlose, nimmermüde Hand eine Be schäftigung haben, und spielend schafft sie ftne reizvolle» Erzeugnisse, die zum Struck des Hauses dienen. ! Teppiche, Läuser, Borhänge, Stuhl bordUren, Decken u. dergl. mehr werden stilvoller altnordisches sowie auch per sischer und arabischer Muster an. Auch für die englischen Schreibtischstllhl« Darstellungen »achahmt. Bedeutende Künstler entwerfen für diesen Zweig der Frauenarbeit treffliche Muster, die, gut ausgeführt, mit ihre» weichen und feinen Farbentönen herrlichen Gemäl den gleichen und noch spätere Genera tionen ebenso entzücken können, wie uns Deister Kacheln und Platten ist hier auf Leder oder eigens dafür präparier tem Damast ein holländisches Motiv gemalt, dessen dunkelste Schatten und hellste Lichter durch slotie Seidenstiche then. > Eine allerliebste Neuheit, die sich auf dem Balkon, der Veranda, im Garten, selbst beim offenen Fenster im Zimmer Freunde erwerben wird, sind Fliegen schützer für Kuchen und Süßigkeiten. Man fertigt für diesen Zweck Gestelle Ben und Formen und bezieht sie mit feinem, weißem Mull, der in beleibiger Weise mit leichter Stickerei und farbi gen Bandschleifen oder Pompons ver ziert wird. Den Mahlzeiten im Freien entspre chend sind allerlei wunderhübsche Thee tische aus Rohr, Bast und Hanfgeslecht vorhanden. Sie erhalten Decken aus grauem oder weißem Leinen, die mit farbiger Stickerei geschmückt werden. Die Arbeit an diesen Decken ist leicht neuen Compositionen geschaffen werden. Sie werden nicht allein aus Leinen, Kolbert-Kanevas, Tüll u. f. w., son dern auch aus weißer Seide gefertigt. Oft bilden sie eine Blume, eine Vlatt !form oder auch ein Kleeblatt, die mit Seide und Gold ausgestickt werden, oft sind sie im Qudrat mit Durchbruch ge arbeit und zeigen in der Mitte nur eine einzelne gestickte Blume. Für Milieux und Läufer, die ebenfalls auf den ver schiedensten Stoffen gearbeitet werden, verwendet man die mannigfaltigste» Sticharten, wie Flicht-, Damast-, Ja niiMstich u. s. w. Der letztere nament lich ist unendlich weich in seiner Wir kung, und es werden besonders gern mit ihm die Blüthen gearbeitet. Hübsch und neu sind auch verschiedene Figuren aus denen sich in Verbindung mit Hä kelarbeit reizvolle Muster in irischer Weise herstellen lassen. Eine Technik früherer Zeit, die auf Tüll über Mullauflage ausgeführten Stickereien, an denen nach ihrer Fertig stellung der Mull sortgeschnitten wurde, wird neuerdings in hervorragender Weise bevorzugt, nur daß man in un serer farbenliebenden Zeit sich nicht mit dem monotonen Weiß begnügt. Man stickt vielmehr diese Decken höchst fein sinnig in bunten Farben in Wolle und Seide aus, und die Wirkung, welche die glänzenden Blumen und Figuren auf dem feinen Tüllgründe hervorbrin gen, ist ebenso überraschend wie anmu-, thend. Eine andere, ebenfalls feit kurzem wieder aufgenommene Handarbeit ist die Anfertigung von Frivolitäten. Auch hierin wird insofern Neues geleistet, werben wird. Sehr praktisch ist eine Ar! neue» Sommer-Wagendecken aus gestreiftem Stoff oder auch aus grauem, wasser dichtem, ganz leichte», Leinen. Sie sind mit Hellem Lederstreifen umsteppi und zeigen in einer Ecke eine zierliche besteht. Häusig schmücken gemalte oder auch gestickte Applikationen diese Dr ucken. Neu sind auch Decken au« wannen gebreitet werden. Man ver Mht sie mit Vorliebe mit Kreujstich- Zum Schluß wollen wir noch die ge häkelten Pessementeriebefätze erwähnen, die mit cremefarbenem Garn oder Seide gearbeitet werden. Vielfach und in der mannigfachsten Weise wird der Wickel stich bei ihnen verwendet; sie bestehen meist aus zusammengestzien Sternen, Rosetten u. s. w. Di« verbindenden schmückt. Margarethe Würbe r. Sir Toilette der Römerinnen. des römischen Hauses war das Anklei dezimmer der Herrin desselben. Mit dem kostbarsten Luxus ausgestattet, glich es doch einigermaßen einem chemi schen Laboratorium, so sehr war es mit Phiolen, Töpfen, Tiegeln und Va sen angefüllt. Die Römerin betrach tete die Pflege ihrer Schönheit als ihre Lebensaufgabe, und widmete derselben einen großen Theil des Tages. Hatt« sie sich vom Lager erhoben, so begab sie sich an ihren Toiletlelisch, und musterte mit kritischem Blicke die Batterie kos metischer Behelse, die vcr ihr ausge stellt war. Ihr Gesicht trug noch die Spuren einer Maske, die aus Esel milch und weißem Brod bereitet Nachts über aufgelegt war. Langsam sorgfältig wurden nun diese Spuren mittelst parfürmirtem Wasser abge spült, darauf das Gesicht mit Fett ge salbt, mit «inem zarien, weichem Lei nengewebe trocken gerieben, und endlich aufs Genaueste im Spiegel geprüft. Nicht die kleinste Unebenheit der Haut entging dieser Controle; das geringst« Pünktchen, die unbedeutendste Röthe oder Erhöhung wurde mit geeigneten Salben, mit Messerchen, Bimssteinstif ten oder anderen Instrumenten behan delt. Die Hände wurden mit Seif« gereinigt, und dann in frische Esels milch getaucht und sanft abgerieben. Darnach begab sich die Dame in ihr Badegemach dessen Einrichtung mit dem größten Raffinement ausgeführt war. Bei den Reichsten war das Badebecken aus massivem Silber, und so groß, daß man darin schwimmen konnte, der Botxn des Gemaches war mit schönster Mosaik belegt, die Decke schmückten Fresco-Gemälde und die Wände waren mit edelstem Holz und Marmor verklei det. Das Wasser des Bades war stark parfümirt, und zuweilen mit Esels milch gemischt. Nachdem die Dame eine halbe Stunde im Bade verbracht, läßt sie sich abtrocknen, massiren und zuletzt mit einer Metallbürste abrei ben. Nachdem sie sich in einen Bade mantel gekleidet übergibt sie ihre Füße jenem Sklaven, der für diese Arbeit herangebildet wurde, läßt sich die Nä gel schneiden, glätten und feilen. Nun verspürt sie Appetit, winkt, und es erscheinen schöngeschmückie Sklaven mit dem Friihmal, welches aus starkem Wein besteht, der piit heißem Wasser gemischt wird, ferner aus Brod und Obst. Die Sklaven entfernen sich, und es beginnt eine neue Procedur. Die Arme, die Füße, der Hals werden mit Bimsstein geglättet, mit Oel gesalbt, und, wenn nothwendig an einzelnen Mundes und der Zähne. Es gab zu jener Zeit schon zahlreiche Zahnärzte in Rom, welche sich nicht nur mit Aus ziehen der Zähnen befaßten,sondern auch verschiedenartige Plomben anfertigten. Auch künstliche Zähne wurden erzeugt, und ganze Gebisse mit goldenen Häck nenkorb« zu zählen, als die verschiede nen Arten der Frisuren." Jeder Tag brachte eine neue Mode. Zu den Frisu nen in der römischen Campagna b«ute noch tragen. Si« waren aus Holz ge schnitzt öder auch aus Gold geschmiedet Venus, Psyche oder Cupido. Auf das das Antlitz ihrer Herrin, doch war dies eine Art Ehrenamt, welches, wenn ein Besucher erschien, diesen, zugewiesen wurde. (Die Römerinnen liebten es, während ihrer Toilettestunden Besuche zu empfangen.) Nach beendeter Frisur das Gesicht in auffallender Weife; oje- Ohren grell roth und die Augenbrauen und Wimpern möglichst dunkel gefärbt und Pulver oder Essenzen, deren Natur wir nicht genau kennen, in die Augen sels und schwarzer Farbe Pünktchen in's Gesicht gemalt Vorläufer der Schönheitspflaster der Rococozeit. Das Anlegen des Kleides erforderte die Hilfe ebsnfo vieler Sklavinnen wie die Frisur. Da damals die Glocke noch nicht in Gebrauch war, klatschte die Herrin in die Hände, um ihre Diene dem Gebrauch mittelst Thierschwänzen gereinigt. Die Stosse waren wie heute aus Seide, Schaf- oder Baumwolle; die assyrische Seide, die indisch« Schaf wolle waren am höchsten geschätzt. Bei Tag legten die Dame» grüne, blaue und gelbe Gewänder an, der Purpur wurde für festliche Gelegenheiten aufge spart. Die Toilette der Römerin bestand aus der Stola einer langen, weiße» mit weiten Aermel» versehenen Blouse, die bis zur Erde reichte, in der mehr öder weniger reich mit Gold und Purpur verzierte Tunika drapiri; zu der Toilette der Römerin gehörte fer ner die „Palla", eins Art Ueberwurf, Irxlcher an der Schulter mit einer Camee festgehalten wurde. Die Palla oder das Pallium hatte eine gewisse Aehnlichkeit mit den modernen Män iiln und war für beide Geschlechter gleich. Außer diesen Grundformen gab es aber noch viele Abarten; und wenn auch das Costume der antiken Röme rinnen in seiner Gestaltung nicht so sehr variirte, wie das unserer Damen, so fanden die Bewohnerinnen des alten Rom doch Gelegenheit, die Hülle ihrer Schönheit stets neu erscheinen zu lassen; wechselten auch die Formen wenig, Schmuck und Zierrat wurden häufig erneuert. Das halb« Leben der Röme rin gehörte ihrer Toilette, und wen» die Geschichte auch von einzelnen heroischen Frauen und Müllern berichtet die meisten Römerinnen aus edlem Ge .schlechte lebten ausschließlich dem Cul tus ihrer Schönheit, und ihrem Ver gnügen, das nicht immer vornehmsten Styles war. Eine Hochzeit» .Reise. Von O. W o h l I> r ü ck. „Riekchen, da herein, hier sind nicht so viel Leute!" Er stieg in den Abtheil und reichte dann seiner Frau die Hand, damit sie sich beim Einsteigen auf dieselbe stütze. Die Stufen waren hoch und steil; das Aufsteigen wurde ihr sauer. End lich stand sie neben ihrem Mann, Hoch roth im Gesicht, einen weißen mit einem silbernen Band umwundenen Blumen strauß ängstlich an die Brust drückend. Sie mochte etwa fünfzig Jahre alt fein: ihr Haar war start ergraut, und unzählige kleine Fältchen waren in ihr freundliches Antlitz eingedrückt. Sie war nach guter bürgerlicher Art geklei det, einfach in Schnitt und Stoff des Kleides, dessen Farbe allein allzu ju gendlich gewählt schien. Der Mann machte einen fast greisen haften Eindruck mit scineyr langen, schlicht zurückgekämmte», weißen Haar, der bebeugten, hageren Gestalt und dem runzeligen Gesicht, aus dem ein paar kleine graue Augen unter buschigen weißen Augenbrauen freundlich hervor stachen. „Setz' dich in's Eckchen, Riekchen, da siehst du besser," wandte er sich zärtlich an r.jne etwas umfangreichere Gattin und räumte sorglich ein paar Schach teln fort, die er beim Einsteigen auf den Ecksitz geworfen. Rieke nahm Platz. Sie griff in ihre Tasche, holte ein säuberlich zusammen gelegtes Taschentuch hervor und fuhr sich mit demselben über das Gesicht, dann zupfte sie ihren Mann beim Aer schickt es sich." der. Fenster hinaus auf das buntbewegte Treiben des Bahnsteigs. „Ob wohl jeden Tag so viel Men- Jhr Gatte fuhr sich mit der Hand ften ... brauchen uns von der Eisen bahn-Gesellschaft nichts schenken zu lassen, entgegnete der Mann wurde ia!" Stoff ausgepolsterte Rückwand und schielte über ihre weißen Blumen zärt lich zu ihrem Mann hinüber. Endlich wurde das Zeichen zur Ab fahrt gegeben. „Jetzt wird's Ernst!" sagte er. „Gib mir die Hand!" flüsterte Frau Rieke. „mir wird ganz bang bei dem Gedanken, daß wir die Heimath oer lassen, um in die Fremde zu ziehen ... Wer weiß, wie. es uns dort ergehen wird!" „Das dauert ja nicht so langt, Riek chen, vierzehn Tage höchstens. Aber diese vierzehn Tage sind wir uns schul diese Reise schon vorgenommen haben." ..Ja ... ja .. .„ Frau Rieke lächelte leise vor sich hin, aber dennoch stiegen Thränen in ihren Augen auf, als d:r Zug sich in Bewegung setzte. Sie führte ihr Talchentuch zum Ge sen, Riekchen?" „Geh' Riekchen, sei k'-n Kind." „Nein, Fritz, das schickt sich nicht; gar nicht da wäre!" „Siehst du, Riekchen!" wendete sich der Alte an seine Frau und dann zum Fremden. „Ich danke Ihnen, mein Herr, für Ihre Freundlichkeit; ich wollte nämlich meiner Rieke einen Kuß aeben." Damit näherte er sich der Wange fei ner Frau und drückte einen leisen Kuß auf dieselbe. Frau Rieke meinte diesen Kuß dem Fremden gegenüber entschuldigen zu müssen: „Zu Hause haben wir nie Zeit gehabt für solchen Unsinn, lieber Herr, aber jetzt... da machen wir un sere Hochzeilsreise, und da glaubt mein Fritz eben, daß ihm alles erlaubt ist." Der Fremde blickte verblüfft auf das alte Paar. „Ihre Hochzeitsreise?" ganz jung und im Beginn uuserer Liebe," sagte sie gerührt. Dcm Fremden wurde unheimlich zu Muth. Er dachte, er hätte es mit ei ner Geistesgestörten zu thun. Um sie nicht zu reizen, ging er auf ihren Ton „Sie haben sich wohl schon lange früher gekannt?" fragte er, und wen dete sich dabei mehr an den Mann, als Der Alte dachte «ine Weil« nach. „Ja, j«tzt mögen es an dreißig Jahr: sein, da wir uns kennen lernten, lieber Herr. Die Riek« war damals ein bild hübsches Mädel." Frau Rieke seufzte. „Bist jetzt auch noch eine schöneFrau, Riekchen," beruhigte der Mann. „Aber damals, lieber Herr, da war si« ein sei nes, gebildetes Mädchen. Den ganzen Tag las sie in Büchern und am Abend spielte sie Clavier." „Ach, nur ganz wenig," wehrte Rieke Der Fremde lächelte. „Sie haben sich wohl am Clavier kennen und lieben aelernt?" fragte «r. Er war Musiker und hatte sich vor tinigen Monaten mi! einer seiner Schülerinnen verlobt. Der Alte nickte lebhaft. „Ja, lieber Herr, durch das Clavier kam das Ganze. Es war ein aller Flügel, ein baufälliger Kasten, lahm und blind. Dem sollte ich wieder auf die Beine helfen und ihn Poliren." Der Fremde lachte leise: „Ach so!" „Ja ... und da ich das Ungethüm nicht zu mir schleppen wollte, so arbei tete ich denn im Hause und da beim Tischlern und Poliren da lernte ich die Rieke kennen, und als der Flügel so blank geworden war, das, wir uns schworen wir uns ewige Liebe und Treue, die Rieke nämlich und ich." .„Und Beide haben wir den Schwur gehalten!" bekräftigte Frau Ricke. „Ja, die Treue haben wir gehalten," mußte ich denn erst viel lesen, bis ich so iib?r alles mit ihr sprechen konnte, wie sie's gern haben wollte und wie es An dere wohl auch thaten. Gell. Rieke? Iben. Rieke hatte ein klein Bißchen Geld, und mit dem. was ich erspart, konnten wir ein« Wirthschaft schon gründen. Aber Rieke hatte sich in den Kopf gesetzt, eine Hochzeitsreise zu ma chen. Dazu langte denn das Geld Jährchen warten. Doch das Jahr war schleckt, und ich mußte da? Ersparte anareifen, dann kamen Krankheit, Pech unser Geld schwand, statt -u wachsen, und wir sal>«n ein Aayr nach d-m an aar nicht mehr zu denken," fügte Frau Riete traurig hinzu. „Die mußten wir immer wieder aufschieben, bis aus den heutig?» Tag." „la, ja, lieber Herr, heute vor fünf undzwanzig Jahren da konnten wir's nicht so novel geben. Getraut wurden wir ganz in der Stille, und als wir in unsere zwei kleinen Zimmer zogen, da nahmen wir uns vor, sleißig zu arbei ten und unsere Hochzeitsreise, die meine Frau am meisten entbehrte, im nächsten Jahr zu machen. Aber im nächsten Jahre kam unser Junge und mit dem vermehrten sich unsere Ausgaben. Der Verdienst war freilich besser, aber nun mußte auch «nehr Geld in's Geschäft gesteckt w«rd«n. Die Rieke hatte schon längst alle Bücher hinausgeworfen und hantirt« wacker in der Kllchenschürze herum; aber auf die Hochzeitsreise hatt« sie darüm doch nicht verzichtet. Ich muß um die Zeit schon ein recht brummiger, unliebenswürdiger Ehe krüppel geworden sein. Die Arbeit nahm meine ganz« Zeit in Anspruch. „Ihren geheimen Wunkch sprach sie nie mehr aus, aber ich hatte ihn nicht vergessen. Eines Tages brachte ich ihr eine hübsche runde Summe: Rieke, sagt« ich, hier ist Geld, das will ich gern entbehren; nun können wir auch unser« Hochzeitsreis« nachholen! Aber da fiel sie mir in die Arm« und meinte, sie wollte nun gern die Reise «ntbehren, wie ich das sauer verdiente Geld, und wir sollten es doch litber anlegen und weiter sparen für unsern Jungen, der würde uns Dank dafür wissen. Wie ich das nun höre, rufe ich den Bengel herein er war schon ein strammer zwölfjähriger Bursche zeige ihm das Geld und sag« ihm, wie die Mutter zu sein«» Gunst«» aus dasselbe verzichtet und wie er ihr zeitlebens dafür dankbar sein müsse, daß sie sich ihm zu Liebe ihren größten Wunsch versagt. Da rauf schlägt der Dingel mit der Hand auf d«n Tisch und ruft: So wahr ich hier stehe, ich zahle der Mutter die Reise, wenn ich erst groß bin und ver diene, und dann braucht Ihr nicht drit ter Klass« zu fahren, wie Ihr es jetzt gethan hättet, sondern Ihr fahrt zwei- Der Alt« hielt inn«. Frau Rieke wischt« sich die Augen ab. „Er war „Und er hat Wort gehalten?" fragte der Fremde. „Na, ja, freilich, lieber Herr!" er widerte der Alte mit strahlendem Lä cheln. „Da sitzen wir ja in der zweiten Klasse, wie die feinen Leute, und meine Rieke hat ein wirkliches Brautbouquet das hatte sie nicht vor fünfund zwanzig Jahren! Und sie macht eine wirkliche Hochzeitsreise, denn es ist heute unsere silberne Hochzeit! Nun, lieber Herr, wo Sie wissen, wi« es steht, darf ich auch alles Uebrige nachholen, was ich versäumt, und meiner Alten hier und da einen Kuß geben, d«n sie sich in den fünfundzwanzig Jahren hat. weil wir keine Zeit hatten zu sol cher Tändelei." Der Fremde lächelte und reichte den areifen Hochieitsreisenden in aufwal lender Herzlichkeit die Hand. .Möge die Beaegniing mit Ihnen für mich von auter Vorbedeutung sei». Auch mir steht in acht Tagen meine Hochzeitsreise bevor... meine Frau wird freilich, denke ich, alle Küsse schon im voraus erhalten, «die sich die Ihrige so wacker verdient hell." Galccmistrase in Deutschland. Es mag wohl weiteren Kreisen et was unwahrscheinlich klingen, daß Deutschland lcimie schon, bevor es Mil lionen für die. Schaffung einer Flotte auszugeben begann,das schöne(!) Insti tut der Galeerenstrafi besessen hat. Und doch ist dem ist. Als die Wildschützen in Bayern vor hundert Jahren wieder einmal allzu üppig wurden es war die Zeit des berühmten bayerischen Hiesels—da ließ sich der Kurfürst von seinem Oberst-Jägermeister-Amt Gut achten erstatten wegen Ausrottung die ser Missethäter. Und darauf erging dann unter dem 24. December 1771> an den kurfürstlichen Hosrath ein Re skript wo es heißt: Durchlaucht geden ken keineswegs die Statuta wegen derer Wildschützen zu mildern, vielmehr zu verschärfen und mit allem „Rigor ad «xecutionem" bringen zu lassen: „des halb Hai der Borschlag, daß die habi tuirt oder gefährlichen Wildschützen auf die Galeere condemnirt werden sollen, nicht mißfallen, sind auch zu dem Ende mit der Republik Venedig wirklich zu correspondiren im Begriff." Was hier erst eingerichtet werden sollte, be stand dagegen schon lange vorher in Franken, wie Dr. Julius Meyer in sei nen „Erinnerungen an die Hohenzol lernherrschast in Franken" gelegentlich mittheilt. In Franken ist aus dem Jahre 15M ein Fall überliefert, daß an die Ruderbänke angeschlossen die harte Ruderarbeit zu leisten hatten, zu der sich wenig Freiwillige meldeten. Ein weiterer Fall ist dann aus dem Jahre 1712 bekannt, wo in Ansbach der früher einflußreiche Hofjude Frän kel wegen Wuchers und Lästerung des Christenthums verurtheilt wurde, auf öffentlichem Markte mit Ruthen gestri chen und dann entweder den Venezia nern zur Arbeit auf die Galee« überge ben oder im Lande in ewige Gesängen-, schaft gesetzt zu werden. Die Kunst, sich m kleiden. Jede Dame will begreiflicher Weife „nicht nur angezogen sein," sondern auch durch die Art der Bekleidung Ge fallen erregen. Die Schlanken sowohl wie die Dicken, die Großen wie die Kleinen, Alle glauben Anspruchs auf unsere Bewunderung zu besitzen. Wenn sie aber gewisse Grundsätze der Optik zu befolgen verschmähen und ihr« Schneiderin, sosern diese selbst nicht jene Zauberformeln kennt, nach Belieben schalten und walten lassen, so wird der ersehnte Erfolg sich nicht einstellen trotz allen Aufwandes von Geld und Mühe. Also: eine senkrechte Linie erscheint größer als eine wagrechte Linie von gleicher Länge, und: eine gerade Linie, an deren Endpunkten zwei spitze Win kel sich befinden, erscheint kleiner als die gerade Linie von gleicher Läng«, an deren Endpunkten stumpfe Winkel vorhanden sind. Der Augenschein lehrt dies ganz deutlich und ich bitte die Leserinnen, sich mit Hilfe des ma thematisch gebildete» Gatten, Sohnes oder Bruders von der Wahrheit des Gesagten zu überführen. Für große Damen. Aus diesen optischen Gesetzen geht hervor, daß senkrecht gestreifte Kleider die Figur der Trägerin größer, also schlanker, erscheinen lassen, während die Benutzung des gestreiften Stoffes in wagerechten Linien die Figur ver kleinert. Ein Bück aus die beiden Damen, die unser Bild ausweist, wird die Richtigkeit ergeben. Daß der Eindruck, den die senkrechten Streifen hervorzaubern, auch derselbe bleibt, wenn statt des streifenfarbigen Ge wandes ein einfarbiges gewählt wird, sofern nur dann der Rock in langen senkrechten Falten herunterfällt, dürfte „Zebra-Kostüm" lieben. Das Nicht- Vorhandensein der Falten, die ja fast jeder Rock zeigt, ist auch d«r Grund, weshalb «ine Dame in Mannskleidern kleiner aussieht, als in ihrem eigenen Gewände. Für zu groß gewachsene Damen viele wollen allerdings nicht zugeben, daß in der zu großen Länge cin Feh ler liegt, und ohne Kenntniß der übri- Kreis« die Eintönigkeit des Falten wurfs aufheben: am Halse als Kragen, am Taillenschluß als breiterer Gürtel und am Rocksaum als Besatz. Die zu lange Taille kann hierbei noch durch Auslaufen des Kragens und Gürtels in spitz verlaufende, auf der Brust sich nähernde Mittelstück« cachirt werden. Für kleine Damen. Ein großer Theil der Damemoelt ist insofern von der Natur chiefmüt terlich ausgestattet worden, als der Mangel jeglicher Büste der '.^stalt besonderen Liebreiz, und mit vollem Recht spötteln wir über die Eckigkeit englischer Misses. Wie nun diesem Mangel an Büste abhelfen, >hne zur handgreiflichen Fälschung unsere Zu flucht zu nehmen. Nun, auch hierfür weiß.ich ein Mittel. Man betrachte unsere kleine geometrische Zeichnung; sie zeigt uns, daß die beiden parallelen des Schneiders verdecken. Wer z. B. eine zu hohe Schulter besitzt, brauche deshalb nicht gleich zum Bandagisteii zu eilen, sondern kann sick dadurch helfen, daß auf dem einfarbigenStssfe der Taille ein schräglaufender Besatz angebracht wird, wie es unser Bild zeigt. Büsten-Aufb e 112 112 e r u ng. Sehr wichtig ist die Wahl der Farbe des Stoffes für die Wirkung der per sönlichen Erscheinung. Es ist be kannt, daß Weiß „korpulent macht", und Grau steht im selben Rufe. Starke Damen werden daher diese Farben vermeiden und zu den belieb ten Mitteltönen greifen, während für junge Mädchen das weiße Kleid die naturgemäße Sommertracht ist, nicht nur als Symbol der Unschuld, son dern auch als dem praktischen Grunde, daß es die der Jugend eigenthümlichen eckigen, unschönen Körperformen run det. Wohl zu beachten ist aber bei Weiß seine Einwirkung auf dem Teint.den es durch den matten Schim mer. den es verbreitet, verschlechtert. Nun, die Jugend hat meist rothe Backen und kann den Reflex der wei ßen Farbe schon vertragen. Matte Stoffe machen schlanker, glänzende Stoffe stärker. Auch dieser Grundsatz will beachtet fein. Nicht jeder Dame steht ein Atlas- ider ein Satin Duchesse-Kleid. Ferner halte jede Dame, die über die erste Jugend hinweg ist, darauf, daß de? Kleider rock eine solch« Länge hat, daß nur die Spitze des Fußes zu erblicken ist. Zu kurze Kleider wirken „emanzipirt". Die hohe Schulter. eine kokette Gestaltung des PuffärmelS erlauben, als solche mit geraden oder hochstehenden Schultern. Bei starken Armen soll der Puffärmel nicht über Wir der Czar rciy. Weise dem Leben des Monarchen ge fährlich werden. So wird ein grober Apparat in Bewegung gesetzt, um die ganze zu durchfahrende Strecke sorg lich untersuchen und stetig überwachen zu lassen. Es ist bekannt, das; die ge sammte Bahnstrecke vou einer Reihe von Soldaten besetzt und von diesen streng darauf geachtet wird, daß tcin Schienen würde sofort eindeckt werden. Ahnlt-g los. Zange Frau: »Sieh Mann beim Anblick dieses Früh» jahrshütchent geht mir das Herz auf! Nun?! Weiht Du jetzt nicht, was Du zu thun tast!" Gelehrter (trockm): .Nein wirklich nicht, Kind! WaZ Ach so! A.: „Unser Freund wiche Haare bekomm:»." B.: „Nicht möglich, wie so denn?" A.: „Neulich ging er betrunken nach Hause und fiel in eine Mehlkiste." Rosen. „Wie, Sie wagen es, in meinem Beisein meine Tochter zu küssen?" Herr: „Ruhig, noch sind Sie nicht meine Schwiegennut ttt!"
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